Kitabı oku: «Der Schatz von Ihrland», sayfa 2

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Der Keller

Wir saßen schon eine ganze Weile in Marks Zimmer, hörten irischen Folk-Rock und überlegten, was wir als Nächstes ausfressen konnten.

„Wir könnten eine Katze einfangen und in die Mikrowelle stecken!“, schlug Mark nach einiger Zeit vor.

„Du bist unmöglich, Mark Wetterschlecht, weißt du das?“, schimpfte Melissa wie ein Rohrspatz.

„Hey, Baby, war doch nur ein Scherz!“, brachte Mark cool zurück. „Aber was haltet ihr davon, wenn wir unseren alten Keller mal ’n bisschen durchstöbern? Vielleicht finden wir da irgendwas Interessantes.“

„Ok, alte Sachen haben mich schon immer interessiert. Vielleicht finden wir eine Mumie oder so was“, gab ich als Antwort und musste selbst lachen.

Wir gingen in den größten Raum des Kellers rüber und Mark betätigte den Lichtschalter. Eine einzelne Birne hing an einem Kabel von der Decke in der Mitte des Raumes und warf unheimliche Schatten in die Ecken. Alles, was wir erkennen konnten, waren ein riesiger Schrank an der einen Wand und jede Menge Gerümpel, das auf dem Boden verteilt war.

„Na herzlichen Kniestrumpf!“, sagte ich vor mich hin. „Hier hat seit Kolumbus keiner mehr aufgeräumt!“

„Mann, was hier alles rumliegt. Und so viel Staub! Ich glaub, ich muss mich übergeben“, platzte es aus Melissa raus. Sie hielt sich die Hände schützend vor den Mund.

„Halt die Klappe, Baby“, raunzte Mark sie an. „Du hast ja keine Ahnung. Hier liegt der Staub von Jahrhunderten! Das ist Geschichte, klar? Jetzt lasst uns mal ein wenig herumstöbern.“

„Hier, ich hab was!“, rief Greg. „Ein uraltes Fotoalbum. Mal sehen ... ha! Guckt mal, ein kleiner Junge sitzt auf seinem Töpfchen und schlürft Joghurt! Hahaha, ist ja urkomisch!“

Wie scharten uns um ihn und fingen alle an zu lachen. Das war wirklich ein Bild für die Götter. Nur Mark fand das irgendwie nicht so lustig.

„Was soll die Scheiße? Mann, da wusste ich doch noch nicht, was ich da mache.“

„Du bist das?“, fragte Greg und das Gelächter wurde noch lauter. Mark riss Greg das Album aus der Hand und schleuderte es an die Wand. Nachdem sich alle wieder beruhigt hatten, sahen wir uns weiter um.

„Was ist das denn?“, fragte Patsy nach einer Weile. Sie hielt etwas langes Gebogenes in der Hand. Mark sah es sich etwas genauer an und erkannte darin ein lang vermisstes Familienerbstück.

„Hey, das ist der alte Säbel von meinem Ur-Ur-Urgroßvater. Er war so ’ne Art Pirat, müsst ihr wissen. Es wird erzählt, dass er mehrere Flotten des englischen und spanischen Königs besiegt und tonnenweise Gold erobert hat. Doch von einem auf den anderen Tag waren er, seine Mannschaft und sein Schatz verschwunden. Die offizielle Version ist, dass er mit seinem Vermögen an Bord in einen Sturm geraten und das Schiff gesunken ist. Und die Schande ist ja, keiner weiß, wo! Na ja, wenigstens haben wir seinen Säbel.“

Wir blickten erst ihn und dann uns gegenseitig an, dann schüttelten wir mit den Köpfen und tippten uns an die Stirn.

„Moment mal“, stoppte ich seine Fantastereien, „wieso sollte ein so großer Pirat, der angeblich alle besiegt hat, ohne seinen Säbel aufs Meer fahren? Ich glaube nicht, dass ausgerechnet einer deiner Vorfahren ein stinkreicher Seeräuber gewesen ist. Wie hieß er denn? Störtebeker oder was?“

„Nein. Klaus.“

„So hieß Störtebeker auch ...“

„Nein. Klaus Wetterfest natürlich. Ihr müsst es ja nicht glauben. Ich weiß, dass es stimmt!“, regte Mark sich auf.

„Nu beruhig dich mal wieder“, besänftigte Greg ihn und streichelte ihm über den Kopf. „Wir glauben dir doch.“

Mark steckte sich den Säbel durch den Gürtel und kletterte zum Schrank, um ihn zu öffnen. Er zog nur kurz an der Tür, da polterte auch schon der gesamte Inhalt heraus und begrub ihn unter sich.

„Hilfe, Hilfe!“, schrie er von unten durch das Gerümpel, „holt mich hier raus! Ich werde von bösem Monstermüll angegriffen! Hilfe!“

„Moment, Moment, wir kommen ja“, beruhigte Greg ihn.

Wir arbeiteten uns zu ihm durch und befreiten ihn aus seinem unfreiwilligen Gefängnis.

„Mann, das ganze Zeug kann unmöglich aus diesem Schrank gekommen sein“, staunte Greg, „das würde nicht mal in einen Lkw passen.“

„Halt die Klappe, Greg“, grunzte Mark ihn an, „kletter doch in den Schrank, dann siehst du, wie groß er ist. Der ist mehrere Hundert Jahre alt. Das ist noch massive Arbeit.“

„Alter Falter. Das Holz ist mindestens zehn Zentimeter dick“, entfuhr es Patsy. „Wie haben die den bloß damals bewegt?“ Sie ging den Schrank einmal ab und zählte acht Schritte.

„Wow!“, stieß Martha lauthals aus. „Wie viele Klamotten da reinpassen würden. Da könnte ich einen ganzen Laden reinstecken.“

„Halt dich mal still, Lady“, maulte ich sie an. Irgendwie konnte das Schwesterchen ganz schön nerven.

„He, was ist denn das?“, rief Patsy plötzlich. Sie hatte etwas hinter dem Schrank entdeckt. „Ich glaub, hier ist ’ne Tür oder so was! Kommt mal her.“

Wir kletterten zur anderen Seite des Schranks und blickten dahinter. Man konnte eine Vertiefung in der Wand erkennen, die wie eine in die Wand eingelassene Tür aussah.

„Lasst uns versuchen, den Schrank zu verschieben, dann können wir sehen, was dahinter ist“, schlug ich vor.

Sofort stemmten wir uns gemeinsam gegen das Ungetüm, doch es knackte nicht einmal. Das ging ungefähr zehn Minuten so, aber der Kasten hatte sich nicht einen Millimeter bewegt. Schließlich kamen wir auf die Idee, ihn genauer zu untersuchen.

„Vielleicht hat der Schrank eine doppelte Wand oder so was“, meinte Melissa.

„So ein Quatsch! So was gibt’s doch nur in schlechten Filmen“, sagte Greg. „Außerdem ist die Rückwand genauso dick wie die anderen Wände. Aber seht mal hier. Hier oben in der Ecke sind mehrere Kerben ins Holz geschlagen. Ob das was zu sagen hat?“

„Lass mal sehen ...“ Mark untersuchte die Stelle ein wenig genauer. „Keine Ahnung, sieht aus wie wild draufgehauen. Das kann nix bedeuten.“

„Schade eigentlich“, meinte Patsy bedrückt.

„Moment mal“, unterbrach ich die miese Stimmung, „was hast du gerade gesagt, Mark? Sieht aus wie wild drauf gehauen? Die Einschnitte sehen aus, wie von deinem Säbel verursacht. Probier doch mal aus, was passiert, wenn du da draufschlägst.“

„Schwachsinn! Aber wenn du meinst ...“, war sein einziger Kommentar. Dann zielte er auf die linke obere Schrankecke, wo die Kerben ein wildes Geflecht zeichneten. Mark holte weit mit Opas Säbel aus und schlug kräftig in die Richtung des Winkels. Die Wucht des Aufpralls schleuderte ihn nach hinten auf den Boden. Der Schrank rührte sich nicht.

„So eine Scheiße!“, schrie Mark laut auf. „Ich brech mir hier die Haare und der scheiß Schrank steht einfach so da.“

Ich begutachtete die Einschlagstelle und stellte fest: „So kann das auch nicht klappen, du Lusche. Das war knappe zwanzig Zentimeter zu tief. Los! Noch mal!“

„Okay, aber diesmal ins Schwarze“, munterte er sich selbst auf, holte aus und schlug mit voller Wucht genau in die Ecke. Durch einen versteckten Mechanismus in der Holzverbindung der Schrankwände wurde eine Kettenreaktion ausgelöst. Nach und nach klickten metallische Schlösser in verschiedenen Bereichen des Schrankes und er fiel unter einem großen Ächzen und Knacken wie ein Kartenhaus in sich zusammen. Zum Vorschein kam eine Steintür, wie wir sie vorher noch nicht gesehen hatten. Da war keine Schnörkel, kein Türgriff dran, sondern einfach nur eine glatte, polierte Steinplatte. In der Mitte war eine Vertiefung in der Tür, was wohl früher einmal ein Schloss gewesen sein könnte.

„Mann, was soll denn da für ein Schlüssel reinpassen?“, fragte Greg erschrocken. „Sieht mehr aus wie ein Strichcode.“

„Also mein Haustürschlüssel passt da nicht, das seh ich so“, sagte ich vor mich hin.

Die Öffnung für den Schlüssel bestand aus einem langen waagerechten und zwei jeweils darunter und darüber liegenden senkrechten Schlitzen. In diesen Schlitzen waren wiederum kleine Kerben eingearbeitet, sodass es irgendwie Ähnlichkeit mit einem Kamm hatte.

„Das Schloss wurde nicht allzu oft benutzt, würde ich sagen“, meinte Patsy, „es sind kaum Spuren zu erkennen.“

„Da könntest du recht haben“, stimmte Mark ihr zu, „lasst uns schnell den Schlüssel suchen, ich komme um vor Neugierde.“

Schnell und wild durcheinander durchstöberten wir den ganzen Raum. Jedes einzelne Stück wurde genau begutachtet und umgedreht, noch einmal gewendet und wieder untersucht. Nach ungefähr einer Stunde gaben wir auf.

„Hat keinen Sinn“, sagte meine Schwester, „hier ist nix.“

„Scheiße“, murmelte Mark.

„Das trifft die Nägel auf die Köpfe“, stimmte ich ihm zu.

„Und nun?“, fragte Melissa enttäuscht.

„Tja, ich hab nichts mehr zu bieten, Leute“, gab Mark von sich. „Lasst uns für heute Schluss machen.“

„Okay, ich bin sowieso völlig fertig“, sagte Melissa mit vollem Mund.

„Nimm den Daumen aus dem Mund und halt den Selbigen, Baby“, fuhr Mark sie an.

„Arschloch!“, gab sie zurück.

Wir machten uns alle auf den Heimweg. Trotzdem ging uns der Gedanke, was hinter der Tür sein könnte, nicht aus dem Kopf.

Und außerdem: Wer hatte diese Tür damals bauen lassen und benutzt? Und zu welchem Zweck?

*

Schwarz

Peggy und der Schleimbolzen saßen noch im Wohnzimmer der Wetterfests. Die alten Möbel, teilweise noch aus den frühen 1920er Jahren, hatten zwar schon etwas gelitten, waren aber für Peggy mehr als nur von materiellem Wert. Sie konnte sich einfach nicht davon trennen. Es passte aber auch alles wunderbar zusammen mit den alten, direkt auf die Wände gemalten Verzierungen, die früher anstelle von Tapeten mit Walzen auf die Wände gedruckt wurden. Dazu die alten Schränke aus dunklem massiven Holz und die Sessel, in denen sie praktisch versanken, während sie ihren Kaffee tranken.

Der große runde Vogelkäfig von Purple stand hinter Peggy am Fenster. Der Vogel beäugte den Gast misstrauisch, sagte aber keinen Ton. Er dachte sich wohl seinen Teil ...

„Nett, die Kinder, nicht wahr?“, fragte sie Herrn W. C. Schwarz – so hieß der Schleimbolzen tatsächlich.

„Jaja, sehr nett“, entgegnete er nervös. „Ihr Sohn hat sein Zimmer im Keller, ja? Das soll ja sehr in sein, hab ich gehört.“

„Ach, ihm gefällt es da unten.“

„Ja, das glaube ich gerne ... Äh, was wollte ich sagen? Ach ja, hätten Sie nicht Lust, mal eine günstige, warme, trockene und gemütliche Wohnung zu beziehen? Ich habe gestern zufällig ein Angebot bekommen, meine Liebste, da habe ich sofort an Sie gedacht. Wo Sie doch hier in diesem alten, nassen Haus leben müssen.“

„Ach, wissen Sie, hier haben seit Generationen die Wetterfests gewohnt und diese Tradition werden ich und mein Sohn weiterführen. Ich denke, wir sollten unser Elternhaus in Ehren halten, wobei eine trockene Wohnung natürlich auch etwas Schönes wäre ...“, beendete sie den Satz gedankenverloren.

„Ich könnte Ihnen auch ein wunderschönes Haus besorgen, meine Liebste. Kein Problem für W. C. Schwarz. Hahaha!“

„Hahaha!“, krächzte Purple und wippte von einem Bein aufs andere.

Schwarz sah ihn mit zusammengekniffenen Augen an und wollte gerade etwas zu ihm sagen, da unterbrach Peggy seine Aktion. „Nein, ich glaube, das ist nichts für uns. Hier wurden wir geboren und hier werden wir sterben.“

„Vielleicht, ja ... äh vielleicht überlegen Sie es sich ja noch einmal, meine Liebste“, redete er eindringlich auf Peggy ein.

„Möchten Sie noch einen Kaffee?“, entgegnete sie statt einer Antwort höflich.

„Nein, vielen Dank.“

„Nein, vielen Dank“, krächzte Purple.

Schwarz sah ihn mit blitzenden Augen an. „Es ist schon spät, ich muss jetzt leider gehen. Denken Sie noch einmal über mein Angebot nach, ja? Ich meine es wirklich nur gut mit Ihnen, meine Liebste.“

„Schleimer“, krächzte der Papagei und knabberte an seinen Krallen.

„Wie bitte?“ Schwarz stand jetzt vor dem Käfig und sah den Vogel durchdringend an.

„Ich glaube, er sagte bye bye oder so ...“ Peggy hatte den Vogel genau verstanden, lenkte so aber ihren Besucher ab und drängte ihn ein wenig Richtung Wohnzimmertür. Schwarz ließ dabei den Papagei nicht aus den Augen. Dieser drehte sich auf seiner Stange um und entleerte in Ruhe seinen Darm.

Schwarz verzog das Gesicht und wandte sich nun wieder Peggy zu. „Auf Wiedersehen, Verehrteste.“ Er verabschiedete sich mit einem Handkuss bei Peggy und ging mit ihr zur Vordertür hinaus.

„Auf Wiedersehen, Herr Schwarz. Schauen Sie doch mal wieder vorbei.“

„Das werde ich!“, rief er aus dem offenen Fenster seines Autos und brauste davon.

„Das werde ich sicher“, sagte er noch einmal leise vor sich hin. Er fuhr erst ziellos durch die Straßen und grübelte. Dass es nicht einfach werden würde, wusste er bereits. So oft hatte er diese Frau bereits besucht und versucht, ihr das Haus mit gutem Willen abzuschwatzen. Doch jetzt war Schluss. Er musste einen Plan schmieden, der ihr keine andere Wahl mehr lassen würde, als ihm das Haus zu verkaufen. Er hatte da auch schon eine Idee. Doch vorher musste er noch einmal bei seinem Boss vorsprechen. Dieser hatte ihn zu sich zitiert, um die letzten Neuigkeiten von ihm zu erfahren. Das würde nicht schön werden, aber da musste er jetzt durch. Langsam steuerte er auf das Büro seines Chefs Eduardo Tollini zu – und genauso langsam wurden seine Knie weicher.

*

Der Schlüssel

„Moin, Peggy“, grüßte Mark seine Mutter, als er durch die Wohnzimmertür kam. Sie war gerade dabei, das Geschirr abzuräumen.

„Moin, Herr Wetterfest“, entgegnete sie ihm lächelnd.

„Was gibt’s Neues bei meinem Lieblingsschleimer?“, fragte er herablassend.

„Du sollst ihn nicht immer Schleimer nennen. Das sagt dein Papagei mittlerweile auch schon. Er benimmt sich nun mal sehr korrekt.“

„Korrekt? Für das, was er ist, gibt es viele Ausdrücke.“

„Ich höre da einen leichten Unterton. Kann es sein, dass du ihn nicht sehr magst?“

„Bingo“, bestätigte Mark diese Vermutung.

„Aber warum denn nicht? Er ist immer sehr höflich und zuvorkommend.“

„Mir ist er ein wenig zu höflich. Hat er dich wieder über eine neue Wohnung vollgequatscht?“, fragte Mark zögernd.

„Ja. Wieso fragst du?“

„War nur so ’n Gedanke. Aber kommt es dir nicht auch merkwürdig vor? Jedes Mal, wenn er hier ist, kommt er irgendwie auf unser Haus zu sprechen. Will er es kaufen und dann abreißen? Vielleicht will er hier ein supermodernes Einkaufszentrum hinsetzen. Wer weiß das schon so genau?“

„Nu hör mal auf zu fantasieren, Mark. Ich bin sicher, dass er nichts Böses vorhat. Er meint es bestimmt nur gut mit uns. So, ich muss noch abwaschen, was hast du denn noch so vor?“

„Null Ahnung. Ich werde mich wohl kurz auf mein Sofa legen und entspannen!“

„Na dann entspann dich mal, großer Meister.“

Mark wanderte ziellos durch das zweistöckige Haus und bekam das Erlebte des Tages nicht aus dem Kopf als plötzlich ...

„Waahaa! Ooouuaaauuhh! Ich glaub das ja nicht! Huuhuaaa!“, schrie er aus voller Kehle.

Seine Mutter kam völlig außer Atem die Treppe in den ersten Stock hoch gerannt und fragte mit sorgenvoller Miene nach seinem Befinden.

„Mir geht’s gut! Mir geht’s sogar sehr gut! Könnte nicht besser sein. Wirklich! Prima! Alles bestens!“, beruhigte er sie mit einem Grinsen im Gesicht. „Leg dich wieder hin, Peggy. Alles im Griff.“

„Mark Wetterfest! Dein Verhalten ist ein wenig merkwürdig, aber ich sehe da noch einmal drüber hinweg. Das nächste Mal rufe ich einen Arzt“, drohte sie ihm eindringlich und ging dann kopfschüttelnd wieder nach unten.

Den letzten Satz seiner Mutter hatte Mark schon gar nicht mehr vernommen. Er stand wie erstarrt vor einer Glasvitrine im Flur des ersten Stocks und bekam die Augen nicht weit genug auf und den Mund nicht wieder zu.

„Und ich dachte immer, das wäre eine Sammlung alter Blumenvasen und Klobürsten“, sagte er vor sich hin. Hinter dem Glas wurden schon seit ewigen Zeiten die Antiquitäten der Familie Wetterfest aufbewahrt. Und eines dieser Stücke wurde immer nur im Hintergrund aufbewahrt, weil einfach keiner wusste, was es darstellen sollte. Jetzt sah Mark es mit seinen eigenen Augen. Es war ...

„Der Schlüssel!“ Immer noch ungläubig über dieses Ereignis, stand Mark vor der Vitrine und seine Beine fingen an zu zittern. Er wiederholte es immer wieder flüsternd. „Der Schlüssel! Ich Idiot! Der Schlüssel!“

Langsam schob er die Glastüren auseinander und nahm ihn vorsichtig aus dem Schrank. „Jetzt, wo ich weiß, wozu du gut bist, find ich dich gar nicht mehr so hässlich.“

Er sprach zu dem Schlüssel, als wäre er einer seiner besten Freunde. Er drehte ihn immer wieder in alle Richtungen und bestaunte ihn von allen Seiten. Im Holzgriff, der mit Kleeblättern verziert war, war ein Eisenstab eingelassen. Von dem Stab standen Metallplättchen ab, die ebenfalls mit Kleeblättern verziert waren. Wenn man dieses Gebilde von vorne betrachtete, ergab es genau die gleiche Form, zu der das Gegenstück in der Steintür passte. Er wusste es einfach sofort – das musste der Schlüssel sein.


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Verwirrung

„Weißt du, was mit Mark los ist?“, fragte Melissa ihren Bruder Greg. Sie waren inzwischen wieder zu Hause angekommen und hatten es sich bei ihren Eltern im Wohnzimmer gemütlich gemacht.

„Keine Ahnung“, sagte er nachdenklich, „aber am Telefon klang er wie ein Physiopat oder wie das heißt. Ich hab nur verstanden, dass wir sofort zu ihm kommen sollen. Er sagte immer wieder: Er ist es! Er ist es!. Und: Ich hab ihn! Ich hab ihn!. Dann hat er auch schon wieder aufgelegt.“

Unterwegs trafen wir uns und jeder blickte den anderen fragend an, was wohl mit Mark los war. „Vielleicht gibt’s morgen schlechtes Wetter und er will uns vorwarnen“, scherzte ich.

„Nee, glaub ich nicht. Am Telefon hörte er sich nicht an, als würde er uns einen Witz erzählen wollen“, meinte Patsy nachdenklich.

Als wir am Haus der Wetterfests ankamen, öffnete Peggy uns mit einem Lächeln im Gesicht die Tür. „Hallo ihr Lieben! Schön, dass ihr wieder hier seid. Ich glaube, dass Mark langsam durchdreht, aber geht lieber schnell zu ihm. Er ist in seinem Zimmer.“

„Danke, Frau Wetterfest“, sagten wir einstimmig und rannten schon los in den Keller, um mit Mark zu reden. Wir machten uns jetzt wirklich Sorgen.

Er saß einfach nur da und bewegte sich nicht.

„Was ist los, Mann?“ Greg sah in verstört an.

„Was um alles in der Welt ist passiert? Du hast doch nicht etwas Schlimmes mit dem Schleimbolzen angestellt?“ Martha sah sehr besorgt aus. Melissa kaute nervös auf mehreren Fingern.

„Alles klar, Mark? Äh, wir stören doch nicht etwa bei einer wichtigen Sitzung, oder so was?“, fragte ich vorsichtig.

„Blödsinn! Ich hab euch doch selbst hergerufen. Es ist etwas Wunderbares passiert!“, flüsterte er geheimnisvoll. Wir sahen uns an und schüttelten gleichzeitig mit den Köpfen. Doch nachdem er uns alles erzählt und den Schlüssel auf den Tisch gelegt hatte, saßen wir alle einfach nur da und bewegten uns nicht.

*

Tollini

W. C. Schwarz war inzwischen im Büro seines Bosses angekommen und bestaunte die Inneneinrichtung. An den Wänden hingen große Gemälde von namhaften Künstlern. Die dunklen wuchtigen Holzschränke und Tische machten den Raum noch erdrückender für Schwarz. Er kam sich irgendwie klein vor in dem riesigen Ledersessel vor dem mächtigen Eichenschreibtisch, hinter dem der sechzigjährige Eduardo Tollini thronte und ihn nun zur Rede stellte. Die polierte Glatze und der dichte Oberlippenbart passten zu dem übergewichtigen Mann, der einen schwarzen italienischen Nadelstreifenanzug trug und eine dicke kubanische Zigarre paffte. Den Qualm blies er seinem Gegenüber direkt ins Gesicht und sah ihn aus wachen Augen eindringlich an.

„Sie will nicht und sie wird nicht, Boss“, sagte W. C. Schwarz kleinlaut zu seinem Chef.

„Sie muss oder sie wird müssen, Schwanz!“

„Schwarz“, entgegnete der mit gesenktem Kopf. Es fühlte sich an, als ob der Sessel immer größer würde ... oder er kleiner.

„Was? Ach, unterbrechen Sie mich nicht ständig! Nicht nur die Wetterfest, sondern auch Sie, Schwatz. Auch Sie müssen!

„Schwarz! Mein Name ist Schwarz, Boss.“ Nun verschluckte der Sessel ihn fast.

„Mir doch egal, Mann! Wenn Sie es nicht schaffen, das Haus für uns zu besorgen, werden die Konsequenzen für Sie nicht gerade schön sein, Schwanz. Sie wissen, was das bedeutet?“

Natürlich wusste er das. Er war ja nicht ganz so blöd, wie viele seiner ehemaligen Freunde annahmen.

Der leicht untersetzte Mann im schwarzen Maßanzug und der dicken Zigarre im Mundwinkel scherzte nicht gerne. Hier in seinem Büro, in einem schäbigen Eckhaus, saß er im großen Ledersessel hinter seinem bulligen Schreibtisch aus Eichenholz und regelte die übelsten Geschäfte.

Ja, W. C. Schwarz wusste genau, was ihm blühen würde.

„Und zack“, sagte der Mann im Sessel und deutete mit seiner Hand einen Schnitt über den Hals an. Durch sein Lachen bewegte sich sein ganzer Körper wie ein Wackelpudding auf und ab und hin und her. Die Andeutung des Schnittes und die Reaktion seines Gegenübers fand er wohl sehr lustig. Er lachte so aufgeregt, dass ihm die Zigarre fast aus dem Mund fiel.

„Ich werde alles versuchen, Boss“, stammelte Schwarz leise vor sich hin. Er musste jetzt irgendwie dem menschenfressenden Sessel entkommen und rutschte nervös hin und her.

Tollini wurde von einer Sekunde auf die andere todernst, sah ihn mit blitzenden Augen an und wurde laut. „Hoffentlich reicht alles versuchen, SCHWARZ! Ich hoffe es für Sie. Sie wissen, wie wichtig dieses Haus für meine Pläne ist. Das Einkaufszentrum mit großem Casino und Parkhaus wird hier gebaut. Punkt! Ich will es! Ich bekomme es! Vergessen Sie meinen Ruf nicht! Ein Eduardo Tollini bekommt alles, was er will! Und jetzt RAUS!“

Schwarz fühlte sich wie von einem Erdbeben überrollt. Die Luft vibrierte förmlich durch den brüllenden Boss.

Geknickt verließ W. C. Schwarz das Büro von Tollini und ging, über seine neue Strategie nachdenkend, in den frühen Abend hinein.

Er war froh, lebend aus dem Büro und dem Sessel rausgekommen zu sein. Er hatte wirklich kurz gedacht, dass der Sessel ein Eigenleben führte, und musste nun vor Erleichterung laut lachen.

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