Kitabı oku: «Herzen der Nacht 3»

Yazı tipi:

Jill Korbman

Herzen der Nacht 3

Fantasy Vampir Liebesroman

Dieses ebook wurde erstellt bei

Inhaltsverzeichnis

Titel

Kapitel 1: Ellie

Kapitel 2: Colin

Kapitel 3: Ellie

Kapitel 4: Colin

Kapitel 5: Ellie

Kapitel 6: Colin

Kapitel 7: Ellie

Kapitel 8: Colin

Kapitel 9: Ellie

Kapitel 10: Colin

Kapitel 11: Ellie

Kapitel 12: Colin

Kapitel 13: Ellie

Kapitel 14: Colin

Impressum neobooks

Kapitel 1: Ellie

Ein Schloss. Ein Vampir. Eine neue Zukunft… Die Suche nach dem Verräter aus den Reihen der Vampire geht weiter. Wird es Colin gelingen, ihn zu entlarven? Und wird Ellie es schaffen, das Geheimnis ihrer Herkunft zu lüften? „Herzen der Nacht 3“ ist der letzte Teil der spannenden Geschichte aus dem Bereich Fantasy-Romance.

„Was?“, rief ich entsetzt. „Das kann er doch nicht einfach machen? Wo ist er hin?“

Ich stand auf dem Gelände des Vergnügungsparks am Pier und konnte einfach nicht glauben, was ich sah.

Das Zelt des großen Hexenmeisters Primor, welches sich noch wenige Stunden vorher genau an dieser Stelle befunden hatte, war weg, wie vom Erdboden verschluckt. Nichts deutete darauf hin, dass hier überhaupt jemals ein Zelt gestanden hätte, sogar die Befestigungshaken waren aus dem Boden entfernt worden. Offensichtlich hatte hier jemand ganze Arbeit geleistet.

Colin starrte ebenfalls auf die leere Stelle vor seinen Füßen.

„So ein verdammter Mist.“ Er lief einige Schritte hin und her und nahm dann meine Hand. „Komm, lass uns von hier verschwinden.“

Zügig überquerten wir den Festplatz, der noch in morgendlicher Ruhe lag. Es hatte in der Nacht geregnet und nun war es neblig. Ich zog den Reißverschluss meiner Jacke höher, doch ich fröstelte nicht nur aufgrund des ungemütlichen Wetters.

Außer Colin und mir war offenbar niemand sonst unterwegs, lediglich auf der anderen Seite des Geländes konnte ich einen älteren Mann sehen, der seinen Hund ausführte.

Den ganzen Weg zurück bis zum Auto sprach Colin nicht mit mir, und auch als wir bereits im Wagen saßen und den Rückweg nach Greyborough Castle angetreten hatten, blickte er noch immer stur geradeaus auf die Straße.

Sein Verhalten bereitete mir Sorgen.

„Colin? Alles in Ordnung?“ Als ich ihm diese Frage stellte, schien er wie aus einer Trance zu erwachen. Er schaute mich an und schüttelte den Kopf.

„Bitte entschuldige, aber ich frage mich die ganze Zeit über, warum Primor ausgerechnet jetzt seine Zelte hier abgebrochen hat, und das nicht nur sprichwörtlich.“

„Es ist in Ordnung, Colin“, erklärte ich beschwichtigend, „dann ist er eben weg. Du hast doch selbst gesagt, dass Hexenmeister generell komische Zeitgenossen sind. Wer weiß schon, welche Pläne er verfolgt? Vielleicht hat sein Verschwinden ja am Ende gar nichts mit uns zu tun?“

Colin schnaubte missmutig. „Ich halte es sogar für absolut wahrscheinlich, dass es etwas mit uns zu tun hat, genaugenommen mit dem Tagebuch deiner Mutter.“

Ich erstarrte. „Du meinst, er hatte Angst davor, es zu entschlüsseln?“

Primor hatte sich am Abend vorher noch dazu bereit erklärt, den Zauber, der offenbar auf dem Buch lag, aufzuheben. Dass er nun quasi über Nacht verschwunden war, war tatsächlich zutiefst beunruhigend.

Wenn selbst ein Hexenmeister sich davor fürchtete, die Geheimnisse dieses Buches zu lüften, was konnten wir dann überhaupt noch ausrichten? Ich seufzte.

„Dies bedeutet dann wohl, dass wir wieder genauso schlau sind wie vorher.“

Irgendwie kamen wir einfach nicht weiter. Noch immer wurden in der Nähe von Greyborough Castle Leichen gefunden und es war nicht klar, wer die Menschen getötet hatte.

Laurelio, der Anführer der Werwölfe, hatte mir gegenüber mehrmals beteuert, dass sein Rudel nichts damit zu tun hatte, und ich glaubte ihm. Es gab auch Hinweise darauf, dass eventuell ein Vampir in den Fall verwickelt war, aber hier herrschte Unklarheit bezüglich des Motivs. Kurz gesagt, wir tappten noch immer im Dunkeln.

Das Tagebuch meiner Mutter lag auf meinem Schoß und ich konnte dem Drang nicht widerstehen, die verschnörkelten Linien auf dem Einband mit dem Finger nachzuzeichnen.

Die Gedanken an sie überrollten mich wie eine Woge und ich vermisste sie noch immer sehr, wenngleich ich mich auch nicht mehr genau an ihr Gesicht erinnern konnte.

Bisher war ich immer davon ausgegangen, dass meine Kindheit sehr harmonisch verlaufen war, aber dies hatte sich als unwahr herausgestellt. Der Hexenmeister Primor hatte längst vergessene Erinnerungen in mir geweckt, und diese hatten mich regelrecht verstört.

Offenbar waren meine Eltern damals über irgendetwas in Streit geraten, und ich wusste nicht, worüber. Meine Mutter war schließlich mit mir geflüchtet und hatte mich in die Obhut meiner Tante gegeben, bei welcher ich dann auch aufgewachsen war.

Durch den Besuch bei Primor war mir klargeworden, dass ich meinen eigenen Erinnerungen nicht trauen konnte. Augenscheinlich wusste ich weniger über meine Eltern, als ich immer angenommen hatte.

Der Hexenmeister hatte sich gestern noch dazu bereit erklärt, das Tagebuch meiner Mutter zu entschlüsseln. Ich hatte mir so unendlich viel davon erhofft, aber nun war Primor weg, einfach verschwunden. Es hatte den Anschein, als würde ich nun nie die Wahrheit über meine Eltern erfahren, und dies machte mich abgrundtief traurig.

Colin schien meine negativen Gefühle gespürt zu haben.

„Wir werden einen anderen Weg finden, das verspreche ich dir“, sprach er mitfühlend, während er auf die Straße abbog, welche zum Castle führte.

Das Wetter war trüb und aus den grauen Wolken fielen ein paar vereinzelte Regentropfen. Gedankenversunken beobachtete ich, wie die Bäume und Büsche am Straßenrand in fliegendem Tempo vorbeizogen.

Die schottische Landschaft war wunderschön, und ich liebte den Anblick der grünen Wiesen. Sogar am stets gegenwärtigen Regen hatte ich inzwischen Gefallen gefunden.

Colin stellte die Limousine auf dem Parkplatz ab und wir stiegen aus. Ich verbarg das Tagebuch meiner Mutter unter meiner Jacke, um es vor der Nässe zu schützen. Wir bewegten uns gerade auf den Eingang zu, als ich hinter mir jemanden rufen hörte.

„Ellie!“ Abrupt blieb ich stehen, denn ich kannte diese Stimme sehr gut. Ein Lächeln schlich sich auf meine Lippen, während ich mich umdrehte. „Claire?“

Damit hatte ich nun wirklich nicht gerechnet. Meine Freundin war hier?

Sie kam auf mich zugelaufen und drückte mich fest. „Ellie! Es ist so schön, dich zu sehen!“

Ich bemerkte Colins verwirrten Blick und versuchte, mich vorsichtig von Claire zu lösen. „Das ist ja eine Überraschung! Was hat dich denn hierher verschlagen?“

Der Ausdruck in ihrem Gesicht änderte sich.

„Du freust dich nicht, mich zu sehen, habe ich recht? Ich hätte doch besser vorher anrufen sollen…“

„Das ist doch Quatsch, selbstverständlich freue ich mich“, beeilte ich mich zu sagen, „ich… habe dich nur einfach nicht erwartet!“ Erneut umarmte ich sie und mir wurde klar, wie sehr ich sie die ganze Zeit über vermisst hatte.

„Ich habe meinen Vater in Aberhaven besucht. Auf dem Rückweg dachte ich, ich komme einfach mal vorbei und sehe nach dir…“

„Das freut mich sehr, Claire…“ Einen Moment lang wusste ich nicht, was ich sagen sollte. Das abrupte Auftauchen meiner besten Freundin hatte mich gehörig aus dem Konzept gebracht.

Durch sie wurde ich an mein früheres Leben erinnert, das bereits so lange hinter mir lag, dass ich mich fast nicht mehr daran erinnern konnte. Schlagartig wurde mir bewusst, was sich in letzter Zeit alles für mich geändert hatte.

Mein Leben war schöner geworden, da ich nun mit Colin zusammen war. Gleichzeitig war es aber auch gefährlicher geworden, genaugenommen sogar sehr gefährlich.

Ich hatte erfahren, dass ich eine Vampirin war, hatte die Bekanntschaft von Werwölfen und Hexenmeistern gemacht und war gerade dem großen Geheimnis, welches das Tagebuch meiner Mutter barg, auf der Spur. Und in dieses neue Leben schien meine liebe, gutmütige, ahnungslose Freundin Claire auf den ersten Blick nicht mehr hineinzupassen.

Sie durfte auf gar keinen Fall von dem Ganzen hier erfahren, denn sie würde es nicht verstehen. Außerdem konnte ich nicht zulassen, dass sie in Gefahr geriet.

Als ich in ihr Gesicht blickte und das erwartungsvolle Strahlen in ihren Augen bemerkte, brachte ich es einfach nicht über mich, sie sofort wieder wegzuschicken. Claire war und blieb meine beste Freundin und ich hatte ein unglaublich schlechtes Gewissen, dass ich mich so lange nicht mehr bei ihr gemeldet hatte.

„Na, dann komm doch einfach mal mit rein!“

Colin stand noch immer regungslos neben uns und wirkte ein wenig unsicher. Offenbar wusste er nicht, wie er die Situation beurteilen sollte.

„Willst du uns denn nicht vorstellen, Ellie?“ Es entging mir nicht, dass sie den gutaussehenden jungen Mann an meiner Seite eingehend betrachtete. Oh ja, niemand wusste besser als ich, welche Wirkung er auf Frauen haben konnte.

„Bitte entschuldige, Claire. Das ist Colin, mein… Verlobter.“

Claires Augen weiteten sich.

„Was, ihr seid inzwischen schon verlobt? Mann, das ging aber schnell!“ Nachdem sie ihm die Hand geschüttelt hatte, wandte sie sich mir zu. „Ich will unbedingt alles wissen“, flüsterte sie mir in mein Ohr und ich musste lächeln.

„Ich denke, ihr habt euch bestimmt viel zu erzählen“, sprach Colin sanft, „ich lasse euch dann mal allein.“ Er warf mir einen warnenden Blick zu und ich wusste sofort, was er zu bedeuten hatte.

„Das ist sehr nett von dir, Colin. Ich werde Claire eine Führung durch das Schloss geben, wenn das in Ordnung ist.“

Ich wusste, dass Colin sich um meine Sicherheit sorgte, weshalb ich mit meiner Freundin im Castle bleiben würde, welches schwer bewacht wurde. Hier, im Inneren dieser dicken Mauern, war die Gefahr sehr gering, dass etwas Unvorhergesehenes passierte.

Colin hatte offenbar verstanden. „Das ist eine gute Idee. Ich wünsche euch viel Spaß bei der Besichtigung.“ Er schmunzelte und beugte sich schnell vor, um mir einen zarten Kuss auf die Wange zu hauchen, dann war er auch schon verschwunden.

„Komm, ich zeige dir alles.“

Die Wachen waren nochmal verstärkt worden und an jeder Ecke stand ein als Museumswächter getarnter Vampir, welcher uns beim Vorübergehen zunickte.

Meine Freundin war hellauf begeistert von dem altertümlichen Gebäude. Wir schlenderten durch die weitläufigen Gänge und bewunderten den tollen Ausblick auf den Schlossgarten.

„Meine Güte, hier ist ja alles so romantisch!“, rief sie, als wir den großen Veranstaltungsraum betraten, „dies ist wirklich ein traumhafter Ort für eine Hochzeit!“

„Ja, in der Tat, das ist er!“ Claire drehte sich zu mir um.

„Und jetzt erzähl doch mal, Ellie… Du und Colin, ihr habt euch wirklich schon verlobt? Denkst du denn, dass dies die richtige Entscheidung ist?“ Ich bemerkte ihren besorgten Blick, als sie fortfuhr.

„Ich wundere mich ein wenig. Hast du nicht selbst gesagt, dass dir das mit eurer Beziehung ein wenig zu schnell geht? Versteh‘ mich nicht falsch, dein Colin sieht ja echt heiß aus, er ist ein Adliger und wohnt in einem großartigen Schloss. Ich kann mir vorstellen, dass das alles sehr verführerisch ist. Aber willst du dir denn nicht doch lieber noch ein wenig Zeit lassen mit dem Heiraten?“

Wir blieben stehen, um ein paar antike Gemälde an den Wänden zu betrachten.

„Ja, das mit Colin ging in der Tat sehr schnell, Claire.“

Einen Moment lang hatte ich den Wunsch, ihr alles zu erzählen, aber ich wusste, dass dies nicht möglich war. Meine Freundin war ein Mensch und sie hatte von unseren Vampir-Problemen keine Ahnung. Ich wusste nicht, wie sie auf das Ganze hier reagieren würde, und ganz davon abgesehen, wollte ich sie beschützen. Je weniger sie wusste, desto besser.

„Es ist einfach so schrecklich viel passiert in letzter Zeit. Ich weiß, es hört sich eventuell komisch an… aber ich bin mir absolut sicher, dass Colin der Richtige für mich ist. Ich liebe ihn, und er liebt mich. Die Sache ist eigentlich ganz einfach.“ Claire sah mich mit einer hochgezogenen Augenbraue an, sagte aber nichts mehr.

Ich beschloss, das Gespräch auf ein anderes Thema zu lenken. „Und was ist eigentlich mit deinem Freund? Warum hast du ihn denn nicht mitgebracht?“, fragte ich.

Claire senkte den Kopf und ich spürte sofort, dass ich einen wunden Punkt bei ihr getroffen haben musste.

„Das mit Paul ist vorbei“, gab sie zu, „es hat einfach nicht gepasst…Tja, man kann eben nie wissen, wie lange es hält.“

Ihre Augen füllten sich mit Tränen, die sie offensichtlich nur mühsam zurückhalten konnte. Die Trennung von Paul musste wohl sehr schmerzhaft für sie gewesen sein, und ich hatte mit meinem verliebten Gerede alles nur noch schlimmer gemacht.

„Claire… das tut mir ja so schrecklich leid.“

Ich bekam ein schlechtes Gewissen. Meine beste Freundin hatte mich gebraucht, und ich war nicht für sie da gewesen. Dies durfte nicht mehr passieren, nie wieder. Ich umarmte sie und drückte sie fest.

„Ich glaube, wir beide haben uns viel zu erzählen“, sprach ich leise.

Kapitel 2: Colin

„Wie… er war nicht mehr da? Was meinst du denn damit?“ Drake schaute mich entgeistert an.

„Es ist so, wie ich es dir sage. Er war weg, sein Zelt restlos abgebaut, keine Spur mehr von ihm.“ Resigniert ließ ich mich in den Ledersessel fallen und schloss die Augen.

Jetzt, da der Hexenmeister verschwunden war, waren unsere Chancen, das Tagebuch zu entschlüsseln, rapide gesunken. Ich konnte es einfach nicht fassen - wir waren unserem Ziel so nahe gewesen und hatten letztendlich doch versagt.

Aber wer hatte schon ahnen können, dass Aristor sich einfach über Nacht aus dem Staub machen würde?

„Und was hast du jetzt vor? Ich meine, wen können wir noch um Hilfe bitten?“, fragte Drake.

„Ich habe absolut keine Ahnung.“ Mein Kopf begann zu schmerzen, offenbar benötigte ich frische Nahrung.

„Hast du Ellie schon seelisch und moralisch darauf vorbereitet, dass ihr Vater noch am Leben sein könnte?“, wollte Drake wissen.

„Nein. Ich konnte mich noch nicht dazu durchringen, es ihr zu sagen. Ich möchte vermeiden, dass sie sich aufregt.“

Es war nicht auszudenken, wie Ellie auf diese Neuigkeit reagieren würde, und außerdem war ich mir ja auch nicht absolut sicher.

„Es ist ja sehr edel von dir, dass du alle Probleme von ihr fernhalten willst, aber irgendwann wird sie es doch erfahren. Und wenn es dann soweit ist, wird sie vermutlich sehr, sehr sauer auf dich sein.“ Drake starrte gedankenverloren in das Glas, welches er in Händen hielt. „Außerdem hat sie bereits bewiesen, dass sie besser mit aufkommenden Schwierigkeiten umgehen kann, als wir alle erwartet haben.“

Ich wunderte mich kurz, denn mein Cousin hatte bisher noch nie solch lobenden Worte für meine Gefährtin übriggehabt. Vielleicht stimmte es ja, was er sagte.

Ellie hatte mich in den vergangenen Tagen mehr als einmal überrascht. Sie war eine starke Frau, und falls ihr Vater tatsächlich noch am Leben war, dann würde sie es erfahren müssen. Sie hatte ein Recht darauf.

„Ich werde so schnell es geht mit ihr sprechen. Ich muss mir nur noch überlegen, wie ich ihr diese Neuigkeit schonend beibringe.“

Meine Kopfschmerzen wurden schlimmer, weshalb ich mich in die Küche begab, um mir eine Blutkonserve zu holen.

Als ich eintrat, sah ich Mirja, die gerade etwas aus dem Ofen nahm. Sie hatte eine bunte Küchenschütze über ihr schwarzes Kleid gebunden und strahlte über das ganze Gesicht. „Mirja? Du in der Küche? Was machst du denn hier?“

Ich war verwirrt, denn solange ich mich erinnern konnte, hatte hier noch nie irgendjemand etwas gebacken oder gekocht. Dies war im Prinzip auch nicht notwendig, denn wir hatten ja die Blutkonserven, und diese gaben uns alles, was wir zum Leben brauchten.

„Ich habe einen Blutkuchen gebacken“, meinte sie, während sie mir stolz die Kuchenform präsentierte.

„Wow, Mirja. Das hätte ich dir ja gar nicht zugetraut.“

Drake tauchte in der Tür auf. „Der Kuchen ist fertig, Liebling“, säuselte Mirja ihm zu.

„Mhh, das duftet ja herrlich. Vielen Dank, mein Schatz.“ Sie grinste wie ein Honigkuchenpferd, als ihr Mann die Arme um sie schlug und sie küsste. Ich verdrehte die Augen und begab mich zurück in den Wohnraum.

Kurz danach erschien auch Drake wieder mit einem breiten Grinsen auf den Lippen.

„Siehst du, Ellie ist nicht die einzige Frau, die für ihren Gefährten etwas Leckeres zubereiten kann.“ Er zwinkerte mir zu und jetzt verstand ich endlich, worauf er anspielte.

Drake hatte sich erst kürzlich darüber geärgert, dass Ellie extra früh am Morgen aufgestanden war, um mir Pfannkuchen zu machen.

„Na dann, herzlichen Glückwunsch“, erwiderte ich trocken, „dann brauchst du ja endlich nicht mehr neidisch auf Ellie zu sein.“

„Wo ist denn deine Herzdame eigentlich?“, wollte Drake wissen.

„Sie hat Besuch von einer alten Freundin bekommen. Sie führt sie gerade ein wenig im Schloss herum.“

Mein Cousin horchte auf. „Was ist das für eine Frau? Warum taucht sie hier wie aus heiterem Himmel auf?“

Mirja betrat gerade das Zimmer und stellte den Kuchen auf dem Esstisch ab.

„Ich weiß es nicht. Ellie scheint sie offenbar schon länger zu kennen. Ich denke, sie wird nicht lange bleiben. Soweit ich mitbekommen habe, ist sie auf der Durchreise und will Ellie lediglich einen kurzen Besuch abstatten.“

Mein Cousin nahm sich ein Stück von dem Gebäck. „Ist sie vertrauenswürdig? Mir kommt es seltsam vor, dass sie ohne Vorankündigung einfach hier bei uns reinplatzt.“

„Sie ist nicht gefährlich, Drake. Ich konnte diesbezüglich nichts bei ihr spüren. Die größte Gefahr geht davon aus, dass sie unter Umständen herausfindet, was wir sind. Dies wird Ellie aber zu verhindern wissen, da bin ich mir absolut sicher.“

„Zur Not kann ich ihr eine kleine Gehirnmanipulation verpassen“, mischte sich Mirja in unser Gespräch ein.

„Nein! Hör bloß auf damit! Wenn Ellie das herausfindet, wird sie nie wieder mit dir sprechen!“, rief ich. „Du kennst ihre Meinung zu diesem Thema.“

„Schade.“ Mirja ließ sich auf Drakes Schoß nieder. „Ich habe schon lange niemanden mehr manipuliert. Am Ende verlerne ich noch, wie man es macht.“

Ich musste schmunzeln. Mirja und Drake wurden sich wirklich immer ähnlicher. Es war also kein Wunder, dass die beiden sich so gut verstanden.

Mein Blutbeutel war leer und ich stand auf. „Ich lasse euch beide jetzt allein, ich muss mal nach Ellie schauen.“

„Was, du gehst schon? Ohne den Kuchen probiert zu haben?“ Mirja reichte mir einen Teller und sah mich erwartungsvoll an. Ich seufzte innerlich. Backwaren waren mir zuwider, aber das konnte ich ihr natürlich nicht sagen. Sie hatte sich so große Mühe mit dem Kuchen gegeben, und ich wollte ihre Gefühle nicht verletzen.

„Ich esse ihn unterwegs, in Ordnung?“, sprach ich, legte den Kuchen auf eine Serviette und begab mich auf den Weg nach unten.

Im gesamten Schloss gab es nun erheblich mehr Aufsichtspersonen als vorher, und auch in der Nähe von Ellies Zimmer hielt ein Vampir rund um die Uhr Wache. Er hob den Kopf, als ich auf ihn zuging.

„Na, alles in Ordnung, Martor?“, erkundigte ich mich bei ihm.

„Ja, soweit. Ellie ist mit dieser fremden Frau in ihrem Zimmer. Ansonsten ist alles ruhig.“

Ich klopfte ihm auf die Schulter. „Danke für deine Hilfe, Martor… Ach übrigens, möchtest du vielleicht ein Stück Blutkuchen? Er ist ganz frisch, direkt aus dem Ofen.“

Er musterte den Kuchen skeptisch, doch schließlich nickte er. „Ja, gerne. Warum eigentlich nicht.“

„Lass ihn dir schmecken.“

Ich entfernte die letzten Krümel von meinen Händen, wandte mich Ellies Zimmer zu und klopfte an. Es dauerte keine halbe Minute, dann öffnete sich die Tür und sie trat hinaus zu mir in den Flur. Ihr Lächeln war wie immer umwerfend und ich zog sie fest an mich.

„Hi“, hauchte sie, „alles klar bei dir?“

„Ja, bei mir schon. Was macht dein Besuch?“

„Claire geht es nicht sehr gut, ihr Freund hat sie verlassen… Sie hat mir da ein paar schlimme Sachen erzählt, und sie hat geweint. Schließlich ist sie auf der Couch eingenickt.“

„Das hört sich ja gar nicht gut an.“ Ellie schien sich ernsthafte Sorgen um die junge Frau zu machen.

„Darf sie denn noch ein wenig bleiben, Colin? Sie benötigt jemanden zum Reden. Ich habe sie die ganze Zeit über vernachlässigt, aber nun braucht sie mich… als Freundin.“ Ich konnte Ellies bittendem Blick einfach nicht widerstehen.

„Selbstverständlich.“ Meine Gefährtin hatte in den vergangenen Wochen selbst sehr viel durchmachen müssen.

Sie hatte erfahren, dass es Vampire und Werwölfe gab, die sich noch dazu regelmäßig bekriegten. Sie hatte mehr über ihre Vergangenheit herausbekommen, als ihr lieb war. Und es gab noch immer jede Menge Geheimnisse, die darauf warteten, gelüftet zu werden.

Dies alles zu verkraften, war sehr schwierig für sie. Sie hatte zwar eine starke Persönlichkeit, aber ich konnte mir vorstellen, dass sie darunter litt, ihr altes, menschliches Leben mit allem was dazugehörte, aufgegeben zu haben. Aus diesem Grund konnte ich ihr ihren Wunsch natürlich nicht abschlagen.

„Ja, klar. Drake wird es zwar nicht gefallen, aber von mir aus ist es in Ordnung, wenn sie bei dir bleibt. Doch bitte vergiss nicht – sie darf nichts von unseren anderen Problemen erfahren. Es ist zu ihrem eigenen Schutz.“

„Keine Angst, ich werde mich nicht verplappern“, versicherte Ellie. „Außerdem wird Claire morgen direkt nach Hause fahren, dafür werde ich sorgen.“

„Morgen erst? Das heißt… sie wird hier übernachten?“

Ellie legte ihren Kopf schief und sah mich mit großen Augen an. „Ich würde ihr das gerne vorschlagen, wenn es dir nichts ausmacht. Wir haben so viel zu bereden, verstehst du? Außerdem ist sie in keiner guten Verfassung.“

Ich nickte. „Natürlich. Wenn es dir wichtig ist…“

Ich sah in ihre Augen und bereute es jetzt schon, ihrem Bitten nachgegeben zu haben, denn dies bedeutete zwangsläufig, dass ich nicht nur diesen Tag, sondern auch die kommende Nacht allein verbringen würde.

Obwohl Ellie keine Gedanken lesen konnte, wusste sie dennoch stets, was ich dachte. Ich war anscheinend wie ein offenes Buch für sie. „Jetzt mach nicht so ein trauriges Gesicht“, versuchte sie mich zu trösten, „es ist doch nur eine Nacht.“

„Du erwartest ganz schön viel von mir“, erwiderte ich gespielt beleidigt, „außerdem habe ich keine Ahnung, was ich die ganze Zeit ohne dich machen soll.“

Ellie gehörte zu mir und wenn sie nicht da war, fehlte sie mir schrecklich.

„Dir wird schon etwas einfallen, da bin ich mir sicher.“ Diese Frau brachte mich noch um den Verstand. Ich küsste sie erneut und löste mich dann von ihr.

„Wir sehen uns doch aber später nochmal, oder?“, fragte ich hoffnungsvoll.

„Na klar doch. Vielleicht können wir alle heute Abend zusammen essen?“

„Das ist eine gute Idee. Bis später. Pass gut auf dich auf, mein Engel.“

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