Kitabı oku: «Jules Verne: Die großen Seefahrer des 18. Jahrhunderts - Teil 2», sayfa 5
„Die Frauen spalten sich die Unterlippe in der ganzen Breite der Kinnlade; in dieser Öffnung tragen sie eine Art henkellosen Holzknopf, der sich an das Zahnfleisch stützt und dem die gespaltene Oberlippe an der Außenseite als Kranz dient, so dass der Teil unter dem Munde oft zwei bis drei Zoll weit hervorragt.“
Das unbeabsichtigte längere Verweilen Lapérouse's im Hafen der Franzosen verhinderte ihn, sich an anderen Punkten aufzuhalten und die übrigen Einbuchtungen der Küste näher zu untersuchen, denn er musste auf jeden Fall im Monat Februar in China eintreffen, um im Laufe des folgenden Sommers die Küsten der Tatarei zu erforschen.
Er berührte also nur vorübergehend den Eingang zum Croß-Sund, an dessen Seiten sich hohe, schneebedeckte Berge erhoben, die Bai der Insel Cook's, das Cap Enganno, ein niedriges Land, das weit in das Meer hinausreicht und den Berg St. Hyacinthe – Cook' Berg und Cap Edgeiumbe – trägt, die Einfahrt nach Norfolk, wo im nächsten Jahre der Engländer Dixon ankerte, die Häfen Necker und Guibert, das Cap Tschirikow, die Inseln de la Croyére, die ihren Namen von dem Bruder des berühmten Geographen Delisle, dem Begleiter Tschirikow's, erhielten, die Inseln San Carlos, die Bai La Touche und das Cap Hector.
Alle hier angeführten Länderteile sollten, nach Lapérouse's Meinung, einen großen Archipel bilden, und er ging hierin nicht fehl, denn sie gehören alle zu den Archipelen Georg's III., Prince de Gallas' und der Königin Charlotte-Inseln, deren südlichsten Punkt das genannte Cap Hector bildet.
Die schon vorgeschrittene Jahreszeit und die kurze ihm noch zu Gebote stehende Frist gestatteten Lapérouse nicht, diese Reihe von Ländern näher in Augenschein zu nehmen, sein Instinkt täuschte ihn aber nicht, als er dieselben für eine Reihe von Inseln ansah und nicht für ein Festland, dessen einzelne Ausläufer er berührt hätte.
Von dem Cap Fleurieu aus, der äußersten Spitze einer hohen Insel, traf Lapérouse auf mehrere Inselgruppen, welche er die Sartinen nannte, und segelte nun längs der Küste weiter bis zur Einfahrt von Nootka, die er am 25. August erreichte. Er besuchte hierauf einzelne Teile des Festlandes, von dem Cook sich hatte entfernt halten müssen und an dessen Stelle seine Karten eine Lücke zeigen. Die Fahrt verlief nur unter schwierigen Verhältnissen in Folge der Strömungen, welche hier sehr schnell sind und noch auf fünf Meilen vom Lande bei günstigem Winde kaum gestatten, drei Knoten in der Stunde zurückzulegen.“
Am 5. September entdeckte die Expedition, etwa eine Meile vom Cap Blank entfernt, neun kleine Inseln, denen der Kommandant den Namen die Necker-Inseln gab. Immer herrschte ein dicker Nebel, welcher die Schiffe manchmal zwang, sich wieder vom Lande zu entfernen, um nicht auf ein Eiland oder eine Klippe zu stoßen, deren Vorhandensein sich durch kein Anzeichen verriet. Die schlechte Witterung hielt an bis zur Bai Monterey, wo Lapérouse zwei spanische Schiffe antraf.
In der Bai Monterey wimmelte es jener Zeit von Walfischen und das Meer erschien geradezu bedeckt von Pelikanen, die überhaupt an der ganzen Küste Kaliforniens sehr häufig vorkommen. Eine Besatzung von 200 Berittenen genügte hier, um eine Bevölkerung von 50.000 Indianern, welchem diesem Teile Amerikas als Nomaden leben, im Zaume zu halten. Diese im Allgemeinen kleinen und schwächlichen Indianer besitzen offenbar nicht die gleiche Liebe zur Unabhängigkeit wie ihre Stammverwandten im Norden und wussten ebenso wie jene von Kunst und Industrie so gut wie nichts.
„Die Eingeborenen“, heißt es in dem Berichte, „sind sehr geschickte Bogenschützen; sie erlegten vor unseren Augen selbst die kleinsten Vögel; dabei gehen sie freilich mit einer wahrhaft unbeschreiblichen Geduld zu Werke; sie verbergen sich und schleichen auf irgend eine Weise an ihre Beute heran, auf die sie höchstens in einer Entfernung von fünfzehn Schritt schießen.“
„Noch wunderbarer erschien uns die Art und Weise, wie sie größeres Wild zu jagen wissen. So sahen wir z. B. einen Indianer mit einem Hirschkopfe auf dem seinigen und auf allen Vieren gehen, der das Laub abzuweiden schien und seine Rolle so ausgezeichnet spielte, dass unsere Jäger bei dreißig Schritt Entfernung ihn für ein Tier gehalten und Feuer gegeben hätten, wenn sie den Zusammenhang nicht vorher kannten. So nähern sich jene einer Herde Hirsche bis auf ganz kurze Entfernung und töten das Wild dann mit Pfeilen.“
Lapérouse entwarf nachher eine sehr eingehende Schilderung des Presidio de Loretto und der kalifornischen Mission; diese Nachrichten von bloß historischem Werte lassen wir hier jedoch unberücksichtigt. In unseren Rahmen passt eher, was er über die Fruchtbarkeit des Landes mitteilt.
„Die Ernten an Mais, Gerste, Weizen und Erbsen“, sagt er, „können höchstens mit denen von Chile verglichen werden; unsere Ackerbauer Europas vermögen sich gewiss gar keine Vorstellung von der Ertragsfähigkeit des Bodens zu machen; so liefert der Weizen z. B. das siebzigste bis achtzigste Korn; die Extreme schwanken zwischen sechzig und hundert.“
Am 22. September stachen die beiden Fregatten wieder in See, nachdem sie sich seitens des spanischen Statthalters und der Missionare des besten Empfanges zu erfreuen gehabt hatten. Sie nahmen dabei reiche Vorräte jeder Art mit, die ihnen bei der langen Überfahrt nach Macao von größtem Nutzen sein sollten.
Der Teil des Ozeans, über den die Franzosen segelten, war nahezu unbekannt. Seit langer Zeit schon befuhren zwar die Spanier denselben, ließen aber in Folge einer höchst eifersüchtigen Politik ihre Entdeckungen und Beobachtungen in demselben nicht bekannt werden. Lapérouse beabsichtigte übrigens einen westlichen Kurs bis zum 28. Grade der Breite zu steuern, wo nach Angabe der Geographen die Insel Nuestra-Señora de la Gorta liegen sollte.
Vergeblich suchte er nach dieser während eines langen Kreuzzuges, wobei ungünstige Winde die Geduld der Seefahrer häufig auf eine sehr harte Probe stellten.
„Unser Segel- und Takelwerk“, sagt er, „zeigte uns täglich, dass wir schon sechzehn volle Monate auf See waren; immer und immer wieder zerrissen verschiedene Taue, und die Segelmacher konnten kaum fertig werden, die völlig abgenutzte Leinwand wenigstens in brauchbarem Zustande zu erhalten!“
Am 5. November wurde eine kleine Insel oder vielmehr ein vereinzelter Felsen von 500 Toisen Länge entdeckt, auf dem nicht ein einziger Baum wuchs, während ihn eine dicke Schicht Guano bedeckte. Er lag unter 23° 34' nördlicher Breite und 166° 52' westlicher Länge von Paris.
Das Meer war ganz ruhig und die Nacht sehr schön. Plötzlich bemerkte man um halb ein Uhr des Nachts, kaum zwei Kabellängen vor der „BOUSSOLE“ eine Klippenreihe. Das Wasser um die Schiffe machte nicht das geringste Geräusch und brandete nur an verschiedenen entfernteren Stellen. Sofort drehte man nach Backbord bei; dieses Manöver nahm aber doch einige Zeit in Anspruch, und das Fahrzeug befand sich kaum noch eine Kabellänge von den Felsen, als es noch glücklich wendete.
„Wir entgingen damit der schlimmsten Gefahr“, sagt Lapérouse, „die einen Seemann nur bedrohen kann, und ich muss meiner Mannschaft das Lob erteilen, dass sie mir auf das Wort gehorchte und jeden Befehl auf das sorgsamste ausführte. Der kleinste Missgriff in den Manövern, die wir vornehmen mussten, um uns von den Klippen zu entfernen, hätte ohne Zweifel den Untergang herbeigeführt.“
Da diese Untiefe noch nicht bekannt war, ließ man es sich angelegen sein, sie näher zu untersuchen, damit andere Seefahrer nicht in die nämliche Gefahr gerieten. Lapérouse entzog sich dieser Verpflichtung nicht und nannte sie dann die „Untiefe der französischen Fregatten“.
Am 14. Dezember kamen die „BOUSSOLE“ und die „ASTROLABE“ in Sicht der Mariannen, wo man nur auf der Vulkan-Insel Assomption ans Land ging; die Lavaströme haben hier tiefe Schluchten und Abgründe gebildet, an deren Rande einige verkrüppelte Kokosbäume stehen, mit Lianen und wenigen anderen Pflanzen dazwischen. Kaum hundert Toisen kam man in einer Stunde vorwärts. Aus- und Einschiffung gestalteten sich gleich schwierig, und die hundert Kokosnüsse, Muscheln und unbekannten Bananen, welche die Naturforscher mit zurückbrachten, wogen die Gefahren nicht auf, denen man sich deshalb ausgesetzt hatte.
Es war unmöglich, sich in diesem Archipel noch länger aufzuhalten, wenn man die Küste Chinas erreichen wollte, bevor die dort etwa befindlichen Schiffe abgingen, welche eine Übersicht der Arbeiten der Expedition an der Küste Amerikas und einen Bericht über die Fahrt bis Macao mitnehmen sollten.

Macao
Nachdem er die Lage der Basches bestimmt, ohne bei denselben zu verweilen, bekam Lapérouse am 1. Januar 1787 das Gestade von China in Sicht und ankerte am folgenden Tage auf der Rede von Macao.
Hier fand Lapérouse eine kleine französische Flotte unter dem Befehle des Schiffsfähnrich de Richery, welcher beauftragt war, zum Schutze des Handels an den östlichen Küsten zu kreuzen. Die Stadt Macao ist zu bekannt, als dass wir uns mit Lapérouse hier aufhalten sollten, um sie näher zu beschreiben.
Die Plackereien aller Art, mit denen die Chinesen Tag für Tag die Europäer belästigten, und die wiederholten Demütigungen, denen diese in Folge eines, auf der einen Seite ebenso tyrannischen, wie auf der anderen Seite lässigen Regierungssystems ausgesetzt waren, erregten den lebhaften Unwillen des französischen Befehlshabers und gaben ihm den dringenden Wunsch ein, dass einmal eine internationale Expedition jener unerträglichen Lage ein Ende bereiten möge.
Die durch die Expedition von der Küste Amerikas mitgebrachten Pelzwaren wurden in Macao für 10.000 Piaster verkauft. Der Ertrag sollte später unter die Mannschaften verteilt werden, und der Vorstand der dortigen schwedischen Handels-Gesellschaft übernahm es, denselben nach der Isle de France zu befördern. Den armen Leuten sollte leider nichts davon zugutekommen.
Von Macao aus begaben sich die Schiffe am 5. Februar nach Manilla, passierten die auf den Karten unrichtig eingetragenen Sandbänke von Pratas, Bulinao, Mansilog und Marivelle, und mussten im Hafen von Marivelle vor Anker gehen, um günstigere Winde oder Strömungen abzuwarten. Obwohl Marivelle von Cavite nur eine Meile unter dem Winde liegt, brauchten sie doch drei Tage, um letztgenannten Hafen zu erreichen.
„Hier fanden sich“, lautet der Bericht, „verschiedene Baulichkeiten vor, in denen wir unsere Segel ausbessern, Fleisch einpökeln, Boote bauen, die Naturforscher unterbringen und unsere Geographen einrichten konnten; der freundliche Kommandant überließ uns sein eigenes Haus, um dasselbe als Observatorium zu benützen. Wir genossen einer so vollständigen Freiheit, als verweilten wir im eigenen Lande, und fanden auf dem Markte und in den Arsenalen alle Hilfsmittel, wie in den besten Häfen Europas.“
Cavite, die zweite Stadt der Philippinen und der Hauptort der gleichnamigen Provinz, war damals übrigens nur ein kleines Dorf, in dem sich andere Spanier als diensttuende Offiziere und Verwaltungsbeamte nicht aufhielten; doch wenn die Stadt auch nur das Bild eines Trümmerhaufens bot, so lag das doch ganz anders mit dem Hafen, wo die Fregatten alle wünschenswerten Hilfsmittel fanden. Schon am Tage seiner Ankunft stattete Lapérouse, in Begleitung de Langlé's und der ersten Offiziere, dem Gouverneur einen Besuch ab, indem er sich mittelst Bootes nach Manila begab.
„Die Umgebungen von Manila, sagt er, sind wahrhaft reizend; ein herrlicher Fluss schlängelt sich durch dieselben hin und teilt sich in mehrere Arme, deren zwei größte nach der ungefähr sieben Meilen im Innern liegenden berühmten Lagune oder dem See von Bay hinführen. Die Ränder dieser Wasserfläche schmücken über hundert Indianerdörfer, die in einer höchst fruchtbaren Landschaft verstreut liegen.
„Manila selbst, erbaut am Ufer der gleichnamigen Bai von fünfundzwanzig Meilen Umfang, liegt an der Mündung eines Flusses, der bis zu dem See hinauf, aus dem er entstammt, schiffbar ist. Vielleicht kann sich keine Stadt der Erde, der vorteilhaften Lage nach, mit dieser vergleichen. Nahrungsmittel finden sich hier in Überfluss und folglich zu sehr niedrigen Preisen; dagegen sind Kleidungsstücke, europäische Schmuckwaren und Möbel auffallend teuer. Der Mangel an Gewerbefleiß, die hohen Zölle und mannigfache andere Belästigungen des Handels bringen es auch ferner mit sich, dass man die Erzeugnisse und Waren Indiens und Chinas hier ebenso teuer bezahlen muss wie in Europa, und dass diese Kolonie, obgleich sie dem Fiskus an Zöllen jährlich 800.000 Piaster einbringt, Spanien jedes Jahr doch noch 1.500.000 Pfund kostet, welche von Mexiko aus hierher gesendet werden. Die ungeheuren Besitzungen der Spanier in Amerika haben die Regierung offenbar verhindert, den Philippinen die nötige Aufmerksamkeit zuzuwenden. Sie liegen noch vielfach brach und unausgenützt, während sie doch einer starken Bevölkerung Unterhalt gewähren könnten.
„Ich glaube nicht zu viel zu behaupten, wenn ich sage, dass eine große Nation, die nur die Philippinen besäße und denselben eine zweckmäßige Verwaltung zuteilwerden ließe, ohne das Gefühl des Neides auf alle europäischen Niederlassungen in Afrika und Amerika blicken könnte.“
Am 9. April, nach dem Eintreffen d'Entrecasteaux' von Macao, der trotz Gegen-Monsuns von Isle de France kam und nachdem man von der Fregatte „LA SUBTILE“ Nachrichten aus der Heimat und eine Verstärkung von acht Matrosen nebst zwei Offizieren, den Seefähnrich Guyet und den Marineaufseher Le Gobien, erhalten hatte, segelten die beiden Schiffe nach der Küste Chinas ab.
Am 21. bekam Lapérouse Formosa in Sicht und steuerte sofort in die Wasserstraße ein, welche jene Insel von dem Festlande trennt. Er entdeckte hier eine bisher noch unbekannte gefährliche Sandbank und nahm dieselbe ihrer Form und Lage nach sorgfältig auf. Bald darauf kam er vor der Bai eines alten holländischen Forts, Zeland, vorüber, an der auch Taiwan, die Hauptstadt der Insel, gelegen ist.
Da der ungünstige Monsun die Fahrt durch den Kanal von Formosa verhinderte, beschloss Lapérouse, im Osten der Insel hinzugehen. Er berichtigte dabei die Position der Pescadoren-Inseln, einer Ansammlung von Felsen der verschiedensten Formen, untersuchte die kleine Insel Baeol-Tabaco-Nina, an der noch kein Seefahrer gelandet war, fuhr längs des Ufers von Kimu hin, das zum Königreich Likeu gehört und dessen Bewohner weder Chinesen noch Japaner sind, sondern die Mitte zwischen beiden Völkern zu halten scheinen, und bekam auch die Inseln Hoa-Pinsu und Tiaoyu-su zu Gesicht, welche zu dem, nur aus den Briefen eines Jesuiten, des Pater Gabriel, bekannten Archipel von Likeu gerechnet werden.
Jetzt durchpflügte die Fregatte schon das ostchinesische Meer und steuerte auf den Eingang des Kanals zwischen China und Japan zu. Hier litt Lapérouse unter ebenso dichten Nebeln, wechselnden und heftigen Strömungen wie in der Nähe der Küste Labradors.
Der erste in seinem Wege gelegene interessante Punkt vor dem Eingang in den sogenannten Golf von Japan war die Insel Quelpaert, den Europäern bekannt durch den hier im Jahre 1635 stattgefundenen Schiffbruch Sparrow-Hawk's. Lapérouse bestimmte zunächst die Lage der Südspitze und nahm das Ufer derselben in einer Ausdehnung von zwölf Meilen mit größter Sorgfalt auf.
„Es ist kaum möglich“, sagt er, „eine Insel zu finden, die einen herrlicheren Anblick böte; in der Mitte derselben erhebt sich ein Pic von etwa 3.000 Toisen Höhe, den man schon in einer Entfernung von achtzehn bis zwanzig Meilen wahrnimmt und der ohne Zweifel den Wasserbehälter der Insel darstellt; der Boden senkt sich in sanftem Abhange bis zum Meere hinab, von dem aus die Hütten der Einwohner amphitheatralisch übereinander zu liegen scheinen. Das Land ist bis zu bedeutender Höhe hinauf angebaut, mit Hilfe unserer Fernrohre erkannten wir die Begrenzungen der Felder, welche durch ihre starke Zerstückelung auf eine dichte Bevölkerung hinwiesen. Die verschiedenen Farben der kultivierten Strecken verliehen der Insel dabei ein noch reizvolleres Aussehen.“
Die Bestimmungen der Länge und Breite konnten hier unter den günstigsten Umständen vorgenommen werden, was deshalb desto wertvoller erscheint, weil noch kein europäisches Schiff diese Gegend besucht hatte, welche auf unseren Weltkarten nur nach den von den Jesuiten veröffentlichten chinesischen und japanischen Karten eingetragen war.
Am 25. Mai liefen die Fregatten in die Meerenge von Korea ein, die sehr genau aufgenommen wurde und in der man jede halbe Stunde eine Tieflotung vornahm.
Da es die Umstände gestatteten, sich sehr nahe der Küste zu halten, konnte man leicht verschiedene Befestigungen wahrnehmen, die nach europäischer Art errichtet waren.
Am 27. entdeckte man eine Insel, welche noch auf keiner Karte verzeichnet stand und etwa zwanzig Meilen von der Küste Koreas entfernt zu liegen schien. Sie erhielt den Namen „Dapelet-Insel“.
Jetzt schlug man einen Kurs nach Japan ein, dem man sich des ungünstigen Windes wegen nur sehr langsam nähern konnte. Am 6. Juni erreichte man indes das Cap Noto und die Insel Jootsi-Sima.
„Das Cap Noto, an der Küste von Japan“, sagt Lapérouse, „ist ein Punkt, den wir der Aufmerksamkeit der Geographen empfehlen; in Verbindung mit dem durch Kapitän King bestimmten Cap Nabo an der Ostseite ergibt dasselbe die Breite des Reiches in seinem nördlichen Teile. Unsere Aufnahmen werden aber der Erdkunde einen noch wichtigeren Dienst leisten, denn sie lehren die Breite des tatarischen Meeres kennen, über welches ich zu segeln beschloss.“
Am 11. Juni kam Lapérouse in Sicht der Küste der Tatarei; er landete genau an der Grenze zwischen Korea und der Mandschurei. Die Berge in der Nachbarschaft schienen sechs- bis siebenhundert Toisen hoch zu sein und auf ihren Gipfeln lag eine geringe Menge Schnee. Von Wohnstätten war keine Spur zu entdecken. Auf einer Küstenstrecke von vierzig Meilen begegnete die Expedition nicht einem einzigen Fluss, doch hätte man gern hier einmal Halt gemacht, um den Naturforschern und Lithologen Gelegenheit zu geben, ihre Sammlungen zu bereichern.
„Bis zum 14. Juni verlief die Küste nach Ost ein Viertel Nord; mit 44° befanden wir uns übrigens unter der Breite, wo nach Angabe der Geographen die Tessoy-Straße liegen soll, doch segelten wir um fünf Grad westlicher als die für jene Straße angegebene Länge; diese fünf Grade müssen also der Tatarei abgerechnet und dem Kanal, der dieselbe von den Inseln im Norden trennt, hinzugefügt werden.“

Seitdem die Fregatten der genannten Küste folgten, entdeckte man niemals eine Spur von Bewohntsein derselben: Keine einzige Pirogge stieß vom Ufer: das Land schien trotz seines Reichtums an prächtigen Bäumen und üppiger Vegetation auch nicht einen Bewohner zu haben.
Am 23. Juni gingen die „BOUSSOLE“ und die „ASTROLABE“ unter 45° 13' nördlicher Breite und 135° 9' östlicher Länge in einer Bai vor Anker.
Letztere erhielt den Namen Ternay-Bai.
„Wir brannten vor Ungeduld“, schreibt Lapérouse, „das Land kennen zu lernen, mit dem sich unsere Einbildungskraft seit der Abreise aus Frankreich beschäftigt hatte; es war das ja der einzige Teil der Erdkugel, der der unermüdlichen Tätigkeit des Kapitän Cook entgangen war, und wir verdanken vielleicht nur dem traurigen Ereignis, das seinen Tagen ein Ziel setzte, den kleinen Vorteil, hier als die Ersten gelandet zu sein.
Fünf kleinere Buchten bilden den Umkreis dieser Rede (der Ternay-Bai), die voneinander durch baumbedeckte Hügel getrennt sind. Auch der schönste Frühling in Frankreich vermöchte wohl nicht einen so lebhaften und wechselvollen Farbenschmuck hervorzubringen... Vor der Absendung unserer Boote richteten wir die Fernrohre nach dem Ufer, konnten daselbst aber nichts als Hirsche und Bären wahrnehmen, welche friedlich am Strande des Meeres weideten. Dieser Anblick steigerte nur die Ungeduld meiner Leute, das Land zu betreten... Der Erdboden selbst erschien mit den nämlichen Pflanzen bedeckt, die auch in unseren Klimaten wachsen, doch schmückte sie ein frischeres Grün und standen die meisten in voller Blüte.
Bei jedem Schritte traf man auf Rosen, gelbe und rote Lilien, Maiblümchen und alle unsere gewöhnlichen Wasserblumen. Fichten krönten die Gipfel der Berge; Eichen zeigten sich halbwegs von der Küste, nahmen aber an Größe und Stärke mit der Annäherung an den Strand mehr und mehr ab. Neben den Ufern der Flüsse und Bäche erhoben sich Weiden, Birken und Ahornbäume, und am Rande der ausgedehnten Wälder sah man blühende Apfel- und Azerolienbäume, nebst ganzen Dickichten von Nussbäumen, an denen sich eben die Früchte bildeten.“
Bei Gelegenheit eines zum Zwecke des Fischens unternommenen Ausfluges fanden die Franzosen auch ein tatarisches Grab. Die Neugierde spornte sie an, dasselbe zu öffnen und sie entdeckten darin zwei nebeneinander liegende Skelete. Den Kopf derselben bedeckte ein Taffetmützchen, der Körper war in ein Bärenfell eingenäht; am Gürtel hingen verschiedene chinesische Münzen und Schmucksachen aus Kupfer. Daneben lagen auch etwa zehn silberne Armbänder, eine eiserne Axt, ein Messer und andere kleinere Gegenstände, darunter ein blaues Nankingsäckchen mit Reis.
Am 27. des Morgens verließ Lapérouse diese einsame Bai, nachdem er mehrere Münzen und eine Inschrift mit der Bezeichnung des Datums seiner Anwesenheit hinterlassen hatte.
In einiger Entfernung fingen die Boote über achttausend Stockfische, die man sofort einsalzte, und brachten dabei auch eine große Menge essbarer Muscheln mit prächtiger Perlmutterschale vom Grunde des Meeres herauf.
Nachdem er in der Suffren-Bai unter 57° 51' nördlicher Breite und 137° 25' östlicher Länge gerastet, entdeckte Lapérouse am 6. Juli eine Insel, welche nur Saghalien sein konnte. Die Küste derselben schien ebenso bewaldet wie die der Tatarei. Im Innern erhoben sich ansehnliche Berge, deren höchster den Namen Pic Lamanon erhielt. Da man Rauchsäulen und Hütten wahrnahm, begaben sich de Langle und einige Offiziere ans Land. Die Bewohner desselben waren offenbar erst vor ganz kurzer Zeit entflohen, denn die Asche auf ihren Feuerstätten war noch nicht erkaltet.
Eben als die Seefahrer sich nach Zurücklassung einiger Geschenke für die Eingeborenen wieder einschiffen wollten, setzte eine Pirogge sieben Männer ans Land, welche keineswegs erschreckt schienen.
„Unter dieser Anzahl“, heißt es in dem Bericht, „befanden sich zwei Greise mit langem, weißem Bart, bekleidet mit einem aus Rindenstoffe hergestellten Schurz, wie sie auf Madagaskar gebräuchlich sind. Zwei von den Insulanern hatten blaue, gefütterte Nankingröcke von ganz ähnlicher Form wie die der Chinesen an. Andere trugen nur ein langes Kleid, das mittels eines Gürtels und mehrerer kleiner Knöpfe schließend jede weitere Unterkleidung unnötig machte. Ihr Kopf war fast ganz kahl und nur bei zweien oder dreien von einem Streifen Bärenfell umschlossen; Scheitel und Gesicht hatten sie rasiert, nur die Haare des Hinterkopfes flochten sie, aber auf andere Weise als die Chinesen in einen acht bis zwölf Zoll langen, „Pentsec“ genannten Zopf zusammen. Alle trugen Stiefeln von Seehundsfell mit zierlichen, nach chinesischer Mode gearbeiteten Füßen.
„Ihre Waffen bestanden aus Lanzen, Bogen und eisenbeschlagenen Pfeilen. Der letzte der Insulaner, dem die Übrigen mit allen Zeichen der Ehrerbietung begegneten, litt scheinbar schwer an den Augen. Seine Stirn bedeckte eine Art Lichtschirm zum Abhalten der grellen Sonnenstrahlen. Diese Wilden zeichneten sich durch ein ernstes, würdevolles und zutrauliches Auftreten vorteilhaft aus.“
De Langle lud sie zum folgenden Tage zu einem Zusammentreffen ein. Lapérouse und die meisten Offiziere wollten dabei erscheinen. Von den Tataren erhielt man bei dieser Gelegenheit sehr wichtige Nachrichten, welche Lapérouse bestimmten, seine Fahrt weiter nach Norden auszudehnen.
„Es gelang uns, ihnen verständlich zu machen, sagt er, dass sie uns die Gestalt ihres Landes und dessen der Mandschuh beschreiben möchten. Einer der Greise erhob sich und zeichnete mit dem Ende seiner Pfeife nach Westen hin die Küste der Tatarei, welche ziemlich genau von Norden nach Süden verlief. Nach der Ostküste zu, jener gerade gegenüber, entwarf er die Grenzen seiner Insel und gab durch Auflegen mit der Hand auf die Brust zu verstehen, dass das sein Land sei. Zwischen der Tatarei und seiner Insel hatte er eine Meerenge freigelassen und deutete, auf die vom Ufer aus sichtbaren Schiffe zeigend, daraufhin, dass man durch dieselben segeln könne. Südlich von seiner Insel zeichnete er auch noch eine andere, wiederum mit einer engen und seiner Meinung nach für unsere Fahrzeuge schiffbaren Wasserstraße.
„Er bewies zwar einen großen Scharfsinn, uns zu verstehen, doch immer noch weniger als ein anderer, etwa dreißigjähriger Insulaner, der, als er sah, dass die Figuren im Sande sich leicht verwischten, einen Bleistift und Papier zur Hand nahm. Er zeichnete darauf seine Insel, die er Thola nannte, und deutete auch durch einen Strich den kleinen Fluss an, an dessen Ufer wir uns befanden, und den er, von Norden nach Süden gerechnet, an die obere Grenze des unteren Drittels verlegte.
„Dann entwarf er ein Bild der Mandschurei, ließ dabei ebenso wie der Greis eine Meerenge frei und fügte zu unserem Erstaunen auch den Fluss Saghalien hinzu, dessen Namen die Insulaner fast genauso wie wir aussprachen; die Mündung dieses Flusses verlegte er ein wenig südlicher von der Nordspitze seiner Insel...
„Wir wünschten nun weiter zu erfahren, ob jene Meerenge ziemlich breit sei, und bemühten uns, ihm das zu erkennen zu geben; er begriff uns, und indem er beide Hände perpendikulär und parallel zwei bis drei Zoll weit nebeneinander hielt, gab er uns zu verstehen, dass er damit die Breite des kleinen Flusses bezeichne; weiter auseinanderweichend wollte er damit die Breite des Saghalien andeuten; und als er sie denn ganz weit voneinander entfernte, sollte das den Durchmesser der Meerenge darstellen, die sein Land von der Tatarei schied...
„De Langle und wir hielten es für wichtig genug, uns zu überzeugen, ob die Insel, neben welcher wir hinfuhren, dieselbe sei, welche die Geographen Saghalien nannten, ohne deren Ausdehnung nach Süden zu mutmaßen. Ich gab also Befehl, alles bereit zu machen, um am nächsten Morgen absegeln zu können. Die uns als Ankerplatz dienende Bai erhielt den Namen „Langle-Bai“, zu Ehren des Kapitäns, der sie entdeckte und hier zuerst den Fuß ans Land setzte.“
In einer anderen Bucht derselben Küste, welche man Estang-Bai taufte, landeten unsere Boote in der Nähe von einem Dutzend Hütten. Diese waren größer als alle bisher gesehenen und auch in zwei Räume geteilt. Der Hintere derselben enthielt den Herd und eine rund umlaufende Bank. Die andere war vollständig leer und diente wahrscheinlich dazu, Fremde zu empfangen. Die Frauen hatten sich beim Erblicken der Franzosen geflüchtet. Zwei derselben wurden jedoch erhascht und, während man sich Mühe gab, sie zu beruhigen, sorgsam abgezeichnet. Ihr etwas ungewöhnlicher Gesichtsausdruck erschien doch nicht unangenehm; ihre Augen waren klein, die Lippen dick und die Oberlippe gemalt oder tätowiert.
Langle fand die männlichen Bewohner versammelt um vier, mit geräuchertem Fisch beladene Barken, die sie ins Wasser schaffen halfen. Es waren Mandschus von den Ufern des Saghalienflusses. An einer versteckten Insel gewahrte man auch einen von fünfzehn bis zwanzig, je mit einem Bärenkopfe geschmückten Pfählen umschlossenen Kreis. Man nahm früheren Erfahrungen nach mit gutem Grunde an, dass diese Trophäen bestimmt seien, die Erinnerung an einen siegreichen Kampf mit jenen Raubtieren wachzuhalten.
An dieser Küste fischte man eine große Menge Kabeljau und in der Mündung eines Flusses ungemein viel Lachse.
Nach Besichtigung der La Jonquière-Bai, warf Lapérouse in der Castries-Bucht wieder Anker. Sein Wasservorrat ging zu Ende und Holz besaß er fast gar nicht mehr. Je weiter er in den Kanal zwischen Saghalien und dem Festlande vordrang, desto seichter wurde dieser. In der Überzeugung, dass er die Nordspitze letztgenannter Insel nicht werde umsegeln und nur durch die, weit südlicher gelegene Sanghar-Straße wieder auf sein Wasser gelangen könne, beschloss Lapérouse in der Castries-Bai nur fünf Tage, d. h. die unbedingt notwendige Zeit zur Vervollständigung seiner Provisionen zu verweilen.
Er errichtete also auf einer kleinen Insel ein Observatorium, während die Zimmerleute Holz fällten und die Matrosen die Wasserfässer besorgten.
„Jede Hütte der Insulaner, welche sich selbst Orotchys nennen“, heißt es im Bericht, „war mit einer Einrichtung zum Trocknen der Lachse versehen, die nach drei- bis viertägiger Räucherung über dem Herde der Wohnung hier auf einem Gestelle von Ruten den Strahlen der Sonne ausgesetzt blieben: die mit dieser Operation betrauten Frauen tragen die Fische, wenn der Rauch sie durchdrungen, ins Freie, wo dieselben die Härte des Holzes annehmen.
„In demselben Fluss wie wir fischten auch jene mit Netzen und kleinen Wurfspießen, und wir sahen sie mit widerlicher Gier die Schnauzen, Kiemen, kleinen Knochen und nicht selten die ganze Haut des Lachses, die sie mit großer Gewandtheit abzuziehen verstehen, gleich roh verschlingen, wenigstens saugten sie den Schleim von diesen Teilen ab, wie wir etwa eine Auster genießen. Die meisten Fische gelangten nur abgehäutet nach den Wohnungen, außer wenn der Fang sehr reichlich ausfiel; dann verzehrten die Frauen mit nicht geringerer Begierde und in wahrhaft widerlicher Weise die schleimigen Teile der Fische, welche sie für die größten Leckerbissen ansehen.
„Dieses Volk ist abscheulich unreinlich und riecht entsetzlich; daneben sind die Leute von sehr schwächlicher Konstitution und ihr Gesichtsausdruck möglichst weit von dem entfernt, was wir unter schön verstehen. Ihre mittlere Größe erreicht kaum vier Fuß zehn Zoll; ihr Körper ist hager, die Stimme schwach und scharf, wie eine Kinderstimme. Sie haben hervorspringende Backenknochen, kleine, triefende und schiefgeschlitzte Augen; einen breiten Mund, abgeplattete Nase, ein kurzes, fast bartloses Kinn und olivenfarbige, von Öl und Rauch scheinbar gefirniste Haut. Die Haare lassen sie wachsen und tragen sie etwa wie wir. Die Frauen lieben es, sie auf die Schultern herabfallen zu lassen und die im Obigen gegebene Schilderung passt ebenso gut auf diese wie auf die Männer, von denen man sie nur schwer unterscheiden könnte, wenn nicht eine kleine Abweichung in der Kleidung das Geschlecht verriete. Übrigens sind diese keinerlei schwerer Arbeit, so wie die Indianerweiber Amerikas, unterworfen, welche ihre Züge hätte entstellen können, wenn die Natur sie nur ein wenig freigebiger ausgestattet hätte.
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