Kitabı oku: «Lieblingsplätze rund um Kiel», sayfa 2
6 Von Wohlstand und Wohlwollen
Damp: St.-Johannis-Armenstift
Die Mauern der kleinen Häuserzeile zwischen dem Dörfchen Vogelsang-Grünholz und Gut Damp leuchten fröhlich gelb in der Sonne. Mit ihrem Fachwerk, den dunklen Reet- und den roten Schieferdächern bieten die niedrigen Katen einen pittoresken Anblick. Zu dem Ensemble gehört eine kleine Kapelle, über die sich ein frei stehender Glockenstuhl erhebt, gekrönt von einer klassischen Wetterfahne in Form einer Hahnenfigur.
Die Bauten bilden das St.-Johannis-Armenstift, das zum Gut Damp aus dem 15. Jahrhundert gehört. Auf zwei Inseln stehen das Herrenhaus, das Ende des 16. Jahrhunderts errichtet wurde, und die Wirtschaftsgebäude, reetgedeckte Fachwerkscheunen. Die wunderschöne Fassade des Gutshauses birgt neben den Wohnräumen kostbar eingerichtete Prunkgemächer. Eine Orgel von 1699 in der Festhalle mit umlaufender Galerie ist schon etwas Außergewöhnliches. Auch das Torhaus zeugt vom Wohlstand der Familien, in deren Besitz sich das Anwesen im Laufe der Zeiten befunden hat.
Zu diesem trugen viele Menschen bei, die auf dem Hof, im Stall und auf den Feldern hart arbeiteten. Die Verbundenheit des Landadels mit seinem Gesinde und den Angestellten zeigt sich auf Gut Damp in der kleinen Häuserzeile des St.-Johannis-Stifts. Im Jahre 1742 ließen die damaligen Herren, die Familie von Ahlefeldt, die Kapelle und die Katen errichten. In den kleinen Bauten kamen Gutsangehörige unter, die alt geworden waren oder nicht mehr ihrer Tätigkeit nachgehen konnten.
Malerisch präsentiert sich das Stift heute. Von einer edlen Einstellung zeugt es. Und von hoher Achtung vor anderen Menschen, die es nicht so gut getroffen haben, die aber dem Wohl der Familie ein Leben lang gedient haben.
Auf Gut Damp serviert man im Restaurant Kuhhaus, das in einer reetgedeckten Fachwerkscheune untergebracht ist, Fisch aus der Schlei oder Wild aus der Gegend.
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St.-Johannis-Armenstift
St.-Johannis-Stift
24351 Damp
Restaurant Kuhhaus
Gut Damp
24351 Damp
04352 9549036
7 Schmuckstück an der Schlei
Sieseby: Erkundung des Dorfes
Ein bisschen versteckt liege ich am Südufer der Schlei. An meinem Dorfeingang, wo mein Parkplatz die fahrbaren Untersätze meiner Gäste aufnimmt, kann man noch nichts von meiner Schönheit erahnen. Wenn die Touristen aber meine Hauptstraße entlangschlendern, sind sie alle verzückt ob der malerischen Reetdachhäuschen, die ich zu bieten habe.
Ich bin ein betagtes Dorf, blicke bereits auf mein 750. Jubiläum zurück. Meine Kirche, die aus Feldsteinen errichtet worden ist, stammt aus dem 12. Jahrhundert, und als Weiler wurde ich schon 1267 »amtlich«, nämlich urkundlich erwähnt. Im 19. Jahrhundert gehörte ich einem Hamburger Kaufmann. Gustav Anton Schäffer hieß der gute Mann. Noch heute erinnere ich Besucher an ihn, habe ich doch einige meiner Häuser mit seinen Initialen verziert, mit den schmiedeeisernen Buchstaben »G.A.S.«. Wie jedoch ein Händler es zu tun pflegt, verkaufte mich Gustav Anton. So kam ich in den Besitz der hochwohlgeborenen Familie zu Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg, in deren Besitz ich mich heute noch größtenteils befinde.
Betagt bin ich wohl, jedoch keineswegs alt geworden. Nicht nur meine hübschen Häuschen mit dem Reetdach und Fachwerk sind herausgeputzt. Auch meine schöne Kirche liegt pittoresk auf einem kleinen Hügel, und mein Friedhof mutet romantisch an mit seinem alten Baumbestand, der die Gräber überschattet, und kann sich einer eindrucksvollen Lindenallee rühmen. In einem eleganten Bogen erstreckt sie sich über stolze 300 Meter. Da verwundert es nicht, dass ich im Jahr 2000 zum ersten Flächendenkmal in Schleswig-Holstein gekürt wurde. Man stelle sich das nur vor: Nun spiele ich mit dem hübschen Quedlinburg und sogar mit dem Hadrianswall in Großbritannien in einer Liga! Verstecken muss ich mich also wirklich nicht!
Wer sich an malerischen Reetdachhäusern noch nicht satt gesehen hat, findet im nahe gelegenen Börentwedt noch weitere Augenweiden.
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Erkundung von Sieseby
Rund um die Hauptstraße (Dorfstraße)
24351 Thumby
Börentwedt
24351 Thumby
8 Auf Schienen über die Schlei
Boren: Lindaunisbrücke
Die Ampel springt auf Rot, und Autos ebenso wie Radfahrer und Fußgänger halten an. Nun heißt es warten, bis der Gegenverkehr auf der Spur vorübergezogen ist. Ein alltägliches Ereignis an vielen Straßen der Welt. Doch wir stehen nicht etwa vor einer Baustelle mit verengter Fahrbahn. Die Entgegenkommenden können neben den üblichen Straßenbenutzern auf Rädern oder Schusters Rappen auch aus der Regionalbahn zwischen Kiel und Flensburg sein. Wir warten nämlich darauf, dass grünes Licht uns den Weg auf die Schleibrücke Lindaunis freigibt.
Die Klappbrücke spannt sich über die 42 Kilometer lange Förde, die Schwansen im Süden und Angeln im Norden voneinander trennt. Seit 1927 ersetzt sie den alten drehbaren Übergang, dessen Durchfahrt für die Schiffe zu eng geworden war. Der Klappmechanismus funktioniert ohne Seile beziehungsweise Ketten, die die Brücke hochziehen. Vielmehr ist hinter der Drehachse ein Gewicht angebracht. Dieses wird zum Öffnen verlagert. Durch die Hebelwirkung muss weniger Energie aufgebracht werden, und der Vorgang geht schneller vonstatten als beim Zugmechanismus.
Die Lindaunisbrücke ist aber nicht nur wegen der gemeinsamen Nutzung durch Straßen- und Schienenverkehr bekannt. Berühmtheit erlangte sie durch die Fernsehserie Der Landarzt. Und im dritten Werner-Film Volles Rooäää!!! spielte sie ebenfalls eine Rolle. Auch im wirklichen Leben kommt die Bahn einmal pro Stunde und stoppt den Straßenverkehr für ein paar Minuten. Und immer um Viertel vor der vollen Stunde sind die Schiffe an der Reihe. Dazu wird der nördliche Teil des Übergangs samt Straße und Schienen hochgeklappt.
Grün! Wir können auf die Brücke. Ein bisschen mulmig wird uns schon, da wir nun auf den Gleisen zwischen dem Stahlfachwerk fahren. Aber wir kommen sicher ans andere Ufer und passieren die Ampel, die jetzt den Gegenverkehr warten lässt.
Auch im Café Lindauhof nahe der Brücke kann man auf den Spuren der Fernsehserie Der Landarzt wandern – das Haus fungierte als Domizil des Arztes.
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Schleibrücke Lindaunis
Lindaunisbrücke
24392 Boren
Café Lindauhof
Landarzthaus
Lindauhof 4
24392 Boren
04641 3710
9 Auf den Busch geklopft
Karlsburg: Schloss Carlsburg
Vornehmlich im Osten Schleswig-Holsteins wimmelt es von schönen Gutshöfen und prächtigen Herrenhäusern. Längst nicht alle sind weithin bekannt. Häufig steht ein Torhaus demonstrativ an der Straße, aber oft liegen die Güter versteckt. Im wahrsten Sinne des Wortes muss man manchmal hinter den nächsten Busch gucken, um eine dieser Schönheiten zu entdecken.
So erging es uns, als wir eines Tages von Winnemark in Richtung Karby fuhren. Kurz hinter dem Abzweiger zum Fähranleger Sundsacker wies ein Schild den Weg zum Dörfchen Karlsburg. Nichts Besonderes, hätte nicht eine ominöse Ansammlung von Bäumen im Hintergrund meine Aufmerksamkeit erregt. Aus den Augenwinkeln sah sie verdächtig nach einer Allee aus. Tatsächlich waren wir auf eines dieser verborgenen Kleinode gestoßen, an denen man oft ahnungslos vorbeifährt: Am Ende der Allee stand das Schloss Carlsburg aus dem frühen 18. Jahrhundert. Seit 1826 trägt es seinen heutigen Namen, genannt nach Prinz Carl von Hessen-Kassel, der das Gut 1785 erwarb.
Wie die meisten Herrenhäuser ist es der Öffentlichkeit nicht zugänglich. Das ist schade, aber wir können es verstehen. Wer möchte schon, dass alle naselang Leute auf dem eigenen Rasen herumstiefeln, die womöglich noch durch die Fenster gucken oder sich auf die Terrasse setzen. Umso schöner ist es für uns, wenn wir einen der hübschen Bauten von außen betrachten können, ohne die Privatsphäre der Bewohner zu verletzen.
Schloss Carlsburg bietet die Gelegenheit dafür. Von der Straße aus können wir den Anblick des Prachtbaus genießen, ohne jemanden zu stören. Allerhöchstens steht unser Auto nicht weit genug am Rand, wenn ein landwirtschaftliches Großgerät Vorbeifahrt verlangt. Dem wird schnell abgeholfen, und nun haben wir Muße, uns an dem hübschen Schlösschen sattzusehen.
Vom Fähranleger Sundsacker in etwa einem Kilometer Entfernung hat man einen Blick auf Deutschlands kleinste Stadt Arnis. Die Fähre setzt Radfahrer, Fußgänger und Autos über die Schlei.
9
Schloss Carlsburg
Karlsburg
24398 Winnemark
Fähranleger Sundsacker
Sundsacker
24398 Winnemark
10 Zuckersusi zieht
Kappeln: Angelner Dampfeisenbahn
Darf ich mich vorstellen? »Zuckersusi« werde ich genannt, und ich bin auf dem besten Weg, eine alte Dame zu werden. Im Jahr 1959 wurde ich geboren – Verzeihung, fertiggestellt, sollte ich korrekterweise sagen. Ein Leichtgewicht bin ich nicht, ich bringe stolze 30 Tonnen auf die Waage. Aber das muss man schon, denn eine Lokomotive soll ja was bewegen!
Und genau das mache ich auch heute noch. Ich gehöre mit anderen Loks zur Angelner Dampfeisenbahn, und meine Arbeit besteht darin, die Museumswagen durch die schöne Landschaft Angelns zu ziehen. Durch Felder führt meine Strecke, durch Wiesen, vorbei an kleinen Wäldern, immer den Schienen abseits der Straßen nach. Unser Startbahnhof ist Kappeln. Direkt an der Schlei lassen wir die Fahrgäste einsteigen. Sie nehmen Platz in einem der historischen Waggons und genießen eine gemächliche Reise, bei der man genüsslich die Umgebung betrachten kann, ohne dass einem wegen hoher Geschwindigkeit etwas entgeht.
Unmittelbar bevor die Passagiere schließlich in Süderbrarup aussteigen, wird gestoppt: Die Weichen müssen von Hand umgestellt werden. Dann rolle ich in den Bahnhof ein und darf an einem echten Gleis der Deutschen Bahn halten. Das Stationsgebäude aus dem Jahr 1904 ist selbst eine Sehenswürdigkeit; liebevoll wurde es restauriert. Nach einem Aufenthalt von einer Stunde, währenddessen man Süderbrarup mit dem sagenumwobenen Thorsberger Moor erkunden kann, tuckere ich schließlich zurück nach Kappeln.
Ich bewege und die Fahrgäste sind bewegt von Natur und nostalgischem Erlebnis gleichermaßen. Natürlich sind meine Kolleginnen, die mit Dampf betriebenen Loks, die beliebtere Attraktion. Ich als Diesellok bin weniger hübsch und längst nicht so spektakulär. Meine Arbeit mache ich jedoch genauso gern – vielleicht fahren Sie ja auch einmal mit?
In Wagersrott steht gleich neben dem Bahnhof ein historischer Holländerhof, das Dorfmuseum. In der Fernsehserie Der Landarzt bildete er die Kulisse für das Heim des Kräuterdoktors Hinnerksen.
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Angelner Dampfeisenbahn
Von Kappeln nach Süderbrarup
Bahnhofsweg 9
24376 Kappeln
04642 9251653
www.angelner-dampfeisenbahn.de
Holländerhof Bartel
Hinnerksens Hof
Holländerhof
24392 Wagersrott
04641 2292
11 Die Jagd nach Silberlingen
Kappeln: Heringszaun in der Schlei
Bei einem Besuch in Kappeln passieren wir zu Fuß die Schleibrücke und gönnen uns einen Blick von der kleinen Aussichtsplattform in Richtung Norden. Da sehen wir aus der Förde Pfähle ragen, die im Groben ein »W« ins Wasser malen. Das hat wohl mit Fischerei zu tun, denken wir uns.
Und ob es damit zu tun hat! Die Pfahlbauten, auf die wir schauen, bilden den Kappelner Heringszaun. Mit ihm werden Heringe gefangen, die zum Laichen in die Schlei kommen: »Silberlinge«, wie die Fische wegen ihrer im Wasser glänzenden Flanken genannt werden. Zur Mündung hin öffnet sich die Anlage trichterförmig. Die Fische schwimmen hinein und folgen den zunehmend enger stehenden Zäunen bis zum schmalen Ende, wo sie in Fangnetze geraten, aus denen sie nicht mehr entkommen. Seit dem 15. Jahrhundert existiert der Zaun an dieser Stelle. Früher gab es in der Schlei fast 40 solcher Bauten, jetzt ist das Kappelner Exemplar das letzte erhaltene seiner Art, und zwar nicht nur in Schleswig-Holstein, sondern in ganz Deutschland und sogar Europa.
In den 1970er-Jahren übergab Herzog Peter zu Schleswig-Holstein die Eigentumsrechte am Heringszaun an die Stadt Kappeln. Er wurde unter Denkmalschutz gestellt und das Material einer Erneuerung unterzogen. Dazu wurden 2.000 Pfähle bis zu viereinhalb Meter in den Schleigrund gerammt und anschließend das Flechtwerk zwischen ihnen angebracht. In jedem Jahr muss die Anlage ausgebessert werden, weil Strömung und Eis sie beschädigen. Im Januar 2017 wurde sie von Sturmtief Axel schwer in Mitleidenschaft gezogen.
Von der Brücke aus betrachtet, mag der historisch bedeutende Heringszaun unscheinbar anmuten. Doch wenn man um seine Einzigartigkeit weiß, dann wirkt das »W« wie ein Wahrzeichen Kappelns.
Jedes Jahr am Himmelfahrtswochenende veranstaltet die Stadt die Heringstage. Neben vielen Veranstaltungen wird auch das Heringskönigspaar gekrönt.
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Heringszaun in der Schlei
Nördlich der Schleibrücke Kappeln
Eckernförder Straße
24376 Kappeln
Kappelner Heringstage
Wirtschaft und Touristik Kappeln GmbH
Nordstraße 1
24376 Kappeln
0 46 42 92 16 27
12 Klippklapp, klippklapp
Kappeln: Schleibrücke Kappeln
Immer um Viertel vor der vollen Stunde öffne ich mich, um die wartenden Wasserfahrzeuge durchzulassen. In Kappeln ermögliche ich die friedliche Ko-Existenz von Schiffs- und Straßenverkehr. Ich, die Schleibrücke in Kappeln, bin die dritte meiner Art.
Zuerst arbeitete an meiner statt eine Pontonüberquerung. Sie war nicht einmal stabil genug, damit der Zug sie mit Lokomotive und einem Wagen gleichzeitig passieren konnte. Man stelle sich das nur vor, die Lok musste abgekoppelt werden, und Pferde erledigten ihre Arbeit. Die Querung kostete damals noch etwas, und der alte Steg wurde immer wieder durch Eis oder ungeschickte Kapitäne beschädigt. 1927 reichte den Menschen dieser Zustand, und meine direkte Vorgängerin wurde errichtet, eine Drehbrücke. Ich könnte mich ja in ihre Art verlieben, so elegant, wie sie sich öffnet. Die Dame war zudem deutlich tragfähiger als das Pontongebilde. Zwei Züge zugleich samt Lok und Waggons konnten sie befahren.
Ich wurde schließlich 2002 erbaut, weil auch diese Konstruktion dem Verkehr nicht mehr gerecht wurde. Mit der Eisenbahn muss ich mich allerdings nicht mehr abgeben, die übernimmt meine Schwester weiter im Westen in Lindaunis. Grotesk ist, dass man an meiner Stelle erst über einen Tunnel nachdachte. Wie hätte Kappeln ohne Brücke ausgesehen! Zum Glück war diese Variante zu teuer. Auch eine Hochkonstruktion kam nicht infrage, denn dafür hätte man eine viel längere Auffahrt anlegen müssen und ein Zugang von so weit oben direkt in die Stadt wäre unmöglich gewesen.
Als Lösung wurde ich ersonnen, eine zweiflügelige Doppelklappbrücke mit vier Spuren, über die der Verkehr – der sich jedes Mal staut, wenn ich geöffnet werde – schnell abfließen kann. Im Sommer beginnt meine Schicht früher als in den Wintermonaten und dauert länger. Dann geht es »klipp« – auf – und nach 15 Minuten »klapp« – wieder zu.
Vom Wasser aus kann man mich bei einer Fahrt nach Schleswig mit dem Ausflugsschiff MS Stadt Kappeln erleben.
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Schleibrücke Kappeln
Eckernförder Straße (Ende)
24376 Kappeln
MS Stadt Kappeln
Anlegestelle: Am Hafen
24376 Kappeln
04642 6184
Bordtelefon: 0172 4502796
13 Auf dem Pfad der Pferde
Nieby: Naturschutzgebiet Geltinger Birk
Einen wunderschönen Tag im Spätsommer haben wir uns ausgesucht, um einen besonderen Ausflug zu unternehmen: zu den Wildpferden Schleswig-Holsteins. Im Nordosten des Landes auf einer Halbinsel in der Ostsee sind Koniks, eine Rasse aus Polen, 2002 ausgewildert worden.
Sie leben auf der Geltinger Birk, dem größten Naturschutzgebiet des Bundeslandes. Seit 1986 wird eine kontrollierte Wiedervernässung betrieben, um die über 700 Hektar große Halbinsel von intensiver Bewirtschaftung zu einer naturnahen Landschaft zurückzuführen. Von dem einstmals prächtigen Gehöft, auf dem intensiv Landwirtschaft betrieben wurde, sind nur noch wenige Gebäude erhalten, an denen der Zahn der Zeit bereits kräftig genagt hat. Das Trafohäuschen, das den Bauernhof mit Strom versorgte, ist zur Heimat von Fledermäusen und Schleiereulen geworden. Viele andere Vögel, aber auch Insekten und Amphibien haben ebenfalls auf der Birk ein Zuhause gefunden. Kormorane, Säbelschnäbler und Löffelenten brüten an den wieder entstandenen Nooren und Salzwiesen. Rotbauchunke, Laubfrosch und Kreuzkröte wurden angesiedelt. Um den Lebensraum zu erhalten, den sie benötigen, beweiden die Wildpferde zusammen mit Galloway-Rindern die Halbinsel. Sie verhindern, dass Gebüsch und Wald sich ausbreiten, und sorgen dadurch für eine abwechslungsreiche Naturlandschaft. Besucher sind willkommen auf den weitläufigen Wanderwegen, um die Flora und Fauna in aller Ruhe zu genießen. So wie wir das an diesem schönen Tag tun.
Einen Blick auf die Koniks haben wir auf unserem Spaziergang dann doch nicht erhaschen können. Als erfolglos sehen wir unseren Ausflug auf der Birk trotzdem nicht an. Die badenden Rinder, die unzähligen Vögel, die Libellen und die Kröten, die wir beobachten konnten, sind nicht nur ein Trost. Sie zu sehen hat sich mindestens genauso gelohnt!
Erfolgreicher bei der Suche nach den Koniks waren wir auf einer der Wildpferdführungen, die vom Förderverein der Integrierten Station Geltinger Birk (ISGB) organisiert werden.
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Geltinger Birk
Goldhöftberg
24395 Nieby
Anmeldung Wildpferdführungen
(Juli–Oktober)
Touristikverein Ferienland Ostsee
Nordstraße 1a
24395 Gelting
04643 777
14 Das Ding mit dem Thing
Stoltebüll: Historischer Versammlungsplatz Guly Thing
Wo sich die Schulstraße von Süden aus Oersberg und der Kirchenweg von Norden aus Gulde treffen, liegt ein bemerkenswerter Ort. Durch die bewaldete Endmoränenschlucht der Splintbroau erklimmen wir den Arltberg, den »Adlerberg«. Oben befindet sich ein prähistorischer Urnenfriedhof. Wir sind jedoch nicht deshalb hergekommen, denn von den Gräbern sieht man nichts mehr. Hergelockt hat uns vielmehr das Guly Thing, ein germanischer Thingplatz, der nach alten Schriften und Zeichnungen rekonstruiert und von der Gemeinde Stoltebüll auf dem Arltberg wieder errichtet wurde.
Auf einem Thingplatz hielten in frühen Zeiten Sippen und Stämme regelmäßig ihre Versammlungen ab. Ein Thing diente der Regelung der Angelegenheiten des Dorfes, aber auch der Rechtsprechung. Zwölf gewählte Geschworene berieten sich unter dem Vorsitz des Sippenältesten. Dazu nahmen sie in einer Einfriedung aus Steinen oder Pfählen Platz. An solchen Orten herrschte der »Thing-Friede«, es durfte nicht mit Waffen, nur mit Worten gefochten werden. Alle wehrfähigen Männer des Dorfes wohnten im Stehen der Versammlung bei. Thingplätze befanden sich an augenfälligen Standorten, oft auf Anhöhen wie dem Arltberg oder unter einem Baum, woran noch die vielen bekannten Gerichtslinden in Deutschland erinnern.
Beim Abstieg entlang der Splintbroau denken wir über den Wortschatz nach, der sich im Deutschen aus der alten Zeit erhalten hat. »Thing« entspricht unserem »Ding« im Sinne von »Sache«, »Gerichtssache«. Daraus leiten sich zahlreiche Begriffe ab, wie uns erst jetzt bewusst wird. So macht man einen Täter dingfest. Unter bestimmten Bedingungen kann etwas unabdingbar sein oder jemand verdingt sich zu einer Aufgabe. Erstaunlich, dass wir bei derart vielen banal erscheinenden Dingen eigentlich Juristendeutsch sprechen!
Kurz unterhalb der Anhöhe am Ufer der Splintbroau liegt ein Grillplatz, der zu einem Picknick mit Barbecue einlädt. Eine Schutzhütte mit Tischen und Bänken befindet sich in der Nähe.
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Guly Thing
Thingplatz Gulde
Kirchenweg
24409 Stoltebüll
04642 2949
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