Kitabı oku: «Jugendliche Mobilität im ländlichen Raum», sayfa 2
Das Modellprojekt im Luftkurort Wilhelmsfeld
Der Luftkurort Wilhelmsfeld liegt auf circa 500 Metern Höhe im vorderen Odenwald. Dort leben etwa 3.200 Einwohner:innen in einer sehr weit verzweigten Siedlungsstruktur. Die Bedingungen für einen ÖPNV sind nicht besonders ideal, da teilweise bis zu einem Kilometer bzw. ein Höhenunterschied von bis zu 100 Metern bis zur nächsten Bushaltestelle zurückgelegt werden müssen. An der Hauptstraße, durch die sich die beiden Buslinien schlängeln, liegen nicht die großen Siedlungsgebiete der Gemeinde. Dies macht Wilhelmsfeld zu einem klassischen Auto-Dorf, in dem innerorts bzw. überregional eher mit dem Auto als mit dem Fahrrad oder dem ÖPNV gefahren wird. Die Einführung der E-Bikes lässt für den Innerortsverkehr zarte Pflänzchen eines Rückgangs des Autoverkehrs vermuten. Dies dürfte sich bisher jedoch in einem unbedeutenden Prozentbereich bewegen.
Dennoch ist der ÖPNV in Wilhelmsfeld sehr gut ausgebaut worden. Wie kam es dazu? Es gab bereits vor dem Ersten Weltkrieg Bürgerinitiativen, die vom badischen Staat die Einrichtung von Kraftbuslinien forderten. Diese Initiativen wurden durch den Ersten Weltkrieg unterbrochen.
Erst durch Eigenleistungen in den 1920er Jahren durch Errichtung einer Wagenhalle für drei Busse plus Fahrerwohnungen sowie dem Ausbau einer Straße nach Heidelberg konnte 1927 die erste Buslinie eröffnet werden, die von der Deutschen Reichspost betrieben wurde. Dies ist natürlich umso bemerkenswerter, wenn man sich angesichts der Einwohner:innenzahl von nur 950 Personen und der in dieser Zeit geringen Finanzkraft diese Eigenleistungen vor Augen führt. Der Unterstellplatz für die damaligen Busse ist heute noch vorhanden. Die Gebäude werden von der Gemeinde als Bauhof genutzt.
Als die Busse in den 1950er Jahren größer und länger wurden, war der Ort nicht mehr als Unterstellplatz für die Fahrzeuge geeignet. Heute ist Wilhelmsfeld Einsatzort für Busse, die über Nacht in Wilhelmsfeld abgestellt werden. Dies ist sicherlich eine Besonderheit, die aus dieser Tradition herrührt. Die Buslinie wurde bis 1983 von der Post betrieben. Danach kam die Fusion der Busdienste von Bahn und Post. Seit dieser Zeit wird die Buslinie von den verschiedenen Bahntochtergesellschaften betrieben: erst im Geschäftsbereich Bahnbus, dann der Busverkehr Rhein-Neckar, der heute noch die Linie betreibt. Für Wilhelmsfeld war der Betrieb der Busse durch Post und Bahn sehr von Vorteil. So ist bis 24 Uhr ein Bus nach Wilhelmsfeld gefahren. Die Gemeinde musste hier keine Kosten übernehmen.

Aus den 1980er Jahren sind vielen Wilhelmsfeld- er:innen heute noch die Schnellbusse der Deutschen Bundespost ein Begriff. Diese haben in der Hauptverkehrszeit die Fahrtgeschwindigkeit deutlich reduziert. Foto: Archiv Postillion e. V.
Seit 1979 kooperierte die Deutsche Bundespost mit der damaligen städtischen HSB (nun rnv) in der Bedienung von Ziegelhausen und Peterstal, das seit 1974 zur Stadt Heidelberg eingemeindet wurde.
Die Bindung des Ortes an die damaligen Post- und Bahn-Busse war durch die große Personalkontinuität sehr hoch. Man kannte sich untereinander. Der Bus war Treffpunkt auf der Fahrt in die Schule oder zur Arbeit, was sich in der heutigen Zeit verändert hat. Dafür ist die Häufigkeit der Fahrten nochmals angestiegen, sodass Wilhelmsfeld eine für die Größe des Ortes sehr gute Verbindung hat, die natürlich ausbaufähig ist. Von Montag bis Freitag fahren tagsüber zwei bis drei Busse in der Stunde, am Abend alle 30 bis 60 Minuten.

Das ÖPNV-System 2021
Der Ortsteil Schriesheimer Hof ist 1974 von der Stadt Schriesheim an die Gemeinde Wilhelmsfeld übertragen worden. Bis hierher ist seit 1951 eine Buslinie der damaligen Oberrheinischen Eisenbahngesellschaft (OEG) gefahren, die in den 1980er Jahren bis an die Autohalle verlängert worden ist. Damit ist der Ort über zwei Richtungen an den ÖPNV angebunden: von Wilhelmsfeld über Ziegelhausen nach Heidelberg und inzwischen mit der Bahntochtergesellschaft BRN von Wilhelmsfeld über Schriesheim bis nach Mannheim-Seckenheim. Dieser Bus fährt in der Regel stündlich. Lediglich in den Stoßzeiten ist der Bus im Halbstundentakt unterwegs. Eine ideale Anbindung, die dazu führen könnte, dass der ÖPNV für Jugendliche durchaus als Alternative zum Auto angesehen wird. Hierzu sind natürlich noch einige Nachjustierungen möglich, wie die von den Jugendlichen erstellten Mobilitätsideen zeigen.
Seit 2019 gibt es auch eine CarSharing-Station in Wilhelmsfeld, eine Kooperation von Stadtmobil Rhein-Neckar und Postillion e. V.
Die Gemeinde Wilhelmsfeld ist Teil des Rhein-Neckar-Kreises, der wiederum der Nahverkehrsträger ist und dies an den Verkehrsverbund Rhein-Neckar delegiert hat, der für die Ausschreibungen der Linienbündel zuständig ist. Wilhelmsfeld wird hierzu lediglich angehört. Die Gemeinde muss allerdings wesentliche Teile der Kosten tragen, was aufgrund der Finanzkraft der Kommune erhebliche Einschränkungen bedeutet. Bei der Linie nach Heidelberg bewegen wir uns inzwischen in dem Bereich, dass die Stadt Heidelberg hier die Vorgaben macht. Dies geschieht im Rahmen einer sogenannten In-House-Vergabe 2014, das heißt, die Konzession liegt bei den städtischen Verkehrsbetrieben, die wiederum die Bahn als das in Wilhelmsfeld traditionelle Busunternehmen beauftragt haben. Der Einfluss der Gemeinde Wilhelmsfeld ist daher sehr gering. Mit Geld ließe sich der Einfluss natürlich deutlich vergrößern. Doch das Geld ist leider nicht vorhanden.
Jugendliche erarbeiten ein Mobilitätskonzept
Es lohnt sich, mit Jugendlichen zu arbeiten
Urbane Räume scheinen auf Menschen derzeit eine größere Anziehungskraft zu haben als ländliche. Daher ist es für die Zukunftsfähigkeit einer Kommune wichtig, Jugendliche als künftige Bürger:innen zu halten. Dies ist umso schwieriger, da sie für die weiterführende Schule meistens in einen anderen Ort fahren müssen und nur zum Schlafen wieder zurückkommen. Auch für das Studium ist ein Ortswechsel in der Regel notwendig. Gerade daher sind wir davon überzeugt, dass es sich lohnt, Jugendliche an den Ort zu binden. Wir konnten aus vergangenen Studien nachvollziehen, wie Orte für Jugendliche attraktiver werden, je mehr sich die Erwachsenen darum bemühen, den Ort als jugendgerechten Ort anzubieten. Laut der Shell Deutschland Holding Studie (2019) stellen gerade junge Menschen „wieder nachdrücklicher eigene Ansprüche hinsichtlich der Gestaltung der Zukunft unserer Gesellschaft“ und fordern, „dass bereits heute die dafür erforderlichen Weichenstellungen vorgenommen werden. Als zukunftsrelevante Themen haben vor allem Umweltschutz und Klimawandel erheblich an Bedeutung gewonnen. Sie stehen im Mittelpunkt der Forderung nach mehr Mitsprache und der Handlungsaufforderung an Politik und Gesellschafft“ (16. KJB, S. 232). Auch das Forschungsprojekt und die daraus resultierende Online-Befragung Sprichst du Politik? berichtet von Jugendlichen, die ein hohes Interesse an Politik aufweisen, und dass sehr wohl eine Grundbereitschaft zum Mitdenken und Mitmachen existiert. Jedoch hapert es an der Umsetzung und Darstellung der Politik, die von jungen Menschen oft als überfordernd wahrgenommen wird und eher eine Abwendung von politischem Engagement bewirkt. Genau in dieser Zwickmühle befinden sich viele Jugendliche: Sie haben durchaus das Gefühl, in der Politik gebraucht zu werden, sehen aber nicht die Möglichkeit und das Setting, der Aufgabe gerecht zu werden (vgl. 16. KJB, S. 232).
Mobilität ist ein Thema, das an Bedeutung zunimmt. Gleichzeitig nehmen wir ein wachsendes Interesse an politischer Beteiligung wahr. Diese beiden Bereiche haben wir in dem Projekt miteinander verbunden und im Sinn des Projektziels nutzbar gemacht. Wir haben gemeinsam mit Jugendlichen Ideen entwickelt, wie Mobilität im ländlichen Raum aussehen kann. Es wurden im Vorfeld bereits Gespräche mit Entscheider:innen geführt, damit das ganze Projekt für die Jugendlichen als Erfolgsprojekt erlebbar wird und eine Aussicht auf Erfolg besteht.

Das Leben in der Natur wird von Jugendlichen positiv bewertet. Foto: Projektfilm
Die Hauptzielgruppe des Projekts waren vor allem Jugendliche. Da Mobilität jedoch schwer auf nur eine Zielgruppe zu begrenzen ist, gehen wir davon aus, dass auch andere Gruppen (Berufstätige, Rentner:innen etc.) von einer Verbesserung der Mobilität in ihrem Ort profitieren werden.
Im Rahmen der bereits im zweiten Kapitel erwähnten Studie aus dem Jahr 2017 über Jugendliche im Rhein-Neckar-Kreis konnten wir sehr deutlich herausarbeiten, dass eine hohe politische Beteiligung der Jugendlichen am Gemeinwesen auch eine größere Identifikation mit dem Ort zur Folge hat. Das Projekt hatte neben einer ganz praktischen Verbesserung der Mobilität für Jugendliche das Ziel, die Identifikation von Jugendlichen mit dem Ort zu verbessern.
Im Bereich der jugendlichen Mobilität geht es vor allem darum, Jugendliche dazu zu motivieren, über den öffentlichen Personennahverkehr als kommunale Infrastruktur nachzudenken bzw. aus Sicht der Zielgruppe Veränderungen und Verbesserungen zu diskutieren. Das heißt, mit den Akteur:innen der Verkehrsträger in die Diskussion zu gehen. Insbesondere die Themen Digitalisierung der Mobilität und Nutzung digitaler Lebenswelten von Jugendlichen werden von Bedeutung sein. Bei dem Projekt geht es vor allem um bessere Zugänge und eine bessere Nutzbarkeit für den ÖPNV. Wir sehen hier Möglichkeiten, dass über das Einbeziehen jugendlicher Interessen ein politischer Wille deutlich wird. Damit sollen natürlich die ländlichen Regionen an Attraktivität gewinnen.
Das Projekt war partizipativ angelegt. Wir haben zum Projektstart kein Ziel formuliert, das das Ergebnis hätte vorwegnehmen können. Es ging vor allem darum, erprobte Partizipationsmethoden anzuwenden und diese in einer Region mit Jugendlichen gemeinsam durchzuführen. Partizipation in der Demokratie muss geübt und vor allem erfahren werden. Jugendliche müssen erleben, dass es sich lohnt, sich für seine Interessen einzusetzen.
Während des Projekts sollten vor allem Ideen entstehen und diese mit politisch Verantwortlichen bzw. Fachbehörden diskutiert werden, um damit eine Verbesserung zu erzielen. Gleichzeitig ging es natürlich auch darum, für Jugendliche den Staat und die Notwendigkeit der öffentlichen Daseinsfürsorge erlebbar zu machen.
Jugendliche haben Mobilitätsideen entwickelt
Zu Beginn des Projekts im Frühjahr 2020 wurden während mehrerer Treffen der Projektgruppe Ideen und Möglichkeiten zur Verbesserung der Mobilität in ihrem Wohnort Wilhelmsfeld entwickelt. Bedingt durch die Corona-Einschränkungen ab März 2021 fand die Erarbeitung des Konzepts vor allem online statt. Diese Ideen wurde im Anschluss verschriftlicht und mit dem Verkehrsingenieur Christoph Gipp vom IGES-Institut Berlin diskutiert und konkretisiert.
Hier einige Ergebnisse:
Selbstfahrender Ortsbus
Autonome Ortsbusse existieren bereits modellartig in einigen Orten von Deutschland. Diese werden technisch immer besser und wären aufgrund der Topografie in Wilhelmsfeld eine sehr interessante Ergänzung des momentan vorhandenen ÖPNV – insbesondere auch zur Fein- und innerörtlichen Erschließung. Dies hilft allen Bewohner:innen und Gästen von Wilhelmsfeld, neben den Jugendlichen vor allem auch Menschen mit Mobilitätseinschränkungen. Zum Beispiel können dann Menschen, die körperlich nicht mehr in der Lage sind, den Weg vom Mitteldorf (Zentrum) ins Oberdorf zu meistern, einfacher und selbstbestimmt ihre Arztbesuche, Besorgungen oder Einkäufe erledigen.
Verbesserung der letzten Meile
In Wilhelmsfeld sollen zwei Mobilitätsstationen entstehen, an denen mehrere Mobilitätsangebote miteinander verknüpft werden. Damit ist das Ziel verbunden, multimodales Verkehrsverhalten zu unterstützen, also den Übergang zwischen verschiedenen Verkehrsmitteln zu vereinfachen, umweltverträgliche Transportmittel zu stärken und eine Mobilität ohne eigenen Pkw zu ermöglichen.
Daneben können die Mobilitätsstationen auch die beiden entlegenen Ortsteile besser verbinden. An den Mobilitätsstationen könnten sich eine CarSharing-Station anschließen, eventuell sogar Miet-E-Roller. Zudem unbedingt witterungsbeständige, abschließbare und mietbare Stationen für E-Bikes/E-Roller sowie witterungsbeständiges Stadtmobiliar (Sitzmöglichkeit, Mülleimer, Unterstand).
Mattis Fahldiek (17) beschreibt die Idee:
„Wilhelmsfeld, einer der wenigen Luftkurorte im Odenwald. Ein wunderschön gelegener, kleiner Ort mit einem Makel: Um von einem Ende zum anderen zu laufen, ist Wilhelmsfeld leider zu lang. Um das mit dem Auto zu machen, ist es leider zu kurz. Und zum Fahrradfahren ist es zu hügelig … Die Lösung? E-Bikes. Um die circa 15 Kilometer problemlos bewältigen zu können, ohne die Umwelt großartig zu belasten und ohne einen halben Tagesmarsch unterwegs zu sein, wäre ein E-Bike die perfekte Lösung. Doch leider finden sich auch bei diesem Plan Schwachstellen. Ein solches Fahrrad, welches um die 1.000 € kostet, anzuschaffen, ginge ja noch. Man würde es, wenn man es denn hätte, auch sicher oft benutzen. Das eigentliche Problem sind aber die fehlenden Abstellmöglichkeiten. Eine Strecke, für die man ein E-Bike häufig benutzen würde, wäre wahrscheinlich der bis zu drei Kilometer lange Weg zum Bus. Dort angekommen findet man aber, wenn man Glück hat, nur eine kleine Überdachung, aber keinerlei Möglichkeit, sein teures Fahrrad sicher abzustellen. Klar, man könnte es einfach anschließen, jedoch hält das einen Fahrraddieb nicht groß ab. Eine gute Lösung wären abschließbare Fahrradboxen, einzeln abgetrennt mit Platz für drei bis fünf Fahrräder an zwei oder drei Angelpunkten im Dorf. Das wäre nicht nur ein guter erster Schritt in Richtung der E-Mobilisierung in Wilhelmsfeld, sondern würde zusätzlich noch das Image eines Luftkurortes unterstützen und womöglich ein paar Jahre länger aufrechterhalten.“
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