Kitabı oku: «ABSOLUTION 1945», sayfa 2

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»Du bist der Jüngste, der zuletzt Gekommene, du servierst das Abendmahl! Ich helfe dir.«

Ich serviere, bin ich ein Kellner? Ich bin knapp davor, mein Missfallen im Kasernenton zu äußern, doch Josef blickt mich scharf an:

»Nur diese Woche. Nächste Woche soll ein Neuer kommen.

Dann bist du schon ein Alter, so schnell kann es gehen.«

Na gut, kann ja nicht so schwer sein. Schwungvoll serviere ich die Suppe. Bei Bruder Franz Pfaffl, dem Wohlgenährten, der eben erst den Speck vertilgt hat, schwappt die Suppe ganz leicht über.

»Kann´st nicht aufpassen! So etwas verzeiht der Herr nicht!«

Unter Aufbietung aller Kräfte murmle ich:

»Entschuldigung.«

Ich nehme ein Geschirrtuch, wische den Tisch sauber und mustere meine neuen Kameraden.

Der Abt blickt etwas streng, Pater Alfred Leitner, Pater Georg Holpfer und Karl Hofstätter und der fette Bruder Pfaffl grinsen, die übrigen nehmen den Vorfall kommentarlos zur Kenntnis.

Nur Bruder Josef sieht dicken Pfaffl mit durchdringen Blick an:

»Willst du wahres und unvergängliches Leben, bewahre deinen Zunge vor dem Bösen und deine Lippen vor falscher Rede!

Psalm vierunddreißig, Kapitel vierzehn bis fünfzehn!«

Der dicke Bruder Franz zuckt mit den Achsel und widmet sich seiner Nachspeise.

Josef hilft mir auch beim abräumen, anschließend nimmt er mich ins »Gebet«.

Frater Josef ist einiges jünger als ich, trägt einen dichten, braunen Vollbart, die Haare sind etwas schütter, dafür sind sie lang und strähnig.

Ein seltsamer Typ, aber er hat sofort meine volle Empathie.

»Ja, ja die Hackordnung. Die gibt es nicht nur bei den Tieren, auch bei uns im Kloster. Aber mit etwas Diplomatie ist das kein Problem. Du bist ein Gnostiker. Gefällt mir. Aber erst hältst du dich einmal an die Klosterregeln.

Du trägst Privatkleidung, eine Tunika, oder Habit bekommst du erst nach dem Gelöbnis, der Profess.

Unser Tagesablauf ist streng geregelt, zumindest am Anfang.

Sechs Uhr – Laudes, der Tagesanbruch, dann folgt die

Prim, das Morgengebet für die Arbeit, weiter geht es mit der

Terz, für den heiligen Geist,

Sext, für die Kraft,

Non, Christus Ende,

Vesper, Abend,Komplet, Ende.

Wenn du nicht schlafen kannst, ich halte oft ein Nacht Offizium.

Außerdem sind wir eigentlich alle per Du, außer mit dem Abt natürlich und den Mönchen die du nicht leiden kannst. Der Neue kommt übrigens schon heute Abend. Der muss servieren!

Also alles halb so schlimm.«

«Danke Josef, aber ich schlafe gut und wenn ich mich nicht auskenne, frage ich einfach dich! In Ordnung?«

Wir gehen gemeinsam zu unseren Räumlichkeiten, die Gänge sind nur ganz schwach beleuchtet, der alte Steinfußboden ist eiskalt. Ich finde auf Anhieb meinen Zimmerschlüssel, Josef wohnt schräg vis a vis von mir.

Gleichzeitig wünschen wir uns eine gute Nacht.

Ich habe mir ein Buch aus der Klosterbibliothek organisiert. Mitten in der Nacht wache ich auf, das Buch auf meiner Nase.

»Verdammt und pinkeln war ich auch nicht.«

Ganz leise öffne ich meine Doppeltüren, es ist eiskalt und dunkel auf dem Klostergang, mit Mühe und Not finde die Toiletten. Ich laufe ohne Schuhe, auf dem abgetretenen Steinfußboden, es ist vor Kälte nicht auszuhalten.

Als ich rücksichtsvoll, leise meine Türe schließen will, sehe ich Frater Josef eilig um die Ecke biegen. Der Arme hat sicher sein Nachtoffizium gehalten.

Ich will nur schnell ins Bett.

Auf meinem Nacht Tisch steht zwar ein alter Wecker, doch den benötige ich an diesem Morgen nicht.

Lautes Geschrei dringt durch die dicken Wände, ich ziehe mich hastig an, spüle mir nur den Mund mit kaltem Wasser aus und gehe Richtung Speisekammer.

Neben der Speisekammer steht die schwere Eichentüre des ehemaligen Holztreppenabganges offen. Die Mönche murmeln leise Unverständliches.

Ich verstehe erst, als ich in den Abgrund blicke.

Auf dem Schotterboden liegt der zerschmetterte, fette Körper eines Mönches. Neben ihm, ein großer geräucherter Schinken.

8

Durch das Haupttor biegt mit hoher Geschwindigkeit ein Ami-Jeep.

Zwei Soldaten springen ab und nehmen den rechten Treppen Aufgang.

Ich nehme an, dass die Amerikaner, SS-Männer nicht lieben.

Ich nehme den linken Abgang. Auf halber Höhe merke ich, die zwei haben es sich anders überlegt.

Ich senke den Kopf, falte meine Hände und starre auf die Stiegen.

Schon blöd, dass ich keinen Habit besitze, dass muss sich ändern.

Völlig in Gedanken versunken, versuche ich die Zwei zu ignorieren.

»Hey, Mister Nice Guy, wo wohnt der Rabbi?«

Die beiden sehen aber sehr jüdisch aus. Jetzt wird’ es gefährlich.

Blödsinn, Angriff ist die beste Verteidigung. Soll ich ihnen meine SS - Tätowierung zeigen? Lieber nicht, aber Angriff ist die beste Verteidigung:

»Brüder, wir haben zwar dieselbe Bibel, zumindest Teil Eins, aber ihr möchtet sicher den Herrn Abt sprechen.«

Die Zwei heben gleichzeitig den Kopf, wie zwei schwule Ziesel:

»Yeah, den Äbt!«

Na sehr koscher sind mir die Zwei nicht.

Mit den Beiden im Schlepptau, klopfe ich behutsam an die Türe des Abtes, der reißt die Türe auf:

»Was gibt es? Oh, entschuldigen sie, sind sie von der Polizei? Sie möchten sich entschuldigen?

Ihre Luftwaffe hat unsere, über hundert Jahre alte Stiege weg- gebombt! Bruder Franz wäre noch am Leben, wenn der Aufgang noch an seinem Platz wäre!«

Die beiden strecken sich, erscheinen jetzt wesentlich größer. »Wer hat Krieg angefangen, Rabbi?«

Ich habe das Gefühl, Christen und Juden verstehen sich nicht so richtig und versuche zu beschwichtigen:

»Es war ein Unfall. Niemand hat Schuld und außerdem seien wir doch froh, dass dieser schreckliche Krieg zu Ende ist.«

Die beiden eingebürgerten Amis nicken:

»Yes, Unfall. It doesn`t matter. Auf Viedersehen.«

Der Abt hat noch immer einen hochroten Kopf.

»Keine Kultur, diese Ausländer, manchmal verstehe ich den Pfarrer Schönhuber. Antichristliches Gesindel! «

Ich drücke ihn sanft in die Richtung seiner Eingangstüre.

Ich denke, dass ein friedvolles Auskommen mit den Besatzern für das Kloster und vor allem für mich das Beste ist.

»Herr Abt, wir müssen mit den Amerikanern auskommen, die Betonung liegt auf müssen. Sie haben nämlich den Krieg gewonnen! Vielleicht beim nächsten Mal.«

Jetzt schaut der Abt wieder etwas versöhnlich, das nutze ich aus:

»Herr Abt, ich kenne eine alte Frau im Ort die würde mir fast umsonst einen Habit schneidern, nicht in schwarz, so wie ihrer,

in dunkelgrau, meine Hosen machen´s nicht mehr lang.«

»Ja,Ja.«

Noch etwas fällt mir ein, meine Karriere betreffend:

»Stimmt es, ich könnte Frater werden? Also nicht Pater, der ist ja zum Priester geweiht. Bruder Josef hat mir zwar gesagt, das darf man alles nicht so eng sehen,aber...«.

»Ja,Ja.«

Na, wenn der Abt mit alldem einverstanden ist, bleibe ich vielleicht noch eine Weile im Kloster. Um die Nerven des Abtes zu schonen, schließe ich behutsam die Tür seiner Zelle.

Hinter meinem Rücken schleicht der Neue vorbei.

Glatze, Blumenkohlohren.Eine richtige Verbrechervisage.

Kann nicht einmal grüßen, der Idiot. Soll ich ihn einmal scharf ansprechen?

Lieber nicht, auf keinen Fall den Neuen vergraulen.

Sonst muss wieder ich servieren.

Die nächsten Wochen vergehen wie im Fluge, es gibt immer etwas Neues zu entdecken.

Am Dorfplatz treffe ich die alte Frau, die mir versprochen hat, für mich den Habit zu nähen.

Ich habe ihr ein altes Kleidungsstück als Schnittmuster überlassen, sie hat mir einen dunkelgrauen, robusten Habit mit Kapuze geschneidert.

Toll, so kann ich meine Privatkleidung schonen und mich als fast vollwertiger Mönch fühlen. Niemand darf sich aufregen, der Abt hat es ja ausdrücklich erlaubt. Als ich der alten Frau Geld anbieten will, entgegnet sie:

»Ist ja eh´nichts wert, das Papier, beten´s lieber für mich, lieber Klosterbruder, ich werde es bald brauchen!«

Stolz gehe ich durch eine kleine Seitengasse Richtung Kloster. Die Leute blicken mir nach, toll.

Mit geraffter Kutte laufe ich die ausgetreten Klosterstiegen empor und setze mich ins Refektorium und drehe das Radio auf.

Wir haben einen funktionsfähigen Volksempfänger.

Über dem Hakenkreuz, liegt jetzt ein gehäkelte Decke. Vermutlich von meiner alten Freundin.

Einige Brüder schauen etwas verwundert. Pater Georg meint:

»Eine graue Ordenstracht, das geht aber nicht!«

Durch meine Militärzeit erkenne ich Homosexuelle aus hundert Meter Entfernung. Auch ihre immer gleich Masche, zuerst einschüchtern, anschließend als jovialer Freund auftreten.

Doch, bevor ich etwas erwidern kann, reißt der Abt wieder mit hochrotem Kopf die Türe auf.

»Bruder Hans, kommen sie mit mir raus!«

Ich bin ein sensibler Mann, wenn er jetzt etwas negatives über meine Kutte sagt, dann scheppert´s.

Er hat ein großes, braunes Kuvert, mit amerikanischen Briefmarken in der Hand und wedelt damit wild umher.

»Vom amerikanischen Militär Oberkommando, die können ihre puritanischen Vorfahren nicht verleugnen.

Schau dir das an Hans, zur Wiedergutmachung schicken sie mir Aktien. Was ist das überhaupt?

Die Firma heißt Coca Cola. Ist das nicht der Limonaden Hersteller? Die schwarze, süße Brause?

Eine Frechheit! Mit einigen Soldaten für den Stiegen Neubau wäre uns viel mehr gedient. Nimm die blöden Zettel und schmeiß sie unten in die Kohlekiste! Zum Späne anzünden!«

»Geben sie mir die Papiere. Wie gefällt ihnen meine neue Arbeitskleidung?«

»Ja, Ja.«

Und fort ist er.

Na wenigstens ist er mit meiner Kleidung einverstanden.

Ich muss sowieso runter in die Küche, auf halben Weg sehe ich mir die Aktien nochmals an.

Josef kommt mir entgegen.

»Servus Josef, was meinst du zu den Aktien? Die Rückseite der Zettel sind schön weiß, eigentlich könnte ich sie aufheben, für meinen Sohn. Wenn er auch so ein Zeichentalent ist wie ich, braucht er später Papier für seine Kunstwerke.«

Ich mache kehrt, gehe in mein Zimmer und werfe das Kuvert auf meinen Kleiderkasten. Da stört es niemand.

Ich habe noch etwas Zeit, bis zur Vesper. Der Friedhof des

Klosters, interessiert mich. Es ist schon etwas dunkel und auf dem Friedhof brennen mehrere rote Grablichter, in ihren schwarzen, gusseisernen Laternen. Eine mystische Stimmung.

Die Altäbte liegen in einem eigenen Hain. In einer ovalen Mauer hat jeder seine eigene letzte Ruhestätte, vermutlich für die Gebeine. Eine schwarze Steintafel zur Erinnerung.

Gegenüber ist die Türe des Gebeinhauses weit offen.

Als ich den eiskalten Raum betrete ist mir nicht ganz Wohl in meiner Haut. Im flackernden, roten Kerzenlicht lächeln mich hunderte Totenschädel an. Ich bekreuzige mich seltsamerweise.

In der hintersten Ecke des Friedhofes, versteckt unter alten Obstbäumen, liegt das halbverfallene Haus des Gärtners.

Josef hat mir erzählt, der Mann kommt aus Island.

Warum und wieso?

Angeblich ist er schon stumm geboren worden. Im Haus ist es dunkel, ich nehme eine alte Obstkiste, steige darauf und blicke durch das Fenster.

Wie aus dem Nichts taucht plötzlich ein fahles, Augenbrauen loses

Gesicht hinter dem Fenster auf.

Vor Schreck haut es mich von der Obstkiste.

Die Türe geht auf, ein großer Mann mit einer Halbglatze, schmalen Lippen und einer dicken Hornbrille winkt mir zu.

Sein Kiefer mahlt im Leergang und sein großer Zeigefinger, krümmt sich nach Innen.

Das bedeutet wohl, ich soll ins Haus kommen. Ich blicke mich um, keiner zu sehen, falls ich Hilfe benötige. Was soll´s.

Mir einer weit ausladenden Geste zeigt er auf sein Refugium.

Ein Kasten, ein Bett, ein Tisch und ein Sessel.

Ein Bild und ein abgedeckter Vogelkäfig.

Ich strecke den Daumen in die Höhe wie ein Centurio:

»Toll, sehr schön, haben sie es hier!«

Ich vermeine, dass sich seine Mundwinkel bewegt haben:

»Ich muss zur Vesper, jetzt kommt der Frühling, wenn die Obstbäume blühen wird es noch schöner hier.«

Und ganz schnell:

»Auf Wiedersehen!«

In Rekordtempo bin ich in meinen sicheren Zimmer und lege mich auf mein Bett.

Wo bin ich hier eigentlich? Zu weiteren Überlegungen komme ich nicht, es klopft an der Türe.

Ich öffne, im dämmrigen Gang steht Josef und sieht mich fragend an. Ich sehe ihn mit dem gleichen Gesichtsausdruck an, er bückt sich und überreicht mir einen Vogelkäfig, mit einem kleinen weißen Zwergpapagei.

Was soll ich mit dem Vieh? Will es der Gärtner loswerden?

Josef sieht mich etwas seltsam an:

»Jetzt hast du einen Gesprächspartner.«

Ich nehme ihm den Käfig ab und schließe die Tür. Im Käfig liegt ein kleiner Zettel. »Name: Sneilda«

Ich bin sprachlos:

»Na los, sag was!«

Doch der Vogel ist auch sprachlos, vermutlich vor Glück.

Ich stelle den Vogelkäfig auf meinen Kleiderkasten, die Cola-Aktien sind eine gute Unterlage, damit der Käfig gerade steht und wasche mir die Hände, es ist Zeit zur Vesper zu gehen.

Der Abt spricht mit uns ein kurzes Gebet, wir erklären dem Neuen, was er zu tun hat. Seine Blumenkohlohren sind rot vor Ärger.

Ja, ja, Lehrjahre sind keine Herrenjahre.

9

Josef schlägt mir eine Wanderung auf die nächstgelegene Alm vor. Sein Cousin würde sich über unseren Besuch sehr freuen.

Der Abt selbst ist ein passionierter Bergwanderer, er ermuntert uns zu dieser Tour:

»Auf dem Berg oben, ist man Gott näher.«

Ich entgegne: »Ja, das denke ich auch. Gott wohnt sicher nicht im Vatikan!«

Sicherheitshalber ergänze ich:

»Vielleicht wohnt Gott in einem Kloster.«

Josef legt den Zeigefinger auf den Mund, vermutlich meint er,

«Halt´s Maul!«

Eigentlich bin ich kein Wandersmann, ich bin im Krieg genug marschiert, doch mein neuer Freund hat mir die Hütte auf der Alm schmackhaft gemacht:

»Mein Cousin macht den Käse selbst und dazu gibt es selbstgemachten Apfelmost, der allerdings recht stark ist.

Das hat mich überzeugt.

Vor der Abort Anlage des Klosters steht ein alter, weißer Kasten, mit Dingen, die verstorbene Brüder dem Kloster vermacht haben.

Alte Rucksäcke, schwere Loden Jacken, alles was man für eine Tour braucht. Alte Wehrmachtstiefel hat unser Kloster mehr als genug.

Nächsten Tag treffen wir uns in aller Herrgottsfrühe in der kleinen Kapelle links neben der Kirche. Wir haben unsere ältesten Hosen in die Stiefel gestreckt.

Wir haben dem Abt versprochen ein kurzes Gebet in dieser alten Kapelle zu sprechen.

Wir fassen uns kurz und sind schon auf dem Weg. Ich muss zugeben, ohne Zwang zu marschieren ist eine ganz neue Erfahrung, es macht echt Spaß. Ich sehe die Natur auf einmal mit ganz anderen Augen und freue mich, auf dieser wunderschönen Welt zu sein. Wir müssen über zwei Berge und deren Täler, was soll´s.

Nach vier Stunden taucht die Alm aus dem Frühnebel auf. Eine seltsame, dürre Gestalt schlittert uns auf Holzpantoffeln entgegen.

Josef winkt ihm freundlich zu:

»Das ist mein Cousin, er ist etwas zurückgeblieben, seine Brüder haben ihn übervorteilt, als das Erbe der Eltern aufgeteilt wurde. Das Haus, die Äcker haben sie unter sich aufgeteilt, ihn haben

sie das alte Holzhaus auf der Alm gegeben, ihn praktisch abgeschoben.

Aber er ist ein toller Mensch und hier hat er seine Ruhe.«

Ein sehr seltsamer Mensch schüttelt uns die Hand.

Blonde, strähnige Haare, ein Rübezahl Bart, aber listige Augen.

Mit Gesten und aufgeregten Sätzen versucht er uns etwas zu erklären, ich verstehe kein Wort.

Durch die Einsamkeit hat er das Sprechen verlernt.

Mit beiden Händen schiebt er uns in die kleine Blockhütte, sofort stehen zwei, nicht gerade sehr saubere Gläser am Tisch.

Aus einer Korbflasche schenkt er Apfelmost ein, stellt zwei Holzbretter mit Speck, Käse und Brot auf den Tisch und deutet uns zuzugreifen.

Das lassen wir uns nicht zweimal sagen. Nach dem dritten Glas Apfelmost, merken wir, wie stark dieses Getränk ist.

Das Sprechen wird schwerer, seltsamerweise spricht der Cousin jetzt fehlerfrei. Mir fällt auf, Josef verträgt auch so einiges.

Als auch noch Obstbranntwein auf den Tisch kommt, haben wir beide einen ordentlichen in der Mütze, aber wir realisieren, dass wir einen weiten Rückweg haben und es bereits zu dämmern beginnt.

Wir schenken ihm alles Geld in unseren Hosensäcken, er braucht es notwendiger als wir.

Die Verabschiedung fällt heftig aus. Die Verwandtschaft mit den Holzschuhen haut es alle drei Meter auf den Arsch.

Verdammt, und jetzt vier Stunden besoffen nach Hause,

mein neues Zuhause.

Nach zwei Stunden werden wir etwas nüchterner, gerade rechtzeitig, der Aufstieg des letzten Berghanges beginnt.

Josefs Augen verengen sich schon wieder, dieses mal

vor Ehrgeiz.

Er marschiert bergauf, wie unter Drogen.

Hat der Kerl vielleicht auch so etwas ähnliches, wie Pervitin im Rucksack? Na ja, soll er halt der Erste sein. Kaum habe ich das gesagt, schiebt mich der Ehrgeiz nach vorne.

Wir haben beide unsere dicken Loden Janker, fest zu geknöpft an.

Ich bin ein Militär, ich kann strategisch denken!

Obwohl es schon recht kühl ist, ziehe ich meine Weste aus.

Josef hat einen ordentlichen Vorsprung, aber ich rieche seinen Schweiß. Angstschweiß. Angst, dass er überholt wird.

Na gut, dass ist Wunschdenken, doch nach einem Kilometer merke ich, er wird langsamer.

Kein Militärstratege, der Junge, er klettert weiter, bis er nicht mehr kann.

Als er schweißgebadet, den Rucksack abnimmt, Weste auszieht und verstauen muss, ziehe ich vorbei:

»Ja, so ist das Leben!«

» Eben.«

Auf der Anhöhe, warte ich auf ihn, lasse ihn aus meiner Wehrmachtfeldflasche trinken.

Nach einigen Schlucken stehen auch seine Augen nicht mehr so eng.

Jetzt geht es bergab und ich stimme nationales Liedgut an.

Josef mustert mich, meint »So ein Scheiß!«

Dann singt er mit.

Mittlerweile fast nüchtern erreichen wir das Kloster. Josef hat einen Generalschlüssel, es ist fast Mitternacht und Gott sei Dank stockdunkel. Josef Schlüssel knirscht leise im Schloss.

Ich muss noch einmal pinkeln gehen, Pater Georgs Zellentüre öffnet sich leicht, leichter Lichtschein dringt auf den Gang.

10

Am nächsten Morgen, auf dem Weg in die Mensa grinst uns jeder an. Kaum sitzen wir geht es auch schon los.

Bruder Georg echauffiert sich:

»Besoffen nach Mitternacht ins Kloster zu kommen, das ist nicht christlich!«

«Wir haben nicht gleich zurück gefunden.», wird von unserer Seite beteuert.

»Ja, wenn man betrunken ist, ist das schwer!«

Josef stößt seinen Stuhl um und beugt sich weit über den Tisch:

«Deshalb sind uns die Tage unseres Lebens als Frist gewährt,

damit wir uns von unseren Fehler bessern, vom wem das ist, weiß ich nicht mehr, aber du solltest es beherzigen, du schwule Sau!«

Jetzt springt der Abt auf, packt uns beide am Ärmel und zieht uns aus dem Speisesaal.

»So geht’s nicht!«

Ich versuche beschwichtigen:

»Niemand kann sich aussuchen wie er in diese Welt geboren wird. Niemand kann sich seine Prägung aussuchen, aber ein falscher Bruder ist er schon, der Bruder Georg.«

Der Abt ist sichtlich betroffen:

»Wir sind eine Gemeinschaft und wir müssen zusammenhalten, auch wenn es schwer fällt. Ich kann diese Puritaner auch nicht leiden, aber ich sage es jetzt hier und nur einmal, wir sind eine kirchliche Gemeinschaft!

Pater Georg nehme ich später ins Gebet. Seine Mundwinkel zeigen nach oben. »Abgang!«

Ich schließe meine Zimmertüre ab, füttere meine neue Freundin Sneilda, sie bedankt sich mit einem kurzen Kopfnicken.

Auf dem Rückweg in meine Zelle habe ich wieder einmal vergessen, pinkeln zu gehen.

Der umständliche Weg auf das WC nervt langsam. Aber ich ein rationeller Mensch, ich pinkle einfach in mein Waschbecken, anschließend Wasser laufen lassen, schaut sofort wieder aus wie neu. Sneilda schaut mir interessiert zu, als ich sie anblicke, dreht sie sich aber sofort um und steckt, ihr Köpfchen demonstrativ unter ihren rechten Flügel.

»Reg` dich nicht auf! Ist ja mein Waschbecken, mich stört`s nicht.

Na gut, ich werde mit dem Abt sprechen, vielleicht stellt er eine Putzkraft an. Das war ein Scherz, Vogel.«

Sneilda schaut unbeteiligt aus dem Fenster.

Unter dem Vogelkäfig habe ich mit einem Ami- Kaugummi meine letztes Pervitin festgeklebt. Seltsamerweise ist es aufgebraucht,

»Sneilda, hast du mir meine Panzerschokolade aufgefressen?

Du warst in letzter Zeit so gut drauf!«

Keine Antwort.

Irgend etwas geht mir ab.

Nach dem Komplet werde ich mich wieder einmal unter Menschen begeben.

Ich bin ein Soldat! Und ein Soldat geht in ein Wirtshaus!

Es geht auf neun Uhr zu, in der Klausur herrscht absolute Stille.

Ich habe mein altes Zivilgewand angezogen und schleiche die alten, in der Mitte stark abgegangen Stiegen Richtung Kreuzgang.

Mit voller Konzentration schließe ich leise die alte Türe Richtung Friedhof auf, die Grabsteine glänzen hell im Mondlicht, ein Sprung über die Friedhofsmauer und ich bin in Freiheit.

Völlig unauffällig gehe ich die Dorfstraße entlang, blicke mich einmal kurz um und drücke die Klinke zum »Sankt Lamprechter Hof«, dem einzigen Wirtshaus weit und breit herunter.

Sofort schlägt mir altbekannter Bier und Rauchgeruch entgegen, hier lässt es sich Leben.

Ich setze mich vis a vis von einigen Einheimischen an einen Einzeltisch, in der Hoffnung, dass sie mich ansprechen. Das geschieht sofort, nach dem ich mein Bier bestellt habe.

»He, dich kenne ich doch, bist du nicht einer von den Pfaffn aus dem Kloster?«

Der Bauernlümmel wirkt eigentlich ganz sympathisch, deswegen halte ich mich zurück und sage nur:

»Halt`s Maul!« Es folgt eine kurze Pause:

»Paul.«

Zuerst ungläubiges Staunen, dann fällt bei einigen der Groschen und sie beginnen zaghaft zu lachen, dass sich aber lautstark steigert. Die Bauernburschen schlagen sich vor Lachen auf die Schenkel, außer Einer.

Er steht auf, kommt zu mir rüber:

»Was hast g`sagt?«

Er packt mich hart am Ärmel, das Hemd zerreißt am Unterarm.

Er sieht meine SS - Tätowierung!

»Komm du Pfaffe, gehen wir vor die Türe.«

Unter lautem Gejohle verlassen wir das Wirtshaus. Vor dem Eingang, ich kann es nicht glauben, er krempelt sich in aller Ruhe seine Hemdsärmel auf. Soviel Blödheit muss bestraft werden.

Ich hau ihm eine ordentliche aufs Maul. Das beeindruckt ihn aber überhaupt nicht, er streckt weiter seine Hemdsärmel auf:

»Da schau her Kamerad! Das du einer von uns bist, das hätte ich nie gedacht!«

Er hat eine SS - Tätowierung! Lachend meint er:

»Bist du ein Schutz-Staffel Bruder?«

Jetzt schlägt sich er vor Lachen auf die Schenkel.

»Komm, ich geb` Einen aus!«

Gemeinsam betreten wir wieder die Gaststätte.

Seine Freunde sind etwas enttäuscht, dass wir beide lebend und unversehrt zurückkehren. Aber mein neue Freund Stephan schreit sofort: » Eine Lokalrunde!«

Wir beide bleiben an der Ausschank stehen, Stephan meint mit ernster Miene:

»Jetzt beginnen die Kriegsverbrecherprozesse. Vor einem Jahr haben die gleichen Leute, die jetzt das sagen haben, noch geschrien, haltet aus, die SS haut uns hier raus.

Ja, das geht schnell. Ich bin überzeugt, dass im Laufe der Geschichte auch die Amerikaner Kriege auslösen werden, bin gespannt ob sich die Amis dann auch verantworten müssen.

Ich kann dir nur den Rat geben, verhalte dich unauffällig.

Na gut, unauffälliger wie du lebst, geht es eigentlich nicht. Respekt.«

Ich habe einen neuen Freund, kann man in meiner Lage immer brauchen. Kurz vor Mitternacht verabschiede ich mich.

Mit lächerlichen zwei Promille.

Um Mitternacht toben sich die Kirchenglocken noch einmal richtig aus. Vier Schläge für die volle Stunde, Zwölf Schläge für die Uhrzeit. Die Zeit brauche ich in meinem Zustand alleine für die Friedhofsmauer.

Geräuschlos aufzusperren gelingt nicht ganz, in Pater Georgs Zimmer geht schon wieder das Licht an.

Schläft der schwule Bruder nie?

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