Kitabı oku: «Sternenglanz», sayfa 2
Teil 1:
Die Jägerin
Winter 787 St. Gilbert
Kapitel 1
Luna zog den dicken Mantel enger zusammen, um sich vor der Kälte zu schützen, als eine erneute Bö über die Hügel zog. Schnee wehte ihr ins Gesicht. Die letzten Tage waren sie einem Schneesturm stets entgangen. Doch diesmal wirkten die Wolken noch düsterer als sonst. Es war noch vollkommen finster, dennoch war Luna bereits wach. Die Tage waren stetig kürzer und kälter geworden. Doch sie hatten noch nicht mal die Wintersonnenwende erreicht. Sie würden also noch kürzer werden. Und noch kälter.
Unten im Lager der Männer brannte das Lagerfeuer und warf einen leichten Lichtschein bis zu ihrem Stand auf dem Hügelkamm. Es war das einzige Licht weit und breit. Sie schätzte zu dieser Zeit die Dunkelheit und die Einsamkeit. Um darüber nachzudenken, was sie mit ihren Herzögen und Rittern entschieden hatte. Wie es mit Valorien weitergehen sollte.
Ein Schauer durchzog Luna, als die nächste kalte Böe über sie hinweg zog. Sie mochte den Winter nicht. Es war der zweite Winter, den sie erlebte. Damals, in Alydan, war es stets warm gewesen. Anfangs hatte sie sich in Valorien gefreut, als sie mit Vincent den ersten Schnee ihres Lebens genossen hatte. Doch die dauernde Kälte hatte an ihr gezehrt. Als es schließlich wieder Frühling geworden war, war sie unglaublich erleichtert gewesen. Auch diesen Winter hätte sie am liebsten in den warmen Hallen Eloraths verbracht. Doch ihr Schicksal hatte sie woanders hingeführt. Hier in den Süden, in das Kaiserreich, den mächtigsten Feind Valoriens.
Sie erinnerte sich wie gestern an den Ritterrat, in dem sie den Entschluss gefasst hatten, hier ins Kaiserreich vorzudringen. Es war einer der ersten Räte in der ganzen Runde der neuen Ritter gewesen. Mit ihr als gekrönter Königin, und ihrem Mann Vincent als König und Ritter an ihrer Seite. Viele waren danach nicht mehr gefolgt, bevor sie aufgebrochen war. Es war nicht um weniger gegangen als die große Frage, wie man das Kaiserreich besiegen konnte, um zumindest Kargat zu befreien. Schnell waren sie sich einig, dass es die Truppen Valoriens allein nicht schaffen würden. Nach dem Sieg gegen die 6. Armee und den Rückzug der Nordmänner hatte Luna deren Anführer, Leon, das Freiherrentum Valor Kath überlassen, als Brücke nach Valorien, um die Völker enger aneinander zu bringen. Und um ein bisschen für die großen Opfer zu entschädigen. Dennoch erhoffte sie sich von dieser Seite keine Hilfe. Sie hatten einige Boten geschickt aber die Antwort war klar gewesen: Niemals würde Leon an der Seite von Herzog Celan seine Männer in die Schlacht führen.
Also würde es auf die verbliebenen Männer Kargats ankommen. Auf all die gefangenen Soldaten, unzufriedenen Bürger, Männer, Frauen, Greise, die ihre Heimat befreien wollten. In jedem Dorf und jeder Stadt. Denn weitere Verbündete hatte Valorien nicht. Doch egal wie oft sie dann planten, wie ein Feldzug aussehen konnte, stießen sie immer wieder an eine Grenze: die Mönche der Laëa. Egal was sie sich ausdachten, wenn deren Kraft sich erst wieder gegen die Städte und Armeen richtete, würde es keine Hoffnung geben. Die Elfen waren zurück nach Alydan gesegelt, mit Ausnahme von Elian, der allerdings zögerlich war, seine Kräfte noch einmal einzusetzen, nachdem was in Elorath passiert war. Selbst wenn sie ein, zwei Elfenfürsten an ihrer Seite wüssten: die Mönche könnten überall auftauchen. Nein, gegen diese Kraft würde es keinen Sieg, schon gar keinen langfristigen Frieden geben. Das Gleichgewicht der Kräfte musste wiederhergestellt werden. Dies konnte nur im Kaiserreich der Sonne, im Herzen des Feindes, gelingen.
Sie erinnerte sich an die Gespräche mit Daron, als sie noch in Taarl gewesen waren. Wie gut wäre es nun, den Mönch an ihrer Seite zu haben. Er hätte ihnen mit so vielem helfen können. Informationen, Erkenntnissen, oder eben mit der schieren Macht, die er kontrollierte. Doch er war von dieser Macht selbst verschluckt worden, und stand nun als mahnendes Zeichen am Ufer des Calas. Dennoch war seine Anwesenheit, seine Treue zu Valorien, viel wert gewesen. Vincent hatte sehr viel mehr Zeit mit dem Mönch verbracht. Er hatte ihn vieles ausgefragt, und die Informationen notiert. Über Kloster Sonnfels, den Hauptsitz des Ordens. Den Weg dorthin. Die Struktur des Ordens. Und die Gewohnheit der Mönche. Zu diesen gehörte sich auch, jedes Jahr zur Wintersonnwende in Sonnfels einzufinden. Alle Mönche. An einem Ort. Dies war ihre Chance. Nun war es nur noch darum gegangen, wer auf diese Reise aufbrach, die so viele Risiken barg.
Arthur hatte sich als Ritter als erstes freiwillig gemeldet. Er und seine Schwarzen Pfeile sollten das Herzstück der Truppe bilden. Eine Aufgabe, die dem Ritter aus Rethas wie auf den Leib geschnitten schien. Auch sein Sohn Arved hatte sich melden wollen, war aber sofort von Luna selbst und Arthur zurückgehalten worden. Rethas brauchte seinen Herzog, der an der Seite von Lerke stand. Nein, aus dem Kreis der Adeligen sollte nur Arthur mit seinen treuesten Kameraden die Reise antreten. Doch ein Problem blieb: gegen die Macht der Mönche war Arthur selbst mit Blutstein in der Hand ohne Chance. Sie hatten auch Fürst Elian gefragt. Doch dieser gab zu Bedenken, dass Daron des Öfteren erwähnt hatte, die Präsenz der Elfenfürsten zu spüren. Obwohl er zugegeben hatte, dass die Präsenz Silivas stärker gewesen war, wäre das Risiko zu groß, entdeckt zu werden. Leon mit seiner Rüstung aus alten Tagen würde sie auch nicht unterstützen. So blieb nur Luna, die das Schwert des Schicksals, Zeitensturm, trug. Sie hatte gegen Firentis bewiesen, dass sie zumindest kurzfristig die Macht der Mönche brechen konnte. Für diesen Angriff, der auf Heimlichkeit und Schnelligkeit basierte, sollte dies ausreichend sein. Obwohl alle Ritter, einschließlich ihres Mannes, gegen ihren Vorschlag protestiert hatten, hatte sie sich durchgesetzt. Sie war die Königin und entschied über das Vorgehen. Außerdem standen mit Vincent, Celan, Forgat, und Arved Valorien ein starker König und drei mächtige Herzöge zur Verfügung. Das Land musste eben einen Winter ohne eine Königin auskommen. Dann waren sie schon bald mit einem kleinen Boot aus Lyth Valor aufgebrochen.
„Königliche Majestät.“ Die gedämpfte Stimme von Arthur war schon nah, als sie den Ritter bemerkte. Zu vertieft war sie in Gedanken gewesen, und zu sehr hatte sie sich darauf konzentriert, gegen die Kälte zu kämpfen. „Wir müssen gleich aufbrechen. Wir sollten noch mit Fackeln die erste Strecke des Tages zurücklegen, wenn wir es bis zur Sonnenwende nach Sonnfels schaffen wollen.“
Luna rührte sich nicht. Sie schloss noch einmal die Augen und atmete den kalten Wind ein. Es brannte in ihren Lungen, dennoch wollte sie noch einmal durchschnaufen, bevor der Marsch weiterging. Sie hatten einen einen anstrengenden Weg wählen müssen. Durch das Gebirge und die Hügelländer jenseits des Klosters. Denn die Wege durch die Täler und Städte waren unter den wachen Augen der kaiserlichen Soldaten. Also musste es im tiefsten Winter durch diese unwirtlichen Ländereien gehen.
„Majestät?“, fragte Arthur noch einmal nach und fasste Luna leicht an die Schulter.
„Ja, lass uns gehen.“
Gegen Mittag ließ der Schneefall nach. Erneut war der Schneesturm an ihnen vorbeigezogen. Zumindest in dieser Hinsicht hatten sie Glück gehabt. Sie schritten gerade durch einen dichten Nadelwald, als Luna bemerkte, dass sogar einige Sonnenstrahlen durch die Baumkronen schienen. Mit etwas Glück würde es sogar ein wenig wärmer werden. Beschwingt von dieser Hoffnung beschleunigte sie ihren Schritt. Denn vor ihnen endete der Pfad und führte aus dem Wald hinaus auf die freien Hügel. Vielleicht konnte man bei dem klaren Wetter schon etwas sehen.
Als sie den Waldrand erreichten, wartete bereits Rogard auf sie. Der Getreue von Arthur bildete stets die Vorhut, um den Pfad vor ihnen auszukundschaften. Mit Arthur und Rogard waren es fünfzehn Männer, die sie aus Valorien begleitet hatten. Bei viel mehr wäre die Gefahr zu groß gewesen, entdeckt zu werden. Für ihr Vorhaben sollte es reichen, insbesondere, da Arthur die Männer handverlesen hatte.
„Und?“, fragte Luna Rogard, noch bevor sie selbst richtig schaute.
„Seht selbst, Majestät.“, antwortete dieser und zeigte in die Täler hinunter, die sich hinter dem Hügel befanden. Sie standen auf einem der höheren Berge und blickten in mehrere Täler, die immer wieder von weiteren Hügeln unterbrochen wurden. Doch viel mehr riss der große Berg am Horizont Luna in ihren Bann. Daron hatte davon erzählt. Als sie genauer hinsah erkannte sie die kleine Burg, oder viel mehr das Kloster, dass sich auf mittlerer Höhe befand. Ein Weg aus dem Tal schlängelte sich am Berg entlang in die Höhe.
„Das muss es sein.“, stellte Luna fest.
„Ja, es passt zu den Berichten von Daron.“, bestätigte Arthur, der nun zu ihr aufgeschlossen hatte. „Das ist Kloster Sonnfels.“ Er ging in die Hocke und blickte skeptisch über die Landschaft vor ihnen. Obwohl sich der Ritter es nicht anmerken lassen wollte, musste er eingestehen, dass er nicht mehr leichtfüßig wie früher große Strecken zurücklegen konnte. Die kurze Verschnaufpause kam da gerade recht.
„Von hier aus müssen wir mit großer Vorsicht vorgehen.“, mahnte Arthur dann. „Wenn wir den Feind von hier beobachten können, dann können sie uns auch sehen, wenn wir uns auf Sonnfels zubewegen. Entweder wir gehen nur noch bei Nacht und suchen uns tagsüber Unterschlupf in den Hügeln oder wir umrunden diese Täler weitläufig. So oder so werden wir noch zwei, vielleicht drei Tage brauchen, bis wir das Kloster erreichen. Außerdem sollten wir versuchen zu beobachten, ob noch Brüder eintreffen. Wenn nicht, dann sind wohl alle Mönche schon dort.“
Luna schaute kurz zu Arthur hinunter. Sie hatte dem nichts mehr hinzuzufügen. „Wir sollten durch das Tal gehen und unsere Kräfte schonen.“, sagte sie. Obwohl hier die Gefahr entdeckt zu werden größer war, entschied sie sich für diesen Weg. Denn wenn sie auf die Berge hinter Sonnfels blickte, wurde ihr bang, bei einem solchen Wetter und im schlimmsten Fall bei Dunkelheit dort hinaufklettern zu müssen.
Als sie dort standen näherte sich auf einmal ein Mann der Schwarzen Pfeile und blickte zu Arthur und Rogard.
„Wir haben Spuren gefunden. Frisch.“, sagte der Mann im Flüsterton. Sofort stand Arthur auf blickte erwartungsvoll zu dem Mann, der etwas zurück in den Wald zeigte. Wortlos nickte Arthur und bedeutete Rogard und Luna, ihm zu folgen. Ihre größte Gefahr war, entdeckt zu werden. Wenn jemand die kaiserlichen Soldaten warnte, wäre ihre Mission gescheitert. Mit den wenigen Männern würden sie jeden Kampf, der nicht auf das Moment der Überraschung baute, verlieren.
Der Mann führte sie ein bisschen in den Wald auf einen kleineren Nebenpfad. Arthur beugte sich hinunter und inspizierte die Spuren. Es waren nur sehr leichte Fußspuren im Schnee. Doch ihre Kante war klar und deutlich. Fallender Schnee war nicht der Grund gewesen, wieso sie so flach waren. Stattdessen musste die Person sehr leicht sein. Ein Kind? Dafür wirkten sie zu groß. Und wieso sollte ein Kind hier allein im Wald sein?
Arthur blickte zu Rogard und zeigte zwei Finger. Dann winkte er nach vorne, den Spuren entlang. Rogard verstand sofort, nickte zwei der Schwarzen Pfeile zu, und schlich dann den Spuren entlang. Arthur wartet einige Momente, bis die drei Männer tiefer im Wald verschwanden. Erst dann deutete er Luna ihm zu folgen. Leise zog er sein Schwert aus der Scheide.
Rogard musste sehr genau hinschauen, um die Spuren überhaupt zu sehen. Wer konnte nur so leichtfüßig durch den frischen Schnee laufen? Ein, zwei Mal dachte er, die Spur schon verloren zu haben. Doch dann fand er doch den nächsten Abdruck und folgte den Spuren immer tiefer in den Wald. Wie lange sollten sie diesen überhaupt folgen? Wenn nun derjenige, den sie verfolgten, sie überhaupt nicht bemerkt hatte? Und das Risiko entdeckt zu werden durch die Verfolgung stieg? Er wollte gerade innehalten, als die Spuren auf einmal an einem Baum endeten. Verwirrt suchte er im Schnee um ihn herum. Nirgends waren weitere Abdrücke zu erkennen. Er blickte hoch und zu den beiden anderen Kriegern, die in einigen Schritten Abstand durch den Wald schlichen. Auch diese schüttelten den Kopf. Sie hatten nichts gefunden. Gerade wollte Rogard sich abwenden, als er eine leichte Abschürfung in der Rinde des Baumes sah. Er stockte und blickte sich noch einmal um.
Zeitgleich bewegte sich etwas. Dann ging alles schnell. Noch bevor Rogard die Gestalt bemerkte, sprang diese aus der Baumkrone hinunter und landete ohne lautes Geräusch hinter ihm im Schnee. Bevor er reagieren konnte, spürte er schon den kalten Stahl einer Klinge am Hals und einen Arm um seine Brust, der ihn festhielt.
„Wenn ihr jagt, solltet ihr nicht so verdammt laut sein.“, flüsterte die Gestalt. Zu Rogards Überraschung war es die Stimme einer Frau. Aus den Augenwinkeln bemerkte der Rethaner, wie seine beiden Kameraden sofort Pfeile auf ihre Bögen auflegten. „Wenn euch an seinem Leben etwas liegt, steckt ihr die Pfeile weg.“, sagte die Frau nun lauter. „Wieso verfolgt ihr mich? Wer hat euch geschickt?“, fragte sie dann.
Rogard wollte gerade antworten, als er sah, wie Arthur und Luna aus dem Schatten der Bäume traten. Also schwieg er. Sollte der Ritter, der sie anführte, die Verhandlung um sein Leben führen. Seine Lage war schon ohne weitere Worte beschämend genug. Derart überrumpelt zu werden stand einem Schwarzen Pfeil nicht gerade gut zu Gesicht.
„Wenn dir etwas an deinem Leben liegt, dann wirst du ihn gehen lassen, Weib.“, entgegnete Arthur grimmig und machte keine Anstalten seine Klinge zu senken. Er musterte die Frau. Oder zumindest was von ihr hinter Rogard erkennbar war. Sie trug die Klamotten einer Jägerin, jenen Arthurs nicht unähnlich: grüne und braune Stoffe, eine Lederrüstung, einige Messer und andere Utensilien am Gürtel, dazu ein Bogen und ein Köcher auf dem Rücken, ein Schwert an der Seite, und eben den Dolch, den sie Rogard an den Hals hielt. Von ihrem Gesicht war kaum etwas zu sehen außer der schwarzen Haare, die unter einer dunkelbraunen Kapuze hervorschauten und den durchstechenden grünen Augen, mit denen sie Arthur musterte. Auffälliger allerdings war das Messer. Eindeutiger Weise keine Waffe des Kaiserreiches. Es sah eher…
„Bist du eine Elfe?“, fragte dann Arthur.
„Und wenn ich das wäre?“, entgegnete die Frau schnippisch, lockerte den Griff um Rogard aber kein bisschen.
„Wir sind Verbündete des Elfenreiches.“, antwortete Arthur.
„Woher wisst ihr, dass ich eine Verbündete des Elfenreiches bin? Oder war das der Grund, wieso ihr mich verfolgt habt?“ Die Frau sprach ruhig, aber bedrohlich. Trotz der zahlenmäßigen Überlegenheit der Valoren schien sie keine Furcht zu haben.
Arthur verharrte kurz und versuchte Optionen zu suchen. Er hatte kein großes Interesse, lang mit dieser geheimnisvollen Kriegerin zu diskutieren. Rogard zu verlieren war allerdings keine Option. Der Mann war als Anführer zu wichtig. Er wollte gerade weitersprechen, als er Luna hörte.
„Yatane?“, sagte die Königin fragend und trat hinter Arthur hervor. Sie ging auf Rogard zu. Arthur wollte sie aufhalten, doch Luna ging entschieden weiter. „Yatane, bist du es?“
Man merkte, wie der Griff der Elfe lockerer wurde und sie zu Luna schaute, sie begutachtete, als sie näherkam. Dann breitete sich ein Lächeln auf ihrem Gesicht aus.
„Luna!“, sagte sie erfreut, hielt aber die Klinge weiter an Rogards Hals. „Was machst du hier?“, fragte sie neugierig.
„Yatane, lass den Mann gehen.“, sagte Luna als erstes und verharrte nur wenige Schritte von Rogard entfernt. „Bitte.“, fügte sie hinzu, als sie merkte, dass die Elfe kurz zögerte. Doch dann folgte sie und senkte das Messer. Rogard streckte sich kurz und ging dann zwei, drei Schritte von der Elfe weg.
„Es ist gut. Ich kenne diese Elfe. Sie ist eine Freundin.“, sprach Luna weiter und signalisierte den Schwarzen Pfeilen, ihre Waffen zu senken. Dann lächelte sie, lief auf Yatane zu, und schloss die Elfe recht unvermittelt in die Arme.
„Ich war mir nicht sicher, ob ich dich je wiedersehen würde.“, sagte die Königin. Yatane erwiderte die stürmische Begrüßung mit einem breiten Grinsen.
„Ich hatte es doch versprochen. Du bist groß geworden.“
Luna musste leise lachen. Ja, sie war groß geworden, seit sie Yatane mit Lioras zusammen den Weg in die Freiheit geebnet hatte. „Und du wolltest nach Elorath kommen, wenn ich zur Königin gekrönt bin. Dafür bist du nun zu spät.“
„Ich habe es leider nicht geschafft…“, sagte Yatane entschuldigend, blickte sich dann aber zwischen den Männern um. „Also, was machst du hier?“, fragte sie dann Luna erneut.
„Ich könnte das gleiche fragen.“
„Aber ich habe zuerst gefragt.“, entgegnete die Elfe mit einem Grinsen.
Luna nickte zu Arthur, der noch einige Schritte näherkam. „Yatane, dies ist Ritter Arthur von Freital, ein Ritter Valoriens und mein treuer Diener. Er führt die Schwarzen Pfeile. Wir sind fern von zu Hause, um eine Bedrohung für Valorien zu bekämpfen.“ Die Elfe nickte dem Ritter freundlich zur Begrüßung zu, dessen Gesicht aber versteinert blieb. „Und du?“, fragte Luna dann erneut.
„Es ist wie du damals sagtest: ich will so viele Länder sehen wie es geht. Der Wind trägt mich mal hierhin, mal dorthin. Aber in der Tat hat dieser Ort eine besondere Aura.“
„Es ist das Kloster jenseits der Täler.“, sagte Luna. „Dies ist unser Ziel. Ein Orden des Kaiserreiches, der dunkle Mächte beschwört. Sie griffen Valorien an, aber mit der Hilfe von Fürst Elian und Fürstin Siliva konnten wir sie zurückschlagen. Nun greifen wir an.“
Bevor Yatane antworten konnte, näherte sich Arthur der Königin und sprach leise zu Luna. „Wir sollten den Wald absuchen, ob noch weitere Personen hier sein könnten. Dann können wir am Waldrand ein Lager aufschlagen und heute Nacht aufbrechen.“
Luna nickte, doch es war Yatane, die antwortete. „Außer euch befindet sich niemand im weiteren Umkreis. Das hätte ich bemerkt.“, stellte die Elfe fest. Fast säuerlich blickte Arthur zu dieser, doch Luna lächelte dankbar.
„Das ist gut zu hören, danke. Arthur, sorge dafür, dass die Männer etwas zu essen finden und ein Lager errichten.“, befahl sie dem Ritter und wandte sich dann an die Elfe. „Yatane, wirst du heute Nacht bei uns bleiben?“
Diese lächelte. „Mit Freuden, meine junge Königin. Diesen Abend, und darüber hinaus, wenn es dein Wunsch ist. Deine Feinde sind wohl auch meine Feinde.“
„Danke.“, erwiderte Luna. Die Wege des Schicksals waren schon seltsam. Yatane hier zu treffen war mehr als eine Überraschung. Aber es konnte sich als unschätzbar wertvoll herausstellen, wenn sie die Elfe bei ihrer Mission begleitete. Denn es gab kaum bessere Jäger – schneller, lautloser, tödlicher – als die Elfen aus Alydan.
Der Schneefall war zurückgekehrt. Doch diesmal schätzte Luna das schlechtere Wetter. Dichte Wolken und der Schneefall verdunkelten den Nachthimmel. Man konnte kaum zehn Schritte weit erkennen, was in der Nacht lauerte. Für sie ein Vorteil. Denn sie durften nicht entdeckt werden. Bis es zu spät war. Im Schneefall vor ihnen erkannte man bereits die dunklen Umrisse der Klosteranlagen.
Sie blickte nach rechts und links, zu Arthur, Yatane, und Rogard. „Sind wir bereit?“, fragte sie flüsternd. Es war ziemlich genau die Mitte der Nacht. Eigentlich sollten die Bewohner von Sonnfels schon und noch schlafen. Ein idealer Zeitpunkt für ihren Angriff. Durch Arthurs Erfahrung waren sie exakt so schnell vorangekommen, wie es notwendig war. Nun war der Zeitpunkt gekommen, den mächtigsten Feind Valoriens anzugreifen.
„Jeder Zeit. Wenn ich Rogard losschicke, startet der Angriff. Wir werden diese Mauern erklimmen, Rogard umrundet mit seinen Männern das Kloster und greift von hinten an. Wir treffen uns am Haupthaus, nachdem Hof und Mauern gesäubert sind.“, umriss Arthur noch einmal kurz den Plan. „Ich werde stets an Eurer Seite sein, königliche Majestät. Bis wir den Wächterrat und den verfluchten Prior niedergestreckt haben.“
„Danke.“, sagte Luna und blickte dann zu Yatane. Diese lächelte der Königin aufmunternd zu.
„Auch ich bleibe bei dir und schütze dich.“
„Gut. Also dann.“, sagte sie, und fügte im Flüsterton hinzu: „Treu und Ehr!“
„Valorien!“, antworteten Arthur und Rogard leise. Dann verschwand der junge Rethaner mit einigen Männern im dichten Schneefall.