Kitabı oku: «Der Kiffer – Ein Leben ohne Kompromisse», sayfa 3
Kapitel 6
DIE SPIELSUCHT
Ein paar Tage später saß ich mit ein paar Kumpels zusammen beim Rauchen und sie erzählten mir, dass in der Stadt eine neue Kneipe namens Perle eröffnet hätte. Der Wirt soll ein ehemaliger Zuhälter aus München sein, hieß es, der sich hier angeblich mit dieser Kneipe einen Neustart erhofft, weil er sich aus dem Milieu der Zuhälterei zurückziehen möchte. Das hörte sich wirklich interessant an. Diesen Typen wollte ich mir auf alle Fälle einmal ansehen. Am nächsten Abend ging ich in diese Kneipe. Schon beim Eintreten vermittelte mir diese durch ihr besonderes Ambiente eine Atmosphäre, in der ich mich sofort wohlfühlte. Der Wirt hinter seiner quadratischen, sich mitten im Raum befindenden Bar erinnerte mich in seiner imposanten Erscheinung an einen Kämpfer im Ring, der auf den Gong wartet.
An der Bar bestellte ich mir erst einmal ein Bier und beobachtete den Wirt beim Umgang mit seinen Gästen. Seine lockere Art mit den Leuten umzugehen gefiel mir. Etwas später kam auch ich mit ihm ins Gespräch, ganz höflich stellte er sich mir vor. „Ich heiße Hannes“, dabei reichte er mir seine Hand über den Tresen. „Mein Name ist Jim“, erwiderte ich und hielt ihm sogleich meine Hand entgegen. „Was willst du trinken, ich gebe einen aus“, sagte Hannes mit einer rauen kräftigen Stimme. „Jägermeister!“
Ich muss dazu sagen, dass es nicht der einzige war, den Hannes mir an diesem Abend ausgegeben hat.
Obwohl zwischen Hannes und mir ein großer Altersunterschied bestand, verstanden wir uns von Anfang an super. Ich glaube, ich habe immer den coolen Vater in ihm gesehen. Er war immer da, wenn man ihn brauchte, und wenn ein Problem anstand, hat er geholfen, soweit es ihm möglich war … Meine Freizeit verbrachte ich in dieser Kneipe, entweder mit meinen Freunden beim Trinken, Abhängen und Spaß haben oder beim Zocken. Kein Limit zu haben, war in dieser Kneipe angesagt. Zwischendurch haben wir bei irgendwelchen Leuten, die in der Nachbarschaft wohnten, gekifft. In der Winterzeit war Schlechtwetter angesagt. Daher war es mir als Dachdecker nicht möglich, zu arbeiten. So musste ich mich für drei bis vier Monate arbeitslos melden, dass, so fand ich damals, hervorragend war. So konnte ich meine Zeit immer in der Kneipe verbringen. Immer pünktlich um neun Uhr sperrte Hannes die Kneipe auf. Mit einem Kaffee in der Hand begann der Vormittag für mich am Spielautomaten bis allmählich die richtigen Leute eintrudelten, um Karten zu spielen. Es wurde jeden Tag bis zur Sperrstunde gepokert. Danach ging es in geschlossener Runde weiter, manchmal sogar die ganze Nacht hindurch, solange man genügend Geld hatte. So manch einer verspielte sein ganzes Monatsgehalt und noch mehr. Ich war meistens bei den Gewinnern und hatte so immer genügend Geld in den Taschen, um zu zocken.
Es wurde aber nicht nur beim Poker um Geld gespielt, sondern auch beim Würfeln, Darts, Pool-Billard, Flipper … Genau genommen, es ging bei allen Spielen in der Kneipe um Geld.
Ab und zu fuhr ich auch ins Spielcasino. Es war interessant mit ansehen zu können, wie das Spielfieber am roulette-Tisch jeden in seinen Bann zog. Ob Arm oder Reich, jeder wollte nur das eine – zocken bis der Arzt kommt. Auch ich war infiziert von dem Flair. Das Risiko einzugehen, alles zu verlieren, war Adrenalin pur. Der sagenhafte Kick, den man bekam, wenn die Kugel vom Croupier in den Roulettekessel geworfen wurde. Wenn sie dann die Zahlen von Null bis 36 umkreiste und man darauf hoffte, dass sie bei der gesetzten Zahl liegen blieb. Letztendlich aber das Glück darüber entschied, in welchem Feld die kleine weiße Kugel liegen bleiben sollte.
Als ich an diesem Abend den Raum betrat, in dem die Luft schon brannte, war meine Spielleidenschaft sofort entflammt. Zielstrebig ging ich zum erstbesten Roulette-Tisch und setzte voller Euphorie meine ersten Jetons auf Rot – und gewann! Ich spielte und gewann immer wieder, bis ich Jetons im Wert von 17.000 DM in meinen Hosentaschen hatte. Zuerst wollte ich ja das Glück nicht überstrapazieren und wechselte deshalb meine Jetons in Bargeld. Eine schöne Summe, dachte ich mir noch, die mir eigentlich als Gewinn für diesen Abend reichen sollte. Als ich jedoch gerade gehen wollte, blickte ich noch einmal zum Roulette und sah, dass auf der Anzeige die Farbe Schwarz siebenmal in Folge gekommen war.
Ich hatte bis zu dieser Zeit immer vorsichtig gespielt und nie eine hohe Summe gesetzt, doch jetzt war ich mir sicher, den großen Wurf zu landen und setzte 5.000 DM auf Rot. Mein Puls raste, meine Hände schwitzten vor Aufregung, dann fiel die Kugel – 13 Schwarz. 5.000 DM waren auf einen Schlag verloren. Aber anstatt aufzuhören setzte ich noch einmal 5.000 DM auf Rot mit der Zuversicht, jetzt zu gewinnen. Der Croupier warf die Kugel und mein Blick wandte sich vom Tisch ab in der Hoffnung, dass sie bei einer geraden Zahl liegen bleibt. „17 Schwarz“, hörte ich den Croupier sagen, als die Kugel gefallen war und damit blieb mir fast das Herz stehen. Das konnte doch nicht möglich sein neunmal in Serie Schwarz. 7.000 DM hatte ich noch. Ich setzte noch einmal 5.000 DM, denn jetzt sollte doch endlich Rot kommen. Die Kugel rollte und fiel auf die Null damit hatte ich zwar noch nicht verloren aber auch nicht gewonnen. Das hieß, der Einsatz ist gesperrt. Sollte beim nächsten Spiel die Kugel auf die Farbe Rot fallen, erhalte ich mein Jetons zurück, ansonsten hätte ich auch diese verloren. Ich war schon ziemlich fertig, doch als die Kugel wieder auf Schwarz fiel, wäre ich am liebsten im Boden versunken. Jetzt waren nur noch 2.000 DM übrig, von diesem Betrag waren immerhin 1.500 DM Gewinn. Aber es war mir egal, jetzt musste Rot kommen und deshalb setzte ich mein restliches Geld auf diese Farbe. Es kam wie es kommen musste, das elfte Mal Schwarz, somit hatte ich in vier Spielen alles verloren.
Der Ärger über meine Dummheit, der in mir aufkam, war grenzenlos, wie konnte das nur passieren. In diesem schrecklichen Moment fühlte ich mich wie der größte Versager auf dieser Welt und hätte ich in diesem Augenblick eine Schusswaffe gehabt, dann hätte ich mich höchstwahrscheinlich erschossen. So aber wendete ich mich langsam von dem Spieltisch ab, um zu gehen. Auf der Treppe blieb ich ein letztes Mal stehen, um auf die Anzeigetafel des Roulette-Tisches zu blicken. Ich traute meinen Augen kaum, denn die schwarze Serie war nun gebrochen, auf der Tafel leuchtete die 12 in Rot. Ja, so kann das gehen. Ironie des Schicksals – wie gewonnen so zerronnen.
Auf der zweistündigen Heimfahrt hatte ich genügend Zeit, um über das Geschehene nachzudenken. Als ich zu Hause angekommen war, hatte ich mich entschlossen, niemals wieder in ein Spiel-Casino zu fahren. Die Freude am Zocken hatte mich in eine unkontrollierbare Spielsucht getrieben, die sich auf keinen Fall mehr wiederholen sollte. Diese Erfahrung war mir eine Lehre gewesen. Um dieses auch einhalten zu können und nicht wieder in Versuchung zu geraten, warf ich sicherheitshalber meinen kompletten Anzug zusammen mit den Schuhen in die Mülltonne. Ich hatte die Schnauze voll vom Zocken! Trost konnte mir jetzt nur der Schlaf bieten, so ging ich zu Bett.
Kapitel 7
DIE TOUR NACH BERLIN
Am nächsten Morgen, als ich aufwachte, waren meine Gedanken sofort wieder bei dem vielen Geld, das ich verloren hatte. Mein Frust darüber war immer noch ziemlich hoch. Trotzdem konnte ich das auch als ein positives Erlebnis für mich verbuchen, denn diese Erfahrung öffnete mir endlich die Augen. Das Spiel um Geld sollte im Alltag nicht mehr bestimmend für mich sein. Ich zog es vor, erst mal niemanden etwas von dem Debakel im Spielcasino zu erzählen, denn schließlich war es eine Sache, die nur mich etwas anging. Konsequent hielt ich mich die nächsten Tage vom Glückspiel fern. Zu meiner Überraschung machte es mir überhaupt nichts aus. Der Reiz, um Geld zu spielen, war für mich verloren. Stattdessen genoss ich es, mein Geld überschaubar auszugeben.
Ein paar Wochen später, als ich mit ein paar Kumpels in den frühen Morgenstunden an der Bar einer Disco das letzte Bier zur Sperrstunde trank, kam uns die spontane Idee, nach Berlin zu fahren, um uns dort etwas zum Rauchen zu besorgen. Nach ungefähr fünf Stunden Autofahrt kamen wir gegen Mittag gutgelaunt in Berlin an.
Wir beschlossen das Auto stehen zu lassen, um uns so auf Plätzen, die wir vom Hörensagen kannten, auf die Suche nach einem Dealer zu machen. Wir waren schon eine Zeitlang unterwegs, als wir an einem großen Spielsalon vorbeikamen, den wir uns einmal näher anschauen wollten. Hier konnte man in einzelnen Kabinen, ungesehen von anderen, an Automaten spielen.
Beim Vorbeilaufen roch es plötzlich verdächtig nach Gras. Obwohl es mindestens 30 Kabinen waren, konnten wir schnell die richtige ausfindig machen, denn nur aus einer kam dicker Rauch. Als ich den Vorhang zur Seite zog, erblickte ich einen Typen mit schulterlangem Haar, der mich grinsend ansah, und der zwischen den Fingern seiner linken Hand einen extrem großen Joint hielt. „Hi“, sagte ich und betrat die Kabine. „Hast du etwas zum Kiffen für mich und meine Freunde oder kannst du uns sagen, wo wir etwas kaufen können?“, fragte ich ihn, um gleich auf den Punkt zu kommen.
Er schaute mich an, zog erst einmal an seinem fetten Joint und meinte: „Klar, wenn ich hier fertig gespielt habe, zeige ich euch einen Laden, wo ihr etwas bekommt.“ Dabei hielt er mir seinen Joint rüber. Super, dachte ich und zog genüsslich an der riesigen Tüte. Ich war etwas misstrauisch, schließlich kannten wir den Typen nicht und wer weiß, wo er uns hinführen würde, deshalb fragte ich ihn, wie weit es denn bis zu diesem Laden sei? „Alles cool, es ist gleich hier um die Ecke“, meinte er.
Es dauerte eine Zeit, bis er so weit war, aber das Warten lohnte sich. Nach einem Zehn-Minuten-Fußmarsch kamen wir an einem etwas älteren Haus an. Die Tür war knallrot und eine Videokamera überwachte den Eingang. Eine Klingel suchte man hier vergeblich. Stattdessen winkte der Typ in die Kamera. Es dauerte ein wenig, dann öffnete sich die Tür und ein muskulöser Mann stand vor uns, der den langhaarigen Typen mit einem Lächeln begrüßte.
„Ich habe hier ein paar Jungs kennengelernt, die kommen aus Bayern. Die sind in Ordnung.“
„Also gut“, sagte er und lies uns eintreten. Was ich dann sah, war der Hammer. An den Tischen saßen Leute, die sich unterhielten, gemeinsam tranken und nebenbei Joints bauten oder schon eine Tüte rauchten. An der Theke konnte man sich nach einem Blick in die Karte sein gewünschtes Dope oder Marihuana bestellen. Zwanzig verschiedene Sorten gab es zur Auswahl.
HASCHISCHSORTEN GRASSORTEN
„Grüner Marokkaner“
„Thai Gras“
„Dunkelbrauner Sputnik“
„Skunk“
„Grün schwarzer Chocolata“ Crystal-Skunk
„Schwarzer Marokk“
„K2“
„Eier Marokk“
„Super Skunk“
„Pollen Shit“
„Libanese“
„Roter Libanese“
„Grüner Türke“
„Gelber Libanese“
„Schwarzer Afghane“
„Schwarzer Pakistani“
„Schwarzer Inder“
„Dunkelbrauner Kaschmir“
„Nepal Shit“
Da war ich baff denn Coffeeshops gab es eigentlich nur in Holland, so dachte ich. Ich hatte noch nie so eine große Auswahl an verschiedenen Sorten gesehen. Geschweige denn die Möglichkeit gehabt, diese auch zu kaufen. Ein absoluter Traum für jeden Kiffer und obwohl dieser Schuppen mit Sicherheit keine Lizenz hatte Haschisch und Marihuana zu verkaufen, kam es mir so vor, als würde das hier keinen interessieren. Da ich mich nicht entscheiden konnte, welche Sorten ich mir kaufen sollte, nahm ich einfach von jeder Sorte fünf Gramm. Als jeder von uns eingekauft hatte, machten wir es uns erst einmal an einem Tisch bequem, bestellten uns etwas zum Trinken und jeder von uns baute sich einen Joint vom Allerfeinsten.
So verbrachten wir mit dem Typen aus dem Spielsalon einen Abend in einem Club, den man nur durch Beziehungen kennenlernen konnte und der in der Kiffer-Szene wahrscheinlich als Top-Adresse galt, denn eigentlich hatten hier nur Club-Mitglieder Zutritt. Bis weit nach Mitternacht kifften wir, hörten Musik und unterhielten uns über alles Mögliche. Wir machten uns überhaupt keine Gedanken darüber, wo wir eigentlich übernachten wollten. Erst als Rich uns darauf ansprach. Eine gute Frage, denn in diesem bekifften Zustand waren wir nicht in der Lage, nach Hause zu fahren. Zudem war es schon der zweite Tag, an dem wir nicht geschlafen hatten.
Rich bot uns schließlich an, dass wir alle bei ihm pennen könnten. Er wohne zwar nicht alleine, so sagte er, und seine Wohnung sei auch nicht die größte, aber für eine Nacht würde das schon irgendwie reichen. Der Typ war wirklich schwer in Ordnung. Wir nahmen sein Angebot gerne an. Als wir etwas später alle bei ihm zu Hause eintrudelten und er die Wohnungstür öffnete, bat er uns erst einmal zu warten. Was ich dann zu sehen bekam, machte mir richtig Angst. Aus einem Zimmer der Wohnung streckten zwei Hunde ihren Kopf heraus. Obwohl, Hunde konnte man dazu nicht mehr sagen. Denn als beide im Flur bei ihrem Herrchen standen und zu uns rüber blickten, glaubte ich zwei Bären zu sehen. Oder hatte ich zu viel geraucht? „Es ist alles in Ordnung, kommt rein“, sagte Rich zu uns. Ganz langsam begaben wir uns in seine Wohnung und schlossen die Tür hinter uns. „Bist du dir sicher, dass die uns nichts tun?“, fragte ich Rich.
„Die schauen bloß, bleibt einfach cool …“ Jetzt verstand ich auch, warum er kein Problem damit hatte, fremde Leute bei sich übernachten zu lassen. „Was ist das für eine Rasse?“, fragte ich neugierig.
„Das sind Russischer Schwarze Terrier. Die wurden im Krieg extra dafür gezüchtet, nachts die Wachen lautlos auszuschalten, um in deren Lager eindringen zu können! Bei einer Größe von zirka 75 bis 85 Zentimeter und einem Gewicht bis zu 80 Kilo hatten die Soldaten keine Chance. Doch heute kann man diese Rasse bedenkenlos zu Hause halten.“ Wie ermutigend diese Aussage doch war, dennoch nahm ich mir vor, mich nicht hastig zu bewegen und ihnen vor allem nicht in die Augen zu schauen. Ihr Blick war nämlich furchteinflößend! Am liebsten wäre ich wieder gegangen, doch zwei Tage ohne Schlaf und die vielen Joints, die wir zusammen geraucht hatten, trugen letztlich dazu bei, dass ich vor Müdigkeit auf der Couch einschlief.
Irgendwann am Vormittag wachte ich auf, um mich herum lagen meine Kumpels und schliefen noch. Die schwarzen Terrier waren nirgendwo zu sehen. So glaubte ich aufstehen zu können, ohne dass es jemand mitbekommt, denn ich musste dringend auf die Toilette. Doch als ich mich von der Couch erhob, standen plötzlich die beiden Hunde vor mir. Erst jetzt bei Tageslicht sah ich, was für eine imposante Erscheinung diese Terrier waren. Ich dachte mir: Egal, in der Nacht haben sie mir und den anderen nichts getan, dann kann ich sie jetzt auch streicheln. Zu meinem Erstaunen schien ihnen das zu gefallen, denn beide wedelten mit ihrer wuscheligen langen Rute. Trotzdem hatte ich großen Respekt und war ehrlich gesagt froh, als Rich das Zimmer betrat. „Na, gut geschlafen?“, fragte er mit einem Schmunzeln. „Wollt ihr einen Kaffee?“
„Ja, gerne!“, antwortete ich dankbar.
Nach einem Joint, den wir zum Kaffee rauchten, war es an der Zeit, uns zu verabschieden. Eine nicht ganz alltägliche Bekanntschaft, die ich erst mit Rich und dann mit seinen Hunden gemacht habe, ging zu Ende. So begaben wir uns auf die Heimreise, mit den Taschen voller Dope und Gras. Als wir am Nachmittag wieder in unserem Gay ankamen und jeder wieder seiner Wege ging, war ich froh, dass bei der Heimfahrt alles glatt gegangen war. Den anschließenden Abend verbrachte ich alleine zu Hause. Beim Fernsehen rauchte ich gemütlich ein paar Joints und freute mich darüber, dass ich eine so große Auswahl an Haschisch und Marihuana hatte.
Kapitel 8
ENDE DER KNEIPENZEIT
Für mich war das Kiffen zu der Zeit stets ausreichend, doch einige meiner Kumpels, mit denen ich in der Perle zusammen war, griffen schon längst zu härteren Drogen. Speed und Koks wurden von ihnen schon seit längerem konsumiert, ohne dass ich es eigentlich richtig mitbekam. Das Kiffen war zur Nebensache für sie geworden, ein neuer Kick musste her, hieß es, als ich mich mit Horst über das Thema unterhielt. „Willst du auch einmal Koks schnupfen?“, fragte mich Horst. „Das ist der absolute Hammer. Da bist du der King“, schwärmte er. Ich lehnte dankend ab. Mir reichte es, Alkohol zu trinken und fast jeden Tag ein paar Joints zu rauchen. So machte ich mir keine großen Gedanken darüber, was die anderen machten, schließlich war es ihre Sache. Bis zu jenem Tag, als Max verstarb. Er war erst 25 Jahre alt, als man ihn zu Hause auf der Toilette fand. Eine Überdosis Heroin beendete sein kurzes Leben. Ich war total schockiert. Wir hatten so schöne Zeiten miteinander verbracht und nie hätte ich daran gedacht, dass er ein Fixer war. Wie konnte das nur so schnell gehen, fragte ich mich. Was war da bloß geschehen. Nicht nur Max war Heroinsüchtig gewesen, sondern auch Horst und noch ein paar andere hatten schon mit dieser Droge Kontakt.
Wie jeden Tag waren wir alle in der Perle, es sollte ein gemütlicher Abend werden, bei ein paar Bier und guter Unterhaltung verschwendeten wir keinerlei Gedanken daran, dass etwas aus dem Ruder laufen könnte. Plötzlich drängte sich ein mir nicht bekannter Typ zwischen uns und wollte Horst sofort draußen sprechen. „Was ist da los?“, fragte ich. „Macht der Schwierigkeiten?“
„Ist schon gut“, beschwichtigte uns Horst und ging mit ihm raus. Eigentlich musste ich mir um ihn keine Sorgen machen, denn ich wusste ja, dass er nie Angst hatte. Wenn es hart auf hart ging, zog sein Gegner immer den Kürzeren. Denn Horst war einer von der Sorte, der keine Gewissensbisse hatte, wenn er angegriffen wurde. Doch dieses Mal hatte ich mich getäuscht. Nicht ein Typ war an diesem Abend sein Gegner, sondern das Heroin, das sich Horst gedrückt hatte. Als Horst nach einer viertel Stunde immer noch nicht zurück war, sagte ich zu Ivo: „Komm, wir schauen mal nach, was da draußen vor sich geht.“
Vor der Kneipe war niemand zu sehen und so gingen wir auf die Suche. Wir liefen einmal um den Häuserblock bis hin zur Tiefgarage. Ich glaubte etwas gehört zu haben und so gingen wir langsam die Abfahrt hinab, um nachzuschauen. Zuerst bemerkten wir nichts, doch dann sah ich ihn.
Er lag regungslos am Boden neben einem Auto, dass Fixer-Besteck auf der Motorhaube. So wie es aussah hatte sich Horst einen Schuss gesetzt und war nach dem Druck zusammengebrochen. Eine Überdosis. Wir mussten sofort handeln, um sein Leben zu retten. Ivo rannte so schnell er konnte zurück zur Kneipe, um Hilfe zu holen. Ich fühlte inzwischen seinen Puls, der mittlerweile schon ganz schwach war. Seine Augen waren verdreht, so dass man keine Pupillen mehr sehen konnte. Das ganze sah beängstigend aus! Ich legte Horst in die stabile Seitenlage, mehr konnte ich nicht für ihn tun. Zehn Minuten dauerte es, bis der Notarzt eintraf. Mit ihm kamen auch die Polizei und der Krankenwagen.
Horst hatte Glück und überlebte die Überdosis. Dank der schnellen Hilfe. Für mich war klar, wie die Sache abgelaufen war. Horst traf in der Kneipe seinen Dealer, den er schon erwartet hatte. Draußen kaufte er dann das Heroin. Weil er wegen der krampfartigen Schmerzen, die er wahrscheinlich schon hatte, nicht mehr länger warten konnte, setzte er sich gleich vor Ort einen Schuss. In der Eile war er nicht vorsichtig genug und wollte einfach nur schnell den Schmerzen entfliehen. Das hätte ihn fast das Leben gekostet. Es war absolut traurig für mich zu sehen, dass Horst ein paar Tage später wieder auf Heroin war. Um seinem Drang auf die Droge nachzukommen, war ihm jedes Mittel Recht, an das Geld zu kommen, dass er dazu benötigte. Es wäre naiv gewesen zu glauben, dass man ihm helfen könnte. Unsere Freundschaft war nichts mehr Wert. Seinen körperlichen Verfall mitzuerleben, wurde für mich mit der Zeit abstoßend.
Die wunderschöne Zeit in der Perle neigte sich dem Ende zu. Die meisten meiner Kumpels hatten sich verändert, die Lockerheit war verloren gegangen. Was für sie nun zählte, war die Beschaffung von harten Drogen. Man sah sie kaum noch in der Kneipe und wenn doch, konnte man das Elend kaum noch ertragen. Um an Geld zu kommen, wurde alles versprochen, nur um sich Heroin kaufen zu können und sich dann den nächsten Schuss zu setzen. Ich hatte absolut keinen Bock mehr auf diese Scheiße. So war die Ära „Perle“ für mich nach sechs Jahren Geschichte.
Ücretsiz ön izlemeyi tamamladınız.