Kitabı oku: «Ein guter Junge», sayfa 3

Yazı tipi:

Er hatte sich so dumm gefühlt, als er versucht hatte, das Schließfach zu öffnen. Er hatte nicht einmal bemerkt, dass er einen Schlüssel brauchte. Er hatte angenommen, es sei wie bei seinem Bankkonto – wenn er mit seinem Ausweis auftauchte, würde man ihm Zugang gewähren.

Nicht, dass es wichtig gewesen wäre, wenn er den Schlüssel gehabt hätte. Sobald er sich identifiziert hatte, war es vorbei. Und anscheinend hatte ihn sein Versuch, auf das Schließfach zuzugreifen, nur noch verdächtiger erscheinen lassen. Die FBI-Agenten hatten ihn gestern gefragt, was in der Kiste war, warum er versucht hatte, sie zu öffnen, und wo er den Schlüssel hatte. Lane war es zu peinlich gewesen, ihnen zu sagen, dass er nicht gewusst hatte, dass er einen Schlüssel brauchte.

Wie kann man bei der Finanzfirma seiner Eltern ein Praktikum machen und nicht mal wissen, wie ein verdammtes Schließfach funktioniert?

Nur dass er kaum lange genug dort war, um sich mit den Kaffeebestellungen auszukennen, geschweige denn mit dem eigentlichen Geschäft.

„Du kennst doch College-Kids.“ Sein Vater hatte gelacht und Lanes Haare zerzaust. „Zu viele lange Nächte und wilde Partys.“ Denn irgendwie war das besser, als vor seinen Kunden die Wahrheit zuzugeben: Lane war nicht faul oder verkatert; er verstand einfach nicht, was er da tun sollte.

Seine Eltern hatten ihm vor Jahren erzählt, dass sie eine Bargeldreserve in dem Schließfach aufbewahrten, und dass diese nur für Notfälle gedacht war. Sie hatten ihm nie gesagt, an was für einen Notfall sie dachten, oder wie man auf das Fach zugreifen konnte, oder wie viel es enthielt. Oder woher das Geld stammte. Lane war sich nicht sicher, was das FBI dachte – dass die Kiste gestohlenes Geld enthielt? Gott, vielleicht war es das. In diesem Fall hatte das FBI es wahrscheinlich schon mit einem ihrer schicken Durchsuchungsbefehle ausgeräumt. Wenn ja, hatten sie Lane nicht gesagt, was darin war, und Lane hatte ihnen nicht gesagt, dass er es nicht wusste. Denn wer würde das schon glauben?

„Hat dein Vater dir gesagt, du sollst auf die Box zugreifen?“

Kein Kommentar, kein Kommentar, kein Kommentar.

Scheiße, wenn er gewusst hätte, wie schlimm es werden würde, hätte er sofort Acton angerufen.

„Wenn du nicht angerufen hättest, hätte ich dich kontaktiert.“

Er sah Acton jetzt an. Da war keine Spur von dieser Kälte, diesem Hass. Vielleicht hatte Lane sich das eingebildet.

„Dummer Junge.“ Acton lächelte sein vertrautes schiefes Lächeln. „Geh nach oben. Warte im Arbeitszimmer auf mich, und wir werden sehen, was wir wegen des Schecks für das Schulgeld tun können, hm?“

Er drehte sich um, ging weg und verschwand tiefer im Haus. Er wartete nicht einmal lange genug, um sich zu vergewissern, dass Lane, dessen Gesicht brannte, ihm folgte.

Quietsch, quietsch, quietsch, die Treppe hoch.

Kapitel zwei

4. Juni

„Er ist süß“, sagte Dereks Mutter. „Und ich habe einfach so ein Gefühl bei ihm.“

„Du hast einfach das Gefühl, dass er gerne gefesselt wird?“, fragte Derek.

„Ich weiß nicht, was er mag. Aber ich habe das Gefühl, dass er, du weißt schon …“

„Ja?“

„Unterwürfig ist.“

Derek legte die Stirn in seine Handfläche.

Erin tippte auf den Tasten ihrer Rechenmaschine herum. Die Maschine surrte und spuckte Papier aus. Es war Montagmorgen, und Derek hatte auf dem Weg zur Arbeit bei seiner Mutter vorbeigeschaut. Gestern Abend war er zu müde gewesen, um auch nur ansatzweise die Bilder von der Spendenaktion zu sortieren, und er musste noch bei Christy vorbeifahren, bevor er ins Studio ging. Erin hatte versucht, ihm Frühstück aufzuzwingen, aber Derek hatte ihr gesagt, dass er in ein paar Stunden mit Brin und Ferg essen würde. Was sie auf den Sohn ihrer Freundin Margie gebracht hatte.

„Du hättest ihn sehen sollen, als wir beim Mittagessen waren“, fuhr sie fort. „Er ließ Margie für ihn bestellen.“

„Das hat nichts zu bedeuten.“

„Und er wirkt so schüchtern. Ein Weichei.“

Derek riss den Kopf hoch. „Mom. Wie oft habe ich das schon erklärt? Ein Sub ist kein Weichei. Ich will kein Weichei. Wenn jemand bei diesem Lebensstil ein Weichei ist, wird er verletzt.“

„Ich dachte, das ist der Punkt.“

„Verletzt auf die schlimme Art.“

Seine Mutter seufzte, als sie das Papier von der Rechenmaschine abriss und mit einer neuen Zahlenreihe begann. „So lange dachte ich, es gäbe nur die schlimme Art, verletzt zu werden.“

„Tja, Überraschung.“

Ein Lächeln umspielte ihre Lippen. „Du hast mich schon immer überrascht.“

Derek leerte den letzten Rest seines Saftes. „Ich kann nicht glauben, dass du das Ding immer noch benutzt, um dein Scheckbuch abzugleichen. Ich kann nicht glauben, dass du immer noch dein Scheckbuch abgleichst. Ich kann sogar nicht glauben, dass du noch ein Scheckbuch hast. Es gibt doch heute diese Dinger, die man Computer nennt …“

„Oh, sei still. Ich werde die kleinen Affen in meinem Laptop nicht mit der Verwaltung meiner Finanzen betrauen. Das funktioniert prima.“

Derek antwortete nicht. Er hatte seiner Mutter noch nicht von dem Geld erzählt, das er durch das Moredock-Fiasko verloren hatte. Er wusste, dass es sie beunruhigen würde.

„Ich weiß deine Bemühungen zu schätzen, mich mit Margies Sohn zu verkuppeln“, sagte er leise.

„Ich kann sie fragen, ob sie weiß, ob er auf Spanking steht.“ Erin hob eine Augenbraue, sah aber nicht auf.

„Bitte nicht.“

„Sicher?“

„Ich bin in der Lage, mir selbst einen Sub zu suchen, wenn ich bereit für einen bin. Und er wird kein Weichei sein. Er wird … Ich weiß es nicht. Stark sein. Jemand, der stark genug ist, um es mit mir aufzunehmen.“

Derek brachte sein Glas zur Spüle und wusch es aus. Er konnte spüren, wie seine Mutter ihn anschaute. Er stellte das Wasser ab, steckte das Geschirr in die Spülmaschine und drehte sich um.

Sie hatte ihre Brille abgenommen und musterte ihn mit diesem Blick, den sie manchmal hatte und den er nie ganz verstand. Es war, als sähe sie gleichzeitig eine vergangene, eine gegenwärtige und eine zukünftige Version von ihm, und er konnte nicht sagen, was sie von dem hielt, was sie sah. Entweder sagte sie nichts und widmete sich wieder ihrem Scheckbuch, oder sie fragte …

„Was glaubst du, hat dich so interessiert?“ Ja. Das war es. „Ich sage nichts Schlechtes darüber. Ich frage mich nur, was eine Person dazu bringt, eine andere schlagen zu wollen. Habe ich dir nicht genug Streicheleinheiten gegeben, als du jung warst? Hätte ich dich stillen sollen?“

„Ich bin mir ziemlich sicher, dass es anfing, als du mich im Supermarkt im Gang mit dem Brot stehen gelassen hast, als ich zwei war. Ich fing an zu denken, der einzige Weg, die Leute auf mich aufmerksam zu machen, sei, sie zu fesseln und auszupeitschen.“

„Sag so was nicht!“

Dereks Eltern hatten ihn als Baby im Einkaufswagen im Gang mit den Broten festgeschnallt zurückgelassen – eine beliebte Familienanekdote, obwohl Erin fünfunddreißig Jahre später immer noch von Schuldgefühlen geplagt war. Sie hatte Christy dabei gehabt und gedacht, Dereks Vater sei für den Einkaufswagen zuständig gewesen. Sie und Christy waren in den nächsten Gang marschiert, um nach einem Müsli zu suchen, das sich als vergriffen herausstellte. Zehn Minuten später hatten sie Dereks Vater getroffen, der ohne Wagen in der Gemüseabteilung stand.

Er legte ihr eine Hand auf die Schulter und beugte sich hinunter, um sie auf die Wange zu küssen. „Du hast nichts falsch gemacht. Es war Dad. Sein männlicher Einfluss war zu stark.“

Sie schnaubte und tätschelte seine Hand. „Dein Vater hat mir mal einen Klaps auf Hintern gegeben.“

„Hast du ihn darum gebeten?“

„Natürlich nicht. Es war unangekündigt und nicht von mir gewollt. Also rammte ich ihm mein Knie dorthin, wo es zählt.“

„Siehst du? Es ist nichts, was ihr mir angetan habt. Das ist genetisch bedingt.“

„Vielleicht.“

„Ich muss los.“

„Sag Christy, sie soll mich anrufen.“

„Mach ich.“

***

Derek klopfte an Christys Tür und hörte dahinter einen Chor aus Bellen und Heulen. Dann Christys Stimme: „Aus!“ und alle bis auf ein paar der Hunde verstummten. Sie öffnete die Tür und sah fix und fertig aus. Sie sah immer fix und fertig aus. Sie konnte an einem Tag am Strand auftauchen und dabei aussehen, als käme sie gerade von einem mörderischen Meeting und könnte nur ein paar Minuten bleiben, bevor sie zum nächsten musste.

Derek nahm es ihr nicht übel. Ein unterfinanziertes Tierheim für wenig Geld und wenig Belohnung zu leiten, war nichts, was er sich zutrauen würde. Aber Christy tat es, und sie machte es gut. Sie arbeitete hart daran, dass die Belleview Humane Society nicht ausstarb, um sicherzustellen, dass das Tierheim die Mittel hatte, um mit verletzten Tieren zu arbeiten und sie wieder auf die Beine zu bringen. Aber das bedeutete, dass das Tierheim nicht viel Platz hatte und eine Reihe von Tieren abweisen musste, die dann in die Tötungsstationen kamen. Das führte dazu, dass Christy viele der abgelehnten Tiere mit nach Hause nahm und sie „aufpäppelte“. Sie gingen nur selten weg.

Bei Dereks letzter Zählung hatte sie sechs Hunde – drei die dauerhaft blieben, und drei, für die Christy ein Zuhause suchte –, vier Katzen, ein Paar Teacup-Schweine, ein blindes Frettchen und einen Ara. Sie war in vielen Tierschutzgremien tätig und reiste häufig über Bezirks- und sogar Landesgrenzen hinweg, um Tiere zu retten oder an Veranstaltungen teilzunehmen. Das Haussitting für Christy, wenn sie nicht in der Stadt war, war immer ein Erlebnis.

Gerade jetzt plante Christy ein Fotoshooting für das Tierheim, das Derek pro Bono machen wollte, weil sie zur Familie gehörte. Das Tierheim machte immer Fotos von seinen verfügbaren Tieren und stellte sie online, aber Christy wollte etwas Besonderes machen, das sich auf die Tiere konzentrierte, die unweigerlich übersehen wurden. Sie hatten noch keinen genauen Zeitplan für das Shooting, aber Derek wollte vorbeikommen, um Drehorte, Beleuchtung und Requisiten zu besprechen.

Derek trat ein, vorbei an Katzen und Hunden.

Breezer, ein großer Labradormischling, stupste an die Taschen seiner Shorts, während Shilah, der Beagle, sich hinter die Couch schlich, und zwei räudige Terrier, die Derek noch nie zuvor gesehen hatte, sprangen zurück und kläfften aus einiger Entfernung.

„Die anderen sind in den Zwingern“, erklärte Christy. „Willst du etwas trinken?“

„Nein, danke. Sind sie so hässlich wie dieser Haufen?“

Sie starrte ihn an. Christys Tiere waren der Abschaum des Adoptionspools, die augenlosen Katzen, die dreibeinigen Hunde, die inkontinenten, die Herzwurm-positiven, die Diabetiker … Breezer war nicht schlecht, und Shilah war irgendwie süß, aber allein der Anblick der beiden kläffenden Terrier ließ Derek erschaudern. Einem lief ein brauner Schleimstreifen aus dem Auge.

„Verdammt, meine Augen!“, rief jemand aus der Küche.

Mr Zimmerman. Der Ara aus der Hölle. Sein Vorbesitzer, nach dem der Vogel benannt war, war ein alter Mann mit unzähligen medizinischen Problemen und einem Mundwerk wie ein Seemann. Der Papagei fluchte abwechselnd und klagte über Colitis ulcerosa.

„Ich bins, Mr Zimmerman“, rief Derek.

„Ich bins, Mr Zimmerman“, wiederholte der Vogel.

„Lass uns hinten rausgehen“, sagte Christy. „Ich stelle dir deine Fotomodelle vor.“

„Scheiß drauf, Baby“, rief Mr Zimmerman. „Scheiß drauf.“

Christy und Derek gingen raus zu den Zwingern. Sie kamen an den Schweinen vorbei, Nari und Elle, die fröhlich im Hinterhof schnüffelten. Die Schweine erspähten Christy und trabten ihr hinterher.

Die Kreaturen, die Christy aus dem Tierheim mitgebracht hatte, waren schlimmer, als Derek sich hätte vorstellen können.

„Hat dieser Hund drei Ohren?“, fragte er und starrte durch den Maschendrahtzaun auf einen Hund, der auf der Seite lag und die roten Augen halb geöffnet hatte. Sein linkes Ohr war gegabelt wie die Zunge einer Schlange.

„Das Ohr wurde in zwei Hälften gerissen und verheilte gespalten.“

Im nächsten Käfig lag ein kleiner grauer drahthaariger Hund, dem die Zunge seitlich aus dem Maul hing und dem die Haare stellenweise ausfielen.

„Ich hoffe, du weißt, dass das nicht dazu führt, dass die Leute ins Tierheim strömen.“

„Das sind die, die gezeigt werden müssen.“

„Nein. Zeig den Leuten die niedlichen auf den Fotos. Lock sie mit Schönheit, und wenn sie dann ins Tierheim kommen, werden sie die Hässlichen treffen und sich verlieben.“

Sie schlug ihm mit dem Handrücken auf den Arm. „Du bist so ein Geschäftsmann.“

„Ich bin ein Künstler.“

„Du bist ein Scheißkerl.“

„Das sagt Mr Zimmerman auch.“

„Ich weiß. Ich habe zu viel Zeit in seiner Nähe verbracht.“

„Wer ist das?“, fragte Derek und ging zum letzten Käfig, wo ein mittelgroßer Hund mit kurzen goldenen Haaren mit dem Rücken zu ihnen saß.

„Andy. Andy hat es nicht so mit Menschen. Aber ich habe mit ihm gearbeitet. Sieh dir das an.“

Christy zog einen Milk-Bone aus ihrer Tasche und setzte sich gegen die Zwingertür, mit dem Rücken zu dem Hund. Sie hielt das Leckerli hoch, schaute aber nicht in den Käfig.

Der Hund saß weiterhin mit dem Gesicht zur Rückwand, aber Derek sah, wie seine Ohren zuckten. Nach einem Moment stand er auf, drehte sich um und machte zwei zaghafte Schritte auf die Vorderseite des Käfigs zu. Dann legte er sich hin, die Schnauze zwischen seinen Pfoten. Eine Minute später machte er zwei weitere Schritte.

„Näher wird er nicht kommen“, sagte Christy und ließ das Leckerli durch das Kettengitter fallen. „Und er wird es erst fressen, wenn ich weg bin. Er will nicht, dass jemand weiß, dass er mir insgeheim ein bisschen vertraut. Aber er mag die Schweine. Sie kommen heran und berühren seine Nase mit ihren.“

Sie sprachen eine Weile über die Logistik des Shootings, dann kehrten sie zum Haus zurück.

„Du wirst sie wunderschön aussehen lassen“, sagte Christy. „Das sind sie ja sowieso.“

„Schön ist übertrieben. Ruf Mom an, wenn du Zeit hast.“

„Oh Mann. Ich habe keine drei Stunden Zeit zum Quatschen.“

„Sie versucht, mich mit Margies Sohn zu verkuppeln. Sie glaubt, er steht auf Spanking.“

Christy rollte mit den Augen. „Gott. Seine Zähne sind riesig.“

„Wie kannst du die Schönheit in einem dreiohrigen Hund sehen, aber nicht in einem Typen mit großen Zähnen?“

„Hunde sind cool. Menschen sabbern.“

„Nur wenn man sie knebelt.“

„Ekelhaft. Beweg deinen perversen Arsch zur Arbeit.“

„Verdammt seien diese Hüften!“, schrie Mr Zimmerman.

„Auf Wiedersehen, Mr Zimmerman“, rief Derek.

„Früher habe ich mich gebeugt wie eine vietnamesische Nutte“, sagte Mr Zimmerman.

„Das wirst du wieder. Mach weiter mit deinem Yoga.“

„Scheiß drauf, Baby.“

Derek ging.

***

Derek saß an seinem Schreibtisch und blätterte in den vierhundertsechsunddreißig Fotos, die er bei der Spendenaktion gemacht hatte. Am Ende des Flurs hörte er Jodie, die Empfangsdame, eine CD mit Billie-Holiday-Remixen abspielen.

Reiche Leute reden. Reiche Leute, die trinken. Reiche Leute, die sich darüber unterhielten, wie verdammt reich sie waren – oder wie schlecht es ihnen seit dem Moredock-Skandal ging.

Lippenstift. Manschettenknöpfe. Kristall und Kaviar.

Es gab ein paar Fotos, von denen er wusste, dass die Zeitungen sie aufgreifen würden. Und noch mehr, die in sein Portfolio auf der Website passen würden. Er sortierte die aus, die er nicht an Wagner oder Kim Garner von der Belleview Gazette schicken würde.

Er legte die Stirn auf seinen Schreibtisch. Er fühlte sich fast verkatert, obwohl er auf der Party gar nicht so viel getrunken hatte. Es waren einfach ein paar beschissene Tage gewesen, und er konnte sich nicht erklären, warum.

Das hier war besser als ein Kabinenjob. Es war, was es war.

Es war keine hohe Kunst, aber es erlaubte ihm kreativen Ausdruck. Er konnte seine Zeit selbst einteilen. Leute treffen und interessante Orte erkunden.

Und absolut keinen Profit machen.

Na gut, er machte Gewinn. Aber es war nicht viel. Nicht die Menge an Geld, die jemand, der auf die Vierzig zugeht, verdienen sollte. Und da Magic Moredock keine Anzeichen zeigte, die fünfzehn Riesen, die er investiert hatte, wieder auftauchen zu lassen … könnte es Ärger geben. Die Art von Ärger, an die Derek jetzt nicht denken wollte.

Gott, Derek hasste die Moredocks. Er würde solche Leute nie verstehen – Leute, die so viel hatten, und doch war es nicht genug. Sie mussten auch von allen anderen nehmen.

Leute, die in Ungnade fallen konnten und trotzdem auf eine Party gingen und mit dem Gastgeber herumhurten, als wären sie immer noch verdammt heiß.

In einer weiteren Stunde würde er mit Ferg und Brin zu Mittag essen, die beide über ein stabiles Einkommen verfügten und in ihrer Beziehung ekelerregend glücklich waren. Sie würden ihn aufmuntern und ihn in einen Club einladen. Nur konnte er in letzter Zeit in keinen Club gehen, ohne sich vorzustellen, wie ein Außenstehender ihn sehen würde – zu alt, um dort zu sein, zu steif auf der Tanzfläche, dunkle Ringe unter seinen Augen.

Hinter dem Browser, in dem er die Fotos geöffnet hatte, sah er eine neue Nachricht in seinem Posteingang erscheinen.

Nicht nachsehen. Arbeite weiter. In einer halben Stunde wird sie immer noch da sein.

Er minimierte den Fotobetrachter und checkte die E-Mail. Denn scheiß drauf, Baby.

Es war ein Update von BoundLove.com, einer BDSM-Kontaktanzeigen-Website, auf der er seit zwei Jahren ein stagnierendes Profil hatte. Er hatte eine neue Nachricht.

Er konnte sich nicht daran erinnern, wann er das letzte Mal eine Nachricht bekommen hatte. Und selbst damals, als er auf der Seite aktiv gewesen war, waren die meisten Nachrichten, die er bekam, wertlos – von Fakes oder Freaks.

Nun, jetzt musste er den Link anklicken, nicht wahr?

Diese Nachricht war von ChubbyPig206.

Hallo ich bin sub 170 cm 180 fund. will dihnen und liebe die ganze nacht blasen. ich bin dein schwein. ich habe ein zihmlich unsicherheitsproplem wegen meinen gewicht und meine mom hat mich geschlagn wen ich zu viel gegesen habe als ich kind war. suche nach einen groben daddy der sich über mein körper lustig macht weil ich zu fet bin. ich kann nie genug schwänze im munt haben also schlag mich wen du ein dicken sklavenjunge demüdigen wilst.

Derek löschte die Nachricht. Er war definitiv nicht auf der Suche nach einem 180-„fund“ Sklaven zum „demüdigen“. Schon gar nicht einen mit einem „Unsicherheitsproplem“. Nachrichten auf Seiten wie dieser kamen fast nie von stabilen Menschen, die nach einer langfristigen D/s-Beziehung suchten.

„Sogar ich mag ab und zu einen One-Night-Stand“, hatte Christy einmal zu ihm gesagt.

Es war nicht so, dass Derek noch nie in einen Lederclub oder auf eine Spielparty gegangen war und eine Szene mit einem Fremden gemacht hatte. Eine unverbindliche Nacht in einem Kerker mit einem gut aussehenden Sub konnte Spaß machen. Aber Derek fand diese Begegnungen weniger befriedigend, als er älter wurde.

Dereks Mutter fragte sich, ob sie etwas getan hatte, weswegen Derek Spaß daran hatte, „Leute zu schlagen“. Es war schwer, ihr klar zu machen, dass es bei BDSM nicht ums Schlagen ging. Es ging nicht einmal um Schmerz.

Es ging um das Teilen.

Es ging um Respekt, Sicherheit und darum, die Grenzen der menschlichen Erfahrung zu erweitern. Mehr als alles andere wollte Derek jemanden finden, der den Lebensstil so sehr liebte wie er selbst, und der intelligent und stabil genug war, um zu wissen, was er wollte und wie er es einfordern konnte. Jemand wie ChubbyPig206 gehörte wahrscheinlich auf die Couch eines Therapeuten, nicht auf eine Spanking-Bank.

Er hatte schon ein paar längere Beziehungen mit Bälgern gehabt. Er mochte Bälger sehr, fühlte sich wohl mit ihnen, als ob er verstand, woher sie kamen, auch wenn er ihr Verhalten nicht immer guthieß. Er genoss das Gehorsamstraining und hatte die Geduld und das Durchhaltevermögen, mit einem Sub über einen langen Zeitraum zu arbeiten. Aber es war schwer, denn es gab so viele Faktoren, die verhinderten, dass ein Dom und ein Sub zusammenpassten. „Du magst es, versohlt zu werden? Hey, ich mag es, jemanden zu schlagen!“ war selten genug.

Es machte Sinn, dachte Derek, dass Menschen gerne mit der Machtdynamik spielen. Dass sie sich nach einem Platz im Rudel sehnten, so wie Hunde – er hing zu viel mit Christy herum – und dass sie in Beziehungen Rollen suchten, die ihre Stärken ausspielten. Derek war gut im Inszenieren, sowohl im Schlafzimmer als auch im richtigen Leben. Er war gut darin, Schmerz und Beruhigung zu vermitteln, Anweisungen und Erklärungen zu geben, seine Strenge mit Sanftheit zu mäßigen.

„Ich hätte nicht gedacht, dass du das magst“, hatte seine Mutter gesagt, als er sich geoutet hatte. „Du bist so nett.“

Es waren selten die Menschen, von denen man es dachte.

Dereks Gedanken gingen zu Acton Wagner, der sich im schummrigen Licht des Arbeitszimmers über Landon Moredock beugte.

Was hatte Wagner mit Landon gemacht?

Was hatte Landon gewollt, dass Wagner mit ihm machte?

Und warum interessierte es Derek?

Landon Moredock ging ihn nichts an.

Die verdammte Schlampe. Die Vehemenz des Gedankens erschreckte Derek. Verdammter verlogener Mistkerl. Landon wusste, wo das Geld war. Er musste es wissen – der Thronfolger musste wissen, wie man das System betreibt, nicht wahr? Aber er war damit aufgewachsen, dass ihm alles in die Wiege gelegt wurde. Er hatte nie für seinen Lebensunterhalt arbeiten müssen. Er scherte sich einen Dreck um die Leute, die Bauern im Spiel seiner Eltern waren. Wahrscheinlich dachte er nicht mal an sie.

Das Geld spielte keine Rolle. Es sollte keine Rolle spielen. Aber verdammt noch mal, Geld spielte immer eine Rolle. Für 15.000 hätte man neue Schnittsoftware, Stative, Werbeflächen für das Studio kaufen können. Und die Hypothek hätte sich auch so gut wie erledigt. Und es ging nicht nur um das Geld: Ehrlichkeit war auch wichtig, zumindest für Derek. Es war wichtig, das Richtige zu tun, aber Derek war offensichtlich mit einer besseren Moral aufgewachsen als ein verwöhntes, kleines, reiches Kind, das sich nur besaufen und Sex haben wollte, und zum Teufel mit allen anderen.

Landon Moredock war ein bequemes Ziel für seine Wut, besonders jetzt, da Derek gesehen hatte, wie er für Acton Wagner die Beine breit machte. Was hatte Landon für Nerven, auf einer Spendengala aufzutauchen, wo er in völlige Ungnade gefallen war, und sich dann für den Gastgeber aufzuspielen?

Plötzlich fand sich Derek im Fotobetrachter wieder und klickte sich schnell durch die Fotos. Er sah die Aufnahmen, die er gegen Ende des Abends gemacht hatte – zerzauste und stolpernde Menschen. Er klickte weiter, bis er zu dem Foto kam, das er im Arbeitszimmer aufgenommen hatte.

Sein Mund fiel leicht auf. Fast wollte er etwas zu dem Bild sagen.

Es war wunderschön.

Er konnte Acton nicht allzu gut sehen, obwohl er das Profil erkennen konnte, wenn er genau hinsah, denn Acton lehnte sich zur Lampe, zu Landon hin, begann aber gerade, sich zur Kamera zu drehen. Der größte Teil von Landons Körper war dunkel und körnig, wie ein Bild auf einem alten Fernseher. Aber seine Brust und sein Gesicht, wo das Licht hinfiel, waren in Gold getaucht. Seine Lippen waren leicht geöffnet, und er schaute Acton an, sein Ausdruck war fragend, fast sehnsüchtig.

Für einen Moment erlaubte sich Derek eine Fantasie. Er stellte sich vor, wie Landon ihn so ansah, an ein Bett gefesselt, oder vielleicht nur mit dem Befehl, still zu liegen. Darauf wartend, dass man ihm sagte, was er als Nächstes tun sollte.

Er blätterte durch ein paar andere Bilder, um sich abzulenken, kam aber kurz darauf zu dem Foto zurück.

Verdammt, der Junge war hinreißend.

Er warf einen Blick auf die Uhr. Er hatte fünfzehn Minuten Zeit, um zum Taco Hub zu kommen und Brin und Ferg zu treffen.

Er schloss das Fotoprogramm mit X und zog die Kamerakarte aus dem Computer. Er steckte sie in seine Brieftasche, da er Angst hatte, sie im Büro zu lassen, bis er herausgefunden hatte, was er mit dem Foto machen sollte. Es würde sicher nicht an Acton oder an die Zeitungen gehen. Aber Derek war auch noch nicht so weit, es zu löschen.

Er sagte Jodie, er sei in einer Stunde zurück und verließ das Büro.

***

Taco Hub war, gelinde gesagt, enttäuschend.

Eine Stufe über Fast Food, es gab Tischnischen und jemanden, der kam, um Getränke nachzufüllen. Aber die Speisen sahen beunruhigend verarbeitet aus, und der Raum war voll von lärmenden Kindern und frustrierten Eltern.

Pappsombreros baumelten über dem Bestellschalter, und aus dem Radio lief spanische Popmusik. NEW ENGLAND’S ORIGINAL AUTHENTIC MEX-PERIENCE, verkündete ein Schild über der Tür.

„Ich bin in guter Gesellschaft“, verkündete Brin, als er sein Tablett absetzte. Er nickte zwei Kindern zu, die sich gegenseitig durch den Raum jagten. „Das Görenparadies.“

„Ich weiß nicht, wie du an einen Ort wie diesen kommen kannst“, sagte Derek zu Ferg. „Wenn du sagst: ‚Lass uns essen gehen‘, hoffe ich immer, dass es bedeutet: ‚Komm zu mir nach Hause und ich koche für dich‘. Explodiert dein Chefkoch-Hirn nicht, wenn du Dinge wie Triple Tuna Taco auf einer Speisekarte siehst?“

Ferg zuckte mit den Schultern und biss in einen Burrito, aus dem leuchtend gelber Käse quoll.

„Er bekommt in der Arbeit genug ausgefallenes Essen“, sagte Brin. „Weißt du, was er zu Hause macht? Tiefkühlpizza. Fischstäbchen. Und andere Dinge, über die ich nicht sprechen möchte. Ich muss ihn daran erinnern, was Salat ist. Er mag sein Essen, wie er seine Jungs mag – einfach und billig, ohne Wartezeit.“ Brin zerzauste Fergs Haar.

Ferg nippte an seinem Drink. „Irgendwann koche ich mal für dich. Vielleicht an Thanksgiving.“

„Wie geht es dem Restaurant?“, fragte Derek.

„Es hat gebrannt.“ Brin klang erfreut. „Letzte Woche. Jemand hat etwas ausgelassenes Fett auf dem Herd kochen lassen, und bumm.“

„Du warst doch gar nicht da“, sagte Ferg. „Und warum klingst du so aufgeregt?“

„Weil Feuer aufregend ist, Fergus. Und es wurde niemand verletzt, also ist es eine gute Geschichte.“ Brin wickelte seinen Burrito aus.

Von all den Bälgern, die Derek kannte und mit denen er gespielt hatte, war Brin der frechste. Er und Derek hatten sich letztes Jahr ein paar Monate lang gesehen, aber letztlich hatte die Beziehung nicht funktioniert. Derek blieb mit Brin gut befreundet und kannte seinen jetzigen Dom, Fergus, schon von früher.

Derek warf, nicht zum ersten Mal, einen Blick auf die Tasche neben Brin auf der Sitzbank. Es war eine Vera-Bradley-Handtasche, ein gestepptes Paisley-Ungetüm in Rot-, Lila- und Gelbtönen auf weißem Grund. „Ich muss fragen, Brin – was hat es mit der Handtasche auf sich?“

„Gefällt sie dir?“

„Nicht besonders. Warum hast du eine Vera-Bradley-Tasche?“

„Das ist ironisch. Und sie ist praktisch.“

Ferg blickte zu Derek. „Bitte rede mit ihm.“

„Du bist sein Top.“

„Ich glaube, auf dich hat er besser gehört.“

„Stimmt nicht“, protestierte Brin. „Ich habe mich in der Abteilung Zuhören stark verbessert. Aber ich lasse mir von niemandem die Selbstdarstellung ausreden.“

Er legte sich den Taschenriemen über die Schulter und modelte damit für Derek.

„Wie viel hast du dafür bezahlt?“

„Das ist wie ein Fledermaussignal, das ich für potenzielle Hassverbrecher aufgestellt habe“, sagte Brin. „Du solltest mal die mörderischen Blicke sehen, die ich auf der Straße kassiere. Obwohl ich glaube, dass das weniger mit dem Anblick eines Mannes zu tun hat, der eine Handtasche trägt, sondern mehr mit dem Paisley. Paisley macht jeden griesgrämig.“

„Du solltest wirklich vorsichtig sein“, sagte Derek.

„Die Hater werden mich nie kriegen. Denn ich habe meinen Superanzug.“ Brin warf seine Arme um Ferg. „Er kann nicht von Kugeln durchdrungen werden. Na ja, vibrierende Kugeln vielleicht.“

„Brin? Lass es.“ Ferg drehte sich um und küsste Brin auf die Wange.

Derek spürte einen Anflug von Eifersucht, den er aber zu verdrängen versuchte. Seine Trennung von Brin war eine gemeinsame Entscheidung gewesen, und es war klar, dass Ferg und Brin gut zueinander passten. Derek freute sich aufrichtig für die beiden.

Nur manchmal, wenn er sie sich küssen sah, wollte er hinübergreifen und ihre Köpfe gegeneinander schlagen.

Wollte ihnen die Feuchtigkeit aus den Augen schrubben.

Und an seinem Hubba Hubba Beef Supreme nuckeln.

„Wie war die Spendengala?“ Ferg sah Derek fragend an.

„Lang und langweilig.“

„So ging es mir mit dem Sex, den ich mit fünfzehn mit dem Mädchen die Straße runter hatte“, sagte Brin und zog eine kleine Tube aus dem vorderen Fach der Handtasche.

„Lautstärke“, mahnten Derek und Ferg unisono. Sie sahen sich gegenseitig an und grinsten.

„Tut mir leid“, sagte Derek. „Ich habe vergessen, dass er jetzt dein Problem ist.“

Ferg lachte. „Bestimmt alte Angewohnheiten.“

„Ihr zwei seid Spielverderber.“ Brin öffnete die Tube, die sich als getönter Lipgloss entpuppte. Er trug etwas davon auf. „Gemischte Beeren“, verkündete er.

„Was machst du da?“, fragte Ferg.

„Es schmeckt so gut.“ Brin schmatzte mit den Lippen.

„Du isst gerade einen Burrito. Du musst keinen Lippenstift auftragen.“

„Gloss.“

„Du suchst Aufmerksamkeit, das ist es, was du tust.“

„Ich weiß, und das Ergebnis ist entzückend.“ Brin hob seinen Burrito auf und presste seine glitzernden Lippen auf die Schale. Er zeigte sie Brin und Derek. „Schau, ein Gesicht. Das sind die Augen …“ Er zeigte auf zwei braune Flecken auf der Burritoschale. „… und hier ist ihr Mund.“ Er deutete auf den zartrosa Lippenabdruck. „Ich werde sie Sarita Alvarez-Romero nennen.“ Er zog etwas Salat auf dem oberen Teil des Burritos, um Haare zu formen.

Ferg versuchte, ihn zu ignorieren. „Hast du ein paar gute Aufnahmen gemacht?“

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