Kitabı oku: «Gebrüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen – Band 183e in der gelben Buchreihe – bei Jürgen Ruszkowski», sayfa 2

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Märchen-Interpretationen

Märchen-Interpretationen

https://de.wikipedia.org/wiki/Marie-Louise_von_Franz


Marie-Louise von Franz (1915 – 1998), Mitarbeiterin des schweizer Tiefenpsychologen Carl Gustav Jung, war praktizierende Psychotherapeutin sowie Dozentin und Lehranalytikerin in Zürich. Bekannt ist sie für ihre tiefenpsychologischen Deutungen von Märchen.

Ihre Märcheninterpretationen beruhen auf Jungs Ansicht, dass „das Märchen als ein spontanes, naives Produkt der Seele […] wohl nicht anders als das aussprechen [kann], was eben die Seele ist.“ Marie-Louise von Franz verstand Märchen als durchschnittliche Bilder verschiedener Phasen der Erfahrung seelischer Wirklichkeit. Sie sind „der reinste und einfachste Ausdruck kollektiv unbewusster psychischer Prozesse. Die Bedeutung eines Textes ist in der Gesamtheit der Motive und dem spezifischen Verlauf der Handlung entalten. Obschon jedes Märchen ein relativ geschlossenes System mit einer je wesentlichen psychologischen Bedeutung darstellt, umschreiben alle Märchen offenbar doch die gleiche unbekannte und nicht ausschöpfbare seelische Tatsache. Jung nennt diese „das Selbst, welches die seelische Ganzheit eines Individuums wie paradoxerweise auch das regulierende Zentrum des kollektiven Unbewussten ist“. Jeder im Märchen repräsentierte Archetyp repräsentiert zum einen bloß einen Aspekt des kollektiven Unbewussten. Zum anderen repräsentiert er jeweils auch stets das ganze kollektive Unbewusste.

Held und Heldin – die Identifikationsfiguren für die Zuhörer – sind als archetypische Gestalten zu verstehen (nicht als gewöhnliches menschliches Ich) und repräsentieren damit die archetypische Grundlage des Ichkomplexes. Sie sind „wie ein Leitbild für das von der Instinktgrundlage oft abweichende individuelle Bewusstsein“. Zum einen lassen sie sich als Funktion des Selbst auffassen, sind aber Ichhaltung. G. Isler erläutert von Franzens Verständnis dessen: „Sowohl die Figur des Helden wie auch der ganze Verlauf der Märchenhandlung kompensieren die anfänglich ungenügende oder falsche Einstellung des Bewusstseins: Die anfängliche Not- oder Mangelsituation ist am Schluss des Märchens behoben, dieser weist meist eine ‚ganzheitlichere‘ Struktur auf als der Anfang, was einer Erneuerung des nun herrschenden Bewusstseins (ausgedrückt z. B. durch den jungen König) entspricht, das nun ‚richtiger‘ auf die psychische Ganzheit ausgerichtet ist.“ Märchen kompensieren einerseits das individuelle Bewusstsein, aber ebenso eine „ungenügende Einstellung des kollektiven Bewusstseins, welches im europäischen Kulturkreis vorwiegend durch das Christentum geprägt ist“. Das Schicksal der Helden wird folglich nicht, wie häufig in personalistisch-subjektivistischen Deutungsversuchen als individuelle Neurose verstanden, sondern als Schwierigkeiten und Gefahren, die dem Menschen von der Natur auferlegt werden.

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Die strukturalistische Märchenanalyse nach Vladimir Propp „Kinder- und Hausmärchen“.


Wladimir Jakowlewitsch Propp (* 29. April 1895 in Sankt Petersburg; † 22. August 1970 in Leningrad) war ein russischer Folklorist deutscher Abstammung.

https://www.grin.com/document/14048

Zunächst soll diese Gattung anhand ihres Ursprungs, ihres Verständnisses und ihrer Theorien kurz erläutert werden. Dies geschieht zur Einführung in die Thematik. Das Hauptaugenmerk dieser Arbeit liegt allerdings auf Vladimir Propp, genauer: auf dessen Ansatz zur strukturalistischen Märchenforschung. In diesem Teil geht es um Inhalte seines Ansatzes und um ursprüngliche Anwendungsgebiete. Daraufhin soll diese Form der Analyse auf ihre generelle Anwendbarkeit geprüft werden. Zu diesem Zweck werden zwei Märchen aus der Sammlung der Gebrüder Grimm anhand der strukturalistischen Merkmale analysiert und miteinander verglichen. Abschließend werden noch weitere Forschungsansätze zur Analyse von Märchen vorgestellt.

Märchen gehören, ebenso wie Fabeln und Novellen, zu den phantastischen Erzählungen in kurzer Form. Die märchenhafte Erzählung beinhaltet bedeutungsvolle Augenblicke, in denen unendliche Zusammenhänge der alltäglichen Welt offenbart werden. Märchen sind im Volk entstanden, frei erfunden und mündlich überliefert. Sie zeigen keinerlei räumliche oder zeitliche Festlegung. Die in ihnen beschriebenen Begebenheiten und Gestalten sind phantastisch in dem Sinne, dass sie im Widerspruch zu natürlichen Gegebenheiten stehen.

Die auffälligsten Eigenschaften von Kunst- und Volksmärchen sind das Vorhandensein von Helden und widersprüchlichen Charakteren: die einen sind gut und schön, die Gegner böse und hässlich. Häufig beinhalten diese Märchen Lehren oder Lebensweisheiten und sie sind grausam, da Elemente wie Mord, Raub, Entführung (um nur einige zu nennen) stets vorkommen.

Historisch einordnen lassen sich Märchen in die Epoche der Romantik (1795-1830), deren bedeutsamste Märchensammlung (die „Kinder- und Hausmärchen“) durch die Gebrüder Jacob und Wilhelm Grimm aufgezeichnet wurde. Angeregt wurden sie dazu u. a. von Achim von Arnim und Clemens Brentano, die die Volksliedersammlung „Des Knaben Wunderhorn“ zusammenstellten. Ursprünglich wurden Märchen als Unterhaltungsmittel an Adelshöfen eingesetzt, heutzutage werden sie vorwiegend Kindern als ‚Gute-Nacht-Geschichten’ erzählt.

Die wissenschaftliche Erforschung von Märchen verläuft in unterschiedliche Richtungen. Die Gebrüder Grimm bemühten sich intensiv um eine entstehungsgeschichtliche Darstellung der Märchen, die auf Heldensagen und Mythen basiert. Auch tiefenpsychologische Untersuchungen gab es, beispielsweise von Carl Gustav Jung, der versuchte, auf diese Art und Weise Einblicke in die menschliche Gefühlswelt zu erlangen. André Jolles beschäftigte sich mit Formen und Stil von Märchen und anderen Erscheinungsformen phantastischer Erzählungen. Die Erscheinungsformen von Märchen waren Gegenstand der Arbeit von Max Lüthi. Die strukturalistische Analyse von Vladimir Propp, um die es im Folgenden gehen soll, beschäftigt sich mit morphologischen Kriterien innerhalb einer geschlossenen Märchenstruktur.

2. Der strukturalistische Ansatz von Vladimir Propp

2.1 Darstellung

Der russische Märchenforscher Vladimir Propp beschreitet in seinem Werk „Morphologie des Märchens“, welches 1969 in russischer Sprache erschienen ist (hier aber in deutscher Sprache aus dem Jahr 1972 vorliegt) und seine 1928 entstandene Studie zur Märchenforschung enthält, einen neuen, eigenen Weg zur Erforschung von Märchen. Er wählt einen Ansatz, der sich von anderen Forschungsmethoden insofern abgrenzt als er sich mit strukturellen Gesetzmäßigkeiten innerhalb von Märchen beschäftigt. Propp bemängelt an vorangegangenen Ansätzen hauptsächlich die äußere Betrachtungsweise:

„Obwohl jeder Forschung eine bestimmte Klassifizierung zugrunde liegt, muss diese selbst doch das Ergebnis gewisser Vorarbeiten sein. Bisher können wir aber gerade das Gegenteil beobachten. Die Mehrzahl der Forscher beginnt mit der Klassifizierung. Sie übertragen ihr System von außen auf die betreffenden Märchen, anstatt den umgekehrten Weg zu gehen. Wie wir noch feststellen werden, verstoßen sie dabei außerdem häufig gegen die elementarsten Unterscheidungsregeln.“

Eine Klassifizierung nimmt Propp erst nach der Analyse von Strukturmerkmalen vor, erst dann kann man mit Sicherheit feststellen, um welche Form des Märchens es sich handelt.

Wichtigste Aufgabe so scheint es, ist eine Art revolutionärer Neuerungen innerhalb des Forschungsbereiches. Propp formuliert es wie folgt: „Die Erforschung der Struktur sämtlicher Märchenarten ist die wichtigste Voraussetzung für eine historische Erforschung des Märchens und die Analyse formaler Gesetzmäßigkeiten eine Voraussetzung für die Erforschung historischer Gesetzmäßigkeiten.“ Als Grundlage für seine Untersuchungen nutzt der Autor eine Sammlung russischer Zaubermärchen, die von Alexander Afanasev zusammengestellt worden ist. Zur Eingrenzung des Arbeitsumfanges reichen laut Propp 100 Märchen aus.

Einen Anhaltspunkt zur Entwicklung einer eigenen Methode findet Propp schließlich in der Arbeit der sogenannten finnischen Schule, dabei greift er auf die Theorie von Antti Aarnes zurück, der eine Einteilung in Tiermärchen, eigentliche Märchen und Schwänke vorgenommen hat. Allerdings scheint ihm diese Art der Unterteilung noch zu ungenau, deshalb formuliert er an dieser Stelle seinen Forschungsansatz: „Im Verlauf unserer Arbeit werden wir nachzuweisen versuchen, dass eine Analyse nach einzelnen Bestandteilen die richtige Methode der Erforschung ist.“

Der Hauptbestandteil der Arbeit Propps liegt in der Untersuchung von „31 Funktionen der handelnden Personen“, ihnen widmet er ein ganzes Kapitel (Kapitel 3) und definiert sie dort klar: die im folgenden genannten Funktionen basieren auf vier „Feststellungen“, die Propp zuvor nennt: 1. haben Märchen „konstante“ (dies sind die Funktionen) und variable (dies sind die Personen) „Elemente“; 2. sind die Funktionen begrenzt; 3. folgen die Funktionen dem Gesetz der Reihe und 4. bilden alle „Zaubermärchen“ strukturell betrachtet nur einen Typ. Natürlich hat Propp auch andere Kriterien zur genauen Klassifizierung entwickelt und in seinem Werk beschrieben, diese sind jedoch als ergänzende Hilfsmittel zu betrachten und sollen in dieser Arbeit nicht weiter berücksichtigt werden, da es hier speziell um einen Strukturvergleich geht.

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Kinder- und Hausmärchen

https://www.projekt-gutenberg.org/grimm/khmaerch/khmaerch.html

Der Froschkönig oder der eiserne Heinrich

Der Froschkönig oder der eiserne Heinrich


In den alten Zeiten, wo das Wünschen noch geholfen hat, lebte ein König, dessen Töchter waren alle schön, aber die jüngste war so schön, dass die Sonne selber, die doch so vieles gesehen hat, sich verwunderte, so oft sie ihr ins Gesicht schien. Nahe bei dem Schloss des Königs lag ein großer dunkler Wald, und in dem Wald unter einer alten Linde war ein Brunnen; wenn nun der Tag sehr heiß war, so ging das Königskind hinaus in den Wald und setzte sich an den Rand des kühlen Brunnens, und wenn sie Langeweile hatte, so nahm sie eine goldene Kugel, warf sie in die Höhe und fing sie wieder; und das war ihr liebstes Spielwerk.

Nun trug es sich einmal zu, dass die goldene Kugel der Königstochter nicht in ihr Händchen fiel, das sie in die Höhe gehalten hatte, sondern vorbei auf die Erde schlug und geradezu ins Wasser hineinrollte. Die Königstochter folgte ihr mit den Augen nach, aber die Kugel verschwand, und der Brunnen war tief, so tief, dass man keinen Grund sah. Da fing sie an zu weinen und weinte immer lauter und konnte sich gar nicht trösten. Und wie sie so klagte, rief ihr jemand zu: „Was hast du vor, Königstochter, du schreist ja, dass sich ein Stein erbarmen möchte.“ Sie sah sich um, woher die Stimme käme, da erblickte sie einen Frosch, der seinen dicken hässlichen Kopf aus dem Wasser streckte. „Ach, du bist's, alter Wasserpatscher,“ sagte sie, „ich weine über meine goldene Kugel, die mir in den Brunnen hinabgefallen ist.“ „Sei still und weine nicht,“ antwortete der Frosch, „ich kann wohl Rat schaffen, aber was gibst du mir, wenn ich dein Spielwerk wieder heraushole?“ „Was du haben willst, lieber Frosch,“ sagte sie, „meine Kleider, meine Perlen und Edelsteine, auch noch die goldene Krone, die ich trage.“ Der Frosch antwortete: „Deine Kleider, deine Perlen und Edelsteine, und deine goldene Krone, die mag ich nicht; aber wenn du mich lieb haben willst und ich soll dein Geselle und Spielkamerad sein, an deinem Tischlein neben dir sitzen, von deinem goldenen Tellerlein essen, aus deinem Becherlein trinken, in deinem Bettlein schlafen: wenn du mir das versprichst, so will ich hinuntersteigen und dir die goldene Kugel wieder herausholen.“ „Ach ja,“ sagte sie, „ich verspreche dir alles, was du willst, wenn du mir nur die Kugel wieder bringst.“ Sie dachte aber: „Was der einfältige Frosch schwätzt, der sitzt im Wasser bei seinesgleichen und quakt, und kann keines Menschen Geselle sein.“


Der Frosch, als er die Zusage erhalten hatte, tauchte seinen Kopf unter, sank hinab, und über ein Weilchen kam er wieder heraufgerudert; hatte die Kugel im Maul und warf sie ins Gras. Die Königstochter war voll Freude, als sie ihr schönes Spielwerk wieder erblickte, hob es auf und sprang damit fort. „Warte, warte,“ rief der Frosch, „nimm mich mit, ich kann nicht so laufen wie du.“ Aber was half ihm, dass er ihr sein quak quak so laut nachschrie als er konnte; sie hörte nicht darauf, eilte nach Haus und hatte bald den armen Frosch vergessen, der wieder in seinen Brunnen hinabsteigen musste.

Am anderen Tag, als sie mit dem König und allen Hofleuten sich zur Tafel gesetzt hatte und von ihrem goldenen Tellerlein aß, da kam, plitsch platsch, plitsch platsch, etwas die Marmortreppe heraufgekrochen, und als es oben angelangt war, klopfte es an der Tür und rief: „Königstochter, jüngste, mach mir auf.“ Sie lief und wollte sehen wer draußen wäre, als sie aber aufmachte, so saß der Frosch davor. Da warf sie die Tür hastig zu, setzte sich wieder an den Tisch, und war ihr ganz angst. Der König sah wohl, dass ihr das Herz gewaltig klopfte und sprach: „Mein Kind, was fürchtest du dich, steht etwa ein Riese vor der Tür und will dich holen?“ „Ach nein,“ antwortete sie, „es ist kein Riese, sondern ein garstiger Frosch.“ „Was will der Frosch von dir?“ „Ach lieber Vater, als ich gestern im Wald bei dem Brunnen saß und spielte, da fiel meine goldene Kugel ins Wasser. Und weil ich so weinte, hat sie der Frosch wieder heraufgeholt, und weil er es durchaus verlangte, so versprach ich ihm, er sollte mein Geselle werden, ich dachte aber nimmermehr, dass er aus seinem Wasser heraus könnte. Nun ist er draußen und will zu mir herein.“ Indem klopfte es zum zweiten Mal und rief:

„Königstochter, jüngste,

mach mir auf,

weißt du nicht, was gestern

du zu mir gesagt

bei dem kühlen Brunnenwasser?

Königstochter, jüngste,

mach mir auf.“

Da sagte der König: „Was du versprochen hast, das musst du auch halten; geh nur und mach ihm auf.“ Sie ging und öffnete die Tür, da hüpfte der Frosch herein, ihr immer auf dem Fuße nach, bis zu ihrem Stuhl. Da saß er und rief: „Heb mich herauf zu dir.“ Sie zauderte, bis es endlich der König befahl. Als der Frosch erst auf dem Stuhl war, wollte er auf den Tisch, und als er da saß, sprach er: „Nun schieb mir dein goldenes Tellerlein näher, damit wir zusammen essen.“ Das tat sie zwar, aber man sah wohl, dass sie's nicht gerne tat. Der Frosch ließ sich's gut schmecken, aber ihr blieb fast jedes Bissein im Halse. Endlich sprach er: „Ich habe mich satt gegessen, und bin müde, nun trag mich in dein Kämmerlein und mach dein seiden Bettlein zurecht, da wollen wir uns schlafen legen.“ Die Königstochter fing an zu weinen und fürchtete sich vor dem kalten Frosch, den sie sich nicht anzurühren getraute, und der nun in ihrem schönen reinen Bettlein schlafen sollte. Der König aber ward zornig und sprach: „Wer dir geholfen hat, als du in der Not warst, den sollst du hernach nicht verachten.“ Da packte sie ihn mit zwei Fingern, trug ihn hinauf und setzte ihn in eine Ecke. Als sie aber im Bett lag, kam er gekrochen und sprach: „Ich bin müde, ich will schlafen so gut wie du; heb mich herauf, oder ich sag's deinem Vater.“ Da ward sie erst bitterböse, holte ihn herauf und warf ihn aus allen Kräften wider die Wand: „Nun wirst du Ruhe haben, du garstiger Frosch.“

Als er aber herab fiel, war er kein Frosch, sondern ein Königssohn mit schönen freundlichen Augen. Der war nun nach ihres Vaters Willen ihr lieber Geselle und Gemahl. Da erzählte er ihr, er wäre von einer bösen Hexe verwünscht worden, und niemand hätte ihn aus dem Brunnen erlösen können als sie allein, und morgen wollten sie zusammen in sein Reich gehen. Dann schliefen sie ein, und am anderen Morgen, als die Sonne sie aufweckte, kam ein Wagen herangefahren mit acht weißen Pferden bespannt, die hatten weiße Straußfedern auf dem Kopf, und gingen in goldenen Ketten, und hinten stand der Diener des jungen Königs, das war der treue Heinrich. Der treue Heinrich hatte sich so betrübt, als sein Herr war in einen Frosch verwandelt worden, dass er drei eiserne Bande hatte um sein Herz legen lassen, damit es ihm nicht vor Weh und Traurigkeit zerspränge. Der Wagen aber sollte den jungen König in sein Reich abholen; der treue Heinrich hob beide hinein, stellte sich wieder hinten auf und war voller Freude über die Erlösung. Und als sie ein Stück Weges gefahren waren, hörte der Königssohn, dass es hinter ihm krachte, als wäre etwas zerbrochen. Da drehte er sich um und rief:

„Heinrich, der Wagen bricht.“

„Nein, Herr, der Wagen nicht,

es ist ein Band von meinem Herzen,

das da lag in großen Schmerzen,

als ihr in dem Brunnen saßt,

als ihr eine Fretsche (Frosch) wast (wart).“

Doch einmal und noch einmal krachte es auf dem Weg, und der Königssohn meinte immer, der Wagen bräche, und es waren doch nur die Bande, die vom Herzen des treuen Heinrich absprangen, weil sein Herr erlöst und glücklich war.

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Katze und Maus

Katze und Maus


Eine Katze hatte Bekanntschaft mit einer Maus gemacht und ihr soviel von der großen Liebe und Freundschaft vorgesagt, die sie zu ihr trüge, dass die Maus endlich einwilligte, mit ihr zusammen in einem Haus zu wohnen und gemeinschaftliche Wirtschaft zu führen. „Aber für den Winter müssen wir Vorsorge tragen, sonst leiden wir Hunger,“ sagte die Katze, „du, Mäuschen, kannst dich nicht überall hinwagen und gerätst mir am Ende in eine Falle.“ Der gute Rat ward also befolgt und ein Töpfchen mit Fett angekauft. Sie wussten aber nicht wo sie es hinstellen sollten, endlich nach langer Überlegung sprach die Katze: „Ich weiß keinen Ort, wo es besser aufgehoben wäre, als die Kirche, da getraut sich niemand etwas wegzunehmen; wir stellen es unter den Altar und rühren es nicht eher an als bis wir es nötig haben.“ Das Töpfchen ward also in Sicherheit gebracht, aber es dauerte nicht lange, so trug die Katze Gelüsten danach und sprach zur Maus: „Was ich dir sagen wollte, Mäuschen, ich bin von meiner Base zu Gevatter gebeten: sie hat ein Söhnchen zur Welt gebracht, weiß mit braunen Flecken, das soll ich über die Taufe halten. Lass mich heute ausgehen und besorge du das Haus allein.“ „Ja, ja,“ antwortete die Maus, „geh in Gottes Namen, wenn du was Gutes issest, so denk an mich; von dem süßen roten Kindbettrwein tränk ich auch gerne ein Tröpfchen.“ Es war aber alles nicht wahr, die Katze hatte keine Base und war nicht zu Gevatter gebeten. Sie ging geradeswegs nach der Kirche, schlich zu dem Fetttöpfchen, fing an zu lecken und leckte die fette Haut ab. Dann machte sie einen Spaziergang auf den Dächern der Stadt, besah sich die Gelegenheit, streckte sich hernach in der Sonne aus und wischte sich den Bart, so oft sie an das Fetttöpfchen dachte. Erst als es Abend war, kam sie wieder nach Haus. „Nun, da bist du ja wieder,“ sagte die Maus, „du hast gewiss einen lustigen Tag gehabt.“ „Es ging wohl an,“ antwortete die Katze. „Was hat denn das Kind für einen Namen bekommen?“ fragte die Maus. „ Hautab,“ sagte die Katze ganz trocken. „Hautab,“ rief die Maus, „das ist ja ein wunderlicher und seltsamer Name, ist der in eurer Familie gebräuchlich?“ „Was ist da weiter,“ sagte die Katze, „er ist nicht schlechter als Bröseldieb, wie deine Paten heißen.“

Nicht lange danach überkam die Katze wieder ein Gelüsten. Sie sprach zur Maus: „Du musst mir den Gefallen tun und nochmals das Hauswesen allein besorgen, ich bin zum zweiten Mal zu Gevatter gebeten, und da das Kind einen weißen Ring um den Hals hat, so kann ich's nicht absagen.“ Die gute Maus willigte ein, die Katze aber schlich hinter der Stadtmauer zu der Kirche und fraß den Fetttopf halb aus. „Es schmeckt nichts besser,“ sagte sie, „als was man selber isst,“ und war mit ihrem Tagewerk ganz zufrieden. Als sie heimkam, fragte die Maus: „Wie ist denn dieses Kind getauft worden?“ „ Halbaus“ antwortete die Katze. „Halbaus! was du sagst! den Namen habe ich mein Lebtag noch nicht gehört, ich wette, der steht nicht in dem Kalender.“

Der Katze wässerte das Maul bald wieder nach dem Leckerwerk. „Aller guten Dinge sind drei,“ sprach sie zu der Maus. „da soll ich wieder Gevatter stehen, das Kind ist ganz schwarz und hat bloß weiße Pfoten, sonst kein weißes Haar am ganzen Leib, das trifft sich alle paar Jahr nur einmal; du lässt mich doch ausgehen?“ „Hautab! Halbaus!“ antwortete die Maus, „es sind so kuriose Namen, die machen mich so nachdenksam.“ „Da sitzest du daheim in deinem dunkelgrauen Flausrock und deinem langen Haarzopf,“ sprach die Katze, „und fängst Grillen; das kommt davon, wenn man bei Tage nicht ausgeht.“ Die Maus räumte während der Abwesenheit der Katze auf und brachte das Haus in Ordnung, die naschhafte Katze aber fraß den Fetttopf rein aus. „Wenn erst alles aufgezehrt ist, so hat man Ruhe,“ sagte sie zu sich selbst und kam satt und dick erst in der Nacht nach Haus. Die Maus fragte gleich nach dem Namen, den das dritte Kind bekommen hätte. „Er wird dir wohl auch nicht gefallen,“ sagte die Katze, „er heißt Ganzaus.“ „Ganzaus!“ rief die Maus, „gedruckt ist er mir noch nicht vorgekommen. Ganzaus! was soll das bedeuten?“ Sie schüttelte den Kopf, rollte sich zusammen und legte sich schlafen.

Von nun an wollte niemand mehr die Katze zu Gevatter bitten; als aber der Winter herangekommen und draußen nichts mehr zu finden war, gedachte die Maus ihres Vorrats und sprach: „Komm Katze, wir wollen zu unserem Fetttopf gehen, den wir uns aufgespart haben, der wird uns schmecken.“ „Ja, wohl,“ antwortete die Katze, „der wird dir schmecken, als wenn du deine feine Zunge zum Fenster hinausstreckst.“ Sie machten sich auf den Weg, und als sie anlangten, stand zwar der Fetttopf noch an seinem Platz, er war aber leer. „Ach,“ sagte die Maus, „jetzt merke ich was geschehen ist, jetzt kommt's an den Tag, du bist mir die wahre Freundin! Aufgefressen hast du alles, wie du zu Gevatter gestanden hast: erst Haut ab, dann halb aus, dann ...“ „Willst du schweigen“, rief die Katze, „noch ein Wort, und ich fresse dich auf.“ „Ganz aus,“ hatte die arme Maus schon auf der Zunge, kaum war es heraus, so tat die Katze einen Satz nach ihr, packte sie und schluckte sie hinunter. Siehst du, so geht's in der Welt.

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9783754187043
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