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Osteopathie
John Martin Littlejohn
Osteopathie
Die Osteopathie markiert ein neues Zeitalter in der Heilkunst. Anerkennung hat sie allein aufgrund ihrer Verdienste errungen und die bemerkenswerte Entwicklung, die sie durchlaufen hat, war das Ergebnis wunderbarer Erfolge bei der Heilung von Krankheiten. Sie ist keineswegs ein Allheilmittel und hat nichts durch Quacksalberwerbung für ihre Heilungen erreicht. Ihre beste Eigenwerbung besteht in den Wohltaten, die sie an der leidenden Menschheit vollbracht hat. Das winzigste Neugeborene, sogar das noch Ungeborene haben die Wohltat ihrer Berührung empfunden. Unter dem beruhigenden Einfluss osteopathischer Begleitung haben Frauen die Aufgabe der Mutterschaft ganz neu erfahren. Der Schmerz hat aufgehört, die Augenbrauen zu runzeln und das erschöpfte, bleiche Gesicht des leidenden Geistes im Körper zu zerfurchen, weil die magische Berührung des osteopathischen Genius und der osteopathischen Kunstfertigkeit bis zur Ursache durchgedrungen ist und die Irritation, die Quellen für Systemstörungen in sich trug, beseitigt hat.
Das Leidenserbe des Menschen
Der Mensch in seiner jetzigen Konstitution ist Erbe von Leid, Krankheit und Tod. Ihm widerfahren zudem Unfälle, er wird schicksalhaft Opfer ärztlicher Kunstfehler, tätlicher Angriffe und seiner Selbsttötungspläne. Dies beschreibt die Situation der Menschheit und ruft nach Linderung von Leid, Schmerz und Pein sowie nach Befreiung von Krankheiten, die unsere Art befallen und zusammen mit Seuche und Tod ihre Existenz bedrohen.
Leben und Gesundheit
Das große Ziel des Menschen ist das Leben. Und im Leben besteht sein höchstes Bestreben darin, seine Gesundheit zu sichern – was nicht anderes bedeutet als dass er frei ist von ungesunden Zuständen, die in sein Leben eindringen und ihn unglücklich machen. Um dieses Lebensideal, also Gesundheit – und somit Glück – zu erlangen, hat der Mensch jede Naturressource zu nutzen versucht. Auf den Trittsteinen der Besitztümer der Natur, zu denen auch riesigen Landdomänen gehören und der unermessliche Reichtum der in ihnen begrabenen Mineralien, auf den Flügeln des natürlichen Lebens, das im organischen Sein von Pflanzen und Tiere eingeschlossen ist, auf den Triumphwagen der Naturkräfte, also jener Kräften, die das Universum regieren und die sich miteinander mischen, um es zu einem Universum zu machen, in dem Gesetz, Ordnung und Evolution herrschen und in dem es Schwerkraft, gegenseitige Anziehung, Wärme, Licht, Ton usf. gibt: Auf all diesen Wegen hat der Mensch eine günstige Ausgangsposition zu erringen versucht, von der aus er die universale Natur als seinen Bereich aktiver Entwicklung zu überblicken und die Huldigung der Natur in Form von Gehorsam ihm gegenüber zu fordern vermag.
Doch der Mensch, der auf diese Weise aus sich herausgegangen ist, um das gesamte Universum des Seins und der Existenz zu erforschen, hatte darüber vergessen, in sich zurückzukehren, um die in ihm wohnenden Kräfte zu erforschen und zu nutzen. »Erkenne Dich selbst!«: Dieses oberste Gebot des Seins hat er also nicht erfüllt. Während er versuchte, alles zu erklären, was außerhalb seiner selbst liegt, hat er es versäumt, das zu untersuchen, was innen ist. sich folglich nur mit äußeren Ursachen und wesensfremden Voraussetzungen von mangelnder Gesundheit und Unglück befasst und versucht, diese von außen statt von innen zu korrigieren oder zu heilen.
Zurück zur Natur
Die Osteopathie bringt den Menschen zurück zu seiner ersten Liebe – nämlich zum Reichtum des Seins im Menschen selbst, zu den unzählbaren Schätzen des heilenden und stärkenden Lebens in ihm. Und zu der Tatsache, dass der Mensch das Maß aller Dinge ist und nicht alle Dinge das Maß des Menschen sind.4
Der Heilberuf
Seit undenklicher Zeit gibt es einen Beruf, dessen Geschichte die Geschichte der Wissenschaft und Kunst der Heilung ist und der es zu seinem obersten Daseinszweck erklärt hat, dem Menschen zu helfen, sein Ideal von Leben und Gesundheit zu erlangen. An der Schwelle der Geschichte, in der Morgendämmerung der Zivilisation nahm dieser Beruf Gestalt an in Form einer philanthropischen Bruderschaft, die sich guten Sitten, guter Ernährung und physikalischer Vollkommenheit verschrieben hatte.
Die Geschichte dieses Berufsstands ist die Geschichte der Meinungsverschiedenheit. Wenn wir auf sie zurückschauen, stoßen wir an jedem Punkt auf Kontroversen und bitteren Streit. Bei einem genauen Blick auf diese kontroversen Kämpfe, sind wir geneigt, zu fragen, inwieweit es der Neuzeit gelungen ist, sich über die bloße Routine toter Orthodoxien der Vergangenheit zu erheben und Gesundheitsprobleme im Licht der modernen Wissenschaft und deren verbesserter Methoden zu betrachten. Wir müssen lernen, dass wir es mit Fakten zu tun haben, mit den Gegebenheiten des Lebens – und nicht mit bloßen Worten, toten Dogmen und klassischen Bezeichnungen für Krankheiten. Alles muss in das frische, lebendige Licht der Tatsache und der Natur miteinbezogen werden, in die persönliche Beobachtung und Erfahrung in Labor, Sektionsraum, Krankenhaus oder Krankenzimmer.
Mystizismus in der Medizin
Das Studium der Heilung war über lange Zeit an den Nominalismus gebunden, an das Studium von Worten und Dogmen. Diese besetzten den Platz, den eigentlich Symptome oder Zeichen und Ursachen von Krankheit einnehmen sollten. Das Ergebnis dieses dunklen5 Nominalismus ist die Polypharmazie6 der Neuzeit, denn undurchsichtige Anschauungen verlangen, dass auch die Eigenschaften der verabreichten Medikamentenmengen im Dunkeln bleiben.
Allmählich hat sich diese Art von Okkultismus noch vertieft, obgleich wissenschaftliche Forschung die Basis für Ungebundenheit gelegt hat. Vesalius schuf im 16. Jahrhundert die Grundlagen für das Studium der Anatomie. Ihm folgte eine lange Reihe berühmter Anatomen, die den Weg für die physiologischen Forschungen von Harvey, Haller und anderen bereitet haben. Obgleich die Wissenschaft seit Galileos mühevollem Eifer Fortschritte gemacht hat, sind Kunst und Wissenschaft der Heilung weiterhin von Präzedenzfällen bestimmt und von Erfahrung gelenkt, und zwar vor allem deshalb, weil die Heilkunst immer noch in die Antike eingetaucht ist und die meisten ihrer überlieferten Prinzipien aus der Ära vor dem christlichen Zeitalter stammen. Die traditionelle, sogenannte reguläre Schule der Medizin verwendet als Erbe die knidische Sprache und folgt der Praktik des Hippokrates, nicht aber dessen Prinzipien.
Das Heraufdämmern des Neuen
Wir befinden uns in einem Zeitalter des Wissens, der Macht – denn Wissen ist Macht –, höheren Lebens und weiter greifender Ideen. Und in diesem Geist erhebt auch die jüngste Tochter der Wissenschaft der Heilung, die Osteopathie, ihr Haupt und beansprucht alles Gute in der bisherigen Geschichte der Heilung als ihr Erbe. Die Osteopathie bildet den Höhepunkt der gesamten Entwicklung in der Wissenschaft und Kunst der Heilung. Der Bereich der Heilung zeigt mehr als alle anderen Bereiche des Wissens und der Praxis die Empfindungen des jeweiligen Zeitalters, bringt es mehr als alle anderen zum Ausdruck. So gesehen erreichen wir gerade das Mannesalter reifer Medizin.
Osteopathie: ihr Name, ihre Bedeutung
Den Begriff »Osteopathie« als technische Bezeichnung hat Dr. A. T. Still für die neue Wissenschaft und Kunst erstmals verwendet, weil bei seiner Entdeckung von Läsionen als Ursachen für die Entstehung krankhafter Zustände die Fehlstellung von Knochen in der zeitlichen Reihenfolge an erster Stelle stand. Ebenso wie alle anderen Bezeichnungen einer neuen Wissenschaft beinhaltet auch dieser Terminus nicht exakt all das, was die neue Wissenschaft ausmacht, sondern weist lediglich auf den Ursprung hin, von dem aus ihre Evolution begann.
Inzwischen ist die Wissenschaft über die Begrenzungen dieser Bezeichnung hinausgewachsen, weil sie sich aufgrund ihrer alles umfassenden Prinzipien erweitert und von innen heraus entwickelt hat. Sie eröffnet eine neue, genauere Sicht auf Krankheitsursachen sowie auf deren Pathologie und Behandlung.
Osteopathisch umfasst die Wissenschaft das Entdecken der Ursache oder der Ursachen von Krankheit sowie deren Anpassung oder Beseitigung mit dem Ziel, den Körperorganismus sowohl in struktureller als auch in funktioneller Hinsicht wieder in seinem Normalzustand zurückzubringen. Die neue Pathologie basiert auf der modernen Physiologie, und berücksichtigt deshalb Störungen in den Funktionsabläufen ebenso wie Veränderungen in der Struktur und in deren Anpassung.
Grundprinzipien
Da das Angepasstsein des Organismus Voraussetzung für seine normalen Aktivitäten und für die Koordination seiner Bewegungen ist, müssen wir auf Folgendes achten:
(1) Fehlstellungen von Knochen, Muskel, Ligament, Knorpel, Viszera usf.,
(2) Störungen in den Flüssigkeiten des Organismus, wozu Blut, Lymphe, Zerebrospinale Flüssigkeit und andere Sekrete zählen,
(3) Fehlsteuerungen und Unordnung des Nervensystems einschließlich Nervenzellen, Zentren, Ganglien, Plexus und Fasern.
Im Bereich der osteopathischen Therapie, die den Zweck verfolgt, die Gesundheit des Organismus wiederherzustellen, verwenden wir:
(1) wissenschaftliche Manipulationen, die darauf abzielen, die Fehlstellungen in den strukturellen Körperflüssigkeiten7 zu korrigieren;
(2) wissenschaftliche Manipulationen, die das Nervensystem mit seinen Fasern und Plexus in den verschiedenen Teilen des Körpers und in seinen Beziehungen zu den Organen nutzen;
(3) wissenschaftliche Manipulationen, die dazu dienen, Blutzirkulationsstörungen in Ganglien, Zentren und Zellen zu beheben – und zwar um gestörte Nervenzustände zu korrigieren, den allgemeinen Tonus im System und seinen lokalen Teilen zu erhöhen, die trophischen Zustände von Nerven und Muskeln zu fördern und die normale Koordination und Korrelation der psychischen, physiologischen und vegetativen Funktionen des Organismus anzuregen.
Die Bedeutung leichter Abweichungen
Der gesamte Körper dient der funktionellen Aktivität. Es gibt also keinen Abfall und nichts Überflüssiges und ebenso wenig ist Platz für anormale Zustände. Die leichteste Abweichung von der normalen Struktur impliziert mithin eine Störung der organischen Aktivität und kann Anlass für eine akute oder chronische Erkrankung in irgendeinem Teil des Körpers sein. Theoretisch unterstellt das osteopathische Prinzip einen Körper, dessen Knochengerüst perfekt und bis ins Kleinste angepasst und eingerichtet ist, dessen Muskeln sorgfältigst an ihrem Ursprung und Ansatz befestigt sind, dessen Blut frei in allen Organ- und Gewebeteilen zirkuliert und dessen Nervenkraft das assimilierende und lebensspendende Prinzip im gesamten Körper darstellt. Diese Nervenkraft beruht auf der physiologischen Balance aller Teile des Organismus. Die Gesetze der Nervenenergie liefern uns die Prinzipien, auf deren Grundlage diese kontinuierliche Balance aufrechterhalten wird, und erklären zugleich alle Abweichungen vom Gesundheitsstandard.
Ordnung und Harmonie
In der Harmonie dieser Gesetze, Prinzipien, Kräfte und Aktivitäten erkennen wir die Ordnung des gesamten Systems. Der Körper ist also ein perfekter physikalischer und vitaler Mechanismus8. Alle Teile stehen in harmonischer Beziehung zueinander und sind so miteinander vereint, dass sie ein vollkommenes System bilden. Ist das System nicht perfekt, müssen wir ein exaktes Wissen von der Struktur, von den Funktionen, von den Beziehungen der verschiedenen Teile des Mechanismus und vom Mechanismus als Ganzem anwenden, um die Abweichungen vom Normalzustand zu entdecken.
Nur so können wir die Gesetze herausfinden, die die Normalzustände des Körpers regulieren, und ebenso die Hilfsmittel der Natur, die für Erholung und Wiederherstellung zur Verfügung stehen.
Natürliche innere Heilmittel
Wir erkennen, dass der Körper jene natürlichen Heilmittel in sich birgt, jene notwendigerweise menschlichen Prinzipien der menschlichen Mechanik, jene trophischen und metabolischen Prozesse, die in einem Zustand normalen Gleichgewichts die Basis für Gesundheit und in einem Zustand mangelnder Gesundheit die Mittel zum Korrigieren von Fehlstellungen, Fehlanordnungen und Störungen liefern.
Die Bedeutung struktureller Vollkommenheit
In einem völlig gesunden menschlichen Organismus verrichten alle Gewebe und Strukturen des Körpers ohne Unterbrechung ihre Arbeit in der Ökonomie des Lebens. Die Körperstruktur stellt das Gerüst dar, auf dem die anderen Gewebe des Körpers aufgebaut und an dem sie befestigt sind. Daher verwenden wir das Knochengerüst, um Orientierungspunkte für die physikalische Untersuchung festzulegen, aber auch als Hilfsmittel der manipulativen Arbeit beim Wiederanpassen dislozierter Teile. Die Knochen sind also schlicht das Medium therapeutischen Arbeitens, so wie Wasser das Medium von Kälte- oder Wärmeanwendung ist oder wie Zucker in der homöopathischen Praxis als Mittel zur therapeutischen Anwendung der dynamischen Kraft bestimmter Agenzien benutzt wird. Gleichermaßen dienen Muskeln und Nerven als Medien solcher wirksamen Anwendungen.
Kein Verabreichen körperfremder Arzneimittel
Die Osteopathie legt fest, dass für den Körper in Gesundheit und Krankheit keinerlei von außen zugeführte Arzneimittel erforderlich sind – abgesehen von einer aus Erfahrung empfohlenen Ernährung auf der Grundlage der unmittelbaren Prinzipien des Körpers. Eine derartige Ernährung ist wesentlich für die Erhaltung und Wiederherstellung vorhandener Gewebe sowie zur Bildung neuer Gewebe im Zusammenhang mit den Auflösungsprozessen im Protoplasma. Gute Nahrung in ausreichender, nicht übermäßiger Menge, abwechslungsreich genug, um einseitiger Ernährung vorzubeugen, Muskelbewegung analog zu den rhythmischen Aktivitäten und Bewegungen des Körpers und seiner Teile sowie ausreichend tiefe und freie Atmung, um die 65 % Sauerstoff zu erhalten, die der Körper für gesunde Stärke und Vitalität braucht – das sind in Bezug auf Körperkultur, Gymnastik und Hygiene die Prinzipien der Osteopathie.
Die Osteopathie als unabhängiges System
Die Osteopathie distanziert sich von allen älteren Schulen der Medizin und behauptet dennoch, die Erbin allen medizinischen Wissens zu sein, das sich durch die Zeit angesammelt hat. Sie steht auf dem Standpunkt, dass eine genaue Kenntnis und eine wissenschaftliche Anwendung der anatomischen, physiologischen und hygienischen Prinzipien, die der menschlichen Natur zugrunde liegen, die therapeutische Basis für die Aufrechterhaltung von Gesundheit und für die Vermeidung und Heilung von Krankheit bilden.
Folgende Auffassungen runden dieses wissenschaftliche System ab:
(1) Das Nervensystem sorgt für das harmonische Zusammenwirken zwischen den Organen und Geweben des Körpers.
(2) Eine perfekte, störungsfreie Zirkulation der Organflüssigkeiten bildet die Grundlage eines völlig gesunden Bioplasmas.
(3) Das perfekte Funktionieren aller vitalen Kräfte und Prozesse unter der Leitung und regulativen Steuerung der Vitalität hält den Körper bei der Bewegung von Knochen, Muskel, Gelenkverbindung usf. frei von allen Hindernissen, Beeinträchtigungen, Druck usf.
Wiederherstellung des Normalzustandes
Für richtig hält die Osteopathie die negative Schlussfolgerung naturbezogener Wegbereiter, die schon vor Jahrhunderten den Gebrauch von Medikamenten als wertlos und schädigend für das System verurteilt haben. Auf der positiven Seite behauptet sie, dass grobe Medikamente tatsächliche Nachteile und Beeinträchtigungen für das System bringen und dass ihr Gebrauch beim Versuch, Krankheiten zu heilen, eine unwissenschaftliche Methode darstellt.
Das menschliche Wesen ist ein vollkommener natürlicher Organismus, welcher die Heilmittel der Natur in sich birgt und so über genügend Ressourcen verfügt, um in Bezug auf Krankheiten Stärkungs-, Wiederherstellungs- und Vorsorgemaßnahmen ergreifen zu können.
Krankheit ist das Ergebnis oder die Auswirkung einer beliebigen Störung, Unordnung oder Anormalität im System. Zur Wiederherstellung des Normalzustandes ist es daher notwendig, behindernden Zustände sowie alle anormalen, das organische Leben gefährdenden Entwicklungen zu beseitigen und gestörte Zustände zu korrigieren.
Jeder Krankheitszustand lässt sich anhand von Symptomen, Zeichen oder pathologischen Anhaltspunkten auf eine primäre Ursache in Nerv, Muskel, Blutgefäß, Knochen usf. zurückverfolgen. Sobald diese Ursache lokalisiert ist, erhält die Natur Unterstützung beim Wiederherstellen des Normalzustands. Dann wird durch Harmonisieren der natürlichen Kräfte, durch Anpassen struktureller Beziehungen, durch Aufbauen einer normalen funktionellen Aktivität im Nerven-, Verdauungs-, Sekretions- und Ausscheidungssystem sowie durch Beseitigen von Behinderungen des freien Spiels der Nervenkraft und der freien Zirkulation von Blut, Lymphe, Muskelflüssigkeit, Galle usf. ein normales Fundament für einen gesunden Organismus gelegt.
Druck durch Muskel oder Knochen
Beispielsweise wurde festgestellt, dass die Fehlstellung eines Teils der Körperstruktur, egal ob es sich dabei um Muskel oder Knochen handelt, einen Druck auf Nerven oder Blutgefäße hervorruft, der wiederum bewirkt, dass in einem bestimmten Bereich des Körpers die Zufuhr an Nervenkraft und Nahrung unterbunden wird. Dieser gestörte Zustand auf dem Sektor Ernährung und Trophik ist eine ergiebige Quelle für Erkrankungen des Magens, der Leber, des Appendix usf.
Bei spinalen Problemen erzeugt die Verdrehung oder Krümmung der Wirbel, wie leicht und unbedeutend sie auch erscheinen mag, häufig einen direkten Druck auf die Nervensubstanz, schneidet die Zirkulation sowohl der Flüssigkeiten als auch der Nervenkräfte ab und führt schließlich zu einem degenerativen Zustand von Nerven und Muskeln. Diese Degeneration findet – wie die Physiologie lehrt – entfernt vom Zentrum des trophischen Einflusses statt, also außen und abseits der im Rückenmark lokalisierten trophischen Zentren.
Der durch Fehlstellungen, Tumoren oder verspannte Gewebe entstandene Druck auf einen Nerv kann einen solchen Degenerationszustand bei Geweben oder Organen hervorrufen. Und besteht dieser Druck fort, kann die Vitalität des Gewebes oder Organs so geschwächt werden, dass eine gesunde, normale Aktivität unmöglich ist. Die Wirkung dieses Drucks beruht auf der physiologischen Maxime, dass sich bei ausreichend starker mechanischer Reizung eines Nervs die Nervensubstanz verändert, wodurch es zu einer pathologischen Veränderung kommt. Mit der Druckursache beseitigt man auch die Degenerationsursache. Dann beginnt der Wiederaufbau der aktiven Tendenz zum Normalzustand, die man in jedem Gewebe und Organ findet, solange Vitalität vorhanden ist. Wird diese Tendenz durch einen neuen Blutstrom und eine stärkere Nervenkraft von den großen Zentren der vitalen Aktivitäten unterstützt, ist die Wiederherstellung des Normalzustandes sichergestellt.
Empfindlichkeit, Sensibilität, das Kribbeln bestimmter Teile des Körpers sowie unterschiedlich starkes Schmerzempfinden veranschaulichen das physiologische Prinzip, wonach die weiße Schicht des Nervs mit winzigen Nervenfilamenten, den sogenannten Nervi nervorum versorgt ist, die spezielle Schmerznerven darstellen. Auf diese Weise verfügen die verschiedenen Nervenbahnen über eine besondere Sensibilität – teils um die Nerven vor möglicherweise eintretenden gefährlichen Zuständen zu schützen und teils als Signal einer Störung in der normalen Nervenfunktion. Folglich darf der Schmerz nicht, wie es im medizinischen Bereich so häufig geschieht, durch Analgetika blockiert werden, denn er signalisiert Gefahr – etwa eine durch irgendetwas verursachte übermäßige Reizung des Nervensystems oder einen Erschöpfungszustand des Blutes, aufgrund dessen die Nerven in einem Hungerzustand sind, weil ihnen anstelle von reinem arteriellem nur unreines, sauerstoffarmes oder mit Gift belastetes Blut zugeführt wird.
Das wahre Analgetikum besteht daher im Beseitigen des behindernden oder irritierenden Drucks auf die Nervenbahn und des irritierenden, nährstofflosen Bluts sowie im Spülen des Nervensystems mit reinem Blut aus den großen vitalen Zentren der Blutproduktion.
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