Kitabı oku: «Einstellungen erkennen, beeinflussen und nachhaltig verändern»

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'Die größte Revolution unserer Zeit besteht darin, dass man entdeckt hat, wie wichtig Einstellungen für unser Leben sind und dass wir es in der Hand haben, diese Einstellungen zu bestimmen.' Die Revolution, von der W. James vor über 100 Jahren sprach, hat laut Martens bis heute nicht stattgefunden. In diesem Buch trägt der Autor die wichtigsten Erkenntnisse über Einstellungen zusammen, konkretisiert die entsprechenden Theorien und verdeutlicht sie anhand vieler praxisbezogener Beispiele. Das Buch richtet sich an Studierende der Psychologie und an Leser, die ihre Einstellungen beeinflussen wollen. Außerdem wendet es sich an Menschen, deren Aufgabe es ist, anderen zu helfen oder sie zu führen.

Jens-Uwe Martens ist Inhaber und Leiter des 1967 gegründeten Instituts für wissenschaftliche Lehrmethoden (IWL) in München. Er ist Buchautor, Coach und Seminarleiter.

Jens-Uwe Martens
Einstellungen erkennen, beeinflussen und nachhaltig verändern
Von der Kunst, das Leben aktiv zu gestalten
Verlag W. Kohlhammer

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Umschlagsabbildung: „Carini-Vision“ (Ausschnitt), 1997 (J. G.)

1. Auflage 2009

Alle Rechte vorbehalten

© 2009 W. Kohlhammer GmbH Stuttgart

Gesamtherstellung:

W. Kohlhammer GmbH + Co. KG, Stuttgart

Printed in Germany

ISBN 978-3-17-020051-7

E-Book-Formate

pdf: 978-3-17-022820-7

epub: 978-3-17-028098-4

mobi: 978-3-17-028099-1

Die Bedeutung der Dinge liegt nicht in den Dingen selbst, sondern in unserer Einstellung zu ihnen.

Antoine de Saint-Exupéry

Vorwort: Warum schreibe ich dieses Buch?

Schon während meines Studiums der Psychologie hat das Konzept der Einstellung eine große Faszination auf mich ausgeübt. Damals bin ich auf ein Zitat von William James gestoßen, das mehr als hundert Jahre alt ist und einen großen Einfluss auf mein Leben gewinnen sollte:

„Die größte Revolution unserer Zeit besteht darin, dass man entdeckt hat, wie groß der Einfluss unserer Einstellung auf unser Verhalten und damit auf unser Leben ist und dass wir es in der Hand haben, diese Einstellungen zu bestimmen.“

Diese Aussage bedeutet, dass wir in der Lage sind, den Weg und die Qualität unseres Lebens weitgehend selbst zu bestimmen, wenn es uns gelingt, unsere inneren Einstellungen zu hinterfragen und wenn nötig zu beeinflussen. Was für unsere eigenen Einstellungen gilt, trifft natürlich auch auf die Einstellungen der Menschen zu, denen wir begegnen und die in unsere Obhut gestellt sind, wenn wir z. B. den Job eines Lehrers, eines Managementtrainers oder von Eltern ausüben und damit Einfluss auf ihre Einstellungen nehmen.

Die Revolution, von der im Zitat die Rede ist, hat meiner Überzeugung nach bis heute nicht stattgefunden. Das Wissen, welchen Einfluss Einstellungen auf unser Leben haben und vor allem, wie man Einstellungen verändert, ist nicht sehr weit verbreitet, und es ist kaum übertrieben zu behaupten, dass es sich bei diesen Erkenntnissen auch heute noch um eine Art „Geheimwissen“ handelt.

Mein eigener Lebensweg hat mich schon sehr früh vor einige gravierende Herausforderungen gestellt, in denen ich beweisen konnte, ob die Aussage in dem erwähnten Zitat richtig ist. Ich bin also mit dem Fokus auf die Veränderung von Einstellungen – meine und die anderer – durchs Leben gegangen. Ich habe ganz bewusst an meinen eigenen Einstellungen gearbeitet: von der Neutralisierung kleiner Unannehmlichkeiten bis zur Überwindung großer Schicksalsschläge ist es mir weitgehend gelungen, die passende Einstellung zu finden und zu übernehmen und so meinem Leben eine hilfreiche Orientierung oder einfach einen neuen Sinn zu geben.

Einstellungen waren auch der Fokus meines Berufs. Ich habe fast vierzig Jahre Trainingskonzepte und Lehrsysteme entworfen und realisiert, in denen die Veränderung von Einstellungen im Vordergrund stand. Meiner Überzeugung nach ist es z. B. für einen Manager oder einen Außendienstmitarbeiter wichtiger, die richtige Einstellung zu sich, zu seinem Beruf, zu seiner Firma und zu den Menschen zu haben, mit denen er umgeht, als möglichst viel Wissen gespeichert zu haben. Bei dem Bemühen, Einstellungen anderer zu verändern, haben mir natürlich die Erfahrungen sehr geholfen, die ich mit mir selbst bei ähnlichen Problemstellungen gesammelt hatte. Ich bin überzeugt davon, dass man auch bei diesem Thema – wie so oft – nur die Einsichten wirksam auf andere übertragen kann, die man an sich selbst ausprobiert hat.

In diesem Buch werde ich die Erkenntnisse zusammenfassen, die ich im Laufe meines Lebens als praktisch anwendbar und theoretisch fundiert erlebt bzw. erkannt habe. Ich werde weitgehend den Weg nachzeichnen, den ich bei der Entdeckung eines wichtigen Schlüssels zur Gestaltung des eigenen Lebens gegangen bin. Viele von diesen Konzepten, die ich dabei gefunden habe, sind wissenschaftlich begründet und beschrieben, sie haben aber vor allem Relevanz für das praktische Leben, und ich habe sie persönlich ausprobiert. Ich werde also nicht nur wissenschaftliche Theorien darstellen, sondern vor allem ihre praktische Umsetzung beschreiben. Daher werden viele Beispiele geschildert, in denen sich das Konzept „Einstellung“ und die Regeln, wie man mit diesen Einstellungen umgehen kann, bewährt haben. Darüber hinaus werden am Schluss des Buches (Kap. 8 und 9) konkrete Empfehlungen zusammengefasst, wie man seine eigenen Einstellungen und die anderer verändern kann.

Mein Ziel ist es, dass Sie in diesem Buch erleben, wie hilfreich die bewusste Beachtung und gegebenenfalls die Veränderung der eigenen Einstellungen und die anderer sein kann. Ich wünschte mir, dass die oben zitierte Erkenntnis von William James einen ähnlichen Stellenwert in Ihrem Leben bekommt, wie sie für mich hatte und noch heute hat, und dass Sie erkennen, wie sie in die Praxis umgesetzt werden kann. Ich habe erfahren dürfen, dass das eigene und das Leben anderer dadurch wesentlich erleichtert und in seiner Qualität bereichert wird.

Dieses Buch ist in erster Linie für Menschen geschrieben, die bereit sind, bewusst zu leben, und die diesem Abenteuer Leben das Maximum abgewinnen wollen. Es ist auch für Menschen geschrieben, die in Schwierigkeiten sind, Schicksalsschläge erlebt haben und einen Weg suchen, wie sie über diese Probleme hinwegkommen.

Das Buch hilft aber ebenso Studenten der Sozialwissenschaften (vor allem Soziologie oder Psychologie), die sich mit dem Thema Einstellungen beschäftigen wollen oder müssen. Für sie werden die Theorien der einschlägigen Wissenschaftler konkreter, farbiger, praktisch anwendbarer und gewinnen damit an persönlicher Bedeutung.

Das Buch ist vor allem auch für diejenigen geeignet, deren Aufgabe es ist, anderen Menschen zu helfen oder andere Menschen zu beeinflussen. Jeder Trainer, jeder Lehrer, jede Führungskraft oder auch Eltern müssen immer wieder auf die Einstellungen ihrer Mitmenschen Rücksicht nehmen. Sie müssen deren Einstellungen beeinflussen, damit diese ihr Verhalten ändern und ihre Ziele besser erreichen können.

Ich wünsche Ihnen, dass Sie ein wenig von der Begeisterung für das Thema „Einstellungen“ übernehmen, die mich mein Leben lang begleitet hat und die mir in so vielen Lebenssituationen geholfen hat, von denen Sie in diesem Buch lesen werden.

München, Juli 2008
Jens-Uwe Martens

1 Welche Bedeutung haben Einstellungen für das Leben?

Es gibt Menschen, die wissen, dass sie ihre Einstellungen kontrollieren können, und solche, die es zulassen, dass sie von ihren Einstellungen kontrolliert werden.

Keith Harrell

Die Entdeckung der Wirksamkeit einer passenden Einstellung auf das eigene Erleben und Verhalten wurde mir an einem Erlebnis deutlich, mit dem ich hier beginne:

Die Spielsachen in der Garageneinfahrt

In meiner Erinnerung ist es noch gar nicht so lange her, obwohl doch seitdem schon einige Jahrzehnte vergangen sind: Ich hatte damals zwei Kinder und wenn ich von anstrengenden Seminaren nach Hause fuhr, mich meistens an Freitagen durch dichten Verkehr quälte und Staus zu ertragen hatte, dann freute ich mich auf meine Familie und die Erholung in meinen eigenen vier Wänden. Bevor ich diese aber erreichen konnte, musste ich neben den schon erwähnten Hindernissen meistens auch noch erleben, dass die Einfahrt in meine Garage durch die Spielsachen meiner Kinder blockiert war. Da lagen achtlos liegen gelassene Fahrräder, Puppen, Raumschiffe und was sonst noch. Ich musste also erst einmal aussteigen und alles auf die Seite räumen, bevor ich in die Garage fahren konnte. Eine Kleinigkeit – aber es war nicht gerade eine Einstimmung auf den Feierabend, wie ich sie mir gewünscht hatte. Oft kam noch hinzu, dass es schon spät am Abend war, dass die Kinder schon im Bett lagen und ich sie daher nicht auffordern konnte, die Sachen selbst wegzuräumen.

Am nächsten Tag habe ich dieses Thema angesprochen, obwohl es mir zu diesem Zeitpunkt eigentlich nicht mehr so wichtig war. Ich hatte es mir ja vorgenommen! Vielleicht war mein erzieherisches Bemühen dadurch nicht so wirksam, und so brachte die Vereinbarung, die ich dabei mit meinen Kindern traf, – wenn überhaupt – nur kurzfristige Veränderungen. Und das Schlimmste ist, dass der Ärger bei der nächsten ähnlichen Erfahrung dadurch noch größer wurde, wahrscheinlich deshalb, weil ich mich jetzt auch noch über mich selbst ärgerte, da ich mich bei den Kindern offensichtlich nicht durchsetzen konnte. „Sollte ich bei meiner Erziehung grundsätzlich etwas ändern? Müsste ich nicht eigentlich viel strenger sein? Also bei meinen Eltern hätte es das nicht gegeben!“ So ging es mir durch den Kopf.

Als ich wieder einmal von einem Seminar nach Hause kam, lag erneut die ganze Einfahrt voller Spielsachen. Ich musste mich schon bei der Autofahrt erheblich zusammen nehmen, um mich nicht über die Staus und die aggressiven Autofahrer zu ärgern. Jetzt auch das noch! Am liebsten wäre ich über alles hinweg gefahren, aber damit hätte ich sicher nicht nur die Spielsachen, sondern auch mein Auto beschädigt, und das wollte ich dann doch nicht tun. Ich stieg also aus und begann, zum wiederholten Male, die Sachen auf die Seite zu räumen. Ich bemerkte relativ spät, dass mir mein Nachbar zu Hilfe gekommen war. Wir hatten wenig Kontakt, weil ich so selten da war, aber ich wusste, dass er pensioniert war und dass seine zwei oder drei Kinder seit wenigen Jahren aus dem Haus waren. Als ich ihn bemerkte, ging ich zu ihm und begrüßte ihn. Er entschuldigte sich für sein Eingreifen: „Es macht Ihnen doch nichts aus, dass ich ein wenig helfe!? Wissen Sie, ich bin allein mit meiner Frau und ich vermisse solche Aufgaben so sehr. Ich würde gerne die Zeit zurückdrehen und noch einmal für meine Kinder da sein. Es ist schwer zu akzeptieren, dass Kinder nur eine Leihgabe sind, die man wieder hergeben muss. Genießen Sie die Zeit, in der Sie noch für Ihre Kinder sorgen können, es ist eine schöne Zeit und sie vergeht so schnell.“

Mein Nachbar sprach so eindringlich, so voller Hingabe, dass ich mich der Wirkung seiner Worte nicht entziehen konnte. Eigentlich wollte ich mich ja bei ihm über meine Kinder beschweren, aber das passte jetzt wohl nicht mehr.

Auch als ich schon beim Abendessen saß, gingen mir die Worte meines alten Nachbarn nicht aus dem Sinn und ich erzählte meiner Frau davon. Auch sie machte die Geschichte nachdenklich und wir waren uns bald einig, dass wir die Zeit, in der wir unsere Kinder genießen konnten, nicht durch den Ärger über Kleinigkeiten verderben sollten.

Heute bin ich selbst in der Situation, in der mein Nachbar damals war. Meine Kinder sind aus dem Haus. Vielleicht ist das der Grund, warum mir die Geschichte wieder in den Sinn kommt. Wie Recht er doch hatte!

1.1 Durch Veränderung von Einstellungen Ziele erreichen

Durch den kurzen Kontakt mit meinem Nachbarn hat sich meine Stimmung völlig geändert. Ich war auf einmal nicht mehr ärgerlich auf meine Kinder, weil sie keine Rücksicht auf mich nahmen; ich war nicht mehr wütend auf mich,

weil es mir nicht gelungen war, die Kinder so zu erziehen, wie ich mir das wünschte, oder gereizt gegenüber meiner Frau, weil sie doch auch darauf achten könnte, dass die Kinder die Spielsachen aufräumen. Das alles war von einem Moment auf den anderen verschwunden. Ich war nur noch dankbar, dass ich Kinder habe, die ich liebe und eine Familie, die auf mich wartet, wenn ich müde von der Arbeit nach Hause komme. Diese neue Orientierung erlebte ich als sehr viel angenehmer. Ich war auf einmal entspannt, wieder eins mit mir und meiner Situation, und auch meine Umwelt reagierte sehr viel harmonischer auf meine Ankunft, als sie das gewöhnlich tat.

Was hat diese Veränderung bewirkt? Wenn man es genau nimmt, so ist es nur ein Gedanke, der von meinem Nachbarn – wahrscheinlich absichtslos – auf mich übertragen wurde. Ein Gedanke, der meine innere Orientierung veränderte. Natürlich war die Liebe zu meinen Kindern und zu meiner Frau, und die Dankbarkeit für die Familie auch in dem Moment in mir vorhanden, als ich mich über sie geärgert habe, aber diese Gefühle waren in den Hintergrund gerückt und im Vordergrund stand mein Ärger. Durch die Aussage des Nachbarn wurde eigentlich nur Vordergrund und Hintergrund ausgetauscht.

Wäre das nicht ein Modell, mit dem man auch ohne fremde Hilfe die Einstellung zu seiner Umgebung und damit seine Stimmung, vielleicht sogar sein Lebensgefühl verändern und nach eigenen Wünschen gestalten könnte? Gelänge das auch ohne Hilfe von Außen, wenn ich mich das nächste Mal z. B. über einen jungen Polizisten ärgerte, der mich ungerechtfertigterweise von oben herab zurechtwies? Es wäre doch hilfreich, wenn ich in einer solchen Situation nicht wie gewöhnlich zu schimpfen anfinge, da ich mir doch klar darüber wäre, dass mein Ärger in solchen Umständen in keiner Weise hilfreich ist. Ich weiß doch eigentlich, dass der Polizist in der stärkeren Position ist und ich bis zu einem gewissen Grad seiner Willkür ausgeliefert bin.

„Sicher müsste das gehen“, sagte ich mir. „Ich müsste nur einen anderen, versöhnlichen Gedanken in meinem Bewusstsein in den Vordergrund rücken, so wie es mein Nachbar bei mir gemacht hat.“ Ich entdeckte, dass ich mich nur in die Situation des Polizisten hineinversetzen müsste, um so einen Gedanken zu finden. Wie würde ich denken und fühlen, wenn ich in seiner Situation wäre? Welche Probleme hatte er wohl? „Wahrscheinlich ist er mir gegenüber unsicher. Ich bin deutlich älter als er, habe mehr in meinem Leben erreicht. Da ist es sicher nicht einfach, seinen Job auszuüben, wenn er darin besteht, andere Verkehrsteilnehmer auf ihre Fehler hinzuweisen. Natürlich könnte er das auf eine verbindlichere Art machen, aber wahrscheinlich tut er das nur deshalb nicht, weil er es nicht kann, weil er es nicht gelernt hat. Sicher ist es nicht sein Wunsch, mich zu ärgern, weil er eine Feindschaft zu mir aufbauen will.“ Solche Gedanken in den Vordergrund zu schieben, müsste einen ähnlichen Effekt haben wie die Aussage des Nachbarn in der Situation vor der Garage.

Ich beschloss, das auszuprobieren. Allerdings kam ich nicht so bald in eine Situation, in der mich ein Polizist zurechtwies. Hielt ich mich vielleicht mehr an die Verkehrsregeln? War das etwa eine Auswirkung, die meine Überlegungen auf mein Verhalten hatten? Aber ich erlebte genug andere Situationen, die einen ähnlichen Effekt hatten und bei denen ich diese Technik der Verschiebung von Vordergrund und Hintergrund meiner Gedanken und Vorstellungen ausprobieren konnte. Da gab es z. B. die Situation auf der Autobahn. Ich habe ein schnelles Auto und wollte nach Hause. Ich setzte gerade zum Überholen eines Lastzuges an, als dieser den Blinker setzte und auf die linke Fahrspur wechselte, um den vor ihm fahrenden Lastwagen zu überholen. Ich musste scharf bremsen und ärgerte mich natürlich entsprechend. Am liebsten hätte ich den Lastwagen hinten gerammt. Aber da kam mir wieder diese Vordergrund-Hintergrund-Verschiebetechnik in den Sinn. Ich hatte genug Zeit zu überlegen: Ich versetzte mich in die Situation des Lastwagenfahrers, der wahrscheinlich schon seit langer Zeit hinter dem anderen Lastwagen herfuhr; der gerne schneller fahren würde, und der immer auf eine Lücke in dem ihn überholenden Verkehr gewartet hat, ohne dass sich eine Möglichkeit ergab, den langsameren Kollegen zu überholen. Er ist sicher schon Stunden unterwegs, in der Fahrerkabine seines Lastwagens ist es laut und er hat noch Stunden vor sich, bevor er sein Ziel erreicht. Ist es da nicht verständlich, dass er die nächste mögliche Chance nutzt, auf die Überholspur zu wechseln, auch wenn damit zwar ein PKW zum Bremsen gezwungen wird, er aber eigentlich niemanden gefährdet? „Würdest Du das in einer solchen Situation nicht auch machen?“, fragte ich mich. All diese Überlegungen ließen meinen Ärger verschwinden und als ich den Lastwagen endlich überholen konnte, war ich dankbar, dass ich in meinem PKW mit schöner Musik fuhr und nicht in dem lauten, langsamen Lastwagen sitzen musste.

Von den positiven Ergebnissen der „Verschiebetechnik“ in einer solchen Situation angespornt, versuchte ich in immer schwierigeren Situationen dieses gedankliche Vorgehen. Der Straßenverkehr ist ein hervorragendes Übungsfeld. Wie viele unvernünftige, aggressive, nachlässige und rücksichtslose Verkehrsteilnehmer begegnen einem nicht Tag für Tag. Die Taxifahrer, die unvermittelt irgendwo halten, die Lieferanten, die in der zweiten Reihe parken und einen Stau verursachen, die Fahrradfahrer, die sich um keine Verkehrsregeln kümmern usw. Ich denke, ich kann hier mit meiner Aufzählung aufhören, Sie haben sicher genügend eigenes „Anschauungsmaterial“ im Kopf.

Ich entdeckte, dass die Technik, die ich durch meinen Nachbarn gelernt hatte, immer funktionierte. Das einzige Problem war, dass ich für meine Umgebung unverständlich reagierte. „Wie kannst Du gegenüber einem solche Rüpel so rücksichtsvoll sein?“, war der Vorwurf, den ich von manchem Beifahrer zu hören bekam. Es gelang mir nicht immer, in kurzer Zeit und mit einfachen Worten Verständnis für meine Vordergrund-Hintergrund-Technik zu erreichen.

Ich dachte, was in Verkehrssituationen so gut funktionierte, müsste doch auch in anderen Situationen des Lebens anwendbar sein: im Büro, im Umgang mit Bekannten oder wenn ich mich über mich selbst ärgerte. Aber nicht nur Ärger müsste sich damit aus der Welt schaffen lassen. Wie wäre es, wenn es gelänge, mit dieser Technik das eigene Leben mit anderen Augen zu sehen, sich mehr über das eigene Leben zu freuen?

Könnten Sie sich vorstellen, diese Technik einmal auszuprobieren? Sie werden überrascht sein, was das bei Ihnen auslöst!

Was ich bisher Vordergrund-Hintergrund-Technik genannt habe, ist nichts anderes als die Veränderung von Einstellungen.

1.2 Einstellungen bestimmen unser tägliches Leben

Eine weitere Geschichte aus dem Alltag:

„Du musst mit dem Hund spazierengehen!“

Unser Hund ist eigentlich der Hund meiner Tochter. Sie hat ihn von einem Freund geschenkt bekommen. Allerdings studiert meine Tochter, lebt in einer anderen Stadt und kann sich daher nicht um den Hund kümmern. Meine Frau meinte, das sei kein Problem, wir (und sie dachte dabei wohl an sich selbst) würden den Hund gerne übernehmen. In der Realität sieht das – wie so oft – anders aus: Auch meine Frau hat oft keine Zeit und so bleibt es an mir, mit dem Hund spazieren zu gehen.

Der Hund hat ein süßes Gesicht, jeder der ihm begegnet, möchte ihn streicheln – aber er ist unerzogen und folgt kaum.

Spazierengehen ist etwas Schönes, es entspannt, man kann sich seine Gedanken machen – aber es kostet Zeit, die ich im Allgemeinen für andere Dinge verplant habe. Man liest immer wieder, wie wichtig es ist, sich regelmäßig zu bewegen – aber ich mache schon mein regelmäßiges Training und das Laufen ist für mich nicht ideal, weil mir oft die Hüfte weh tut.

Wir leben in der Nähe eines Parks, den ich sehr liebe und der mir immer wieder, eigentlich bei jeder Tages- oder Jahreszeit und bei jedem Wetter neue Ausblicke bietet, neue Entdeckungen von Blumen oder anderen Pflanzen zulässt – aber ich kann mich nicht zu sehr auf die Natur konzentrieren, denn ich muss aufpassen, dass ich den Hund nicht verliere. Er hat wohl in seiner Jugend schlechte Erfahrungen mit einem anderen Hund gemacht und hat daher Angst vor größeren Hunden, die uns begegnen und dann läuft er einfach weg. Was würde meine Frau sagen, wenn ich ohne Hund von dem Spaziergang zurückkäme?

Ist der Spaziergang nun eine Quelle der Freude und Entspannung oder ist er eine lästige Pflicht, die ich übernehme, weil niemand anderes da ist und ich einsehe, dass jemand mit dem Hund spazierengehen muss?

Das ist eine Frage meiner Einstellung zu dieser Aufgabe. Diese Einstellung ist davon abhängig, worauf ich meine Aufmerksamkeit richte. Ich habe die freie Wahl: Ich kann mich von dem hübschen Gesicht des Hundes, von den schönen Seiten eines Spaziergangs, von dem Bewusstsein, etwas für meine Gesundheit zu tun, und von der Schönheit des Parks beeinflussen lassen oder von den negativen Seiten, die ich mir ebenso bewusst machen kann. Es kommt nur darauf an, worauf ich mich konzentriere.

Ist das nicht typisch für ganz viele Situationen im Leben? Unsere Einstellungen sind davon bestimmt, wohin wir blicken, im wörtlichen und im übertragenen Sinn; somit also auch davon, worauf wir unsere Aufmerksamkeit richten. Häufig haben wir Einfluss darauf, was sich im Vordergrund unseres Bewusstseins befindet.