Kitabı oku: «Und dann lynch' ich deinen Hummer!», sayfa 2

Yazı tipi:

»Ich hasse Minderheiten«, schrie sie, »und überhaupt. Alle wollen immer Aufmerksamkeit. Man soll zuhören. Aber ich halte das nicht aus, wenn die mit ihrem Minderheitenpa-la-ver anfangen. Ständig wollen die was von einem. Man soll sie anerkennen. Man soll sie so sein lassen, wie sie sind. Usw. Usw. Nicht dass Sie mich falsch verstehen. Ich hab eigentlich nichts gegen Minderheiten. Aber die sollen mich in Ruhe lassen. Die Neger sind am schlimmsten.«

Draußen hatte sich die Pyramide bis zur zweiten Etage gerade aufgelöst, diejenigen, die auf den Schultern der untersten standen, stützten sich nun mit ihren Armen auf deren Schultern. Sie streckten erst ihre Beine, dann den linken Arm, sodass sie nur noch auf ihrem rechten ruhten. Schließlich lösten sie auch diese grazilen Ts auf.

»Der Neger steht auf dicke Frauen. Wenn die in meiner Straße rumstehen und mir hinterherrufen. Das nenne ich mein Negerbarometer. Als Anzeichen dafür, dass ich zugenommen habe. Verstehen Sie? Die lassen einen nie in Ruhe. Ich hasse alle Minderheiten.«

Sie versuchte, mir in die Augen zu schauen, traf mit ihrem Blick aber irgendwie nicht richtig und schickte eine Hand hinterher, die mein Gesicht abtastete.

»Die ganzen Haare. Das ist ja ein regelrechtes Fell.«

Sie streichelte über die Schulter, den Arm herunter und landete wieder bei meiner Hand. Sie fuhr mit ihren Fingerkuppen über meinen Handrücken.

»Diese ganzen Haare. So viele Haare. Überall.«

Ja, entgegnete ich ironisch, ich müsse mir viele Bemerkungen über mein dickes Fell anhören.

»Sie Affe! Eingebildeter Affe!«, schrie sie wieder, und ich wurde unsicher, ob sie meine Behaarung nun mochte oder nicht. Aber wenn ich meine Chance wahren wollte, dann durfte ich nichts auf ihre Beleidigungen erwidern.

»Was haben Sie überhaupt zu bieten?«

Ich verstand nicht.

»Ob Sie eigentlich überhaupt etwas zu bieten haben?«

Ich wurde unruhig und fragte noch einmal nach. Finanziell?

»Nein, Mann. Sie blöder Affe.«

Erinnerte sie sich doch an die Nacht vor einem Jahr? Beunruhigt fragte ich nach: Ob ich im Bett was zu bieten habe?

»Scheiße, nein. Ob Sie überhaupt irgendwelche Eigenschaften haben? Sie biedern sich an. Sie äffen mich nach.«

Ich beschloss, da ich nun bereits so viel Arbeit in diese Nacht investiert hatte, und das Feld weder den Ersatznegern in der Bar, noch den Negern draußen in ihren hautengen Kostümen überlassen wollte, es mit meiner Vorgehensweise nun nicht mehr so genau zu nehmen und aufs Ganze zu gehen. Ich küsste sie direkt auf den Mund. Als sie ihren Mund öffnete und mit ihrer Zunge nach meiner tastete, wusste ich, dass nun nichts mehr schiefgehen könne. Plötzlich schob sie mich von sich, versuchte wieder, mich anzusehen und lachte auf einmal: »Wissen Sie was? Ich habe noch nie mit einem Affen gebumst.«

Ich bemühte mich, ihr schnellstmöglich Feuer zu geben, als sie sich eine meiner Zigaretten aus der Schachtel nestelte.

»Ach. Was soll’s.«

Sie nahm meine Hand.

Ich zahlte.

Rasch.

Wir gingen raus.

Vorbei

an den Negern,

die dort standen

und uns hinter

herriefen.

2. Dieser Affe fiel aus allen Wolken

Ja. Nein … Hm. Also?

Auch das ist Zeit:

eiaeiaeia rtai 09yta09 q095 q-a-yü hm

alaoi –yeö< ß2äa aöa aäaäaä

?!

»…«

hahajaha

blaha

^^^^^^^^^^

qqqqqqqqwwwwweeeeeeeeeerrrrrrrrrrrtttttttttttttzzzzzzz

uuuuuuuuiiiiiiiiiiiiioooooooopppppppüüüü ++++++++++

Abs.Ret.-Mix Abs.Ret-Mix Aktien-Dachf. Amer.STck-Mix Definsiv-Pf. DivedendSt2015 Em.Mkt Bnd-Mix Emerging-Mix Euro Bond-Mix Blbl Stock-Mix Hochzins Immo-Strategie Infationssch. KMU-Fonds LngTerm Erobd Offensiv-Pf Portfolio.-Mix ShTrm EuBd-Mix TopRendiete2013 Un-tern.anl.-F. Strat. Dynamik Strat. Klassik Strat. Wachs aaaaaaaaaa

Sssssssss ddddddd f

fffffffffffffff FFFFFFFF

GGgggGGg EMCore

C. Europe

Was soll’s.

Die Zeit ist irgendwie vorübergegangen. Ohne dass sonst etwas geschehen wäre. Nächtelang in der Zeitmaschine. Was soll’s.

jjjjjjjjjj kkkkkkkk LLLLLLLL öööööööö ÄÄÄÄÄÄÄ #########

Ich hatte mich zuvor ja niemals mit der Tastatur auseinandergesetzt. Mit der Buchstabenanordnung. Da kommt man doch erst mal überhaupt nicht drauf, dass da eine Systematik dahinterstecken soll.

yyyyyyyyy xxxxxxxxx ccccccccccc vvvvvvvvvv bbbbbbbbb nnnn

mmmmmm

Mix Konservativ Mix Ausgewogen Stegy Return T Mix Dynamisch Top Trend Hohstoff Trend Post.Klassik Plus P.S.K. Euro Div+ T EuropaBlueChipStck Amer.Blue Chip Stck amer Blue C St Unh Österreich Plus GLBL Stock Euopa Stock JaPan-Asien Stock Going Public

Auch damit kann man üben.

Was soll’s.

Es nimmt kein Ende.

Ich versuche, mich zu erinnern. Endlos. Ergebnislos.

Ich würde mich besser fühlen, wenn ich wüsste, was passiert ist. Was, wenn ich einfach hier sitzen bliebe? Für eine Weile? Paar Tage. Oder länger. Was ist schon Zeit? Ich versuche mich zu erinnern. Und schreibe einfach weiter. Ohne Ende. Bis irgendwann ein Ergebnis vorläge? Eine Erinnerung? Die Geschichte? Mal abgesehen vom logischen Widerspruch: Endlos schreiben und schließlich doch etwas fertigstellen. Ist das dann the Wahrheit? Oder bloß esoterischer Quatsch? Oder was? Was soll’s. Einfach weiterschreiben. Ohne Ende.

Das war der Anfang: Sie habe meinen Brief erhalten, sagte sie. Brief, fragte ich, was für ein Brief? Denn es stimmte, ich hatte ihr diverse Briefe geschrieben. Aber keinen schickte ich jemals ab. Und diesen einen, den ich tatsächlich einmal bei der Post aufgeben wollte, der befindet sich immer noch in Planung. Sie habe also gar keinen Brief von mir erhalten können. Resümierte ich. Absolut keinen Brief. Den ich ihr beispielsweise nachts geschrieben haben könnte. Wenn ich beispielsweise wach gelegen hätte, es irgendwann nicht mehr ausgehalten haben könnte und aus dem Bett gesprungen wäre. Dann hätte ich mich beispielsweise an den Schreibtisch gesetzt haben können, um mit einem Brief an sie zu beginnen.

Mit der Hand.

Liebe Annabelle.

So begann ich nämlich stets, wenn ich ihr schreiben wollte. Nur ein Ende fand es nie.

Ich schrieb ihr endlose Briefe, und ich zündete mir extra eine Kerze dazu an, damit diese Briefe besser gelängen, wenn ich ins Nichts starrte, und, wie stets, dabei immer nur mich selbst entdeckte, als schwaches Spiegelbild im Fenster im flackernden Schein der Flamme, des Lichts.

Was machst du so, hatte sie nach der Begrüßung zunächst gefragt. Unerwartet kühl, wie dieser Abend Mitte September für seine Jahreszeit. Nichts, antwortete ich. Nichts Wesentliches, präzisierte ich, was der Anlass dafür war, dass alles Übel an diesem Abend seinen Anfang nahm, denn Annabelle dozierte zunächst über Ansprüche im Allgemeinen und im Besonderen, wie sie daraufhin betonte, sei es manchmal auch ratsam, Unwesentliches zu unterlassen, was sie als Anspielung auf einen gewissen Brief verstanden haben wollte. Brief?, fragte ich also, nachdem sie behauptete, ihn erhalten zu haben, was für ein Brief?

Oder was auch immer das gewesen sein solle, meinte sie, sie habe das nicht verstanden, was das überhaupt solle, ihr diesen Brief zu schicken. Sie habe keinen Brief erhalten können. Argumentierte ich. Weil ich keinen Brief geschrieben hatte. Meine Güte, schrie sie daraufhin. Beinahe. Dann eben Kurzgeschichte. Text. Was auch immer. Was sollte das?

Sie habe es immer bewundernswert gefunden, wie ich das so mache, was ich mache. Also, obwohl ich bin wie ich bin. Meinte sie damit. Wohl. Das hatte mich fertig gemacht. Jedes Mal. Wenn sie das sagte. Ich schrie. Ich scheiß auf deine Ironie. Am liebsten. Aber ich tat nichts. Schrie nicht. In Wirklichkeit. Ich log. Wohl. Das eine oder andere Mal. Aber diesmal?

Ja. Ja. Einem Affen kann man ja an allem die Schuld geben. Meinte ich.

Sie schlug mir mit der flachen rechten Hand auf die von ihr aus gesehen ebenfalls rechte Wange, was meine linke ist, von mir aus gesehen, und damit beginne bereits das Dilemma, gab ich mich unbeeindruckt, denn was zähle mehr, ihre oder meine Perspektive, links oder rechts, die alte Frage, und sie schlug mir prompt auf die andere Seite. Das sei ihr scheißegal, schrie sie.

Zwischen ihrer ersten Bemerkung über einen sogenannten Brief und diesen Ohrfeigen lagen zufällige Begegnungen mit anderen Gästen, nebenbei Bemerktes, flüchtige Augenblicke. Kein Grund, um eine Spannungskurve dramatisch ansteigen zu lassen. Aber Annabelle führt ja immer irgendwas auf irgendwas anderes zurück. Kein waberndes Kontinuum im Sinne von: Alles hängt mit allem zusammen, was im Ergebnis dazu führt, dass alles egal ist. Sondern eins folgt aus dem anderen. Was bedeutet: Es gibt keine Entschuldigung. Eine umgekehrte Esoterik. Denn alles hat einen Grund. Ein knallhartes Ursache-Wirkungs-Prinzip. Eine Waspassiert-dann-Maschine. Für alles. Sagte sie. Auch als sie mich auf der hübschen Terrasse ohrfeigte, wiederholte sie ihre Auffassung. Wohl. Aber ich kann mich nicht mehr erinnern. Ich weiß nur noch, wie uns alle ansahen. Als wir von draußen reinkamen. Während es ruhig wurde um uns herum. Oder war es nur sie, die mich ansah, noch niemals so intensiv, impulsiv, wütend und sogleich bereuend, wie sie mich gerade geohrfeigt hatte, zunächst ein Reflex, dann ein zweites Mal und dadurch also Vorsatz, aber trotzdem haben wir uns danach geküsst, wie das eine oder andere Mal, in dieser oder jener Nacht, damals, bis wir entscheiden mussten, wie wir das nennen zwischen uns, und bis es deswegen schließlich still wurde um uns, und sie erleichtert schien, wegen eines Jobangebots wegziehen zu können, und irgendwann die Telefonate seltener wurden, als ich kaum mehr schlief, stattdessen Briefe schrieb, an sie, die ich aber niemals abgeschickt hatte, sagte ich. Wohl.

Na gut. Ich hatte gelogen. Das eine oder andere Mal. Aber diesmal legte ich wert auf Präzisierung. Erfolglos.

Tag nach Marions Hochzeit. Ich bleibe im Bett ohne mich zu bewegen. Der Fernseher läuft in der Wohnung einer Bekannten eines guten Freundes, die ein paar Wochen leer war, weil die Frau (im Folgenden: Velouria) in Mexiko unterwegs ist, weshalb der Freund mich dort unterbringen konnte, weil es bei ihm selbst schlecht ging. Denn seit er Vater geworden sei, da habe sich nun mal das Leben unwiederbringlich verändert, wie er erklärt hat.

Bei der Arbeit hatte ich mir offengelassen, wann ich wiederkomme. Übermorgen wird Velouria wiederkommen. Etwas Zeit, um wieder klarer zu werden. Aber wahrscheinlich zu wenig, selbst um meine spärliche Erinnerung an diesen Abend aufzuschreiben. Was soll’s. There’s never a forever thing. Vielleicht gelingt es mir wenigstens, mein Telefon wiederzufinden. Kein Schimmer, wo das abgeblieben sein könnte. Vom Festnetzanschluss hier mal probiert. Sofort Mailbox. Tja. Später drum kümmern. Erst mal drinnen bleiben. Konserven sind in der Wohnung. Wenigstens muss ich nicht raus und einkaufen gehen. Und am Ende noch jemandem auf der Straße begegnen. Das wäre ziemlich – allein die Vorstellung, womöglich noch einem der Hochzeitsgäste über den Weg zu laufen. Stadt bleibt Dorf. Am Rande der Wildnis. Mit TV.

Blubber.

Blubber.

Ihr natürliches Verbreitungsgebiet reicht von Mittelamerika über das Amazonasbecken bis in das südöstliche Brasilien und in das nördliche Argentinien. Ihr Lebensraum sind Wälder. Sie sind in Regenwäldern, trockenen Laubwäldern, in Mangroven- und Gebirgswäldern zu finden. Diese Flexibilität erlaubt es dem Zoo, die Tiere in einem Außengehege zu halten, welches ihrer natürlichen Umgebung sehr nahekommt.

Welche natürliche Umgebung denn? Wenn sie so flexibel sind? Was soll’s. Die Kiste läuft halt vor sich hin. Ich mag keine Musik hören. Jedenfalls nicht Velourias Schallplatten.

Ich habe mich umgesehen. Diskret. Oder eher flüchtig. Ich könnte es gar nicht genau sagen. Wie sieht die Wohnung aus? Wenn ich jetzt die Augen schließe. Aber man macht sich natürlich so seine Gedanken, wenn jemand heute noch einen Plattenspieler benutzt und da außerdem noch eine Schreibmaschine rumsteht.

Ich sah sie mir an. Nahm sie von der Kommode. Spannte ein Blatt ein. Und tippte nur so vor mich hin. Zunächst. Irgendwas.

aoriu.amöaaö9alaq5äjaop lsaku5 lalmait

oqla a99 a. öqli aöujrao 9qlamvka alks zara aöjr

Ich tat so, als könnte ich mit zehn Fingern tippen. Allein wegen des Klangs. Wie auf einer Zeitreise. Haben sich die Nachbarn früher nie beschwert, wenn da die Schriftsteller im Sommer bei offenem Fenster und besonders nachts wie die Affen, haha, tippten?

Ich spüre den Bewusstseinsstrom.

Ah.

Jetzt.

?

Doch nicht.

tack-tack-tack?

Hier bin ich also. Wieder.

Ich hatte diese Stadt wegen ihr verlassen, wie ich ihr brieflich einmal gestehen wollte. Denn ich wollte nichts lieber, als es ihr gleichzutun und sofort abhauen, nachdem Annabelle gegangen war. Zum Fernsehen. Als Redakteurin. In die große Stadt im Süden.

Ihre Nahrung besteht aus Insekten, Früchten, Wurzeln und Nüssen, aber auch gelegentlich aus kleinen Wirbeltieren wie Fröschen, Echsen oder Vögeln. Trotz der regelmäßigen Fütterung ist die Nahrungssuche ein regelmäßiger Bestandteil des Alltags.

…?

Ich war nicht mehr zurückgekehrt. Seitdem. Bevor ich dieses Wochenende zur Hochzeit von Marion, die Annabelle und ich vom Studium her kennen, angereist bin.

Ich wusste, ich würde Annabelle wiedersehen, und ich wusste, ich würde ihr aus dem Weg gehen können, wenn ich mich nur etwas zurückhielte. Aber schon nachdem ich in Velourias Wohnung angekommen war, in der ich drei bis vier Tage über bleiben konnte, riss ich sofort eine der Dosen auf, die ich im Kühlschrank entdeckte, und entschloss mich, die Krawatte wegzulassen. Wozu auch. Dachte ich. Immerhin blieb so noch Zeit für eine zweite Dose.

Die Schnöselfreunde von Marion hatten sich wegen der fehlenden Krawatte tatsächlich über mich lustig gemacht. Ja. Ja. Der Affe hat keine Krawatte. Ich meine, wie sieht das denn aus, wenn die einfach so über meinem Fell hin- und herbaumelt?

Ich hielt mich nach meiner Ankunft deshalb erst mal etwas abseits vom großen Begrüßungstreiben auf der Terrasse und wollte abwarten, wie die Feier in die Gänge kommt. Ich müsse nicht bis zum Ende bleiben, dachte ich, zwar konnte man anstandshalber nicht schon nach dem Essen gehen, aber sobald getanzt wird, dachte ich, ließe sich unverfänglich und leise Servus sagen. So stand ich unauffällig draußen auf den Steinplatten vor diesem wunderhübschen Lokal, wie alle betonten, die nach mir ankamen und das Brautpaar begrüßten.

Bis ich Annabelle sah, wie sie die Stufen von der Straße zur Terrasse herunterstieg. Es wurde in dem Moment ein Tablett mit Willkommensgrüßen durch die Gesellschaft hindurch an mir vorbeigetragen, ich nahm ein Glas, leerte es so rasch, dass ich es auf dem Rückweg der Kellnerin bereits gegen ein neues austauschen konnte, für das nächste musste ich allerdings meine sichere Position im Verborgenen aufgeben, und auf einmal schien alles unvermeidlich. Annabelle entdeckte mich, sie kam mir mit einem kühl entschlossenen Ausdruck in den Augen und einem höflichen Lächeln auf den Lippen entgegen, wir tauschten zunächst ein paar Unverbindlichkeiten aus, bevor sie wie gesagt auf den angeblichen Brief zu sprechen kam: Was sollte das etc. Wir wurden jedoch schon bald von einem freudigen Aufschrei neben uns unterbrochen: Marion habe uns nebeneinander platziert, wie uns eine gemeinsame Freundin aus der Studienzeit freudig erzählte, die plötzlich mit auffordernd weit geöffneten Augen neben uns stand, als wären wir von uns aus auf sie zugegangen und hätten deshalb interessierte Nachfragen stellen sollen. Da Annabelle und ich uns jedoch bloß ratlos anblickten, ergänzte sie, sie habe bereits die Tischkärtchen studiert, und fügte sogar, in unser anhaltendes Schweigen hinein, die Sitzordnung hinzu: Der größte Teil unseres Freundeskreises, sagte sie, sitze weiter hinten im Raum, wir seien hingegen gemeinsam mit ihr nahe der Bar neben einem riesigen Aquarium platziert und saßen einer Schulfreundin Marions mit ihrem Gatten gegenüber, und sie nannte Namen, die wir noch nie gehört hatten. Nur als Signifikant. Ohne Signifikat vor Augen.

Annabelle schien den angeblichen Brief, Vorteil ihres, nun ja: Temperaments, erfreulicherweise wieder vergessen zu haben, zu dritt entspannte sich das Gespräch augenblicklich, und wir nahmen etwas später sogar verhalten lachend jener Schulfreundin und ihrem Gatten gegenüber Platz. Sie stellten sich sehr förmlich und angesichts der Tischkärtchen etwas redundant als Sandy und Elvis vor.

Sandy kicherte, als sie mir die Hand gab, was ihr sofort peinlich war, wie man an ihren Lippen sehen konnte, die sie augenblicklich aufeinanderpresste, sodass man nur noch eine dünne Linie sah. Ich versuchte, mir nichts anmerken zu lassen, hatte aber in dem Augenblick schon wieder die Nase voll von der gesamten Hochzeitsgesellschaft. Doch Annabelle bemerkte natürlich meine unterdrückte Wut, was mir zunächst einmal zum Vorteil gereichte: Mitleid funktionierte immer. Vielleicht war es das, weshalb Sandy und Elvis es im weiteren Verlauf des Abends immer schwerer haben würden mit uns am Tisch. Vielleicht hätten sie eine Chance haben können. Aber Elvis hatte alles in den Sand gesetzt mit einer flapsigen Bemerkung über den Bräutigam. Ich hatte sie noch nicht mal richtig mitbekommen. Keine Ahnung. Ich erinnere mich nicht mehr. Aber Annabelle war sofort drauf angesprungen. Wie er das gemeint habe, fragte sie etwas zu betont beiläufig, sodass jedem am Tisch auffiel, wie viel Mühe es sie gekostet hatte, ihre Stimme sich nicht überschlagen zu lassen.

Na ja, meinte Elvis, ist doch so. Für das Kind wird es bestimmt nicht leicht. Bei so einem Vater.

Annabelle konnte nun keine Rücksicht mehr auf den Klang ihrer Stimme nehmen: Das liege nicht am Vater, rief sie und meinte damit Marions Gatten, also den Bräutigam, sondern an der Gesellschaft.

Ich ließ meine flache Hand sofort, als sie das Wort ergriff, wie schwebend über der Tischplatte ganz leicht auf und ab gleiten, als würde ich in dem geringen Zwischenraum, der sich mit dieser Bewegung ergab, einen unsichtbaren Ball prellen, wie ein Profi, stellte ich mir vor, kurz bevor er ihn in den Korb werfen würde.

Und zu dir, sagte Annabelle mit einem strengen Blick auf meine Hand, kommen wir später, ich glaube nämlich nicht, dass ausgerechnet du, sie sah mich scharf an, in dieser Hinsicht, sie deutete mit ihren Augen kurz auf Elvis, zur Ruhe mahnen solltest.

Immerhin sprach sie dabei insgesamt nicht so laut, dass alle Gäste auf uns aufmerksam wurden. Nur das Personal an der Bar blickte verstohlen zu uns herüber. Ich bemühte mich, ihnen zwanglos zuzulächeln, um zu signalisieren, die Lage sei unter Kontrolle. Aber jeder, der einmal einen Affen lächeln gesehen hat, kann sich vorstellen, wie schwer es ist, damit den gewünschten Effekt zu erzielen. Ich drehte mich bei dem Versuch, den Kellnern zu verstehen zu geben, es bestehe kein Anlass zur Beunruhigung, vorsichtshalber von Annabelle weg.

Schon früher neigte sie dazu, ein wenig, nun ja, aus dem Häuschen zu geraten, wenn ihr auffiel, wie peinlich es mir war, dass ich mal wieder verhohlen angestarrt oder unverhohlen schlecht behandelt wurde. Sie wurde dann unerbittlich und beharrlich. Niemand solle sich schämen dafür, wie er sei, das war ihr Standpunkt. Und das war ja auch ganz löblich. Aber sie hatte gut reden. Sie hatte alles in die Wiege gelegt bekommen. Ihre Schönheit. Ihre Intelligenz. Ihre Herkunft. Ihren Reichtum also. Es hat immer etwas Ungerechtes an sich, wenn sich eine Frau wie Annabelle für Gerechtigkeit einsetzt, fand ich. Natürlich sagte ich ihr das nie so direkt. Denn oft genug konnte ich schließlich von ihrem Gerechtigkeitssinn profitieren, wenn sie mich über Nacht bleiben ließ. Nur am nächsten Morgen war meistens alles wieder vorbei. Dann hatte sie entsetzlich schlechte Laune, weil sie aus purem Mitleid mit mir geschlafen hatte. Was sie wiederum mir natürlich (sie hasse das Wort natürlich, sagte sie einmal, weil nichts natürlich sei, es sei denn, es betreffe die Natur, aber wann sei das tatsächlich der Fall?) nie so direkt gesagt hatte. Und mir war es ehrlich gesagt auch egal. Hauptsache, sie ließ mich überhaupt ran. Und irgendwann hatte ich es ja auch immerhin dazu gebracht, dass dies an drei aufeinanderfolgenden Tagen passiert war. Und wir hatten also was miteinander. Fand ich. Sie wollte dann zwar immer noch nicht auf der Straße meine Hand halten, aber das sei generell so, sagte sie, bisher habe sie keine Menschenseele, wie sie sich ausdrückte, in der Öffentlichkeit umarmt oder gar geküsst. Auch das war mir egal.

Aber als wir drei aufeinanderfolgende Tage bzw. Nächte miteinander verbrachten, musste auch Annabelle sich aufgrund eines gesteigerten Mitleids damit auseinandersetzen, ob wir nun was haben, wie sie zunächst noch formulierte, oder nicht. Ich handelte aus, dass ich meinen Freunden zumindest erzählen durfte, wir hätten eine Affäre, nicht ohne dass sie anmerkte, wenn ich mit Freunde die paar Schnapsleichen, mit denen ich gelegentlich in zwielichtigen Bars abhänge, meine, dann würden die das am Tag nach meiner nächtlichen Prahlerei sowieso vergessen haben.

Umso besser, entgegnete ich lässig, dann kann ich jede Nacht mit meiner scharfen Braut prahlen, und wenn du mit Schnapsleichen in zwielichtigen Bars zum Beispiel dich im Lokal mit der kreiselnden Kuh meinst, wo wir uns zum ersten Mal geküsst haben, dann können wir den ersten Kuss ebenfalls jede Nacht wiederholen, so vergesslich, wie du dich da gesoffen hast.

Nun werd nicht gleich romantisch, BITTE. Affäre klingt jedenfalls immer noch besser als Techtelmechtel oder so.

Mir war alles egal!!! Alles!!! Hauptsache ich hatte etwas mit ihr. Wenn auch nur für kurze Zeit. Denn sie konnte es leider nicht lange aushalten, mit mir zusammenzusein. Wer sollte es ihr verdenken.

Sie hat viele Freunde. Freunde und Freundinnen. Und Glück. Mit allem. Deshalb ist sie ja auch so engagiert, was das Thema Gerechtigkeit angeht. Nur Glückliche reden von Gerechtigkeit, alle anderen von Ungerechtigkeit. Ihre Forderung: Es sollte allen so wie ihr gehen können. Das wäre doch nur gerecht, hat sie oft gesagt.

Aber sie hielt es selbst nicht aus. Weil sie dachte, sie wäre es, die diese Gerechtigkeit der Welt überhaupt erst bringen müsste, da es sie, die Gerechtigkeit, erst in der Zukunft geben würde. Wenn man so ist wie Annabelle, dann ist es nur natürlich, dass man zur Selbstüberschätzung neigt. Finde ich. Ich kann es ihr jedenfalls nicht verübeln. Problematisch ist es nur gewesen, wenn sie von ihrer an sich völlig berechtigten Selbstüberschätzung auf ein Minderwertigkeitsgefühl meinerseits schloss. Deshalb ertrug sie es so schwer, wenn mir etwas peinlich war. Du lügst, sagte sie dann, wenn du behauptest, dass es (damit meinte sie jeweils die Situation, in der mir etwas unangenehm gewesen sein soll) dir überhaupt nicht peinlich ist.

Das sei nur ein Witz gewesen, behauptete Elvis von seiner vorherigen Bemerkung, denn sie waren immer noch bei dem Thema, als ich gerade vom WC zurückkehrte, aber man könne doch nicht einfach so tun, als gäbe es kein Problem, wenn der Vater ein Neger sei. Das sei doch nun mal eine Tatsache, dass sich das Kind früher oder später Bemerkungen werde anhören müssen.

Bemerkungen, fragte Annabelle.

Ja, antwortete er erstaunt, aber schon herausfordernd lächelnd, als begriffe er erst jetzt.

Diskriminierungen, rief Annabelle.

Das Personal sah wieder irritiert zu uns herüber. Die übrige Gesellschaft unterhielt sich weiter, offenkundig ohne den beginnenden Streit zu bemerken.

Ob sie ihre Augen davor verschließen wolle, sagte Elvis mit dem routinierten Grinsen eines alternden Fernsehmoderators, der verbergen will, dass er weiß, dass er immer noch den Augenblick kennt, in dem er einen Gag platzieren kann, damit, fuhr Elvis fort, Annabelle weiter von ihrer tugendhaften Gesellschaft träumen kann, um sich über die …, er ließ eine kurze Pause, um die Spannung vor der nachfolgenden Pointe zu steigern, und bevor er weiter sprach, hüstelte Elvis bewusst unecht, um auf den nachfolgend unangenehmen Charakter einer Wahrheit, die nun mal ausgesprochen werden müsse, aufmerksam zu machen, dann endlich vervollständigte er seinen Satz: eigene Verklemmtheit hinwegzutrösten.

Bitte? Was? Ich soll? Weil ich deine Bemerkungen darüber, dass, sagte Annabelle und nannte an dieser Stelle den Namen des Negerbräutigams, anders aussieht als wir, nicht witzig finde?

Anders als ihr vielleicht, bemerkte ich, in der Hoffnung, mit knappen Äußerungen zu Oberflächlichem problemlos in das Gespräch zurückzufinden, auch ohne zu wissen, worum es eigentlich genau ging.

Du hast erst mal Sendepause, schrie sie bereits fast, auf dich komme ich später zurück. Und wieder zu Elvis gewandt, zwar, wie ihr vermutlich selbst bewusst sein musste, mit einem denkbar schwachen Argument, doch zu lange durfte sie nicht mit einer Entgegnung warten, um nicht von dem gebogenen Ende eines langen Spazierstocks, der plötzlich hinter dem Vorhang erscheint, beiseite gezogen zu werden, obwohl, wie sie mir vor längerer Zeit versicherte, sie es hasste, dass solche Diskussionen immer über die Bühne gehen müssen, kann man nicht einfach normal reden, sagte sie mir einmal, Elvis aber entgegnete sie: Außerdem sagt man ›Neger‹ nicht.

Ich gab mich wissend, aber aufmerksam, damit Annabelle mein folgsames Interesse wieder als Zustimmung deuten könnte, und schwieg.

Ja, Mutti, entgegnete Elvis nun mit der Souveränität von jemandem, der genau wusste, was zu sagen war, weil ihm der Charakter solcher Unterhaltungen vertraut war und er in zahllosen vorhergehenden Diskussionen bereits genügend Pointen ausprobiert hatte, denn es war klar, was er eigentlich meinte: Der Spießervorwurf erzielt immer seine Wirkung, vor allem bei jemandem mit einer aufgeklärten Einstellung. Darauf ließ er Ausführungen über die Natur des Menschen und die Beschaffenheit der Gesellschaft folgen, die im Zusammenhang mit seiner vorherigen Bezeichnung von Annabelle als Mutti eher meinten, dass Annabelle nun mal, hüstel, hüstel, als Frau nicht aus ihrer Haut könne und der Mensch an sich auch nicht so, wie sie sich vorstelle –

Ich als …?

Und insbesondere als deutsche Frau, ergänzte er mit betont pastoraler Gestik, mit diesem betulichen Dringeling-Dringeling-Alarm, sobald jemand seinen Finger auch nur in die Nähe des Knopfs ausstreckt, das ist ja alles so entsetzlich berechenbar, jene Bemerkung von Elvis vorhin sei jedenfalls natürlich nicht diskriminierend gemeint, er wolle lediglich auf den Umstand, dass Maulkörbe und Denkverbote eigentlich –

Ja, ja, unterbrach ihn jedoch Annabelle sofort, nun wieder mit einem zwar völlig ruhigen Ton, weil sie schließlich Unterhaltungen wie die mit Elvis ebenfalls schon fünfzig Millionen Mal geführt hatte, aber gleichzeitig hasste sie auch, wie sie in solchen Momenten sprach, weil genau ihre Ausdrucksweise, die das, was sie meinte, in eine klare Sprache kleidete, paradoxerweise der Punkt war, an dem man ihr kaum mehr zuhörte, weil sie, so lautete der Vorwurf – und dass dies bereits als Vorwurf gemeint war, konnte sie allein schon auf die Palme bringen –, nämlich wie eine Feministin klinge, auch ohne überhaupt aus einer geschlechterspezifischen Sichtweise heraus gesprochen zu haben, aber anscheinend galt das auch völlig zusammenhangslos als Totschlagargument, wenn jemandem nicht passte, was sie sagte, dann wurde einfach gesagt, sie habe überzogene Moralvorstellungen, wie eine Übermutter, so fuhr sie fort mit dem Blick von jemandem, der im Spiegel beobachtet, dass ihn jemand im Spiegel beobachtet, wie er im Spiegel beobachtet und dabei entdeckt wird: Er meine Ironie. Wenn er aber auf dieser Feier den Bräutigam als Neger bezeichnete, wo er nicht davon ausgehen könne, der Hochzeitsgesellschaft einen Narrenspiegel vorhalten zu müssen, bliebe in seinem Witz das Nichtgemeinte des Gemeinten klarerweise nun mal trotzdem gemeint.

Elvis verzog sein Gesicht zu einer kindlich schmollenden Mine, mit der er »ach männo« sagte, doch Annabelle wurde noch ruhiger im Ton (und hasste es dabei, dass wenn sie auf Diskriminierung hinweist, deswegen als Mutti bezeichnet wird): Ironie ist eine Form, die ohne ein Bezugssystem keine Bedeutung an sich trägt, erst recht keine kritische, wie du von deiner Bemerkung behauptest. Weil du beweisen willst, dass du nämlich über den Tugendwächtern und Moralaposteln stehst. Deine Ironie bleibt reine Egozentrik.

Er wisse nicht, wovon sie rede, blieb Elvis stur, er habe gar nicht von Ironie gesprochen, er sei ein einfacher Mensch und nicht so verkopft oder intellektuell oder so, und jedenfalls dieses ganze, hüstel, frigide Emanzengefasel von political correctness und so, das sei doch schon pathologisch, jedenfalls auch nicht gesund für die Gesellschaft, wenn man den einfachen Menschen immer etwas verbiete. Und dabei sah er mich an, weil er vielleicht darauf spekulierte, insgeheim in mir einen Verbündeten zu finden. Aber was sollte ich seiner Anrede anderes entgegnen, als auf den Umstand hinzuweisen, dass ich nun mal kein ›einfacher Mensch‹ sei.

Elvis wirkte betreten, denn der Plural, von dem er bisher als Gesellschaft sprach, war nun, wie Annabelle bemerkt hatte, tatsächlich ein Singular geworden, erkennbar als seine eigene Position. Sandy blieb als seine Frau natürlich stumm. Wie um davon abzulenken, fragte er in das immer länger währende Schweigen hinein nach meiner beruflichen Tätigkeit.

Ich arbeite in der …, ich nannte den Namen der Landesbank, in der ich beschäftigt bin, und er starrte mich ungläubig an.

Er arbeite nämlich auch in einer Bank, erklärte er nach meiner Antwort auf seine Frage, doch nun musste er detaillierter nachfragen, denn das war schließlich nicht möglich, dass ein Affe wie ich denselben Job wie Elvis haben konnte.

In der Personalabteilung, präzisierte ich also meine Aufgabe, ich übertrage handschriftlich ausgefüllte Formulare zur Korrektur der Arbeitszeit, die mit einem elektronischen System erfasst wird, mittels eines Computers in die Datenbank der Bank.

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