Kitabı oku: «Medientraining», sayfa 2

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2. KAPITEL

Wer sind eigentlich „die Medien“?

Gute Frage! Schwierige Antwort!

Deutschlands Medienlandschaft ist einzigartig, vielfältig und abwechslungsreich. Sie bietet jede Menge Möglichkeiten, selbst irgendwo in den Medien aufzutauchen – aber damit auch jede Menge Gelegenheiten, sich um Kopf und Kragen zu reden.

Damit einmal klar ist, worüber wir sprechen: Schätzungsweise 70.000 Journalisten arbeiten hierzulande. Sie schreiben für ungefähr 330 Tageszeitungen mit rund 1.600 lokalen Ausgaben und 20 Wochenzeitungen. Zum Markt gehören außerdem mindestens 1.500 Zeitschriften und – man staune – ca. 3.800 Fachzeitschriften. In Deutschland buhlen an die 530 Radiostationen um die Gunst der Hörer, an die 400 Fernsehprogramme lassen sich von unseren Fernbedienungen aus anwählen. Und überall werden spannende Geschichten mit interessanten Persönlichkeiten gesucht. Denn davon lebt die Branche.

Zur Medienvielfalt gehören auch die großen und kleinen Nachrichtenagenturen und Informationsdienste überall auf der Welt, die ihre Inhalte in Wort, Bild, Ton und Video für die unterschiedlichsten Nutzungsarten anbieten. Die Deutsche Presseagentur dpa, reuter, der Evangelische Pressedienst epd und SID, der Sportinformationsdienst sind unverzichtbare Quellen der Redaktionen, nur um einige zu nennen.

„Die Medien“ sind niemand.

Komplett unübersichtlich wird es schließlich im Internet. Ungezählt und nicht zählbar die zusätzlichen Webseiten der klassischen Medien, Internetzeitungen, Internetradiokanäle, Internet-TV-Sender, die on demand, also bei Bedarf, abrufbar sind, Info-Portale und Publikationswege wie Twitter und all die Blogs, die in und aus der Mode kommen. Diese neuen digitalen Plattformen bieten dem Journalismus auch neue Möglichkeiten. Auf audiovisuelle Informationseinheiten trifft man überall im Netz. Dabei nimmt die Interaktion mit den „Usern“, den Mediennutzern, zu. Über Kommentarfunktionen können journalistische Beiträge nicht nur kommentiert, sondern auch bewertet, ergänzt, hinterfragt werden. Auf diese Weise ergeben sich zuweilen ganz neue Informationswellen. Diese sind allseits und jederzeit abrufbar und auf ewig gespeichert. Durch Verweise, Empfehlungen und intelligente Verknüpfungen finden im neuen Mediennetz viele Nachrichten von allein zum Empfänger. Dadurch ändert sich auch automatisch unser Verhalten als Medienkonsumenten. Wir müssen uns nicht länger gezielt auf die Suche nach Informationen begeben. Sie umschwirren uns nahezu permanent. Nutzer erliegen dadurch schnell der Versuchung, ausschließlich das leicht zugängliche Angebot für wichtig zu erachten. Auch die Quellen von Informationen und damit die journalistische Qualität werden häufig kritiklos akzeptiert. Die Trennlinie zwischen medienvermittelter Kommunikation und dem unmittelbaren persönlichen Informationsaustausch ist seit Beginn des Web 2.0 nahezu aufgehoben. Einseitige Massenkommunikation von Presse zu Pressekunden wird durch die interaktive Kommunikation ergänzt und oft ersetzt.

Wer sind also „die Medien“? Die Antwort ist einfach und kompliziert zugleich. „Die Medien“ sind niemand. Dahinter stecken Menschen, Journalisten, Redakteure, Autoren, Moderatoren, Reporter und viele mehr. Es gibt unzählige Berufsgruppen, die für „die Medien“ arbeiten. Im besten Fall kann man behaupten „die Medien“ sind der Sammelbegriff für alle diese publizistisch arbeitenden Menschen. Dazu gehören auch Verleger, Drucker, Fotografen, Kameraleute, Techniker aller Art und viele mehr. Und sie alle denken, arbeiten und empfinden so unterschiedlich, wie es nun mal in der Natur eines jeden Einzelnen liegt.

Wer also mit „den Medien“ Kontakt hat, trifft folglich in erster Linie auf einen individuellen Menschen, dessen Arbeit von eigenen Meinungen und persönlicher Erfahrung geprägt ist. Sich dieser Tatsache bewusst zu werden, hilft dabei, ohne falsche Erwartungen und ohne Vorurteile in Kontakt mit „den Medien“ zu treten.

Wenn Unternehmer, Politiker, Verbandsvorsitzende, Akademiker, Experten unterschiedlichster Fachgebiete, aber auch normale durchschnittliche Menschen Kontakt mit „den Medien“ bekommen, ist ihr Ansprechpartner zumeist ein ausgebildeter Journalist oder eine Journalistin. Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird in den folgenden Kapiteln das generische Maskulinum verwendet. Kolleginnen aller Medienbereiche mögen sich von dieser Formulierung achtungsvoll eingeschlossen fühlen.

3. KAPITEL

„Die Medien“ – Freund oder Feind?

Keines von beidem!

Die Aufgabe von Journalisten ist es zu berichten. Und das möglichst informativ und neutral. Kritisches Nachfragen ist ihnen eine selbstverständliche Pflicht. Ebenso wie einen Sachverhalt aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu betrachten. Wie sonst wäre eine weitgehend objektive und ausgewogene Darstellung denkbar?

In Demokratien sollen die Medien das Volk informieren und durch Kritik und Diskussion zur allgemeinen Meinungsbildung beitragen. Häufig wird deshalb auch von der 4. Macht oder der 4. Gewalt im Staat gesprochen. Im Pressekodex verpflichten sich Journalisten, alle gesellschaftlichen Prozesse mit wachsamen Augen kritisch zu beobachten. Als Mediennutzer, also als Zeitungsleser oder Fernsehzuschauer, finden wir gerade diese Betrachtungsweise angemessen.

Wenn wir allerdings mit demselben kritischen Blick gesehen werden und sich dieser in der Berichterstattung widerspiegelt, reagieren wir möglicherweise empört und fühlen uns falsch beschrieben. Dabei empfinden wir uns genau genommen „als Opfer“ der gleichen journalistischen Arbeitsweise, die wir in anderen Fällen ausdrücklich erwarten. Ein prominentes „Opfer“ ist beispielsweise der ehemalige Bundesverteidigungsminister Karl Theodor zu Guttenberg. Stets hatte er sich erfolgreich medienwirksam inszeniert, bis er sich nach der Entdeckung des erschummelten Doktortitels aus dem Amt geschrieben fühlte.

Bei jedem Medienkontakt ist es hilfreich, diesen Mechanismus zu bedenken. Nur weil Sie einen guten Draht zu einem Journalisten haben, dürfen Sie nicht erwarten, dass er ausschließlich in Ihrem Sinne berichtet. Denn damit hätte er seinen Arbeitsauftrag nicht professionell erledigt.

Journalisten sind eben auch Dealer.

Journalisten sind eben auch Dealer. Sie geben ihren Kunden das, wonach diese suchen. Und das sind nicht ausschließlich objektive Informationen. Gewünscht sind genauso Einblicke in die Abgründe der menschlichen Seele, Berichte von dramatischen Lebensumständen und Sensationen jeglicher Art. Gewünscht sind dabei auch negative oder traurige Meldungen. Wer jeden Abend in den Nachrichten von einem sicher gelandeten Flugzeug hört, würde sehr bald nicht mehr einschalten. Dem Absturz mit Verletzten und Toten wird dagegen erhöhte Aufmerksamkeit geschenkt. Wir Menschen haben offenbar ein tiefsitzendes Interesse an Leid. Ob aus Mitgefühl oder Sensationslust – wer will das beurteilen. Dennoch wird oft auf die Medien geschimpft. Ständig wühlten Journalisten im Dreck und beförderten Negatives ans Licht, so der gängige Vorwurf. Dabei wird gern übersehen, dass es nicht die Journalisten sind, die existierende Missstände zu verantworten haben.

In den Planungsredaktionen wählen die Verantwortlichen Themen aus, bewerten sie und ordnen sie in den Nachrichtentag ein. Manchmal werden hier auch Themen „gemacht“. Lange bevor die Medien beispielsweise über Mobbing berichtet haben, gab es zwar mit Sicherheit schon Probleme am Arbeitsplatz. Aber der Faktor einer psychischen Erkrankung durch Mobbing gelangte erst durch die Berichterstattung ins öffentliche Bewusstsein.

Doch aus welcher Quelle auch immer eine Geschichte kommt, bevor sie publiziert wird, klopfen die Journalisten sie auf verschiedene Gesichtspunkte hin ab und prüfen die Fakten. Der Berichtsgegenstand sollte möglichst wie folgt sein:

– aktuell,

– von allgemeinem Interesse,

– nachvollziehbar,

– Missstände aufzeigend,

– auf Verbesserungen hinweisend,

– menschlich,

– lehrreich,

– unterhaltsam.

Stärken stärken, Schwächen schwächen.

Dies sind die wichtigsten Faktoren, die dazu führen, die Aufmerksamkeit der Medien für ein Thema oder eine Person zu wecken. Ist dies gelungen, garantiert ein erster Schritt in die Öffentlichkeit natürlich nicht automatisch, dass der Auftritt oder das Interview von der breiten Masse auch positiv aufgenommen wird. Es gilt etliche Stolperfallen zu umgehen. Schon individuelle Besonderheiten einer Person können ein Grund dafür sein, dass diese einen negativen Eindruck hinterlässt. Viele Menschen sind bei ersten Medienkontakten verunsichert. Der Eine stottert, der Nächste tritt extra forsch auf. Und die meisten stellen in dieser ungewohnten Situation plötzlich fest, dass sie ganz anders reagieren als im Alltag.

Der erste Eindruck ist prägend. Das gilt nicht nur für die Wirkung bei den Mediennutzern, sondern gleichermaßen auch für das Verhältnis zum Journalisten. Deshalb ist es so wichtig, gleich beim ersten Kontakt möglichst viel von dem zu zeigen, was man zu bieten hat. Erkenntnisse aus Psychologie und Verhaltensforschung helfen bei der Selbsteinschätzung und beim Umgang mit solchen Erstunsicherheiten.

Das Motto dazu im Medientraining lautet:

Stärken stärken und Schwächen schwächen.

Es gibt Menschen, die wünschen sich mediale Aufmerksamkeit. Andere haben Angst davor. Zwei klassische Beispiele zu jeder der beiden Varianten folgen auf den nächsten Seiten:

Ich will in „die Medien“

A: Unternehmer XY hat ein neues, wirklich ungewöhnliches Produkt. Leider verkauft es sich nicht gut. XY wünscht sich, dass die Medien über das Produkt berichten. Deshalb wendet er sich eigeninitiativ an die Presse.

Vorsicht: Journalisten lassen sich nicht gern als Marketinginstrument missbrauchen! Im schlimmsten Fall wird nach einer Recherche (wenn es denn überhaupt dazu kommt) nicht über das neue Produkt berichtet, sondern über die mangelhafte Ausstattung der Sozialräume der Mitarbeiter.

B: Ein Verein sammelt Spenden für sozial schwache Kinder im Nachbarstadtteil. Die ehrenamtlichen Mitarbeiter wünschen sich dafür mediale Aufmerksamkeit, weil die Not der Betroffenen wirklich groß ist und mehr Menschen davon wissen sollten, um ebenfalls zu helfen.

Vorsicht: Ja, die engagierten Menschen haben recht. Doch jeder dritte Deutsche ist ehrenamtlich tätig. Die Medien wählen sehr genau nach Relevanz aus. Das dauerhafte Anklopfen an die Redaktionstüren kostet viel Arbeit und kann frustrierend enden. Die Energie wäre möglicherweise in der eigentlichen Nachbarschaftshilfe besser eingesetzt. Wer glaubt, dass die eigene Arbeit zwingend auf mediale Aufmerksamkeit angewiesen ist und diese aktiv sucht, sollte sich dafür einen Profi leisten. Eine PR-Abteilung, einen Kommunikationsexperten, eine Agentur. Für kleinere Unternehmen oder Betriebe gilt: Medienkommunikation ist Chefsache. Ohne den Segen von Oben sollte nicht jeder Mitarbeiter selbst formulierte Informationen an die Presse leiten.

Ich will auf keinen Fall in „die Medien“

A: Unternehmer XY hat ein Problem: Sein verantwortlicher Techniker, der die Wartungsarbeiten an der Abwasseranlage vernachlässigt hat, fällt als Alkoholiker auf. Das Gesundheitsamt hat eine Verseuchung des Firmengeländes festgestellt. Als ein Journalist anruft, lässt sich der Unternehmer verleugnen.

Vorsicht: Eine schnelle offene Kommunikation auch über Mängel und das sofortige Versprechen, diese zu beheben (was dann natürlich auch umgehend geschehen sollte), wird von Medien und der Öffentlichkeit schneller verziehen als Verleugnung, Geheimnistuerei und Salamitaktik. Mit so einem Verhalten würde sich XY ein weiteres, vermutlich sogar gravierenderes Problem einhandeln.

B: In dem Verein, der Spenden für die sozial schwachen Kinder im Nachbarstadtteil sammelt, sind kleinere Geldbeträge verschwunden. In der Buchhaltung ist nicht nachvollziehbar, was passiert ist. Auf Nachfrage eines Journalisten reagiert die Vereinsvorsitzende ungehalten. Schließlich verbringt sie ihr halbes Leben ehrenamtlich im Einsatz für Dritte und hat sich nichts zuschulden kommen lassen.

Vorsicht: Die Vereinsvorsitzende ist dennoch verantwortlich für das, was mit den Geldern geschieht. Wenn Journalisten in so einem Fall keine oder nur ungenügende Auskünfte erhalten, wittern sie schnell Veruntreuung oder Amtsmissbrauch. Und darüber berichten sie auch. Selbst wenn sich dies später widerlegen lässt, wird bei vielen Menschen, die von diesem Fall gelesen oder gehört haben, ein schlechter Nachgeschmack haften bleiben. Heide Simonis und UNICEF haben in einem ähnlichen Fall für Schlagzeilen gesorgt.

Wer in der Krise untertaucht, geht am Ende selbst unter.

Beste Voraussetzung für ein partnerschaftliches faires Verhältnis auf Augenhöhe ist Vertrauen. Das gilt auch für Kontakte zu Medienvertretern. Deshalb kann es sich durchaus lohnen, zunächst selber zu recherchieren, wer von der Lokal- oder Fachpresse für die eigenen Themen zuständig ist. Den Aufbau von professionellen Kontakten sollten Sie einem dafür ausgebildeten Pressereferenten überlassen. Aber zu wissen, wer die Akteure sind, und mit ihnen unabhängig von einer Anfrage aktiv das Gespräch zu suchen, kann eine gute Basis für ein gelungenes Interview zu einem späteren Zeitpunkt sein. Journalisten sind an solchen Gesprächen durchaus interessiert. Schließlich lebt ihr Handwerk von Hintergrundwissen, einem persönlichen Informationsnetzwerk und einer gut gefüllten Kontaktdatei mit Ansprechpartnern und Telefonnummern.

4. KAPITEL

Wie arbeiten „die Medien“?

Knallhart!

Aufgabe von Journalisten ist es, der Öffentlichkeit, also jedermann, Informationen zugänglich zu machen. Berichtet wird über das gesamte Spektrum, das unsere Welt zu bieten hat. Weltpolitik oder Kaninchenzüchterverein, Ergebnisse aus Wissenschaft und Forschung, Sport, Kultur, Wirtschaft, Gesundheit – alles, was Menschen beschäftigt und ihr Leben mittel- oder unmittelbar betrifft.

Geprägt ist die Berichterstattung dabei stets von der elementaren Erkenntnis: Nichts interessiert den Menschen so sehr wie der Mensch, mit all seinen Facetten, Handlungsspielräumen, seelischen Verstrickungen, Gedanken, Erfahrungen, Meinungen und Missetaten.

„Hat er jetzt oder hat er nicht?“ Wie oft stellen wir uns diese Frage? Unsere menschliche Neugier will befriedigt werden.

Saß im Februar 2010 neben der damaligen Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche, Margot Käßmann, ein ehemaliger Spitzenpolitiker, als sie alkoholisiert über eine rote Ampel fuhr?

Hatte der frühere Ministerpräsident von Schleswig-Holstein, Uwe Barschel, die Verleumdungskampagne gegen seinen Konkurrenten Björn Engholm 1987 initiiert?

Woher hatte Bayern Münchens Ex-Präsident Uli Hoeneß das viele Geld für die fatalen Spekulationen, deren Erträge er fleißig am Fiskus vorbei gesammelt hat?

Das alles sind Fragen, an denen die Öffentlichkeit brennend interessiert ist. Berufliche Fragen an die Protagonisten stehen häufig im Schatten des Interesses an der jeweiligen Person. Peoplemagazine jeglicher Art leben ausschließlich davon. Aber nicht allein die oft kritisierten Boulevardmedien sind solchen menschlichen Geschichten auf der Spur. Selbst angesehene Tageszeitungen oder Fernsehnachrichten machen aus dem Privatleben Prominenter zunehmend und gerne Schlagzeilen.

Um das Leben und die Arbeit von Medienleuten ranken sich etliche Mythen. Der Beruf eines Journalisten ist (meistens) interessant und kann Spaß machen. Richtig schillernd ist er allerdings nicht.

Die meisten Medienvertreter arbeiten hart und vor allem die stetig wachsende Zahl an Freiberuflern muss sich mit geringen Honoraren zufriedengeben. Reich werden nur einige wenige Ausnahmetalente. Allen gemeinsam – und wichtig zu wissen – ist, dass sie unter ständigem Konkurrenzdruck stehen.

Schafft es die eigene Geschichte auf Seite 1 oder überhaupt ins Blatt? Bekomme ich das Interview mit dem Bundesminister oder spricht er mit einer Kollegin aus einer anderen Redaktion? Schneide ich bei der Blatt- oder Sendekritik in den Augen des Chefredakteurs gut ab? Kann mein Bericht zu einer besseren Quote oder zur Auflagensteigerung beitragen?

All diese Fragen begleiten die Medienmacher durch ihren beruflichen Alltag. Aber in erster Linie arbeiten Journalisten für ihre „Kunden“. Sie transportieren ihre Informationen via Medium zu den Konsumenten, also zu uns allen. Der Beruf des Journalisten hat somit durchaus auch einen Dienstleistungscharakter.

Wenn Sie mit einem Medienvertreter sprechen, gibt es stets zwei Empfänger Ihrer Aussagen. Zunächst der Journalist, der Sie befragt. Aber dahinter warten als Empfänger all jene Menschen, für die auch der Reporter arbeitet. In gewisser Weise haben Sie und Ihr Interviewer das gleiche Interesse: Sie beide möchten vom Endkunden, den Hörern, Lesern oder Zuschauern, erhört und verstanden werden. Ihre Aussagen sollen für interessant befunden werden und sich aus der Flut der Medienberichte herausheben. Deshalb sind Medienvertreter häufig auf der Suche nach dem Besonderen und nach der sogenannten „Exklusivinformation“. Diesen Umstand können Sie sich zunutze machen, indem Sie außergewöhnlich oder spannende Dinge von sich geben. Das erhöht zumindest die Chance, dass Sie wahrgenommen werden. Nach welchen Kriterien Interviewpartner ausgewählt werden, erfahren Sie in Kapitel 5.

→ KAPITEL 5, Seite 37

Bei der Vielfalt der Medien existieren für Journalisten recht unterschiedliche Berufsprofile und je nach Auftrag und Redaktion wählen sie passende Gesprächspartner aus. Es gibt reine Nachrichtenjournalisten, Allrounder, Experten für spezielle Fachgebiete. Einige erklären komplizierte Wirtschaftszusammenhänge oder schreiben tolle Portraits, andere filmen die Tierwelt und wieder andere führen Interviews. Der Beruf des Journalisten hat viele Gesichter.

Heute gibt es vier verschiedene Möglichkeiten für Journalisten zu publizieren, zu veröffentlichen:

– Printmedien (Zeitungen und Zeitschriften),

– Hörfunk (Radiostationen),

– Fernsehen (öffentlich-rechtliches, privates und Pay-TV),

– Internet (Onlineseiten, Internet-Radio + TV, Bloggs etc.).

Medienvertreter suchen nach Wahrheit, nach kritischen Knackpunkten, nach Ungereimtheiten.

Hinter den Meldungen der Nachrichtenagenturen wie dpa, epd oder Reuters und der vielen Fachmediendienste stehen ebenfalls Journalisten. Allerdings haben sie eher eine Mittlerfunktion. Sie sammeln und bündeln Informationen, die zum Teil als Recherchegrundlage für weitere Presseberichte dienen. Manchmal werden die Texte auch unter Angabe der Quelle komplett übernommen. Hauptinformations- und damit auch Hauptkommunikationskanal ist heute das Internet. Das Interview, also die Befragung von Menschen, ist dabei ein zentrales Mittel um Informationen zu beschaffen. Der Betroffene mag das Interview für eine geeignete Plattform halten, auf der er sich und sein Anliegen der Öffentlichkeit vorteilhaft präsentieren kann. Das ist aber keinesfalls die Intention eines Journalisten. Medienvertreter wollen keine Bühne bieten. Sie suchen nach Wahrheit, nach kritischen Knackpunkten, nach Ungereimtheiten. Journalistische Fragen im Interview dienen dazu, der betreffenden Person persönliche Dinge, Standpunkte und Fakten zu entlocken, die sie von sich aus unter Umständen nicht erzählt hätte. Häufig konfrontiert der Journalist diese Person mit Tatsachen oder Argumenten, zu denen diese dann Stellung beziehen soll.

Beim Befragen kann der Journalist je nach Berichtsgegenstand und Person sehr unterschiedliche Rollen einnehmen. Mal ist er ein interessierter, eher schweigsamer Zuhörer, mal ein involvierter, kundiger und engagierter Gesprächspartner. Und manchmal tut er sich durch lästiges Nachfragen hervor. Je hartnäckiger ein Journalist dabei ist, desto gründlicher übt er seinen Beruf aus. Sie sollten das niemals persönlich nehmen, sondern eher als Qualitätsmerkmal anerkennen.

Das englische Wort Interview wird sowohl mit Zusammenkunft als auch mit Unterredung übersetzt. Das journalistische Frage-und-Antwortspiel hat seinen Ursprung in den USA. Die amerikanische Presse begann mit dem Abdrucken von persönlichen Gesprächen, um es „menscheln“ zu lassen. Denn schon Anfang des letzten Jahrhunderts bemerkten pfiffige Medienmacher, dass sich trockene Informationen allein nur schlecht verkaufen lassen. Diese Erkenntnis ist heute so aktuell wie damals. Die Medien sind also immer abhängig von guten Kontakten zwischen Menschen. Auf der einen Seite die Journalisten, auf der anderen die interessanten Gesprächspartner aus Wirtschaft, Politik und Gesellschaft. Und manchmal spielen auch noch geheime Informanten eine Rolle.

Wie jede Landschaft, so bedarf auch die Medienlandschaft einer gewissen Pflege. Dazu gehören ein paar Spielregeln für den Umgang miteinander. Im Allgemeinen halten sich Journalisten an diese informelle Regelung. Tun sie es nicht, ist ihr Ruf schnell dahin und der Zugang zu ertragreichen Quellen bleibt künftig versperrt.

Wenn ein Gespräch „unter eins“ geführt wird, ist gemeint, dass die Aussagen voll zitierfähig sind. In diesem Fall lohnt es sich, überlegt zu formulieren. Das Gespräch „unter zwei“ ist ein Informantengespräch. Niemand wird namentlich zitiert. Details werden sprachlich verpackt. Selbst in den Abendnachrichten hören Sie manchmal „… heißt es aus Vorstandskreisen“ oder „… so ein Parteikollege.“ Sehr umsichtig müssen Journalisten mit Einzelheiten aus Gesprächen „unter drei“ umgehen. Hier handelt es sich um reine Hintergrundinformationen, die ausdrücklich nicht für die Öffentlichkeit bestimmt sind, sondern dem Journalisten tiefere Einsichten in komplexe Themen bieten sollen.

In Berlin aber auch in den Landeshauptstädten gibt es etliche solcher Hintergrundkreise, wo vertrauensvoll „unter drei“ gesprochen wird. Politiker nehmen gern an solchen Treffen teil. Meist nur, um einen sympathischen Eindruck zu hinterlassen und die Medienvertreter für sich einzunehmen. Auch Journalisten besuchen diese Zirkel, wann immer es geht. Die Einladung zu so einem Treffen kommt einem Ritterschlag gleich. Journalisten sind schließlich Menschen, und damit nicht frei von Eitelkeit.

Wichtig für Sie ist vor allem, dass Klarheit über den Grad der Vertraulichkeit Ihrer Informationen herrscht. Am liebsten möchten Journalisten „unter eins“ mit Ihnen sprechen. Denn dann dürfen alle Ihre Aussagen verwendet werden.

Jeder Veröffentlichung eines Interviews oder Teilen davon muss zwingend ein direkter Kontakt mit dem Journalisten vorangegangen sein. Dabei kann es sich um ein persönliches Gespräch handeln oder um eine schriftliche bzw. telefonische Absprache. Anderenfalls müsste ein Zitat mit einer Formulierung wie „hat kürzlich bestätigt“ oder „hat bei der Preisverleihung von … bekanntgegeben“ versehen werden.

Wie intensiv der Kontakt mit dem Pressevertreter ist, hängt von recht unterschiedlichen Faktoren ab. Wie wichtig ist der Redaktion das Interview? Wann soll es veröffentlicht werden? Welche Länge soll es haben? Und ist überhaupt Platz in Ihrem Terminkalender? Manchmal telefonieren Journalist und Gesprächspartner nur, manchmal treffen sie sich mehrfach, manchmal besucht der Journalist den Interviewpartner zu Hause oder am Arbeitsplatz und manche Menschen werden sogar in die Redaktion eingeladen. Was der Journalist anschließend mit Ihren Aussagen macht, muss zum Zeitpunkt des Gespräches noch gar nicht feststehen. Ausgenommen natürlich Live-Interviews im Fernsehen oder Radio. Denn da gilt: gesendet wie gesprochen.

Ansonsten kann ein Journalist, alle Informationen, die er während der Recherche sammelt, theoretisch auch als reine Hintergrundinformationen benutzen und Ausschnitte daraus in eigenen Worten wiedergeben. Meist werden aber die prägnantesten Aussagen zitiert. Das gilt für einen Fernseh- oder Radiobericht genauso wie für einen Zeitungstext. Auf den Zusammenhang, in dem Ihr Zitat erscheint, haben Sie wenig Einfluss. Genauso wenig wie auf die Auswahl und Länge Ihrer Ausführungen.

In etlichen Zeitungen und Magazinen erscheinen darüber hinaus immer noch klassische Interviews. Also der Abdruck von langen Frage und Antwortstrecken ohne zusätzliche Kommentare oder Beschreibungen. Personen von besonderem Interesse wird gelegentlich sogar ein ganzseitiges Portrait gewidmet. Dort finden sich neben Zitaten ausführliche Darstellungen des Charakters sowie des Werdegangs und Wirkens. Hierbei muss der Zeitungsjournalist alles umschreiben, z. B. „eine rauchige Stimme“. Einen Teil solcher Beschreibungen kann ein Radioreporter einsparen. Denn die rauchige Stimme hören die Zuhörer schließlich in den Interviewteilen selbst.

Auch im Radioprogramm finden sich Portraits, längere Interviewstrecken oder einzelne Zitate, die in einer Reportage verpackt werden. Hierbei spielt die Ausdruckskraft der Stimme und ihre Wirkung eine erhebliche Rolle. Mehr darüber erfahren Sie in Kapitel 12.

→ KAPITEL 12, Seite 99

Radio ist ein schnelles Medium. Es kann schon mal vorkommen, dass ein Redakteur bei Ihnen anruft und anfragt, ob er Sie in einer Stunde per Telefon in die Live-Sendung schalten darf. Dann muss man zügig entscheiden und gut vorbereitet sein. Wie Sie Ihre wichtigsten Informationen, sogenannte Kernbotschaften, gezielt und sicher vortragen können, damit beschäftigt sich das Kapitel 10.

→ KAPITEL 10, Seite 80

Deshalb sind Körpersprache, Mimik und Gestik, ja sogar die Kleidung so wichtig.

Das Fernsehen bietet ebenfalls verschiedene Möglichkeiten um Interviews zu platzieren. Live in der Talk-Show, als Schaltgespräch in den Nachrichten, aufgezeichnet und dann in Teilen in einen Film geschnitten. Und in ganz aktuellen, dringenden Fällen nutzen Journalisten, ebenfalls die Alternative eines Telefoninterviews. Dann ist vielleicht nur ein Foto des Gesprächspartners zu sehen oder eine Karte des Ortes, an dem er sich befindet. Das gilt allerdings meist für Kollegen, z. B. für Reporter, die aus einem Krisengebiet berichten, von dem es noch keine Bilder gibt. In allen anderen Fällen möchten die Fernsehjournalisten dem Publikum ihre Gesprächspartner natürlich zeigen. Es heißt ja Fernsehen, d. h. Sie sind zu sehen. Deshalb sind Körpersprache, Mimik und Gestik, ja sogar die Kleidung für einen Auftritt im Fernsehen so wichtig. Um all das dreht sich Kapitel 13. Denn die Zuschauer konzentrieren sich nur zu einem Bruchteil auf den Inhalt, den Moderatoren und Befragte von sich geben. Die Wahrnehmung und damit auch die Bewertung von Aussagen und Personen ist ein komplexer Vorgang, den Sie beeinflussen können.

→ KAPITEL 13, Seite 105

Tendenziell werden immer weniger Zeitungen gelesen. Die Verlagsauflagen sind rückläufig. Fernsehen und Radio liegen noch im Trend. Die großen Sender haben eine erhebliche Verbreitungskraft. Populäre Sendungen bündeln durchaus die Aufmerksamkeit von mehreren Millionen Zuschauern auf einen Schlag. Aus diesem Grund träumen so viele Menschen davon, im Fernsehen aufzutauchen und sind bereit, dafür absurde Sachen zu tun. Früher hieß es „bad news are good news“, weil schlechte Nachrichten zumindest eine Garantie dafür waren, dass man überhaupt öffentlich wahrgenommen wurde. Das hat sich geändert. Durch das riesige Presseangebot ist es heute nicht mehr ganz so außergewöhnlich, dass ein Mensch in die Medien gelangt. Durch die unbegrenzten Speichermöglichkeiten der digitalen Medien bleiben bad news allerdings bad news und werden immer wieder als Makel abrufbereit sein.

Die Medienlandschaft, die Arbeitsweisen von Journalisten und damit auch unsere Gewohnheiten als Konsumenten verändern sich weiter. Schon in wenigen Jahren werden alle technischen Medien über ein zentrales internetfähiges Gerät steuer- und abrufbar sein. Das Internet boomt seit langem und ein Ende ist nicht in Sicht. Immer mehr Seiten werden angeboten. Auch traditionelle Medien weiten ihre Online-Angebote aus. Gute Beispiele dafür sind Spiegel-Online, Bild.de oder die Mediatheken der Fernsehanstalten. Vor allem die junge Generation befriedigt ihr Informationsbedürfnis „on demand“, das heißt, sie informieren sich kurz und knapp bei Bedarf. Das Warten auf das Rascheln der Morgenzeitung im Briefkasten und die Abendgestaltung, die sich an den Sendezeiten der Fernsehnachrichten orientiert, gehören mehr und mehr der Vergangenheit an.

Dabei kämpfen alle Medien mit den gleichen Problemen: Der Fülle der Informationen, der Vielfalt des Angebots und der damit einhergehend schwindenden Konzentration von Lesern, Zuhörern, Zuschauern oder Usern.

Zeit und Tempo bestimmen die Arbeit von Journalisten. Alle wetteifern um die Gunst ihrer Leser, Zuschauer, Hörer. Alle möchten Neuigkeiten als Erste bekannt geben. Alle streben nach der Exklusivstory. Dafür wird viel Aufwand betrieben und eine Menge Geld ausgegeben. Journalisten arbeiten unter Hochdruck. Natürlich gibt es auch immer noch die gut recherchierte ausführliche Hintergrundreportage. Doch die Chance, damit den Wettlauf um die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit zu gewinnen, ist gering. Mit pointierten Schlagzeilen und aufregenden Aufmachern buhlen die unterschiedlichen Medien deshalb um die Gunst ihrer Konsumenten. Das ist auch der Grund, weshalb es Skandale, Indiskretionen und kleinere oder größere Verfehlungen so leicht haben, auf Seite 1 zu landen. Denn auch in den Medien gilt das Wirtschaftsprinzip von Angebot und Nachfrage.

Im aktuellen Nachrichtengeschäft wird täglich neu die Themenlage geprüft, finden Recherche und Interviews statt, Artikel werden geschrieben und gehen abends in den Druck, Filme werden produziert und am gleichen Abend gesendet. Daneben gibt es noch eine Vielzahl anderer Möglichkeiten der Veröffentlichung. Aber grundsätzlich gilt: Schneller und eindrucksvoller = besser.

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22 aralık 2023
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