Kitabı oku: «Die Zeit Constantins des Großen», sayfa 8
Einzelne Provinzen und Nachbarlande Der Osten
Vierter Abschnitt
Wir wenden uns zu den orientalischen Grenzländern des Römerreiches. Auch hier kämpft dasselbe um seine Existenz; Diocletian erbt Empörungen und sehr blutige Kriege; er und seine Mitherrscher müssen mit unendlicher Mühe den Orient verteidigen und zum Teil neu erobern.
Zwar schlummert noch der schlimmste künftige Feind; die Araber, welche dereinst mit Schwert und Koran den Osten überziehen sollen, leben noch im Rücken von Syrien und Palästina getrennt in Hunderte von Stämmen, hingegeben ihrem Gestirndienst und Götzendienst, ihrer Wahrsagung und ihren Opfern; einige sind zum Judentum übergetreten, und im folgenden Jahrhundert gibt es sogar ein paar christliche Stämme. Der Mittelpunkt der Nation ist die schon von Ismael gegründete Kaaba zu Mekka; in der Nähe, zu Ocadh, wird die jährliche zwanzigtägige Messe gehalten, und neben dem Handel und der Andacht gedeihen hier auch die dichterischen Wettkämpfe, deren Überreste – sieben Gedichte, die Muallakats – bis auf unsere Zeit gekommen sind. Die Berührungen mit Rom Ammian. Marc. XIV, 4. sind hie und da freundlicher Art; arabische Reiter dienen im römischen Heer, und nicht selten besuchen Araber die alten Heiligtümer Palästinas, welche zugleich Märkte sind, wie zum Beispiel die Eiche Abrahams bei Mamre Sozomenus II, 4.. Meist aber sind sie gefährliche Nachbarn dieses Landes. Man erfährt, dass Diocletian besiegte Sarazenen gefangennahm Panegyr. III (Mamert., Genethl.) 4., doch ohne Meldung näherer Umstände. In den Kämpfen der Imperatoren um Mesopotamien und Ägypten werden sie erst gegen Ende des vierten Jahrhunderts genannt; ihre Stunde war noch nicht gekommen.
Viel grösser und näher war die Gefahr, welche seit den Zeiten des Alexander Severus von dem Reiche der Sassaniden aus drohte. Wenn man den nur mässigen Umfang desselben und die ohne Zweifel nicht sehr dichte Bevölkerung erwägt, so erscheint das Römerreich auf jede Weise im Vorteil. Sollte letzteres nicht mit Leichtigkeit den Völkerschaften vom obern Euphrat bis ans Kaspische Meer und bis an den Persischen Meerbusen, östlich etwa bis an die Strasse von Ormuz gerechnet, widerstehen können? In der Tat hatten die Angriffe der Sassaniden einstweilen mehr den Charakter von Raubeinfällen als von Eroberungskriegen, allein die Gefahr war und blieb doch gross und lästig, weil die Imperatoren zugleich immer von den Germanen und oft noch überdies von Abfall und Usurpation bedroht waren und also nur eine beschränkte Kraft nach Osten hin aufwenden konnten. Als stehender Feind des Römerreiches und auch um seines merkwürdigen innern Zustandes willen verdient hier das Sassanidenreich eine kurze Schilderung Die Sassanidenzeit in fragmentarischen Sagen bei Firdusi, vgl. Görres, Heldenbuch von Iran, und v. Schack, Heldensagen, Einleitung. – Silvestre de Sacy, Mémoires sur diverses antiquités de la Perse, mit der französischen Übersetzung des Mirkhond. – Hamzae IspahanensisAnnales, ed. Gottwaldt. – Ammian. XXIII, 6. – Agathias lib. II. III. IV, passim. – Malcolm, Geschichte von Persien, I. Teil..
Fürs erste ist dasselbe ein künstlich entstandenes Präparat, mit dem Anspruch auf Restauration eines längst vergangenen Zustandes. Das alte Perserreich, von Alexander erobert, war größtenteils den Seleuciden zugefallen; durch Abfall Mesopotamiens und der östlichen Gebirgsländer hatte sich das bald wieder barbarisierte Partherreich der Arsaciden gebildet, mit welchem die Römer als Erben Vorderasiens sehr anstrengende Kriege führen mussten – weniger wegen besonderer innerer Kräfte des nur lose zusammenhängenden Staates, dessen Oberkönig vom Trotz grosser Vasallen vielfach eingeschränkt blieb, als wegen der Natur des Landes, die einem angreifenden Heere durchaus ungünstig war. Nachdem noch der letzte König, Artaban, den Nachfolger Caracallas, Macrinus, zu einem schmählichen Frieden und zum Abzug genötigt, fiel er durch die Usurpation des Ardeschir Babekan (Artaxerxes Sassan), welcher von den alten Herrschern Persiens abstammen wollte und auch zunächst die Perser in Farsistan um sich gesammelt hatte, um an die Stelle des herrschenden Parthervolkes nach orientalischer Weise ein neues herrschendes Volk zu setzen. Aber nicht nur der Staat der alten Achämeniden, der Darius und Xerxes, samt seinen Einrichtungen Selbst die 10 000 Unsterblichen als Kern des Heeres kommen wieder vor. Procop., Bell. Pers. I, 10. sollte hergestellt werden, sondern auch die alte Lehre Zoroasters sollte über den parthischen Stern- und Götzendienst siegen. Die Magier, viele Tausende an Zahl, versammeln sich zu einem Konzil; durch ein Wunder wird die vorgeblich vergessene reine Feuerreligion wieder zutage gefördert, und der König wird der erste der Magier, deren Rat und Weissagung in eine wahre Mitherrschaft übergeht. Sie lassen ihm dafür den Titel eines Gottes, und zwar von dem Range der Izeds, der Diener des Ormuzd; er ist ebenbürtig mit den Sternen und darf sich den Bruder der Sonne und des Mondes nennen Ammian. Marc. XVII, 5.. Die Christen, welche keinen Anspruch dieser Art anerkannten, erhielten in der Folge einen vielleicht noch schlimmern Stand als im Römischen Reiche, insofern hier ein dogmatischer Fanatismus herrschte, der in der römischen Vorschrift, den Kaisern zu opfern, nicht enthalten war. Es scheint, dass zur parthischen Zeit viele Christen in diese Länder geflohen waren, wo ihnen die Arsaciden vielleicht aus politischen Gründen Duldung gewährt hatten; diese alle fielen jetzt den Magiern in die Hände. Später, unter Sapor II. (310 bis 382), sollen auch die in Persien sehr mächtigen Juden, die sogar die Königin auf ihre Seite zogen, an jener grossen Verfolgung Anteil gehabt haben, welcher unter andern nicht weniger als 22 Bischöfe unterliegen mussten Sozomenus II, 8 ff..
An einer Felswand unweit Persepolis sieht man die Gräber der alten Könige von Persien in gewaltigem Maßstab, in herbem altpersischem Stil eingehauen. Die Sassaniden wollten sich diese geheiligte Stätte nicht entgehen lassen; eine Reihe von weiter unten angebrachten Reliefs stellt Szenen des Krieges, des Zeremoniells und der Jagd dar, in welchen der König als Hauptperson auftritt Anderes derselben Art bei Shapur und Nakschi-Redjeb.. Das feindliche Römerreich scheint dazu die Künstler (vielleicht Kriegsgefangene) geliefert zu haben, wenigstens zeigen diese Bildhauereien wie die wenigen erhaltenen Bauwerke durchaus den Einfluss der sinkenden römischen Kunst. Es handelt sich hauptsächlich um ein paar im Rundbogen gewölbte Eingänge zu Felsgrotten und um die im römischen Thermenstil komponierten, in der Ausführung aber schon sehr barbarischen Paläste von Firuz-Abad und von Sarbistan, mit grossen nischenartigen Öffnungen und Kuppelräumen Über die beiden Paläste, welche Yezdegerd Alathim um 400 durch den griech. Baumeister Sinmar errichten liess, s. Mirkhond, pag. 324 ff.. Eigentliche Tempel gab es nicht Ritter, Erdkunde VIII, pag. 770 scheint das Gebäude von Firuz-Abad für einen Feuertempel zu halten. – Verf. dieses ist nicht imstande, hierüber zu entscheiden. – Strabo XV, 3 braucht das zweideutige Wort σηκός, welches sowohl einen bloss eingehegten Raum, als auch eine eigentliche Kapelle bezeichnen kann. Zonaras (in Heraclio) sagt nur τεμένη, d. h. geweihte Bezirke. Andere brauchen dagegen die Worte ιερόν, νεώς usw.; die Pyreen oder Feueraltäre waren der Herd des Kultus; an ihren Stufen dürfen wir in der Regel auch den König, von den Magiern umgeben, aufsuchen.
Die Orthodoxie war hier zum notwendigen Staatsprinzip geworden. Vergebens tritt der Reformator Mani, der aus der christlichen, parsischen und buddhistischen Religion ein höheres, neues Ganzes machen wollte, mit seiner Tafel voll gemalter Symbole in Persien auf; Bahram I. lässt ihn durch seine Doktoren niederdisputieren und dann lebendig schinden, die Haut aber zu allgemeiner Warnung am Tor von Djondischapur aufspannen. Mirkhond, pag. 296. Das Folgende pag. 323 seqq. Von dem Manichäismus, welcher sich trotz dem Martertode des Stifters in Persien erhielt und bald auch in das Römerreich drang, wird weiter die Rede sein. Einmal jedoch bemerkt man, dass ein König sein Geschlecht von der drückenden Magierherrschaft zu befreien sucht; Yezdegerd I. Alathim (400–421) lässt seinen Sohn Bahram-gur ferne vom Hof durch einen götzendienerischen, später zum Christentum bekehrten Araber, den Häuptling Noman von Hira, erziehen; allein der Prinz wird in der Folge nicht anerkannt, »weil er arabische Sitten angenommen habe«, und muss mit einem von den Grossen aufgestellten Gegenkönig Kesra oder Khosru im eigentlichen Sinn des Wortes um die Krone streiten. Unweit der Residenz Madain wird die Tiara der Sassanidenherrscher zwischen zwei hungrige Löwen gelegt, und es wird gefragt, welcher von beiden Thronbewerbern zuerst danach greifen dürfe? Kesra lässt dem Bahram-gur gerne den Vortritt, und dieser tötet die beiden Löwen und setzt sich sofort die Krone auf. Doch dauerte die Rechtgläubigkeit in vollem Glänze fort. Als später (491–498) der König Cobad sich dem Irrlehrer Mazdak hingegeben hatte, welcher die Gemeinschaft der Weiber und den Kommunismus predigte, gab es eine allgemeine Empörung gegen ihn, und er musste einige Zeit in dem »Schlosse der Vergessenheit« zubringen. Erst gegen die letzten Zeiten des Reiches hin lässt sich eine grosse religiöse Erschlaffung verspüren.
In politischer Beziehung ergibt sich das Bild des gewöhnlichen asiatischen Despotismus. Das Volk kann nur anbeten; wenn ein neuer König seine erste Ansprache gehalten hat Mirkhond, pag. 304., werfen sich alle mit dem Antlitz auf die Erde und bleiben in dieser Stellung, bis der König den Befehl schickt, wieder aufzustehen. Es hat lange gedauert, bis die Demut auch im oströmischen Reiche so weit entwickelt war; noch bei Diocletian beschränkt sich die Anbetung auf das Innere des Palastes. – Die Freude des Orientalen an auffallenden Akten der Gnade und der Strafgerechtigkeit, wobei sich eine tröstliche Gleichheit vor dem Despotismus offenbart, geht auch hier nicht leer aus. Doch hat der König eine Aristokratie von ungewissem Ursprung um sich, vielleicht die Familien der von Ardeschir aus Farsistan mitgebrachten Grossen. Dieser Adel scheint sich mit den Magiern in den Einfluss bei Hofe geteilt und mehr als eine Revolution auf eigene Hand versucht zu haben; er ist es, der Bahram II. (296–301) im Einverständnis mit dem Grossmagier (dem Mobed der Mobeds) zur Nachgiebigkeit zwingt, Bahram III. wider Willen auf den Thron erhebt (301), und an Shapurs III. Zelt die Stricke durchschneidet, so dass der König unter dessen Einsturz erstickt. In manchen Thronfragen übt er jedoch seine entscheidende Macht in so günstigem Sinne, dass das Römische Reich die Perser um dieses Element ihres Staatslebens beneiden konnte; er muss nämlich für die Fortdauer der Dynastie sorgen, weil sein eigenes Ansehen auf dem Erbrecht beruht Eine logische Konsequenz, deren Verkennung sich immer strafen wird.. Wie sehr kontrastiert es mit dem wilden Kaiserwechsel, wenn die persischen Grossen nach dem Tode Hormuz' II. (310) den schwangern Leib einer seiner Frauen mit der Tiara krönen! Sie behauptete zu wissen, dass das Kind ein Knabe sein werde, und Hormuz selber hatte längst von den Astrologen erfragt, dass ihm ein grosser, siegreicher König geboren werden müsse. Der Knabe kam zur Welt, und die Grossen nannten ihn Shapur II.; sie verwalteten das Reich bis zu seiner Mündigkeit; zehnmal des Tages wurde ihm in seinem Palaste die feierliche Aufwartung gemacht. Zum Glück war es ein gewaltiger Mensch, der sich sehr frühe und selbständig entwickelte; sein Leben und seine Regierung dauerten 72 Jahre, letztere wie die Ludwigs XIV. Eine zufällige Ähnlichkeit mit diesem liegt auch darin, dass Sapor II. seinen Adel nötigte, die Landschlösser zu verlassen und sich unter seinen Augen in der Hauptstadt Madain (dem alten Ktesiphon mit Seleucia) anzusiedeln.
An gewaltsamen Thronfolgen fehlt es indes, wie bemerkt, auch nicht, obschon die Könige durch Krönung eines Prinzen bei Lebzeiten (S. 67) vorzubeugen suchten. Die Grossen und vielleicht auch die Magier nahmen öfter innerhalb des Sassanidenhauses für verschiedene Prinzen Partei; auch anerkannte Könige fürchteten eine Usurpation von Seiten der Ihrigen. Hormuz I, um seinem Vater Shapur I. einen Verdacht dieser Art zu benehmen, schickt ihm (mit echt orientalischer Übertragung des Symbolischen in die Wirklichkeit) seine abgehauene rechte Hand; der Vater nimmt jedoch diese edelmütige Erklärung der Thronunfähigkeit nicht an.
Die Regierung im Innern ging offenbar mit höhern Mitteln nach höhern Zielen als früher die der stets roh gebliebenen Parther. Von mehrern Sassanidenkönigen werden jene Wohltaten berichtet, welche jederzeit das Ideal eines orientalischen Fürsten ausgemacht haben: Schutz des Ackerbaues, Bewässerungsanstalten, gleichmässige Rechtspflege, Gesetzbücher, Nutzbauten und Prachtbauten, wenigstens an den grossen Königsstrassen, neue Städteanlagen, Mäzenat gegen Gelehrte und Künstler von nah und fern. Von den sämtlichen Königen ist nicht nur das äussere Aussehen Aus dem »Buch der Bildnisse« genau verzeichnet bei Hamza von Ispahan, welcher daraus seine wesentliche Aufgabe macht; z. B.: Narses I. (resign. 301) wird abgemalt in rotem gesticktem Kleid, blauen gestickten Hosen und grüner Tiara, beide Hände auf das Schwert gestützt; Hormuz II († 310) ebenso; Shapur II. († 382) wird abgemalt in rosafarbenem gesticktem Kleid, mit roten gestickten Hosen, in der Hand eine Axt; er sitzt auf dem Throne; seine Tiara, blau mit Gold, hat oben zwei Spitzen und ein goldenes Möndchen usf. – Wozu aus Ammian. Marc. XIX, 1 noch der goldene Widderkopf als Hauptschmuck hinzukömmt., sondern auch die Sinnesweise in bezeichnenden Spruchversen nach asiatischer Art überliefert.
Der Spruch des Stifters, Ardeschir I., lautet wie ein Motto auf das Schicksal seines Reiches überhaupt: »Es gibt kein Königtum ohne Soldaten, keine Soldaten ohne Geld, kein Geld ohne Bevölkerung, keine Bevölkerung ohne Gerechtigkeit«. Auf diesem Umwege muss der König zur Erkenntnis eines sittlichen Staatszweckes gelangen! Allerdings war der kriegerische Schutz die erste Aufgabe. Denn dieses Reich, welches den Römern so viele Sorge machte, litt seinerseits an denselben Gefahren von aussen wie das Imperium. Von Süden her drängten bereits die Araber heran; dass sie dereinst Persien erobern würden, sollen die Magier schon damals gewusst haben Mirkhond, pag. 310. So fabelte man wenigstens später.. Shapur II., in dessen Minderjährigkeit sie ganze Stücke vom Perserreich losgerissen, unternimmt in seinem sechzehnten Jahre einen furchtbaren Rachezug gegen sie (326); er baut eine Flotte auf dem Persischen Meerbusen und fährt nach Arabien hinüber; nach einem allgemeinen Blutbade auf der Bahrein-Insel und unter den Stämmen Temin, Becr-ben-Waiel, Abdolkais u. a. lässt er den Überlebenden die Schultern durchbohren und Stricke hindurchziehen als Leitriemen, während Constantin seine deutschen Gefangenen nur den wilden Tieren in der Arena zu Trier vorwirft. Ein anderer gefährlicher Feind drohte vom Norden, aus den Gegenden vom Kaspischen Meere her: die Ephthaliten oder missverständlich so genannten Weissen Hunnen, einer jener Türkenstämme, welche zu Vollziehern des Schicksals über Vorderasien in den verschiedensten Jahrhunderten eigentlich geboren scheinen. Der siegreiche Krieg, welchen Bahram-gur (420–438) gegen sie führte, gehört mit zu den vielgestaltig erzählten Abenteuern, aus welchen sein Lebensroman zusammengesetzt ist; immerhin wird die Tatsache, dass er die Nomaden wieder über den Oxus zurücktrieb, ihre Richtigkeit haben. Allein nicht lange nachher erhalten sie Gelegenheit, sich in den Erbfolgestreit (456) der beiden Söhne Yezdegerds II. einzumischen und den ältern derselben, Firuz, welcher zurückgesetzt worden und zu ihnen geflohen war, mit einem grossen Hilfsheere auf den persischen Thron zu führen. Seitdem ist ihr Einfluss, selbst ihre Intervention nicht mehr zu beseitigen, und die Sassaniden bezahlen ihnen häufig Jahrgelder.
Die spätern Schicksale des Reiches, seine letzte Glanzperiode unter Koshru Nuschirwan dürfen hier nicht mehr erörtert werden. Wir wenden uns zu den besondern Ereignissen, welche in die Epoche Diocletians und Constantins fallen.
Zur Zeit des Gallienus und der Dreissig Tyrannen war das Reich von Palmyra der Vorkämpfer Roms gegen die Perser gewesen; Odenathus hatte Sapor I., den trotzigen Sieger über Valerian, geschlagen und verfolgt bis Ktesiphon. Als aber später Aurelian die Palmyrener angriff, wandte sich die sassanidische Politik auf deren Seite, um den schwächern Nachbar zu erhalten; Bahram I. sandte der Zenobia eine Schar zu Hilfe, welche dann wie das Heer der Königin dem römischen Imperator unterlag. Aurelian und nachher Probus mussten mit Geschenken begütigt werden; letzterer rüstete sich dann gleichwohl zu einem persischen Kriege, welchen sein Nachfolger Carus wirklich unternahm; glänzende Erfolge führten das römische Heer noch einmal bis über den Tigris hinaus, verloren aber ihren Wert durch den plötzlichen Tod des Carus und die Heimkehr seines Sohnes Numerian (283). Es stand zu erwarten, dass Bahram II. nach einigem Zögern Die Stellen in Panegyr. II (Mamertin. Maxim.), c. 7. 9. 10 beweisen nur, dass noch im Jahre 286 der Perserkönig dem am Euphrat verweilenden Diocletian Geschenke sandte. die grosse Verwirrung des ganzen Römischen Reiches beim Auftreten Diocletians eifrig benützen würde, um sich nach Westen hin zu sichern und auszudehnen. Einstweilen mussten die Kaiser ihn gewähren lassen, weil viel nähere Sorgen sie in Anspruch nahmen. Für sie übernahm vorderhand Armenien Gibbon, cap. XIII, pag. 114 s. – Moses Chorenensis ed. Whiston lib. II, cap. 73 seq. (wo die Eroberung des Landes freilich unter Artasires, d. h. Artaxerxes Sassan verlegt wird). den Kampf.
Dieses Land, unter einem Nebenzweige des gestürzten parthischen Königshauses der Arsaciden, hatte früher römische Schutzhoheit genossen. Als aber zur Zeit Valerians und Galliens das Römische Reich in Stücke zu gehen anfing, hatte Shapur I. Armenien mit Hilfe einheimischer Faktionen unterworfen; der Sohn des ermordeten Königs Chosroes, Tiridates, war nur durch die Treue der königlichen Diener gerettet und dann unter dem Schutz der römischen Kaiser erzogen worden. Mit riesiger Stärke und hohem Mute begabt, sogar als Sieger bei den olympischen Spielen geehrt, schien er ganz besonders geeignet, als Prätendent in dem verlorenen Reiche seiner Väter aufzutreten. Wie einst Nero seinen gleichnamigen Vorfahren, so soll ihn Hiegegen begründete Zweifel bei Preuss, a. a. O., S. 41, Anm. jetzt Diocletian mit Armenien belehnt haben (286). Tiridates fand seine Heimat unter einem systematischen Drucke, auch religiöser Art; der unduldsame Parsismus der Fremdherrschaft hatte die Statuen der vergötterten Könige von Armenien und die geweihten Bilder der Sonne und des Mondes zerbrochen und dafür auf dem Berge Bagavan ein Pyreum errichtet für das heilige Feuer. Rasch sammelten sich Edle und Geringe um den Prinzen: man verjagte die Perser und brachte gerettete Schätze und sogar eine gerettete Prinzessin zum Vorschein. Ein schon von Shapur nach Armenien verbannter vorgeblich scythischer, wahrscheinlich turkomannischer Häuptling, Mamgo, ging samt seiner Horde zu dem neuen Herrscher über. Allein Narses I. raffte seine Macht zusammen, eroberte Armenien von neuem und nötigte den Tiridates, abermals bei den Römern Schutz zu suchen.
Diocletian und seine Mitherrscher waren inzwischen ihrer meisten Feinde Herr geworden und konnten sich jetzt dem Orient widmen. Während der Oberkaiser auszog, um auch noch das seit langer Zeit empörte Ägypten zu unterwerfen, vertraute er seinem Caesar Galerius den Kampf gegen Narses an; das gemeinschaftliche Hauptquartier war Antiochien. Allein zwei unentschiedene Schlachten und eine dritte, welche Galerius durch allzu kühnes Vordringen verlor, düngten noch einmal die wüste Ebene zwischen Carrhae und dem Euphrat, wo einst Crassus zehn Legionen zum Tode geführt, mit römischem Blut. Diocletian, der inzwischen Ägypten unterworfen hatte, während gleichzeitig der Caesar des Maximian, Constantius Chlorus, das abgefallene Britannien wieder zum Reiche gebracht, war doppelt erzürnt darüber, dass am Euphrat allein die römischen Waffen im Nachteil sein sollten. Auf seiner Rückkehr begegnete ihm in Syrien der geschlagene Caesar; er liess ihn im Purpurmantel, wie er war, eine Millie weit neben seinem Wagen herlaufen, angesichts der Soldaten und des Hofes. Mehr als irgend etwas bezeichnet dieser Zug den wahren Ton der diocletianischen Herrschaft Dass die Sache im höchsten Grade auffiel, zeigt sich durch ihre Erwähnung selbst bei den kürzesten Abbreviaturen wie Eutrop, Aurel. Victor, Sextus Rufus; und als Praecedens bei Ammian XIV, 11.. Und die Ergebenheit des Galerius wird dadurch nicht im geringsten erschüttert; sein einziges Verlangen ist die Erlaubnis, die Schmach durch Siege auslöschen zu dürfen. Nun müssen statt der weniger tauglichen Asiaten die unbesiegbaren Illyrier ausrücken, nebst einer Hilfsschar geworbener Goten, alles gerechnet nur 25 000 Mann, aber von der tüchtigsten Art. Diesmal (297) wandte sich Galerius jenseits des Euphrat in das bergige Armenien, wo er das Volk der römischen Sache günstig fand und wo die meist aus Reitern bestehenden persischen Heere ihm viel weniger furchtbar sein konnten als beim Kampf in der Ebene. (Das Fussvolk galt nämlich bei den Persern laut Ammian nur als Tross.) Er selbst kundschaftete bloss mit zwei Begleitern das sorglose persische Lager aus Wie Constantin in einem der rheinischen Kriege. Vgl. oben S. 106, Anm. 141. und überfiel es dann plötzlich. Der Erfolg war ein ungeheurer; nach einem allgemeinen Gemetzel floh König Narses verwundet nach Medien; seine und seiner Grossen Gezelte fielen mit reichlicher Beute in die Hände der Sieger, und auch seine Frauen nebst mehrern Verwandten wurden gefangen. Galerius, welcher die Wichtigkeit eines solchen Unterpfandes wohl kannte, behandelte diese Gefangenen mit Güte und Sorgfalt. – So kurz und dürftig die vorhandenen Nachrichten über den Krieg, so umständlich sind diejenigen über die darauf folgenden Friedensunterhandlungen Excerpta de legationibus: Petrus Patricius, u. a. bei Müller, Fragm. hist. Graec. IV, pag. 188.. In der ersten Eröffnung, welche Apharban, ein Vertrauter des Narses, dem Galerius allein machte, wirkt die hochmütige Schmeichelei des Asiaten ganz ergötzlich. Rom und Persien sind ihm die beiden Leuchter, die beiden Augen der Welt, die sich nicht anfeinden sollten; nur von einem so grossen Fürsten wie Galerius habe Narses dürfen besiegt werden; übrigens seien die menschlichen Dinge wandelbar. Wie furchtbar die Lage Persiens gewesen sein muss, erkennt man daraus, dass der König alle politischen Bedingungen der »Philanthropie« der Römer anheimstellen lässt und nur um die Rückgabe seiner Familie bittet. Galerius, der den Gesandten erst rauh anfährt und an den einst von den Persern zu Tode gequälten Kaiser Valerian erinnert, gibt dann doch einige tröstlichere Worte. Darauf Gibbon weicht hier willkürlich von der Reihenfolge der Tatsachen ab. trafen der Imperator und der Caesar zu Nisibis am Euphrat zusammen; diesmal wurde Galerius als Sieger mit den höchsten Ehren empfangen, aber nochmals bringt er der höhern Einsicht Diocletians seine Neigung zum Opfer und entsagt der leichten und sichern Eroberung des vordern Persiens, von welchem nur die wertvollern Grenzdistrikte einverleibt werden sollten. Ein Sekretär, Sicorius Probus, wurde an Narses entsandt, welcher sich bis nach Medien zurückgezogen hatte, um Zeit zu gewinnen und Truppen zu sammeln, deren Anblick dem ermüdeten römischen Gesandten einigermassen imponieren sollte. Am Fluss Asprudus erhielt endlich Probus Audienz und schloss einen Vertrag ab, in welchem Narses fünf Provinzen, nämlich das Kurdenland und das ganze obere Tigrisgebiet bis an den Wan-See abtrat Vgl. Spruner, Histor. Atlas, Bl. 2, nach Gibbon – abweichend Preuss, a. a. O., S. 81 f., welcher eine Abtretung von ganz Mesopotamien annimmt.. Damit war den Römern auch ihr älterer Besitz, der obere Euphrat, gesichert und vor das römische Schutzreich Armenien gleichsam ein Wall hingebaut; freilich aus einem Stoff, der vor den parthischen Eroberungen den Armeniern selbst gehört hatte; doch wurde auch ihnen gegen Südosten hin ein nicht unbeträchtliches Stück Land abgetreten und Tiridates nochmals als König eingesetzt. Auch der König von Iberien sollte fortan Vasall der Römer sein, eine wichtige Verfügung, weil dieses rauhe, von Armenien nördlich gelegene Bergland (es entspricht etwa dem jetzigen Georgien) mit seinen kriegerischen Bewohnern eine Vorwacht gegen die Barbaren von jenseits des Kaukasus abgeben konnte Die streitige Bedingung von römischer Seite, dass Nisibis, eine mit an die Römer abgetretene Stadt, der τόπος τω̃ν συναλλαγμάτων werden solle, hat auch Gibbon nicht zu erläutern vermocht.. Auf diesen Friedensabschluss hin erhielt Narses seine bisher in Antiochien verwahrte Familie zurück.
Die ganze Grenze wurde nun mit Festungen und Garnisonen versehen. Es folgte eine Zeit der Ruhe für Vorderasien, welche fast vierzig Jahre, bis gegen das Lebensende Constantins hin, dauerte. Die siegreichen Kaiser ahnten wohl nicht, dass sie auch mit diesen grossen Erfolgen wesentlich der ruhigen Verbreitung des verhassten Christentums die Wege geebnet hatten.– Wie übrigens Persien durch seinen Manichäismus und durch mannigfachen Aberglauben auch in entgegengesetztem Sinne auf das Römische Reich einwirkte, wird unten berührt werden.
Die Bevölkerung und ihre Sitten sind durch alle neuern Mischungen, selbst durch den schiitischen Mohammedanismus und die von ihm bedingte Bildung hindurch noch teilweise so zu erkennen, wie Ammian im vierten, Agathias im sechsten Jahrhundert sie schildern. Der zweideutige Blick unter den rundgewölbten, in der Mitte zusammenlaufenden Augbraunen, der schön gepflegte Bart sind den Persern geblieben; gewisse Anstandsregeln gelten noch wie damals; von dem alten Ruhm der Mässigkeit wenigstens ein Rest; die sonderbare Mischung von weichlicher Ausschweifung und grossem persönlichem Mut ist noch heute charakteristisch für sie, ebenso das freche Prahlen und die selbstsüchtige Arglist. Auch die weite, bunte Kleidung und der flimmernde Putz fiel schon den Römern auf Strabo XV, 3.. Was von der Religion abhing, hat sich natürlich nur da erhalten können, wo noch jetzt Parsismus existiert, wie zum Beispiel das Preisgeben der Leichen an Hunde und Vögel. Vielen Aberglauben hat der Mohammedanismus ausgerottet oder im Märchen fixiert; dem Perser der Sassanidenzeit war das ganze tägliche Leben, ja Weg und Steg voll drohenden oder lockenden Zaubers, und das heilige Feuer der Pyreen selbst musste fortwährend Orakel spenden. Der grosse Sapor II. begnügte sich damit nicht; unter den eigentlichen Magiern gab es auch Nekromanten, welche ihm in wichtigen Augenblicken Schatten beschwören mussten, selbst den des Pompeius Ammian. XVIII, 4 seq. – Meyer, Anthol. Lat., nr. 741..
Es ist oft bemerkt worden, wie sehr dieses sassanidische Wesen an das abendländische Mittelalter wenigstens in einzelnen Zügen erinnert. So schon die klösterliche Abstinenz der Magier; ihre Stellung neben dem Adel als eine Art von Klerus. Es ist nur zu bedauern, dass hierüber nichts Näheres bekannt ist, und dass selbst die Art, wie sie sich in dieser Zeit als Stand fortpflanzten, im Dunkel bleibt. Ganz besonders abendländisch erscheint aber der Adel selbst mit seiner rohen Ritterlichkeit. Zum Könige stand er wahrscheinlich in einem förmlichen Lehnsverhältnis, dessen Hauptleistung in der Kriegspflicht bestand. In den Bildwerken gleichen diese persischen Streiter in ihren Harnischen und gefederten Helmen, mit ihren Lanzen und Schwertern, mit dem prächtigen Geschirr ihrer Pferde durchaus den Rittern unseres Mittelalters. Die Seele ihres Treibens war ganz wie bei diesen das Abenteuer, sei es im Krieg oder in der Liebe, und die Sage hat schon früh eine Gestalt wie Bahram-gur zu einem glänzenden Vorbilde dieser Art umgeschaffen, während sie damals auch ihre Helden aus der mythischen Zeit, einen Rostem und Feridun, bereits hoch in Ehren hielt. Diese Romantik steht im entschiedensten Gegensatz gegen das römische Leben, wie alles Planlose.
Schauen wir noch auf Armenien zurück. Dieses Land, mit seiner tapfern, bildungsfähigen Nation, hatte bis jetzt immer Einflüssen und Eindrücken von aussen gehorcht, auch eine verhältnismässig nur geringe Kultur zutage gefördert, und bald sollte neue, dauernde Not und Knechtschaft hereinbrechen. Dazwischen liegt als lichte Episode diese Zeit des Tiridates, welche zugleich die Zeit der Bekehrung zum Christentum war; dieses aber sollte, als armenische Kirche gestaltet, einst die Hauptstütze des armenischen Volkstums werden.
Folgendes erzählt der Chronist des Volkes, Moses von Chorene A. a. O. II, 27. 71. 77 seq. Moses schrieb um d. J. 440.:
Gregor der Erleuchter (Illuminator), abstammend von einem Nebenzweige des arsacidischen Königshauses, wurde durch eine sonderbare Verkettung von Umständen schon als Kind nach dem römischen Kappadocien gebracht und daselbst von einer christlichen Familie erzogen, später auch mit einer Christin, Maria, verheiratet. Nach einer dreijährigen Ehe trennten sie sich, um in freiwilliger Enthaltsamkeit Gott zu dienen; von ihren beiden Söhnen wurde der jüngere Anachoret, der ältere pflanzte die Familie fort. Gregor kehrte dann mit dem noch heidnischen Tiridates nach Armenien zurück und begann die Bekehrung des Landes unter grossen Gefahren. – Aus andern Quellen erfährt man, dass neben ihm auch eine heilige Frau, Ripsime, tätig war und sogar den Märtyrertod erlitt, dass aber die Bekehrung doch rasch vorwärts ging; noch vor der diocletianischen Verfolgung, im Jahre 302, taufte Gregor den Tiridates selbst und einen grossen Teil des Volkes. Er überlebte noch die Zeit des nicänischen Konzils, welches er jedoch aus Demut nicht besuchen wollte, und brachte sein Alter vom Jahr 332 an als Einsiedler in dem Gebirge zu, welches die »Mania-Höhle« heisst; zu seinem Nachfolger im Bistum oder Hohenpriestertum hatte er selber seinen Sohn Aristaces eingesetzt. Er starb unbekannt; Hirten begruben ihn; erst lange hernach wurde seine Leiche wieder entdeckt und feierlich in Thordan bestattet. – Tiridates überlebte noch den Constantin und starb durch Vergiftung von Seiten einer Adelspartei im Jahre 342. Bald brachten Bürgerkriege und Interventionen von aussen sowohl das arsacidische Königtum als das ebenfalls erbliche arsacidische Hohepriestertum in Not und Verwirrung Ob der bei Euseb., Hist. eccl. IX, 8 erwähnte Angriff des Maximinus Daza auf Armenien wirklich den Sinn eines Religionskrieges hatte, bleibt sehr zweifelhaft.. Allein der Eindruck der Bekehrung blieb unter all den folgenden Fremdherrschaften, und das später allerdings im Monophysitismus versteinerte Christentum vereinigt bis heute die weit bis nach Österreich verbreiteten Armenier, mit Ausnahme der Römisch-Unierten, welche gegenwärtig die Besten und Gebildetsten der Nation in ihren Reihen haben möchten.
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