Kitabı oku: «Und er stellte ein Kind in die Mitte», sayfa 2

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II. Kind-Sein – elementare Wirklichkeit des Menschseins

»Mensch werden heißt Kind werden. Seit Adam und Eva gibt es keine Ausnahme davon.« So beginnt ein Text des verstorbenen Bischofs von Aachen, Klaus Hemmerle, in dem er darüber nachdenkt, was wohl als menschliche »Grundbedingung« unverzichtbar zu unserem Menschsein gehöre. Bischof Hemmerle sagt dann: »Der Weg zum Menschen führt über das Kind. Es ist Gottes eigener Weg. Gott Sohn ist Mensch geworden, indem er Kind wurde.«

In diesem Band geht es um das »Kind- und Jünger-Sein vor Gott« im Geist der ignatianischen Exerzitien. Natürlich unlösbar rückgebunden an das Wort der Heiligen Schrift, an die Kindheitsberichte in den Evangelien. Fragen wir uns mithin zu Beginn, was denn das Ursprünglichste sein könnte, was eine Botschaft vom Kind-Sein ausdrücken will.

Was Bischof Hemmerle in seiner unnachahmlichen Art so knapp ausdrückt, können wir auch in der Spiritualität der Exerzitien entdecken: dass gerade die »Geistlichen Übungen« des Ignatius viele Impulse enthalten, die ein geistliches Leben – eben im Sinne des »Kind-Seins« und des »Kind-Werdens« – befruchten können.

Ein Kind ist ein »anfangendes Wesen«. Es ist bedürftig und verlangend danach, dass man es nicht übersieht. Die Bedürftigkeit besteht wesentlich darin, dass ein Kind diese seine Bedürftigkeit selbst gar nicht differenziert direkt ausdrücken kann und sie trotzdem – oder gerade deswegen – da ist. Ja unübersehbar »da« ist. Die Bedürftigkeit eines Kindes ist etwas ganz Elementares seines Kleinseins. In seinem Schreien bekommt dies dann ja auch einen unüberhörbaren Ausdruck, der sich schrittweise sprachlich ausdrücken lernt. Immer aber lebt die Bedürftigkeit davon, einverstanden zu sein, sich helfen zu lassen und Abhängigkeit zu akzeptieren. Das ist es, was wohl ganz ursprünglich schon zum Mensch-Sein gehört: sein »Kind-Sein«: Ein Kind kann nur aus Beziehungen und in Beziehungen leben. Sein »Existenzial« besteht darin, dass es durch sein Existieren die Eltern – als Erzeuger und Ernährer – daran erinnert und ihnen bewusst macht, dass sie Leben zeugen und pflegen können. Jedes Weinen, jedes Schreien, jedes Augenöffnen will den Eltern nur eines signalisieren: »Ich bin da! Helft mir, ich brauche euch! Helft mir, dass ich mich finde! Dann helfe ich euch zu entdecken, was es bedeutet, Eltern zu sein.«

Kinder sind »fertige«, vollständige, richtige Menschen – und doch sind sie in einem bestimmten Sinne »unfertig«: Sie müssen immerfort lernen. Lernen, wie man sich bewegt, wie man steht und geht, wie man sich anpassen muss, wie man sich sprachlich ausdrücken kann, warum manches gut ist, vieles aber auch hinderlich, nachteilig, ja auch schädlich. Mit dieser »Unfertigkeit« und Lernwilligkeit eng verknüpft, hängt sicherlich auch die Verletzlichkeit des Kindes zusammen. In vielerlei Hinsicht ist das Kind ein Lehrling – und bleibt es lange Jahre. Und doch äußert sich ein Kind, sobald es entdeckt und weiß, wie man mit etwas umgeht: »auch machen«, »selber machen«, »allein machen«. Dann irgendwann – alle Erwachsenen wissen das! – fängt das Kind an, sich nicht nur bei seinem Namen nennen zu lassen, sondern es lernt auch, »ich« zu sagen.

Alles, was ein Kind, gerade in den Anfängen seines jungen Lebens, mit-teilt und äußert, hat in auffälliger Weise etwas Ursprüngliches, Direktes, sehr Spontanes. Es ist nicht reflektiert, sondern einfach etwas Unmittelbares. Auch später, wenn das Kind anfängt, Worte zu gebrauchen, bleibt dieses Unmittelbare und Nicht-Reflektierte lange erhalten. Eltern sind dann oft überrascht von der Direktheit, in der ein Kind sich mitteilt; sie erleben in diesem Sich-Mitteilen des Kindes auch dessen Glücklichsein. Die Direktheit eines Kindes besitzt etwas Einzigartiges, sie »hat« etwas, was unvergleichbar ist. Wenn jemand diese Direktheit und Unmittelbarkeit bewusst stört, zerstört er etwas Kostbares. Gerade hierin ist ein Kind verletzbar.


III. Erstauntsein und Erschrecken

Ein Ursprung von Gotteserfahrung, mitten in der Wahrnehmung von Wirklichkeit, liegt darin, staunen zu können über diese Wirklichkeit. Kinder können noch staunen. Erwachsene können es oft nicht mehr, sie haben es verlernt. Staunen können ist eine Begabung, die in ganz besonderer Weise Kindern geschenkt ist. Sie erleben plötzlich Neues, sind überrascht, bleiben irgendwo wie angewurzelt stehen und machen Halt vor dem, was sich ihnen zeigt und mitteilt. Sie schauen mit »hungrigen« Augen, haben dann oft keine Worte mehr, um das zu benennen, was in ihnen vor sich geht.

Es gibt dieses Staunen nicht nur bei Kindern, aber bei ihnen erleben wir es ungetrübt, bei ihnen ist es noch nicht verloren gegangen durch langes Reflektieren, es hat etwas Ursprüngliches, etwas Spontanes behalten. Bei Erwachsenen lässt sich etwas Ähnliches erleben bei denen, die sich das »Kind-Bleiben« bewahrt haben. Bei ihnen kann man den Eindruck gewinnen, für sie sei ein intellektuelles Begreifen keineswegs das Letzte in ihrem Verstehen, es gebe auch nach wie vor »das Kind in uns«, etwas, was in uns mit einem Geheimnis zusammenhängt, das größer ist als wir selbst.

In vielen Situationen der Heiligen Schrift, zumal in der Schilderung des Lebens Jesu, wird uns immer wieder von einem Staunen oder einem staunenden Erschrecken berichtet, bei dem die Betroffenen kaum Worte finden, um ihre Überraschung auszudrücken. Das Erlebte ist offensichtlich so groß und gewaltig, dass es sich einer Formulierung entzieht, dass es die Menschen sprachlos macht. So heißt es schon bei Jesaja (52,15): »Jetzt aber setzt er viele Völker in Staunen …, denn was man ihnen noch nie erzählt hat, das sehen sie nun.« Und beim Propheten Habakuk heißt es: »Seht auf die Völker, schaut hin, staunt und erstarrt« (Hab 1,5). Und dann natürlich wird uns an vielen Stellen des Neuen Testamentes, ganz besonders im Lukas-Evangelium, vom Erstaunen und Erschrecken vieler Menschen in der Begegnung mit Jesus berichtet. So heißt es von einer Kindheits-Erfahrung, die die Eltern Jesu mit ihrem heranwachsenden Sohn machen mussten: »Sein Vater und seine Mutter staunten über die Worte, die über Jesus gesagt wurden« (Lk 2,33), oder wenig später: »Seine (Jesu) Rede fand bei allen Beifall; sie staunten darüber, wie begnadet er redete, und sagten: Ist das nicht der Sohn Josefs?« (Lk 4,22).

Das Staunen-Können im Neuen Testament (im Griechischen mit thaumázein wiedergegeben) meint ein Hochschätzen bzw. Verehren von Personen oder Wirklichkeiten, dann auch ein verwundertes Fragen, eine Unfähigkeit, etwas begreifen oder verstehen zu können. Dieses verwunderte Fragen begegnet uns gewissermaßen auf Schritt und Tritt in der Jüngerwirklichkeit: Sie sind »erstaunt und erschrocken, weil sie so viele Fische gefangen hatten« (Lk 5,9). Sie fragen sich dabei auch immer wieder, oft gegenseitig einer den anderen, »voll Schrecken und Staunen: Was ist das für ein Mensch, dass sogar die Winde und das Wasser seinem Befehl gehorchen?« (Lk 8,25).

Und auch Jesus war erstaunt über einen Heiden, der einen unvermutet beglückend machenden Glauben zeigt; er sagte zu den Leuten, die ihm folgten: »Ich sage euch: Nicht einmal in Israel habe ich einen solchen Glauben gefunden« (Lk 7,9).

Das Staunen über das Kind Jesus und über das Wirken des erwachsen gewordenen Jesus will und beabsichtigt im Tiefsten nur eines: einzuladen zu glauben, letztlich einzuladen anzubeten. Im Psalm 139 stammelt der Beter: »Ich danke dir, dass du mich so wunderbar gestaltet hast; ich weiß: Staunenswert sind deine Werke« (Ps 139,13).

Zum Staunen-Lernen lädt auch Ignatius in seinen Exerzitien immer wieder ein. Es sei hier aber nur daran erinnert, wie sehr er auch persönlich gepackt und ergriffen gewesen sein muss, wenn er von seinen Erfahrungen beim Anblick des nächtlichen Sternenhimmels in seinem Pilgerbericht spricht. Er, Ignatius, schämt sich dabei nicht, seine persönliche Ergriffenheit in Superlativen auszudrücken: »Und die größte Tröstung, die er empfing, war, den Himmel zu schauen und die Sterne. Dies tat er viele Male und über lange Zeit; denn dadurch verspürte er in sich einen sehr großen Eifer, Gott, unserem Herrn, zu dienen.«2

Auch später noch, als Ignatius schon längst in Rom war, hat er diese ›geistliche Gewohnheit‹ immer wieder aufgegriffen, wie uns P. Pedro de Ribadeneira berichtet: »Nachts pflegte er sich auf das Dach des Hauses zu begeben, wo über ihm nur der Himmel war. Er saß dort vollkommen still. Er nahm seinen Hut ab und sah lange Zeit zum Himmel auf. Dann fiel er auf die Knie und verneigte sich tief vor Gott.«3

»Sich tief vor Gott zu verneigen« ist für den, dem diese Fähigkeit geschenkt ist, sicherlich etwas anderes als eine bloß körperliche Gebärde. Es ist Ausdruck inneren Erschreckens und Erstaunt-Seins über die Erfahrung, dass Gott nahe ist.

An dem beglückenden Staunen beim Anblick des nächtlichen Sternenhimmels hatte sicherlich auch der Dichter Wilhelm Hey Anteil, als er den Liedtext dichtete:

»Weißt du, wie viel Sternlein stehen

an dem blauen Himmelszelt?

Weißt du, wie viel Wolken gehen

weithin über alle Welt?

Gott, der Herr, hat sie gezählet,

dass ihm auch nicht eines fehlet

an der großen, großen Zahl.«

Spätestens dann, wenn Enkelkinder einmal bitten, diese schlichten Verse mit ihnen zu singen, spätestens dann könnten wir ahnen, dass es »Trost« gibt, der mit »Staunen« und »Erschrecken« etwas zu tun hat.

Es tut dem Kind in uns gut, wenn wir uns erinnern an Momente unseres Staunens über Schönheit, Großartigkeit, geglückte Beziehungen, »kontemplative Augenblicke«; vielleicht erinnern an ein Staunen darüber, »dass es überhaupt etwas gibt und nicht nichts«. Dies soll der Anfang der Philosophie sein, heißt es. Es kann der nie aufhörende Anfang der Ehrfurcht vor dem absoluten Geheimnis der Wirklichkeit sein, vor dem unendlichen Geheimnis Gottes. Für Ignatius wurde die »liebevolle Ehrfurcht«, die »ehrfürchtige Liebe«, zur Grundbeziehung zu Gott, zum Kosmos, zum Menschen, zu allem, so schreibt er in sein Tagebuch. Endlich habe er darin »den Weg gefunden, der sich ihm zeigen wollte«.

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61 s. 3 illüstrasyon
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9783429061432
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