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Der fahrende Oberförster

Wenn man es ganz genau nimmt, muss die Geschichte der frühen Luftfahrt umgeschrieben werden. Denn ein sächsischer Luftfahrtpionier erfand, lange vor Graf Zeppelin, das erste lenkbare Luftschiff, und zwar mit sehr bescheidenen finanziellen und technischen Möglichkeiten. Leider ist dies in der Öffentlichkeit recht unbekannt.

Dass Graf Zeppelin der Erfinder ist, denken viele, weil dieser Luftschiff-Typ ein riesengroßer Erfolg war. Somit wird der Begriff „Zeppelin“ heute häufig synonym als Gattungsname für alle Arten von Luftschiffen angewandt. Richtig ist aber, dass bereits 21 Jahre zuvor, also 1879, der königlichsächsische Oberförster und „Freizeit-Aeronaut“, Ernst Georg August Baumgarten, aus Johanngeorgenstadt im Westerzgebirgees mit seinem fünften ausgeklügelten eiförmigen und circa zwanzig Meter langen Luftschiff schaffte, vom Boden abzuheben und somit der wirkliche Erfinder des lenkbaren Luftschiffes war. Sowohl diesen als auch in dem Zusammenhang unbedingt nennens- und erwähnenswerten anderen sächsischen Luftschiffpionier, Dr. Friedrich Hermann Wölfert, einen Verlagsbuchhändler aus Leipzig, kennt heutzutage ebenfalls kaum noch jemand. Beide wurden in ihrer Zeit verkannt, weil ihre Gedanken zu weit vorauseilten.

Der königlich sächsische Oberförster Baumgarten hatte, damals unvorstellbar, autodidaktisch die konstruktive Lösung des lenkbaren Luftschiffes gefunden. Seine ersten erfolgreichen Aufstiege mit seinem „Flügelluftschiff” fanden 1879 in Grüna (heute ein Stadtteil von Chemnitz) statt. Im gleichen Jahr traf er mit Dr. Wölfert zusammen. Begeistert von Baumgartens Luftschiffideen bot er finanzielle Hilfe und Zusammenarbeit an.

Ermutigend waren die erfolgreichen Aufstiege in Leipzig und Berlin, leider gab es auch immer wieder Rückschläge. So untersagte 1881 Baumgartens vorgesetzte Behörde, alle weiteren „unsinnigen Luftschiffexperimente“ zu unterlassen, und entließ ein Jahr darauf den heimlich Forschenden aus dem Amt. Nachdem er in einer Auseinandersetzung, in der es um seine Luftschiffe ging, zum Gewehr gegriffen hatte, wurde er im Januar 1883 in die Landesirrenanstalt Colditz eingeliefert. Man erklärte ihn kurz gesagt für geisteskrank. Wenig Zeit später musste Baumgarten erleben, wie seine verarmte Familie, Frau und acht Kinder, unter Vormundschaft gestellt wurden. Im Alter von 47 Jahren starb er mittellos, verkannt und depressiv in der Nervenheilanstalt in Zschadraß bei Colditz.


Das lenkbare Luftschiff

Dr. Wölfert – Holzstich von 1896

Wölfert führte die Arbeiten kurzzeitig allein weiter. Erst die Zusammenarbeit mit dem deutschen Ingenieur, Konstrukteur und Industriellen, Gottlieb Daimler, dem Erfinder des Benzinmotors und des ersten vierrädrigen Kraftfahrzeuges mit Verbrennungsmotor, der über einen Zeitungsartikel auf Wölfert aufmerksam wird, brachte schließlich einen weiteren Erfolg. Fortan fahren Wölferts Luftschiffe mit dem dringend benötigten Daimler-Benzinmotor. Am 12. Juni 1897 stirbt auch er beim Absturz seines neuen Luftschiffs „Deutschland“.

Wölferts Ideen greift Ferdinand Graf von Zeppelin auf und wird später der Begründer des Starrluftschiffbaus, seiner Zeppeline. Als dann gar seine Luftschiffe in den 1930er Jahren mehrmals im Jahr als Post- und Passagierluftschiffe eingesetzt und benutzt werden, sind die Namen Baumgarten und Dr. Wölfert längst in Vergessenheit geraten.

Doch die Welt-Geschichte verweist auf weitere Luftschiff- Bezüge zu meiner Heimatstadt. Als Luftschiffhafen und Fliegerstation wurde der Flughafen Leipzig-Mockau am 22. Juni 1913 eröffnet. Zur Einweihung der bis dato größten Luftschiffhalle der Welt reiste eigens Graf Zeppelin von Potsdam kommend, mit dem Luftschiff LZ 17 „Sachsen“ an, wo er vom sächsischen König Friedrich August III erwartet wurde. In den Jahren danach starteten von hier einige hundert Zeppeline und Flugzeuge. Somit war Leipzig-Mockau zudem weit über die 20er Jahre hinaus das mitteldeutsche Luftdrehkreuz.

In Anlehnung an die nur circa 100 Meter von der jetzigen Glashalle der Neuen Leipziger Messe entfernte, einst befindliche, größte Luftschiffhalle der Welt und eben auch an den Leipziger Hauptbahnhof wählten die Messe-Architekten das gläserne Halbrund.

Aufgehoben

Geschichte und Geschichten um das Phänomen Zeit. Nicht in dem Sinne „alte Zeit“, sondern: dass mal etwas gewesen ist, was nicht mehr da ist. Also nicht die Vergangenheit – die Vergänglichkeit, dies interessiert und fasziniert mich.

An einer ganz besonderen Geschichte möchte ich Sie teilhaben lassen. Eine Alltagsgeschichte, die als Notizen einer Leipziger Schrankenwärterin daherkommt, welche nach 1945 ihre Tagesabläufe auf Fahrkarten, Lotteriescheinen und Zetteln notierte. Ein halbes Arbeiter-Leben lang hatte Martha Lehmann, die Mutter dreier Söhne, auf ihrem einsamen Posten inmitten der Kleinstadt Taucha ihren Dienst getan. Tagtäglich und präzise wie ein Uhrwerk erfüllte die Schrankenwärterin auf ihrem Posten 46 (Überweg Graßdorfer Straße) ihre Pflicht.

Früher kannte man noch den Schrankenwärter, der die Schranken mit der Hand nach oben oder unten kurbelte – heute so gut wie verschwunden. Ein Glockenwerk kündigte durch eine unterschiedliche Anzahl von Schlägen das Dampfross von A nach B und B nach A an. Ein Blick auf die 50er Jahre aus einem Schrankenwärterhäuschen in Ostdeutschland – am Stadtrand von Leipzig. Hier hat sie, die Arbeiterin, Trümmerfau und Eisenbahnerin das vergangene Jahrhundert erlebt und durchlitten. All die Jahre, die sie lebte und ihren Dienst an der Bahnstrecke versah, gab es eigentlich nichts Besonderes an ihr – der bescheidenen alten Frau. Nun ist sie tot (1888 - 1971) und niemand hat sie nach ihrer Erinnerung befragt.

Als sie starb, hinterließ sie jedoch etwas Bemerkenswertes – eine Sammlung eigenartiger Aufzeichnungen. Denn wenn ihr Arbeitsalltag seine stillen Minuten hatte, nahm sie gelegentlich einen Zettel und schrieb darauf, was die Zeit gerade so brachte und was ihr Gemüt bewegte. Und weil sie das über Jahrzehnte beharrlich tat, sind es sehr viele Zettel geworden. Das winzige Format beschränkte ihre Aufzeichnungen auf wenige Worte. So dass auf diesen Zetteln nur das steht, was ihr, Martha Lehmann, wichtig genug schien, festgehalten zu werden. Ein Beispiel: 7. Juli 1952, Posten 46, Taucha. Einige Tage sehr heißes Wetter. Himbeeren, Erdbeeren, Stachelbeeren, eine Pracht! Von den 12 Küken sind 7 Hähne. Hoffentlich kommt kein 3. Krieg. (Vgl.: Dokumentarfilm „Martha Lehmann“, Peter Voigt, 1972)

Aufgehoben, im wahrsten Sinne des Wortes hat sie unzählige Papierschnipsel – Rückseiten von Einzahlungsbelegen für Miete oder Solidaritätsspenden – auf denen sie über Jahre ihre Gedanken festgehalten hat, das, was ihren Alltag ausmachte und das, woran sie sich erinnerte. Dies wiederum war dem Dokumentaristen Peter Voigt († 12. März 2015 in Berlin) einen Kurzfilm wert. Im Jahre 1971 entstehen einfache, klare Bilder, in dem das Leben und ihr Charakter, durch Kargheit sichtbar werden.

Heute erinnert dieser fast in Vergessenheit geratene Dokumentarfilm „Martha Lehmann“ an eine verschwundene Gesellschaft und an eine Biographie, die von ihr geformt wurde. Als Gedächtnismedium bewahrt er Vergessenes und fordert zum Erinnern heraus. In keinem anderen Genre, hätte man über diese Frau einen Film gemacht. Da man sie wohl kaum irgendwo anders als bildgewaltig eingestuft hätte.

Martha Lehmann erlebte die Premiere des Filmes im April 1972 leider nicht mehr.

Farrokh Bulsara, der große Blender?

So absurd es für einige klingen mag, ich gehe gern auf Friedhöfen spazieren, besonders auf der mit 78 Hektar größten Friedhofsanlage in Leipzig, dem Südfriedhof, der zu Recht als einer der größten und schönsten Parkfriedhöfe in Deutschland zählt. An diesem Ort kann man bei einem Spaziergang so herrlich seinen Gedanken nachhängen, die Seele baumeln lassen und so viel Normales entdecken, wenn man die Augen aufmacht und sich die Zeit dafür nimmt. Plötzlich sieht man den Marienkäfer, der ein Blatt nach Läusen absucht, oder findet die Ameise, die an einem Stielchen hochkrabbelt, und nur ein paar Meter weiter entdeckt man auf einem Grabstein in Form eines Notenschlüssels eine kleine Eidechse, die sich auf ihm sonnt.

Diese Ruhe, diese Stille, dieses Zurückfahren, Besinnen aufs Wesentliche – herrlich und gar nicht makaber! Der Besuch von Friedhöfen ist auch immer ein Blick in die Vergangenheit, in die Geschichte. So erinnere ich mich an frühere Zeiten, als in den 1970er und 1980er Jahren ein Mann und seine Band in der Musikbranche für Begeisterung sorgten und viele bis dahin bestehende Rekorde brachen. Auf dem Heimweg besuchte ich das neu erschaffene Trauer-Cafe am Südfriedhof, einen besonderen Ort der Einkehr, das aus dem ehemaligen Pförtnergebäude am Westtor zum Leben erweckt wurde. Bei einem Stück selbst gebackenen Mohnkuchen und einer frischen Tasse Kaffee ließ ich meiner Erinnerung freien Lauf.

Vor langer Zeit lebte ein Junge mit dem Namen Farrokh Bulsara. Farrokh bedeutet „glücklich und froh“. Diese Vorzüge wünschte ihm jeder, als er zur Welt kam. Bulsara war der Name der Familie, in die er geboren wurde. Seine Ahnen hatten in der Stadt Bulsar gelebt. Einer von ihnen, ein Magier, zauberte Farrokh in dessen Geburtsstunde als Geschenk einen Stern an den Himmel, den Stern Mercury. Er sollte dem Jungen sein ganzes Leben zur Seite stehen.

Zu den hübschesten Menschen auf diesem Planeten gehörte er nicht, dafür sorgten sein Zahnstand sowie sein hervorstehendes Gebiss, eines seiner Markenzeichen, für das er sich aber zeit seines Lebens schämte. Aus Angst, es könnte seine Stimme, seinen Gesang beeinflussen, ließ er es aber nicht korrigieren. Trotz dieses kleinen Makels schaffte es der schüchterne Junge von der Tropeninsel, eine Legende zu werden. Seine Musik, seine Stimme, sein Auftreten, seine Bühnenpräsenz verhalfen ihm dazu. Bis heute (2015) – vierundzwanzig Jahre nach seinem Tod – schwören ihm Millionen Fans ihre Treue. Ihnen allen widme ich diese Geschichte.

Freddie Mercurys Leben glich einem Märchen, ja, das kann man von außen so sehen, so beschreiben. Aber wir alle wissen: Letztendlich fordert jedes Märchen zum Nachdenken auf – jeden, der es liest oder hört! Er war eine ganz GROSSER, einer der bedeutendsten Rocksänger der 1970er und 1980er Jahre. Er wurde als Mitbegründer, Komponist und Leadsänger der Band „Queen“ weltbekannt. Beruhigend: Auch er fing einmal ganz KLEIN an … 1958, mit ungefähr zwölf Jahren wurde er Mitglied der aus fünf Musikern bestehenden Band „The Hectics“, deren Auftritte vor allem im Rahmen von Schulveranstaltungen stattfanden. Eine kleine Ewigkeit später gelang ihm mit der britischen Rockband „QUEEN“ der internationale Durchbruch. Von da an ging es fast nur noch bergauf und fortan füllte er, die „singende Geldmaschine“, bei seinen Tourneen die größten Konzerthallen und Stadien der Welt.

Freddie Mercury war mysteriös und rätselhaft, ein Mensch, der über die Grenzen hinausging. Er liebte es, mit relativ häufig wechselnden verschiedenen Partnern oder parallel mit mehreren Partnern sexuelle Kontakte einzugehen, was ihm letztendlich zum Verhängnis wurde. Er infizierte sich mit dem Aids-Virus und starb am 24. November 1991 in seiner Londoner Villa an den Folgen einer Lungenentzündung.

Freddie hasste es, Interviews zu geben und Songtexte zu schreiben. Ein fast schüchterner Mann, der auf der Bühne zum Orkan wurde. Vor allem aber war er eine der charismatischsten und facettenreichsten Figuren des britischen Rock: Er war eine Persönlichkeit – zugegeben, keine normale … Er war sehr frivol und amüsierte sich gern. Und wo ginge das besser als vor einer Masse von Leuten, während eines Konzertes. Da lief er zu Hochform auf, liebte den Kontakt mit dem Publikum (aber wehe, wenn es nicht mitspielte). Vielleicht rührte es daher, dass auch er mal ein Fan war, ein Fan vom „Gitarren-Gott“ Jimi Hendrix. Der hatte ihm in seinem Konzert gezeigt, wie man mit Publikum umgeht, dass alles möglich ist. Wenn Freddie auf der Bühne stand und performte und seine Show abzog, hatte man das Gefühl, man wäre ein Teil dieses leicht tuntigen abgedrehten Spektakels, über das sich manche Leute so aufregten. Wer im Publikum war, dem gab der „Meister“ das Gefühl, zu den Auserwählten zu gehören.

Andere sagen über ihn, er wäre ein großer Blender, ein Heuchler gewesen, wie er es eindrucksvoll und überzeugend im Video zu „The Great Pretender“ darbietet: „ … tue so, als ginge es mir gut. Bin einsam, aber keiner merkt es. Zu wahr ist dieses Gefühl, in einer Scheinwelt zu leben. Zu wahr, wenn ich fühle, was mein Herz nicht verbergen kann … “

Für mich persönlich war er mehr als nur der Frontmann der erfolgreichen Band. Mercury machte mehr als nur Rockmusik. So tanzte er 1979 für ein Wohltätigkeitskonzert mit dem Royal Ballet, trat mit seiner Band „Queen“ im Juli 1985 beim bis dahin größten Rockkonzert der Geschichte auf – Live Aid war der Name des Benefizkonzertes. Zwei Jahre später sang er das Lied „Barcelona“ mit der spanischen Operndiva Montserrat Caballé, zu Ehren der Olympischen Sommerspiele 1992. Des Weiteren arbeitete er an einem Album mit dem zwölf Jahre jüngeren Michael Jackson, dass nie veröffentlicht wurde. In München nahm er sein Solo-Album „Mr. Bad Guy“ auf, das sich zu seiner großen Enttäuschung schlecht verkaufte.

Er hatte nicht viele echte, wahre Freunde, er machte viel mit sich alleine aus, vielleicht zu viel. Seine Musik war dem Anschein nach einer seiner besten Freunde. In einem Interview sagte er einmal, dass er kein John Lennon sei, der eine Message für die Menschheit habe. Er habe nur ein Gefühl, aus dem heraus er seine Lieder schreibe: LIEBE.

Der Song, „Bohemian Rhapsody“, der 1975 von Freddie Mercury geschrieben wurde und in poetischer Weise das Coming Out des Künstlers beschreibt, war in Europa wie in den USA überaus erfolgreich. Die Single verkaufte sich weltweit über fünf Millionen Mal und wurde der erste Nummer-Eins-Hit von „Queen“. Seine Fans liebten und lieben ihn mit und ohne „Queen“. Wie lautet eine Textzeile in „Bohemian Rhapsody“ so treffend: „Is this the real life, is this just fantasy?” – Ist dies das wirkliche Leben oder ist es bloß Phantasie?

Die Zeit ist vergangen, ich muss mich langsam auf den Heimweg machen, Stück für Stück wieder ins wirkliche Leben zurückkehren, ins Hier und Jetzt, diese Erinnerungen hinter mir lassen. Eines steht aber für mich persönlich fest, von den „Höfen des Friedens“ mit ihren aufwendig gestalteten Grabsteinen, alten Grabanlagen oder den historischen Friedhofskapellen geht allemal eine eigene, besondere Faszination aus, die meine Gedanken und Erinnerungen schweifen lassen. Die Spekulationen um Freddie gehen selbst nach seinem Tod weiter. Die britische Tageszeitung „Mirror“ gab Anfang des Jahres 2012 bekannt, dass auf dem Friedhof eines Londoner Krematoriums eine Gedenktafel mit seinem bürgerlichen Namen an einer Säule entdeckt wurde. Der 2010 gestorbene Lebensgefährte Mercurys, Jim Hutton, glaubte dagegen, dass sein Freund auf dessen Grundstück in der Garden Lodge in Kensington beerdigt wurde. „Ich bin mir ziemlich sicher, dass sich seine letzte Ruhestätte am Fuße des Kirschbaums befindet, um alles überblicken zu können“, sagte Hutton 1994. Und wieder andere munkeln, dass die Asche auf die Insel Sansibar, Mercurys Geburtsort, überführt wurde. Ferner gibt es Gerüchte, dass sie aber in Montreux in den Genfer See gestreut wurde. Das soll auch der Grund sein, warum an dieser Stelle eine überlebensgroße Statue des Musikers steht, die ihn in bekannt starker Pose zeigt. Diese Statue existiert wirklich.

Ein guter Freund und eingefleischter Queen-Fan besuchte im Frühjahr 2015 die Stadt London und fand tatsächlich im Londoner Stadtteil Kensal Green, die Stele mit den besagten Hinweisen auf einer angebrachten Tafel. Er stellte mir folgendes Foto zur Verfügung.


Foto: Kai Heimann, April 2015

Die Inschrift auf der Tafel lautet ins Deutsche übersetzt: „In liebender Erinnerung an Farrokh Bulsara. 5 Sept. 1946 – 24. Nov. 1991. Um dir immer mit all meiner Liebe nahe zu sein.“ Signiert ist die Widmung allein mit „M.“ Mercurys Geburtsname und seine Lebensdaten stimmen. Mit „M“ ist mit höchster Wahrscheinlichkeit seine Freundin Mary Austin gemeint, Freddie nannte sie „seine Frau“ und hinterließ ihr sein zig Millionen Euro teures Anwesen in Kensington und einige Rechte an seinen Songs.

Wahrheit, Aberglaube, Spekulationen hin und her. Er war, er ist und wird immer ein außergewöhnlicher Künstler und Mensch bleiben, der mit seiner Musik polarisierte und berührte. Nur mit ihr gelang es ihm, in unbekannte Welten zu fliegen, in Weiten vorzudringen, wo sie ihn liebten, achteten und Respekt zollten. Eine Legende, die bis heute unvergessen ist. DANKE, FREDDIE!

Ein Visionär aus Leipzig

„Sachsenhöhe“, „Sächsischer Hof“, „Sächsischer Modellbau“ oder die „Sachsenklinik“. Sachsen im Stadtbild, in Straßennamen, alten und neuen Unternehmensbezeichnungen. Doch um derartige Dinge soll es hier gar nicht gehen, sondern um einen Sachsen. Genau genommen um Friedrich Gottlob Hoffmann (1741 - 1806).

Es ist nicht verwunderlich, wenn Sie den Namen (noch) nicht kennen, denn die Arbeit des Leipziger Kunsttischlers ist der breiten Masse bisher nicht bekannt. Dabei ist sein Leben und Wirken allemal interessant und ein Teil der sächsischen und vor allem Leipziger Geschichte.

Der spätere Kunsttischler ist auf dem Rittergut Puschwitz bei Belgern in Sachsen geboren und kommt 1758 als 17jähriger Tischlergeselle nach Leipzig. Währenddessen findet er im Barfußmühlhaus auf dem Fleischerplatz vor dem Ranstädter Tor Unterkunft. Der Sachse entwickelt sich schnell zu einem Propheten des neuen Stils: Er wandelt die nach französischem Vorbild entworfenen Barock- und Rokokomöbel um, indem er den Protz reduziert und nach englischem Vorbild einfacher und klassischer gestaltet. So nimmt er beispielsweise schlichtes Birnbaumholz, wertet es optisch durch edle Furnierung auf. Damit genügt es repräsentativen Ansprüchen, schont aber den Geldbeutel. Dies kommt bei den solventen Bürgern gut an.

Im 18. Jahrhundert gibt es noch keine Versandhäuser, die Möbel nach Hause liefern. Das bringt den Leipziger Kunsttischler Friedrich Gottlob Hoffmann auf eine Idee. 1789 lässt er den ersten Möbelkatalog im deutschsprachigen Raum drucken und bringt ihn während der dreimal im Jahr stattfindenden Messen an den Mann. Was wir heute als selbstverständlich hinnehmen, war zur damaligen Zeit ein absoluter Coup. Die aufwendig illustrierten Verzeichnisse kosteten in der Herstellung zwischen ein bis drei Taler. Doch anders als heute wanderten diese nicht kostenlos in die Briefkästen der Kunden, sondern konnten gegen bar gekauft werden. Dieser Schachzug machte Hoffmann zu einem der erfolgreichsten deutschen Möbelhersteller.

Eine weitere geniale Idee war, dass Hoffmann, anders als zur damaligen Zeit üblich, auf Vorrat produzierte und nicht nur einzelne Auftragsstücke anfertigen ließ. In seiner Werkstatt am Thomaskirchhof, nahe seinem neuen Familienheim erfand er immer wieder neue Funktionselemente und ging dabei vor allem auf die Bedürfnisse seiner Kunden ein. Seine hilfreichen Methoden, Verfahren und Handlungsoptionen sind groß. Elegant sind seine Werke und haben das gewisse Etwas. So wirkt beispielsweise eine vermeintliche Kommode nach außen weltmännisch repräsentativ. Doch wer sie öffnet, findet im Inneren, höchst privat und intim, Bad, WC und Bidet. Die verborgene Raffinesse – ein Markenzeichen von Friedrich Gottlob Hoffmann.

Hoffmanns fortschrittliche Arbeitsweise und der weltumspannende Ruf der Leipziger Messestadt brachten ihm zahlreiche Kunden sowohl im Bürgertum als auch aus dem Adel. Ja, selbst der Dichterfürst von Goethe kaufte bei ihm. Doch heute wie auch damals hat alles seine zwei Seiten. So hatte Tischlermeister Hoffmann nämlich auch Widersacher unter den Handwerkern in der Stadt der Linden und immerzu Ärger mit der Leipziger Tischlerinnung. Man warf ihm unter anderem vor, dass er sich nicht an die (Spiel)Regeln hält und auch mehr Gesellen beschäftigte, als erlaubt waren.

Abhilfe schuf seine Ernennung zum „chursächsischen Hoftischler“, die ihn fortan von allen Einschränkungen befreite.

Ich hatte das große Glück, mich im Grassi-Museum für angewandte Kunst vor Ort im Rahmen einer Sonderausstellung über die Visionen und die Kreativität des Hoftischlers und Unternehmers Friedrich Gottlob Hoffmann überzeugen zu dürfen. Zumal sich ein großer Teil der Exponate in Privatbesitz befindet und bisher noch nie öffentlich zugänglich waren.

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Litres'teki yayın tarihi:
22 aralık 2023
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ISBN:
9783957448651
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