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Jacob Grimnm
Gebrüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen – Band 183e in der gelben Buchreihe – bei Jürgen Ruszkowski
Band 183e in der gelben Buchreihe
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Inhaltsverzeichnis
Titel
Vorwort des Herausgebers
Die Autoren Gebrüder Grimm
Jacob und Wilhelm Grimm: Kinder- und Hausmärchen
An die Frau Bettina von Arnim
Vorwort
Märchen-Interpretationen
Der Froschkönig oder der eiserne Heinrich
Katze und Maus
Marienkind
Märchen von einem, der auszog, das Fürchten zu lernen
Der Wolf und die sieben jungen Geißlein
Der treue Johannes
Der gute Handel
Der wunderliche Spielmann
Lo strano violinista
Die zwölf Brüder
Das Lumpengesindel
Brüderchen und Schwesterchen
Rapunzel
Die drei Männlein im Wald
Die drei Spinnerinnen
Hänsel und Gretel
Die drei Schlangenblätter
Die weiße Schlange
Strohhalm, Kohle und Bohne
Von dem Fischer un syner Fru
Hochdeutsche Version: Von dem Fischer und seiner Frau
Das tapfere Schneiderlein
Aschenputtel
Das Rätsel
Von dem Mäuschen, Vögelchen und der Bratwurst
Frau Holle
Die sieben Raben
Rotkäppchen
Die Bremer Stadtmusikanten
Der singende Knochen
Der Teufel mit den drei goldenen Haaren
Läuschen und Flöhchen
Das Mädchen ohne Hände
Der gescheite Hans
Die drei Sprachen
Die kluge Else
Der Schneider im Himmel
Tischchen deck‘ dich, Goldesel und Knüppel aus dem Sack
Daumesdick
Die Hochzeit der Frau Füchsin
Die Wichtelmänner
Der Räuberbräutigam
Herr Korbes
Der Herr Gevatter
Frau Trude
Der Gevatter Tod
Däumlings Wanderschaft
Fitchers Vogel
Von dem Machandelboom
Der alte Sultan
Die sechs Schwäne
Dornröschen
Fundevogel
König Drosselbart
Scheewittchen
Der Ranzen, das Hütlein und das Hörnlein
Rumpelstielzchen
Der Liebste Roland
Der goldene Vogel
Der Hund und der Sperling
Der Frieder und das Catherlieschen
Die zwei Brüder
Das Bürle
Die Bienenkönigin
Die drei Federn
Die goldene Gans
Allerleirau
Häsichenbraut
Die zwölf Jäger
De Gaudeif un sien Mester
Jorinde und Joringel
Die drei Glückskinder
Sechse kommen durch die ganze Welt
Der Wolf und der Mensch
Der Wolf und der Fuchs
Der Fuchs und die Frau Gevatterin
Der Fuchs und die Katze
Die Nelke
Das kluge Gretel
Der alte Großvater und der Enkel
Die Wassernixe
Von dem Tod des Hühnchens
Bruder Lustig
De Spielhansl
Hans im Glück
Hans heiratet
Die Goldkinder
Der Fuchs und die Gänse
Der Arme und der Reiche
Das singende springende Löweneckerchen
Die Gänsemagd
Der junge Riese
Dat Erdmäneken
Der König vom goldenen Berg
Der Rabe
Die kluge Bauerntochter
Der alte Hildebrand
De drei Vügelkens
Das Wasser des Lebens
Doktor Allwissend
Der Geist im Glas
Des Teufels rußiger Bruder
Der Bärenhäuter
Der Zaunkönig und der Bär
Der süße Brei
Die klugen Leute
Märchen von der Unke
Der arme Müllerbursch und das Kätzchen
Die beiden Wanderer
Hans mein Igel
Das Totenhemdchen
Der Jude im Dorn
Der gelernte Jäger
Der Dreschflegel vom Himmel
De beiden Künigeskinner
Vom klugen Schneiderlein
Die klare Sonne bringt’s an den Tag
Das blaue Licht
Das eigensinnige Kind
Die drei Feldscherer
Die sieben Schwaben
Die drei Handwerksburschen
Der Königssohn, der sich vor nichts fürchtet
Der Krautesel
Die Alte im Wald
Die drei Brüder
Der Teufel und seine Großmutter
Ferenand getrü und Ferenand ungetrü
Der Eisenofen
Die faule Spinnerin
Die vier kunstreichen Brüder
Einäuglein, Zweiäuglein, Dreiäuglein
Die schöne Katrinelje und Pif Paf Poltrie
Der Fuchs und das Pferd
Die zertanzten Schuhe
Die sechs Diener
Die weiße und die Schwarze Braut
Der Eisenhans
De drei schwatten Prinzessinnen
Knoist un sine dre Sühne
Dat Mäken von Brakel
Das Hausgesinde
Das Lämmchen und Fischchen
Simeliberg
Up Reisen gohn
Das Eselein
Der undankbare Sohn
Die Rübe
Das junggeglühte Männlein
Des Herrn und des Teufels Getier
Der Hahnenbalken
Die alte Bettlfrau
Die drei Faulen – a.
Die drei Faulen – b.
Das Hirtenbüblein
Die Sterntaler
Der gestohlene Heller
Die Brautschau
Die Schlickerlinge
Der Sperling und seine vier Kinder
Das Märchen vom Schlauraffenland
Das Dietmasische Lügenmärchen
Rätselmärchen
Schneeweißchen und Rosenrot
Der kluge Knecht
Der gläserne Sarg
Der faule Heinz
Der Vogel Greif
Der starke Hans
Das Bürle im Himmel
Die hagere Liese
Die hagere Liese
Lieb und Leid teilen
Der Zaunkönig
Die Scholle
Rohrdommel und Wiedehopf
Die Eule
Der Mond
Die Lebenszeit
Die Boten des Todes
Meister Pfriem
Die Gänsehirtin am Brunnen
Die ungleichen Kinder Avas
Die Nixe im Teiche
Die Geschenke des kleinen Volkes
Der Riese und der Schneider
Der Nagel
Der arme Junge im Grabe
Die wahre Braut
Der Hase und der Igel
Spindel, Weberschiffchen und Nadel
Der Bauer und der Teufel
Die Brosamen auf dem Tisch
Das Meerhäschen
Der Meisterdieb
Der Trommler
Die Kornähre
Der Grabhügel
Oll Rinkrank
Die Krystallkugel
Jungfrau Maleen
Der Stiefel von Büffelleder
Der goldene Schlüssel
Kinderlegenden – Der heilige Josef im Wald
Die zwölf Apostel
Die Rose
Armut und Demut führen zum Himmel
Gottes Speise
Die drei grünen Zweige
Muttergottesgläschen
Das alte Mütterchen
Die himmlische Hochzeit
Die Haselrute
Die gelbe Buchreihe
Weitere Informationen Gebrüder Jakob und Wilhelm Grimm: Kinder- und Hausmärchen – Band 183e in der gelben Buchreihe
Impressum neobooks
Vorwort des Herausgebers
Vorwort des Herausgebers
Von 1970 bis 1997 leitete ich das größte Seemannsheim in Deutschland am Krayenkamp am Fuße der Hamburger Michaeliskirche.
Dabei lernte ich Tausende Seeleute aus aller Welt kennen.
Im Februar 1992 entschloss ich mich, meine Erlebnisse mit den Seeleuten und deren Berichte aus ihrem Leben in einem Buch zusammenzutragen. Es stieß auf großes Interesse. Mehrfach wurde in Leser-Reaktionen der Wunsch laut, es mögen noch mehr solcher Bände erscheinen. Deshalb folgten dem ersten Band der „Seemannsschicksale“ weitere.
Hamburg, 2022 Jürgen Ruszkowski
Ruhestands-Arbeitsplatz
Hier entstehen die Bücher und Webseiten des Herausgebers
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Die Autoren Gebrüder Grimm
Die Autoren Gebrüder Grimm
https://www.projekt-gutenberg.org/autoren/namen/grimm.html
Jakob Ludwig Karl Grimm wurde am 4.1.1785 in Hanau geboren, sein Bruder Wilhelm Karl Grimm am 24.2.1786 am gleichen Ort. Der Vater war Jurist. Die Kinder lebten die ersten Jahre ihrer Jugend in Steinau und sie besuchten das Lyzeum im Kassel. Seit 1829 bzw. 1839 waren sie Professoren in Kassel und sahen sich als Sprachwissenschaftler, Gründungsväter der Germanistik und Volkskundler. Aufgrund ihrer Teilnahme am Protest der „Göttinger Sieben“ wurden sie des Landes verwiesen. Seit etwa 1840 lebten beide in Berlin. Jakob Grimm starb am 20.9.1863 in Berlin, sein Bruder am 16.12.1859 am gleichen Ort.
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Jacob und Wilhelm Grimm: Kinder- und Hausmärchen
Jacob und Wilhelm Grimm: Kinder- und Hausmärchen
https://www.projekt-gutenberg.org/grimm/khmaerch/titlepage.html
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Vollständige Ausgabe
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An die Frau Bettina von Arnim
An die Frau Bettina von Arnim
Bettina von Arnim (geborene „Elisabeth Catharina Ludovica Magdalena Brentano“, auch „Bettine“; * 4. April 1785 in Frankfurt am Main; † 20. Januar 1859 in Berlin) war eine deutsche Schriftstellerin, Zeichnerin und Komponistin und bedeutende Vertreterin der deutschen Romantik.
Liebe Bettine, dieses Buch kehrt abermals bei Ihnen ein, wie eine ausgeflogene Taube die Heimat wieder sucht und sich da friedlich sonnt. Vor fünfundzwanzig Jahren hat es Ihnen Arnim, zuerst grün eingebunden mit goldenem Schnitt unter die Weihnachtsgeschenke gelegt. Uns freute, dass er es so wert hielt, und er konnte uns einen schöneren Dank nicht sagen. Er war es, der uns, als er in jener Zeit einige Wochen bei uns in Kassel zubrachte, zur Herausgabe angetrieben hatte. Wie nahm er an allem teil, was eigentümliches Leben zeigte: auch das Kleinste beachtete er, wie er ein grünes Blatt, eine Feldblume mit besonderem Geschick anzufassen und sinnvoll zu betrachten wusste. Von unseren Sammlungen gefielen ihm diese Märchen am besten. Er meinte, wir sollten nicht zu lange damit zurückhalten, weil bei dem Streben nach Vollständigkeit die Sache am Ende liegen bliebe. „Es ist alles schon so reinlich und sauber geschrieben“, fügte er mit gutmütiger Ironie hinzu, denn bei den kühnen, nicht sehr lesbaren Zügen seiner Hand schien er selbst nicht viel auf deutliche Schrift zu halten. Im Zimmer auf- und abgehend, las er die einzelnen Blätter, während ein zahmer Kanarienvogel, in zierlicher Bewegung mit den Flügeln sich im Gleichgewicht haltend, auf seinem Kopf saß, in dessen vollen Locken es ihm sehr behaglich zu sein schien. Dies edle Haupt ruht nun schon seit Jahren im Grab, aber noch heute bewegt mich die Erinnerung daran, als hätte ich ihn erst gestern zum letzten Mal gesehen, als stände er noch auf grüner Erde wie ein Baum, der seine Krone in der Morgensonne schüttelt.
Ihre Kinder sind groß geworden und bedürfen der Märchen nicht mehr: Sie selbst haben schwerlich Veranlassung sie wieder zu lesen, aber die unversiegbare Jugend Ihres Herzens nimmt doch das Geschenk treuer Freundschaft und Liebe gerne von uns an.
Mit diesen Worten sendete ich Ihnen das Buch vor drei Jahren aus Göttingen, heute sende ich es Ihnen wieder aus meinem Geburtsland wie das erste Mal. Ich konnte in Göttingen aus meinem Arbeitszimmer nur ein paar über die Dächer hinausragende Linden sehen, die Heyne hinter seinem Haus gepflanzt hatte, und die mit dem Ruhm der Universität aufgewachsen waren: ihre Blätter waren gelb und wollten abfallen, als ich am 3. Oktober 1838 meine Wohnung verließ; ich glaube nicht, dass ich sie je wieder im Frühlingsschmuck erblicke. Ich musste noch einige Wochen dort verweilen und brachte sie in dem Haus eines Freundes zu, im Umgang mit denen, welche mir lieb geworden und lieb geblieben waren. Als ich abreiste, wurde mein Wagen von einem Zug aufgehalten, es war die Universität, die einer Leiche folgte. Ich langte in der Dunkelheit hier an und trat in dasselbe Haus, das ich vor acht Jahren in bitterer Kälte verlassen hatte, wie war ich überrascht, als ich Sie, liebe Bettine, fand neben den Meinigen sitzend, Beistand und Hilfe meiner kranken Frau leistend. Seit jener verhängnisvollen Zeit, die unser ruhiges Leben zerstörte, haben Sie mit warmer Treue an unserem Geschick teilgenommen, und ich empfinde diese Teilnahme ebenso wohltätig als die Wärme des blauen Himmels, der jetzt in mein Zimmer hereinblickt, wo ich die Sonne wieder am Morgen aufsteigen und ihre Bahn über die Berge vollenden sehe, unter welchen der Fluss glänzend herzieht, die Düfte der Orangen und Linden dringen aus dem Park herauf, und ich fühle mich in Liebe und Hass jugendlich erfrischt. Kann ich eine bessere Zeit wünschen, um mit diesen Märchen mich wieder zu beschäftigen? Hatte ich doch auch im Jahr 1813 an dem zweiten Band geschrieben, als wir Geschwister von der Einquartierung bedrängt waren und russische Soldaten neben in dem Zimmer lärmten, aber damals war das Gefühl der Befreiung der Frühlingshauch, der die Brust erweiterte und jede Sorge aufzehrte.
Diesmal kann ich Ihnen, liebe Bettine, das Buch, das sonst aus der Ferne kam, selbst in die Hand geben. Sie haben uns ein Haus außerhalb der Mauern ausgesucht, wo am Rand des Walds eine neue Stadt heranwächst, von den Bäumen geschützt, von grünendem Rasen, Rosenhügeln und Blumengewinden umgeben, von dem rasselnden Lärm noch nicht erreicht. Als ich in dem heißen Sommer des vorigen Jahrs während der Morgenfrühe in dem Schatten der Eichen auf und ab wandelte, und die kühlende Luft allmählich den Druck löste, der von einer schweren Krankheit auf mir lastete, so empfand ich dankbar wie gut Sie auch darin für uns gesorgt hatten. Ich bringe Ihnen nicht eins von den prächtigen Gewächsen, die hier im Tiergarten gepflegt werden, auch keine Goldfische aus dem dunkeln Wasser, über dem das griechische Götterbild lächelnd steht: warum aber sollte ich Ihnen diese unschuldigen Blüten, die immer wieder frisch aus der Erde dringen, nicht nochmals darreichen? Habe ich doch selbst gesehen, dass Sie vor einer einfachen Blume still standen und mit der Lust der ersten Jugend in ihren Kelch schauten.
Berlin, im Frühjahr 1843
Wilhelm Grimm
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Vorwort
Vorwort
Im Gegensatz zu dem kosmopolitischen Gedankenkreis unserer Klassiker trachtete zum Beginn des neunzehnten Jahrhunderts die deutsche sogenannte romantische Schule nach einer volkstümlichen Nationalpoesie und einer poetisch verklärten Wiedererweckung der deutschen Vorzeit. Für die Weiterentwicklung der deutschen Dichtkunst im Allgemeinen ohne belangreiche Wirkung geblieben, haben diese Bestrebungen, übrigens einer geschichtlich leicht erklärlichen Reaktion entsprungn, einer neuen Wissenschaft, der deutschen Philologie, die Wege geebnet. Ihr eigentlicher Begründer ist Jacob Grimm. Mit dem Erscheinen seiner „ Deutschen Grammatik“ (4 Bände, 1819-1837) hatte die altklassische Philologie in der Germanistik eine ebenbürtige Schwester erhalten. Seine „Deutschen Rechtsaltertümer“ (1828, 1834), die „Weistümer“ (I-IV, 1840-1863), die „Geschichte der deutschen Sprache“ (1848), die „ Deutsche Mythologie“ (1835 u. ö.) und die Inangriffnahme des „Deutschen Wörterbuches“ (1852) boten die reichsten Anregungen, um tiefer „in die sternenglänzende Nacht des Mittelalters“ einzudringen, barbarische, bis dahin gehegte Vorurteile zu zerstreuen und eine objektive Betrachtung vergangener nationaler Zustände und Eigentümlichkeiten, verbunden mit der Einsicht in das Gesetz der geschichtlichen Entwicklung, zu ermöglichen. Unterstützt in seiner Lebensarbeit wurde Jacob Grimm von seinem gleichgesinnten jüngeren Bruder Wilhelm. Wie die Brüder fast an allen ihren Hauptwerken gemeinsam arbeiteten, so hat sich die dankbare Nachwelt auch daran gewöhnt, überhaupt nur von den „Gebrüdern Grimm“ zu reden.
Wilhelm und Jakob Grimm 1847
Jacob Ludwig Karl Grimm wurde am 4. Januar 1785 zu Hanau geboren. Nachdem er in Marburg studiert (1802 bis 1805) und auf Veranlassung des berühmten deutschen Juristen Savigny acht Monate in Paris verweilt hatte, wurde ihm durch Vermittlung Johannes von Müllers, des bekannten Geschichtschreibers, die Leitung der Privatbibliothek des Königs Jerôme von Westfalen in Wilhelmshöhe übertragen. Sieben Jahr lang konnte er sich hier, während Deutschland unter dem Joch der französischen Fremdherrschaft seufzte, seinen germanistischen Studien widmen. Nach der endgiltigen Niederwerfung des Korsen und Wiederherstellung der deutschen Bundesstaatsregierungen wurde er (1816) zweiter Bibliothekar an der Bibliothek in Kassel, an der sein Bruder Wilhelm schon seit 1814 als Sekretär angestellt war. 1830 siedelten sie nach Göttingen über, nachdem sie mehr als dreizehn Jahr lang vergeblich auf Beförderung gehofft hatten: Jacob wurde ordentlicher Professor und Bibliothekar, Wilhelm Unterbibliothekar. Als aber im Jahr 1837 sieben Göttinger Universitätsprofessoren, die berühmten „Sieben“, zu denen auch unser Brüderpaar gehörte, gegen den Verfassungsbruch des Königs von Hannover öffentlich Einspruch erhoben, wurden Jacob und Wilhelm Grimm ihres Amtes entsetzt. Binnen drei Tagen musste ersterer das Land verlassen; der jüngere Bruder folgte ihm 1838 nach.
König Friedrich Wilhelm IV.
Bald nach seiner Thronbesteigung berief indessen König Friedrich Wilhelm IV., der begeisterte Freund des Mittelalters, der „Romantiker auf dem Thron“, wie ihn ein geistreicher Schriftsteller genannt hat, die beiden als besoldete Akademiker nach Berlin.
Hier starb Jakob Grimm am 20. September 1863. Auch an der Nationalerhebung im Sturm- und Drangjahr 1848 hatte er tätigen Anteil genommen, indem er als Vertreter der Stadt Mühlheim nach Frankfurt a. M. ging; doch ist diese Auszeichnung, wie bei Uhland und anderen Dichtern und Gelehrten jener Zeit, mehr als eine in ihrem Idealismus nicht hoch genug zu schätzende Ehrung deutschen Wissens und unbeirrter Wahrheitsliebe von seiten der Wähler aufzufassen. Außer den obengenannten Hauptwerken, meist in Gemeinschaft mit Wilhelm Grimm herausgegeben, seien noch genannt: Lieder der alten Edda (1815, mit Wilhelm Grimm), „Deutsche Sagen“ (I. 1816, II. 1818, mit Wilhelm Grimm); „Irische Elfenmärchen“ (1826 mit Wilhelm Grimm); „Reinhart Fuchs“ (1834); „Rede auf Wilhelm Grimm und über das Alter“ (1860), welche letztere eine neue Sonderausgabe verdiente, vielleicht verbunden mit Ciceros gleichnamigem Werk; „Kleinere Schriften“ (I-VII., 1864-1884), die auch eine kurze Selbstbiographie Jacob Grimms entalten u. s. w. Ein vortreffliches Buch über Jacob Grimm hat Wilhelm Scherer, der verstorbene große Germanist, veröffentlicht.
Wilhelm Karl Grimm, der jüngere Bruder, am 24. Februar 1786 zu Hanau geboren, besuchte 1804 ebenfalls die Marburger Hochschule und machte hier 1806 sein juristisches Examen. Während der Herrschaft des Königs Jerôme war er ohne öffentliche Stellung; 1814 kam er nach Kassel als Bibliothekssekretär. Seit 1816 erlebte das Brüderpaar, von gleicher Hingabe und Ausdauer zu dem gleichen Berufe beseelt, dieselben äußeren Lebensschicksale, wie schon oben erwähnt. Wilhelm G. starb am 16. Dezember 1859 in Berlin. Während sein Bruder Jacob unvermählt geblieben ist, war Wilhelm G. verheiratet: ein Sohn von ihm ist der noch lebende Berliner Kunsthistoriker Hermann Grimm, der Verfasser des Michelangelo, der Vorlesungen über Goethe und zahlreicher Essays, deren stilistische Vornehmheit auf das geistige Erbe des Vaters hindeutet. Von selbständig herausgegebenen Arbeiten W. Grimms sind u. a. zu nennen: „Altdänische Heldenlieder, Balladen und Märchen“ (1811); „Die deutsche Heldensage“ (1829) und „Zur geschichte des Reims“ (1852).
Von beiden Brüdern ist ohne Zweifel der ältere der bedeutendere. Unterstützt von einem reichen Anschauungsvermögen, rasch und glücklich im Zusammenfassen von noch so weit auseinander liegenden Tatsachen und Gegenständen, kam er leicht zu den „bedeutungsvollsten Resultaten“, während die eigentliche Kritik, wie sie ein Lachmann und Haupt bewiesen, bei seiner poetischen Veranlagung weniger stark ausgeprägt war. Die ungezwungene Lebendigkeit, die volkstümliche Frische und Anschaulichkeit seiner Sprache verleiht ihm für immer einen Ehrenplatz unter den Meistern deutscher Prosa. Wilhelm G. war nicht von der gleichen tiefen Ursprünglichkeit und Fruchtbarkeit; aber seinem wahrhaft poetischen Empfinden und seinem Verständnis für die Ausdrucksweise des Volkes ist es zu verdanken, dass neben den „Deutschen Sagen“, besonders die „Kinder- und Hausmärchen“, ein echtes Hausbuch für die deutsche Kinderwelt geworden und geblieben sind, die seit ihrem Erscheinen (1812) gleich den Sternen noch nichts von ihrem ursprünglichen Glanz verloren haben. Hier ist der naive Ton des deutschen Märchenerzählers in von anderen nie wieder erreichter Weise getroffen. Was die deutschen Romantiker, wie z. B. Tieck in seinen Phantasus-Geschichten, seiner Genoveva u. s. w. vergeblich erstrebten, die deutsch volkstümliche, schlichte Klarheit, unbewusste Gedankentiefe und wunderbare Plastik der Sprache, das finden wir in den Grimmschen „Kinder- und Hausmärchen“. Kein anderes Volk kann diesem Buch ein in seiner Gattung ähnliches an die Seite stellen. Es ist auch klassisch, wenn klassisch nicht mehr bedeuten soll als vollendet in seiner Art. Nicht mit Unrecht bemerkt ein neuerer Literarhistoriker, dass diese Märchen, „als Muster volksmäßiger Darstellung wohl für alle Zeiten unübertrefflich bleiben werden.“
Die späteren Ausgaben der „Kinder- und Hausmärchen“ sind von dem oben bereits genannten Hermann Grimm besorgt worden, der in pietätvollem Verständnis ihnen die Zueignung an Bettina von Arnim aus dem Jahr 1843 wieder vorangestellt hat.
Bettina von Arnim
Auch wir halten sie für unzertrennlich von dem wertvollen Buch und lassen sie hier folgen.
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