Kitabı oku: «Was geschah mit Lotte L», sayfa 3

Yazı tipi:

Ria Ludwig wollte nach der Rückkehr in die Gaststätte auf die Toilette gehen, als sie plötzlich ein heftiges Streitgespräch im Flur vor den Toiletten hörte. Sie war überrascht, da alle Gäste bester Stimmung waren und blieb vor dem Gang stehen und erkannte die Stimmen von Lotte Leiser und ihrer Geschäftspartnerin Ute Schmelzer, die sie von gelegentlichen Besuchen des Cafe kannte.

„Warum hast du das getan?“, fragte Frau Schmelzer.

„Es ist für unser Cafe das Beste.“

„Du hättest mich fragen müssen.“

„Ich muss überhaupt nichts“

„Ich bin schließlich Mitinhaberin des Cafes.“

„Aber nur zu 49 Prozent, ich habe 51 Prozent und damit die Mehrheit“, raunzte Lotte Leiser ihre eigentliche Freundin und Teilhaberin an.

„Seit wann läuft dieses miese Spiel?“, wollte Ute Schmelzer wissen.

„Ungefähr drei Monate.“

„Die ganze Zeit hast du mir den Umbau verschwiegen?“

„Den geplanten Umbau, entschieden ist noch nichts.“

„Wann hat der Vermieter dir das Angebot zur Nutzung, der über dem Cafe freigewordenen Wohnung als Erweiterung unterbreitet?“

„Ich sagte doch vor ungefähr drei Monaten.“

„Wann hast du den Architekten den Auftrag zum Planungsentwurf, einschließlich Grobkalkulation, ohne mein Wissen, erteilt?“

„Vor zwei Monaten, ich war mir nicht im Klaren wie du auf eine Erweiterung unseres Cafe reagieren würdest, aber ich bin davon ausgegangen, dass wir auf Grund des guten Besuches unserer Einrichtung eine Erweiterung prüfen sollten.“

„Das hast du alles hinter meinen Rücken entschieden“, empörte sich Ute.

„Hab dich nicht so, es wird zu unserem Besten sein.“

„Weil du es so entschieden hast.“

„Bildest du dir ein, ich bin an einen Bankrott unseres Unternehmens interessiert, ich will nur einen höheren Gewinn für uns“, giftete Lotte Leiser zurück.

„Woher nimmst du das Geld für den Architekten?“

„Von unserem gemeinsamen Restaurantkonto.“

„Also auch von meinem Geld. Wir hatten zu Beginn unserer Zusammenarbeit beschlossen, alle finanziellen Entscheidungen gemeinsam zu treffen. Hast du das vergessen?“

„Nein, aber ich wollte mir erst Klarheit verschaffen, schließlich sind bei einem eventuellen Umbau einige bauliche Veränderungen notwendig.“

„Du hättest mich dennoch fragen müssen, denn ich gehe davon aus, dass die notwendigen baulichen Veränderungen eine Schließung des Cafe erfordert und damit für gewisse Zeit eine finanzielle Einbuße. Deshalb lehne ich die Erweiterung ab.“

„Nun sei nicht stur, an so einem schönen Tag wie heute möchte ich mich nicht ärgern“, bat Lotte Leiser ihre Freundin um Verständnis.

„Wenn du deine Absicht nicht ändern möchtest, steige ich aus unserer Vereinbarung aus und du musst mich auszahlen“, sagte in barschen Tonfall Ute Schmelzer.

„Woher soll ich das Geld nehmen?“

„Das ist mir völlig egal, du hast mich hintergangen und ich verspreche dir, dass du diese Entscheidung bereuen wirst“, sprach Ute und ließ Lotte Leiser stehen, rauschte mit rotem Kopf an Ria vorbei Richtung Ausgang, während nach wenigen Sekunden Lotte Leiser mit einem verzweifelten Gesichtsausdruck an Ria vorüberging und sichtlich um Fassung bemüht war und Ria anlächelte.

„Lasst uns feiern wie die Finnen“, rief plötzlich Onkel Franz.

„Und wie feiern die Finnen?“, fragte die Gäste leicht verwundert.

„Wie die Russen“, erwiderte darauf mit heftiger Stimme Onkel Franz und alle fielen in das entstandene heftige Lachen ein und setzten sich an ihre Plätze.

Nach Verzehr des reichlich gedeckten Büfetts nahm die Feier einen feucht fröhlichen Verlauf und es wurde, nach Klängen eines Alleinunterhalters, den ebenfalls Lotte Leiser organisiert hatte, fröhlich und munter getanzt. Im Saal herrschte eine sehr gute Stimmung und das Brautpaar und die Eltern des Brautpaares waren mit dem Ablauf der Feier sehr zufrieden. Selbst die etwas betagten Hochzeitsgäste verweilten länger, als prinzipiell vorgesehen. Die Familien Ludwig überlegten sich den Verkauf ihrer gegenwärtigen Häuser und den Rückkauf des Elternhauses, einschließlich der neuen Nutzung der bestehenden Räumlichkeiten der Villa. Sie kamen zu dem Entschluss die Villa gemeinsam zu bewohnen und für ihre Kinder und deren Nachkommen Wohnraum zu schaffen, was einen teilweisen Umbau der gegenwärtigen Räumlichkeiten erforderte. Den baulichen Umbau wollte Lars mit seiner Firma durchführen und die Finanzierung sollte aus dem Erlös ihrer derzeitigen Häuser erfolgen. Gegen Mitternacht verabschiedeten sich die meisten Hochzeitsgäste und ihnen war die Dauer der Feier deutlich anzumerken, da die Feier gegen 12.00 Uhr, nach der kirchlichen Trauung begonnen hatte. Die Gäste waren über den Verlauf der Feier sehr zufrieden und alle waren voll des Lobes und bedankten sich bei den Gastgebern. Peter Ludwig sagte zu Lotte Leiser: „Kommst du mit, eine Zigarette rauchen?“

„Aber gern“, erwiderte Lotte.

Die beiden sagten zu ihren Ehepartnern, dass sie kurz auf eine Zigarette vor die Gaststätte gehen würden und diese waren einverstanden. Nachdem zirka dreißig Minuten vergangen waren und Lotte und Peter noch nicht zurück waren, sagte Lars Ludwig: „Wie lange rauchen die beide?“

„Vielleicht rauchen sie eine Schachtel leer“, erwiderte Heinrich Leiser.

„Ich wusste nicht, dass Peter so ein starker Raucher ist“, entgegnete Lars.

„Wenn Peter aufgeregt ist, raucht er und bildet sich ein, damit Probleme lösen zu können, was natürlich nicht der Fall ist“, sprach Ria.

„Ich gehe sie suchen“, schlug Lars vor.

Die Familien Ludwig und Heinrich Leiser standen auf und begaben sich vor die Gaststätte und hofften Peter und Lotte dort zu sehen, was jedoch nicht der Fall war. Sie schauten sich verwundert an und begannen im Umkreis der Gaststätte nach den beiden zu suchen und riefen ständig ihre Namen, ohne eine Antwort zu erhalten. Sie hatten das gesamte Umfeld der Gaststätte abgesucht und fanden keine Spur von ihnen. Sie wurden immer nervöser und Lars fragte Heinrich leiser: „Ist es möglich, dass sie sich vor uns verstecken und nicht gesehen werden wollen, weil sie Liebesspiele treiben?“

„Was erlaubst du dir?“, fragte entrüstet Ria.

„Das Liebesleben von Lotte Leiser ist bekannt“, entgegnete Lars.

„Peter würde mich niemals betrügen“, sagte mit scharfer Stimme Ria.

„Entschuldige, ich wollte Peter nichts unterstellen, aber ich bin leicht nervös und wir müssen alle Möglichkeiten in Betracht ziehen“, erwiderte Lars.

„Lass uns zu Hause anrufen, vielleicht sind sie nach Hause gegangen“, schlug Maria Ludwig vor.

„Wir versuchen es erst auf den Handys“, sagte Ria und wählte die eingespeicherte Nummer ihres Mannes und bekam keine Antwort, auch Lotte war auf ihrem Handy nicht erreichbar. Sie suchten noch eine weitere Stunde bis Lars sagte: „Wir müssen die Polizei anrufen.“

„Was willst du ihnen sagen?“

„Wir sollten eine Vermisstenanzeige aufgeben.“

„Ich glaube kaum, dass die Polizei beim Verschwinden von zwei erwachsenen Menschen bereits nach drei Stunden mit der Suche beginnt.“

„Du kannst durchaus recht haben, aber ich halte es für besser die Meldung so früh wie möglich abzusetzen, vielleicht sind sie in einen Unfall verwickelt und die Polizei kann die umliegenden Kliniken abfragen“, beharrte Lars.

„Wo soll hier ein Unfall geschehen sein, dass hätten wir mitbekommen.“

„Es ist nur eine verzweifelte Vermutung von mir. Ich muss ehrlich gestehen, ich kann mir ihr Verhalten nicht erklären“, sagte mit verzweifelter Stimme Lars.

Nach weiteren dreißig Minuten ergebnisloser Suche entschloss sich Ria Ludwig, die Vermisstenanzeige ihres Mannes und von Lotte Leiser bei der Polizei abzugeben. Wie erwartet nahm der Beamte die Anzeige entgegen und sagte, dass bis zur polizeilichen Suche weitere Stunden vergehen müssten, da es sich um erwachsene Menschen handelt und ihr Verschwinden vielfältige Gründe haben kann. Auf Drängen von Ria Ludwig sagte der Beamte, dass er jedoch sofort seinen Vorgesetzten über den Vorgang in Kenntnis setzen werde, da das gleichzeitige Verschwinden von zwei Personen, nach stundenlanger Suche ihrer Familien, ungewöhnlich sei. Die Familien Ludwig ging in das Haus von Peter und Ria Ludwig und Heinrich Leiser ging ebenfalls nach Hause und versprach, beim Erscheinen seiner Frau sie sofort darüber zu informieren, was die Familien Ludwig ebenfalls tun wollten. In der Zwischenzeit war es bereits 3.00 Uhr und von Peter Ludwig und Lotte Leiser fehlte weiterhin jede Spur.

3

Lotte Leiser und Peter Ludwig waren von ihren Entführern in ein Versteck mitten im Wald in der Umgebung von Neustrelitz gebracht worden. Sie wurden vor der Gaststätte in ein Auto geschleppt, wobei ihnen von ihren Entführern profimäßig der Mund zugehalten wurde und sie mit auf den Rücken verschränkten Armen keinen Widerstand leisten konnten und die Überraschung der Tat sie in gewissem Maße widerstandslos machte. Beide wussten nicht, was dieser Angriff gegen ihre Person bezweckte. Die Entführer banden ihnen nach kurzer Fahrt mit dem Fahrzeug die Augen zu und hatten bis zu diesem Zeitpunkt kein Wort gesprochen. Sie wurden in ein verwildertes Gebäude gebracht, was die Entführer anscheinend bewusst ausgewählt hatten. Das Gebäude war ein alter Schuppen, der zur Zeit des 1. Weltkrieges errichtet worden war und vermutlich zum Verstecken von Menschen diente, die verfolgt wurden. Das Gebäude war ein Flachbau und seit vielen Jahren unbenutzt und niemand in der Umgebung konnte sich an diesen Bau erinnern. Das Dach des Hauses war ebenerdig und der Zugang war nur durch eine Treppe möglich, die nach Abhebung einer Platte sichtbar wurde. Durch den ebenartigen Zugang wurde die Auffindung des Gebäudes erschwert, was zum Zeitpunkt der Errichtung des Hauses bezweckt wurde. Im Gebäude war ein Raum mit Schlafmöglichkeiten, ein Eimer und einen Esstisch, ansonsten waren keine weiteren Gegenstände oder Einrichtungen im Raum. Der Raum war auf Grund seiner Lage im Erdreich sehr feucht und muffig, besaß jedoch einen Elektroanschluss, aber keinen Wasseranschluss. Die Entführer waren sich sicher, dass ihre Geisel in dem Gebäude nicht gefunden wurden, da der Standort des Gebäudes zur jetzigen Zeit unbekannt war und deren Erbauer bereits gestorben waren. Die Entführung war fast bilderbuchmäßig abgelaufen und die Geiseln hatten kaum Widerstand geleistet. Seit der Entführung waren jetzt bereits acht Stunden vergangen und Peter Ludwig und Lotte Leiser lagen auf dem feuchten Fußboden des Raumes und es war ihnen kalt, denn die Entführer hatten sie einfach auf dem Fußboden gelegt und waren ohne ein Wort gegangen. Die Geisel waren an Händen und Füssen gefesselt, aber ihnen war die Augenbinde abgenommen worden. Auf Grund der Finsternis im Raum konnten sich die Geisel nicht sehen, aber sie wussten, dass der andere im Raum war, so dass Peter Lotte fragte: „Schläfst du?“

„Wie soll ich hier schlafen können“, kam die weinerliche Antwort.

„Wie geht es dir?“

„Ich friere unsäglich.“

„Mir geht es ähnlich. Was haben die Leute mit uns vor?“, fragte Peter.

„Keine Ahnung, wenn du es nicht weißt.“

„Was soll ich wissen?“

„Wie wir in diese Lage gekommen sind.“

„Ich habe nicht die geringste Vermutung und sehe keinen Anlass für unsere wahrscheinliche Entführung.“

„Unsere Leute werden uns sicherlich suchen.“

„Bestimmt und gewiss haben sie bereits eine Vermisstenanzeige aufgegeben, welche die Polizei hoffentlich mit Hochdruck bearbeitet“, sprach Peter.

„Wie spät ist es?“, wollte Lotte wissen.

„Keine Ahnung, es ist ja stockfinster, aber ich nehme an, dass es bereits früh am Morgen ist und unsere Familien zum Frühstück sitzen.“

„Denkst du, sie können jetzt in Ruhe frühstücken?“, fragte Lotte.

„Keine Ahnung“, antwortete Peter und im Raum kehrte wieder Stille ein. Die beiden waren mit ihren Gedanken beschäftigt, als sie plötzlich Geräusche vernahmen und nach einer Weile die Gegenwart von Menschen spürten und der Raum in Licht getaucht wurde. Im Raum standen zwei völlig maskierte Gestalten und schauten verächtlich auf ihre Geisel.

„Wie geht es Ihnen?“, fragte der etwas Größere.

„Eine blödere Frage geht nicht“, schnauzte Peter ihn an.

„Sie dürfen nicht frech zu uns werden, dann geht es ihnen noch schlechter.“

„Was wollen Sie von uns?“, fragte mit piepsender Stimme Lotte.

„Von Ihnen überhaupt nichts.“

„Warum sind wir dann hier?“

„Sie sind nur Mittel zum Zweck.“

„Wie können Sie dann unsere offensichtliche Entführung erklären?“, fragte Peter.

„Ihnen müssen wir nichts erklären.“

„Wollen Sie Geld?“

„Auch.“

„Was ist der eigentliche Zweck der Entführung?“

„Wir sind Ihnen keine Rechenschaft schuldig und werden weitere Fragen nicht beantworten“, sagte er mit entstellter Stimme.

Die beiden Entführer, bei denen der leicht größere unmissverständlich der Boss war, waren gänzlich in schwarz gekleidet und hatten in ihrer Maske lediglich ein Mundloch und zwei Schlitze für die Augen, aber sie blieben stets in angemessene Entfernung ihrer Geisel, um jede spätere Wiedererkennung zu vermeiden.

„Wir haben Ihnen zwei Luftmatratzen und einige Decken mitgebracht, weil wir auf ihre Gesundheit bedacht sind. Mein Partner wird ihnen jetzt die Matratzen aufblasen und Sie können sich dann zur Ruhe legen.“

„Sie sind sehr auf unser Wohl bedacht“, spöttelte Peter.

„Ja, tot nützen Sie uns nichts“, antwortete zynisch der Boss.

„Wie lange wollen Sie uns gefangen halten?“

„Das hängt nicht von uns ab.“

„Hat Ihnen jemand den Auftrag für unsere Entführung gegeben?“, wollte Peter wissen.

„Das kann Ihnen gleichgültig sein“, schrie der Boss Peter an.

„Bestimmt wird schon nach uns gesucht, denn ich bin sicher, unsere Familien haben unser plötzliches Verschwinden der Polizei gemeldet.“

„Das wird Ihnen nicht helfen, Ihr Versteck ist völlig unbekannt.“

Der Partner des Bosses war inzwischen mit dem Aufblasen der Luftmatratzen fertig und hatte sie in zwei voneinander getrennte Ecken des Raumes platziert. Er breitete die mitgebrachten Decken aus bot zuerst Lotte Leiser eine Decke zum Einwickeln ihres frierenden Körpers an. Sie hatte bereits leichte Erfrierungserscheinungen, denn ihr Hochzeitskleid war nicht für die Kälte des Raumes ausgelegt.

„Wir haben Ihnen Lebensmittel mitgebracht, denn Sie werden Hunger verspüren, obwohl das Büfett der Feier bestimmt üppig war.“

„Wie sollen wir mit verbundenen Händen essen?“, fragte Peter.

„Wenn man Hunger hat, geht vieles, außerdem lassen wir Ihnen Wasser da, denn trinken ist sehr wichtig und wie ich Ihnen bereits sagte, sind wie sehr auf Ihre Gesundheit bedacht.“

„Ich muss auf die Toilette“, sagte Lotte.

Die beiden Geiselnehmer schauten sich überrascht an, denn mit dieser Problematik hatten sie anscheinend nicht gerechnet. Der Boss überlegte fieberhaft und fand anscheinend keine richtige Lösung, bis er nach einiger Zeit sagte:

„Gut, Sie können im Freien ihren Toilettengang erledigen, aber mein Partner wird Sie begleiten“, entschied er.

„Ich lass mir beim Pinkeln nicht gerne zuschauen“, empörte sich Lotte.

„Es wird Ihnen nichts anderes übrig bleiben“, lächelte der Boss Lotte an.

„Ich muss mich auch erleichtern“, sagte nun Peter.

„Für Sie ist das kein Problem, aber Sie bewache ich persönlich“, sprach der Boss.

Während seines Toilettenganges kam Peter Ludwig der Gedanke an eine Flucht, aber er verwarf diesen Gedanken sehr schnell, als er die Entschlossenheit seines Bewachers an dessen Mimik abgelesen hatte.

„Wie sollen wir unseren Toilettengang erledigen, wenn Sie nicht da sind oder bleiben Sie jetzt ständig hier?“, erkundigte sich Peter.

„Wir lassen das Licht an und Sie können den Eimer in der Ecke benutzen“, entschied der Boss.

Nachdem Peter und Lotte ihren Toilettengang im Freien beendet hatten und wieder im Raum in ihren Decken eingehüllt waren, fragte Peter:

„Was geschieht weiter mit uns?“

„Für den heutigen Tag haben Sie genügend Lebensmittel und Trinkwasser, so dass Sie versorgt sind, zudem wird Ihnen die Decke genügend Wärme spenden, so dass Sie nicht frieren müssen. Wir kommen gegen Abend nach dem Rechten sehen, bis dahin müssen Sie sich die Zeit allein vertreiben“, sprach der Boss und wendete sich der Öffnungslucke zu. Sein Partner, der während des ganzen Aufenthaltes der Geiselnehmer in der Unterkunft kein Wort gesprochen hatte, folgte ihm. Die Geiselnehmer hatte die Beleuchtung angelassen und Peter überlegte die Möglichkeit des Herausschraubens der Glühbirne und deren etwaige Nutzung zum Durchschneiden ihrer Fesselung, musste aber Einsehen das diese Möglichkeit nicht realisierbar war, offensichtlich hatten ihre Entführer diese Möglichkeit getestet.

Nachdem ihre Entführer verschwunden waren, sagte Peter zu Lotte, in dem Bestreben, ihr Hoffnung für ihre baldige Erlösung zu machen:

„Versuche zu schlafen, unsere Familien haben bestimmt alles Mögliche unternommen und wir werden bald gefunden.“

„Ich hoffe du hast recht“, erwiderte Lotte und schloss die Augen.

4

In den Diensträumen der Mordkommission Brandenburg herrschte an diesem Sonntag reger Betrieb, obwohl keiner der Mitarbeiter zum Bereitschaftsdienst eingeplant war. Der Polizeipräsident hatte Hauptkommissar Ullmann, Hannelore Meister, Jana Schubert, Philipp Schroeder sowie die Sekretärin Frau Schneider zu einer dringenden Beratung ins Präsidium bestellt. Zusätzlich waren Kommissar Torsten Fleischer, Leiter der Spezialabteilung und Hauptkommissar Heinz Schlosser, Leiter der Abteilung für Sexualverbrechen, zu der Sonderbesprechung gebeten worden und alle warteten auf das Erscheinen ihres Vorgesetzten und ahnten bereits, dass etwas Besonderes vorgefallen sein muss, denn die Einberufung einer derartigen Besprechung an einem Sonntag war ungewöhnlich. Es war kurz vor 14.00 Uhr und für zu diesen Zeitpunkt hatte ihr Vorgesetzter den Beginn der Besprechung angesetzt. Alle Anwesenden waren von dieser Besprechung überrascht und zum Teil von Ausflügen oder Gartenfeste, die sich bei diesem herrlichen Wetter direkt aufzwängten, abberufen worden.

„Weißt du, weshalb wir hier sind?“, fragte Heinz Schlosser seinen Freund und langjährigen Partner bei vielen komplizierten aufzuklärenden Verbrechen.

„Ich weiß so viel wie du oder weiß jemand mehr?“, fragte Ullmann und schaute sich um.

Die Anwesenden schüttelten mit dem Kopf und Frau Schneider sprach:

„Ich könnte in der verbleibenden Zeit bis der Präsident erscheint für uns alle Kaffee ansetzen“, und wartete auf Zustimmung, die sie durch allseitiges Kopfnicken erhielt.

„Unsere Frau Schneider ist eine Perle“, scherzte Torsten.

„Es ist nicht nur wegen des Kaffees, aber ich muss etwas tun.“

Pünktlich 14.00 Uhr erschien der Polizeipräsident im Dienstzimmer und begrüßte alle Anwesenden mit einem Kopfnicken. Er trug mehrere Aktenordner bei sich, die er gelassen vor sich auf den Tisch legte. Nachdem er sich im Raum umgesehen hatte und mit Befriedigung feststellte, dass alle bestellten Mitarbeiter anwesend waren, begann er mit seinen Ausführungen: „Ich möchte mich zuerst bei Ihnen bedanken, dass Sie es ermöglichen konnten, an dieser Sondersitzung teilzunehmen, aber Sie werden nach Beendigung meiner Ausführung die Notwendigkeit dieser Maßnahme verstehen. In den letzten Stunden sind in Neuruppin und Wesenberg zwei Verbrechen begangen worden, deren schnelle Aufklärung dringend erforderlich ist. Das eine Verbrechen ist die Flucht von zwei Gefangenen aus dem Justizzentrum Neuruppin und das zweite ist die höchstwahrscheinliche Entführung zweier erwachsener Personen in Wesenberg. Die Flucht der beiden Häftlinge in Neuruppin basiert meiner Einschätzung nach auf einer groben Verletzung der Dienstvorschriften beziehungsweise Schlamperei, wobei eine gewisse Unterbesetzung des Personals durchaus eine Rolle spielen könnte. Den beiden Flüchtlingen gelang am gestrigen Vormittag die Flucht und bis zum gegenwärtigen Zeitpunkt konnte ihr derzeitiger Aufenthaltsort, trotz sofort eingeleiteter Suchmaßnahmen, nicht ermittelt werden. Bei den beiden Personen handelt es sich um Claudius Wolle und Ulli Bender. Einige Ausführungen zu ihnen:

Claudius Wolle

Er beging in der Nacht vom Freitag zum Samstag einen Einbruch in einen Juweliergeschäft in Neuruppin und wurde am Samstagvormittag verhaftet. Die Beute beträgt ungefähr 40.000 Euro und einige wertvolle Schmuckstücke, deren Aufenthaltsort er bisher nicht preisgegeben hat. Er war bis zu seinem Einbruch polizeilich nicht aktenkundig und unbescholten.

Ulli Bender

Er ist bereits aktenkundig und hat mehrere Straftaten begangen und einige Jahre in Haft verbracht. Er hat Sexual- und Gewaltverbrechen begangen und einige Taten in diesem Zusammenhang. Er gilt als äußerst brutal und gewalttätig und scheut nicht vor Einsatz von Schusswaffen zurück. Er hat viele Bekannte in der Ganovenszene und wird bei seiner jetzigen Flucht mit Claudius Wolle diese Beziehungen versuchen für sich einzusetzen.

Über den Vorgang des Ausbruches der beiden möchte ich jetzt nicht ins Detail gehen, dies können Sie später in dem Ordner nachlesen, den ich Ihnen nach Abschluss unserer Besprechung übergeben werde.

Das zweite Verbrechen, die Entführung von Lotte Leiser und Peter Ludwig wurde heute Nacht begangen, wobei es zu dieser Entführung noch keine exakten Beweise gibt, aber die Schilderung des Ereignisses durch verschiedene Zeugen, vor allem der Familienmitglieder, lässt leider keinen anderen Schluss zu. Die Entführung erfolgte im Rahmen der Hochzeitsfeierlichkeiten der Kinder der entführten Personen. Bei den entführten Personen handelt es sich um erfolgreiche Unternehmer und allseits beliebte und in Wesenberg bekannte Persönlichkeiten.

Peter Ludwig

Er ist Eigentümer einer Aufzuchtanlage für Karpfen und Forellen. Er betreibt die Anlage gemeinsam mit seiner Frau Ria, die im Wesentlichen für den ökonomischen Bereich sowie für Bestellungen zuständig ist. Er besitzt in Wesenberg einen guten Leumund ist scheint allseits beliebt. Zum Unternehmen gehören, nach meinen Ermittlungen, die leider in der kurzen Zeit nicht vollständig sind, ungefähr fünfzehn Mitarbeiter. Die Mitarbeiter gehören zum Personal der Betreuung der Fische, wozu auch die Beckenreinigung und andere damit zusammenhängende Vorgänge gehören, als auch zu den Verkaufsläden. Zur Familie gehören seine Frau Ria und der Sohn, der am Sonntag geheiratet hat, sowie sein Bruder Lars und seine Gattin Maria.

Lotte Leiser

Sie ist Teilhaberin eines gut gehenden Cafes in der Fußgängerzone in Neustrelitz. Sie ist allgemein beliebt und in mehreren Vereinen tätig und tritt oft als Sponsor verschiedener Veranstaltungen auf. Sie ist blond und nach verschiedenen Aussagen eine sehr attraktive Frau, die dieses Bild auch gern zum Ausdruck bringt. Ihre Tochter war die Braut des Paares der Hochzeitsfeier. Sie ist sportlich und geht oft joggen. Sie wird als sehr lebenslustig geschildert und zudem werden ihr mehrere Affären nachgesagt, wobei ihr Mann nicht an diese Affären glaubt und stets zu Lotte Leiser hielt. Lotte Leiser ist mit Heinrich Leiser verheiratet, der als Informatiker in einem größeren Betrieb in der Umgebung von Berlin arbeitet. Heinrich Leiser lebt mehr zurückgezogen und geht voll in seiner Tätigkeit als Abteilungsleiter auf. Er leistet viele Überstunden und durch die Arbeit von Lotte Leiser, die sich im Cafe oftmals bis in die späten Abendstunden hinzieht, sehen sich die beiden Eheleute oftmals einige Tage nicht.

Zum jetzigen Zeitpunkt kann nicht eingeschätzt werden, ob es einen Zusammenhang zwischen den beiden Taten gibt. Vom zeitlichen Ablauf ist diese Möglichkeit gegeben und Ulli Bender ist diese Entführung durchaus zuzutrauen, was voraussetzt, dass sich die beiden Flüchtlinge noch in der Umgebung von Neuruppin oder Neustrelitz bewegen. Wir müssen jedoch gleichzeitig von der Tatsache ausgehen, dass es sich bei den beiden Verbrechen um getrennte Vorgänge handelt. Die Lage ist äußerst prekär und setzt unsere vollste Konzentration voraus. Bis jetzt habe ich von einer Information der Öffentlichkeit abgesehen, um eine weitere Eskalation der Situation zu vermeiden. Sie können sich sicherlich vorstellen, welche Hysterie unter der Bevölkerung herrschen wird, wenn bekannt wird, dass ein mehrfach vorbestrafter Sexualverbrecher geflohen und auf freiem Fuß ist. Eine ebenso große Hysterie könnte im Fall des Bekanntwerdens der Entführung entstehen. Ungesehen dieser Fakten bin ich mir völlig bewusst, dass das Bekanntwerden beider Fälle sich nicht wird vermeiden lassen. Die Mitarbeiter des Justizzentrums konnte ich zum Stillschweigen verpflichten, was bei den Verwandten oder im Freundeskreis der Entführten leider unmöglich ist, so dass sich in kürzester Zeit wilde Gerüchte über das Verschwinden von Peter Ludwig und Lotte Leiser in Umlauf sein werden. Es ist gleichfalls davon auszugehen, dass sich nach Bekanntwerden der Situation die Presse auf diese Vorgänge stürzen wird. Ich habe deshalb festgelegt, dass alle Aussagen gegenüber der Presse nur von mir erteilt werden und damit offiziellen Charakter tragen. Ich bitte sie diese Festlegung grundsätzlich zu beachten.“

Der Präsident, der die letzten fünfzehn Minuten ununterbrochen gesprochen hat, gönnte sich eine kleine Pause und schaute in die Runde seiner Mitarbeiter, die ihn weiterhin gespannt ansah, bevor er fortfuhr:

„Die Kompliziertheit der vorliegenden Situation und die Bedeutung der schnellen Ergreifung der Täter, sowohl der Flüchtlinge als auch der Entführer oder beides gleichzeitig hat mich zu einer besonderen Maßnahme genötigt gesehen. Sie haben sich sicherlich über die kurzfristige Einberufung der jetzigen Besprechung gewundert und ich bitte sie die ihnen bevorstehende Aufgabe konzentriert abzuarbeiten, um weiteres Unheil zu verhindern. Ich habe, in Übereinstimmung und Absprache aller zuständigen Abteilungen und Dezernate, den Einsatz einer Sonderkommission mit der Bezeichnung ‚SOKO Flucht‘ festgelegt und gleichzeitig deren personelle Zusammensetzung. Das ist der Grund ihrer Anwesenheit, Sie sind mit sofortiger Wirkung als Mitglieder der Sonderkommission tätig. Die Sonderkommission wird von Hauptkommissar Klaus Ullmann geleitet. Die von mir gewählte Zusammensetzung der Kommission erfolgte unter dem Gesichtspunkt der vorgefallenen Taten. Ich hoffe die Arbeit der Sonderkommission verläuft problemlos und wird uns in kürzester Zeit zum Erfolg führen und ich bitte Sie um Verständnis meines Entschlusses. Frau Hannelore Meister wird im Präsidium bleiben und die Verbindung zwischen der Sonderkommission und mir aufrechterhalten und für den Fall meiner Unerreichbarkeit, die in verschiedenen Fällen möglich sein kann, alle Fakten sammeln. Ich weiß, dass heute Sonntag und sehr schönes Wetter ist, aber Sie müssen Ihre Tätigkeit unverzüglich aufnehmen. Es ist mir gelungen, in Rheinsberg für die ‚SOKO Flucht‘ als Lagezentrum eine Villa bereitzustellen. Ihnen stehen alle Räumlichkeiten der Villa zur alleinigen Nutzung zur Verfügung. Für Ihre Übernachtung stehen Ihnen jeweils Zweibettzimmer zur Verfügung. Gegenwärtig wird die Villa durch unser technisches Personal aufgerüstet, so dass Ihnen sämtliche technischen Mittel zur Verfügung stehen. Wie ich bereits erwähnte, ist die Fahndung nach den beiden entflohenen Gefangenen in vollem Gange und die Wohnungen der beiden entführten Personen wird zum jetzigen Zeitpunkt durch unsere Techniker eingerichtet, so dass alle eingehenden Gespräche aufgenommen und mitgeschnitten werden können. Ich hoffe, ich habe Ihnen die besten technischen Voraussetzungen für Ihre Arbeit bereitgestellt. Ich gehe davon aus, dass Sie Ihre Familien über Ihre Abstellung für die anstehende Arbeit informieren möchten, wobei ich Sie bezüglich der Aufgabe um größte Diskretion bitte. Leider lässt sich der Zeitpunkt der Dauer Ihrer Abstellung nicht bestimmen, so dass Sie Ihre Familien dementsprechend in Kenntnis setzen müssen. Ich freue mich über Ihre Einsatzbereitschaft und wünsche uns allen viel Erfolg und eine schnelle Aufklärung der Fälle oder des einen Falles. Für die Aufnahme Ihrer Arbeit habe ich für jeden von Ihnen eine Akte anlegen lassen, die es Ihnen ermöglicht, einen ersten Eindruck der Problematik zu gewinnen. Sie enthält auch die Fotos der Geflohenen und auch der entführten Personen. Hauptkommissar Ullmann bitte ich, mich stets auf dem Laufenden der Bearbeitung zu halten und ich werde mich, falls erforderlich, persönlich in die Ermittlungen einschalten und zum gegebenen Zeitpunkt an die Öffentlichkeit wenden.“

Der Präsident übergab jeden der Anwesenden die erwähnte Akte und verabschiedete sich von den Mitgliedern der neu eingesetzten Sonderkommission. Nachdem er den Raum verlassen hatte, herrschte im Raum Schweigen und alle waren mit ihren Gedanken beschäftigt. Hauptkommissar Ullmann brach nach den Minuten des Schweigens die Stille und sagte: „Ja, damit haben wir anscheinend an diesen herrlichem Sonntag alle nicht gerechnet. Ich schlage vor, wir lesen die nächsten dreißig Minuten die Akte durch, damit wir einen ersten Überblick gewinnen. Anschließend ersuche ich, euch mit euren Familienmitgliedern, Ehefrauen, Lebenspartner oder anderen wichtige Personen in Verbindung zu setzen und eure zeitweise Abwesenheit zu erläutern, ohne, wie unser Vorgesetzter bereits erwähnte, auf die Gesamtsituation einzugehen. Es ist jetzt kurz vor 15.00 Uhr und ich lege fest, dass wir unsere erste gemeinsame Besprechung 19.00 Uhr im Lagezentrum in Rheinsberg durchführen, meiner Meinung nach ist die Zeit ausreichend, um alle persönlichen Angelegenheiten bis dahin erledigt zu haben. Der Standort der Villa, die uns die nächsten Tage als Lagezentrum dienen wird, ist in der Akte aufgeführt. Meiner Ansicht nach ist es am besten, wenn wir mit unseren Privatfahrzeugen nach Rheinsberg fahren, denn ich erwarte, dass wir einige dienstliche Fahrten zu Vernehmungen oder Befragungen erledigen müssen und der Einsatz von polizeilichen Dienstwagen ist für den Fall unserer Ermittlungen nicht sinnvoll.“

Ücretsiz ön izlemeyi tamamladınız.

Türler ve etiketler
Yaş sınırı:
0+
Litres'teki yayın tarihi:
23 aralık 2023
Hacim:
270 s. 1 illüstrasyon
ISBN:
9783957446121
Telif hakkı:
Автор
İndirme biçimi:
epub, fb2, fb3, ios.epub, mobi, pdf, txt, zip

Bu kitabı okuyanlar şunları da okudu