Kitabı oku: «Der Bergboss und die Königskinder: Die Abenteuer der Koboldbande (Band 3)», sayfa 4

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Die Jagd des Gandobart

Ganz leise schlichen die Zwerge durch die Büsche des Waldes. Immer wieder entdeckten sie frische Spuren auf dem weichen Boden. Gandobart, der erste Jagdmeister des Zwergenkönigs Gallbart, prüfte immer wieder, ob der Wind sich gedreht hatte. Das wäre für die Zwerge eine Katastrophe, denn dann könnten die Lumichs sie riechen. Doch der Wind stand immer noch günstig für den Jagdmeister und seine zwanzig Jagdgefährten.

Mit einem Wink befahl Gandobart jetzt das Aufstellen der Fangnetze. Die erfahrenen Jäger arbeiteten schnell und leise. Sie waren geschickt und wussten genau, wie man eine Netzfalle aufstellte. Kaum waren die Zwerge fertig, da versteckten sie sich auch schon im dichten Unterholz des Waldes. Aus der Ferne war deutlich ein Jaulen zu hören.

Gandobart prüfte erneut den Wind. So, wie er geahnt hatte, kam der Wind jetzt aus einer anderen Richtung. Die Lumichs mussten die Zwerge riechen können. Sicher würden sie sich einen Zwerg als Beute nicht entgehen lassen wollen, denn es waren ja die selben Zwerge, die vor langer Zeit die Lumichs in einen Käfig sperrten.

Gandobart sah vorsichtig hinter einem Farnbusch hervor, doch er konnte nichts von seiner Beute sehen. Die anderen Zwerge wurden unruhig und der Jagdmeister zischte ihnen leise einen Befehl zu. »Pst, seit still, es muss gleich soweit sein.«

Dann war ein Knacken zu hören und alle Zwerge duckten sich tiefer in ihr Versteck. Gleich darauf raschelte es und jeder Jagdgefährte Gandobarts konnte seinen eigenen Herzschlag hören. Er dröhnte in den Ohren und machte die Jagd noch unheimlicher, als sie ohnehin schon war, denn die Lumichs waren keine gewöhnliche Beute. Sie waren schlauer und viel gefährlicher als die Tiere des Waldes. Selbst die Füchse waren nicht so listig wie diese Lumichs.

Gandobart wusste das sehr gut und ein eiskalter Schauer lief ihm bei diesem Gedanken über seinen Rücken. Beim nächsten Knacken schien sich sein Bart zu sträuben und der Angstschweiß trat ihm auf die Stirn. Seinen zwanzig Jagdhelfern ging es nicht besser. Sie gerieten beinah in Panik, als plötzlich ein Jaulen und Quieken zu hören war und die Netzfallen mit lautem Krachen und Rauschen und mit der Beute in die Höhe flogen. Die jungen Bäume, die sie zum Bau der Fallen benutzt hatten, hatten sich wie die Arme von Katapulten aufgerichtet.

Zehn Fallen hatten die Zwerge ringsherum in einem Kreis aufgestellt und jetzt waren vier davon ausgelöst worden. Die Zwerge kamen jubelnd aus ihrem Versteck und freuten sich, doch Gandobart stutzte. Vier volle Netze? Das war ein Netz zu viel. Er sah sich die Beute genauer an und fing an zu lachen. »Schaut euch euren Fang an, ihr edlen Zwerge vom Volk des Königs Gallbart. Wir haben hier vier Wildschweine gefangen. Da werden sich unsere hungrigen Mägen freuen, aber nicht unser König.«

Die Jagdhelfer schauten sich jetzt die Beute in den Netzen an und ihr Jubel verstummte. Ängstlich fragte einer von ihnen den Jagdmeister: »Was sollen wir jetzt machen Herr Gandobart? Die Lumichs können überall sein und auf uns lauern.«

Der Jagdmeister sah zu den Schweinen, die immer noch in den Netzen zappelten und fürchterlich quiekten. Dann gab er einen Befehl. »Das kleinste Schwein wird geschlachtet, die anderen drei lassen wir laufen. Sollen die Lumichs sie fressen. Dann fressen sie hoffentlich nicht uns.«

Die Jagdhelfer machten sich sofort an die Arbeit und eine halbe Stunde später hatten die Zwerge auch schon wieder eine frische Spur von den Lumichs. Gandobart sah sie sich genau an. An mehreren Stellen waren die Spuren der Lumichs gleich neben denen der Schweine zu sehen.

Leise flüsterte Gandobart seinen Verdacht zu den anderen. »Ich glaube fast, die Lumichs haben uns die Schweine in die Netze getrieben. Sie wollten uns testen. Jetzt haben sie sich bestimmt zur Straße aufgemacht, um wieder die Kaufleute zu überfallen. Wir sollten uns beeilen und zu unserem Karren zurück laufen.«

Die Zwerge drehten sich um und liefen so schnell sie konnten zu ihrem Erzkarren zurück. Als sie ihn mit den beiden Pferden unversehrt vorfanden, da waren sie doch sehr erleichtert. Sie verstauten ihre Netze und sprangen auf. Hier gab es nichts mehr zu jagen und ihre neue Fährte führte sie nach Norden.

Zur selben Zeit war ein ahnungsloser Kaufmann mit sieben schwer beladenen Waagen und dreißig Elfenkriegern zu den Zwergen unterwegs. Es war der reiche Kaufmann Daniel Lios. Er war ein weißer Elf und bei den Zwergen sehr angesehen. Auf einem Pferd sitzend, ritt er neben dem Ersten seiner Wagen und achtete immer auf die Straße.

Seine Tochter saß neben dem Kutscher dieses Wagens und plauderte angeregt mit ihm. Eigentlich war der Kaufmann froh, dass sich das Mädchen mit dem alten Kutscher unterhielt. Da konnte er sich auf seine eigenen Gedanken konzentrieren. Ihm gingen immer wieder seine Preise für die Waren durch den Kopf und er überlegte sich, was er für seine Stoffe und das Leder alles verlangen konnte.

Die meisten Zwerge waren recht mürrisch und hatten keinen Spaß am feilschen. Das machte den Handel des Öfteren recht schwierig. Doch er hatte ja dreißig tüchtige Elfenkrieger und einen erfahrenen Hauptmann mitgenommen. Da würde es bestimmt auch beim nächsten Handel keinen großen Ärger geben. Doch die Preise mussten noch einmal überarbeitet werden. Das wollte er bis zum großen Markt von Things-Tal, der Stadt der Zwerge, noch rechtzeitig schaffen. Der Kaufmann zog eine Liste seiner Waren aus einer Tasche und sah sie sich noch einmal an.

Fast alles, was auf dieser Liste stand, hatte Daniel Lios selbst zu einem Spottpreis erworben. Nur das seltene Steppensalz musste er selbst schon recht teuer bezahlen. Doch gerade das wogen ihm die Zwerge mit Gold auf. Er wusste nicht, warum sie ausgerechnet dieses Salz so sehr brauchten, es war sehr bitter und daher zum Würzen von Speisen völlig ungeeignet. Doch eigentlich waren ihm die Geheimnisse der Zwerge egal. Hauptsache sie bezahlten ihm seine Waren ordentlich. Immerhin musste er von seinem Gewinn seine Waren bezahlen und alle seine Begleiter entlohnen. Das verringerte den Gewinn doch beträchtlich.

Bei diesen Gedanken kam in dem Kaufmann der Geiz auf und er überlegte schon wieder, wo er hier und da etwas sparen konnte. Doch die Stimme seiner Tochter drang jetzt an sein Ohr und ihr Lachen wurde immer lauter. Das störte Daniels Gedanken und er mahnte das Mädchen zur Ruhe. »Bitte, Daneta, sei nicht so laut, wir wollen doch keinen unnötigen Lärm machen. Wer weiß schon, was hier am Wegesrand alles lauert. Sei also bitte etwas leiser.«

Daneta lächelte auf die liebenswürdigste Art und Weise ihrem Vater zu und zeigte mit beiden Händen auf den Weg. »Mein lieber Herr Vater, wir kennen diese Straße und ihre Gefahren doch gut genug. Außer einigen Löchern und Steinen lauert hier nichts auf uns. Aber vielleicht kommt ja dieses Mal ein schöner Prinz vorbei und bittet dich um meine Hand. Dann sei beim Brautgeld nicht so geizig. Es soll ja auch arme Prinzen geben.«

Der alte Kutscher, der neben Daneta saß, gab sich alle Mühe sein Grinsen zu verbergen. Er kannte den Geiz seines Herrn nur zu gut, und der Spott des Mädchens war für ihn durchaus berechtigt. Daniel sah das bestimmt ganz anders.

Mit einem strengen Blick ließ er seine Tochter verstummen und belehrte sie so gleich. »Mein liebes Kind, ich muss dir sagen, dass du mit deinen sechzehn Jahren noch viel zu jung für eine Heirat bist. Außerdem richtet sich die Höhe von so einem Brautgeld nach der Herkunft und dem Ansehen deines zukünftigen Gatten. Ich glaube daher nicht, dass ein reicher Prinz wert auf mein Vermögen legt. Er sollte dich aus reiner Liebe heiraten, so wie ich und deine Mutter es einst taten.«

Daneta kicherte vor sich hin und ihr herausfordernder Blick zeigte Daniel, dass sie ihm gleich widersprechen würde. Dann gab sie ihm die passende Antwort. »Oh mein lieber Herr Vater, du weißt so gut wie ich, dass sich seid dem Tage eurer Hochzeit doch so einiges geändert hat. Deine Gemahlin, also mein liebes Mütterchen, würde dich wegen deiner Sparsamkeit doch am liebsten jeden Tag mit ihrer größten Bratpfanne durch die Küche jagen.«

Der Kaufmann sah hilflos zu seiner Tochter und der Kutscher schlug sich mit beiden Händen lachend auf seine Oberschenkel. Ohnmächtige Wut kam in Daniel auf. Soviel Wahrheit an einem Tag war für ihn nicht leicht zu verkraften. Doch er wollte sich noch nicht geschlagen geben. Er räusperte sich und fuchtelte mit dem Zeigefinger seiner rechten Hand in der Luft herum.

Dann versuchte Daniel erneut seine Tochter zu belehren. »Du solltest vielleicht mal bedenken, dass ich deine Mutter geheiratet habe, obwohl sie aus armen Verhältnissen kam. Nicht ihr Geld, sondern ihre Liebe hatte es mir angetan. Als ich sie das erste Mal sah, da wusste ich gleich, dass wir füreinander bestimmt waren.«

Daneta nickte ihrem Vater zu. »Das hat mir Mutter auch gesagt. Doch sie sagte noch, dass es ihr größter Fehler gewesen sei, dir das Rechnen beigebracht zu haben. Sie meinte, zu viel Geiz ist nicht gut für die Liebe.«

Jetzt wurde der Kaufmann doch recht zornig. Der aufsteigende Ärger ließ nun seinen Blick endgültig von der Straße zu seiner Tochter wandern. In diesem Moment schob sich eine dunkle Wolke vor die Sonne und der Kaufmann schaute zum Himmel empor. Doch dann sah er wieder zu Daneta. »Sieh es dir an, sogar die Sonne will unsere Streitereien nicht mehr mit ansehen. Sie hat sich eine Wolke vor ihr Antlitz gezogen.«

Daneta richtete sich auf dem Kutschbock auf und sah selbst zur Sonne hoch. Doch plötzlich zog der Kutscher die Zügel an und ließ die Pferde halten. Das Mädchen fiel mit einem Schreckensschrei nach hinten in den Wagen hinein und auch der Kaufmann hatte große Mühe, sich auf seinem Pferd zu halten.

Eine große Herde Wildschweine rannte laut quiekend über die Straße. Ihnen folgte ein mächtiger Bär. Doch der wollte wohl gar nichts von den Schweinen, er blieb auf der Straße stehen und sah zurück in den Wald. Dann bemerkte er die Wagenkolonne und er verzog sich schnell in die nächsten Büsche.

Daneta kroch aus dem Wagen, strich sich über ihr schönes neues Leinenkleid, und setzte sich schimpfend auf dem Kutschbock zurück. »Das kann ja wohl nicht wahr sein. So eine wilde Schweinehorde rennt einfach so mitten am Tag hier auf der Straße! Und dieser Bär kann sich sein Futter doch woanders suchen. Beinah hätte ich mir das goldene Mondamulett vom Hals gerissen. Da hätte meine Mutter sicher sehr geschimpft, denn sie hat es mir erst vor drei Tagen geschenkt.«

Der Hauptmann und einige seiner Elfenkrieger sicherten jetzt mit ihren Lanzen und Bögen die Straße vor ihnen ab. Er hielt Daniels Pferd an den Zügeln fest und warnte seinen Herrn eindringlich. »Hört zu, mein Herr Lios. Was immer diese Schweine und den Bären über die Straße trieb, es muss noch in der Nähe sein. Wir müssen Vorsicht walten lassen. Achtet auf euer Pferd, denn das Tier wittert Gefahren schneller als ihr.«

Der Kaufmann richtete sich in seinem Sattel auf und sah sich um. Die Wolke hatte noch immer die Sonne verdunkelt. Doch da war noch etwas anderes. Daniel Lios beugte sich zum Hauptmann herunter und flüsterte zu ihm. »Wir sollten rasch weiter ziehen. Hier ist es mir zu unheimlich. Es geht kein Wind, nicht einmal der Hauch eines Lüftchens weht und ich kann auch keinen einzigen Vogel zwitschern hören. Das gefällt mir ganz und gar nicht.«

Auch bei den anderen Wagen sahen sich die Kutscher und die Elfenkrieger furchtsam die nähere Umgebung an. Niemand von ihnen sagte etwas und der Kaufmann gab dem Kutscher seines ersten Wagens einen Wink. Der wollte schon seinen Pferden die Peitsche geben und weiter fahren, doch da war plötzlich ein unheimliches Jaulen zu hören.

Wie gebannt schauten alle in die Richtung, aus der das Jaulen kam. Daniel flüsterte wieder zu seinem Hauptmann. »Waren das Wölfe? Oder gibt es noch andere Tiere, die so furchterregend heulen?«

Der Hauptmann starrte zum Wald, als er antwortete und Daniel hörte die Angst in seiner Stimme mitschwingen. »Das müssen Wölfe gewesen sein. Sie rufen zur Jagd. Doch zu dieser Tageszeit ist das eher ungewöhnlich. Sonnst gibt es aber nichts, was so einen Ruf von sich gibt. Es sei denn, hier lauert eine alte Plage, die früher mal in dieser Gegend war. Doch das kann eigentlich nicht sein.«

Daneta hatte sich eine lange Kutscherpeitsche genommen und war vom Wagen gesprungen. Sie hatte die letzten Worte des Hauptmanns mit angehört. Jetzt mischte sie sich ein. »Was für eine Plage meint ihr, Herr Hauptmann?« Der Hauptmann sah das Mädchen verschwörerisch an und flüsterte ihr ein einziges Wort zu. »Lumichs.« Dem Kaufmann stand der Mund offen und er nickte dem Hauptmann zu. Seine Augen waren weit offen und seine Furcht ließ ihn erblassen. Ihm war, als wäre ein dicker Kloß in seinem Hals gefahren und er konnte ihn nicht sogleich schlucken.

Ängstlich sah Daniel zum Weg vor ihnen. Dann flüsterte er, so als wollte er nur zu sich selbst sprechen. »Wir verschwinden lieber von hier. Bei dem, was ihr sagt, Hauptmann, ist mir gar nicht wohl.«

Der Hauptmann ließ die die Zügel von Daniel Lios Pferd los und drehte sich zu seinen Kriegern um. »Passt auf die Umgebung auf und treibt die Pferde zur Eile an. Wir müssen schnell weiter.«

Doch in diesem Augenblick flog einer der Kutscher im hohen Bogen durch die Luft und landete vor dem ersten Wagen auf der Straße. Daneta sah es und ihrem Mund entfuhr ein kreischender Angstschrei.

Der Hauptmann drehte sich zu den Wagen, die weiter hinten auf dem Weg standen und er traute seinen Augen kaum. Die Lumichs hatten das letzte Gespann angegriffen und die Pferde getötet. Zwei Krieger des Hauptmanns lagen tot am Boden und die drei Bestien waren im Wald verschwunden. Dieser erste Angriff war so überraschend schnell von den Lumichs ausgeführt worden, dass jedem Elfenkrieger, Kutscher und Kaufmann der Todesschrecken in alle Glieder fuhr und die Furcht sie für Sekunden lähmte.

Damit hatten die drei grausamen Jäger schon beinah geschafft, was sie als Erstes vorhatten. Sie hatten den Mut und den Willen zur Verteidigung bei den Elfen gebrochen. Die Panik würde jetzt beim nächsten Angriff die Elfen erfassen und sie zur Flucht antreiben. Mit einem schaurigen Geheul kündigten die Lumichs ihren erneuten Angriff an, und als sie aus dem Dickicht des Waldes herausstürmten, da ging ihr Plan auf.

Laut schreiend rannten alle Elfen von der Straße weg, in den nahen Wald. Die Lumichs hetzten den Fliehenden hinterher. Für sie war es leicht, die Elfen einzuholen und sie, einen nach dem anderen, mit ihren scharfen Krallen und Zähnen zu zerfleischen.

Daneta blieb als Einzige völlig erstarrt auf der Straße stehen. Wie in einem bösen Traum sah sie ihren Vater vom scheuenden Pferd fallen. Noch beim Aufstehen versuchte er seinen Dolch zu ziehen, um einen der Lumichs abzuwehren. Doch die Krallen der Bestie waren schneller und Daniel sank tödlich getroffen zu Boden. Dann eilte die Bestie den Elfen im Wald nach.

Erst jetzt, da die Lumichs den anderen Elfen nachjagten, konnte sich das Mädchen aus ihrer Starre lösen und zu ihrem sterbenden Vater eilen. Sie kniete vor ihm hin und schob ihre linke Hand unter seinen Kopf. Mit der Rechten versuchte sie, eine klaffende Wunde an seinem Hals zuzudrücken. Doch es half nichts. Daniel war zu schwer verletzt. Das Blut ihres Vaters rann ihr durch die Finger und Daneta rief immer wieder schluchzend. »Vater, du darfst nicht sterben, oh bitte Vater, du darfst nicht sterben!«

Daniel hob mit letzter Kraft seinen linken Arm und legte Daneta seine Hand auf den Mund. Dann hauchte er ihr seine letzten Worte zu. »Flieh, meine Tochter, flieh, du … du musst dich retten, du musst jetzt … verlass mich.« Daniels Kopf kippte zur Seite und ein letzter Seufzer verließ seinen Mund.

Das Mädchen sank auf den leblosen Körper ihres Vaters und sie weinte noch mehr. Was um sie herum passierte, das nahm sie zunächst gar nicht wahr. Doch ein wiederholtes Drücken und irgendetwas Feuchtes brachte Daneta wieder zur Besinnung. Es war das Pferd ihres toten Vaters. Es stieß sie immer wieder an und leckte mit seiner rauen Zunge an ihrem Hals und an ihrem Ohr.

Sie sah zu dem Tier auf und wischte sich die Tränen aus dem Gesicht. Dann stand sie auf und sah sich um. Sie war allein mit dem Pferd. Ein Gedanke schoss ihr durch den Kopf und gab ihr augenblicklich die Kraft aufs Pferd zu steigen. Es war nur ein Wort und sie dachte es immer wieder. Sobald sie auf dem Pferd saß, flüsterte sie es dem Tier zu. »Mutter, Mutter.«

Als ob das treue Tier genau wüsste, was Daneta von ihm wollte, drehte es sich und schlug im Galopp die Richtung ein, die sie beide nach Hause führte. Daneta war von zarter, ja beinah zierlicher Gestalt und somit für das starke Pferd keine große Last. Schnell trug es das Elfenmädchen weg von dem grausigen Ort, wo nur noch der Tod zu sehen war.

Sie ließ das Pferd laufen und hielt sich einfach an den Zügeln fest, denn sie war eine gute Reiterin und sie wusste genau, dass dieses Pferd den Weg besser kannte, als irgendein Elf.

Doch auch die Lumichs kannten den Weg und sie wussten, wie das Mädchen mit dem Pferd einzuholen war. Nach dem die drei Bestien auch den letzten der Elfenkrieger des Daniel Lios getötet hatten, nahmen sie die Verfolgung auf. Es war ihnen wohl klar, dass Daneta immer auf der Straße reiten würde. Zu groß war die Gefahr, dass sich das Mädchen im Wald verirren konnte. Doch die Lumichs würden jeden Bogen dieser alten Handelsstraße mit einem schnellen Lauf durch den Wald abkürzen.

Daneta hatte also keinen großen Vorsprung. Vom Jagdfieber ergriffen, folgten die drei Lumichs der frischen Spur des Pferdes und rasten immer wieder durch den Wald.

Als ihnen der Geruch ihrer Beute schon ganz deutlich in der Nase hing und sie auf nichts anderes mehr achteten, da schnappten die Fallen der Zwerge erneut zu. Mit einem Ruck schossen drei ihrer Fangnetze in die Höhe und hielten die Lumichs so von ihrer Jagd nach dem Mädchen ab. Sie zappelten wie wild in den Netzen und versuchten sich zu befreien. Doch dieser Kampf war sinnlos. Die Fangnetze der Zwerge waren zu stark und sie zogen sich immer enger zusammen.

Gandobart kam mit seinen Jagdhelfern hinter den Büschen und Farnen hervor und ein unbeschreiblicher Jubel brach bei ihnen allen aus.

Einer der Zwerge rief dem Jagdmeister Gandobart übermütig zu. »Sieh sie dir gut an, mein Herr Gandobart, die werden wir wieder in ihre Käfige sperren und dann dafür sorgen, dass sie nie wieder herauskommen!«

Gandobart schaute zu den drei Lumichs, die in den Netzen hoch oben in den Bäumen hingen, und brüllte seine Befehle durch den Wald. »Los Männer, lasst sie vorsichtig herunter! Immer eine Kreatur nach der anderen. Ihr legt ihnen Ketten und Riemen an, dann können sie uns nicht mehr angreifen!«

Die Zwerge begannen mit ihrer Arbeit. Dabei wurden sie von einem Vogel beobachtet. Doch es war nicht irgendein Vogel. Der heimliche Beobachter, der ganz in der Nähe auf einem Baum saß, war Jabo, der Rabe von Irrsande. Die alte schwarze Hexe schickte ihren Raben nur allzu gern als Spion aus und Jabo erwies sich wie immer als überaus nützlich. Auch dieses Mal wollte er seiner Herrin von Nutzen sein. Jabo sah den Zwergen beim Zusammenschnüren der Fangnetze zu und erkannte sofort, dass sie die Lumichs zu ihrer Erzkarre tragen mussten. Die stand nicht weit auf einer kleinen Lichtung.

Der Rabe flog zu diesem Karren und schaute sich um. Die Pferde waren vor die Erzkarre gespannt und grasten friedlich. Doch vor und hinter den Rädern hatten die Zwerge Steine gelegt, damit die Karre stehen blieb. Über dem Karren, auf dem Ast einer jungen Eiche, landete Jabo. Er wartete auf eine günstige Gelegenheit und er schaute in aller Ruhe dem Treiben der Zwerge zu. Ahnungslos verfrachteten die Jäger ihre Netze mit den gefesselten Lumichs auf ihre Karre.

Da aber nur für den Kutscher noch ein Platz auf diesem Gefährt war, mussten die anderen hinterherlaufen. Sobald der Kutscher auf der Karre saß und die Zwerge die Räder von den Steinen befreit hatten, sah Jabo den Augenblick für eine kleine Überraschung gekommen.

So ein alter Rabe wie er wusste ganz genau, wie man ein paar Pferde erschrecken konnte. Er selbst war nur ein Diener seiner Herrin und er konnte keine magischen Kräfte anwenden. Doch alles, was er sah, das konnte auch seine Herrin Irrsande sehen und was diese Hexe durch die Augen des Raben erblickte, das erweckte ihren Zorn. Die Zwerge hatten es doch tatsächlich gewagt, ihre Lieblinge erneut einzufangen.

Als die Jäger mit ihrer Erzkarre zurück zur Straße wollten, flog Jabo auf und schwebte genau über ihnen. Irrsande stand vor ihrem Kessel und schaute in den spiegelglatten Kräutersud. Sie streckte ihre Arme in die Höhe und sprach leise eine unheimlich klingende Beschwörung aus.

Dort, wo die Erzkarre durch den Wald fuhr, kamen auf einmal die Büsche und Bäume in Bewegung. Sie murrten und raunten, so als würden sie sprechen können und ihre Wurzeln ruckten und zuckten in der Erde. Dann peitschten sie mit ihren Ästen die Pferde und die Zwerge. Der Kutscher wurde mit einem klatschenden Schlag ins Gesicht von einer Eiche getroffen und von der Erzkarre geschleudert. Er landete fluchend auf dem Waldboden. »Verdammt noch eins und zwei, was ist das für ein Waldspuk, mein Herr Jagdmeister?«

Gandobart wurde gerade selbst von einem mächtigen Ast zu Boden gestoßen. Als er wieder aufstehen wollte, bekam er einen Ast in seinem Rücken zu spüren und er lag schon wieder. Mit schmerzverzogenem Gesicht brüllte er los. »Männer! Bleibt auf dem Boden liegen! Wir müssen warten, bis der böse Zauber vorüber ist!«

Die beiden Pferde wurden dagegen von den Bäumen so gepeitscht, dass sie immer mehr scheuten und in Panik gerieten. Mit schäumendem Maul rasten sie durch den Wald und zogen den Karren hinter sich her. Nach einer halben Meile kippte das Gefährt um und die Pferde rissen sich los. Jetzt befreiten die Bäume mit ihren Ästen erstaunlich flink die drei Lumichs von ihren Fesseln und Netzen. Kaum waren sie auf ihren Beinen und spürten, dass sie wieder frei waren, da hetzten sie auch schon den Pferden nach. Es dauerte nur einen kurzen Augenblick und sie hatten die beiden Tiere eingeholt.

Der Waldspuk ließ nach und Gandobart kam mit seiner Jagdtruppe wieder auf die Beine. Sie sahen sich nur kurz um, dann gab Gandobart ein Befehl, den jeder verstand. »Los Männer, wir verschwinden hier. Lauft so schnell ihr könnt.«

Im nächsten Augenblick rannten die Zwerge los und verschwanden im Wald. Zurück blieb nur noch Jabo. Der saß auf einem Ast hoch oben in einem Baum und krächzte in den Wald.

Daneta war zur selben Zeit mit dem Pferd ihres Vaters schon ein gutes Stück die Handelsstraße vorangekommen. Sie zog die Zügel an und brachte das Tier zum Stehen. Schäumend, mit zitternden Flanken, stand das Pferd mitten auf der Straße.

Das Mädchen stieg ab. Wenn sie mit diesem treuen Tier noch weiter wollte, so musste sie es ausruhen lassen. Daneta sah sich ängstlich um und lauschte dem Rauschen der Bäume, die sich sanft im Wind hin und her wogten. Die Vögel zwitscherten sogar und nichts schien auf eine Gefahr hinzudeuten.

Das Mädchen redete sich und dem Pferd Mut zu. »Komm, lass dich nicht so ziehen. Wir müssen uns erholen. Na komm, du gutes Pferd. Ich kenne noch nicht mal deinen Namen. Ich sollte dich Hero nennen, weil du so tapfer bist.«

Sie zog das Pferd weg von der Straße in den Wald. Dort fand sie zum Glück eine kleine Quelle. Das sprudelnde Wasser löschte ihren Durst und ließ auch das Pferd schneller zu neuen Kräften kommen. Schon bald fraß es das spärliche Gras vom Waldboden und verschonte auch die frischen Blätter junger Büsche nicht.

Nach einer guten halben Stunde zog Daneta das Pferd mit sich zur Straße. Sie musste jetzt weiter. Leise redete sie vor sich hin. »Jetzt komm Hero. Du hast genug gefressen. Ich konnte dagegen nur von der Quelle trinken. Wir müssen hier weg. Sonnst kommen diese Lumichs und töten uns wie die anderen.«

Als ob das Pferd sie verstanden hätte, folgte es Daneta zur Straße. Sie stieg wieder in den Sattel und Hero wollte sich schon in Bewegung setzen, da hielt Daneta das Tier zurück. Sie lauschte in den Wald. Doch von dort kam kein Laut zu ihr. Selbst das Rauschen der Bäume war mit einem Mal verstummt und eine dunkle Wolke schob sich vor die Sonne.

Mit weit aufgerissenen Augen starrte Daneta zur Sonne. Hero wurde unruhig und wieherte. Die Angst beschlich das Mädchen erneut. Wie ein Blitz zog der Gedanke an ihren toten Vater und seine Männer durch ihren Kopf. Sie stieß dem Pferd die Hacken ihrer Stiefel in die Seiten und trieb es zur Eile an. Hero richtete sich auf seine Hinterbeine auf, dann raste er los. Sie konnten beide die Gefahr hinter sich spüren und Daneta hielt sich mit aller Kraft im Sattel.

Hero galoppierte die Straße entlang und Daneta sah sich um. Mit Schrecken bemerkte sie die drei Lumichs, die hinter ihnen herhetzen. Mit weiten Sprüngen versuchten sie, den Vorsprung des Pferdes zu verkürzen.

Daneta trieb Hero zur Eile an. »Schneller, los Hero, lauf, die Bestien holen auf!«

Die Handelsstraße führte in einem Bogen nach Norden zur alten Heerstraße. Kurz bevor Daneta diese Heerstraße erreichte, versuchte einer der Lumichs mit einem gewaltigen Sprung von hinten auf das Pferd zu kommen. Doch ein blendender Sonnenstrahl nahm der Bestie die Sicht und alle drei Lumichs liefen in den Wald.

Daneta sah sich um. Niemand war hinter ihnen, doch rechts von ihr im Wald verfolgten die Lumichs sie noch immer. Sie trieb Hero erneut zur Eile an. »Hero lauf schneller, sonst sind wir verloren!«

Das Pferd raste auf die nahende Heerstraße zu und die Sonne versank langsam hinter den Bäumen weit weg im Westen. Als der Wald seine langen Schatten auf das Mädchen und Hero warf, da rannten die gierigen Lumichs wieder auf die Straße und bedrängten das Pferd im vollen Lauf. Immer wieder trafen ihre Krallen das Tier, doch Hero wollte nicht aufgeben. Mit einem gewaltigen Ruck stoppte er plötzlich und Daneta fiel auf die Straße. Hero bäumte sich auf und versuchte das Mädchen so zu schützen. Die Lumichs sprangen ihn an und warfen ihn nieder. Mit ihren scharfen Krallen töteten sie das Pferd ganz schnell. Dann sahen sie sich nach Daneta um. Starr vor Angst saß sie mitten auf der Straße und zitterte am ganzen Körper.

Die Zähne fletschend und mit gesengtem Haupt, kamen die drei Bestien langsam näher und umringten das schlotternde Mädchen. In Danetas Augen spiegelte sich die Gewissheit wieder, dass sie nun sterben musste.

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22 aralık 2023
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