Kitabı oku: «Unbändig berührt», sayfa 4

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Der Druck an seinem Kinn ließ nach, bis Marek die Hand wegnahm, doch Jonas stand immer noch wie versteinert vor ihm. Erst recht, als Marek sich vorbeugte und sein Atem über Jonas' Ohr strich.

»Hände auf den Rücken. Folge mir mit einem Schritt Abstand, den Blick auf meinen Gürtel gerichtet. Achte darauf, wann ich stehen bleibe, damit du nicht in mich reinläufst.«

»Okay«, flüsterte Jonas erleichtert, jemand Vertrautes an seiner Seite zu haben, der ihm sagte, was er tun sollte. Gleichzeitig war er allerdings tierisch nervös, weil es Marek war.

Sein Nachbar lachte leise und schüttelte den Kopf, doch bevor Jonas fragen konnte, was so amüsant war, setzte Marek sich schnellen Schrittes in Bewegung und er musste sich beeilen, ihm zu folgen. Da er den Blick gesenkt halten sollte und sich hier nicht auskannte, wusste er nicht, wohin sie gingen, und stieß tatsächlich beinahe gegen Marek, als der unvermittelt stehen blieb.

»Probleme?«, hörte Jonas eine fremde Stimme fragen, während er aufsah und bemerkte, dass sie an einer Bar angekommen waren.

»Nein, alles klar«, antwortete Marek, legte eine Hand auf seinen Rücken und schob ihn ein Stück vor, sodass sie nebeneinanderstanden. »Jonas?«

Er sah auf und begegnete zwei neugierigen Gesichtern. »Ähm... hi.«

Um sicherzugehen, dass er hier nicht in die nächste Domrunde gestolpert war, wanderte sein Blick vom Halsband des jüngeren Mannes, an dem eine Leine befestigt war, tiefer und auf die Handgelenke der beiden Männer. Zu seiner Erleichterung entdeckte er dort rote Armbänder, sie waren also wohl nur zum Zugucken hier. Zusätzlich trug einer von ihnen ein hellblau-pink gestreiftes und der andere ein schwarz-pink gestreiftes.

Unauffällig versuchte Jonas einen Blick auf Mareks Armbänder zu erhaschen, aber der trug links nur eine Uhr und seine rechte Hand lag noch auf Jonas' Rücken.

Marek räusperte sich. »Das sind meine besten Freunde. Frank und sein Sub Noah.«

»Hallo.« Jonas schüttelte beiden die Hand und hoffte, dass nicht noch mehr von Mareks Freunden auftauchten. Die beiden wirkten zwar auf den ersten Blick freundlich, aber es hatte ihn schon ziemlich viel Überwindung gekostet, überhaupt herzukommen. Ganz zu schweigen von der Nervosität, die ihn noch immer fest im Griff hatte.

»Jonas ist mein Nachbar. Er hat mir geholfen, als ich krank war.«

Strahlend riss der Sub die Augen auf. »Oh, du bist das also! Endlich lernen wir dich mal kennen. Es war echt nett von dir, dich um die Virenschleuder zu kümmern. Und ziemlich mutig.« Er grinste, doch das verging ihm, als sein Partner leise knurrend ruckartig an der Leine zog und ihn tadelnd anblickte.

»Vergiss nicht, wo wir hier sind.«

Der Sub senkte sofort den Kopf. »Tut mir leid, Herr. Entschuldige, Marek.«

Der schmunzelte. »Angenommen.« Er wandte sich zu Jonas um. »Möchtest du etwas trinken?«

Noch gleichsam irritiert wie fasziniert von diesem Austausch blinzelte Jonas. »Ähm... ja?«

»Ist das eine Frage oder Antwort?«

»Eine Antwort?« Bei Mareks durchdringendem Blick wurde ihm erneut heiß und kalt und er senkte automatisch den Blick. »Ein Wasser, bitte.« Er zog sein Portemonnaie aus der Hosentasche, doch Marek hatte das Getränk bereits bestellt und bezahlt, bevor er eine Preistafel entdecken konnte. »Danke«, sagte er, als Marek ihm das Wasser hinhielt.

Er lächelte. »Nicht dafür.«

Einen Moment lang breitete sich Schweigen aus, daher trank Jonas eilig die kleine Flasche leer, wobei er die Blicke der anderen auf sich spürte. Als er den Kopf hob, grinste Noah ihn an. Er war sicherlich fünfzehn Jahre jünger als Jonas, aber im Gegensatz zu ihm schien er sich hier pudelwohl zu fühlen.

Um nicht unhöflich zu wirken, erwiderte Jonas das Lächeln und blickte sich dann um. Die beiden Doms von vorhin standen ein paar Plätze weiter an der Theke und beobachteten ihn, daher rückte er automatisch etwas näher an Marek heran. Er wusste nicht, ob dieser es gesehen hatte oder einfach nur sein Unbehagen spürte, doch er legte sofort wieder eine Hand auf Jonas' Rücken und zog ihn an sich.

»Würdest du dich wohler fühlen, wenn du erst mal an meiner Seite bleibst?«, raunte Marek ihm ins Ohr.

»Ich glaube schon«, murmelte Jonas und riskierte einen zweiten Blick nach rechts. Die Typen ließen ihn nicht aus den Augen, was seine Intuition bekräftigte, bei Marek sicherer aufgehoben zu sein. »Ja, das wäre mir lieb«, wiederholte er mit festerer Stimme, damit sein Nachbar wusste, dass es ihm ernst war.

»Wenn dir irgendwas zu viel wird, sag einfach Stopp.«

Jonas nickte eilig. »Okay.«

Marek murmelte seinem Dom-Freund etwas zu und kurz darauf spürte Jonas Mareks Finger an seinem Bauch. Erschrocken zuckte er zusammen und sah nach unten. Ein grünes sowie ein schwarz-pink gestreiftes Armband leuchteten ihm entgegen, aber gerade konnte er über deren Bedeutung nicht weiter nachdenken, denn Marek befestigte den Karabiner einer Leine an einer von Jonas' Gürtelschlaufen, was ihn erneut zusammenzucken ließ.

»Oh, so war das nicht gemeint«, sagte er schnell und sah Noah an, der nun nur noch das Halsband trug. »Ich wollte nicht, dass... sie sie dir wegnehmen.«

Er zuckte bloß mit den Schultern. »Ist nicht schlimm. Hier weiß auch so jeder, zu wem ich gehöre.«

»Bist du dir sicher?«, hakte Jonas nach, woraufhin Frank schnaubte.

Schmunzelnd tätschelte Noah dessen Bauch, schmiegte sich an die Brust seines Doms und zwinkerte Jonas zu. »Mach dir keinen Kopf. Das ist gerade nicht wirklich unsere Entscheidung.«

»Oh.« Richtig. Noahs Dom entschied darüber, ob er ihn an die Leine legte oder sie Marek borgte. »Na gut.« Wieder erntete er nur ein Schnauben, was seine Wangen erneut heiß werden ließ. »Entschuldigung«, sagte er schnell, denn vermutlich war es ziemlich frech gewesen, die Entscheidung von Noahs Dom erst zu hinterfragen und dann so gleichgültig zu wirken, auch wenn es nicht seine Absicht gewesen war.

»Wofür entschuldigst du dich?«, wollte Frank jedoch sofort wissen.

Jonas senkte eilig den Blick und musste für einen Moment die Augen schließen, als ein heftiges Kribbeln durch seinen Bauch schoss.

»Bekomme ich noch eine Antwort?«

Die strenge, ungeduldige Stimme ließ seine Knie weich und seinen Schwanz verdammt hart werden. Er wusste jedoch nicht, wie er auf Frank reagieren sollte. Es erschien ihm falsch, dass ihn ein völlig fremder und noch dazu vergebener Mann dermaßen anmachte.

Eigentlich wusste Jonas immer noch nicht, was er hier überhaupt tat. Bis vor einer halben Stunde war das Ganze noch ein Experiment gewesen und nun stand sein Nachbar neben ihm, der offenbar ein Dom war und dem er erlaubt hatte ihn anzuleinen. Zu sagen, dass ihn die ganze Situation überforderte, wäre absolut untertrieben gewesen.

Halt suchend drückte er sich instinktiv dichter an Marek, woraufhin der die Leine um seine Hand wickelte, bis Jonas sich unwillkürlich an seine Seite presste und, ohne groß darüber nachzudenken, das Gesicht an Mareks Halsbeuge vergrub. Er roch fantastisch, nach Aftershave und einfach nur Marek.

»Antworte Frank«, befahl er leise, aber mit einer unmissverständlichen Drohung in der Stimme, die Jonas erschauern ließ.

Sein Gesicht glühte und seine Hose drohte jeden Moment zu platzen, aber er war sich sicher, dass er um eine Antwort nicht herumkam. »Für meine unangemessene Wortwahl«, brachte er stockend und so leise hervor, dass Frank ihn garantiert nicht gehört hatte.

»Sehr gut gemacht, Jonas«, lobte Marek dennoch und diesmal entwich Jonas tatsächlich ein Stöhnen.

Die Vorstellung, wie peinlich es wäre, jetzt in seiner Hose zu kommen, beschämte ihn genauso sehr, wie sie ihn erregte. Nein, eigentlich erregte sie ihn nur noch mehr, weil sie ihn so sehr beschämte. Offenbar war sein innerer Sub aus dem Tiefschlaf erwacht und konnte es kaum erwarten, zum Spielen rauszukommen. Nicht, dass er früher viele Gelegenheiten dazu bekommen hatte, daher schien er jetzt umso enthusiastischer zu sein.

Zum Glück unterhielten sich Marek und Frank aber in den nächsten Minuten über irgendwas Berufliches, sodass Jonas etwas runterkommen konnte und sich wieder entspannte. Wie zur Belohnung streichelte Marek sanft seine Wirbelsäule auf und ab und rückte nicht einen Zentimeter von ihm weg.

»Tief durchatmen«, raunte er ihm schließlich zu und als Jonas gehorchte, drückte er ihn sanft. »Sehr gut. Gleich gibt es eine Vorführung zu Playpiercing und -cutting. Möchtest du die sehen?«

Blinzelnd sah er in Mareks warme braune Augen auf. »Was passiert da?«

»Es wird demonstriert, wie man jemanden auf sichere und lustvolle Weise pierct und schneidet.«

Jonas lief es kalt den Rücken runter. »Nein, danke. Aber geh ruhig. Ich... warte einfach hier.«

Marek schmunzelte. »Schon gut. Ist auch nicht meins. Was hältst du davon, wenn wir uns eines der Sofas krallen, sobald die Vorstellung beginnt und etwas frei wird, und uns ein bisschen unterhalten?«

Zwar hatte er es als Frage formuliert, aber Jonas war sich sicher, dass er nicht wirklich eine Wahl hatte. Vermutlich platzte sein Nachbar vor Neugier. Oder er wollte ihn belehren, weil er gemerkt hatte, wie unerfahren Jonas war. Ja, das würde es wohl eher sein. Einerseits wäre ihm das unangenehm, andererseits würde er wohl keine bessere Gelegenheit bekommen, mehr über BDSM zu erfahren. Dann sprachen sie lieber hier in der passenden Umgebung darüber, als am Ende noch bei einem von ihnen zu Hause. Das wäre ihm noch unangenehmer.

»Okay«, antwortete Jonas und ihm fiel selbst auf, dass er das heute schon ziemlich oft gesagt hatte. »Wie du willst.«

Marek musterte ihn, dann nickte er und löste die Leine von Jonas' Gürtelschlaufe. Anschließend befestigte er sie so an ihren Hosen, dass er die Hände frei hatte, sie aber trotzdem noch miteinander verbunden waren, und bestellte noch etwas zu trinken.

Kurz darauf ertönte ein Gong und plötzlich kam Leben in die Bude. Um sie herum rutschten so gut wie alle Leute von den Barhockern und in der Tat wurden mehrere Sofas im Loungebereich gegenüber der Bühne frei. Jonas kam nicht mal dazu, sich von Frank und Noah zu verabschieden, denn Marek zog ihn an der Leine hinter sich her. Vielleicht sah er die beiden nachher noch mal.

Auf dem Weg zum Sofa fiel ihm ein, was Marek vorhin darüber gesagt hatte, wie er gehen sollte, und er legte schnell seine Hände auf den Rücken und achtete akribischer auf seine Schritte. Diesmal blieb er auch rechtzeitig stehen und als Marek sich umdrehte, brummte er anerkennend. Nachdem er ihre Getränke auf den kleinen Tisch neben dem Sofa gestellt hatte, löste er die Leine und ließ sich ins Polster fallen. Jonas wollte es ihm gleichtun, doch Marek hielt ihn zurück.

»Du kannst auf meinem Schoß sitzen oder vor mir knien.«

Jonas war sich nicht sicher, ob Marek das tatsächlich ernst meinte. »Ich bin etwas zu groß und schwer, um auf deinem Schoß zu sitzen, oder?«, brachte er amüsiert hervor, doch Marek lachte nicht, sondern nahm stattdessen ein Kissen und legte es zwischen sie auf den Boden.

Kapitel 8

Marek

Jonas stand tatsächlich vor ihm. Mit einem hellblau-lila gestreiften Bändchen um den Arm und ganz eindeutig weichen Knien. Zwar war seine Klamottenwahl ziemlich konservativ, denn Jonas sah aus, als wäre er auf dem Weg zum Elternabend falsch abgebogen, aber irgendwie wirkte er damit auch süß und unschuldig. Jedoch hatte Valentin ihm die Armbänder sicher nicht gewaltsam aufgezwungen. Der Kleine hatte die Energie eines Flummis, konnte aber keiner Fliege was zuleide tun.

Nein, sein Nachbar war freiwillig auf dieser Party, auch wenn er nicht zu wissen schien, was er hier eigentlich tat. Wie angewurzelt stand er vor Marek und blickte verunsichert zwischen ihm und dem Kissen hin und her. Eigentlich hatte er eine eindeutige Anweisung bekommen, aber wenn er so unerfahren war, wie er wirkte, dachte er vermutlich noch zu viel nach.

»Hinknien«, ermahnte Marek ihn streng, woraufhin Jonas sich schließlich doch noch etwas unbeholfen in Position begab. Sein Blick zuckte nach links und rechts und er schluckte schwer, während er die Finger in seinem Schoß knetete. »Hände hinter den Rücken.«

Er gehorchte augenblicklich, was zu den devoten Schwingungen passte, die Marek bei ihren bisherigen Treffen bereits hin und wieder von ihm aufgefangen hatte. Er gab Jonas einen Moment, um sich zu akklimatisieren und eine bequeme Position zu finden.

Als dieser sich wieder nervös umblickte, konnte Marek sich jedoch nicht länger zurückhalten und beugte sich vor. »Jonas?«

Der zuckte zusammen und sah zu ihm hoch. »Ja?«

»Wie fühlst du dich?«, fragte Marek lächelnd, um die Stimmung etwas aufzulockern.

Jonas atmete tief durch und es war ihm anzusehen, wie die Anspannung förmlich von ihm abfiel. »Ich habe keine Ahnung. Am ehesten wohl überfordert.«

Okay, das konnte er nachvollziehen und es war definitiv eine ehrliche Antwort. »Hast du irgendwelche dringenden Fragen?«, hakte Marek nach, denn er hatte ungefähr fünftausend, aber falls Jonas etwas auf der Seele brannte, sollte er es erst mal loswerden.

Der nickte auch sofort. »Wir sind hier nicht auf einer Beerdigung, oder?«

»Äh... nein«, antwortete Marek irritiert. »Wieso? Wolltest du auf eine?«

»Nein, aber wieso zum Teufel trägt dann hier jeder mindestens ein schwarzes Kleidungsstück?«

Überrascht, dass Jonas über die Klamotten der anderen Leute reden wollte, blickte er sich um und musste feststellen, dass sein Nachbar recht hatte. »Keine Ahnung. Ist mir nie aufgefallen. Es gibt aber keinen Dresscode, der schwarz vorschreibt, falls du das befürchtet hast.«

»Okay. Gut.« Jonas nickte eilig. »Ich hab dazu auch nichts im Internet gefunden, daher dachte ich, das wäre okay.« Er blickte an sich runter auf sein spießiges Outfit.

Schmunzelnd nickte Marek. »Du hast also im Internet nach der Party recherchiert?«, wollte er wissen, woraufhin Jonas ihm von seinem Patienten und dessen fürsorglichem, aber eindeutig dominantem Partner erzählte. »Und da bist du neugierig geworden und wolltest mal schauen, was hier so abgeht?«

»Nein!« Jonas schluckte schwer und blickte sich wieder um. »Mir ist klar, dass das hier keine Freakshow ist.«

Beschissene Wortwahl, aber Marek verstand, was er damit sagen wollte. Dennoch konnte er es nicht unkommentiert lassen. »Nenn hier niemanden Freak, auch nicht Nicht-Freak.«

Jonas' Augen wurden riesig und er richtete sich hastig auf seine Knie auf, ließ die Hände aber brav auf dem Rücken. »Nein, oh Scheiße, so habe ich das wirklich nicht gemeint. Ich bin doch selber hier.«

»Warum bist du hier?« Wenn er ihm schon eine derartige Vorlage lieferte, konnte er sie auch nutzen.

Jonas setzte sich auf die Fersen zurück, senkte sofort den Blick und lief tiefrot an, bevor er irgendwas Unverständliches vor sich hin murmelte. Im gleichen Moment erklang von der Bühne her lautes Stöhnen, gefolgt von einem Lustschmerz-Schrei, der Jonas' Stimme übertönte.

»Ich konnte dich nicht hören. Wiederholst du das bitte lauter?«

Jonas schüttelte tatsächlich den Kopf. Marek wollte gerade nachhaken, da presste Jonas die Augenlider zusammen und begann, am ganzen Körper zu zittern.

»Ganz ruhig. Steh vorsichtig auf. Komm schon.« Marek sprang vom Sofa und stützte Jonas am Arm, damit er auf die Füße kam und das Blut besser zirkulieren konnte, denn vermutlich war er das Knien nicht gewohnt. »Geht's wieder?«

Jonas wich seinem Blick aus, doch das ließ er nicht zu, sondern griff ihn am Kinn und zwang ihn, ihn anzusehen. In Jonas' Augen war pure Verzweiflung zu erkennen und sein ganzer Körper war bis aufs Äußerste angespannt.

Marek drückte ihn an sich und strich behutsam über Jonas' Rücken und Nacken, für den Fall, dass er gerade Panik bekam. »Hey, was ist los? Rede mit mir!«

»Ich komme gleich«, flüsterte er.

Ungläubig blinzelte Marek, verlagerte das Gewicht und als er an seinem Becken spürte, dass Jonas tatsächlich hart war, ging ein heftiges Ziehen durch seinen Unterbauch. Jonas konnte offenbar nicht widerstehen und rieb sich an ihm. Im nächsten Moment begann er zu zucken. Seine Atmung stockte und er stöhnte leise, während Marek bewusst wurde, dass sein Nachbar tatsächlich gerade von einem Höhepunkt überwältigt wurde.

Großer Gott, er hatte noch nie erlebt, dass jemand quasi aus dem Nichts einen Orgasmus hatte. Irgendwas hatte ihn getriggert, aber er wusste gerade noch nicht, was seinen Nachbarn so in Fahrt gebracht hatte. Marek hätte sich gern eingeredet, dass es seine Dominanz an sich war, aber vermutlich übersah er den tatsächlichen Grund gerade, was ziemlich an seiner Dom-Ehre kratzte.

Dennoch schlang er seine Arme fester um Jonas und hielt ihn aufrecht, während der sich an ihn klammerte, seine heiße Stirn an Mareks Halsbeuge vergrub und keuchend von seinem Höhenflug zurückkam.

»Wo ist das Loch im Boden, wenn man es braucht?«, murmelte Jonas plötzlich noch etwas atemlos, was Marek zum Grinsen brachte.

Aufmunternd tätschelte er ihm den Rücken und löste sich von ihm. Jonas hatte immer noch einen hochroten Kopf und mied Mareks Blick, war aber endlich nicht mehr so angespannt. Allerdings fühlte es sich in seinem Schritt garantiert ziemlich unangenehm an. »Wir gehen mal eben zur Toilette, hm?«

Jonas nickte und ließ ihn kommentarlos seine Hand nehmen. Im Waschraum angekommen, verschwand er eilig in eine Kabine. Marek konnte ihn vor sich hin murmeln hören, aber vermutlich waren die Worte nicht wirklich für ihn bestimmt.

»Brauchst du irgendwas? Am Empfang lagern sie feuchte Tücher, die kann ich dir holen.«

»Geht schon«, nuschelte Jonas, dann war nur noch das Rascheln von Stoff zu hören.

Gerade als Marek schon befürchtete, dass sein Nachbar nicht wieder herauskommen würde, rauschte die Toilettenspülung. Es dauerte noch fast eine Minute, bevor Jonas die Kabinentür öffnete und zögerlich herauskam. Ihre Blicke begegneten sich und Jonas senkte sofort den Kopf, während seine Wangen erneut rot wurden.

Marek konnte nachvollziehen, dass er sich schämte, auch wenn es absolut unnötig war. Sobald sie sich in eine ruhige Ecke zurückgezogen hatten, würde er es Jonas erklären und hoffentlich erfahren, was ihn dermaßen heißgemacht hatte, aber hier war nicht der richtige Ort.

Nachdem Jonas sich die Hände gewaschen hatte, hielt Marek ihm die Tür auf und legte eine Hand auf seinen Rücken, um ihn beruhigend zu streicheln, während sie ins Foyer gingen. Es war noch eine gute halbe Stunde Zeit, bis Frank und Noah ihren großen Auftritt hatten, aber sie würden bereits mit der Vorbereitung beschäftigt sein.

»Hey, ich, ähm...« Jonas blieb stehen, bevor Marek die Tür zum Hauptbereich öffnen konnte. »Ich fahr dann jetzt lieber nach Hause.«

»Warum?« Er versuchte, ruhig zu bleiben, denn er konnte ihm nicht vorschreiben, dass er bleiben sollte. Seiner Meinung nach machte Jonas aber einen Fehler, wenn er jetzt ging. Allerdings hätte es ihn vermutlich eher verschreckt, wenn er jetzt den Dom raushängen ließ, daher strich er über Jonas' Arm und lächelte ihn hoffentlich aufmunternd an. »Ich finde, wir sollten uns darüber unterhalten, was passiert ist.«

Sein Nachbar lachte, doch es klang eher verzweifelt. »Das ist das, was ich vermeiden will.«

Schmunzelnd schüttelte Marek den Kopf. »So funktioniert das nicht, mały.«

Argwöhnisch kniff Jonas die Augen zusammen. »Was heißt das? Mawil?«

»Es bedeutet Kleiner oder Junge.«

»Oh.«

Durchaus ein wenig zu Mareks Überraschung, ließ Jonas zu, dass er seine Hand nahm und ihn in die Haupthalle zurückzog. Ihr Sofa war leider schon wieder belegt, doch Marek wollte auch nicht auf den Spielbereich ausweichen. Wer weiß, wie viel da jetzt nach der Vorführung los war.

»Lass uns noch was trinken«, beschloss er und dirigierte Jonas zur Bar. »Was möchtest du?«

»Eine Cola, aber diesmal lade ich dich ein.« Er hatte bereits sein Portemonnaie in der Hand, daher bedankte Marek sich und bestellte ihre Getränke.

Als er sich mit ihren Gläsern zu Jonas umdrehte, bemerkte er dessen unbehaglichen Blick zur anderen Seite der Bar. Die beiden übereifrigen Kerle, die ihn vorhin hatten aufreißen wollen, standen dort und beobachteten sie. Offenbar bereitete Jonas ihre Anwesenheit immer noch Unbehagen, daher stellte Marek die Gläser auf die Theke und räusperte sich.

»Blick zu mir!« Jonas wandte sofort den Kopf zu ihm um, sodass er zufrieden nickte. »Sehr gut.«

Ohne weitere Umschweife holte er Noahs Leine aus der Hosentasche und klippte sie wieder an Jonas' Gürtelschlaufe. Der ließ seine Finger nicht eine Sekunde aus den Augen und als Marek das andere Ende der Leine um sein eigenes Handgelenk wickelte, sodass sie kein halber Meter trennte, atmete Jonas tief durch.

»Weißt du noch, was du sagen sollst, wenn dir was zu viel wird?«, fragte Marek sicherheitshalber und hielt Jonas' Kinn fest, als der sich wieder zu den beiden Typen umblicken wollte.

»Stopp?«

»Richtig. Sehr gut. Im Prinzip ist es egal, welches Wort du sagst, solange wir beide die Bedeutung dahinter kennen. Dieses Wort nennt man in der BDSM-Szene Safeword.«

Jonas nickte. »Ja, das weiß ich.« Plötzlich riss er die Augen auf, als wäre ihm etwas Wichtiges eingefallen. »Oh Mist. Ich muss dich Herr nennen, oder? So wie Noah seinen Dom vorhin?«

Lächelnd schüttelte Marek den Kopf und ließ die Hand sinken, jetzt da er Jonas' ungeteilte Aufmerksamkeit hatte. »Ganz ruhig. Du musst niemanden Herr nennen. Davon abgesehen, bin ich gerade nicht dein Dom.«

»Nicht?« Er klang absolut verwirrt und auch ein wenig enttäuscht, aber das konnte auch Wunschdenken sein. »Aber die Leine...«

»Glaub mir, wenn ich dein Dom bin, dann merkst du das schon. Die Leine dient nur dazu, den anderen zu signalisieren, dass du gerade tabu bist. Wenn sie dich stört, können wir dir auch einfach ein rotes Band vom Eingang holen.«

»Oh, verstehe. Dann danke. Die Leine ist okay.« Jonas seufzte. »Marek, ich... hab keine Ahnung, was ich hier mache.«

»Warum bist du hergekommen?«, hakte er nach und reichte ihm sein Glas. »Ich weiß, dass du die Frage vorhin schon beantwortet hast, aber ich konnte es wirklich nicht hören.«

Für einen Moment huschte Argwohn über Jonas' Gesicht, doch dann nickte er, trank einen großen Schluck Cola und stellte das Glas anschließend mit einem tiefen Seufzer auf der Theke ab. »Ich wollte wissen, ob es sich noch so anfühlt wie früher.«

Jonas sprach nicht weiter, wartete offenbar auf Mareks Reaktion, aber auch wenn er absolut überrascht war, konnte er mit dieser Antwort leider noch nicht viel anfangen. Daher bedeutete er ihm weiterzusprechen und nippte an seinem Getränk.

»Also, komplett neu ist das hier für mich nicht. Ich war zwar noch nie auf einer solchen... Veranstaltung, aber früher, also im Studium, habe ich ein bisschen experimentiert und festgestellt, dass ich es mag, wenn ich... na ja, rumkommandiert werde.«

Marek wollte ihn nicht unterbrechen, denn Jonas schien sich endlich etwas mehr zu öffnen und er wollte wirklich die ganze Geschichte hören, weil sie wirklich vielversprechend klang, aber es fiel ihm auch schwer, Jonas nicht auf sein falsches Bild von BDSM hinzuweisen.

»Anja ist eher der souveräne, aber manchmal etwas unnahbare Typ. Das hat mir gefallen. Mir ihre Aufmerksamkeit auch mal verdienen zu müssen oder eben zurückgewiesen zu werden, wenn sie nicht mochte, hat es aufregend gemacht.«

»Wusste sie, dass du sie als Domme angesehen hast?«, hakte Marek zweifelnd nach.

Mit gesenktem Blick schüttelte Jonas den Kopf. »Nein. Vermutlich hat es deswegen nicht funktioniert.«

»Trotzdem bist du mit ihr zusammengeblieben.«

»Richtig. Als ich erkannt habe, dass ich sie eher damit nerve, wenn ich eine Reaktion provozieren wollte, obwohl sie eigentlich für eine Prüfung lernen musste oder sich für einen Mädelsabend fertig gemacht hat, habe ich damit aufgehört. Ich habe sie geliebt und wollte mit ihr zusammen sein, daher bin ich der Mann geworden, den sie lieben konnte. Damals war mir nicht klar, dass das so nicht funktionieren kann.«

Verwirrt runzelte Marek die Stirn. »Aber ihr habt trotzdem geheiratet und Thea bekommen.«

»Ja. Wie gesagt, hinterher ist man immer schlauer. Wir waren auch nicht schrecklich unglücklich, sonst hätten wir nicht so lange durchgehalten. Darüber hinaus... Anja wollte keine Hausfrau sein, immerhin hat sie nicht studiert, um dann den ganzen Tag zu bügeln und die Wohnung zu putzen. Also hat sie an ihrer Karriere gearbeitet, während ich für meine Praxis geschuftet habe. Nebenbei haben wir Thea großgezogen und das Haus gebaut. Wir waren ein tolles Team, die besten Freunde, aber wir hatten einfach zu viel zu tun, um zu merken, dass wir uns nicht das geben können, was wir wirklich brauchen.«

»Und was brauchst du wirklich?«, bohrte er nach.

Jonas seufzte. »Das versuche ich noch rauszufinden.« Kurz zögerte er, daher hielt Marek sich mit seiner nächsten Frage ebenfalls zurück. »Das vorhin... da am Sofa... Das hat mir gefallen. Offensichtlich.«

Schmunzelnd zog er Jonas noch ein Stück näher, sodass er über dessen Oberarm reiben, ihm aber noch ins Gesicht sehen konnte. »Es muss dir wirklich nicht unangenehm sein, dass du gekommen bist. Die meisten sind genau dafür hier.«

Sein Nachbar verzog das Gesicht. »Aber sie überraschen den jeweils anderen damit sicher nicht dermaßen.«

»Das stimmt«, sagte er leise lachend und trank sein Glas leer. »Was hat dich so scharfgemacht?«

Die Röte war zurück und Marek stellte fest, dass es ihm immer besser gefiel, Jonas' Wangen zum Glühen zu bringen. Da er sowieso ein heller Typ war, sah man ihm schon die kleinste Verlegenheit an.

»Ich... Es... Also...« Er schluckte schwer und seine Hand zuckte zu seinem Schritt, der sich deutlich ausbeulte. »Genau das.«

»Es gefällt dir, wenn ich dich auffordere, etwas zu tun oder zu offenbaren, was dir eigentlich peinlich ist«, erkannte Marek und der Dom in ihm bombardierte ihn förmlich mit Spielideen, aber das war völlig unangemessen. Er wusste schließlich nicht mal, ob Jonas es überhaupt in Erwägung ziehen würde, mit ihm zu spielen. Außerdem war der Ausflug hierher nur ein Experiment für ihn und genau das wollte Marek nicht sein.

»Ja«, bestätigte Jonas nickend. »Davon abgesehen, dass es mich schon völlig überwältigt hat, überhaupt hier zu sein. Das tut es immer noch.«

»Verstehe.«

Einen Moment lang schwiegen sie, bis ein Gong ertönte, der Marek daran erinnerte, warum er eigentlich hier war.

»Trink dein Glas aus und komm mit zur Bühne«, bat er und als Jonas die Cola runtergestürzt hatte, zog er ihn hinter sich her, damit sie noch einen guten Platz bekamen.

»Was passiert jetzt?« Panik schwang in Jonas' Stimme mit, daher legte Marek einen Arm um dessen Taille und zog ihn an seine Seite, als sie vor der Bühne standen.

»Frank und Noah geben eine Wachs-Vorführung«, erklärte er und deutete auf die mit einem Plastiklaken abgedeckte Liege, die neben dem Tisch mit den Kerzen stand.

Einen Augenblick später hatten sich alle Interessierten um die Bühne versammelt und die Veranstalterin der Party kündigte Frank und Noah an, die kurz darauf die Bühne betraten. Frank sah furchtbar nervös aus, während sein Sub über das ganze Gesicht strahlte und vor lauter Energie förmlich vibrierte.

»Er freut sich tatsächlich darauf, gleich mit heißem Wachs übergossen zu werden, oder?«, murmelte Jonas, was Marek grinsen ließ.

»Oh, auf jeden Fall. Als Frank ihm von der Vorführung erzählt hat, gab es kein Halten mehr.«

Jonas nickte, doch er sah dabei eher nachdenklich aus. »Noah wirkt auf mich gar nicht devot.«

Im ersten Moment war Marek zu perplex, um angemessen zu reagieren, aber zumindest konnte er sich das Lachen verkneifen. »Wieso nicht?«

»Ich weiß nicht.« Mit ratloser Miene zuckte Jonas mit den Schultern. Er legte sogar den Kopf schief, während er das Treiben auf der Bühne beobachtete, was absolut putzig aussah. »Er wirkt eher... aufgedreht und nicht so, als würde er auf das hören, was man ihm sagt.

»Genau das macht für Frank den Reiz aus«, verdeutlichte Marek. »Noah ist zwar eine Herausforderung, aber er ist Sub durch und durch. Er liebt es, von Frank dominiert zu werden. Seit die beiden zusammen sind, ist er erst richtig aufgeblüht.«

»Dann gibt es unterschiedliche Arten, ein Sub zu sein?«

»So viele, wie es Subs gibt«, sagte er lächelnd, denn Jonas' Erkenntnis war süß und zeigte gleichzeitig, wie unerfahren er war. »Es gibt verschiedene Grundtypen, aber den Sub gibt es nicht.«

Als Jonas nickte und den Blick über das Publikum schweifen ließ, beschloss Marek, ihn noch etwas mehr zu locken. Schließlich war sein Nachbar hier, um mehr über sich und das, was er brauchte, herauszufinden.

»Was denkst du, was du für ein Sub bist?«

Abrupt fuhr Jonas zu ihm herum und starrte ihn mit großen Augen an. »Wie meinst du das?«

Marek deutete auf Noah, der sich mit eingeöltem Oberkörper auf der Liege rekelte und es sichtlich genoss, dass Frank seine Arme über dem Kopf fixierte. »Bist du eher der aufgedrehte, rebellische Sub? Oder eher ruhig und hingebungsvoll? Brauchst du Disziplin und eine starke Hand, die dein Fehlverhalten konsequent bestraft, oder eher einen Dom, der dich mit Belohnungen locken und dazu bringen kann, deine schmutzigen Geheimnisse zu offenbaren?«

Tief durchatmend schüttelte Jonas den Kopf. »Weiß ich nicht.«

»Du hast vorhin erzählt, dass du Anja provoziert hast, um das zu bekommen, was du brauchst. Klingt für mich also eher nach Rebell als nach devotem Gehorsam«, warf Marek ein, woraufhin Jonas' Wangen wieder so bezaubernd rot wurden.

»Ja, das stimmt. Aber ich weiß nicht, ob es nur der Reiz des Verbotenen war, der mir so gefallen hat. Sie kannte die Hintergedanken meiner Provokationen ja nicht. Daher konnte sie auch nicht angemessen darauf reagieren, also weiß ich auch nicht, ob es mir gefallen hätte.«

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