Kitabı oku: «Das Licht in uns», sayfa 2

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Das Licht im eigenen Innern

Man kann reden und reden, endlos Worte aneinanderreihen, alle möglichen Schlüsse ziehen, aber wenn es neben all dieser verbalen Verwirrung auch nur eine einzige klare Handlung gibt, dann wiegt diese Handlung zehntausend Worte auf. Die meisten von uns haben Angst davor, zu handeln, weil wir verwirrt, chaotisch, widersprüchlich und verzweifelt sind. Wir hoffen, dass trotz dieser Verwirrung und Unordnung eine gewisse Klarheit entstehen kann: eine Klarheit, die nicht von jemand anderem stammt, die nicht vernebelt werden kann; eine Klarheit, die einem weder gegeben oder aufgedrängt wurde noch genommen werden kann; eine Klarheit, die ohne Willensanstrengung und ohne Absicht bestehen bleibt; eine Klarheit, die kein Ende und deshalb auch keinen Anfang hat.

Die meisten von uns – wenn wir uns überhaupt unserer inneren Verwirrung bewusst sind – wünschen sich das, wir möchten so eine Klarheit. Wir wollen sehen, ob wir zu dieser Klarheit gelangen können, so dass unser Kopf und Herz ganz klar und ungetrübt sind, ohne Probleme und ohne Angst. Es wäre außerordentlich lohnend herauszufinden, ob man sich selbst ein Licht sein kann, ein Licht, das von niemand anderem abhängt und vollständig frei ist. Man kann ein Problem intellektuell untersuchen und analysieren, indem man Schicht für Schicht die Verwirrung und Unordnung abträgt, viele Tage, viele Jahre darauf verwendet, vielleicht ein ganzes Leben lang, und selbst dann möglicherweise gar nichts findet. Sie können also diesen analytischen Prozess durchlaufen und Ursache und Wirkung untersuchen, oder Sie können all das vielleicht auch umgehen und direkt dorthin kommen, ohne die Vermittlerrolle des Verstandes.

Dazu ist Meditation notwendig. Das Wort »Meditation« wurde ziemlich verfälscht; wie das Wort »Liebe« ist es beschmutzt worden. Dabei ist es ein wunderbares Wort, es hat eine tiefe Bedeutung. Es liegt eine große Schönheit darin, nicht in dem Wort an sich, sondern in seiner Bedeutung.

Wir werden für uns selbst herausfinden, ob wir in einen Zustand gelangen können, in dem der Geist ständig in Meditation ist. Um aber das Fundament für diese Meditation legen zu können, muss man verstehen, was Leben ist – Leben und Sterben. Das Verstehen des Lebens und der außerordentlichen Bedeutung des Todes ist Meditation. Meditation ist nicht die Suche nach irgendeiner tiefen mystischen Erfahrung, sie ist keine ständige Wiederholung einer Reihe von Wörtern, wie geheiligt, wie alt sie auch sein mögen. Dadurch wird der Geist nur ruhig gestellt, aber er wird auch abgestumpft, benommen, hypnotisiert. Da können Sie genauso gut eine Beruhigungspille schlucken, das ist viel bequemer. Das Wiederholen von Wörtern, diese Selbsthypnose, das Befolgen einer Technik oder Methode ist keine Meditation.

Etwas erfahren beinhaltet einen Vorgang des Wiedererkennens. Gestern habe ich eine Erfahrung gemacht, die mir entweder Vergnügen oder Schmerz bereitete. Um ganz bei der Erfahrung zu sein, muss man sie wiedererkennen. Wiedererkennen geht aus etwas hervor, das bereits geschehen ist, und deshalb ist Erfahrung niemals neu.

Die Wahrheit kann nie erfahren werden, darin besteht ihre Schönheit. Sie ist immer neu. Sie ist nie das, was gestern geschah. Was gestern geschah, die Ereignisse von gestern, müssen völlig vergessen werden oder gestern durchlebt und abgeschlossen worden sein. Sie als Erfahrung mit sich herumzutragen, um sie als Erfolg werten zu können oder andere damit beeindrucken oder überzeugen zu wollen, erscheint absolut unsinnig. Mit dem Wort »Erfahrung« muss man sehr vorsichtig sein, achtgeben, denn Sie können sich an eine Erfahrung nur erinnern, wenn sie Ihnen bereits widerfahren ist. Das bedeutet, dass es ein Zentrum geben muss, einen Denkenden, einen Beobachter, der das Ereignis, das vorbei ist, bewahrt oder festhält. Wahrheit kann man nicht erfahren. Solange es ein Zentrum gibt, das sich als »Ich« erinnert, ist Wahrheit nicht da. Und wenn jemand behauptet, er hätte die Wahrheit erfahren, begegnen Sie ihm mit Misstrauen. Glauben Sie nicht an seine Autorität.

Wir alle wollen jemandem glauben, der uns etwas verspricht, denn wir haben kein Licht in unserem eigenen Innern. Aber dieses Licht kann Ihnen niemand geben: kein Guru, kein Lehrer, kein Erlöser, niemand. In der Vergangenheit haben wir an viele Autoritäten geglaubt, haben anderen vertraut, und sie haben uns entweder ausgebeutet oder haben vollkommen versagt. Man muss also misstrauisch sein und jegliche spirituelle Autorität verwerfen. Niemand kann uns jenes Licht geben, das nie erlischt.

Einem anderen zu folgen heißt, ihn nachzuahmen. Jemand zu folgen heißt, dass man die eigene Klarheit verneint, die eigene Fähigkeit, den Dingen auf den Grund zu gehen, die eigene Integrität und Aufrichtigkeit; aber es heißt auch, dass der Beweggrund eine Belohnung ist. Die Wahrheit ist keine Belohnung! Wenn man verstehen will, was Wahrheit ist, muss jede Form von Belohnung oder Bestrafung völlig außer Acht gelassen werden. Autorität wird von Angst begleitet, und diszipliniert man sich aus Angst, dass man nicht bekommt, was ein Ausbeuter im Namen der Wahrheit oder als Erfahrung verspricht, so verneint man damit seine eigene Klarheit und Aufrichtigkeit.

Wenn Sie sagen, Sie müssen meditieren, Sie müssen einem bestimmten Weg folgen oder eine bestimmte Technik praktizieren, dann konditionieren Sie sich ganz offensichtlich im Sinne dieses Systems oder dieser Technik. Vielleicht erreichen Sie das, was die Methode verspricht, aber es wird Asche in Ihren Händen sein, denn das dahinterstehende Motiv ist das Streben nach Erfolg, und dieses Streben entspringt der Angst.

Zwischen Ihnen und mir gibt es keine Autorität. Der Redner beansprucht keinerlei Autorität. Er versucht nicht, Sie von irgendetwas zu überzeugen, und fordert Sie nicht auf, ihm zu folgen. Wenn Sie jemandem folgen, zerstören Sie diese Person. Der Jünger zerstört den Meister, und der Meister zerstört den Jünger. Sie können das in der Geschichte sehen und auch im täglichen Leben: Wenn Eheleute einander dominieren, zerstören sie sich gegenseitig. Darin gibt es keine Freiheit, keine Schönheit und keine Liebe.

Wenn wir nicht das richtige Fundament legen, ein Fundament der Ordnung, mit klarer Linie und Tiefe, wird das Denken unweigerlich quälend, trügerisch, unwirklich und daher wertlos werden. Das Schaffen dieser Grundlage, dieser Ordnung ist der Anfang der Meditation. Unser Leben, dieses tägliche Leben, das wir vom Augenblick unserer Geburt bis zu unserem Tode führen, mit Heirat, Kindern, Beruf, Erfolgen, ist ein Schlachtfeld, nicht nur in uns selbst, sondern auch in der Außenwelt, in der Familie, im Büro, in Gruppierungen, in der Gesellschaft. Unser Leben ist ein ständiger Kampf. Das nennen wir Leben. Schmerz, Angst, Verzweiflung, Sorgen, ständig von unendlichem Leid überschattet.

Eine kleine Minderheit kann vielleicht dieses Chaos betrachten, ohne äußerliche Entschuldigungen für dieses Durcheinander zu finden, obwohl es auch äußere Ursachen gibt. Eine kleine Minderheit kann vielleicht dieses Chaos betrachten, es erfassen, es nicht nur auf der bewussten Ebene anschauen, sondern auch auf einer tieferen und dabei diese Unordnung, diese Verwirrung, dieses beängstigende Chaos im Innern und in der Welt weder hinnehmen noch ablehnen. Es ist immer eine kleine Minderheit, die eine entscheidende Veränderung bewirkt.

Insbesondere im Westen ist schon viel über das Unbewusste geschrieben worden. Man hat ihm eine außerordentliche Bedeutung beigemessen. Aber es ist genauso trivial, genauso oberflächlich wie der bewusste Geist. Das können Sie selbst beobachten. Und wenn Sie das tun, werden Sie sehen, dass das, was wir das Unbewusste nennen, Überbleibsel des ethnischen, kulturellen und familiären Hintergrundes, der eigenen Antriebe und Sehnsüchte sind. Sie sind da, im Verborgenen. Und der bewusste Geist ist mit den Gewohnheiten des Alltagsleben beschäftigt: ins Büro gehen, Sex und so weiter. Es scheint ziemlich sinnlos, der einen oder anderen Bewusstseinsebene besondere Bedeutung beizumessen. Beide sind ziemlich bedeutungslos, abgesehen davon, dass der bewusste Geist technisches Wissen besitzen muss, um damit einen Lebensunterhalt zu verdienen.

Dieser ständige Kampf im Innern, sowohl auf der tieferen Ebene als auch an der Oberfläche, ist unsere Art zu leben. Es ist eine Art und Weise voll Unordnung, voll Disharmonie, Widersprüchlichkeit und Leid, und für einen Geist, der darin verstrickt ist, ist der Versuch zu meditieren bedeutungslos, ja infantil. Meditieren heißt, Ordnung in dieses Chaos zu bringen, aber nicht durch Bemühen, denn jegliche Form von Bemühen oder Anstrengung trübt den Geist. Um Wahrheit erkennen zu können, muss der Geist absolut klar sein, ohne jegliche Verzerrungen, ohne irgendeinen Zwang, ohne irgendeine Richtung.

Man muss also die Grundlage schaffen. Das heißt, dass Tugend notwendig ist, und Ordnung ist Tugend. Diese Tugend hat nicht das geringste mit der gesellschaftlichen Moral zu tun, die wir gemeinhin akzeptieren. Die Gesellschaft hat uns eine bestimmte Moral aufgezwungen, aber die Gesellschaft ist nichts anderes als das Produkt jedes einzelnen Menschen. Die Gesellschaft mit ihrer Moral sagt, dass Sie gierig sein können, dass Sie andere im Namen Gottes, im Namen ihres Landes, im Namen eines Ideals töten dürfen, dass Sie ehrgeizig und neidisch sein können, im Rahmen der Gesetze. Aber eine solche Moral ist überhaupt keine Moral. Diese Moral müssen Sie in Ihrem Innern völlig verwerfen, um tugendhaft zu sein. Das ist die Schönheit der Tugend; Tugend ist keine Gewohnheit, nichts, was Sie Tag für Tag praktizieren. Das wäre etwas Mechanisches, eine Routine und ohne Bedeutung; aber echte Tugend bedeutet, die Unordnung zu verstehen, die Unordnung der Widersprüchlichkeit in uns selbst, die Unordnung durch die Tyrannei der verschiedenen Wünsche und Bestrebungen, der Gier, des Neids und der Angst. Das sind die Ursachen für das Chaos in uns selbst und in der Außenwelt. Wenn man sich dessen bewusst ist, ist man in Kontakt mit der Unordnung. Und Sie können damit nur in Kontakt sein, wenn sie von Ihnen nicht abgestritten wird, wenn Sie dafür keine Entschuldigungen finden, wenn Sie nicht anderen die Schuld daran geben.

Ordnung ist kein Zustand, den man schaffen kann – allein im Verwerfen der Unordnung ist Ordnung da. Tugend, die gleichbedeutend mit Ordnung ist, ergibt sich aus dem Verstehen der ganzen Natur und Struktur der Unordnung. Das ist ziemlich einfach, wenn wir in unserem eigenen Innern beobachten, wie konfus und widersprüchlich wir sind: Wir hassen, und wir glauben, dass wir lieben – das ist der Beginn der Unordnung, der Gegensätzlichkeit, und Tugend geht nicht aus der Gegensätzlichkeit hervor. Tugend ist etwas Lebendiges, das täglich wieder aufzugreifen und niemals eine Wiederholung dessen ist, was Sie gestern Tugend nannten. Das wäre etwas Mechanisches, Wertloses. Es muss also Ordnung da sein, und das ist Teil der Meditation.

Ordnung ist Schönheit, und es gibt so wenig Schönheit in unserem Leben. Schönheit ist nicht vom Menschen geschaffen; sie ist nicht in einem Bild zu finden, wie modern oder alt es auch ist: sie ist nicht in einem Gebäude, einer Statue, einer Wolke, einem Blatt oder auf dem Wasser. Schönheit ist dort, wo Ordnung ist – ein Geist, der nicht verwirrt ist, in dem absolute Ordnung herrscht. Und Ordnung kann nur dort sein, wo es zur völligen Selbstverleugnung kommt, wenn das »Ich« keinerlei Bedeutung hat. Das Ende des »Ich« ist Teil der Meditation, das ist die einzig wahre Meditation.

Sie haben im Denken gelebt. Sie haben dem Denken ungeheure Bedeutung verliehen, doch das Denken ist alt; es ist niemals neu, sondern einfach nur das Festhalten an Erinnerungen. Wenn Sie so leben, gibt es natürlich eine gewisse Art von Kontinuität. Aber es ist eine Kontinuität, die tot ist, vergangen, beendet. Es ist etwas Altes, aber nur, wenn etwas endet, kann etwas Neues entstehen. Es ist also sehr wichtig, das Sterben zu verstehen. Gegenüber allem zu sterben, was man weiß. Haben Sie das je versucht? Frei von Bekanntem, frei von den eigenen Erinnerungen zu sein, wenn auch nur für ein paar Tage; frei von Ihren Vergnügungen zu sein, ohne Ängste oder Einwände; Ihrer Familie, Ihrem Haus, Ihrem Namen zu entsagen, völlig anonym zu werden? Nur der Mensch, der völlig anonym, namenlos geworden ist, der sich in einem Zustand der Gewaltlosigkeit befindet, trägt keine Gewalt in sich. Sterben Sie also jeden Tag, nicht fiktiv, sondern wirklich. Tun Sie es einmal.

Man hat so viel angesammelt, nicht nur Bücher, Häuser, Bankkonten, sondern auch innerlich: die Erinnerungen an Beleidigungen, an Schmeicheleien, an bestimmte eigene Erfahrungen und ichbesessenen Erfolge, die Ihnen Status verleihen. All dem gegenüber sterben, ohne Einwände, ohne Diskussion, ohne jede Angst, es einfach aufgeben – tun Sie es einmal, und Sie werden sehen.

Das im Geiste zu tun – nicht real Ihre Frau oder Ihren Mann, Ihre Kinder oder Ihr Haus zu verlassen oder Ihre Kleider wegzuwerfen – heißt, an nichts mehr zu hängen. Darin liegt große Schönheit. Das ist Liebe, nicht wahr? Liebe ist kein Festhalten. Wo festgehalten wird, existiert Angst. Und Angst führt unweigerlich zu autoritärem, besitzergreifendem, unterdrückendem, dominantem Verhalten.

Meditation ist das Verstehen des Lebens, das zur Ordnung führt. Ordnung ist Tugend, und Tugend ist Licht. Dieses Licht kann nicht von irgendjemand anderem entzündet werden, wie erfahren, wie klug, wie gelehrt, wie spirituell er auch sein mag. Niemand auf der Erde oder im Himmel kann dieses Licht entzünden – das können nur Sie selbst, in Ihrem eigenen Verstehen und Ihrer Meditation.

Innerlich allem gegenüber sterben! Denn Liebe ist jung und unschuldig, rein und klar. Wenn man dann diese Ordnung, diese Tugend, diese Schönheit, dieses Licht im eigenen Innern geschaffen hat, dann kann man darüber hinausgehen. Das bedeutet, dass der Geist – der eine Ordnung als Grundlage hat, die nicht dem Denken entspringt – absolut still wird, und zwar auf ganz natürliche Weise, ohne jeglichen Zwang, ohne jegliche Disziplin. Und im Licht dieser Stille kann alles Handeln stattfinden, das tägliche Leben geschieht aus dieser Stille.

Und wenn man das Glück hat, so weit gekommen zu sein, dann findet in dieser Stille eine ganz andere Bewegung statt, die nicht aus der Zeit kommt und nicht aus Worten, die das Denken nicht ermessen kann, weil sie stets neu ist. Es ist dieses unermessliche Etwas, das der Mensch von jeher gesucht hat. Aber Sie müssen es selbst entdecken, niemand kann es Ihnen geben. Es hat nichts mit Worten oder Symbolen zu tun, denn die sind destruktiv. Doch damit es zum Vorschein kommen kann, brauchen Sie vollkommene Ordnung, Schönheit und Liebe. Und deshalb müssen Sie gegenüber allem sterben, was Sie über Geist und Psyche wissen, damit Ihr Geist klar und unbelastet ist, damit er die Dinge im Inneren und im Äußeren sieht, wie sie wirklich sind.

Die Wahrheit erforschen

Gibt es irgendetwas Heiliges im Leben, das keine Erfindung des Denkens ist? Seit undenklichen Zeiten hat sich der Mensch diese Frage gestellt. Gibt es etwas, das anders ist als all diese Verwirrung, dieses Elend, diese Dunkelheit, diese Illusionen, anders als die Institutionen und Reformen? Gibt es etwas wirklich Wahres, etwas, das über Zeit und Raum hinausgeht, etwas, das so unermesslich ist, dass das Denken es nicht erfassen kann? Der Mensch hat versucht, das herauszufinden, und offensichtlich waren nur ganz wenige Menschen frei genug, einen Zugang zu dieser Welt zu bekommen. Seit alter Zeit steht der Priester zwischen dem Suchenden und dem, was dieser zu finden hofft. Der Priester interpretiert; er wird zu der Person, die weiß oder zu wissen glaubt, und der Suchende gerät aufs Nebengleis, wird umgelenkt, verirrt sich.

Das Denken ist nicht heilig, was immer es auch unternehmen mag. Es ist ein materieller Vorgang, so wie auch wir Materie sind. Das Denken hat die Menschen in Religionen und in Nationalitäten gespalten. Das Denken entsteht aus dem Wissen, und Wissen ist niemals vollständig, deshalb ist das Denken immer begrenzt und wirkt sich trennend aus. Wo sich etwas trennend auswirkt, gibt es zwangsläufig Konflikte: zwischen Kommunisten und Kapitalisten, Arabern und Juden, Hindus und Moslems. Diese Trennungen sind alle auf Denkprozesse zurückzuführen, und wo Trennung herrscht, entsteht Konflikt. Das ist eine Gesetzmäßigkeit. Nichts, was das Denken konstruiert hat, ist heilig – sei es in Büchern, in Kirchen, in Tempeln oder Moscheen. Kein Symbol ist heilig; das hat nichts mit Religion zu tun, sondern nur mit einer bestimmten Form des Denkens, einer oberflächlichen Reaktion auf das, was wir heilig nennen.

Um die Wahrheit erforschen zu können, muss man seine ganze Energie sammeln. Man muss gewissenhaft sein und darauf achten, dass man keinem Muster folgt, sondern die eigenen Gedanken, Gefühle, Abneigungen und Ängste beobachtet und weit über sie hinausgeht, so dass der Geist völlig frei ist. Um das Heiligste, das Namenlose, Zeitlose erforschen zu können, darf man zweifellos keiner Gruppe, keiner Religion, keinem Glauben angehören, weil ein Glauben Dinge als wahr akzeptiert, die vielleicht überhaupt nicht existieren. Es ist das Wesen des Glaubens, dass man etwas als wahr betrachtet, ohne es durch eigenes Forschen, durch die eigene lebendige Kraft, die eigene Energie herausgefunden zu haben. Sie glauben, weil der Glaube eine gewisse Sicherheit und Trost bietet; aber ein Mensch, der nur seelischen Trost sucht, wird niemals auf das stoßen, was über die Zeit hinausgeht. Daher muss völlige Freiheit herrschen. Ist es möglich, frei von allen psychischen Konditionierungen zu sein? Die biologische Konditionierung ist etwas Natürliches, aber die psychische Konditionierung – der Hass, die Feindseligkeit, der Stolz, all diese Dinge, die Verwirrung stiften – ist das Wesen des Selbst, das aus Denken besteht.

Um etwas herauszufinden, ist Aufmerksamkeit erforderlich – nicht Konzentration. Es ist wirklich wichtig zu meditieren, denn ein Geist, der rein mechanisch funktioniert, wie es das Denken tut, kann nie auf das stoßen, was vollständige, höchste Ordnung und daher vollkommene Freiheit ist. Im Universum herrscht vollkommene Ordnung. Im menschlichen Geist dagegen herrscht Unordnung, aber man braucht einen außerordentlich klaren Geist, einen Geist, der das Wesen der Unordnung verstanden hat und frei von Widersprüchlichkeit, Nachahmung und Konformität ist. Ein solcher Geist ist aufmerksam. Er ist vollkommen aufmerksam bei allem, was er tut, bei allen Handlungen und in allen Beziehungen. Aufmerksamkeit ist keine Konzentration.

Konzentration ist eingeschränkt, eng und begrenzt, während Aufmerksamkeit grenzenlos ist. In der Aufmerksamkeit ist eine bestimmte Stille da – keine vom Denken erfundene Stille, nicht die Stille, die auf Lärm folgt, nicht die Stille nach einem Gedanken, der auf den nächsten wartet. Es muss die Stille da sein, die nicht vom Verlangen, vom Willen oder vom Denken erzeugt wurde. In dieser Meditation gibt es niemand, der kontrolliert. In allen Systemen, die von Gruppierungen erfundenen wurden, ist Anstrengung, Kontrolle, Disziplin enthalten. Aber Disziplin bedeutet lernen – nicht sich anzupassen, sondern zu lernen –, so dass der Geist ein immer feineres Gespür bekommt. Lernen ist eine ständige Bewegung; es beruht nicht auf Wissen. Meditation ist Freiheit vom Bekannten, Messbaren. In dieser Meditation herrscht absolute Stille.

Allein in dieser Stille ist das da, was namenlos ist.

Die Schönheit der Tugend

Das Denken ist die Bewegung zwischen dem, »was ist«, und dem, »was sein sollte«. Denken ist die Zeit für das Durchqueren dieses Zwischenraums, und solange es in der Psyche die Trennung zwischen »da« und »dort« gibt, ist die Bewegung vom Denken erzeugte Zeit. Denken ist also Zeit in Form von Bewegung. Gibt es überhaupt Zeit in Form einer Bewegung, in Form von Denken, wenn nur beobachtet wird, »was ist«? Das heißt kein Beobachten mit einem Beobachter und einem Beobachteten, sondern nur ein Beobachten ohne die Bewegung, über das, »was ist«, hinauszugehen. Es ist sehr wichtig, dass der Geist das wirklich versteht, denn das Denken kann wunderbare Bilder von dem, was heilig ist, erzeugen; das haben alle Religionen getan. Alle Religionen beruhen auf Denken. Alle Religionen sind eine Konstruktion des Denkens, in Form von Glaubensvorstellungen, Dogmen, Ritualen. Solange also das Denken als Zeit und Bewegung nicht vollständig verstanden ist, kann der menschliche Geist unmöglich über sich selbst hinausgehen.

Wir sind dazu erzogen, darauf gedrillt worden, das, »was ist«, in das umzuwandeln, »was sein sollte«, in das Ideal, und das braucht Zeit. Diese ganze Bewegung des Denkens, um den Raum zwischen dem, »was ist«, und dem, »was sein sollte«, zurückzulegen, ist die [gedachte] Zeit, die erforderlich ist, um »was ist«, in das, »was sein sollte«, umzuwandeln. Dabei ist der Beobachter das Beobachtete, und deshalb gibt es nichts zu verändern; es gibt nur das, »was ist«. Der Beobachter weiß nicht, was er mit dem, »was ist«, anfangen soll, und versucht es deshalb mittels verschiedener Methoden zu verändern, zu kontrollieren oder zu unterdrücken. Aber der Beobachter ist das Beobachtete: Das, »was ist«, ist der Beobachter selbst. Er ist auch Wut und Eifersucht. Es gibt keine vom Beobachter getrennte Eifersucht – beide sind identisch. Wenn es keine Bewegung in Form von gedachter Zeit gibt, um das, »was ist«, zu verändern, wenn das Denken erkennt, dass es keine Möglichkeit gibt, das, »was ist«, zu ändern, dann endet das, »was ist«, vollständig, weil der Beobachter das Beobachtete ist.

Wenn Sie dieser Sache richtig auf den Grund gehen, werden Sie das selbst sehen. Es ist wirklich ganz einfach. Wenn ich jemanden nicht mag, ist diese Abneigung nicht vom »Ich« oder vom »Du« getrennt. Derjenige, der etwas nicht leiden kann, ist selbst die Abneigung; sie ist nichts Abgetrenntes. Und wenn das Denken sagt: »Ich muss meine Abneigung überwinden«, so ist das eine Bewegung in der Zeit, die vom Denken ausgeht, um das zu überwinden, was tatsächlich ist.

Der Beobachter – das eigenständige Gebilde – und das, was »Abneigung« genannt wird, sind ein und dasselbe. Deshalb herrscht völlige Bewegungslosigkeit. Es ist keine Bewegungslosigkeit, die statisch ist, sondern völlige Unbewegtheit und daher vollkommene Stille. Zeit als Bewegung, Zeit als Denken, das ein Ziel erreichen will, ist völlig zum Stillstand gekommen, und deshalb ist Handeln unmittelbar. Der Geist hat die Grundlage geschaffen und ist frei von Unordnung. Nun erblüht Tugend in all ihrer Schönheit. Dieses Fundament ist die Basis für Beziehungen zwischen Ihnen und anderen Menschen. In einer solchen Beziehung sind keine Bilder aktiv, es gibt nur die Beziehung, ohne dass sich ein Bild an das andere Bild anpasst. Es gibt nur das, »was ist«, und kein Verändern von dem, »was ist«. Das Verändern oder Transformieren von dem, »was ist«, ist die Bewegung des Denkens in der Zeit.

Wenn Sie an diesen Punkt gekommen sind, werden der Geist und sogar die Gehirnzellen vollkommen still. Das Gehirn, das Erinnerungen, Erfahrungen, Wissen gespeichert hat, kann und muss im Bereich des Bekannten tätig sein. Aber jetzt ist dieser Geist, dieses Gehirn, frei von Zeit und Denken. Nun ist der Geist vollkommen still. All das geschieht völlig mühelos. All das muss ohne Disziplin und Kontrolle geschehen, denn diese sind Teil der Unordnung.

Sie wissen, was wir sagen, unterscheidet sich völlig von den Aussagen der Gurus, der »Meister«, der Zen-Philosophen, denn darin gibt es keine Autorität, hier folgt niemand einem anderen. Wenn Sie jemandem folgen, zerstören Sie nicht nur sich selbst, sondern auch den anderen. Ein religiöser Geist erkennt keinerlei Autoritäten an. Aber er besitzt Intelligenz und wendet diese Intelligenz an. In der Welt des Handelns gibt es die Autorität des Wissenschaftlers, des Arztes, des Fahrlehrers, aber darüber hinaus gibt es keine Autorität, keinen Guru.

Wenn Sie also so tief vorgedrungen sind, hat der Geist Ordnung in seine Beziehungen gebracht und versteht die gesamte komplexe Unordnung in unserem Alltag. Aus dem Verstehen dieser Unordnung, aus dem Gewahrsein, in dem kein Auswählen stattfindet, entspringt die Schönheit der Tugend, die nicht kultiviert wurde, die nicht vom Denken hervorgebracht wurde. Diese Tugend ist Liebe und Ordnung, und wenn der Geist dies tief in sich verwurzelt hat, dann ist sie unbewegt und unveränderbar. Dann können Sie die gesamte Bewegung der Zeit erforschen. Dann ist der Geist vollkommen still. Es gibt keinen Beobachter, keinen Erfahrenden, keinen Denkenden.

Es gibt verschiedene Formen sinnlicher und außersinnlicher Wahrnehmung. Hellsehen, Heilen, alle möglichen Dinge spielen sich ab, aber sie sind alle nebensächlich, und ein Geist, dem es wirklich darum geht, die Wahrheit, das Heilige zu entdecken, wird sich nie mit diesen Dingen abgeben.

Der Geist ist dann frei und kann beobachten. Dann ist das da, was der Mensch seit Jahrtausenden sucht, das keinen Namen hat, das Zeitlose. Aber es lässt sich nicht in Worte fassen. Das vom Denken erschaffene Bild verschwindet vollständig, weil es keinen Jemand mehr gibt, der es mit Worten beschreiben will. Ihr Geist kann es nur entdecken, kann nur darauf stoßen, wenn Sie dieses eigenartige Etwas haben, das Liebe und Mitgefühl genannt wird – nicht nur für Ihren Nächsten, sondern auch für die Tiere, die Bäume, für alles.

Dann wird so ein Geist selbst zu etwas Heiligem.

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