Kitabı oku: «1918», sayfa 4

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An der Piavefront. Ernste disziplinäre Probleme auch bei der 20. Brigade im Kampfverband der 10. Infanteriedivision. Das tschechische Infanterieregiment Nr. 21 weigert sich geschlossen zum geplanten Gegenstoß anzutreten, die dem Regiment zugeteilten „deutschen“ Offiziere werden von der Mannschaft in einem Kirchhof eingeschlossen. Falls man sie nach Hause marschieren lasse, so erklären die Soldaten, würden sie weiter nichts unternehmen. Vergeblich versuchen die Kommandanten die Meuterer von ihrem Vorhaben abzubringen; schließlich lässt man das Regiment abmarschieren, um im Rücken der schwer kämpfenden Truppen Ordnung zu halten, wie Hauptmann Oskar Regele später erklärt. Die 10. Infanteriedivision, auf dem Papier der Generalstäbler eine kampfkräftige „Eingreifdivision“, bietet ein trauriges Bild: große Abgänge an Malaria, schlecht verpflegte Soldaten, jedes Regiment besteht eigentlich nur mehr aus einem Bataillon, von der Artillerie ist kaum mehr als die Hälfte bespannt und bemannt, die Geschütze hat man in so genannten „Rücklaufgruppen“ hinter der Front gesammelt – ein Angriff auf die vorrückenden Alliierten ist in dieser Verfassung Utopie, was bleibt ist der Rückzug zum Monticano und weiter zum Tagliamento.

Inzwischen gehen Teile der italienischen 56. Division unter dem Kommando von General Vigliani und der italienischen 33. Division, befehligt von General Sanna, beide Einheiten zum XXIII. italienischen Korps zählend, im Bereich des XIV. Korps über den Piave und besetzen den Frontabschnitt von C. la Sega bis C. Tonon.

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Bahnhof der nordwestkroatischen Grenzstadt Koprivnica an der Strecke Budapest – Zagreb. Der Personenzug aus Budapest fährt pünktlich ein. Auf dem ansonsten einsamen und nur schwach beleuchteten Bahnsteig wartet schweigend eine Schar seltsam gekleideter bärtiger Männer, die sich in kleine Gruppen geteilt hat und nun rasch in die Waggons steigt: eine mit Bajonetten bewaffnete Bande von Deserteuren, die während der Weiterfahrt des Zugs Richtung Süden in aller Ruhe mit dem Ausrauben der Fahrgäste beginnt. Das ungarische Zugpersonal ist machtlos; wer Widerstand leistet, wird von den ehemaligen Soldaten der kaiserlichen Armee brutal zusammengeschlagen; die Deserteure raffen zusammen, was sie nur kriegen können: Bargeld, Uhren, Schmuck und selbst die Kleider ihrer Opfer werden in die mitgebrachten Säcke gestopft. Alles ist exakt geplant: Erst unmittelbar vor Zagreb wird die Bande mit ihrer Beute den Zug verlassen, Verfolgung durch Militär oder Polizei hat sie nicht zu befürchten, aus Angst vor den Deserteuren ist das Bahnpersonal in den meisten Stationen bereits geflüchtet; ungehindert konnten so am Vortag auf der Strecke Zagreb – Brod an der Save 150 Waggons geplündert werden. Da die Bahnen ungarisches Staatseigentum sind, sind sie ein bevorzugtes Ziel der meist antimagyarisch eingestellten Deserteure.

Zur gleichen Zeit im Bahnknotenpunkt Našice in der slawonischen Gespanschaft Osijek-Baranja: An die 700 meuternde Soldaten vom dalmatinischen Schützenregiment Nr. 23 halten seit dem Nachmittag des 27. Oktober die Stadt besetzt, seit 18 Uhr toben in den Straßen blutige Auseinandersetzungen. Bürgermeister und Stationskommandant haben alles versucht, um es nicht zu dieser Orgie der Gewalt kommen zu lassen: Man hat die Soldaten mit einem ausgiebigen Essen bewirtet, hat ihnen ein sicheres Quartier versprochen und sogar einen eigenen Zug, der sie nach Prijedor in Bosnien bringen sollte – vergeblich, denn mit den Meuterern sind auch Komitadschis des so genannten „Grünen Kaders“, irreguläre Freischärler, in die Stadt gekommen, die nun an vorderster Front an den Ausschreitungen beteiligt sind: Vor allem jüdische Geschäfte, Gast- und Kaffeehäuser werden geplündert und in Brand gesteckt, die Wahrzeichen der alten Herrschaft, Bezirkshauptmannschaft, Gemeindeamt und Gutskanzlei, werden verwüstet, ein Magazin in der Stadtmitte wird ausgeraubt und niedergebrannt; aus dem Pferdespital von Našice führt man 195 Pferde fort.

Als die Feuerwehr anrückt, drohen die Komitadschis mit dem Einsatz von Schusswaffen. Russische Kriegsgefangene, die in Našice stationiert sind, und auch die Bevölkerung aus der Umgebung schließen sich den Plünderungen an, die sich schließlich auch gegen Privathäuser richten und bis in das Morgengrauen hinein andauern. Mit Pferdefuhrwerken wird die Beute weggebracht; schließlich zündet man auch noch das Bahnhofsgebäude an und macht damit jeden weiteren Bahnverkehr unmöglich. Und auch vor Mord und Totschlag schrecken die Plünderer nicht zurück: 20 Menschen überleben diese Nacht des Schreckens nicht …

Über den Piave: Die Pontonbrücken der Alliierten von Salletuol zur Grave di Papadopoli (oben) und von der Insel zum „österreichischen“ Ufer.


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Piavefront bei Pederobba. Französische Pioniere haben im Kampfabschnitt der 12. alliierten Armee, die von General Jean Graziani befehligt wird, die Nacht durchgearbeitet und eine der zerstörten Brücken wiederhergestellt. Das 138. Regiment kann nun über den Fluss gehen und die fünf Bataillone verstärken, die am Tag zuvor gegenüber Pederobba einen Brückenkopf freigekämpft haben. Den Franzosen folgen italienische Alpini-Einheiten über den Fluss.

Fortschritte gibt es in der Nacht auch für die 10. Armee der Alliierten bei der Grave di Papadopoli: Über die intakte Brücke bei Salettuol haben trotz heftigem österreichischem Artilleriefeuer die Como-Brigade der 56. Division und ein Regiment der Bisagno-Brigade der 33. Division das linke Ufer des Piaveerreicht. Wie geplant setzt Punkt fünf Uhr vor der gesamten Front der 10. Armee das Sperrfeuer der italienischen und britischen Artillerie ein: Angriffsvorbereitung für die Como-Brigade. Als Zeitpunkt des Angriffs ist 9 Uhr festgelegt; Ziel ist es, die Frontlinie am linken Flügel der Armee etwa 3.000 Yards (ca. 2.800 m) weiter vorzuschieben. Jeweils nach 6 Minuten, so die exakte Disposition für die Männer an den Geschützen, müsse das Feuer 100 Meter weiter feindwärts liegen.

Inzwischen beginnt auch am rechten Flügel der Isonzoarmee wieder der Kampf. Ein Sturmbataillon der 64. Honvédinfanteriedivision erobert das Dorf Roncadelle zurück, wird dann jedoch von italienischen Truppen umfasst und kann sich nur mit knapper Not durch die feindlichen Linien zurück in die eigenen Stellungen durchschlagen.

Noch herrscht Zuversicht bei den österreichisch-ungarischen Truppenführern, noch glaubt man die Engländer und Italiener wieder über den Piave zurückdrängen zu können. Der Kommandant der 6. Armee, General der Kavallerie Alois Fürst Schönburg-Hartenstein, während der Juni-Offensive durch einen Granatsplitter am Magen verwundet und nun bereits wieder im Einsatz, lässt neue k. u. k. Truppen heranführen: Die zweiten Stellungen am Monticano werden durch die 10. Infanteriedivision, die 26. Schützendivision und die 24. Infanteriedivision verstärkt; bei Oderzo bereitet sich die 8. Kavalleriedivision zum Gegenangriff über Ormelle vor. Reserven der 70. Honvédinfanteriedivision verstärken bei Roncadelle die 64. Honvédinfanteriedivision und versuchen neuerlich dieses Dorf und die Negrisialinie anzugreifen. Im Raum östlich von Conegliano sammeln sich, aus Sacile und Pordenone kommend, die 36. Infanteriedivision, die 43. Schützendivision und die halbe 44. Schützendivision – aus den drei Einheiten soll eine neue, schlagkräftige Stoßgruppe gebildet werden, befehligt von Feldmarschallleutnant Maximilian von Nöhring. Der Plan sieht vor, dass diese Stoßgruppe im Verein mit der 10. Infanteriedivision und den drei Eingreifdivisionen der Isonzoarmee in einem konzentrierten, massiven Gegenangriff den Brückenkopf der Alliierten westlich von Oderzo „eindrückt“ und den Feind über den Piave zurückwirft. Keine schlechte Planung des Generalstabs, allerdings soll sich bald zeigen, dass man zwei Faktoren nicht ausreichend berücksichtigt hat, nämlich erstens den Faktor Zeit: Man hat auf den Vorstoß der Briten über die Insel Papadopoli hinweg etwas zu langsam reagiert, ihnen zu wenig entschiedenen Widerstand entgegengesetzt. Die britischen und in ihrem Gefolge italienischen Verbände können daher den Brückenkopf rascher ausweiten als erwartet, zugleich sammeln sich die k. u. k. Reserven in eher behäbigem Tempo – die Chancen eines erfolgreichen Gegenangriffes sinken buchstäblich mit jeder Stunde. Artillerie und Fliegertruppe sind nicht mehr in der Lage, den Nachschub über den Piave entscheidend zu stören, sodass die materialmäßige Überlegenheit des Feindes ebenfalls immer stärker zum Tragen kommt.

Zweitens hat man den Faktor Kampfkraft bzw. die Verlässlichkeit der herangeführten Reserven überschätzt: Gerade bei den Truppen, die aus der Etappe kommen, ist die Bereitschaft zum Kampf schon gering. Niemand will im letzten Moment noch sein Leben riskieren für eine Sache, die nicht mehr die eigene zu sein scheint. Die beunruhigenden Nachrichten aus der Heimat tun ein Übriges, um die Zersetzung des Heeres voranzutreiben. Nicht zuletzt sieht man sich einem Feind gegenüber, der bestens gerüstet und materialmäßig weit überlegen ist. Das gilt für die Artillerie, aber auch für die Fliegertruppe und für Spezialeinheiten wie die Aufklärer.

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Wien, Schloss Schönbrunn. Kaiser Karl, noch Herrscher über den zweitgrößten Staat Europas und mehr als 52 Millionen Menschen, steht auf. Die harte Wirklichkeit hat die Welt der Träume rasch beiseite geschoben. Wie Franz Joseph I., sein Vorgänger auf dem Thron, hält auch Karl eisern sein Tagesprogramm ein, Tag für Tag arbeitet er, gibt Audienzen und leitet Besprechungen, wühlt sich durch Aktenberge und unterschreibt gewissenhaft Schriftstücke, die ihm vorgelegt werden.

Karl, der tiefgläubig ist, weiß, dass dieser kommende Tag und die Tage danach für ihn und seine Familie, für die Dynastie und die Monarchie Schicksalstage sein werden. Die Hiobsbotschaften der letzten Tage, die immer klarer zutage tretende Aussichtslosigkeit der Lage, die endlosen Gespräche mit Vertretern aller Nationalitäten, die Konferenzen mit Militärs und Ministern haben ihn in einen seltsamen Zustand versetzt: Eine Mischung aus Widerstandsgeist und Ohnmachtsgefühl, aus betäubender Verzweiflung und Gottvertrauen treibt ihn vorwärts. Mit Rücksicht auf sein geschwächtes Herz sollte er, so haben die Ärzte empfohlen, etwas zurückstecken – Karl will jedoch daran gar nicht denken; als erster Diener seiner Länder und Völker akzeptiert er beinahe widerstandslos die ihm vorgelegten Tagesprotokolle. Er ist bereit um den Thron seiner Ahnen zu kämpfen …

Das Frühstück, die Hauptmahlzeit des jungen Monarchen, ist wie immer sehr stark: gebratenes Fleisch, Obst, Mineralwasser, ohne Kaffee oder Tee. Dann folgt der Gang zur Heiligen Messe in der Schlosskapelle; wie meist empfängt Karl die Kommunion.

Karl I., Kaiser von Österreich und als Karl IV. König von Ungarn, ist als Herrscher nicht mehr unumstritten. Politisch unbedacht und unerfahren, schlitterte er in die Sixtusaffäre, die verheerende Konsequenzen für seine Reputation als Monarch haben sollte. Indem er die Autorschaft für die Briefe an den Prinzen Sixtus Bourbon-Parma zunächst vehement abstritt, erschien er vielen als Lügner und Schwächling und beschwor durch sein fortgesetztes ungeschicktes Verhalten einen Machtkampf mit Außenminister Czernin herauf, dem schließlich nichts anderes übrig blieb als seinen Rücktritt einzureichen. In der Armee hatte Karl sein Ansehen damit verspielt – Generaloberst Arz von Straußenburg brachte es August von Cramon, dem Deutschen Bevollmächtigten General beim k. u. k. Armeeoberkommando, gegenüber angeblich auf den Punkt: Ich habe erfahren, dass mein Kaiser lügt!

Als Resultat der Sixtusaffäre hatte sich die Position Österreich-Ungarns gegenüber dem Deutschen Reich entscheidend verschlechtert. In Berlin forderte man nach diesem Alleingang Karls für den habsburgischen Bündnispartner strenge Kontrolle: „Vertrauen kann man jetzt nicht mehr haben, also müssen wir Garantien fordern“, depeschierte Cramon an Hindenburg; Kaiser Wilhelm II., der seiner moralischen Entrüstung über den „verräterischen“ Bündnispartner nicht genug Ausdruck geben konnte, verlangte, dass sich Karl bei ihm persönlich zu entschuldigen habe – eine Forderung, der der österreichische Monarch am 12. Mai 1918 mit einer Reise nach Spa ins deutsche Hauptquartier wohl oder übel nachkam. Den Wünschen der Deutschen konnte Karl nichts mehr entgegensetzen: Eine Militärkonvention wurde geschlossen, mit der sich Österreich-Ungarn endgültig in völlige Abhängigkeit vom Deutschen Reich begab; die bisher „Oberste gemeinsame Kriegsleitung“ wurde durch eine „Oberste Kriegsleitung“ ersetzt. Die Gazetten der beiden Monarchien lobten die Erweiterung des Bündnisses als wichtigen Schritt, als welthistorisches Ereignis.

Als führungsschwach in den Augen der Militärs zeigte sich Karl bei den Vorbereitungen zur letzten Offensive an der Italien-Front im Juni 1918: Er stimmte zwar dem mit Conrad, damals Kommandant der Heeresgruppe Tirol, besprochenen Operationsplan zu, der einen Angriff aus dem Raum Asiago vorsah, ließ sich aber nach der Abreise Conrads zu den Truppen vom Generalstab wieder „umdrehen“ und plädierte nun für eine Offensive weiter östlich zwischen Astico und Piave. Für die Generäle an der Front war klar: Der Monarch war in Fragen der umfassenden operativen Planung überfordert, vor allem aber den Intrigen und „Spielchen“ der mächtigen Männer im Armeeoberkommando nicht gewachsen. Dazu kam das nachdrückliche Bestreben Karls, einen „sanften“ Krieg führen zu wollen, einen Krieg also, der mit möglichst wenig Blutvergießen auskommen sollte – für die an den Zynismus des täglichen Blutvergießens gewöhnten Generäle eine seltsame Haltung, die von ihnen als gefährliche Inkonsequenz interpretiert wurde: Wer den Krieg siegreich führen will, so das zynische Kalkül der Militärs, kann nicht auf die Opfer blicken …

Karl möchte den Krieg beenden, einen Krieg, von dem er jedoch bis zum Ende seines Lebens überzeugt sein wird, dass es ein „gerechter Krieg“ war. Ein Krieg, den Österreich zur Selbstverteidigung gegen die Interessen der feindlichen Großmächte, vor allem von Russland und Italien, gegen Freimaurer, Sozialisten, Bolschewiken zu führen gehabt hätte. Nie wird er zu der Erkenntnis gelangen, dass Österreich im Einvernehmen mit dem Deutschen Reich den Krieg im Juli 1914 mutwillig vom Zaun gebrochen hat, dass es eine Hand voll Männer war, die geglaubt hatte, das scheinbar hoffnungslos unterlegene Serbien angreifen zu müssen, ermutigt dazu durch die zum Krieg bereiten Militärs in Berlin, die ihrerseits die Chance gekommen sahen, zum Schlag gegen Russland ausholen zu können. Moltke lockte Österreich mit dem berühmten „Blankoscheck“ –. Wien war so unvorsichtig zuzugreifen. 1914 wollte niemand Österreich-Ungarn „zertrümmern“ – erst durch die Kriegserklärung provozierte man jene Kräfte, die schließlich zum Zusammenbruch seines Reiches führen sollten.

Kann sich mit dem zynischen Kalkül der Militärs nicht anfreunden: Kaiser Karl I. will den Frieden, hält aber auch den Krieg für „gerecht“.

Auch Karls Gegner sammeln sich für die Kämpfe des Tages. Um 6 Uhr klingelt das Telefon in der Wohnung von Alois Rašín. Am Apparat ist Sokol-Chef Dr. Scheiner. Ob es etwas Neues gebe? Rašín verneint, weist nochmals darauf hin, dass trotzdem alles für den großen „Knall“ vorbereitet werden müsse.

Über dem Frontgebiet am Piave dämmert der Morgen heran. Man bereitet sich auf den neuen Kampftag vor: Punkt 6 Uhr beginnt die Lagebesprechung beim 2. k. u. k. Dragoner-Regiment Graf Paar in der kleinen Ortschaft Camino, wo die Truppe, aus der Reservestellung in Rivarotta kommend, um Mitternacht eingetroffen ist. Oberstleutnant Stluka, ein Tscheche vom Dragoner-Regiment 9, der in Vertretung des beurlaubten Regimentskommandanten Oberst Hugo von Schram das Regiment führt, hat für die Herren Offiziere vom „D 2“ wenig erfreuliche Nachrichten: Englische und französische Truppen hätten am Morgen des Vortags die Dammstellung der ungarischen 7. Division durchbrochen und die Papadopoli-Insel erobert, der weitere Vorstoß des Feindes erfolge auf der Straße Tezze – San Polo – Ormelle.

Zum Gegenangriff sei die 8. k. u. k. Kavalleriedivision befohlen, bestehend aus den Dragoner-Regimentern 2 und 14 (Windischgraetz) sowie den Ulanenregimentern 11 (Kaiser Alexander von Russland) und 12 (Graf Paar); an den Flanken würden die 24. und die 26. Schützendivision Unterstützung bieten.

Für die 2er-Dragoner, die sich in Rivarotta bei guter Verpflegung 6 Wochen lang ausgezeichnet erholt haben, ist dies zunächst kein Grund zur Panik – in bester Ordnung marschiert man über Oderzo nach Colfrancui und geht hier in Stellung: In den Weingärten beiderseits der Straße will man den Feind erwarten, das 1. Halbregiment bildet die vorderste Linie, das 2. Halbregiment die 2. Linie; die II. Maschinengewehrschwadron, befehligt von Leutnant Ernst Putz, und die Tragtiere bleiben auf der Straße; das Regimentskommando wird in der Nähe der Kirche von Colfrancui eingerichtet.

Ein klarer sonniger Herbsttag kündigt sich an, beinahe wolkenlos spannt sich der blaugraue Morgenhimmel über die Ebenen Friauls. Vom Feind noch weit und breit keine Spur, dafür sind es k. u. k. Truppen, die nach Osten zurückgehen, vor allem ungarische Einheiten passieren in kleinen Gruppen den Ort. Auffallend viele Soldaten haben die linke Hand verbunden – Selbstverstümmelung als letztes und endgültiges Argument, um in Richtung Heimat aufbrechen zu können. Zwischen den Infanterieeinheiten tauchen immer wieder einzelne Artillerieabteilungen und Trainfahrzeuge auf – die Front bröckelt auch ohne Feindeinwirkung!

Die 2er-Dragoner, vor allem Egerländer, Tschechen und Kroaten, sehen dem ruhmlosen „Abmarsch“ ihrer ungarischen Kameraden mit gemischten Gefühlen zu, behalten aber eiserne Ruhe und Disziplin; sie sind bereit zu kämpfen.

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Reichshaupt- und Residenzstadt Wien. Die Sonne geht auf.

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Prag. Dr. Alois Rašín verlässt seine Wohnung in der Zitna, um sich wie geplant in die Redaktion der Národní listy, der wichtigsten Zeitung des Landes, zu begeben und hier die während der Nacht eingelangten Nachrichten zu studieren. Vor allem aber ist er neugierig auf den Text der Note von Außenminister Andrássy. Im Anschluss daran, so sein Plan, wird er sich mit Sokol-Chef Dr. Scheiner über die weiteren Schritte beraten. Der untersetzte kleine Mann mit Glatze und sorgfältig gepflegtem Spitzbart nimmt heute einen Umweg durch den Stadtpark, um sich innerlich zu sammeln – die Nachrichten von Verbindungsmann Vlastimil Tusar aus Wien haben die freudige Hoffnung auf unmittelbar bevorstehende große Ereignisse geweckt.

Am Wenzelplatz, in der Nähe des Nationalmuseums, trifft Rašín einen Bekannten, von dem er weiß, dass er Mitglied der Sokol ist. Die beiden Männer schütteln sich die Hände; flüsternd fragt der Sokol-Mann: „Geht’s los?“ Rašíns Antwort ist kurz: „Jawohl!“ Dr. Scheiner, so erkennt er zufrieden, hat seine Männer bereits instruiert und auf ihre Wachposten rücken lassen.

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Wien, Hohe Warte. Die Zentralanstalt für Meteorologie gibt in ihrem „Internationalen telegraphischen Wetterbericht“ die aktuellen Wetterwerte durch. In Wien hat es nach dem Regen der letzten Tage aufgeklart, dafür ist es deutlich kälter geworden, das Thermometer zeigt 5 Grad, es ist halb bewölkt, in Budapest hat es 6 Grad und es regnet; Prag und Krakau melden bei trübem Himmel ebenfalls 5 Grad, kaum wärmer ist es in Lemberg mit 6 Grad und bewölktem Himmel. Unternormal kalt ist es im Westen und Süden: Innsbruck meldet 1 Grad, Klagenfurt 2 Grad, Agram 4 Grad bei Schneeregen. Angenehme 9 Grad hat es in Triest, wo sich auch der Himmel von seiner heiteren Seite zeigt, immerhin noch 8 Grad erreicht die Quecksilbersäule in Bozen. Keine Werte sind aus Lussinpiccolo eingetroffen, im Kriegshafen Pola regnet es bei 6 Grad. Die Prognose für den kommenden Tag sieht zunehmend heiteres Wetter vor, ab und zu können bei auffrischenden nördlichen Winden unergiebige Schauer auftreten. Die Höchstwerte werden im Wiener Raum 10 Grad nicht übersteigen.

Erstmals in der Geschichte des Telefons gibt es eine Verbindung zwischen Berlin und Wien: Punkt 7 Uhr steht die Leitung; genützt werden kann sie eine Stunde lang bis 8 Uhr. Als nächste Sprechzeit ist 21 Uhr 30 bis 22 Uhr 30 festgelegt. Das Handelsministerium und das Reichspostamt in Berlin reagieren damit auf einen vielfach vorgebrachten Wunsch der österreichischen Pressevertreter.

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22 aralık 2023
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