Schöpfer der Wirklichkeit

Abonelik
0
Yorumlar
Parçayı oku
Okundu olarak işaretle
Yazı tipi:Aa'dan küçükDaha fazla Aa

Vom Wesen der Wunder

Manchmal bereitete es mir durchaus Mühe, die Heilungen zu akzeptieren. Andererseits wird seit Menschengedenken davon berichtet. In alter Zeit wurden sie in der Regel im Rahmen der jeweiligen religiösen Überzeugungen interpretiert. Aus christlichen, buddhistischen, islamischen, alten ägyptischen oder hebräischen Überlieferungen erfahren wir, dass viele zivilisierte Kulturen an die Möglichkeit einer spontanen Wiederherstellung der Gesundheit glaubten und davon berichteten.

In der Vergangenheit bezeichneten die Menschen es oft als »Wunder«, wenn etwas geschah, das sich mit dem Wissenschafts- und Kenntnisstand der jeweiligen Zeit nicht erklären ließ. Das Lexikon definiert ein Wunder als eine Wirkung oder ein außergewöhnliches Ereignis in der physischen Welt, das alle bekannten menschlichen oder natürlichen Kräfte übersteigt und deshalb einer übernatürlichen Ursache zugeschrieben wird.

Wie das Studium geschichtlicher Quellen zeigt, pflegte man früher Ereignisse, die nicht in die kulturellen Überzeugungen und die sozialen, wissenschaftlichen oder politischen Konventionen passten, als »Wunder« zu bezeichnen. Stellen Sie sich einen Mann vor, der aus einem Flugzeug springt: Sein Fallschirm öffnet sich und er landet sicher auf der Erde. Noch vor zwei Jahrhunderten hätte das als Wunder gegolten und wäre, wie andere unerklärliche Phänomene, dem Wirken einer übernatürlichen Kraft zugeschrieben worden – sei sie göttlicher oder dämonischer Natur.

Zurück in die Gegenwart: Eine Frau bildet eine schwere Krankheit aus, die normalerweise zum Tod führt, und erhält die Prognose, sie habe nur mehr sechs Monate zu leben. Nach sechs Monaten sucht sie den Arzt erneut auf, um sich untersuchen zu lassen. Und dieser stellt zu seiner Überraschung fest, dass er keinerlei Anzeichen der Krankheit mehr finden kann. Nach objektiven Kriterien ist die Frau geheilt.

Wenn wir eine Genesung dieser Art als »Wunder« bezeichnen, übersehen wir eine weiter reichende Wahrheit: Sobald eine Gesellschaft die Ursachen, Funktionen und Auswirkungen eines Ereignisses begriffen hat, erhebt sie es nicht mehr auf die Ebene des Übernatürlichen. Früher dienten Mythen und Legenden der Erklärung von Naturphänomenen. So hat jede Kultur beispielsweise ihren eigenen Schöpfungsmythos. Und es berichten neben der christlichen auch viele andere Überlieferungen von einer großen Flut. Wie wir heute erkannt haben, könnte unsere individuelle oder die Unfähigkeit unserer Kultur, ein Ereignis zu erklären, mit unserem Wissensdefizit zusammenhängen. Vieles, was einst als wundersam galt, betrachten wir heute als natürlich. Existiert also vielleicht auch für Spontanheilungen eine plausible Erklärung?

Das Wundersame besitzt eine interessante Komponente. Wer nach sogenannten wundersamen Erfahrungen oder Ergebnissen strebt, die nicht den jeweiligen kulturellen Überzeugungen entsprechen, handelt gegen die medizinischen, sozialen oder gar religiösen Konventionen. Angenommen, bei einem Mann werden Bluthochdruck und ein erhöhter Cholesterinspiegel festgestellt. Sein allopathischer Hausarzt erklärt ihm die Therapie und deren Aussichten, gibt ihm einen Behandlungsplan, vielleicht verschreibt er Medikamente, empfiehlt eine bestimmte Diät und gibt ihm alle möglichen Verhaltensratschläge. Reagiert der Patient in der Weise, dass er sich freundlich bedankt, aber andeutet, er würde auf seine eigene Weise damit umgehen, wäre der Arzt sicherlich der Ansicht, er setze mutwillig sein Leben aufs Spiel. Jeder, der sich auf den hoffnungsvollen Weg zu einer wundersamen Veränderung in seinem Leben begibt, muss damit rechnen, für fehlgeleitet, irrational, fanatisch oder sogar verrückt gehalten zu werden.

Gäbe es jedoch Mittel und Wege, das Wie und Warum solcher »Wunderheilungen« zu erklären, würden jene, die nach solchen Erfahrungen streben, nicht länger als tollkühn oder unzurechnungsfähig bezeichnet. Besäßen wir Zugang zu Informationen, wie man solche Leistungen vollbringen kann, und könnten wir dieses Wissen auf wissenschaftlicher Basis individuell anwenden, würden unsere Bemühungen um wundersame Ergebnisse nicht mehr auf Widerstand, sondern auf Unterstützung stoßen.

Die vier Säulen der Heilung

Nachdem ich jahrelang Menschen interviewt hatte, die Spontanheilungen am eigenen Leib erlebt hatten, wurde mir klar, dass den meisten von ihnen vier Faktoren gemeinsam waren.

Bevor ich diese vier Qualitäten oder »Koinzidenzen« beschreibe, die sich bei den meisten aufspüren lassen, möchte ich einige Punkte aufführen, die in meinen Fallstudien nicht gehäuft auftraten. Nicht alle Teilnehmer praktizierten eine Religion, einige besaßen gar keine religiösen Neigungen. Nur wenige hatten einen Hintergrund als Priester, Rabbi, Pfarrer oder dergleichen. Nicht alle waren Anhänger der New-Age-Bewegung. Nur wenige beteten zu einem religiösen Wesen oder verehrten ein charismatisches Religionsoberhaupt. Sie unterschieden sich in Geschlecht, Alter, Rasse, Kultur, Bildung, Beruf und Steuerklasse. Nur wenige trieben täglich Sport und auch ihre Ernährung war unterschiedlich. Sie entsprachen unterschiedlichen Körpertypen und waren unterschiedlich fit. Manche konsumierten gewohnheitsmäßig Alkohol, Nikotin, Fernsehen oder andere Medien. Nicht alle waren heterosexuell und nicht alle sexuell aktiv. Es gab nichts in der äußeren Lebenssituation meiner Interviewpartner, was zu den deutlichen Veränderungen ihres Gesundheitszustandes beigetragen haben könnte.

Koinzidenz Nr. 1: Eine höhere Intelligenz schenkt uns Leben und kann den Körper heilen

Die Menschen, mit denen ich sprach und die selbst eine Spontanheilung erlebt hatten, glaubten an eine in ihnen wirkende höhere Ordnung oder Intelligenz. Manche nannten diese Kraft »göttlich«, andere »spirituell«, wieder andere »das Unterbewusstsein«, doch alle sahen diese Kraft als den Quell ihres Lebens an und hielten sie für weiser, als Menschen es je sein können. Und wer Zugang zu dieser Kraft oder Intelligenz finde, könne sie für sich arbeiten lassen.

Wie ich inzwischen erkannt habe, ist an diesem größeren Geist nichts Mystisches. Es ist dieselbe Intelligenz, die alle Funktionen des Körpers organisiert und steuert. Diese Kraft hält unser Herz ohne Unterbrechung mehr als 100000 Mal pro Tag am Schlagen, ohne dass wir darüber nachdenken müssten. Jährlich sind das rund 40 Millionen Herzschläge! In einem Leben von 70 bis 80 Jahren summiert es sich auf etwa 3 Milliarden. Und das geschieht automatisch, ohne weiteren Wartungs- oder Reinigungsbedarf. Dieses höhere Bewusstsein verfügt offensichtlich über eine sehr viel größere Willenskraft als wir.

Wir kümmern uns auch überhaupt nicht darum, was unser Herz durch uns hindurchpumpt: über 5 Liter Blut pro Minute, das sind 300 Liter pro Stunde, die durch ein Adernsystem von etwa 96000 Kilometern Länge fließen – das ist mehr als der doppelte Erdumfang. Und doch macht das Kreislaufsystem nur etwa 3 Prozent unserer Körpermasse aus.1 Alle 20 bis 60 Sekunden hat jede Blutzelle den gesamten Körper einmal durchreist, und jedes rote Blutkörperchen macht in seinem Leben etwa 75000 bis 250000 solcher Rundtrips. (Übrigens: Aneinandergereiht ergäben alle roten Blutkörperchen aus Ihrem Blut eine gut 50000 Kilometer lange Schlange.) In der Sekunde, die Sie zum Einatmen benötigen, verlieren Sie 3 Millionen rote Blutkörperchen, die in der nächsten Sekunde bereits wieder ersetzt sind. Wie lange würden Sie überleben, wenn Sie selbst daran denken müssten, all diese Prozesse in Gang zu halten? Es muss ein größerer Geist als der unsere sein, der diese Symphonie orchestriert.

Bitte halten Sie eine Sekunde lang inne, bevor Sie weiterlesen …

Gerade eben liefen in jeder einzelnen Ihrer Zellen etwa 100000 chemische Reaktionen ab. Jetzt multiplizieren Sie das mal mit den 70-100 Billionen Zellen Ihres Körpers: Das Ergebnis hat mehr Nullen, als die meisten Taschenrechner anzeigen können, und dennoch findet in unserem Körper jeden Augenblick diese gigantische Anzahl chemischer Reaktionen statt. Und müssen Sie auch nur an die Ausführung einer einzigen denken? Vielen von uns fällt es schon schwer, die Bewegungen auf ihrem Bankkonto im Auge zu behalten oder sich mehr als sieben Posten auf einer Einkaufsliste zu merken. Zu unserem Glück kümmert eine Intelligenz, die unser gewöhnliches Bewusstsein übersteigt, sich um all diese Abläufe.

In derselben Sekunde sind 10 Millionen Ihrer Zellen gestorben, doch haben gleichzeitig 10 Millionen neue Zellen ihren Platz eingenommen.2 Die Bauchspeicheldrüse erneuert täglich praktisch alle ihre Zellen. Und trotzdem müssen wir keinen Augenblick lang darüber nachdenken, was wir mit all diesen toten Zellen anfangen sollen oder was nötig ist, um die Mitose, die Produktion neuer Zellen, in Gang zu halten. Jüngsten Berechnungen zufolge soll die Kommunikation zwischen Zellen schneller als in Lichtgeschwindigkeit ablaufen.

In diesem Moment haben Sie vielleicht einen Teil Ihrer Aufmerksamkeit auf Ihren Körper gerichtet. Und dennoch sorgt nicht Ihr bewusstes Denken dafür, dass genau die richtige Art und Menge von Enzymen ausgeschüttet wird, die Sie für die Verdauung der zuvor gegessenen Nahrung benötigen. Vielmehr ist ein übergeordneter Mechanismus dafür verantwortlich, dass jede Stunde viele Liter Blut durch Ihre Nieren gefiltert werden, um Urin zu bilden und Abfallstoffe auszuscheiden. (Auch die besten Dialysegeräte können in einer Stunde nur etwa 15-20 Prozent der Abfallstoffe aus dem Blut filtern.) Diese überlegene Intelligenz erhält sämtliche 66 Funktionen der Leber aufrecht, wohingegen die meisten Menschen nicht einmal erahnen, dass dieses Organ überhaupt so viele Aufgaben erfüllt.

 

Dieselbe Kraft steuert winzige Proteine, welche die ausgeklügelten Abfolgen der DNA-Doppelspirale besser »entziffern« können als irgendeine unserer Technologien. Ziemlich eindrucksvoll, vor allem, wenn man sich vor Augen führt, dass die DNA aller unserer Zellen in lang gezogenem Zustand 150-mal von der Erde zur Sonne und zurück reichen würde!3 Irgendwie dirigiert unser größerer Geist diese winzigen Protein-Enzyme, die ständig durch die 3,2 Milliarden Nukleinsäureabfolgen flitzen und nach Mutationen suchen. Unser »Apparat der Inneren Sicherheit«, das Immunsystem, schlägt Tausende von Bakterien und Viren zurück, ohne dass wir von deren Attacken überhaupt etwas mitbekämen. Und es speichert die Erkennungsdaten dieser Angreifer, um besser gerüstet zu sein, falls sie wieder auftauchen.

Das Erstaunlichste von allem: Diese Lebenskraft weiß, wie sie aus nur zwei Zellen, Samen und Ei, alle unsere spezialisierten Zellen entwickeln kann – und das sind fast 100 Billionen. Nachdem sie uns so ins Leben gebracht hat, sorgt die Kraft für eine beständige Erneuerung dieses Lebens und steuert eine Unzahl von Prozessen. Wir bemerken das Wirken unseres höheren Geistes in der Regel nicht, doch beginnt unser Körper ab dem Augenblick unseres Todes zu zerfallen, weil diese Kraft ihn verlassen hat.

Wie die Menschen, mit denen ich sprach, musste auch ich anerkennen, dass in uns eine höhere Intelligenz waltet, die unsere bewussten Fähigkeiten bei Weitem übersteigt. Sie erfüllt unseren Körper in jedem Augenblick mit Leben. Wir sind bewusste Wesen, doch schenken wir gewöhnlich nur den Vorgängen Beachtung, die uns wichtig erscheinen. Jene 100000 chemischen Reaktionen, die jede Sekunde in unseren 100 Billionen Zellen ablaufen, sind ein wunderbarer Ausdruck von Lebenskraft. Aber sie dringen erst in unser Bewusstsein vor, wenn irgendetwas schiefläuft.

Dieser Aspekt des Selbst ist objektiv und bedingungslos. Solange wir leben, bringt die Lebenskraft sich durch uns zum Ausdruck, unabhängig von unserem Geschlecht, unserem Alter oder unseren genetisch bedingten Veranlagungen. Diese Intelligenz reicht über Rasse, Kultur, sozialen wie ökonomischen Status und religiösen Glauben hinaus. Sie schenkt uns allen Leben, ob es uns nun bewusst ist oder nicht, ob wir wachen oder schlafen, ob wir glücklich sind oder traurig. Ein tiefer gründendes Bewusstsein als unser alltägliches ermöglicht uns, Vorlieben und Abneigungen zu entwickeln, zuzulassen oder zu verurteilen. Es verleiht uns die Macht, unseren Lebensausdruck nach eigenem Wunsch zu gestalten.4

Diese Intelligenz ist imstande, sämtliche Zellen, Gewebe, Organe und Systeme des Körpers »am Laufen« zu halten, weil sie den Körper aus zwei einzelnen Zellen geschaffen hat. Wie schon gesagt: Die Kraft, die den Körper erschuf, erhält ihn auch aufrecht und heilt ihn.

Die Krankheiten meiner »Forschungssubjekte« waren gewissermaßen Zeichen dafür, dass sie den Kontakt zu dieser höheren Ordnung verloren oder sich von ihr entfernt hatten. Vielleicht hatte ihr eigenes Denken diese Intelligenz irgendwie zur Krankheit hin- und von der Gesundheit weggelenkt. Aber sie begriffen, dass diese Kraft ihren Körper würde heilen können, wenn sie nur erst (wieder) mit ihr in Verbindung träten. Ihr höherer Geist wusste, was zu tun war. Sie mussten es nur schaffen, Kontakt mit ihm aufzunehmen.

Die Fähigkeiten dieser uns innewohnenden Intelligenz, des Unterbewusstseins oder unseres spirituellen Wesens, sind bei Weitem umfassender, als es irgendeine Therapie, Pille oder Behandlung sein könnte, und sie wartet nur auf unsere Erlaubnis, um in Aktion zu treten. Wir reiten auf dem Rücken eines Giganten – und er verlangt nichts dafür.

Koinzidenz Nr. 2: Gedanken sind real und haben eine direkte Wirkung auf den Körper

Unsere Art zu denken beeinflusst unseren Körper und unser Leben. Vielleicht ist Ihnen diese Vorstellung nicht neu. Die Menschen, mit denen ich gesprochen habe, waren von dieser Auffassung nicht nur überzeugt, sondern nutzten sie, um etwas in ihrem Geist, in ihrem Körper und in ihrem persönlichen Leben bewusst zu verändern.

Um zu verstehen, wie sie das geschafft hatten, widmete ich mich dem Studium der zunehmenden Menge an Forschungsergebnissen über die Beziehung zwischen Gedanken und Körper. Der neue Wissenschaftsbereich der Psycho-Neuro-Immunologie hat diese Beziehung nachgewiesen. Ich fasse hier kurz und bündig zusammen, was ich in meinen Studien gelernt habe:

Jeder Gedanke verursacht eine biochemische Reaktion im Gehirn. Das Gehirn setzt dann chemische Signale frei, die an den Körper übermittelt werden, sozusagen als Boten des Gedankens. Jeder Gedanke erzeugt einen chemischen Stoff, der zu einem bestimmten Körpergefühl gehört. Dank dieser »Botenstoffe « (Neurotransmitter) fühlt Ihr Körper, was Sie gerade gedacht haben. Wenn Sie glückliche, inspirierende oder positive Gedanken hegen, produziert Ihr Gehirn Chemikalien, die freudige, inspirierende oder erhebende Gefühle hervorrufen. Rechnen Sie beispielsweise mit einem angenehmen Erlebnis, dann schüttet Ihr Gehirn einen Neurotransmitter namens Dopamin aus, der Ihren Körper auf dieses Ereignis einstimmt und bewirkt, dass Sie sich voll freudiger Erwartung fühlen. Hegen Sie dagegen Empfindungen wie Hass, Ärger oder Verunsicherung, produziert Ihr Gehirn die entsprechenden Chemikalien, sogenannte Neuropeptide: Der Körper reagiert dann folgerichtig mit Gefühlen von Hass, Ärger oder Minderwertigkeit: So werden Ihre Gedanken unmittelbar Wirklichkeit.

Hat der Körper mit einem Gefühl auf einen Gedanken reagiert, wird das vom Gehirn registriert, denn es überprüft den Zustand des Körpers ständig und wertet ihn aus. Als Antwort auf diese körperliche Empfindung produziert das Gehirn dann Gedanken, welche die dazu passenden chemischen Botenstoffe ausschütten; das heißt, wir denken dann genau so, wie wir fühlen. Denken erzeugt Gefühle und Gefühle erzeugen daraufhin Gedanken – in einem unendlichen Kreislauf.

Diese »Endlosschleife« hat eine entscheidende Wirkung darauf, wie wir uns fühlen und verhalten. Wir werden das hier als »Seinszustand« bezeichnen. Angenommen, ein Mensch hängt einen großen Teil seines Lebens in einer Schleife sich wiederholender Gedanken und Gefühlen innerer Verunsicherung fest. Sowie er daran denkt, er sei nicht gut genug oder klug genug, setzt sein Gehirn Chemikalien frei, die in seinem Körper das Gefühl der Verunsicherung auslösen. Jetzt fühlt er sich so, wie er denkt. Und sobald er sich verunsichert fühlt, wird er anfangen, so zu denken, wie er sich fühlt. Das heißt, nun erzeugt sein Körper bestimmte Gedanken. Diese Gedanken führen zu noch mehr Verunsicherung, und das bedeutet, das Ganze schaukelt sich immer weiter hoch. Hegt ein Mensch diese Gedanken und Gefühle jahrelang, verfestigt sich dieser Biofeedback-Kreislauf, und der Betreffende wird permanent in einem Seinszustand der Verunsicherung leben.

Je öfter wir dieselben Gedanken haben, die dann zur Ausschüttung derselben Chemikalien führen, was dieselben Gefühle nach sich zieht, desto stärker werden wir auch körperlich von unseren Gedanken geprägt. Unser Seinszustand hängt davon ab, was wir denken und fühlen. Und die Energie oder Intensität dieser Gedanken hat einen direkten Einfluss auf unsere Gesundheit, unsere Entscheidungen und dadurch letztlich auf unsere Lebensqualität.

Viele meiner Interviewpartner hatten begriffen, dass eine Menge ihrer Gedanken ihrer Gesundheit nicht nur nicht besonders dienlich waren, sondern vielleicht sogar die Ursache dafür, dass sich ihr unglücklicher und ungesunder Zustand vorrangig entwickelt hatte. Viele von ihnen hatten jahrzehntelang in Zuständen der Ängstlichkeit, Besorgtheit, Traurigkeit, Eifersucht, Wut oder anderen emotionalen Leiden gelebt. Sie erkannten, dass ihre Beschwerden sich manifestiert hatten, weil sie so lange in diesem Kreislauf des Denkens und Fühlens gefangen gewesen waren.

Daraus zogen sie den Schluss, sie müssten ihre innere Haltung ändern, um gesund zu werden: Jene Gedankengruppen auflösen, die für sie bisher gewohnheitsmäßig miteinander verbunden waren.5 Unsere inneren Haltungen oder Einstellungen erzeugen einen Seinszustand, der direkt auf unseren Körper einwirkt. Wer seiner Gesundheit dienen möchte, muss ganze Denkmuster verändern: Seine neuen Denkmuster oder Haltungen werden ihn in einen neuen Seinszustand führen. Dazu müssen die endlosen Teufelskreise aus negativem Denken und Fühlen, Fühlen und Denken durchbrochen und durch neue, wohltuende Muster ersetzt werden.

Hier noch ein weiteres Beispiel: Ständige Verdauungsbeschwerden und Rückenschmerzen brachten Tom irgendwann dazu, sein Leben näher unter die Lupe zu nehmen. Wie sich dabei herausstellte, hatte er seine Verzweiflung wegen seiner unbefriedigenden Arbeitsstelle seit allzu langer Zeit unterdrückt. Volle zwei Jahrzehnte lang hatte er sich über seinen Chef, seine Kollegen und seine Familie geärgert. Andere Menschen erlebten Tom oft als aufbrausend, insgeheim jedoch fühlte er sich als Opfer und bemitleidete sich selbst.

Die ständig wiederholten Erfahrungen dieser rigiden Muster im Denken, Glauben, Fühlen und Leben »vergifteten« seine innere Haltung, bis Toms Körper sie einfach nicht mehr »verdauen« konnte. Tom erzählte mir, seine Heilung habe begonnen, als er eines realisiert hatte: Seine unbewussten Einstellungen bildeten die Grundlage seines Zustandes – die Grundlage der Person, zu der er geworden war. Viele meiner damaligen Gesprächspartner sind irgendwann zu einem ähnlichen Schluss gelangt wie Tom.

Um ihre innere Haltung sukzessive zu verändern, begannen sie damit, ihre Gedanken ständig zu überwachen. Insbesondere bemühten sie sich, ihre automatischen Denkprozesse genau zu beobachten, vor allem die schädlichen. Wie sie zu ihrer Überraschung feststellten, waren die meisten ihrer hartnäckig aufrechterhaltenen negativen inneren Behauptungen gar nicht wahr! Anders ausgedrückt: Nur weil wir einen Gedanken haben, bedeutet das noch lange nicht, dass wir ihm auch glauben müssen.

Tatsächlich sind die meisten unserer Gedanken von uns selbst erfunden. Dass wir ihnen irgendwann Glauben schenken, geschieht aus Gewohnheit. Sheila, der Patientin mit den Verdauungsstörungen, fiel beispielsweise auf, wie oft sie dachte, sie sei ein Opfer und könne nichts an ihrem Leben ändern. Sie erkannte, dass diese Gedanken Gefühle der Hilflosigkeit auslösten. Als sie sie infrage stellte, musste sie zugeben, dass ihre hart arbeitende Mutter eigentlich nichts getan hatte, um Sheila davon abzuhalten, ihre Träume zu verwirklichen.

Manche meiner Gesprächspartner verglichen ihre sich wiederholenden Gedanken mit Computerprogrammen, die den ganzen Tag im Hintergrund ihres Lebens abliefen. Doch da sie selbst diese Programme am Laufen hielten, konnten sie sie auch verändern oder gar löschen.

Das war eine wesentliche Erkenntnis. Alle Menschen, mit denen ich im Rahmen meiner Untersuchung sprach, hatten irgendwann mit dem Gefühl gekämpft, ihre Gedanken seien unkontrollierbar. Sie mussten sie überwinden und sich dafür entscheiden, selbst frei über ihre Gedanken zu bestimmen. Jeder hatte irgendwann den Entschluss gefasst, gewohnte negative Denkprozesse zu durchbrechen, bevor sie zu schmerzhaften chemischen Körperreaktionen führen konnten. Diese Menschen hatten sich ganz klar entschieden, die Kontrolle über ihre Gedanken zu gewinnen und Denkmuster auszumerzen, die ihnen abträglich waren.

Bewusste Gedanken werden zu unbewusstem Denken, wenn man sie nur oft genug wiederholt. Das bekannteste Beispiel dafür ist das Autofahren. Während der Fahrstunden müssen wir noch an alles denken, aber sobald wir Übung haben, können wir eine lange Strecke von A nach B zurücklegen und erinnern uns hinterher an keinen Teil des Weges, weil unser Unterbewusstsein die ganze Zeit über am Steuer saß. Jeder hat es schon erlebt, dass er routinemäßig, ohne jede bewusste Aufmerksamkeit, fuhr und sein bewusstes Denken sich plötzlich einschaltete, weil beispielsweise der Motor ein ungewohntes Geräusch von sich gab. Denken wir also ständig dasselbe, geschieht das zunächst zwar noch bewusst, doch mit der Zeit werden die Gedanken unbewusst und automatisiert. Für diesen Prozess existiert eine vernünftige neurowissenschaftliche Erklärung. Wenn Sie dieses Buch zu Ende gelesen haben, werden Sie auch die wissenschaftliche Sichtweise verstanden haben.

 

Diese unbewussten Denkmuster werden zu unseren unbewussten Seinsmustern. Sie haben eine direkte Wirkung auf unser Leben – genauso wie bewusste Gedanken. Alle unsere Gedanken erzeugen biochemische Reaktionen, die ein bestimmtes Verhalten auslösen; insofern erzeugen auch unsere wiederholten, unbewussten Gedanken automatisierte Verhaltensmuster, die wir als nahezu zwingend empfinden. Diese Verhaltensmuster sind Gewohnheiten, die neurologisch im Gehirn »fest verdrahtet« werden.

Es kostet Aufmerksamkeit und Mühe, den Teufelskreis eines unbewusst ablaufenden Denkmusters zu verlassen. Zuerst müssen wir unsere Routine durchbrechen und uns unser Leben ansehen. Durch Kontemplation und Selbstreflexion werden wir uns unserer unbewussten Drehbücher bewusst. Dann müssen wir lernen, diese Gedanken wahrzunehmen, ohne dementsprechend zu reagieren, um die automatischen chemischen Prozesse zu unterbinden, die ein bestimmtes Verhalten nach sich ziehen. Jeder Mensch trägt die Fähigkeit zur Selbstwahrnehmung, zur Beobachtung der eigenen Gedanken in sich. Wir müssen lernen, uns von diesen Programmen zu distanzieren, dann können wir sie auch beherrschen. So erlangen wir schließlich die Kontrolle über unsere Gedanken. Damit unterbrechen wir neurologische Verknüpfungen, die sich verfestigt haben.

Da die Neurowissenschaft uns zeigt, dass Gedanken im Gehirn zu chemischen Reaktionen führen, erscheint es nur logisch, dass eine Veränderung unserer inneren Einstellung auch eine Wirkung auf unseren Körper haben muss. Unsere Gedanken wirken nicht nur auf die Art, wie wir leben; unsere Gedanken wirken bis in die Materie unseres Körpers hinein – ja, sie werden Materie.

Ihre Überzeugung, Gedanken seien real wirksam und das, was Menschen denken, habe einen direkten Einfluss auf ihr Leben und ihre Gesundheit, brachte diese Menschen zu der Erkenntnis, dass ihr eigenes Denken sie in Schwierigkeiten gebracht hatte. Sie begannen, ihr Leben zu analysieren, und in dem gleichen Maß, wie sie ihr Denken veränderten, gelang es ihnen auch, ihre Gesundheit zurückzugewinnen. So kann eine neue Einstellung ebenfalls zu einer neuen Gewohnheit werden.