Kitabı oku: «Ein Ausflug in die Waldregion», sayfa 4
Zweiter Tag
Am folgenden Morgen machten wir zu Dreien uns wieder auf den Weg nach der »Brandöde.« Vor zehn Jahren waren einige tausend Morgen Wald niedergebrannt und es wollte seitdem aus der weiten Fläche kein Nachwuchs gedeihen, daher die Bezeichnung »Brandöde.« Nur hie und da kamen junge Tannen und Kiefern vor, sonst war Alles mit Asche und Moos bedeckt. Auf dieser Brandöde, welche etwas über anderthalb Stunden von Sswjatoje entfernt lag, wuchsen in großer Menge Beeren aller Art und lockten Birkhähne herbei, die besonders auf Erd- und Preißelbeeren sehr versessen sind.
Wir fuhren schweigend vorwärts, als plötzlich Konrad den Kopf erhob.
– Ei sieh!i rief er, steht dort nicht Jephrem? Wie geht’s, Alexandritsch – fügte er mit erhobener Stimme und die Mütze abnehmend hinzu.
Ein Bauer von kleinem Wuchs in kurzem schwarzemKamelot, mit einem Stricke umgürtet, trat hinter einem Baume hervor und näherte sich der Telega.
– Hat man Dich frei gelassen? fragte Konrad.
– Wie recht und billigt erwiderte das Bäuerlein, die Zähne fletschend. Ein Mensch soll den andern nicht einsperren.
– Und mit Peter Philipitsch ist es nichts?
– Mit dem? natürlich nichts?
– Was Du sagst! Ich glaubte wahrhaftig, Brüderchen, diesmal wäre die Gans in die Bratpfanne gekommen.
– Wegen Peter Philipow?1 Schweig mir von Dem! wir kennen diese Menschensorte. Er möchte den Wolf spielen und hat einen Hundeschwanz. Fährst Du auf die Jagd, Herr? Fragte mich plötzlich der Bauer, seine blintzelnden Augen aus mich richtend und dann gleich wieder zur Seite blickend.
– Auf die Jagd.
– Nach welcher Richtung?
– Nach der Brandöde, sagte Konrad.
– Fahrt nach der Brandöde, aber nicht in den Brand.
– Wie meinst Du?
– Ich habe dort viele Birkhähne gesehen – fuhr der Bauer, wie höhnisch vor sich hinlächelnd und ohne Konrad zu antworten, fort – aber Ihr kommt nicht mehr hin: es sind in gerader Richtung noch drei Meilen. Selbst Jegor, der doch im Walde Bescheid weiß wie auf seinem Hof, würde es nicht fertig bringen. Bleibe gesund, Jegor, Seele Gottes in anderthalb Groschen! kreischte er plötzlich.
– Dank Dir, Jephrem, erwiderte Jegor.
Neugierig betrachtete ich mir diesen Jephrem. Ein so seltsames Gesicht war mir lange nicht vorgekommen. Er hatte eine lange, spitze Nase, breitaufgeworfene Lippen und einen spärlichen Bart. Seine blauen, lebhaften, kleinen Augen blinzelten fortwährend unstät umher. Mit bedecktetn Haupte stand er da in völliger Ungezwungenheit vor mir, die Hände leicht auf die Hüften stützend.
– Du wirst wohl einen Besuch zu Hause machen, hm? fragte Konrad.
– So ist’s, Bruder! Das Wetter ist anders geworden, es hat sich aufgeklärt. Ich habe jetzt einen breiteren Weg vor mir. Ich kann bis zum Winter auf dem Ofen liegen, ohne daß ein Hund nach mir bellt. Der Beamte in der Stadt sagte zu mir: Mach Dich auf die Sohlen, Alexandritsch, verlaß unsern Bezirk, wir werden Dir den allerbesten Paß ausfertigen . . . Aber um Euch Bewohner von Sswjatoje thut es mir leid; ein Gauner wie ich findet sich nicht leicht wieder.
Konrad lächelte.
– Du bist ein Spaßmacher, Bruder, der richtige Spußvogel, sagte er, mit den Zügeln die Pferde antreibend.
– Brrr! murmelte Jephrem. Die Pferde hielten wieder.
Konrad wurde verstimmt.
– Hör’ auf zu scherzen, Alexandritsch, sagte er halblaut, Du siehst, daß ich einen vornehmen Herrn fahre; er wird böse, sieh nur.
– O Du Meerentrich! Warum sollte er böse werden? Er sieht aus wie ein guter Herr. Paß nur auf, ergiebt mir noch für ein Glas Branntwein. Ach, gnädiger Herr, gieb einem armen Vagabunden etwas für den Gaumen! Ich werd’ es schon zerfleischen, fügte er hinzu, die Schultern bis an die Ohren ziehend und mit den Zähnen knirschend.
l Ich lächelte unwillkiirlich, gab ihm einen Griwenik2 und befahl Konrad weiter zu fahren.
– Sehr zufrieden, Ew. Wohlgeboren, rief uns Jephrem im Tone rnssischer Soldaten nach. Aber Du Konrad, merke Dir für die Zukunft, bei wem Du was lernen kannst; hast Du Furcht, so bist Du verloren, bist Du kühn, verschlingst Du Alles. Wenn Du heimkehrst, besuche mich, hörst Du? Drei Tage gibt’s jetzt bei mir Trinkgelage; wir werden einigen Flaschen die Hälse brechen. Meine Frau hält lustig mit und meine Thüre steht Jedem offen. «Hei, Du Elster, hüpf’ so lange Dein Schwanz noch ganz ist!
Laut vor sich hinpfeifend verlor sich Jephrem im Gebüsch.
– Was ist das für ein Mensch? fragte ich Konrad, der, auf der Randleiste sitzend, den Kopf schüttelte, als ob er sich mit sich selbst unterhielte.
– Der da? fragte er wieder. Der da? wiederholte er.
– Ja. Ist er ein Nachbar von Euch?
– Er wohnt auch in Sswjatoje. Das ist so ein Mensch . . . Auf hundert Werst findet man seinesgleichen nicht. Ist das ein geriebener Schelm und Spitzbube – ei du gerechter Gott! Wenn er fremdes Gut sieht, zieht sich sein Auge nur so zusammen. Vor dem ist selbst unter der Erde nichts sicher und wenn Du zum Beispiel Dich selbst auf Dein Geld setzest, so stiehlt er es unter Dir weg, ohne daß Du es merkst.
– Ist das ein kecker Bursch! – Keck? Ja, er fürchtet sich vor Niemanden. Sehen Sie ihn nur ein wenig recht an: schon aus der Viehnasomie, an der Nase erkennt man die Bestie. (Konrad wollte sagen Physionomie. Er war viel mit Herrschaften gefahren und lange in der Stadt gewesen, woraus sich bei ihm das Bedürfntß entwickelt hatte, gelegentlich seine Bildung zu zeigen.) Auch ist ihm gar nicht recht beizukommen. Wie oft hat man ihn schon zur Stadt gebracht und in’s Zuchthaus eingesperrt; es ist Alles vergebliche Mühe. Man bindet ihn und er sagt: »Warum legt Ihr das Bein da nicht in Fesseln? Macht es fester, während ich schlafe. Ich werde doch früher wieder zu Hause sein als Eure Begleiter.« Und richtig ist er heimgekehrt, der Kerl ist wieder da, ach Du mein Gott! Wir Alle, ich meine wir Hiesigen kennen wohl auch den Wald von Kindesbeinen an, aber mit dem kann sich seiner vergleichen. Vergangenen Sommer ist er Nachts geradeswegs von Altuchino nach Sswjatoje gekommen, was an die vierzig Werst ausmacht, und Niemand hatte den Weg vor ihm gemacht. Auch ist er der erste lebende Honigdieb, und die Bienen stechen ihn nicht. Er hat alle Bienenkörbe zerstört.
– Dann schont er auch wohl die wilden Bienenstöcke nicht?
O doch! Wer wollte ihn ungerecht beschuldigen? Solche Sünde hat er noch nie begangen. Die wilden Bienenstöcke sind bei uns heilig. Die Bienenkörbe werden von Menschenhand geflochten und stehen unter Menschenhand; gelingt es Dir, sie zu stehlen, desto besser für Dich. Aber die wilden Bienenstöcke sind Gottes Werk, sie werden nicht bewacht; nur der Bär rührt sie an.
– Dafür ist der Bär auch ein unvernünftiges Thier, bemerkte Jegor,
– Ist Jephrem verheirathet?
– Jawohl! Er hat auch einen Sohn. Wird das ein Spitzbube werden! Ganz der Vater, wie er leibt und lebt. Dieser hat ihn schon in die Lehre genommen. Vor Kurzem brachte er einen Topf mit alten Fünfkopekenstücken nach Hause, den er irgendwo gestohlen hatte, bezeichnete ihn und vergrub ihn dann in einer Lichtung im Walde. Nach Hause zurückgekehrt, schickte er seinen Sohn aus, den Topf zu suchen: nicht eher, sagte er,bekommst du zu essen und darfst du mir über die Schwelle kommen, bis du ihn gefunden hast. Der Sohn brachte einen ganzen Tag und auch die folgende Nacht im Walde zu, aber er fand endlich den Topf. Ja, dieser Jephrem ist ein wunderlicher Kauz. So lange er zu Hause ist, ist er der beste Mensch von der Welt und hält Alle frei; essen und trinken kann man bei ihm nach Herzenslust, dazu wird getanzt und gesprungen und allerlei Scherz getrieben. Und in den Gemeindeversammlungen, wie sie bei uns im Dorfe oft vorkommen, findet sich Niemand, der besser urtheilt als er. Er tritt so von hinten herzu, hört, was verhandelt wird, sagt ein Wort das wie ein richtiger Hieb trifft, und geht lachend weiter. Aber wenn er das Haus verläßt und in den Wald geht, wird ein gefährlicher Mensch aus ihm. Dann sinnt er nur auf Zerstörung. Doch muß man ihm das nachsagen, daß er uns ungeschoren läßt, so lange es irgend geht. Kommt ihm ein Bewohner von Sswjatoje entgegen, so ruft er ihm schon von Weitem zu: »Mir aus dem Wege, Bruder! Der Geist des Waldes ist über mich gekommen, nimm dich in Ach!« Es ist ein wahres Unglück mit ihm.
– Warum laßt Ihr Euch so einschüchtern? Sollte denn eine ganze Gemeinde mit einem einzelnen Menschen nicht fertig werden können?
– Es scheint doch so zu sein.
– Ist er denn ein Zauberer?