Kitabı oku: «Schlagfertig: Ein Rockstar zum Küssen»
Lilly An Parker & Jennifer Schreiner
SchlagFertig
eine Office-Escort Novelle
Lilly An Parker
Lilly An Parker ist das Pseudonym einer deutschen Autorin, die sich bisher hauptsächlich im Liebesromanbereich einen (anderen) Namen gemacht hat. Neben Wollmäusen und Staubratten züchtet sie seltene Pflanzen wie die Wollustlilie oder die Aphrodisiaka.
Bisher sind von ihr erschienen: »Swinger« (2010), »Heiß« (2010), »Office-Escort: Das Sekretärinnenspiel«, »Office-Escort: Schlagzart« (Novelle, 2015) und zahlreiche Kurzgeschichten.
2016 werden »Office Escort: Die Chefsache« und »Office Escort: Business as usual« erscheinen, weitere Novellen sind geplant. Parker schreibt die »Office Escort« und auch an der Serie »Catch & Kiss« ist sie beteiligt.
Jennifer Schreiner
Jennifer Schreiners gründete Elysion-Books 2010 und betreut dort zurzeit 40 Autoren, 85 fertiggestellte Projekte und die Planung für die kommenden drei Jahre.
Von Schreiner erschienen sind die Romane »Zwillingsblut«, »Honigblut«, »Venusblut«, »Satanskuss« (Erotic Fantasy), »ErosÄrger« (Urban Fantasy) und die Novelle »Catch and Kiss – Trau dich zu fliehen«. Schreiner schreibt an den Serien »Office Escort« und »Catch and Kiss« mit.
2016 ist im Pro-Talk-Verlag ihr erster Chick-lit Roman erschienen: »Ich bin dann mal ganz anders«.
Für 2016 ist ein erotischer Roman »Fick mich – wenn du kannst« bei Elysion-Books geplant.
Lilly An Parker & Jennifer Schreiner
eine Office-Escort Novelle
ELYSION-BOOKS
Print; 1. Auflage: Juli 2016
eBook; 1. Auflage: Juli 2016
VOLLSTÄNDIGE AUSGABE
ORIGINALAUSGABE
© 2016 BY ELYSION BOOKS GMBH, LEIPZIG
ALL RIGHTS RESERVED
UMSCHLAGGESTALTUNG: Ulrike Kleinert
FOTO: © Bigstockphoto / PawelSierakowsk
© Pixabay/ skeeze
LAYOUT &WERKSATZ: Hanspeter Ludwig
ISBN (vollständiges Ebook) 978-3-96000-043-3
ISBN (gedrucktes Buch) 978-3-945163-59-7
Inhalt
Prolog
Ich war notgeil. Etwas, was langsam zum Dauerzustand wurde. Wenn das so weiterging, würde ich in den nächsten fünf Minuten über das hässliche Bärenfellimitat mit dem Tedybärkopf herfallen und das flauschige Ding vögeln, bis es zum Grizzly wurde.
Bei dem Gedanken schlich sich ein Grinsen auf mein Gesicht. Und wenn ich es schon auf meinen Lippen spüren konnte, dann konnte Ruben es mit ziemlicher Sicherheit auch sehen und erkennen.
Lippen … Bärchen und ich … Gänseblümchen! Du musst an Gänseblümchen denken, Joanna!
Die süßen, keinen Blumen in all ihrer Unschuld halfen mir seit meiner Jugendzeit dabei, meine unsittlichen Fantasien, die nur im entferntesten Sinne mit Blümchen und Bienchen zu tun hatten, in harmlose Gedanken umzuwandeln und in andere Bahnen zu lenken.
Ich blickte auf und direkt in Rubens Augen, in die sich ein tadelnder Ausdruck geschlichen hatte.
»An was denkst du?«
»Gänseblümchen«, antwortete ich ganz wahrheitsgemäß.
»Und davor?«, hakte er misstrauisch nach.
»An Sex.«
»Und was war daran so lustig?«, fragte der Chef des Office-Escort-Services mit der Stimme eines Mannes, der bereits einmal mit mir Sex gehabt hatte und sich nun erst fragte, wie schräg ich wohl drauf war.
Ich schwieg, denn eigentlich musste die Antwort lauten: gar nichts.
Vor allem nicht, wenn man gerade ordentlich zu einem kleinen, fast handlichen Paket zusammengeschnürt war und dekorativ im Eingangsbereich seiner Agentur lag. Genauer gesagt, direkt vor dem Empfangstresen des New Yorker Büros und noch genauer gesagt: nackt.
Ein Umstand, der gleichzeitig beschämend wie saugeil war und der eben darum meinen Starrsinn hervorrief.
Ruben ließ seinen Blick über mich gleiten und rief damit eine Gänsehaut hervor, die über meinen Körper lief, aber zu seiner besonderen Verärgerung zusätzlich meine Lust anfachte.
Er und ich wussten beide, dass ich nicht geantwortet hatte und es in Zukunft auch nicht tun wollte …
»Du triefst fast«, meinte er süffisant und beäugte mich mit einem Kennerblick.
»Du nervst!«
»Ich, oder die Tatsache, dass ich Recht habe?« Sein Blick provozierte mich dazu, mich zu trauen und präziser zu werden, als angesichts meines Zustandes und meiner derzeitigen Position intelligent war.
»Niemand mag Klugscheißer!«, betonte ich und ließ meinen Blick abwertend über ihn gleiten. Zumindest hoffte ich, dass es abwertend war, denn eigentlich war Ruben ein Traum von Mann. Groß, dunkle Haare, blaue Augen und wirklich attraktiv. Dazu kamen seine förmlichen Businessklamotten, auf die ich wirklich abfuhr. Kurz ließ ich mich von der Idee, ich könne einen Fetisch für dreiteilige Anzüge entwickelt haben, ablenken. Aber es stand zu befürchten, dass die Lösung meines Problems deutlich einfacher war: Ich stand auf Ruben. Sehr.
Leider hatte ich keine Ahnung, ob es ihm genauso ging, oder ob er nur seine Spielchen zu schätzen wusste, die er mit mir geplant hatte. Immerhin wusste ich, dass die ihn wirklich anmachten. Fast so sehr wie mich.
Als lese er meine Gedanken, stand Ruben von seinem Stuhl auf, kam hinter dem Empfangstresen hervor und trat dabei auf das Bärenfell. Ich verkniff mir ein Lachen. Hatte mir der Bär nicht zugezwinkert?
Ruben bückte sich und prüft den Sitz des Bondagebandes. Leider hatte ich mich nicht gut genug unter Kontrolle, um nicht zu stöhnen, als er mit den Fingern wie unabsichtlich meine Brustwarze berührte. Grinsend, als hätte ich ihm einen Verdacht bestätigt, wiederholte er die Berührung und ließ den Zeigefinger seiner anderen Hand ohne jede Vorwarnung in mich gleiten.
»Du kennst noch das Safeword, meine geile süße Joanna?«, fragte er, obwohl er derjenige war, dessen Stimme deutlich rauer klang als zuvor.
»Konnte ich mir grade noch merken!«
»Ach?! Für Frechheiten reicht es noch?« Ruben zog eine Fessel enger und ich knirschte mit den Zähnen, weil der kurze Schmerz wie eine Welle der ungewollten unwillkommenen Lust durch mich lief. Aber es wirkte: Sicherheitshalber hielt ich den Mund.
»Soll dich der nächste Kunde, der die Agentur betritt ficken?«, erkundigte er sich drohend, klang aber gleichzeitig irritierend freundlich und neugierig.
»Nein.«
»Nein, was?«, verlangte Ruben.
»Nein, mein Herr.«
»Gebieter«, korrigierte er. »Willst du nicht erst mal gucken?«
»Nein«, meinte ich und fügte dann abermals ein »Herr«, hinzu. Schließlich war mein Gebieter nicht Dracula.
»Warum nicht?« Dieses Mal klang Ruben tatsächlich nur noch neugierig.
»Falls ich irgendwo eine versteckte devote Ader haben sollte, dann bin ich wohl eher eine Ein-Mann-Sklavin«, erklärte ich und hoffte, dass er verstand, was ich meinte.
Mein Chef, aka Lover, lachte. Ein sexy Laut, der mir durch und durch ging, und mir fast genauso Angst einjagte, wie seine darauf folgende, unerwartete Ernstheit. »Glaube ich nicht.«
Ich verdrehte die Augen. Ruben hatte ja auch das mit dem »devot« nicht geglaubt. Deswegen lag ich hier. Und wenn ich ehrlich sein sollte, machte es mich an. Genug, um mir Gedanken über Teddybären zu machen. Und wie geil muss man dafür bitteschön sein?
Ich hörte das »Bing« des Fahrstuhls und war doch versucht zu gucken. Gleich würde die Tür aufgehen und ich lag da wie auf dem Präsentierteller. Dazu kam, dass ich selbst unglaublich wütend war, mein Körper aber verdammt geil … und dieser verdammte Bär grinste wirklich. Oder hatte ich Halluzinationen, weil ich untervögelt war?
1 – Ein altneuer Job
Cat hielt inne und starrte auf den Bildschirm. Der Anfang des Buches gefiel ihr gut und sie hatte schon einen ausgetüftelten Plan für das Ende. Leider fehlte ihr eine zündende Idee für den Mittelteil von »Office Escort – Die Chefsache«, weswegen sie die nächste Seite mit Stichpunkten beäugte, als wäre es die Schuld jedes einzelnen Buchstaben, dass sie selbst weder erregt noch in irgendeiner Weise motiviert war, weiterzuschreiben.
Leider wusste Cat, dass die ursprüngliche Schuld nicht bei dem Buchprojekt lag.
»Vielleicht solltest du mit dem Sachbuch weitermachen?«, schlug ihre Schwester vor und sah von ihrem Schreibtisch auf.
»Ich sollte mir eine selbsttippende Tastatur zulegen«, meinte Cat und starrte angestrengt auf den Bildschirm in der Hoffnung, ihr Gegenüber würde sich ablenken lassen.
»Ich kenne dich gut genug um zu wissen, wann du abgelenkt bist.«
»Ich bin nicht abgelenkt«, protestierte Cat und fragte sich, ab der wievielten Lüge einem eigentlich eine Pinocchio-Nase wuchs. Um auf Nummer Sicher zu gehen, probierte sie es lieber mit der Wahrheit. »Ich kann keine erotischen Romane mehr schreiben.«
»Natürlich kannst du«, wiegelte ihre Schwester ab.
»Keine, die im Office-Escort-Universum spielen.« Cat sah bekümmert auf den Monitor. Anfänge waren kein Problem und auch einzelne Szenen klappten. Aber nichts davon hatte sie in irgendeiner Weise fertigstellen können. Selbst bei Kurzgeschichten kam sie irgendwann an den Punkt, wo das Happy End einsetzen müsste – und bei dem versagte sie kläglich.
Natürlich könnte sie einfach sagen: Es ist ein Job und die Protagonisten den Job beenden lassen – und dann lebten sie getrennt voneinander bis zum Ende ihres Lebens, gestärkt und ermutigt durch ihre Begegnung.
Aber das fühlte sich nicht richtig an und war ein wenig wie schummeln. Außerdem kannte sie genug Office-Escort-Begleiterinnen, die ihr Glück gemacht hatten. Sie müsste einfach nur über die schreiben.
Cat seufzte abermals und dachte an Melissa, Claire, Joanna, aber auch an Mina und Cassie. War es denn so schwer, ihre Freundinnen und deren erotische Erlebnisse in ein Buch zu bekommen? Melissa, selbst Journalistin. hatte ihr sogar angeboten, ihr als Beraterin zur Verfügung zu stehen – und prompt ignorierte Cats Muse das Projekt komplett.
Sie sah ihre Schwester an und deutete auf all die Ordner, die sich im Laufe der Zeit angesammelt hatten. »Ich kann mir Sachen ausdenken, aber nicht in meinem erfolgreichsten Universum verweilen.«
Ihre Schwester schwieg lange und nickte schließlich. »Wann hast du den letzten Office-Escort-Roman geschrieben?«
»Ist fünf Jahre her«, meinte Cat. Sie hatte nicht einmal lange überlegen müssen. Ihr erster Roman war auch ihr bislang letzter gewesen, nur zwei Novellen hatte sie noch fertigstellen können, bevor die Storys aus ihrem echten Arbeitsplatz einfach nicht mehr aufs Papier kommen wollten.
»War das als du glücklich warst? Verliebt?«
»Manchmal kann ich dich nicht leiden«, konsternierte Cat.
»Oder war es, als du selbst noch für den Escort gearbeitet hast?«
»Beides«, gab Cat zu.
»Du hättest viel Geld sparen können, wenn du gleich mich gefragt hättest, statt zu Therapeuten zu rennen und dich gegen Schreibblockade behandeln zu lassen.«
»Witzig!«, meinte Cat, die nicht einen Cent für Therapeuten ausgegeben hatte.
»Möchtest du darüber reden?«
»Nein.«
»Wieso glaube ich dir nicht?«
»Der einzige Mensch, mit dem ich darüber reden möchte, ist seit fünf Jahren für mich nicht zu sprechen.«
»Das Arschl…«, ihre Schwester verstummte, als Cats jüngster Pflegesohn die Tür öffnete und von einem zum anderen strahlte. »Ich soll euch sagen, dass das Essen fertig ist.«
»Prima!« Cat strahlte zurück. »Ich liebe Muttertag, wenn die Kinder für einen arbeiten und kochen!«
»Verbrannte Waffeln und schlechter Kaffee, wir kommen«, rief ihre Schwester und sprang auf, um ihren Sohn Jake zu holen. Damit kam sie Cat zuvor, die immerhin schon einmal den Kinderstuhl auf die Veranda trug, die ihre Pflegekinder liebevoll und mit Hilfe ihrer drei Gäste vorbereitet hatten.
»Du bist die Beste«, lobte ihre Schwester, als sie das Kleinkind platzierte und sich den doch nicht verbrannten Waffeln widmete, während Cat das kleine Raubtier fütterte.
»Weiß ich doch!«, grinste Cat und unterdrückte im nächsten Moment einen lauten Fluch. Wieso klingelte das Telefon immer, wenn sie entspannte oder aß?
»Ich geh schon?!«, schlug ihre Schwester vor, aber Cat war bereits aufgesprungen. »Hallo?«
»Hallo, ich bin es«, meldete sich eine männliche Stimme. »Wie geht es dir?«
Cat überlegte einen Augenblick, aber die Stimme klang unbekannt.
»Wer ist ich?«, fragte sie irritiert. Ihr Anschluss war eine Geheimnummer, die nur wenige, ausgewählte Leute kannten.
Cat sah ihre Schwester an, aber die zuckte mit den Schultern.
»Wenn du das nicht weißt, wer dann?«, lachte der unbekannte Mann am anderen Ende der Leitung.
»Ich glaube, Sie haben sich verwählt«, meinte Cat, die in Gedanken die Liste aller Männer durchgegangen war, die ihre Nummer hatten. Es waren genau drei – und der Fremde war keiner von ihnen.
»Glaube ich nicht, Catherina.« Er klang so amüsiert, dass ihr ein Schauer den Rücken hinunterlief. Sie atmete tief ein und versuchte es mit Geduld. »Okay, und wer sind Sie?«
»Rate!«, forderte ihr Gesprächspartner.
Cat legte auf und drehte sich zum Tisch, nur um sich mit der geballten Aufmerksamkeit konfrontiert zu sehen. Vier Kinder, ihre Mütter, Cats Schwester und Jake starrten sie an. Das Telefon klingelte abermals. Und es stand außer Frage, dass es sich um denselben Anrufer handelte.
»Ja«, meinte Cat genervt, als sie abermals abnahm und ins Innere des Hauses und außer Hörweite ging.
»Catherina, weißt du es wirklich nicht oder ist es gerade ungünstig?«, erkundigte sich der Mann. Jetzt klang er weniger amüsiert als verwirrt, was Cat den kurzen Anflug eines unguten Gefühls vergessen ließ. Stattdessen konzentrierte sie sich darauf, dass sie es leid war, mit sich spielen zu lassen. »Wer sind Sie und warum bringen Sie nicht einmal ein Mindestmaß an Höflichkeit auf und melden sich vernünftig?!«
»Höflichkeit war noch nie meine Stärke!«, meinte der Mann, ohne auf ihren Gesamteinwand einzugehen.
»Mark?«, fragte Cat ungläubig und ihr Blick wanderte nach draußen, zu den drei Frauen. Das durfte doch nicht wahr sein!
»Komisch, mit diesem Stichpunkt kann sie sofort etwas anfangen.« Mark schnalzte missbilligend mit der Zunge und sofort hatte sie den Gesichtsausdruck des Sängers vor Augen. So, als wäre ihre letzte Begegnung erst gestern gewesen.
Cat atmete tief durch und versuchte das Bild vor ihrem inneren Auge zu vertreiben. Es war unwillkommen und würde sie nur ablenken. Außerdem hatte sie eine Ewigkeit gebraucht, um nicht mehr an ihn zu denken.
»Was kann ich für dich tun?«, meinte sie und hoffte, dass er ihre Gefühlte nicht aus ihren Worten heraushören konnte.
»Wie geht es dir?«
»Ganz gut«, log sie und unwillkürlich hob sie ihre Hand an die Nase, während ihre Schwester die Augen verdrehte und sie mit einer Handbewegung ins Haus scheuchte, damit sie und die Kinder in Ruhe essen konnten.
»Müsstest du mich jetzt nicht fragen, wie es mir geht?«, tadelte Mark.
»Du rufst mich doch nicht an, um Smalltalk zu treiben?«, tadelte Cat zurück.
»Nein, ich rufe wegen eines Jobs an. Aber Ruben hat wohl eine neue Handynummer«, gab Mark zu.
Cat biss sich auf die Unterlippe, bevor sie meinte: »Der Office-Escort hat immer noch dieselbe Adresse und Nummer wie vor zwanzig Jahren, und Ruben auch.« Sie fügte nicht hinzu »im Gegensatz zu mir«.
Und dafür hatte sie einen Friedenspreis verdient, denn immerhin hatte sie seit ihrem letzten Zusammentreffen dreimal die Adresse geändert und viermal die Telefonnummer. Sie hatte Mark zwar immer entsprechende Informationen zukommen lassen, aber nie eine Antwort erhalten.
Ihr Mund wurde trocken, als sie daran dachte und in ihrem Hals konnte sie einen langsam wachsenden Kloß spüren. Seit einer Ewigkeiten herrschte Funkstille zwischen ihnen und jetzt, wo sie eben mit ihrer Schwester von ihm gesprochen hatte, um mit ihm abzuschließen, tauchte er auf, wie ein böser Geist aus der Vergangenheit, und wollte da weitermachen, wo sie aufgehört hatten?
»Wen wolltest du buchen?«, fragte sie mit belegter Stimme.
»Ist ein Witz, oder?«, meinte er und schwieg. Cat presste die Lippen aufeinander und wappnete sich und ihr Herz gegen das, was unweigerlich kommen würde. Und es kam in Form von Marks Bitte: »Ich brauche dich!«
»Ich bin raus«, informierte Cat und betete still um innere Stärke.
»Seit wann?«
»Seit fünf Jahren.« Seit sie aufgehört hatte auf ihn zu warten, dachte sie, würde sich aber lieber die Zunge abbeißen, als das zuzugeben.
»Warum?«, erkundigte er sich sanft.
»Nennen wir es geänderte Lebensumstände«, wiegelte Cat ab. Ihr Leben ging Mark nichts mehr an. Dafür hatte er selbst Sorge getragen.
»Trotzdem treffen wir uns in einer Stunde und trotzdem wirst du den Job annehmen«, meinte er.
»Bestimmt nicht! Ich arbeite nicht mehr für den Office-Escort – und für dich ebenfalls nicht mehr.«
»Der Escort ist mir ziemlich egal. Aber ehrlich …?« Mark klang ungläubig. »Du wirst vertragsbrüchig?«
»Du hast mich fünf Jahre lang nicht gebraucht, wieso jetzt?« Cat konnte spüren, wie ihr Schutzwall bröckelte und ballte die Hände zu Fäusten.
»Sechs«, korrigierte er, ohne auf ihre Frage einzugehen. So als wüsste sie den Zeitraum nicht selbst nur zu genau. Stattdessen beschloss er ungewohnt dominant: »Ich hol dich in einer Stunde ab!«
»Nein.« Cats Gedanken rasten. Schließlich seufzte sie schicksalsergeben »Heute Abend habe ich für eine Stunde Zeit. So gegen 19 Uhr. Wo bist du? Ich komm hin.«
»Bis dahin werde ich von Journalisten belagert sein«, protestierte Mark. Aber er klang eher erleichtert, denn wirklich besorgt.
»Hat dich nie gestört«, wandte Cat trotzdem ein.
»Ich bin älter geworden und weiser«, lachte der Sänger und erntete ein Schnauben.
»Ich bin im Hilton – in derselben Suite wie immer?« Obwohl Mark ihr einen Fakt präsentierte, machte er eine Frage daraus. So, als sei er sich immer noch nicht ganz sicher, ob sie weitere Einwände oder Bedingungen vorbringen würde.
»Und wieso ahne ich, dass das keine Frage ist, sondern du die Suite schon längst gebucht hast?«, erkundigte sie sich und überlegte, wie sie bloß immer wieder in dieselbe Situation gelangen konnte. War sie wirklich zu blöde, um bei ihrem »Nein« zu bleiben?
»Weil du mich kennst«, lachte Mark und legte auf.
Cat starrte den Hörer an. Sie kannte ihn? Da konnte sie ja nur noch lachen!Sie kannte ihn nicht. Nicht mehr. Seit sechs Jahren nicht mehr.
Die ehemalige Office-Escort-Begleiterin dachte nach und korrigierte sich: Wohl eher noch nie.
Aber natürlich kannte Mark sie. Denn natürlich hatte er gewusst, dass sie kommen würde!
2 – Ein Wiedersehen
Mark hatte nicht übertrieben, was den Belagerungszustand des Hotels betraf. Allerdings war die Gruppierung inzwischen eine andere. Während hunderte von Fans auf der Straße und der nahen Grasfläche standen, saßen, sangen oder mit Transparenten in den Händen herumtanzten, waren es im Inneren des teuren Nobeletablissements die Journalisten und Fotografen, die auf Neuigkeiten lauerten.
Cat hielt die Luft an und schickte ein stummes Stoßgebet gen Himmel. Dabei verfluchte sie Mark leise, aber nachdrücklich. Inzwischen war ihr Bild aus den meisten Köpfen verschwunden und sie hatte sogar zu Hause in den USA wieder so etwas ähnliches wie ein normales Leben. Tatsächlich reichte es sogar, um unerkannt durch die Meute bis zum Empfangstresen zu gelangen.
Nach einer freundlichen Begrüßung und einer entsprechenden Geste des Stillschweigens überreichte sie dem jungen Mann hinter dem Tresen ihre Visitenkarte, um ihren Namen nicht aussprechen zu müssen.
Zum Glück nickte er, prüfte ihre Angaben und reichte ihr einen Schlüssel, bevor er ihr den Durchgang gestattete. Ab jetzt war sie in Sicherheit.
Zumindest vor der Klatschpresse.
Vor Mark allerdings konnte sie niemand schützen – nur sie selbst.
Und anscheinend bin ich dazu nicht in der Lage, dachte Cat. Genervt von sich selbst trat sie aus dem Fahrstuhl und versuchte sich selbst gegen Mark zu wappnen. Es half kein bisschen. Er sah mit Anfang fünfzig immer noch gut aus, ungewöhnlich, und allein der Blick, mit dem er sie bedachte, reichte aus, um ihre Knie wieder weich werden zu lassen.
»Du siehst toll aus«, lobte er.
»Und du wie ein alter Sack, der das letzte Mal vor sechs Jahren geschlafen hat«, konterte Cat böse. Sie hatte nicht vor, Mark jemals wieder so nahe an sie heranzulassen, dass ihre Knie einen Grund zum Weichwerden hatten.
»Ich liebe es, wenn du so schmutzige Dinge zu mir sagst«, meinte Mark und schenkte ihr eines seiner umwerfenden Lächeln. Dann umarmte er sie spontan und entgegen ihres Vorsatzes schmolz Cat einen Augenblick lang in seinen Armen, bevor sie sich daran erinnerte, dass sie auf ihn wütend war.
Abrupt trat sie zurück.
»Du hast mir immer noch nicht verziehen, oder?«, erkundigte sich Mark und legte seinen Kopf schräg, um sie aufmerksam zu beäugen und so, als präge er sich jede noch so kleine Veränderung ein. Nur zu genau war sich Cat bewusst, dass auch sie älter geworden war. Sechs Jahre konnten eine lange Zeit sein, wie man unschwer an Mark erkennen konnte. Obwohl er von Weitem noch gut und gerne als Mittvierziger durchgehen konnte, waren seine Falten aus der Nähe nicht zu leugnen. Genauso wenig wie der Altersunterschied zwischen ihnen, der ihr heute viel deutlicher bewusst war als früher.
»Was genau?«, fragte sie unschuldig und runzelte die Stirn. Sie hatte nicht vorgehabt, über Mark nachzudenken.
»Cat!«, tadelte er und sein Blick wurde missbilligend.
»Nein«, gab sie zu. »Und ich will dir auch nicht verzeihen!«
»Gut, dann sei böse auf mich. Das macht auch immer Spaß!« Mark leckte sich die immer noch schön geschwungenen Lippen und sah sie herausfordernd an. Cat fluchte leise und lästerlich. Das war das einzig Blöde an devoten Kerlen, denen konnte man einfach nicht mit Strafen drohen.
»Ich will aber auch nicht böse auf dich sein«, maulte Cat. Hauptsächlich, weil ihre Phantasie schon wieder dabei war sich mit ihrer Libido zu verbünden und schöne Strafen auszutüfteln.
»Komm schon, Cat!«, forderte Mark. »Du hast wirklich keine Lust zu spielen und mich zu strafen?«
»Werd´ endlich erwachsen!«, konterte Cat und schwieg. Dabei trat sie näher an das Fenster, das vom Boden bis zur Decke ging und eine ganze Wandseite des Zimmers in Beschlag nahm. Draußen war es inzwischen gänzlich dunkel und während unten Laternen für Licht sorgten und Ampeln und Schaufensterbeleuchtungen für bunte Tupfer in der Finsternis, so waren es am Himmel die Sterne, die einen dazu verführten, von anderen Orten und anderen Zeiten zu träumen.
Es gab so viele Menschen, so viele Schicksale, jede Minute geschah etwas, Glück, Unglück, Leid, Freude und nichts spielte im Großen und Ganzen eine Rolle – die Welt drehte sich weiter.
»Ja«, stimmte Mark ihr zu. »Das hat einmal ein weiser Mann gesagt.«
»Ich erinnere mich an den weisen Mann«, murmelte Cat und ließ ihre Stirn kurz gegen das kühle Glas des Fensters ruhen. Erst als sie sich sicher war, nicht sofort wieder in alte Verhaltensmuster zurückzufallen, sah sie Mark an. »Wieso bin ich hier?«
»Wie lange kennen wir uns?«, entgegnete er anstatt ihr eine Antwort zu geben.
Cat seufzte schicksalsergeben. Sie würde ihre Informationen erst bekommen, wenn er soweit war – keinen Deut früher. So war es immer gewesen … es sei denn, sie würde anfangen mit ihm zu spielen.
Ihr Blick wanderte über Mark. Er war dünn geworden, sein Haar ein wenig schüttern und sie könnte schwören, dass er der Farbe nachgeholfen hatte. »Trägst du Kontaktlinsen?«
»Man tut, was man kann«, war seine kryptische Antwort, die in ihren Ohren wie ein eindeutiges »ja« klang.
»Seit zwanzig Jahren«, antwortete Cat auf die Eingangsfrage.
»Genau!«, stimmte er zu. »Und wie oft habe ich dich um einen Gefallen gebeten?«
»Jedes Mal, wenn wir uns sehen.« Cat war versucht mit den Augen zu rollen. Vermutlich wollte Mark auf etwas ganz anderes hinaus, aber den Gefallen würde sie ihm nicht tun. Entgegenkommen gab es von ihr nicht geschenkt und nach sechs langen Jahren musste er auch nicht damit rechnen, dass sie es ihm einfach machen würde.
»Ich meine keinen erotischen Gefallen«, schränkte er ein und klang ein wenig pikiert.
»Trotzdem: jedes Mal, wenn wir uns sehen.«
»Du bist stur!«, behauptete er tadelnd.
»Und du ein Arschloch!«
»Das sagst du jedes Mal.« Mark grinste sie an. Obwohl das Gespräch auf keinen Fall so laufen konnte, wie er es sich wünschte, schien er ihr ihre Worte einfach nicht übel nehmen zu wollen. Dabei hatte ein Teil von Cat gehofft, ihn dazu bringen zu können, von sich aus jeden Deal im Keim ersticken zu wollen. Auch Mark musste irgendwann einsehen, dass die generelle Grundidee, die hinter ihrer Arbeitsbeziehung steckte, eine blöde gewesen war!
»Muss wohl was dran sein.« Sie hielt seinem Blick stand, musste sich aber auf die Zunge beißen, um ihn nicht weiter herauszufordern.
»Ich will, dass du meine zu mir zurückgekehrte erste Ehefrau spielst«, platze es schließlich aus Mark heraus. Dabei wirkte er so ernst wie eh und je.
»Ich habe vierzehn Jahre lang deine Ehefrau gespielt«, erinnerte Cat. »Seit ich achtzehn geworden bin.«
»Und hast meine drei echten Ehefrauen super aus der Klatschpresse rausgehalten«, schmeichelte Mark, als könne er damit etwas an den letzten Jahren ändern, in denen er sie ignoriert hatte.
»Dankbarkeit klingt anders«, behauptete Cat. Nur unter Aufbietung all ihrer Willensstärke konnte sie sich zurückhalten, um nicht laut loszubrüllen.
»Jaaa«, gab Mark langgezogen zu. »Aber schließlich hatte ich auch eine vierte Frau.«
»Es war nicht meine Idee, dich von mir »scheiden« zu lassen und sie überall ihre Nase reinstecken zu lassen.« Selbst Cat konnte hören, das ihre Stimme unfreundlich geworden war. Keine von Marks Ideen war jemals so dumm gewesen wie die ihrer fingierten Scheidung – auch wenn es damals ungemein Verkaufsfördernd für seine Musik gewesen war.
»Stimmt!«, gab ihr Pseudo-Ex-Mann großmütig zu. »Also? Kehrst du zu mir zurück?«
Sie klopfte ungeduldig mit der Hand auf ihren Oberschenkel und urteilte: »Eine ganz besonders blöde Idee.«
»Warum?« Marks Frage kam zu schnell, um ehrlich zu wirken. Offensichtlich war der Musiker ihr Zusammentreffen mehrfach im Geiste durchgegangen und hatte sich auf alle Möglichkeiten des Gesprächsverlaufes vorbereitet.
»Ist das nicht offensichtlich?«, spottete Cat. »Und wieso überhaupt?«
»Weil sich meine echte Frau von mir scheiden lässt«, erklärte Mark und wirkte unbehaglich. Ob wegen der Tatsache der Scheidung, oder weil sie ihn zwang eine unschöne Erklärung abzugeben, war Cat ein Rätsel.
Sie schnaubte. Schließlich war das nicht gerade Marks erste Scheidung und bislang war er immer extrem glimpflich davongekommen. Auch weil er eher der paranoide Typ Mann war, der für alles und jeden gleich einen Anwalt und einen Vertrag parat hatte. Etwas, was sie nur zu gut aus eigener Erfahrung wusste.
»Ich will nach fünf Jahren endlich mein neues Album rausbringen und die negative Publicity würde mir das Genick brechen«, erläuterte der Musiker. »Es würde nicht mehr um meine Musik gehen, sondern nur noch um die Aufteilung meines Vermögens.«
»Dann warte doch einfach ein wenig mit der Veröffentlichung des Albums?!«, schlug Cat vor. Sie hatte keine Lust, wieder die brave und glückselige Ehefrau zu spielen. Nicht bei Mark und eigentlich auch bei niemandem sonst – vor allem bei niemandem sonst und erst recht nicht in Bezug auf das »spielen«.
»Die Tour ist organisiert, die Verträge unterschrieben«, wiegelte der Sänger ab.
»Ich glaube, du bekommst mit der Scheidung die beste PR, die du dir denken kannst. Ich an deiner Stelle würde lieber überlegen, ob ich nicht die anderen Ehen durchsickern lassen würde und den Schwindel mit mir«, gab Cat zu bedenken.
»Wahrscheinlich hast du sogar Recht«, stimmte Mark zu. »Aber der Schwindel mit dir war die beste Idee, die ich je hatte.« Er sah sie so liebevoll an, dass Cat spüren konnte, wie ihr Widerstand bröckelte. Erst recht, als er hinzufügte: »Außerdem geht es mir persönlich auch mehr um deinen Beistand.«
»Ich kann nicht«, meinte sie und ihre Gedanken rasten. Schließlich kam sie zu einem Entschluss, obwohl sie wusste, dass er ihr im Zweifel das Genick brechen konnte.
»Wie heißt er?«, fragte Mark und die Eifersucht in seiner Stimme schmeichelte Cats Ego.
»Jake, und er ist ein Jahr alt«, erklärte Cat. Sie hielt Marks Blick ungerührt stand und ihre Haltung provozierte ihn dazu, einzuknicken und sie zum Teufel zu schicken.
Stattdessen musterte er sie neugierig und schließlich taxierend. So, als versuche er die neue Information einzuordnen und ein besonders teuren Wertgegenstand einzuschätzen.
»Wenn du jetzt sagst, dass ich dafür noch gut aussehe, breche ich dir die Nase«, grinste Cat.
»Du bist immer noch die schönste Frau, die ich kenne.« Mark lächelte sie an und wirkte auf einmal nicht nur ehrlich sondern auch schüchtern. Als wisse er nicht, ob seine Ehrlichkeit willkommen war. Leise fügte er hinzu: »Nimm Jake mit.«
»Du hasst Kinder«, erinnerte sie ihn. Einer der vielen Punkte, in denen sie Marks Exfrauen Recht geben musste. Mark war kein Familienmensch – oder ein treusorgender Ehemann.
»Nur meine eigenen«, wandte er ein und machte eine wegwerfende Handbewegung, die Cat wieder daran erinnerte, dass Mark zwar sexy war, eine Herausforderung auf zwei Beinen, aber eben auch ein Arschloch, das ihr leider immer noch viel zu viel bedeutete.
»Wie war das doch gleich?«, erkundigte sie sich. »Vier Kinder von fünf Frauen oder fünf Kinder mit vier Ehefrauen?«
»Und mich nennt sie Arsch!« Mark verdrehte die Augen, ließ sich aber nicht provozieren. Stattdessen stand er auf und ging zum Fenster. Jetzt war er es, der in die Nacht hinausblickte, um seinen Gesichtsausdruck vor ihr zu verbergen. Ernst meinte er: »Ich habe nie aufgehört, dich zu bezahlen.«
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