Kitabı oku: «Reise durch die Sonnenwelt», sayfa 3

Yazı tipi:

Hier die Antwort:

Die Erde verläßt, wie bekannt, niemals die Ebene der Ekliptik, und die von ihr um die Sonne beschriebene Bahn liegt in jedem Punkt in dieser Ebene.

Was muß also zusammentreffen, damit ein Komet gegen die Erde stoßen könne:

1 Dieser Komet muß ihr in der Ebene der Ekliptik begegnen.

2 Die Stelle, welche der Komet schneidet, muß dieselbe sein, an welcher sich die Erde eben befindet.

3 Die Entfernung zwischen den Mittelpunkten der beiden Gestirne muß kleiner sein als die Summe ihrer Halbmesser.

Können nun diese drei Bedingungen erfüllt werden und in Folge dessen einen Zusammenstoß herbeiführen?

Als man diese Frage einst Arago vorlegte, antwortete er:

»Die Wahrscheinlichkeitsrechnung liefert uns die Unterlagen, die Chancen eines solchen Zusammentreffens abzuschätzen, und zwar lehrt sie, daß man bei dem Auftreten eines bisher unbekannten Kometen 280 Millionen gegen 1 wetten kann, daß derselbe die Erde nicht treffe.«

Laplace leugnete die Möglichkeit eines solchen Zusammenstoßes nicht vollständig und beschreibt dessen Folgen in seiner »Darstellung des Weltsystemes«.

Sind die Aussichten nun hinreichend beruhigend? Darüber wird Jeder je nach seinem Temperamente urtheilen. Es verdient hierbei übrigens bemerkt zu werden, daß die Berechnung des berühmten Astronomen auf zwei Elemente basirt ist, welche unendlich verschieden sein können. Er verlangt nämlich: 1. daß der Komet in seinem Perihel der Sonne näher sei als die Erde, und 2. daß der Durchmesser dieses Kometen (-kernes) dem halben Radius der Erde mindestens gleichkomme.

Bei diesem Exempel handelt es sich also nur um den Zusammenstoß zwischen einem Kometenkerne und der Erdkugel. Wollte man auch ein Zusammentreffen mit der Nebelhülle in Betracht ziehen, so müßte man jene Zahl um das Zehnfache vermindern, also entweder 280 Millionen gegen 10, oder 28 Millionen gegen 1 dafür einsetzen.

Bleiben wir zunächst bei Arago's Auseinandersetzung stehen, so sagt er weiter:

»Nehmen wir einmal an, daß ein die Erde treffender Komet das Leben des ganzen Menschengeschlechtes vernichtete; dann wäre die Todesgefahr für das einzelne Individuum bei der Erscheinung eines unbekannten Kometen ebenso groß, als befände sich in einer Urne eine einzige weiße Kugel unter 280 Millionen anderen Kugeln, und seine Verurtheilung zum Tode würde davon abhängig gemacht, daß diese einzige weiße Kugel bei der ersten Ziehung zum Vorschein käme!«

Aus Allem geht immerhin hervor, daß die Möglichkeit des Zusammenstoßes eines Kometen mit der Erde nicht unbedingt auszuschließen ist.

Ist ein solches Ereigniß schon jemals dagewesen?

Nein, behaupten die Astronomen, weil »seit die Erde sich um ihre unveränderte Achse dreht, sagt Arago, man mit aller Sicherheit darauf schließen kann, daß sie keinen Stoß von einem Kometen erlitten habe. In Folge eines solchen Stoßes wäre plötzlich eine andere Rotationsachse an Stelle der jetzigen Hauptachse getreten, und die Zonen der Erde hätten nach und nach entstandene Veränderungen aufweisen müssen, für welche aber keinerlei Beweise beizubringen sind. Die Constanz der irdischen Zonen spricht also dafür, daß unser Planet seit seiner Entstehung durch keinen Kometen getroffen worden ist.. Auch kann man nicht, wie es mehrere Gelehrte wollten, jene etwa hundert Meter unter die Meeresoberfläche betragende Senkung des Caspischen Beckens etwa von dem Anprall eines Kometen herleiten«.

Daß also kein solcher Zusammenstoß stattgefunden, scheint sicher zu sein aber hätte denn jemals einer stattfinden können?

Diese Frage erinnert unwillkürlich an den Gambart'schen Kometen.

Als derselbe im Jahre 1832 erschien, erfüllte er die Welt mit einem gewissen Entsetzen. In Folge einer sonderbaren kosmographischen Coïncidenz schneidet die Bahn dieses Kometen fast diejenige der Erde. Am 29. October, kurz vor Mitternacht, mußte derselbe sehr nahe an einem Punkte der Erdbahn vorbeikommen. Würde die Erde zu derselben Zeit sich ebenda befinden? Wenn das der Fall war, so mußte ein Zusammenstoß stattfinden, denn die Länge des Kometen-Radius betrug nach Olber's das Fünffache des Erd-Radius und eine Strecke der Erdbahn war von seiner Nebelhülle bedeckt.

Glücklicher Weise gelangte die Erde nach diesem Punkte ihrer Bahn erst einen Monat später, am 30. November, und als sie daselbst mit der ihr eigenen Geschwindigkeit von 46,400 Meilen im Tage vorüberkam, war der Komet von ihr schon gegen 13 Millionen Meilen entfernt.

Recht schön; doch wäre sie an diesem Punkte einen Monat früher, oder der Komet einen Monat später eingetroffen, so hätte ein Zusammenstoß stattgefunden. Wäre das möglich gewesen? Unzweifelhaft, denn wenn man auch gar nicht anzunehmen braucht, daß irgend ein fremder Einfluß die Rotation des Erdsphäroïdes hätte beschleunigen können, so wird doch Niemand bestreiten, daß der Lauf eines Kometen nicht verzögert werden könnte, da diese Gestirne auf ihrer Bahn bekanntermaßen oft ganz gewaltige Störungen erleiden.

Wenn ein solcher Stoß in der Vergangenheit also nicht stattgehabt hatte, so spricht doch nichts dagegen, daß es hätte der Fall sein können.

Uebrigens war der in Rede stehende Gambart'sche (Biela'sche) Komet im Jahre 1805 schon einmal zehnmal näher, d.h. in einer Entfernung von nur 1,200,000 Meilen, bei der Erde vorübergegangen. Bei der Unbekanntschaft mit diesem Verhältniß rief jene Constellation damals aber keinerlei Besorgniß hervor. Nicht ganz so verhielt es sich mit dem Kometen von 1843, denn man fürchtete, daß die Erde ganz und gar von dessen Schweif verhüllt und unsere Atmosphäre vielleicht zum Athmen untauglich würde.

Die vierte Frage: Was würde die Folge eines solchen Stoßes sein, je nachdem der betreffende Komet einen harten Kern besäße oder nicht?

Die Einen dieser weit im Weltraume umherschweifenden Gestirne haben nämlich in der That einen Kern, der den Anderen abgeht.

Fehlt den Kometen ein solcher Kern, so erweisen sie sich aus einem so zarten Nebel bestehend, daß man durch denselben selbst Fixsterne zehnter Größe wahrzunehmen vermochte. Hierdurch erklärt sich auch der nicht seltene Wechsel in der Form dieser Himmelskörper und die Schwierigkeit, sie allemal sicher wieder zu erkennen. Dieselbe überaus seine Materie bildet auch ihren Schweif. Letzterer erscheint fast nur als eine unter dem Einflusse der Sonnenwärme entstehende Ausdünstung aus dem Kerne, resp. der Nebelhülle.

Ein Beweis hierfür liegt darin, daß dieser Schweif, sei es in der Form einer seinen Feder oder in der eines mehrtheiligen Fächers, sich erst dann auszubilden beginnt, wenn die Kometen nur noch 18 Millionen Meilen, also weniger als die Erde, von der Sonne entfernt sind. Daneben beobachtet man jedoch auch, daß gewisse, vielleicht dichtere, massenreichere und gegen hohe Temperaturgrade widerstandsfähigere Kometen kein Anhängsel dieser Art zeigen.

Im Falle ein Zusammenstoß der Erde mit einem Kometen ohne Kern einmal stattfände, könnte von einem Stoße im eigentlichen Sinne des Wortes nicht wohl die Rede sein. Der Astronom Faye behauptete, ein Spinnengewebe würde einer Büchsenkugel mehr Widerstand darbieten als ein Kometennebel. Wenn die Stoffe, welche Nebelhülle und Schweif bilden, nicht an sich gesundheitsgefährlich sind, so wäre bei einem solchen Vorkommniß gar nichts zu fürchten. Dagegen scheint zweierlei nicht ganz außer Acht zu lassen: entweder daß diese Materien glühend wären und vielleicht die ganze Erdoberfläche in Brand setzten, oder daß sie unserer Atmosphäre nicht athembare Gase zuführten. Letztere Eventualität ist allerdings nur schwer denkbar. Nach Babinet besitzt die Erdatmosphäre gegenüber jenen kometarischen Nebeln unzweifelhaft eine so überwiegende Dichtigkeit, so zart sie in den höchsten Schichten auch sein mag, daß sie jenen Nebel am Eindringen hindern würde. Nach Newton's Behauptung wäre die Zartheit dieser Kometendünste eine so große, daß, wenn ein Komet mit einem Radius von 219 Millionen Meilen bis zum Dichtigkeitsgrade der Erdatmosphäre condensirt würde, er in einem Würfel von fünfundzwanzig Millimeter Seite hinreichend Platz fände.

Von den einfachen Kometennebeln wäre also im Fall eines Zusammenstoßes so gut wie nichts zu fürchten. Wie möchte sich die Sachlage aber gestalten, wenn ein solcher Haarstern einen harten Kern besäße?

Zuerst die Frage: Giebt es überhaupt solche Kerne? Man wird hierauf antworten, daß das der Fall sein müsse, wenn der Komet einen hinreichenden Concentrationsgrad erlangt hat, um aus dem gasförmigen in den festen Zustand überzugehen. Tritt er dann zwischen einen Stern und einen Beobachter auf der Erde, so verdeckt er den ersteren.

Im Jahre 480 v. Chr., zur Zeit des Xerxes, soll die Sonne, nach Anaxagoras, durch einen Kometen verfinstert worden sein. Ebenso beobachtete Dion, einige Tage vor dem Tode des Augustus, eine ähnliche Finsterniß, welche vom Monde bestimmt nicht herrühren konnte, da sich dieser an dem betreffenden Tage in Opposition zur Sonne befand.

Die Komelographen erklären diese beiden Zeugnisse jedoch, und wohl nicht mit Unrecht, für werthlos. Dagegen setzen zwei neuere Beobachtungen die Existenz solcher Kometenkerne außer Zweifel. In der That verdunkelten die Kometen von 1774 und 1828 Fixsterne achter Größe. Ebenso wurde seiner Zeit durch directe Beobachtungen nachgewiesen daß die Haarsterne von 1402, 1532 und 1744 harte Kerne besaßen. Für den Kometen von 1843 ist ein solcher noch zweifelloser nachgewiesen, da man das Gestirn am hellen Tage ohne Hilfe eines Instrumentes nahe bei der Sonne wahrnehmen konnte.

Es existiren nun nicht allein feste Kerne in gewissen Kometenköpfen, sondern man hat jene sogar gemessen. So kennt man Durchmesser solcher von 6 1/2 und 7 Meilen bei den Kometen von 1798 und 1805 (Biela), bis zu 1920 Meilen, bei dem von 1843. Der Kern des letzteren überträfe an Größe also selbst die Erdkugel, so daß im Fall eines Zusammenstoßes der Vortheil vielleicht auf der Seite des Kometen bliebe.

Bezüglich der schon gemessenen Nebelhüllen hat man festgestellt, daß deren Durchmesser zwischen 4320 und 270,000 Meilen wechselt.

Wir schließen das Vorhergehende (mit Arago) also in folgende Sätze zusammen:

Es existiren oder können doch existiren:

1 Kometen ohne Kern.

2 Kometen mit einem jedenfalls durchscheinenden Kerne.

3 Kometen mit hellerem Glanze, als dem der Planeten, welche wahrscheinlich einen festen und undurchsichtigen Kern besitzen.

Um nun zu untersuchen, welcher Art die Folgen eines Zusammenstoßes der Erde mit einem jener Gestirne sein würden, so ist im Voraus zu bemerken, daß, selbst im Falle eines nicht ganz directen Stoßes, gewiß sehr eingreifende Erscheinungen eintreten müßten.

Schon der sehr nahe Vorübergang eines Kometen von hinreichender Masse würde nicht ohne Gefahr sein. Bei einer im Verhältniß zu der der Erde verschwindenden Masse wäre nichts zu fürchten. So hat z.B. der Komet von 1770, der in einer Entfernung von nur 360,000 Meilen an der Erde vorüberzog, die Dauer des Erdenjahres auch nicht um eine Secunde verändert, während der Einfluß der Erde die Revolution des Kometen um zwei Tage verzögerte.

Wenn ein Komet aber bei annähernder Gleichheit der Massen in der Entfernung von 33,000 Meilen an der Erde vorbeikäme, so würde er die Dauer des Jahres um sechzehn Stunden fünf Minuten verlängern und die Schieflage der Ekliptik um zwei Grad verändern. Vielleicht singe er uns dabei sogar den Mond weg.

Welches würden nun aber die Folgen eines directen Stoßes sein? Versuchen wir, sie im Folgenden darzulegen.

Entweder würde der Komet, im Fall er den Erdball nur streifte, auf demselben einen Theil von sich zurücklassen, oder er risse – wie das mit der Gallia der Fall war – verschiedene Stücke der Erde los, oder endlich er fügte sich der Erdkugel gänzlich ein, um auf derselben etwa einen neuen Continent darzustellen.

In jedem dieser Fälle könnte die Tangentialgeschwindigkeit der Erde plötzlich aufgehoben werden. Alle Wesen, Bäume, Häuser u.s.w. würden in der Schnelligkeit von 4.8 Meilen in der Secunde, welche sie vor dem Stoße hatten, weiter geschleudert werden. Die Meere müßten aus ihren natürlichen Bassins hervorbrechen, um Alles zu vernichten. Die noch feurig-flüssigen Bestandtheile des Erdinnern würden durch den Gegenstoß nach der verhältnißmäßig dünnen, festen Kruste unseres Planeten drängen und nach außen durchzubrechen suchen. In Folge der Veränderung der bisherigen Erdachse träte ein neuer Aequator an Stelle des früheren. Endlich könnte die Bahngeschwindigkeit der Erde wohl auch ganz gehemmt werden, wodurch unser Planet, wenn die Anziehungskraft der Sonne durch keine Tangentialkraft mehr aufgehoben würde, in gerader Linie nach dem Centralgestirn zu stürzen und nach einer Fallzeit von 64 1/2 Tagen von letzterem absorbirt werden würde.

Oder es würde sich, unter Berücksichtigung der neueren Wärmetheorie, nach der die Wärme nichts anderes ist als eine modificirte Bewegung, die plötzlich unterbrochene Geschwindigkeit unseres Sphäroïden mechanisch in Wärme umsetzen. Unter einer bis zu mehreren Millionen Graden gesteigerten Temperatur würde sich dann die Erde schon binnen wenigen Secunden verflüchtigen.

Indeß, um diese kurze Aufzählung solcher nicht wünschenswerthen Aussichten abzuschließen, der Zusammenstoß zwischen der Erde und einem Kometen hat nur die Wahrscheinlichkeit von 281,000,000 gegen 1 für sich.

»Das ist ganz richtig, äußerte später Palmyrin Rosette, doch wir, wir haben die eine weiße Kugel gezogen.«

Viertes Kapitel
In welchem man Palmyrin Rosette so entzückt über das ihm zugefallene Schicksal sehen wird, daß das allerlei zu denken giebt.

»Mein Komet!« das waren des Professors letzte Worte gewesen. Dann runzelte er die Stirn und fixirte seine Zuhörer, als könne Einer derselben den Gedanken haben, ihm seine Eigenthumsrechte auf die Gallia streitig zu machen. Vielleicht fragte er sich auch, mit welchem Rechte sich die ihn umstehenden Eindringlinge auf seinem Gebiete niedergelassen hatten.

Kapitän Servadac, Graf Timascheff und Lieutenant Prokop verharrten in tiefstem Schweigen. Jetzt kannten sie die ganze Wahrheit, der sie schon recht nahe gekommen waren. Man erinnert sich der nach verschiedenen Erörterungen allmälig angenommenen Hypothesen: zunächst bezüglich der Veränderung der Rotationsachse der Erde und der Vertauschung der beiden Cardinalpunkte des Himmels; dann der Ansicht, daß ein Fragment des Erdsphäroïdes von diesem abgesprengt und in den Weltraum hinausgeschleudert worden sei; endlich daß ein unbekannter Komet die Erde gestreift, einige Theile derselben losgerissen habe und sie nun vielleicht bis zur Fixsternwelt hinaus entführe.

Die Vergangenheit kannte man. Die Gegenwart hatte man vor Augen. Was würde nun die Zukunft bringen? Hatte dieses Original eines Gelehrten es vorausgesehen? Hector Servadac und seine Gefährten zauderten, diese Frage an ihn zu richten.

Palmyrin Rosette legte »die volle Amtsmiene« an und schien nur darauf zu warten, daß ihm die in dem allgemeinen Saale versammelten Fremden unter aller Form vorgestellt würden.

Hector Servadac bequemte sich zu dieser Ceremonie, um den mißtrauischen und mürrischen Gelehrten nicht zu reizen.

»Herr Graf Timascheff! sagte er, seinen Begleiter vorstellend.

– Seien Sie mir willkommen, Herr Graf, antwortete Palmyrin Rosette mit jener wohlwollenden Herablassung des Herrn, der sich ganz zu Hause fühlt.

– Herr Professor, ließ sich der Graf vernehmen, es lag im Grunde keineswegs in meiner Absicht, daß ich auf Ihren Kometen gekommen bin, doch schulde ich Ihnen deshalb nicht geringeren Dank für Ihre gastfreundliche Aufnahme.«

Hector Servadac fühlte die Ironie dieser Worte und sagte lächelnd:

»Der Lieutenant Prokop, Befehlshaber der Goëlette Dobryna, auf welcher wir eine Rundfahrt um die Gallia ausgeführt haben.

– Eine Umschiffung? ... rief der Professor lebhaft.

– Gewiß, eine volle Weltumseglung!« bestätigte Kapitän Servadac.

Dann fuhr er weiter fort:

»Ben-Zouf, meine Ordon ...

– Adjutant des General-Gouverneurs der Gallia!« fiel Ben-Zouf schnell ein, der diese beiden Aemter weder sich, noch seinem Kapitän streitig machen lassen wollte.

Einer nach dem Anderen wurden sodann die russischen Matrosen, die Spanier, der junge Pablo und die kleine Nina vorgestellt, welch' Letztere der Professor durch seine Riesenbrille anstarrte wie ein Knecht Ruprecht, der die Kinder nicht leiden mag.

Isaak Hakhabut trat selbst vor und sagte:

»Herr Astronom, eine Frage, nur eine einzige, aber sie ist mir von der größten Wichtigkeit ... Wann können wir hoffen, zurückzukehren? ...

– Ah, antwortete der Professor, wer spricht da schon von Rückkehr, da wir kaum erst abgefahren sind?«

Nach geschehener Vorstellung ersuchte Hector Servadac Palmyrin Rosette, seine Geschichte zu erzählen.

Dieselbe lautete in kurzen Worten:

Um die Bogenmessung des Meridians von Paris prüfen und bestätigen zu lassen, ernannte die französische Regierung eine wissenschaftliche Commission, zu welcher Palmyrin Rosette, seiner bekannten Unverträglichkeit wegen, nicht mit hinzugezogen wurde.

Wegen seiner Ausschließung erbittert, beschloß der Professor auf eigene Hand an die Arbeit zu gehen. In der Voraussetzung, daß die ersten geodätischen Aufnahmen Ungenauigkeiten enthielten, nahm er sich vor, den äußersten Theil des Netzes, der die Insel Formentera mit der spanischen Küste durch ein Dreieck von 24 Meilen längster Seite verband, nachzumessen. Derselben Arbeit hatten sich vor ihm Arago und Biot mit größter Sorgsamkeit unterzogen.

Palmyrin Rosette verließ also Paris. Er begab sich nach den Balearen, errichtete sein Observatorium auf dem höchsten Gipfel jener Insel und traf Anstalt, mit seinem Diener Joseph daselbst als Eremit zu wohnen, während einer seiner bewährten Gehilfen, den er zu diesem Zwecke mitnahm, auf einem erhöhten Küstenpunkte Spaniens eine Reverbère so anbrachte, daß deren reflectirtes Licht auf Formentera mittels Fernrohrs zu beobachten war. Einige Bücher, die nöthigen Instrumente und Lebensmittel auf zwei Monate bildeten das ganze Material, eines großen Himmelsfernrohres nicht zu vergessen, von dem sich Palmyrin Rosette niemals trennte, und das schon mehr einen Theil seines eigenen Ichs auszumachen schien. Es kam das von der Vorliebe des früheren Lehrers der Charlemagne her, die Tiefen des Himmels in der Hoffnung zu durchstöbern, daß ihm noch einmal eine Entdeckung gelingen werde, welche seinem Namen die Unsterblichkeit sicherte. Das war so seine fixe Idee.

Palmyrin Rosette's Arbeit erforderte vor Allem eine unermüdliche Geduld. Nacht für Nacht mußte er das von seinem Gehilfen auf der spanischen Küste unterhaltene Feuer im Auge behalten, um sein Dreieck richtig zu bestimmen, auch hatte er keineswegs vergessen, daß Arago und Biot einundsechzig Tage gebraucht hatten, dieses Resultat zu erreichen. Unglücklicher Weise lagerte damals, wie früher erwähnt, ein außerordentlich dichter Nebel nicht allein über der Küste Spaniens, sondern überhaupt fast über der ganzen Erdkugel.

Gerade in der Umgebung der Balearen entstanden zu wiederholten Malen Lichtungen von kurzem Bestande in diesem Nebelmeer. Es galt also, mit größter Gewissenhaftigkeit auf dem Beobachtungspunkte auszuharren, woneben Palmyrin Rosette allerdings sich nicht immer enthalten konnte, einige forschende Blicke nach dem Firmamente zu richten, denn er beschäftigte sich gleichzeitig mit der Revision derjenigen Abtheilung der Himmelskarten, welche das Sternbild der Zwillinge enthielt.

Mit unbewaffnetem Auge betrachtet, zeigt dieses Sternbild höchstens sechs Sterne; ein Teleskop von siebenundzwanzig Centimeter Ocular-Durchmesser steigert die Zahl aber auf mehr als sechstausend. Palmyrin Rosette besaß leider einen Reflector von dieser Größe nicht und half sich also, so gut es eben anging, mit seinem astronomischen Fernrohre.

Als er nun eines Tages beschäftigt war, die Tiefen des Himmels in der Constellation der Zwillinge zu controliren, glaubte er einen neuen, glänzenden Punkt zu erkennen, den keine Himmelskarte aufwies. Ohne Zweifel war das ein in die Kataloge noch nicht aufgenommener Stern.

Durch wiederholte Beobachtung im Laufe mehrerer Nächte überzeugte sich der Professor, daß jenes Gestirn seinen Ort bezüglich der anderen Fixsterne ungewöhnlich schnell veränderte. Hatte er hier einen neuen kleinen Planeten vor sich, den der Gott der Astronomen ihm zusandte? Sollte ihm endlich die längst geahnte wissenschaftlich wichtige Entdeckung gelingen?

Palmyrin Rosette verdoppelte seine Aufmerksamkeit; bald lehrte ihn die zunehmende Geschwindigkeit des Gestirns, daß er hier einen Kometen vor sich habe. Binnen Kurzem ward dessen Nebelhülle sichtbar, und es entwickelte sich der Schweif, als den Kometen nur noch achtzehn Millionen Meilen von der Sonne trennten.

Von diesem Augenblick verblaßte unseres Gelehrten Interesse an seiner Triangulation vollständig. Ohne Zweifel unterhielt der Gehilfe Palmyrin Rosette's an der Festlandsküste mit unverminderter Gewissenhaftigkeit seine Signalfeuer, aber ebenso sicher wandte Palmyrin Rosette kein Auge mehr nach jener Richtung hin. Objective und Oculare besaß er nur noch für den neuen Haarstern, den er studiren und benennen wollte. Er vegetirte nur noch in jenem Eckchen des Himmels, in dem die Zwillinge leuchten.

Beabsichtigt man die Elemente eines Kometen zu berechnen, so beginnt man stets damit, eine parabolische Bahn desselben vorauszusetzen. Dieser Weg bietet die günstigsten Erfolge. Die Kometen erscheinen nämlich im Allgemeinen erst in der Nähe ihres Perihels, d.h. nahe ihrer kürzesten Entfernung von der Sonne, welche in dem einen Brennpunkte ihrer Bahn steht. In diesem Theile einer solchen Curve ist nun der Unterschied zwischen Ellipse und Parabel, wenn diese einen gemeinschaftlichen Brennpunkt haben, fast gleich Null, denn die Parabel ist nichts als eine Ellipse mit unendlich langer großer Achse.

Palmyrin Rosette basirte seine Berechnungen also auf die Hypothese einer parabolischen Curve und ging hiermit nicht fehl.

Um einen Kreis mathematisch zu bestimmen, bedarf es der Angabe dreier Punkte seiner Peripherie; ganz ebenso muß man, zur Bestimmung der Elemente eines Kometen, denselben in drei verschiedenen Positionen beobachten. Erst dann vermag man die Linie festzustellen, der er im Weltraume folgen wird, was man mit dem Ausdrucke, »seine Ephemeriden« bestimmen, bezeichnet.

Palmyrin Rosette begnügte sich nicht mit drei Positionen. Unter Benutzung jeder Gelegenheit, wenn der Nebel in seinem Zenith einmal zerriß, beobachtete er die gerade Aufsteigung und die Declination (Abweichung) seines Objectes wohl zehn-, zwanzig- und dreißigmal und erhielt mit größter Genauigkeit die fünf Elemente des neuen Kometen, der sich mit besorgnißerregender Schnelligkeit fortbewegte.

Als Beobachtungsresultate erhielt er nämlich:

1 Die Neigung der betreffenden Kometenbahn gegen die Ekliptik, d.h. gegen die Ebene, in welcher die Kreisbahn der Erde um die Sonne liegt. Gewöhnlich ist der Winkel zwischen diesen beiden Ebenen ein ziemlich großer, wodurch sich, wie bekannt, die Wahrscheinlichkeit eines Zusammenstoßes mit der Erde wesentlich vermindert. Im vorliegenden Falle fielen diese Ebenen freilich zusammen.

2 Die Bestimmung des aufsteigenden Knotens des Kometen, d.h. seine Länge in der Ekliptik, oder mit anderen Worten, der Punkt, an dem der Haarstern die Erdbahn schneiden mußte. Aus diesen beiden Elementen ließ sich die Lage der Bahn des Kometen im Weltraume ableiten.

3 Die Richtung der großen Achse der Bahn. Sie wurde erhalten durch Berechnung der Länge des Perihels des Kometen, und gelangte Palmyrin Rosette hierdurch zur näheren Bestimmung der parabolischen Curve innerhalb ihrer schon bekannten Ebene.

4 Den Perihel-Abstand des Kometen, d.h. die Entfernung zwischen ihm und der Sonne, wenn er dieser am nächsten stehen würde – eine Rechnung, welche zuletzt genau die Form der Parabel ergab, deren Brennpunkt nothwendiger Weise die Sonne einnahm.

5 Endlich die Richtung der Bewegung des Kometen. Diese Bewegung: erwies sich gegenüber den Planeten als eine retrograde, d.h. er bewegte sich von Osten nach Westen zu.

Nach Kenntnißnahme dieser fünf Elemente berechnete Palmyrin Rosette das Datum, an welchem der Komet durch sein Perihel gehen würde. Als er dann zu seiner größten Freude constatiren konnte, daß er einen bisher unbekannten Kometen vor sich habe, taufte er ihn auf den Namen »Gallia«, nachdem er vorher ein wenig zwischen den Benennungen »Palmyra« und »Rosette« geschwankt hatte, und ging nun an's Werk, über den Neuling Bericht zu erstatten.

Man kommt nun auf die Frage, ob der Professor auch die Möglichkeit eines Zusammenstoßes zwischen Erde und Gallia vorausgesehen habe.

Sicherlich; und nicht nur die Möglichkeit, sondern die Gewißheit eines solchen.

Wenn man ihn nur »entzückt« genannt hätte über diese Aussicht, so bliebe dieser Ausdruck noch weit hinter der Wahrheit zurück. Der Gelehrte verfiel in ein wirkliches astronomisches Delirium darüber, daß die Erde in der Nacht vom 31. December zum 1. Januar einen Stoß erleiden und der Anprall um so heftiger sein werde, weil die beiden Himmelskörper in entgegengesetzter Richtung auf einander zueilten.

Jeder Andere würde Formentera voller Entsetzen verlassen haben. Er blieb ruhig auf seinem Posten. Er verließ seine Insel nicht nur nicht, sondern enthielt sich auch jeder Veröffentlichung seiner Entdeckung. Aus den Tagesblättern wußte er, daß auf beiden Continenten jede Beobachtung durch dichte Nebelmassen unmöglich war, sowie daß keine andere Sternwarte die Annäherung dieses Kometen erwähnt hatte – Grund genug für ihn, zu glauben, daß er bis jetzt allein jenen Haarstern im Weltraume aufgefunden habe.

So verhielt es sich in der That, und dieser Umstand ersparte der übrigen Erde den entsetzlichen Schrecken, der sich ihrer Bewohner bei der Kenntniß jener drohenden Gefahr bemächtigt haben würde.

Palmyrin Rosette war und blieb also der Einzige, der es wußte, daß bald ein Zusammenstoß stattfinden müsse zwischen der Erde und jenem Kometen, den ihn der heitere Himmel der Balearen sehen ließ, während er sich im Uebrigen den Blicken der Astronomen verbarg.

Der Professor harrte also auf Formentera aus, und das mit um so größerer Hartnäckigkeit, als der Haarstern die Erde seinen Berechnungen nach im Süden von Algier treffen mußte. Diesem Ereigniß wollte er beiwohnen, denn bei dem harten Kerne des Kometen »mußte es dabei sehr merkwürdig zugehen«.

Der Stoß erfolgte in der uns schon bekannten Art und Weise. Für Palmyrin Rosette hatte er zunächst die Folge, ihn urplötzlich von seinem Diener Joseph zu trennen. Als er aus langer Betäubung wieder erwachte, sah er sich allein auf einem Eiland, dem einzigen Ueberbleibsel vom Archipel der Balearen.

So lautete die Geschichte des Professors, die er mit vielen Ausrufungen spickte und mit so drohendem Runzeln der Augenbrauen begleitete, wie es der Kreis seiner wohlwollenden Zuhörer schwerlich verdiente Er schloß, wie folgt:

»Hochwichtige Veränderungen waren eingetreten, wie die Ortsveränderung der Cardinalpunkte des Himmels und die Verminderung der Schwerkraft. Ich, meine Herren, lebte dabei nur nicht wie Sie in der Täuschung, mich noch auf dem Erdsphäroïd zu befinden. Nein! die Erde gravitirte durch den Weltraum weiter in Begleitung des ihr immer treu gebliebenen Mondes und folgte ihrer früheren Bahn, welche durch den Stoß keine Veränderung erlitt. Der Komet hatte sie ja so zu sagen nur gestreift und ihr die wenigen, verhältnißmäßig unbedeutenden Theile ihrer Oberfläche entrissen, welche Sie nach und nach wieder gefunden haben. Es ist demnach Alles sehr glücklich abgegangen und wir haben keinerlei Ursache zu klagen. Wir konnten ja entweder zermalmt werden durch den Anprall des Kometen, oder die Erde konnte letzteren fest an sich halten; in keinem Falle genössen wir den beneidenswerthen Vorzug, jetzt durch die Sonnenwelt zu fliegen.«

Palmyrin Rosette sprach das Alles mit einer solchen Befriedigung aus, daß an einen Widerspruch gar nicht zu denken war. Nur Ben-Zouf wagte unkluger Weise seine Meinung dahin zu äußern, »daß, wenn der Komet statt auf jenen Theil Afrikas gegen den Montmartre gestoßen wäre, dieser Berg gewiß hinreichenden Widerstand geleistet hätte und dann ...«

»Der Montmartre! rief Palmyrin Rosette, der Zwerg von Montmartre-Hügel wäre in Staub verwandelt worden wie ein gewöhnlicher Maulwurfshaufen, dem er ja gleicht!

– Einem Maulwurfshaufen! rief nun seinerseits Ben-Zouf auf's Tiefste verletzt. Mein heimatlicher Hügel hätte Ihr Kometen-Bröckchen im Fluge gehascht und sich dasselbe wie einen Käppi aufgesetzt!«

Um dieser nur kurzen, aber unzweckmäßigen Discussion ein Ende zu machen, befahl Hector Servadac Ben-Zouf zu schweigen, und theilte dem Professor des Näheren mit, welch' eigenthümliche Ideen seine Ordonnanz über die Festigkeit des Montmartre-Hügels habe.

Der Zwischenfall erschien also »auf Ordre« erledigt, doch konnte der Soldat niemals Palmyrin Rosette verzeihen, daß dieser so wegwerfend über seinen heimatlichen Berg gesprochen hatte.

Jetzt hätte man gern erfahren, ob Palmyrin Rosette auch nach dem Zusammenstoße im Stande gewesen sei, seine astronomischen Beobachtungen fortzusetzen, und welcher Art die Resultate derselben bezüglich der Zukunft des Kometen sein möchten.

Mit aller, dem griesgrämigen Temperamente des Professors gegenüber nothwendigen Zurückhaltung stellte Lieutenant Prokop die zweifache Frage nach dem Wege, dem die Gallia jetzt im Weltraume folgte, und nach der Dauer ihrer Umlaufszeit um die Sonne.

»Ja, mein Herr, ließ sich Palmyrin Rosette vernehmen, ich hatte die Bahn meines Kometen zwar vor der Collision bestimmt, mußte nach derselben die Berechnungen jedoch auf's Neue vornehmen.

– Und warum das, Herr Professor? fragte Lieutenant Prokop etwas erstaunt über diese Erklärung.

Ücretsiz ön izlemeyi tamamladınız.

₺86,93

Türler ve etiketler

Yaş sınırı:
0+
Hacim:
250 s.
ISBN:
9783754183410
Yayıncı:
Telif hakkı:
Bookwire
İndirme biçimi:
Ses
Ortalama puan 0, 0 oylamaya göre
Ses
Ortalama puan 0, 0 oylamaya göre
Ses
Ortalama puan 0, 0 oylamaya göre
Ses
Ortalama puan 5, 1 oylamaya göre
Ses
Ortalama puan 0, 0 oylamaya göre
Ses
Ortalama puan 0, 0 oylamaya göre
Ses
Ortalama puan 0, 0 oylamaya göre
Ses
Ortalama puan 0, 0 oylamaya göre
Ses
Ortalama puan 0, 0 oylamaya göre
Ses
Ortalama puan 0, 0 oylamaya göre