Kitabı oku: «Glauben in Wüstenzeiten», sayfa 2
2. Predigt: Sei ein guter Mensch!
(1. Mose 15)
Quizsendungen erfreuen sich großer Beliebtheit – also beginnen wir heute mal mit einer Quizfrage: Wie wird man ein guter Mensch?
a) indem man alle Gesetze hält
b) indem man viel arbeitet
c) indem man viel Geld spendet oder
d) ganz anders.
Preise gibt es zwar nicht zu gewinnen, aber dennoch hängt von Ihrer Antwort sehr viel ab. Unter anderem, wie Sie Ihr persönliches Leben gestalten und sogar wo Sie die Ewigkeit verbringen werden, denn soviel ist schon mal klar: Im Himmel ist nur Platz für gute Menschen.
Also: Wie werde ich ein guter Mensch?
Ich setze einmal voraus, dass Sie ein guter Mensch sein wollen. Die meisten möchten das. Ich kenne niemanden, der bewusst böse ist. Allerdings denken nur wenige darüber nach, was das genau heißt – mit der Folge, dass man einfach von den Werten gesteuert wird, die man als Kind vermittelt bekam oder die in der Gesellschaft allgemein üblich sind. Das aber kann ziemlich danebengehen.
So hat beispielsweise jemand schon als Kind gelernt, dass er dann gut ist und Anerkennung bekommt, wenn er fleißig ist und Leistung bringt. Entsprechend konzentriert er sich als Erwachsener auf seine Arbeit, ist erfolgreich, macht Karriere und hält sich für einen guten Menschen, weil er doch so viel leistet. In seinem Beruf ist er geschätzt und anerkannt, aber seine Frau und seine Kinder fühlen sich vernachlässigt. Ihnen wäre es lieber, er hätte mehr Zeit für sie. Ist er nun ein guter Mensch oder ist er keiner?
„Du bist ein guter Mensch, wenn du Geld spendest!“ – diese Botschaft versuchen die Hilfsorganisationen zu vermitteln, die mir immer diese Bettelbriefe schicken. Sicher ist es gut, für die Kinder in Afrika, die Hochwasseropfer in Ostdeutschland oder die Gemeindearbeit in Havetoft zu spenden. Aber kann man wirklich sagen, dass ein Mensch umso besser ist, je mehr Spendenquittungen er vorlegen kann? Und wenn ja, zählen dann Spenden an politische Parteien genauso viel wie an wohltätige oder religiöse Zwecke – oder muss man da Unterschiede machen?
„Ein guter Mensch sollte die Gesetze halten“ – das hört sich zunächst sehr richtig an. Allerdings gibt es eine Vielzahl von Gesetzen und Vorschriften in unserer Zeit – von der Straßenverkehrsordnung angefangen bis hin zu den Steuer- und Finanzgesetzen, vom BGB bis zu den biblischen Geboten. Ich kenne niemanden, der von sich behaupten könnte, in seinem Leben immer alle Gesetze gehalten zu haben – aber wenn es ihn gäbe, wäre er dann automatisch ein guter Mensch? Vielleicht wäre er auch nur ein seelenloser Bürokrat voll fürchterlicher Korrektheit.
Sie merken, alles tendiert zur Antwort d): es muss etwas anderes sein, das den Menschen zum guten Menschen macht.
Am Donnerstag war Reformationstag – der soll uns daran erinnern, dass Martin Luther seinerzeit mit eben dieser Frage gerungen hat: „Was muss ich tun, um ein guter Mensch zu sein?“ – genauer: „Was kann ich tun, damit Gott mich einen guten Menschen nennt?“
Luther hat nämlich ganz richtig erkannt, dass es wenig nützt, wenn einer sich selbst für gut hält und vielleicht noch ein paar Freunde hat, die ihn in dieser Annahme bestätigen – aber Gott an diesem Punkt anderer Meinung ist.
Luther lebte in der Gewissheit, dass er eines Tages vor Gottes Thron treten muss, um dort das Urteil über sein Leben zu empfangen. Und er wusste, dass es von diesem Urteil abhängt, wo er die Ewigkeit verbringt. Entweder würde Gott ihn zur ewigen Gemeinschaft mit sich einladen oder ihn in die ewige Finsternis verstoßen. Das war ein Gedanke, der Luther große Angst machte. Und deswegen wollte er ein guter Mensch sein.
Er wählte dazu den Weg der Gesetze. Er versuchte mit ganzem Ernst, die Gebote der Bibel zu befolgen. Er versuchte, aufrichtig zu lieben; Gott und seinen Nächsten wie sich selbst. Er versuchte, seinen Stolz und seinen Hochmut zu bekämpfen. Er ist mit aller Energie gegen seine unreinen Gedanken vorgegangen.
Aber je mehr er sich angestrengt hat, desto deutlicher wurde ihm, dass dieser Weg nicht funktionierte. Es ist unmöglich, alle Gebote zu halten. Der Mensch bleibt immer hinter dem zurück, wie er eigentlich sein müsste. Schließlich war Luther völlig verzweifelt.
Doch endlich passierte etwas, das in die Geschichte als das „Turmerlebnis“ eingegangen ist. Martin Luther wurde vom Heiligen Geist auf eine Bibelstelle aufmerksam gemacht, die er zuvor zwar schon hundert Mal gelesen, aber nie wirklich begriffen hatte: „Der Gerechte wird aus Glauben leben.“
(Römer 1, 17)
An diesem Vers hat Luther das erkannt, was später zum Grundstein der evangelischen Lehre werden sollte: Gott ist kein Erbsenzähler, der akribisch über das Fehlverhalten der Menschen Buch führt, um ihnen dann am Ende genüsslich die große Abrechnung zu präsentieren – sondern er ist ein liebevoller Vater, der das Herz seiner Kinder gewinnen möchte. Wenn wir an ihn glauben, dann spricht er uns gerecht.
Anders ausgedrückt: Wer Gott von Herzen liebt und ihm vertraut, der ist ein „guter Mensch“.
Beflügelt von dieser Erkenntnis hat Luther dann mit ganz neuen Augen den Römerbrief gelesen, in dem Paulus viel Gewicht darauf legt, dass die Gerechtigkeit allein aus dem Glauben kommt. Als Kronzeugen führt er Abraham an, den „Vater des Glaubens“, von dem wir schon am letzten Sonntag gehört haben. Und damit sind wir mitten drin im zweiten Teil unserer Predigtreihe.
Zur Erinnerung: Abraham, der damals noch Abram hieß, ist mit seiner Familie aus der Stadt Ur ausgewandert und nach langer Reise in Haran hängengeblieben. Dort hat Gott zu ihm gesprochen und ihn beauftragt, sich aufzumachen und in das Land Kanaan zu ziehen.
In diesem Zusammenhang hat er ihm drei Versprechen gegeben:
1.) Abram sollte zum Segensträger werden – das heißt, alle Geschlechter auf Erden sollten durch ihn gesegnet sein.
2.) Abram sollte viele Nachkommen haben – eine Verheißung, die ihn persönlich besonders anrührte, denn er hatte keine Kinder und sehnte sich sehr danach – und
3.) diese Nachkommen sollten einmal das Land Kanaan besitzen.
Auf dieses Wort hin ist Abram losgezogen und wohlbehalten im verheißenen Land angekommen. Dort hat er viele Dinge erlebt, auf die ich in späteren Predigten noch eingehen werde.
Die Jahre vergingen – doch das ersehnte Kind blieb aus. Es schien immer mehr, als hätte Gott sein Versprechen vergessen. Dennoch hielt Abram am Glauben fest.
Das war und ist nicht einfach, denn selbst wenn man in seinem Leben schon große Dinge mit Gott erlebt hat, führen Wüstenzeiten und Zeiten des Wartens oft dazu, dass einem solche Erfahrungen zwischen den Fingern zerrinnen. Abram aber war es gelungen, mit seiner Enttäuschung fertig zu werden. Er hatte sich innerlich damit abgefunden, keine Kinder zu bekommen und ist trotzdem Gott treu geblieben. Dann ereignete sich Folgendes:
„Nach diesen Geschichten begab sich’s, dass zu Abram das Wort des Herrn kam in einer Offenbarung: Fürchte dich nicht, Abram! Ich bin dein Schild und dein sehr großer Lohn. Abram sprach aber: Herr, mein Gott, was willst du mir geben? Ich gehe dahin ohne Kinder, und mein Knecht Eliëser von Damaskus wird mein Haus besitzen. Und Abram sprach weiter: Mir hast du keine Nachkommen gegeben; und siehe, einer von meinen Knechten wird mein Erbe sein.
Und siehe, der Herr sprach zu ihm: Er soll nicht dein Erbe sein, sondern der von deinem Leibe kommen wird, der soll dein Erbe sein. Und er hieß ihn hinausgehen und sprach: Sieh gen Himmel und zähle die Sterne; kannst du sie zählen? Und sprach zu ihm: So zahlreich sollen deine Nachkommen sein!
Abram glaubte dem Herrn, und das rechnete er ihm zur Gerechtigkeit.“ (1. Mose 15, 1-6)
Abram glaubt. Es ist völlig verrückt, völlig abwegig, anzunehmen, dass er und seine Frau im Rentenalter noch Nachwuchs bekommen könnten, aber er glaubt, einfach weil Gott es ihm verspricht.
Es ist interessant, dass Gott ihn in diesem Zusammenhang auf den Sternenhimmel hinweist. Tausend Jahre später sollte jemand dichten: „Die Himmel erzählen die Ehre Gottes.“ (Psalm 19, 1) Doch diese Sicht der Dinge war für Abram noch fremd. Alles was er bis dahin kannte, war Astrologie. Die Menschen seiner Zeit haben voller Angst zu den Sternen aufgeschaut, weil sie glaubten, dass dort oben ihr Schicksal kreist. Sie haben versucht, die Götter der Gestirne und des Mondes mit Opfern gnädig zu stimmen. Und nun lässt Gott seinen Auserwählten diesen wunderbaren Sternenhimmel mit ganz neuen Augen sehen. Plötzlich verstand Abram: Wer so etwas Gewaltiges und Schönes erschaffen kann, für den ist nichts unmöglich. Dem kann man vertrauen. Der hält sein Wort.
Das war der Glaube Abrams. Und Gott rechnete ihm diesen Glauben zur Gerechtigkeit, das heißt, Gottes Urteil über Abram lautete: „Das ist ein guter Mensch. Er mag seine Fehler haben, er hat in seinem Leben längst nicht alles richtig gemacht, aber er vertraut mir. Er glaubt meinem Wort. Und deswegen kann er Gemeinschaft mit mir haben.“
Alles lässt sich zurechtbringen. Sünde kann vergeben werden, so schwer sie auch sein mag. Schlechte Gewohnheiten, Charakterfehler – da ist noch was zu machen. Wenn denn diese eine Voraussetzung gegeben ist, dass ein Mensch bereit ist, sein Herz für Gott zu öffnen und zu sagen: „Ja Herr, ich glaube. Ich vertraue dir und bin bereit, dir zu gehorchen.“
Schwierig wird es, wo ein Mensch seinem Gott dieses offene Herz verweigert, wo er ihm sagt: „Ich brauche dich nicht, ich brauche deine Gnade nicht, ich kann auch ein guter Mensch sein, ohne an dich zu glauben.“ Wer so denkt und redet, ist dazu verurteilt, die Last seiner Sünden selbst zu tragen.
Aber nun gibt es ja auch welche, die sagen: „Ich kann nicht glauben, weil ich einfach zu viele Zweifel habe.“ Was ist mit denen?
Zweifel an sich sind nicht das Problem. Es kommt darauf an, wie wir damit umgehen. Jeder der glaubt, kennt auch den Zweifel. Jeder Glaube wird gelegentlich vom Zweifel angenagt. Das ergibt sich einfach aus der Situation dieser Welt, in der nicht nur Gott am Werk ist, sondern auch das Böse.
Aber die entscheidende Frage ist, ob wir uns von unseren Zweifeln überwältigen lassen, ob wir gar versuchen, uns hinter unseren Zweifeln vor dem lebendigen Gott zu verstecken, oder ob wir bereit sind, sie ihm auszuliefern.
Ein Musterbeispiel hierfür ist der Vater des kranken Jungen, der uns im Neuen Testament begegnet. Trotz vieler Enttäuschungen, die bereits hinter ihm liegen, sagt er zu Jesus, als dieser ihm nach seinem Glauben fragt: „Ich glaube, hilf meinem Unglauben!“
(Markus 9, 24)
Eine geniale Antwort, die den Zweifel nicht leugnet, aber sich für den Glauben entscheidet. Jesus erhört die Bitte und das Kind wird geheilt.
Auch Abram hatte mit Zweifeln zu kämpfen. Wir erfahren davon interessanterweise gleich im Anschluss an den Vers, den wir eben gehört haben, den Vers, in dem der Glaube Abrams so gerühmt wurde. Gott spricht da nämlich weiter:
„Ich bin der Herr, der dich aus Ur in Chaldäa geführt hat, auf dass ich dir dies Land zu besitzen gebe. Abram aber sprach: Herr, mein Gott, woran soll ich merken, dass ich’s besitzen werde?“ (1. Mose 15, 7-8)
Abram bittet um ein Zeichen. Er sagt damit also sinngemäß: „Herr, du weißt, dass ich dir vertraue, aber du weißt auch, dass ich mit Zweifeln zu kämpfen habe, du weißt, wie oft ich mich frage, ob ich nicht doch bloß einer Einbildung folge. Kannst du mir nicht irgendetwas geben, an dem ich mich festhalten kann? Ein Zeichen, dass mich immer wieder an dein Versprechen erinnert?“
Gott geht auf diesen Wunsch ein. Halten Sie sich fest, jetzt wird es ein bisschen gruselig:
„Und Gott sprach zu ihm: Bringe mir eine dreijährige Kuh, eine dreijährige Ziege, einen dreijährigen Widder, eine Turteltaube und eine andere Taube. Und er brachte ihm dies alles und zerteilte es in der Mitte und legte je einen Teil dem andern gegenüber; aber die Vögel zerteilte er nicht. Und die Raubvögel stießen hernieder auf die Stücke, aber Abram scheuchte sie davon. Als nun die Sonne am Untergehen war, fiel ein tiefer Schlaf auf Abram, und siehe, Schrecken und große Finsternis überfiel ihn.
Da sprach der Herr zu Abram: Das sollst du wissen, dass deine Nachkommen werden Fremdlinge sein in einem Lande, das nicht das ihre ist; und da wird man sie zu dienen zwingen und plagen vierhundert Jahre. Aber ich will das Volk richten, dem sie dienen müssen. Danach sollen sie ausziehen mit großem Gut. Und du sollst fahren zu deinen Vätern mit Frieden und in gutem Alter begraben werden. Sie aber sollen erst nach vier Menschenaltern wieder hierher kommen; denn die Missetat der Amoriter ist noch nicht voll.
Als nun die Sonne untergegangen und es finster geworden war, siehe, da war ein rauchender Ofen, und eine Feuerflamme fuhr zwischen den Stücken hin. An dem Tage schloss der Herr einen Bund mit Abram und sprach: Deinen Nachkommen will ich dies Land geben, von dem Strom Ägyptens an bis an den großen Strom Euphrat.“
(1. Mose 15, 9-18)
Gott schließt hier einen Vertrag mit Abram und er tut es auf die Weise, die zu jener Zeit üblich war.
Wenn wir heutzutage einen wichtigen Vertrag abschließen, dann gehen wir damit zu einem Notar. Der prüft und beurkundet das Ganze, hängt sein Siegel daran und verleiht dem Abkommen dadurch ein besonderes Gewicht.
Im Alten Orient hatte man eine andere Methode. Wenn zwei Partner einander die Unverbrüchlichkeit ihrer Vereinbarung versichern wollten, dann nahmen sie Opfertiere, zerteilten sie und gingen zwischen den Hälften hindurch. Anschließend wurden die Opfertiere verbrannt.
Die damit verbundene Aussage ist ziemlich drastisch. Es ist ein Akt der bedingten Selbstverfluchung. Das Ganze sollte nämlich heißen: „Wenn einer von uns diesen Bund bricht, dann soll er zerteilt und verbrannt werden wie diese Opfertiere hier. Wir stehen ganz gewiss zu unserem Wort.“
So sehr lässt Gott sich also zu den Menschen herab, dass er sich solch einer Zeremonie unterzieht. Er hätte das nicht nötig, aber er schenkt es Abram, um seinen Glauben zu stärken. Deutlicher kann Gott die Ernsthaftigkeit seines Versprechens nicht demonstrieren.
Das Besondere daran ist, dass Gott diese Selbstverpflichtung nicht auch von seinem Vertragspartner verlangt. Der schläft nämlich oder befindet sich zumindest in einer Art Traumzustand. Nur Gott geht zwischen den Opfertieren hindurch, nicht der Mensch. Für ihn ist keinerlei Verpflichtung mit diesem Bund verbunden. Er ist ein reines Geschenk.
So ist Gott. Seine Liebe geht all unserem Tun voraus. Er wendet sich den Menschen bedingungslos zu – auch dann, wenn sie noch gar nichts von ihm wissen wollen.
Er öffnet uns eine Tür und lädt uns ein, mit ihm Gemeinschaft zu haben. Und wer dieser Einladung folgt, wer Gott vertraut und ihm glaubt, den spricht er gerecht. Der ist in seinen Augen ein guter Mensch und er hält zu ihm, bis in alle Ewigkeit.
Amen.
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