Kitabı oku: «Die Nadel des Todes», sayfa 4
5
Die Streifenpolizisten trafen nach wenigen Minuten am Ort ein und der Platzwart Nils Hansen, den die Streifenpolizisten gut kannten, erläuterte ihnen die vorgefundene Situation.
„Wer hat den leblosen Mann gefunden?“, fragte ein Streifenpolizist.
„Meine Frau“, erwiderte Heinz Schlosser.
„Wie ist ihr Name?“
„Heinz Schlosser und meine Frau heißt Ulrike.“
„Was wollte ihre Frau um diese Zeit in dem Duschraum?“
„Bestimmt nicht angeln“, antwortete er kurz angebunden und verwundert über diese nicht sehr intelligente Frage des Polizisten.
„Antworten sie bitte auf meine Frage.“
„Sie hatte einen Strandlauf gemacht und wollte duschen.“
„Wann hat ihre Frau den Mann gefunden?“
„Meine Frau kam gegen 22 Uhr vom Strandlauf zurück und ist sofort zum Duschen gegangen, wovon sie nach wenigen Minuten mit der Hiobsbotschaft des gefundenen toten Mannes zurückkam. Sie können demnach davon ausgehen, dass der Mann gegen 22 Uhr gefunden wurde.“
„Sind andere Personen am Fundort gesichtet worden?“
„Wir haben niemand gesehen.“
„Hat ihre Frau andere Personen gesehen?“
„Danach habe ich sie noch nicht gefragt“, sagte Heinz Schlosser.
„An dem Mann sind keinerlei äußere Verletzungen festzustellen. Ich gehe von einen normalen Todesfall, wahrscheinlich Herzversagen, aus“, stellte der Polizist fest und schaute die anwesenden Personen mit entschlossenem Blick an und wollte die Angelegenheit damit abschließen.
„Sind sie von ihrer These überzeugt?“, fragte nun Hauptkommissar Klaus Ullmann.
„Zweifeln sie an meiner Feststellung?“
„Ja.“
„Darf ich fragen, wieso?“
„Schauen sie sich den Mann genauer an. Er hat blau angelaufene Lippen und der Mundbereich riecht eigenartig. Ich glaube nicht, dass der Mann eines natürlichen Todes gestorben ist“, sprach Ullmann mit entschlossener Stimme und schaute dem Polizist fest in die Augen.
„Wer sind sie?“
„Klaus Ullmann.“
„Die Männer sind Kommissare und ermitteln in Mordprozessen“, schaltete sich nun Nils Hansen in das Gespräch ein.
„Kennst du die Männer?“, wurde Hansen gefragt.
„Ja.“
„Woher?“
„Sie sind Gäste auf unserem Campinggelände.“
„Können sie sich ausweisen?“, fragte nun der andere Streifenpolizist, der sich bis zu diesem Augenblick ruhig verhalten hatte.
„Selbstverständlich, aber wir haben unsere Ausweise selbstverständlich jetzt nicht bei uns, sondern in unseren Wohnwagen“, erwiderte Schlosser.
„Wie kommen sie nach Tossens?“, wollte er weiter wissen.
„Wir verbringen einen gemeinsamen Urlaub hier, nachdem wir bereits eine Woche an der Ostsee waren.“
„Darf ich sie nochmals fragen, nach der Aussage von Nils sind sie Kriminalkommissare.“
„Ja und gemeinsam auf Urlaub.“
„Wo arbeiten sie und was ist ihr Aufgabenbereich?“
„Wir sind bei der Mordkommission Brandenburg, Bereich Gewaltverbrechen, speziell Morde, tätig und das bereits seit vielen Jahren“, antwortete Klaus Ullmann.
„Wenn ich sie richtig verstehe, gehen sie in diesem Fall von keinem natürlichen Tod aus?“
„Die exakte Todesursache kann nach meiner Meinung nur eine Obduktion des Leichnams ergeben, aber es spricht nach meiner Auffassung einiges für ein Gewaltverbrechen“, beharrte Ullmann weiter.
„Ich glaube, ich kann mich ihrer Meinung anschließen, da mir hier auch einiges rätselhaft erscheint“, sprach der nunmehrige Wortführer der Streifenpolizisten
„Wie werden sie jetzt weiter vorgehen?“, fragte Ullmann.
„Ich werde sofort meine Vorgesetzten informieren und die Möglichkeit eines Gewaltverbrechens nicht ausschließen. Ich bitte sie, mit mir auf deren Entscheidung zu warten.“
„Selbstverständlich“, antworteten Ullmann und Schlosser. Der Streifenführer war wesentlich überlegter mit der Beurteilung der Situation umgegangen, als sein deutlich jüngerer Mitarbeiter.
„Kann ich zu Ulrike, ich glaube sie benötigt meine Unterstützung?“, fragte Heinz.
Klaus Ullmann schaute bewusst den Streifenführer an, um ihn in seiner Rolle als Herr der Situation zu bestärken und ihn in seinen Entscheidungen nicht zu beeinflussen.
„Ja, ich bin auch der Meinung sie sollten ihre Frau jetzt nicht allein lassen.“
„Danke“, erwiderte Schlosser.
„Es wird sich jedoch nicht umgehen lassen, ihrer Frau später einige Fragen zu stellen.“
„Ja. Meine Frau ist eine sehr starke Frau und wird die Situation meistern“, antwortete Hauptkommissar Heinz Schlosser mit fester Überzeugung und ging in Richtung Wohnmobil.
„Schicke bitte Philipp zu unserer Unterstützung her“, bat Ullmann Schlosser.
„Selbstverständlich“, sagte dieser.
„Wir müssen den vermeintlichen Tatort sichern“, sprach der Streifenführer.
„Richtig, aber wenn möglich unauffällig“, stimmte Ullmann zu.
„Wie soll das gehen?“, fragte nun der jüngere Streifenpolizist, der sich offensichtlich von seinem älteren Kollegen in den letzten Minuten zurückgesetzt gefühlt hatte, sich nun davon erholte und wieder in die Diskussion eingebunden werden wollte.
„Wir sind genügend Männer, wenn Philipp dazu kommt, da benötigen wir keine Sirenen oder ähnliches“, sagte Ullmann mit fester Stimme.
Klaus Ullmann und der wieder am Fundort eingetroffene Philipp Schroeder sowie die Streifenpolizisten verließen den Duschraum und begaben sich vor das Gebäude. Der Streifenführer bot allen eine Zigarette an und Klaus Ullmann griff zur Überraschung von Philipp sofort zu. Der Hauptkommissar war prinzipiell kein Raucher, aber in besonderen Situationen, wenn er sehr aufgeregt war, griff er gern zur Zigarette, was ihn nach seiner Meinung beruhigte. Die Situation war für die Kriminalisten, die sich im Urlaub befanden, aufregend genug und sie wussten nicht recht, wie sie sich verhalten sollten. Klaus Ullmann und Philipp hatten sich, ohne dass die Polizisten es bemerkten, verständigt sich vorerst zurückzuhalten und die Aktivitäten den ansässigen Revierbeamten zu überlassen.
„Ihren Urlaub haben sie sich bestimmt anders vorgestellt“, sagte der Streifenführer zu Ullmann.
„Da können sie sicher sein“, erwiderte Ullmann.
„Wie gefällt es ihnen an der Nordsee?“
„Prinzipiell gut, wobei der Strand nicht mit der Ostsee vergleichbar ist.“
„Da gebe ich ihnen recht. Ich war selbst bereits mehrere Male an der Ostsee, speziell auf Usedom. Die ganze Gegend ist sehr schön.“
„Ja, zu DDR-Zeiten war dies das Haupturlaubsziel der Bürger.“
„Konnte man problemlos an der Ostsee Urlaub machen?“, fragte sein Gesprächspartner.
„Es war nicht einfach, einen Urlaubsplatz an der Ostsee zu ergattern. Die offiziellen Urlaubsplätze wurden größtenteils zentral vergeben und auch bei der Vergabe von Campingplätzen gehörte viel Glück zum Erwerb eines Platzes. Zusätzlich kam hinzu, dass einige Bereiche durch Grenzsicherungsmaßnahmen für die Bevölkerung nicht zugängig waren“, erläuterte Ullmann. Er fand seinen Gesprächspartner im Verlaufe der letzten Minuten immer sympathischer und er hatte seinen ruhigen Umgang mit der Situation zu schätzen gelernt.
„Wissen sie, Herr Kommissar, wir sind im Umgang mit Gewaltverbrechen nicht sehr geübt. Ich kann mich nicht entsinnen, wann in unserer Umgebung in den letzten Jahren ein solches Verbrechen, falls es sich bei unserem Fall um ein derartiges Delikt handelt, geschehen ist.“
In diesem Augenblick läutete das Funktelefon der Polzisten.
„Ja“, meldete er sich und lauschte den Worten seines Gesprächspartners, wobei er wiederholt mit dem Kopf nickte, aber das Gespräch nicht unterbrach.
„Sollen die Gäste, ich meine die Kommissare, vor Ort bleiben?“, fragte er.
Nach einigen Sekunden und wiederholtem Kopfnicken wurde das Gespräch beendet und der Polizist schaute Klaus Ullmann an und sagte: „Sie sollen unbedingt vor Ort bleiben, sie werden noch gebraucht.“
„Wer sagt das?“
„Das war der Chef des Polizeireviers von Bremerhaven. Sie schicken sofort zuständige Mitarbeiter zu uns. Wir sollen uns nicht von der Stelle bewegen.“
„Was ist gemeint mit der Bemerkung, dass wir noch benötigt werden?“, fragte Ullmann verwundert.
„Die Frage kann ich nicht konkret beantworten, Herr Kommissar“, sagte sein Gegenüber und konnte ein Lächeln nicht verbergen.
„Irgendwie komme ich mir im Augenblick veralbert vor“, brummte der etwas erstaunte Hauptkommissar Klaus Ullmann und schaute Philipp Schroeder an.
„Ich weiß nicht, was gemeint ist“, antwortete dieser.
Die Zeit verging. Die Funkstelle hatte schon mehrmals die Streifenwagenbesatzung angefunkt, doch jedes Mal musste der Streifenführer darum bitten, andere Fahrzeuge einzusetzen, da er nach Weisung seines Vorgesetzten den Fundort nicht verlassen durfte.
„Allmählich könnten die Zuständigen bei uns eintreffen“, sagte Ullmann.
„Um diese Uhrzeit dauert es länger, da der Fährbetrieb bereits eingestellt ist und die Leute deshalb eine Umgehung fahren müssen, aber es kann nicht mehr lange dauern“, versuchte der Streifenführer Ullmann zu beruhigen. Sie rauchten eine weitere Zigarette und schauten aufs Meer.
„Was glauben sie, wann der Tod eingetreten ist?“, fragte der Streifenführer Klaus Ullmann.
„Der Mann hat noch eine gewisse Wärme, zumindest ist er nicht ausgekühlt.“
„Der Raum ist auch warm, was bei der derzeitigen Außentemperatur nicht ungewöhnlich ist.“
„Die Benutzung der Duschen schafft eine zusätzliche Wärme.“
„Wir sind circa zehn Minuten nach ihrem Anruf eingetroffen.“
„Ulrike hat den Mann gegen 22 Uhr gefunden.“
„Nach jetzigem Erkenntnisstand wird es keine Zeugen geben. Während wir hier sind, ist niemand zum Duschen vorbeigekommen. Viele der neuen Wohnmobile haben kleine eingebaute Duschen, sodass ihre Besitzer oder Mieter die öffentlichen Duschen nicht benötigen.“
„Dem kann ich mit ruhigem Gewissen zustimmen. Ich kenne alle Wagen, die bei mir auf dem Platz stehen und die überwiegende Mehrzahl der Fahrzeuge hat Duschen“, stimmte Platzwart Nils Hansen zu.
„Das Gelände ist eigentlich gut ausgeleuchtet, daher wundert es mich dennoch, wie ein möglicher Täter ungesehen den Ort verlassen konnte“, warf der Streifenführer ein.
„Wissen sie, um diese Uhrzeit haben sich die meisten Urlauber in ihre Wagen zurückgezogen und verbringen den Abend vor dem Fernseher.“
„Es gibt immerhin zwei Gaststätten auf dem Gelände.“
„Ja, aber um diese Uhrzeit sind dort nur wenige Gäste. Die Einwohner sind nach Hause gegangen und in den Gaststätten sind nur noch die Stammgäste und die sind zumeist mit ihren Problemen beschäftigt oder vertreiben sich mit irgendwelchen Spielen die Zeit. Diese Leute schauen nicht auf ihre Umgebung, zumal sie meist genügend Alkohol zu sich genommen haben. Es sind alles nur einfache Gaststätten ohne Übernachtung, sonst wäre die Chance, dort Zeugen zu finden, größer“, meinte der Platzwart.
„Dennoch stellt sich mir die Frage, wie sich der mögliche Täter vom Fundort entfernt hat“, sinnierte der Polizist und schaute sich um.
„Wenn man sich in der aufkommenden Dunkelheit, die jetzt eingetreten ist, unauffällig bewegt und sich in der Gegend gut auskennt, dürfte es kein Problem sein“, behauptete Hansen.
„Erklären sie das genauer“, wurde Hansen aufgefordert.
„Hinter der Düne auf der Landseite befindet sich ein gut befahrbarer Weg, der nur eine Fahrspur hat und selten genutzt wird. Der Täter kann auch mit einem Fahrrad gekommen sein und dieses unauffällig an der bewachsenen Seite der Düne gut versteckt haben. Sein einziges Problem, wo er hätte gesehen werden können, ist der Weg von den Sanitäreinrichtungen zur Düne oder er war ganz frech und ist einfach auf dem Gelände Richtung Düne gelaufen, weil er sich, nachdem er sich gut umgeschaut hatte, sicher war, das niemand auf dem unterwegs war“, stellte der Platzwart seine These auf.
„Interessante Gedanken“, sprach Ullmann.
„Werden die Sanitäreinrichtungen nachts geschlossen?“, fragte Ullmann Nils Hansen.
„Nein, sie sind stets geöffnet.“
„Ich frage mich ständig, was der Mann in den Duschen für Frauen wollte. War er eventuell orientierungslos oder war es die Absicht des Täters?“, fragte Philipp.
„Es gibt viele offene Fragen“, kam die Antwort und die Männer schauten wieder aufs Meer.
Sie waren bereits bei der dritten Zigarette und warteten auf die zuständigen Ermittler.
6
Nach ungefähr dreißig Minuten trafen die benachrichtigten Beamten am Fundort ein. Sie gingen auf die Wartentenden zu und stellten sich vor.
„Hauptkommissar Volker Steinbruch, Kommissarin Gitte Vorweg und Doktor Olaf Windisch“, wurden vom Hauptkommissar vorgestellt.
„Klaus Ullmann, meine Freunde Heinz Schlosser und Philipp Schroeder“, erwiderte Ullmann.
„Wann haben sie den Mann gefunden?“, erkundigte sich Hauptkommissar Volker Steinbruch.
„Die Frau meines Freundes hat den Mann vor ungefähr vierzig Minuten gefunden.“
„Haben sie am Fundort etwas verändert?“
„Nein, wir wissen mit solchen Situationen umzugehen.“
„Ich weiß, habe diesbezüglich Erkundigungen eingezogen“, entgegnete Steinbruch.
„Wie meinen sie diese Äußerung?“, fragte Ullmann erstaunt.
„Dazu kommen wir später. Bitte lassen sie uns zuerst die Fakten prüfen.“
„Einverstanden.“
„Es sind keine äußerlichen Anzeichen eines Kampfes sichtbar, die auf eine Gewalttat schließen könnten. Haben sie die Personalien überprüft?“, wollte Steinbruch wissen.
„Ich sagte ihnen bereits, dass wir nichts verändert haben, aber Herr Hansen, der Platzwart des Campingplatzes, kennt die Person.“
„Um wen handelt es sich bei dem Gefundenen?“
„Nach Aussage von Herrn Hansen ist der Gefundene Hans Lohse. Er ist als Lehrer an der Schule in Burhave tätig und soll einen leicht zweifelhaften Ruf besitzen.“
„Ist er bereits kriminell aufgefallen?“
„Nach Aussage von Herrn Hansen nicht, aber er soll einen Ruf als sogenannter „Schürzenjäger“ und bereits mehrere Affären gehabt haben.“
„Das stempelt ihn noch nicht zu einem Verbrecher, da könnte ich mehrere Bekannte aufführen“, erwiderte Klaus Ullmann mit einem Lächeln an Volker Steinbruch.
Kommissar Steinbruch machte auf Klaus Ullmann einen guten und sicheren Eindruck und ging nicht überstürzt an die Ermittlungen. Er wirkte sehr sachlich und der Verlauf des Gespräches brachte die beiden Hauptkommissare näher zusammen.
„Der Tote ist noch nicht völlig ausgekühlt. Die Tat, wenn es eine ist, liegt höchstens eine Stunde zurück“, meldete sich Doktor Olaf Windisch.
„Danke, Herr Doktor“, sagte Steinbruch und an Ullmann gewandt: „Doktor Windisch ist kein Gerichtsmediziner, aber es war gegenwärtig kein Gerichtsmediziner greifbar, sodass ich ihn gebeten habe, uns zu helfen. Aber auf diese allgemeine Problematik unserer personellen Besetzung komme ich nochmals zu sprechen.“
„Was halten sie als Todesursache für möglich?“, fragte Steinbruch den Mediziner.
„Auf den ersten Blick schwer zu sagen, da keinerlei äußere Anzeichen von Gewalt sichtbar sind. Es kann sich um ein normales Herzversagen handeln, wobei mich die deutliche Verfärbung seiner Lippen und die weit aufgerissenen Augen des Mannes irritieren, diese passen nicht in das Bild eines Infarktes“, erläuterte der Arzt und schaute seine Gesprächspartner an.
„Halten sie ein Gewaltverbrechen für möglich?“, wollte Hauptkommissar Steinbruch wissen.
„Diese Frage kann ich nicht beantworten, dazu müsste der Mann gerichtsmedizinisch untersucht werden, aber für gänzlich unmöglich halte ich es nicht“, entgegnete Doktor Windisch.
„Gut, Herr Doktor, ich danke für ihre Hilfe“, sprach Steinbruch und wandte sich wieder Ullmann zu.
„Nach Lage der gegenwärtigen Erkenntnisse halte ich ein Verbrechen durchaus für möglich und ihr Bestehen auf genauere Untersuchung des gefundenen Mannes auf die Möglichkeit einer Straftat für richtig, auch wenn wir gegebenenfalls am Ende der Untersuchung keine relevanten Erkenntnisse gewinnen sollten. Aber lassen sie uns zunächst gemeinsam alle Fakten durchgehen“, schlug Steinbruch vor.
„Ich möchte ihre Untersuchungen nicht beeinflussen“, erwiderte Ullmann.
„Ich freue mich über unsere Zusammenarbeit und werde sie zu gegebener Zeit näher über unsere Problematik informieren“, sagte Steinbruch mit ruhiger Stimme und schaute Ullmann fest in die Augen.
„Sie reden in Rätseln“, gestand Ullmann.
„Ich sagte doch, dazu später, ich warte auf einen wichtigen Anruf. Der Zeitpunkt des Todes muss zwischen 21.30 und 22 Uhr liegen, falls ihre Angaben stimmen. Der Arzt hat diesen Zeitpunkt gleichfalls bestätigt. Die Lage des Mannes erscheint mir merkwürdig und sehr verkrampft, so als wolle er auf etwas hinweisen. Es ist jedenfalls nach meiner langjährigen Erfahrung eine seltsame Lage und die weit aufgerissenen Augen sollen uns irgendetwas sagen“, resümierte Steinbruch.
„In dieser Hinsicht gebe ich ihnen völlig recht, es ist eine merkwürdige Lage.“
„Der Mann ist völlig bekleidet und hat keinerlei Kosmetikartikel bei sich, welche darauf hindeuten könnten, dass er zum Duschen in diesen Raum gekommen ist.“
„Ja, und dabei handelt es sich um den Duschraum der Frauen“, stimmte Ullmann zu.
„Wollte er sich mit einer Frau hier treffen?“, überlegte Steinbruch.
„Das wäre bei den Affären, die man ihm nachsagt, eine Möglichkeit.“
„Vielleicht wollte er sich vor jemanden verstecken und nicht gesehen werden und hat dabei aus Versehen die Duschräume der Frauen betreten.“
„Gegenwärtig sind das alles Spekulationen“, erwiderte Klaus Ullmann.
„Das Umfeld des Mannes muss gründlich durchleuchtet werden.“
„Ich schlage vor, wir befragen zunächst den Platzwart, der den Mann kennt, vielleicht kann er uns erste Hinweise geben“, sagte Steinbruch.
„Nochmals Herr Hauptkommissar, ich werde mich nicht an ihren Ermittlungen beteiligen und überlasse ihnen die Arbeit, es ist ihr Kompetenzbereich“, sprach Ullmann.
„Wie gesagt, dazu vielleicht später. Sie sind ein sehr erfahrener Kriminalist und sind sicher an der Aufklärung interessiert und ihre Meinung bedeutet mir sehr viel“, beharrte Steinbruch.
„Was mich am Aussehen des Mannes irritiert ist, dass er Sandalen trägt und noch dazu Socken übergezogen hat, dies ist für einen Strandspaziergang sehr ungewöhnlich“, überlegte Ullmann.
„Das stimmt, entweder geht man barfuß oder trägt nur Sandalen, aber Sandalen und Socken als Bekleidung für einen Strandbummel ist ungewöhnlich“, stimmte Steinbruch zu.
„Man könnte dem Mann nach seinem Ableben die Socken übergezogen haben?“, sinnierte Ullmann.
„Eine sehr waghalsige These, dann wäre es eine geplante Tat“, sprach Steinbruch.
„Ja, aber ich denke, wir beide haben in unserer langjährigen Tätigkeit auf dem Gebiet der Verbrechensbekämpfung schon manche Unmöglichkeit erlebt.“
„Da muss ich ihnen zustimmen. Lassen sie uns jetzt mit Herrn Hansen sprechen“, sagte der vom Bremerhavener Revier zuständige Hauptkommissar Volker Steinbruch und ging auf den Chef des Campingplatzes zu.
„Sie kennen den gefundenen Mann?“, war die erste Frage an ihn.
„Ja, aber nur oberflächlich.“
„Wie meinen sie das?“
„Wir sind uns nur selten persönlich begegnet, sodass von einer Bekanntschaft kaum die Rede sein kann.“
„Aber sie wissen, wer der Mann ist?“
„Ja und ihn kennen viele, aber die meisten nur vom Reden.“
„Werden sie bitte etwas konkreter!“, wurde er aufgefordert.
„Hans Lohse ist als sehr intelligent und aufgeweckt bekannt. An der Schule ist er als Lehrer sehr beliebt und mir sind diesbezüglich keine Klagen bekannt, aber dazu sollten sie die Mitarbeiter der Schule genauer befragen. In der Gegend gibt es viele Gerüchte über merkwürdige Frauenbekanntschaften, die meist nur von kurzer Dauer waren.“
„Können sie über diese Bekanntschaften konkreteres sagen?“
„Eigentlich nicht, ich kenne diese Geschichten auch nur vom Erzählen.“
„Können sie über seine Familie Auskunft geben?“, fragte Steinbruch.
„Dazu kann ihnen sein Bruder sicherlich mehr berichten.“
„Sie kennen seinen Bruder?“
„Ja, er besitzt die Gaststätte ‚Rondell‘, gegenüber von uns.“
„Sie meinen die Gaststätte an den Dünen?“
„Ja, es brennt noch Licht, obwohl Ulf meistens pünktlich 22 Uhr schließt.“
„Was wissen sie über den Bruder des toten Mannes?“, erkundigte sich Volker Steinbruch.
„Ulf ist sehr beliebt. Seine Gaststätte besitzt einen guten Ruf und seine Küche ist für gutes Essen bekannt. Er ist stets freundlich und sein Personal spricht nur Lobeshymnen über ihn. Er setzt sich gern zu seinen Gäste zu einem Plausch, da er der Auffassung ist, dass man seine Kundschaft gut bewirten muss, damit sie wiederkommt. Und da viele seiner Gäste Bewohner des Campingplatzes sind, lohnt sich das Geschäft. Viele der Wohnmobilbesitzer ziehen es vor, sich ihre Mahlzeit im Wohnwagen zuzubereiten und um diese Urlauber in seine Gaststätte zu locken, bietet er oft Sondergerichte zu reduzierten Preisen an. In den Wintermonaten, wenn die Gaststätte geschlossen ist, arbeitet er in seinem Café am Markt in Nordenham. Dieses gehört ihm ebenfalls und wird von seiner Frau geführt, die gleichfalls sehr beliebt ist und Ulf bei jeder passenden Gelegenheit hier besucht und gern durch das Watt spazieren geht. Sie sagt, diese Spaziergänge sind gut für ihr Gefühlsleben und sie könnte dabei sehr gut abschalten.“
„Standen die Brüder in engem Kontakt?“
„Sie trafen sich gelegentlich, so oft es die Zeit von Hans Lohse zuließ, aber ich bin mir sicher, dass Ulf sehr an seinem Bruder hing, wobei dies nach außen nicht immer so wirkte“, behauptete Hansen.
„Woraus schließen sie diese Erkenntnis?“
„Ulf hat seinen Bruder stets vor Anfeindungen verteidigt, wenn wieder einmal wilde Gerüchte bezüglich einer neuen Affäre im Umlauf waren, dabei konnte er regelrecht ausrasten und sein gegenüber beschimpfen. Ich glaube jedoch nicht, dass sie einen regelmäßigen familiären Kontakt pflegten, denn Ulfs Frau war Hans gegenüber nicht sehr aufgeschlossen und sie verachtete seine ständigen Affären.“
„Fürs Erste bedanke ich mich bei ihnen, Herr Hansen“, beendete Steinbruch die Befragung von Ulf Lohse und wandte sich wieder Klaus Ullmann zu.
„Ich möchte nochmals in aller Kürze die vorliegenden Ergebnisse durchgehen.“
„Einverstanden“, stimmte Ullmann zu.
„Bei dem gefundenen Mann handelt es sich um Hans Lohse, was sein Ausweis sowie die Aussage von Herrn Hansen bestätigen. Zum jetzigen Zeitpunkt können wir nicht mit Sicherheit feststellen, was zum Tod des Mannes führte. Sein Ableben kann auf ein normales Herzversagen als auch auf ein Verbrechen zurückzuführen sein. Der Tod trat gegen 22 Uhr ein und es gibt keine Zeugen. Für mich ergeben sich aus den Tatbeständen folgende Fragen:
1 Was wollte der Mann im Frauenduschraum?
2 Wieso trug er für einen eventuellen Strandspaziergang solch ungewöhnliche Kleidung?
3 Wieso hat der Mann solch ungewöhnlich blaue Lippen und einen eigenartigen Geruch?
4 Was will uns sein starrer Blick sagen?“
„Für mich hat sein Blick einen überraschten Ausdruck“, ergänzte Klaus Ullmann.
„Da stimme ich ihnen zu. Dieser Ausdruck ist für mich ein Zeichen der völligen Überraschung, was die logische Konsequenz nach sich zieht, dass er sein Gegenüber, falls es sich hier um ein Tötungsdelikt handelt, kannte.“
„Dieser Überlegung setzt jedoch voraus, dass er hier mit einer Person verabredet gewesen sein muss und für uns ergibt sich die Frage, wer ist diese Person ist und welchem Zweck diese Verabredung diente.“
„Ja, es gibt viele ungeklärte Fragen. Als Erstes muss das nähere Umfeld der gefundenen Person durchleuchtet werden“, schlug Steinbruch vor.
„Ihren Worten entnehme ich, dass sie von einem unnatürlichen Tod des Mannes ausgehen?“, sagte mit fragenden Blick Ullmann.
Heinz Schlosser, der sich ebenso wie Philipp Schroeder bisher nicht an dem Gespräch der beiden Hauptkommissare beteiligt, sondern nur aufmerksam zugehört hatte, bemerkte: „Für mich liegt hier ein Verbrechen vor.“
„Was sind deine Gründe dafür?“, fragte Ullmann überrascht.
„Bei der toten Person handelt es sich um einen, meiner Ansicht nach, kerngesunden jungen Mann. Er war als Sportlehrer tätig, kannte sicher seine körperliche Konstitution und war außerdem, wie es bei Sportlehrern vorgeschrieben ist, zu den ständigen Untersuchungen. Ich glaube nicht an einen natürlichen Tod des jungen Mannes, der sicherlich gut durchtrainiert war, zudem weißen der unnatürliche Mundgeruch und die blauen Lippen für mich eindeutig auf ein Verbrechen hin“, fasste Schlosser seine Meinung zusammen und Philipp Schroeder stimmte ihm mit einem Kopfnicken zu.
Steinbruch und Ullmann schauten sich an und beide mussten den Ausführungen von Heinz Schlosser zustimmen.
Klaus Ullmann fragte Volker Steinbruch: „Wie wollen sie weiter vorgehen?“
„Das ist eine berechtigte Frage und ich hoffe, ich kann ihnen bald eine Antwort geben“, erwiderte der Hauptkommissar als sein Handy klingelte.
„Ja, ich bin vor Ort“, meldete er sich und lauschte den Worten seines Gesprächspartners.
„Ja, die befinden sich auch vor Ort“, kam nach längerer Zeit eine Antwort von Steinbruch auf eine wahrscheinlich gestellte Frage.
„Wie ist der weitere Ablauf geplant und ist alles sicher abgestimmt“, erwiderte Steinbruch und Ullmann lauschte den Worten.
In der Zwischenzeit war es bereits kurz vor Mitternacht geworden und es leuchtete auf dem riesigen Campingplatzgelände nur die notwendige Wegebeleuchtung. Die Urlauber hatten sich alle bereits zur Ruhe begeben und in dem Restaurant auf der Düne waren die Lichter erloschen. Das Restaurant „Rondell“ war noch erleuchtet, wahrscheinlich stand es kurz vor der Schließung.
Hauptkommissar Steinbruch war noch immer mit seinem Gespräch beschäftigt, als das Handy von Hauptkommissar Ullmann läutete und er verwundert auf das Display schaute und dabei seinen Freunden einen fragenden Blick zuwarf.
„Ullmann“, meldete er sich und war noch verwunderter als er die Stimme seines Vorgesetzten, des Polizeipräsidenten von Brandenburg, vernahm.
„Ich freue mich ihre Stimme zu hören“, sagte der Präsident.
„Was ist der Zweck ihres Anrufes?“, erkundigte sich Ullmann.
„Wie ist ihr Urlaub verlaufen?“, erkundigte sich sein Vorgesetzter.
„Bis jetzt sehr schön“, antwortete er.
„Das freut mich für sie und ihre Freunde.“
„Ich weiß immer noch nicht, welchem Zweck ihr Anruf dient?“
„Herr Hauptkommissar, ihnen ist sicherlich bekannt, dass es seit einigen Jahren eine enge Abstimmung zwischen den einzelnen Ländern gibt und in wichtigen Fällen gegenseitige Unterstützung gewährleistet wird. Sie erleben diese Situation nicht zum ersten Mal. Mich erreichte vom zuständigen Präsidium eine Anfrage zur Unterstützung und wie mir bekannt ist, sind sie in diesem Fall bereits teilweise involviert und die Ehefrau von Hauptkommissar Schlosser hat nach meinen Kenntnissen den Leichnam persönlich. Die Anfrage des zuständigen Präsidiums lautet auf mögliche Unterstützung durch unser Präsidium, da dieses sich auf Grund akuten Personalmangels nicht im Stande sieht, den Fall zu bearbeiten, zudem zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht sicher von einen gewaltsamem Verbrechen ausgegangen werden kann. Unter der Maßgabe, dass die weiteren Schritte mit Hauptkommissar Steinbruch abgestimmt werden, habe ich mich bereit erklärt sie und ihre Freunde an der Aufklärung der möglichen Straftat mitarbeiten zu lassen. Sie haben die volle Verantwortung und sind gegenüber den ansässigen Beamten, außer Hauptkommissar Steinbruch, voll weißungsberechtigt. Für eine Unterkunft sind meinerseits glücklicherweise keine Schritte erforderlich, wenn sie weitere Unterstützung benötigen bin ich zu jedem Zeitpunkt für sie erreichbar, meine private Handynummer ist ihnen ja bekannt“, beendete der Polizeipräsident seine ersten Ausführungen.
„Sind ihre Anweisungen für mich bindend?“, fragte Ullmann.
„Ja, in vollem Umfang“, bestätigt der Vorgesetzte.
„Ihnen ist bekannt, dass wir uns im Urlaub befinden?“, fragte Ullmann nach.
„Ist mir bekannt, die entsprechenden Formalitäten dazu klären wir, wenn ihre Tätigkeit in diesem Fall beendet ist und sie sich wieder an ihrem eigentlichen Arbeitsplatz befinden, das gleiche gilt für Hauptkommissar Heinz Schlosser und Kommissarin Jana Schubert. Ich bin mir sicher, dass ich mich auch in diesem Fall voll auf ihre Bereitschaft und hohe fachliche Kompetenz stützen kann. Mit ihren Mitarbeitern hier vor Ort werde ich diese Problematik morgen besprechen und bin mir sicher, auf deren Bereitschaft setzen zu können, denn in ihrer Abteilung herrscht eine gute und stets unterstützende Atmosphäre, was auf ihr gutes menschliches Einfühlungsvermögen zurückzuführen ist“, lobte der Polizeipräsident den Hauptkommissar und musste dabei ein verschmitztes Lächeln auf dessen Gesichtszüge zaubern, denn Ullmann war sich bewusst, diese Worte dienten seinem Vorgesetzten zur Unterstützung seiner Festlegung.
„Wo soll hier vor Ort unser Arbeitsplatz sein?“, erkundigte sich Ullmann.
„Sprechen sie dieses Problem bitte mit Hauptkommissar Steinbruch ab, das kann ich von hier nicht klären.“
„Wer soll uns bei der Arbeit unterstützen?“
„Auch dieses Problem müssen sie mit den ansässigen Beamten klären.“
„Nach ihren Worten haben wir bis jetzt keinerlei Unterstützung“, murrte Ullmann leicht.
„Ich weiß, aber ich konnte diese Anfrage nicht negativ beantworten, da uns die dort ansässigen Mitarbeiter bereits mehrmals bei der Bearbeitung anderer Aufgaben in beispielhafter Weise unterstützt haben und ich bin mir sicher, sie werden jede Unterstützung bekommen. Hauptkommissar Volker Steinbruch ist als einer der Besten bekannt und arbeitet sehr umsichtig und sachlich. Ich bin überzeugt, sie werden sich gut verstehen und bei ihrer Zusammenarbeit wird es keine Probleme geben“, erwiderte der Präsident.
„Ich habe noch eine Frage und eine Bitte“, sprach Ullmann.
„Ich werde alles in meiner Macht stehende tun, um ihre Bitte zu erfüllen.“
„Der Tod des Leichnams wurde von einem ansässigen Arzt bestätigt. Der Doktor ist jedoch kein Gerichtsmediziner und hat auf diesem Gebiet keinerlei Erfahrung und wie mir Hauptkommissar Steinbruch bereits mitteilte, ist die Gerichtsmedizin in Bremerhaven gegenwärtig, auf Grund krankheitsbedingter Ausfälle, völlig überlastet und nicht zu genaueren Untersuchung des Leichnams fähig. Für uns ist jedoch eine endgültige Aussage bezüglich der Todesursache von entscheidender Bedeutung, für eventuelle weitere Ermittlungen“, sagte Ullmann.
Ücretsiz ön izlemeyi tamamladınız.