Kitabı oku: «Schöpfer der Wirklichkeit», sayfa 3

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Die Geschichte einer persönlichen Transformation

Ich möchte Ihnen ein wenig von Erfahrungen berichten, die ich vor 20 Jahren gemacht habe und die mich dazu bewegten, das Potenzial des Gehirns zu erforschen: die Macht des Gehirns, unser Leben zu verändern. 1986 war ich 23 Jahre alt. Ein knappes halbes Jahr zuvor hatte ich meine erste eigene chiropraktische Praxis in Südkalifornien eröffnet und verbuchte pro Woche schon eine beachtliche Menge von Patienten. Meine Praxis befand sich in La Jolla, einem Tummelplatz von Wochenend-Supermännern und Weltklasse-Athleten, die verbissen trainierten und sich mit derselben Intensität um ihren Körper kümmerten. Ich hatte mich darauf spezialisiert, sie zu behandeln. Während meiner Ausbildung in Chiropraktik befasste ich mich nebenher intensiv mit Sportmedizin. Nach meinem Examen hatte ich meine Nische gefunden und füllte sie aus.

Ich war erfolgreich, weil ich mit diesen getriebenen Patienten viel gemeinsam hatte. Ich war ebenfalls getrieben und höchst fokussiert. Wie sie hatte auch ich das Gefühl, jeder Herausforderung gewachsen zu sein. Ich hatte meine Ausbildung anderthalb Jahre früher als üblich – und mit sehr guten Noten – abgeschlossen. Jetzt führte ich ein klasse Leben, mit einer Praxis am La Jolla-Boulevard in Strandnähe und einem BMW. Eben das typische kalifornische Bild.

Mein Leben bestand aus Arbeiten, Laufen, Schwimmen, Radfahren, Essen und Schlafen. Die sportlichen Aktivitäten waren Bestandteil meines Triathlon-Trainings; Essen und Schlafen waren zwar notwendige, trotzdem oft vernachlässigte Tagesordnungspunkte. Ich sah meine Zukunft vor mir ausgebreitet wie ein Büffet: lauter köstliche Entscheidungsmöglichkeiten.

Die ersten drei Monate dieses Jahres hatte ich auf ein Ziel hingearbeitet: den Triathlon von Palm Springs am 12. April.

Das Rennen fing schon nicht gut an. Weil doppelt so viele Teilnehmer aufgetaucht waren wie erwartet, ließen die Organisatoren nicht alle gleichzeitig starten, sondern teilten sie in zwei Gruppen. Als ich zum Einchecken am Sammelpunkt auftauchte, stand die erste Gruppe bereits knietief im See und fingerte an ihren Brillen und Kappen herum, um sich startbereit zu machen.

Während einer der freiwilligen Helfer mir eine Nummer aufs Bein schrieb, fragte ich einen der Organisatoren, wann meine Gruppe dran wäre. »In etwa zwanzig Minuten«, erwiderte er. Noch bevor ich mich bedanken konnte, schallte jedoch ein Startschuss über den See. Der Mann sah mich an und meinte achselzuckend: »Geht wohl doch schon los.«

Ich konnte es kaum glauben, fasste mich aber schnell, rannte Richtung Umkleidebereich und sprintete barfuß um ein Ende des Sees, um zum Startbereich zu gelangen. Obwohl ich ein paar Minuten nach den anderen aus meiner Gruppe ins Wasser kam, befand ich mich schon bald mitten im Pulk zwischen einer Unzahl durchs Wasser wirbelnder Gliedmaßen. Während ich mich vorwärtskämpfte, musste ich mir bewusst machen, dass die Zeit lief und wir noch einiges vor uns hatten. Eine Meile später schwamm ich an Land, alle Muskeln angespannt und durchaus beansprucht, aber ich fühlte mich geistig fit. Die nächste Disziplin, das Radfahren, war schon immer meine Stärke gewesen. Diesmal standen uns 26 Meilen bevor.

Ich sauste zum Umkleidebereich und sprang in meine Radlerhosen. Sekunden später rannte ich mit meinem Rad zur Straße. Nach wenigen Hundert Metern kam ich bestens voran und ließ das Hauptfeld hinter mir. Ich entspannte mich auf meinem Sattel, duckte mich so flach wie möglich und ließ einfach nur meine Beine arbeiten. Die ersten 10 Meilen liefen großartig – ich fühlte mich bestens. Ich hatte mir die Strecke vorher angesehen und wusste, vor mir lag eine schwierige Kurve, wo wir auf den normalen Verkehr treffen würden. Ich erspähte den Streckenposten, drückte ein paarmal auf die Bremse, um die Geschwindigkeit ein wenig zu drosseln. Dann sah ich, dass ein Streckenposten mich weiterwinkte, und schaltete in den höchsten Gang, um möglichst viel Schwung mitzunehmen.

Ich war noch nicht ganz um die Kurve, da sah ich in meinem äußeren Blickwinkel etwas aufblitzen. Plötzlich flog ich durch die Luft: Eine rote Geländelimousine hatte mich mit 90 km/h gerammt und von meinem Fahrrad gerissen. Der Bronco fraß erst mein Rad, dann nahm er mich aufs Korn. Ich landete mit voller Wucht auf meinem Hinterteil und krachte anschließend heftig auf die Seite. Zum Glück hatte die Fahrerin inzwischen bemerkt, dass etwas passiert war, und trat auf die Bremse. Der Aufprall war so stark gewesen, dass es mich noch meterweit über den Asphalt schleuderte. Erstaunlicherweise geschah all das binnen ungefähr zwei Sekunden.

Während ich auf dem Rücken lag, hörte ich die Leute schreien und einen Hornissenschwarm von Radlern an mir vorüberziehen, zugleich fühlte ich im Inneren meines Brustkorbs warmes Blut zusammenlaufen. Ich wusste, meine Schmerzen konnten nicht von einer kleinen Weichteilverletzung herstammen. Irgendetwas war gar nicht in Ordnung. Ich spürte auch, dass meine Haut an bestimmten Stellen mit der Straßenoberfläche den Platz getauscht hatte. Die meinem Körper innewohnende Intelligenz begann, das Ruder zu übernehmen, während ich mich dem Schmerz überließ. Ich lag auf dem Boden und versuchte, regelmäßig zu atmen und ruhig zu bleiben.

Innerlich checkte ich meinen ganzen Körper durch. Meine Arme und Beine waren noch beweglich. Nach etwa 20 Minuten, die mir wie mindestens vier Stunden erschienen, fuhr ein Krankenwagen vor und raste mit mir ins John-F.-Kennedy-Krankenhaus. Ich erinnere mich vor allem daran, dass drei Sanitäter sich vergeblich abmühten, mir eine Infusion anzulegen. Ich war in einem Schockzustand. Dabei bewegt die Körperintelligenz das ganze Blut von den Extremitäten weg und hin zu den inneren Organen. Ich spürte auch, dass ich innerlich ziemlich stark blutete. Ich konnte fühlen, wie das Blut sich im Bereich meiner Wirbelsäule sammelte. Deshalb waren meine Venen in den Extremitäten kaum mit Blut gefüllt. Die Sanitäter durchlöcherten meinen Arm wie ein Nadelkissen.

Im Krankenhaus wurden Blut- und Urinproben genommen, Röntgenaufnahmen, Computertomografien und alle möglichen anderen Untersuchungen gemacht. Die Prozedur dauerte fast 12 Stunden. Nach drei erfolglosen Versuchen, den Rollsplit aus meinem Körper zu entfernen, gaben die Krankenschwestern auf. Ich war frustriert, verwirrt und litt Schmerzen. Das Ganze erschien mir wie ein Albtraum.

Schließlich kam der orthopädische Chirurg und medizinische Leiter der Klinik und führte seine Untersuchungen durch. Zunächst konnte er keine neurologischen Störungen feststellen. Dann checkte er im Computer meine Röntgenaufnahmen durch. Eine davon fiel mir besonders ins Auge: eine Seitenansicht meiner mittleren Wirbelsäule. Ich sah die Wirbel: Th8, Th9, Th10, Th11, Th12 und L1 waren deutlich zusammengedrückt, verformt und gebrochen. Seine Diagnose lautete: »Multiple Kompressionsbrüche der Brustwirbelsäule, der Wirbel Th8 zu über 60 Prozent zerstört.«2

Ich dachte bei mir, es könnte schlimmer sein. Meine Wirbelsäule hätte durchbrechen, ich tot oder gelähmt sein können. Dann holte der Arzt sich meine CT-Scans auf den Bildschirm. Sie zeigten um den gebrochenen Th8-Wirbel herum etliche Knochensplitter. Ich wusste, was er als Nächstes sagen würde, ich hätte es mitsprechen können: »Normalerweise macht man in solchen Fällen eine vollständige Laminektomie der Brustwirbelsäule mit Wirbelsäulenversteifungen nach Harrington.«

Ich hatte solche Laminektomie-OPs schon auf Video gesehen. Ich wusste, dass es ein ziemlich großer Eingriff ist, bei dem alle rückwärtigen Wirbelfortsätze abgesägt werden. Der Operateur arbeitet mit Instrumenten, die an Schreinerwerkzeuge erinnern, und mit Mini-Kreissägen, um eine glatte »Werkstückoberfläche« zu erzeugen. Dann werden die sogenannten Harrington-Stäbe aus orthopädischem Edelstahl eingesetzt und mit Schrauben und Klemmen an beiden Seiten der Wirbelsäule befestigt, um die gebrochenen oder unnatürlich verbogenen Bereiche der Wirbelsäule zu stabilisieren. Schließlich werden über die Stäbe aus den Hüftknochen entnommene Knochenstücke gesetzt.

Ohne emotional zu reagieren, fragte ich den Arzt, wie lang die Stäbe sein müssten. »Zwanzig bis dreißig Zentimeter, von oben bis unten«, meinte er. Dann erklärte er mir, die ganze Angelegenheit sei eigentlich völlig unbedenklich. Im Hinausgehen riet er mir noch, mir innerhalb der nächsten drei Tage einen Operationstermin geben zu lassen. Ich winkte ihm zum Abschied und bedankte mich.

Noch nicht zufrieden, bat ich den besten Neurologen der Gegend um seinen Besuch. Nach seiner Untersuchung und Begutachtung der Röntgenaufnahmen sagte er ohne Umschweife, meine Chancen, ohne Operation jemals wieder gehen zu können, lägen unter 50 Prozent. Der Th8 sei keilförmig komprimiert – auf der Vorderseite mehr, auf der Rückseite weniger. Bei einem Versuch mich hinzustellen, würde die Wirbelsäule das Gewicht meines Rumpfs nicht mehr tragen können und bräche durch. Der schräge Winkel des Th8 verändere die Gewichtsbelastung der anderen Wirbel, und dieses Ungleichgewicht würde seiner Meinung nach die Knochensplitter in den Wirbelsäulenkanal schieben – was eine sofortige Paralyse unterhalb des Th8 zur Folge hätte. Dann wäre ich brustabwärts gelähmt. Wie der Arzt noch hinzufügte, hatte er noch nie von einem Patienten in den USA gehört, der sich gegen diese Operation entschieden hätte. Zwar verfolgten einige Ärzte in Europa andere Ansätze, doch darüber wisse er kaum etwas und könne auch nichts empfehlen.

Am nächsten Morgen fand ich mich in einem Nebel aus Schmerzmitteln und Schlaflosigkeit wieder und stellte fest, dass ich immer noch im Krankenhaus war. Als ich die Augen aufschlug, saß Dr. Paul Burns an meinem Bett, mein alter Zimmergenosse aus dem Chiropraktik-College. Paul hatte eine Praxis in Honolulu, doch kaum hatte er von meinem Zustand erfahren, war er sofort nach San Diego geflogen, nach Palm Springs gedüst und für mich da, als ich an diesem Morgen erwachte.

Paul und ich entschieden, es wäre mir zuträglicher, mich ins Scripps Memorial Krankenhaus in La Jolla überführen zu lassen, um näher an meinem Zuhause in San Diego zu sein. Die Fahrt war lang und quälend. Ich lag festgezurrt auf einer Bahre; jede Straßenunebenheit teilte sich meinem Körper durch schmerzhafte Stöße mit. Ich fühlte mich hilflos. Wie sollte ich das bloß jemals durchstehen?

Als ich in meinem Krankenhauszimmer ankam, wurde ich sofort dem führenden orthopädischen Chirurgen Südkaliforniens vorgestellt. Er war mittleren Alters, erfolgreich, gut aussehend, sehr glaubwürdig und ernsthaft. Er gab mir die Hand und erklärte mir, es sei keine Zeit zu verlieren. Mit direktem Blick in meine Augen sagte er: »Sie haben eine Kyphose (eine unnatürliche Krümmung der Wirbelsäule) mit einem Winkel von 24 Grad. Die CTs zeigen, dass das Rückenmark verletzt ist und die Knochensplitter berührt, die von dem ursprünglich zylindrischen Wirbelsegment nach innen gedrückt worden sind. Die Knochenmasse musste dem Druck ja irgendwohin ausweichen. Ihre Wirbel gleichen Schottersteinen. Jede Minute kann eine Lähmung eintreten. Ich empfehle Ihnen, sich sofort nach der Harrington-Methode operieren zu lassen. Wenn wir länger als vier Tage warten, wird eine noch viel drastischere Operation notwenig sein, bei der wir den Körper von vorne öffnen, den Brustkorb aufschneiden und die Harrington-Stäbe von vorne und hinten einsetzen müssen. Diese Art von Operation hat nur eine Erfolgsquote von ungefähr 50 Prozent.«

Ich begriff, weshalb diese Entscheidung innerhalb von vier Tagen fallen musste. Die dem Körper innewohnende Intelligenz sorgt dafür, dass sich am Knochen Calciumstränge anlagern, um den Heilungsprozess möglichst schnell in Gang zu setzen. Nach vier Tagen müssen die Operateure durch diesen natürlichen Heilungsprozess hindurch und darum herum arbeiten. Wie der Arzt mir versicherte, würde ich in ein bis zwei Monaten wieder gehen und in meiner Praxis Patienten behandeln können, falls ich mich entschlösse, mich innerhalb von vier Tagen operieren zu lassen.

Aber irgendwie konnte ich mich nicht darauf einlassen, eine so wichtige Entscheidung über meine Zukunft so schnell zu fällen.

In der Zwischenzeit schlug ich mich fürchterlich mit diesem Konflikt herum und fühlte mich ziemlich überfordert. Der Arzt war sich seiner Sache so sicher, als gäbe es überhaupt keine zwei Meinungen dazu. Ich fragte ihn trotzdem: »Und was, wenn ich mich gegen die Operation entscheide?« Er antwortete ruhig: »Das würde ich Ihnen nicht empfehlen. Es wird drei bis sechs Monate dauern, bis Ihr Körper so weit geheilt ist, dass Sie wieder gehen können. Normalerweise müssen Sie diese ganze Zeit liegend, im Bett, verbringen. Danach würden wir Ihnen ein Ganzkörperkorsett anpassen, das Sie sechs bis zwölf Monate lang ununterbrochen tragen müssten. Wenn Sie meine professionelle Meinung hören wollen: In dem Moment, wo Sie versuchen, frei zu stehen, werden Sie gelähmt sein. Die Instabilität des Th8 wird eine Verstärkung der Vorwärtskrümmung und damit eine Durchtrennung des Rückenmarks bewirken. Wären Sie mein Sohn, lägen Sie jetzt schon auf dem OP-Tisch.«

Ich lag da, umringt von acht Chiropraktikern, alles meine engsten Freunde. Mein Vater war sogar von der Ostküste eingeflogen. Lange Zeit sprach niemand ein Wort. Alle warteten darauf, dass ich etwas sagen würde. Aber ich sagte nichts. Schließlich lächelten meine Freunde mich einer nach dem anderen an, klopften mir liebevoll auf den Arm oder auf die Schulter und verließen voller Respekt das Krankenzimmer. Als alle bis auf meinen Vater gegangen waren, wurde mir deutlich, wie erleichtert meine Freunde waren, nicht an meiner Stelle zu sein. Ihr Schweigen dröhnte in meinen Ohren, ich hätte es nicht überhören können.

Was ich während der nächsten drei Tage durchlitt, war die schlimmste Form menschlichen Leidens: die Unentschlossenheit. Immer wieder betrachtete ich die Diagnose-Bilder, beriet mich noch einmal mit allen und entschied schließlich, eine weitere Meinung könne nicht schaden.

Ungeduldig erwartete ich am nächsten Tag den letzten Fachmann unserer Gegend. Sowie er eintraf, wurde er von meinen Kollegen mit Fragen überschüttet. Sie zogen sich eine Dreiviertelstunde lang zur Beratung zurück und kamen dann mit den Röntgenaufnahmen wieder. Der Arzt meinte im Wesentlichen das Gleiche wie die anderen, riet aber zu einem etwas anderen operativen Vorgehen: Stäbe von 18 Zentimetern Länge sollten ein Jahr lang in meiner Wirbelsäule bleiben, dann entfernt und durch 12 Zentimeter lange Stäbe ersetzt werden, die ich dann mein Leben lang in mir tragen würde.

Jetzt hatte ich die Option auf zwei Operationen statt einer. Ich lag da wie in Trance und sah zu, wie sich die Lippen des Experten bewegten, aber meine Aufmerksamkeit war woanders. Ich wollte nicht so tun, als wäre ich an seiner Prognose interessiert; ich wollte nicht gedankenlos nicken, nur damit er sich besser fühlte. Nach und nach klang seine Stimme ferner und ferner. Meine Zeitwahrnehmung wurde immer diffuser. Im Geist war ich weit von diesem Krankenzimmer entfernt. Ich dachte darüber nach, wie es wäre, mit einer ständigen Behinderung und wahrscheinlich permanenten Schmerzen zu leben. Vor meinem inneren Auge zogen Bilder von Patienten vorüber, denen ich begegnet war und die sich für die Harrington-Prozedur entschieden hatten: Sie mussten jeden Tag suchtauslösende Medikamente nehmen, um ihre höllischen Schmerzen zu unterdrücken und konnten ihnen trotzdem nie ganz entrinnen.

Ich grübelte: Was würde ich einem Patienten raten, der eine ähnliche Diagnose hatte wie ich? Wahrscheinlich, sich operieren zu lassen, weil es das Sicherste war, um wieder gehen zu können. Aber hier ging es um mich. Ich konnte mir einfach nicht vorstellen, mit einer solchen Behinderung und in einer gewissen Abhängigkeit von anderen zu leben. Bei dem Gedanken drehte sich tief in mir alles um. Das natürliche Gefühl der Unsterblichkeit, das mit Jugend, guter Gesundheit und einer bestimmten Lebensphase einhergeht, verließ mich allmählich, so wie die Zimmerwärme, die aus einem offenen Fenster strömt. Ich fühlte mich leer und verletzlich.

Ich konzentrierte mich wieder auf die gegenwärtige Situation. Der Arzt stand noch vor mir, mit seinen ganzen 1,90 Metern und 130 Kilo. Ich fragte ihn: »Meinen Sie nicht, dass die Harrington-Stäbe in meiner Brustwirbelsäule und einem großen Teil meiner Lendenwirbelsäule die normale Beweglichkeit der Wirbelsäule einschränken werden?« Aus dem Stand versicherte er mir, ich solle mir »keine Sorgen machen«, denn seiner Meinung nach gebe es in der Brustwirbelsäule ohnehin kaum Beweglichkeit; ich würde daher keinen Unterschied bemerken.

In diesem Augenblick veränderte sich alles für mich … Ich hatte mich viele Jahre lang in asiatischen Kampfkünsten geübt. Und meine Wirbelsäule war höchst beweglich. Etliche Jahre lang hatte ich täglich drei Sunden Yoga gemacht. Jeden Morgen war ich um fünf vor vier, also noch vor Sonnenaufgang, aufgestanden und hatte intensive Yoga-Übungsreihen absolviert, danach ging ich in den Chiropraktik-Unterricht. Zugegebenermaßen habe ich durch das Yoga mehr über die Wirbelsäule gelernt als in all den Stunden, die ich in Anatomie- und Physiologie-Seminaren verbrachte. Ich besaß sogar eine Weile in San Diego ein eigenes Yoga-Studio. Zum Zeitpunkt meiner Verletzung war Yoga ein wichtiger Bestandteil der körperlichen Rehabilitationsprogramme, die ich meinen Patienten empfahl. Ich wusste, dass in der Wirbelsäule weit mehr Beweglichkeit vorhanden ist, als dieser Arzt offensichtlich ahnte.

Und aus der Erfahrung mit meinem eigenen Körper wusste ich auch, dass ich in meiner Brustwirbelsäule eine Menge Beweglichkeit hatte. Es war also eine Frage der Relativität. Während der Arzt und ich miteinander sprachen, blinzelte ich zu Dr. Burns hinüber, der seinerzeit im College gemeinsam mit mir Yoga und Kampfkunst betrieben hatte. Er stand ein wenig hinter dem Arzt und bewegte seine Wirbelsäule in sechs verschiedene Richtungen. Ich sah ihm zu und stellte fest, dass ich die Antworten auf alle meine Fragen bereits kannte, denn sowohl durch meine Ausbildung wie auch dank meiner persönlichen Erfahrungen war ich zum Wirbelsäulenexperten geworden.

Der innere Arzt geht ans Werk

Mir war ebenfalls bewusst, dass ich den Selbstheilungskräften des Körpers auf einer bestimmten Ebene vertraute. Dass unsere innere Intelligenz dem Körper Leben schenkt, ist der zentrale Gedanke, die Philosophie der Chiropraktik. Wir müssen nur unseren gebildeten Verstand aus dem Weg räumen und einer größeren Intelligenz ermöglichen, zu tun, was sie am besten kann.

Wie ganzheitliche Heiler wissen, wird diese angeborene Intelligenz durch das zentrale Nervensystem vom Mittelhirn über die unteren subkortikalen Regionen des Gehirns an den Körper übermittelt. Das geschieht jeden Tag, den ganzen Tag über, und dieser Prozess war bereits dabei, mich zu heilen. Eigentlich schenkte er allem was ich tat, Leben und hielt die verschiedenen Prozesse in mir in Gang, von meiner Verdauung bis zu meinem Kreislauf. Ich war mir dieser Vorgänge nicht bewusst. Die meisten spielten sich im Hintergrund ab, in einem unterbewussten Bereich jenseits meiner Wahrnehmung. Natürlich verfügte ich über einen gebildeten, denkenden Neokortex, der dachte, er sei es, der die Entscheidungen für meinen Körper träfe, doch waren die sogenannten niederen Bereiche meines Gehirns schon die ganze Zeit über mit dem Heilungsprozess beschäftigt. Ich musste mich nur der Intelligenz überlassen, die bereits in mir wirkte. Mir war aber auch klar, dass mein Körper diese Aufgaben nur in recht geringem Umfang erfüllte – im Rahmen seiner genetischen Programmierungen. In meiner Situation brauchte ich jedoch mehr.

Wie ich heute weiß, sah ich das Ganze einfach mit anderen Augen als die Ärzte. Ich lebte in einer ihnen völlig unbekannten Welt. Langsam spürte ich, dass ich die Kontrolle über mein Leben zurückerhielt, wenigstens prinzipiell.

Am nächsten Tag wurde ich auf eigenen Wunsch aus dem Krankenhaus entlassen. Ein sehr aufgebrachter Arzt erklärte meinem Vater, ich sei durch das Unfalltrauma offensichtlich psychisch gestört und er solle mir dringend psychologischen Beistand besorgen. Doch etwas in mir wusste, dass meine Entscheidung richtig war. Als ich das Krankenhaus verließ, klammerte ich mich an einen einzigen Gedanken: an mein Wissen, die immaterielle Kraft und Energie in mir, die meinem Körper ständig Leben schenkte, würde mich heilen, wenn ich erst mit ihr in Kontakt treten und sie lenken könnte. Viele Chiropraktiker sagen: »Die Kraft, die den Körper erschaffen hat, kann ihn auch heilen.«

Der Krankenwagen brachte mich zum Haus zweier guter Freunde. Die nächsten drei Monate lang wohnte ich in einem wundervollen Spitzgiebelzimmer mit vielen Fenstern, Blick in den Himmel, es war hell und offen, viel besser als das stickige Krankenhaus. Allmählich entspannte ich mich und ließ meinen Geist weit werden, ohne meine Entscheidung weiter infrage zu stellen. Ich musste mich auf meine Heilung konzentrieren und durfte mich weder von gedanklichen Zweifeln noch von Angstgefühlen ablenken lassen. Mein Entschluss stand fest.

Wenn ich diese Verletzung tatsächlich völlig ausheilen wollte, brauchte ich eine Strategie, so viel war mir klar. Ich wollte nur Rohkost zu mir nehmen, und das auch nur in kleinen Mengen. Auf diese Weise verbrauchte ich weniger Energie bei der Verdauung und hatte mehr für die Heilung übrig. (Neben Sex und starkem Stress ist die Verdauung der größte Energiekonsument im Körper.) Die in lebendiger Rohkost enthaltenen Enzyme würden meine Verdauung fördern und der Körper weniger Energie zur Verarbeitung und Ausscheidung benötigen.

Drei Stunden täglich, je eine morgens, mittags und abends, brachte ich in Selbsthypnose und Meditation zu. Mit der Freude des vollständig Geheilten visualisierte ich, dass meine Wirbelsäule wieder völlig in Ordnung war. Ich rekonstruierte sie Stückchen für Stückchen. Ich studierte Hunderte von Abbildungen der Wirbelsäule, um mein inneres Bild davon zu vervollkommnen. Meine konzentrierten Gedanken sollten die größere Intelligenz in mir bei der Heilung unterstützen.

Während meiner Schulzeit und später im Chiropraktik-College hatte ich großes Interesse an der Hypnose entwickelt – ausgelöst durch zwei Zimmergenossen, die viel schlafwandelten und im Schlaf sprachen. Ich konnte sie oft dabei beobachten, das machte mich neugierig auf die Kräfte des Unterbewusstseins. Ich verschlang jedes verfügbare Buch über Hypnose. Dabei hatte ich auch ein klares Eigeninteresse: Ich wollte am Unterricht teilnehmen, ohne mir Notizen zu machen, und mich trotzdem an alles erinnern können. Zwei Jahre lang besuchte ich an vielen Wochenenden und Abenden das Hypnosis Motivation Institute in Norcross, Georgia. Als ich das Chiropraktik-College absolviert hatte, lagen hinter mir auch über 500 Stunden in der klinischen Hypnose, die von Dr. John Kappas, dem »Vater der modernen Hypnose«, entwickelt worden war.

Noch in meiner College-Zeit machte ich meinen Abschluss als klinischer Hypnotherapeut und eröffnete eine Teilzeitpraxis in einem ganzheitlichen Heilungszentrum am Stadtrand von Atlanta. Damals begriff ich noch nicht so genau, wie der menschliche Geist funktioniert, aber bei meiner Arbeit mit verschiedenen gesundheitlichen Problemfällen wurde ich Zeuge der Macht des Unterbewusstseins. So sah ich eine anorgasmische Frau in einem veränderten Bewusstseinszustand ohne jede Berührung einen klinischen Orgasmus erleben; einen Raucher nach 20 Jahren durch eine einzige Sitzung das Rauchen endgültig aufgeben und einen Patienten mit chronischer Dermatitis und Ekzemen seine Haut binnen einer Stunde heilen.

Daher ging ich meinen eigenen Heilungsprozess mit der simplen Idee an, die Heilung meiner Verletzung sei absolut möglich, weil ich die Kraft des Unterbewusstseins mit eigenen Augen gesehen hatte. Jetzt war die Reihe an mir, sie unter Beweis zu stellen.

Ich organisierte auch, dass ich zweimal am Tag für je eine Stunde Besuch bekam, einmal vormittags vor dem Mittagessen und einmal vor dem Abendessen. Diese Menschen legten die Hände über den verletzten Bereich meiner Wirbelsäule. Freunde, Patienten, Ärzte, Familienmitglieder und sogar Leute, die ich gar nicht kannte, halfen mit, indem sie ihre Hände auf meinen Rücken legten und mich an der Heilwirkung ihrer Energie teilhaben ließen.

Irgendwann wurde mir auch klar, dass ich eine gewisse Belastung brauchte, damit sich die richtige Menge Calcium an den gebrochenen Wirbelkörpern anlagern würde. Wenn ein Knochen sich entwickelt oder heilt, wirkt die natürliche Schwerkraft als Stimulans, um die elektrische Ladung an der Außenseite des Knochens zu verändern. Durch die Polarität wird das positiv geladene Calcium-Molekül dann zu der negativ geladenen Knochenoberfläche hingezogen. Dieses Konzept leuchtete mir sehr ein. Die Tatsache, dass ich keinerlei Hinweise in der Literatur fand, dass diese Erkenntnis bei der Behandlung von Kompressionsbrüchen irgendwo angewendet worden wäre, hielt mich keineswegs ab.

Ich bat einen Freund, mir ein stufenlos kippbares Brett zu bauen, mit einer Stütze für meine Füße. Jeden Tag rollte ich mich ganz langsam und vorsichtig von meinem Bett auf das Brett und wurde dann ins Freie geschoben. Am Anfang wurde das Brett bloß um zwei Grad gekippt, um meine Wirbelsäule nur ganz langsam zu belasten. Tag für Tag vergrößerten wir den Winkel. In der sechsten Woche konnte ich bereits 60 Grad schmerzfrei aushalten. Angesichts der Tatsache, dass ich drei bis sechs Monate nur in der Horizontalen hätte verbringen sollen, war das höchst erstaunlich.

So gingen sechs Wochen ins Land. Ich fühlte mich stark, zuversichtlich und glücklich. Wir fanden jemanden, der mich in meiner Praxis vertreten konnte, und ich verwaltete sie übers Telefon.

Nach einer Weile entschied ich, dass mir nicht die medizinisch verordnete Unbeweglichkeit, sondern gerade Bewegung gut tun würde. Schwimmen erschien mir am sinnvollsten, da das Wasser meine Wirbelsäule entlasten und mir viel Bewegungsfreiheit schenken würde. Das Haus meiner Freunde verfügte idealerweise über einen Indoor-Outdoor-Swimmingpool. Man zog mir einen sehr engen Neoprenanzug an und trug mich auf einer Sonnenliege zu dem geheizten Pool. Mein Herz raste genauso wie meine Gedanken: Ich war doch so lange nicht in der Vertikalen gewesen. Zuerst ließ ich mich eine Weile horizontal auf der Liege treiben, aber nach einer Weile begab ich mich ganz langsam in die Vertikale und hielt mich dabei an einer Art Schaukel fest, die man zu meiner Unterstützung montiert hatte. Ich ließ mich einfach im Wasser hängen und schaukelte mit den Wellen, die meine Bewegungen erzeugten, ein wenig auf und ab. Indem ich im Wasser hing, anstatt zu stehen, minderte ich die Belastung meiner Wirbelsäule noch weiter. So konnte ich die Vertikale einnehmen und meine heilende Wirbelsäule hatte dennoch nur einen minimalen Druck auszuhalten.

Von da an schwamm ich jeden Tag, zuerst nur ein wenig mit den Füßen rudernd, doch nach ein paar Tagen schon munter wie ein Fisch. Endlich konnte ich wieder alle meine Muskeln bewegen. Ich genoss die neue Freiheit und konnte sogar ein bisschen spielen. Wenn die Ärzte das gesehen hätten! Mein Körper reagierte unglaublich positiv.

In der achten Woche begab ich mich dann auf weniger feuchtes Terrain und begann zu krabbeln. Ich dachte, wenn ich die Bewegungen eines Kindes imitierte, könnte ich mich vielleicht ähnlich entwickeln und allmählich zum Stehen finden. Um meine Beweglichkeit wiederzuerlangen, machte ich jeden Tag Yoga. Die meisten Yoga-Übungen fanden ohnehin im Liegen statt. Nach neun Wochen konnte ich mich aufsetzen, ein Bad nehmen und endlich wieder auf die Toilette gehen. Die einfachen Freuden des Lebens!

So weit meine Schilderung, was ich mit meinem Körper angestellt habe. Aber ich machte noch eine weitere wichtige Erfahrung, sie betraf meinen Geist und hatte einen wichtigen Einfluss auf das positive Ergebnis meiner Entscheidung. In der sechsten Woche wurde ich allmählich kribbelig. Für manche Ohren mag es toll klingen, den ganzen Tag in der Sonne oder im Bett zu liegen, aber das ist es eigentlich nur, wenn man das freiwillig macht und sich jederzeit nach Lust und Laune erheben kann. In meinem Fall war das anders. Ich sehnte mich nach mentalen Anregungen. Man kann sich nicht den ganzen Tag auf seine Wirbelsäule und ihre einzelnen Segmente konzentrieren; das ist weder möglich noch sinnvoll. Mein Verstand brauchte Abwechslung.

Eines Tages sah ich auf einem Regal ein Buch einsam stehen. Es war vollkommen weiß, das wirkte interessant – also bat ich eine Freundin, die gerade zu Besuch war, es mir herunterzuholen. Auf der Suche nach dem Titel ging ich die ersten Seiten mehrfach durch, fand aber keinen. Der Autor war Ramtha und der Herausgeber eine Gruppe, die mit Ramtha’s School of Enlightenment (RSE) verbunden war. Ich blätterte weiter und begann zu lesen, ohne zu ahnen, wie bedeutend dieses Buch für mein Leben werden würde.3

Ich war zwar katholisch erzogen, aber kein besonders religiöser oder spiritueller Mensch. Ich glaubte an die dem Körper innewohnende Intelligenz und wusste, es gibt eine Kraft, die uns alle am Leben hält, und dass diese Kraft oder Intelligenz unser menschliches Vermögen weit übersteigt. Ich ging davon aus, dass in jedem Menschen ein spirituelles Element lebendig ist, fühlte mich aber nicht von irgendeiner Kirche oder einem Dogma angezogen. Ich vertrat die Überzeugung, wir Menschen seien zu sehr viel mehr fähig, als uns bewusst ist. Spirituelle Praktiken, die mich angesprochen hätten, kannte ich keine, fühlte aber mit Sicherheit, dass in meinem Leben irgendeine reale Kraft aktiv am Werk war.

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