Kitabı oku: «Waldröschen II. Der Schatz der Mixtekas», sayfa 12
18. Kapitel
Als Pablo Cortejo vorher den Grafen verließ, fertigte er zunächst die beiden Kuriere ab, dann begab er sich nach seiner Wohnung.
Er war verheiratet gewesen, und sein längst verstorbenes Weib hatte ihm ein einziges Kind, eine Tochter, hinterlassen. Diese war sein Abgott, obgleich sie gar nichts Göttliches an sich hatte.
Sie war lang und hager wie ihr Vater, starkknochig, mit scharfen Gesichtszügen und eckigen Bewegungen. Ihr Teint war wachsgelb, die Zähne fehlten ihr bereits zur Hälfte, und ihre Augen glichen den Augen der Eule, wenn sie im Sonnenlicht sitzt und gezwungen ist, sie zu öffnen.
Pablo Cortejo ging nicht in seine Arbeitsstube, sondern suchte seine Tochter auf, die auf dem Hofgang des Hauses, wo eine erquickende Kühle herrschte, in einer Hängematte lag und Zigaretten rauchte.
»Ah, Papa, was wollte der Graf zu so ungewöhnlicher Stunde?« fragte sie. – »Mir die Faust in das Auge schlagen«, antwortete er grimmig. – »Worum handelte es sich denn?« – »Um nichts anderes, als um Alfonzo!« – »Hm! Er ist doch sein Neffe!« – »Wie es scheint. Oh, wüßte der Alte, wie es steht. Ich möchte ihn sehen. Zunächst kam die Spielschuld aufs Tapet, dann diese verdammte Abfindungssumme für die damalige Liebelei und endlich gar die Duellgeschichte, an der nur du allein die Schuld trägst.« – »Ich?« fragte das Mädchen verwundert. »Habe ich etwa zu der Forderung Veranlassung gegeben?« – »Nein, aber du gabst nicht zu, daß Alfonzo sich stellte, dir war um sein teures Leben bange, und ihm selbst wohl noch mehr.« – »Was hat dies mit der heutigen Affäre zu tun?« – »Graf Embarez hat Don Ferdinando geschrieben.« – »Donnerwetter!«
Dem Sekretär fiel dieser unweibliche Fluch seiner Tochter nicht auf, er fuhr fort:
»Ja, das Donnerwetter habe ich bekommen. Er sprach vom Absetzen, Fortjagen und allem möglichen.« – »Das wagt er nicht!« sagte sie geringschätzig. »Alfonzo würde es nicht zugeben.« – »Pah! Der Graf will ihm die Zügel kürzer ziehen. Er behauptet geradezu, daß ich ihm seinen Neffen verderbe.« – »Du nicht, aber ich«, meinte die Dame mit Selbstbewußtsein. – »Da hast du vollständig recht. Übrigens hat der Brief des Grafen Embarez eine Wirkung gehabt, an die ich nie gedacht hätte. Es kann zu unserem Glück sein: Don Ferdinando wird sich an Alfonzos Stelle duellieren.«
Das Mädchen war mit einem Sprung aus der Hängematte heraus.
»Wann?« fragte sie. – »Ich weiß es nicht, jedenfalls aber baldigst, denn der Graf ist nicht gewöhnt, solche Sachen aufzuschieben.« – »Viktoria, wenn er erschossen würde, Vater!« – »Erstochen.« – »Ah, es ist ein Säbelduell? Das ist unter Umständen noch gefährlicher.« – »Wir hätten dann sofort gewonnen. Das Testament ist ja gemacht, und Alfonzo ist der Erbe.« – »Und ich mit!« lachte das Mädchen. – »Ja, du mit. Oh, es ist ein schlauer Plan, den sich mein guter Bruder Gasparino da drüben in Rodriganda ausgedacht hat. Er will für sich und seinen Sohn alles haben, und für uns soll nur so ein Gnadenteilchen abfallen, aber wir sind ihm an Schlauheit gewachsen. Du erbst mit, dabei bleibt es.« – »Ich bin neugierig, was Alfonzo zu unserem Vorschlag sagen wird.« – »Ja sagt er sicherlich nicht.« – »Warum nicht? Meinst du vielleicht, daß ich ihm nicht schön genug bin?« fragte sie pikiert. – »Das meine ich nicht«, erwiderte er. »Aber wer ein Graf wird, der heiratet eine Gräfin!« – »Will ich denn etwas anderes? Wenn er mich nimmt, so bin ich ja eine Gräfin.« – »Hm, deine Schlüsse sind nicht ganz so dumm, dennoch aber wird es Kampf geben, ehe er einwilligt.« – »Er muß sich ergeben, entweder der Liebe oder dem Zwang.« – »Aber wenn nun Don Ferdinando im Duell nicht fällt?«
Cortejos Tochter blickte lange zu Boden und erwiderte:
»O ihr Männer, was seid ihr doch für Schwächlinge!«
Das Auge ihres Vaters blickte einen Moment forschend in ihr Gesicht, dann sagte er:
»Du meinst, er muß fallen?« – »Ja.« – »Wenn nicht durch den Säbel …« – »Dann durch etwas anderes. Wie lange soll man warten?«
Es zuckte ein Zug grausamer, diabolischer Habgier über ihr häßliches Gesicht.
»Ja, warten«, meinte ihr Vater. »Wer länger wartet, der wird vielleicht gar fortgejagt.« – »So handle!« – »Meinst du?« – »Jawohl! Soll ich dir helfen?« – »Vielleicht«, antwortete er geheimnisvoll. – »Ah! Du hast bereits einen Entschluß gefaßt?« fragte sie. »Welchen?« – »Ich wollte schon, ehe ich zum Grafen gerufen wurde, mit dir darüber sprechen. Hier, lies einmal diesen Brief meines Bruders Gasparino.«
Sie riß ihm den Brief, den er aus der Tasche gezogen hatte, förmlich aus der Hand. Ihre Augen flogen über das Papier hinweg und glühten bei jeder weiteren Zeile immer unheimlicher. Endlich legte sie das Papier zusammen, gab es dem Vater zurück und sagte:
»Also sterben soll er. Gut.« – »Der Plan hat deinen Beifall?« – »Nicht ganz, mir gefällt nicht, daß er wieder aufwachen soll. Weg mit ihm, für immer.« – »Aber er wird ja fortgeschafft.« – »Das ist nicht so sicher wie der Tod.« – »Oh, wer einmal dem Seeräuberkapitän Henrico Landola in die Hände fällt, der ist noch schlimmer als tot. Wer weiß, was Gasparino noch nebenbei bezweckt, aber auch ich scheue mich, zum Mörder, gerade zum Mörder an einem Mann zu werden, dem wir doch so viel zu verdanken haben.« – »Zu verdanken? Wo denkst du hin? Du arbeitest doch für ihn! Aber ich will hier nichts weiter dagegen sagen, als daß überhaupt nichts daraus werden kann, auch wenn wir wollen. Wer gibt uns denn ein solches Gift?« – »Der Apotheker allerdings nicht.« – »Gibt es denn überhaupt ein Gift, das so tötet, daß der Tote nach einer bestimmten Zeit wieder erwacht?« – »Es tötet nicht, sondern es versetzt nur in Scheintod. Ich kenne einen, dem alle Gifte bekannt sind und der einen geheimen, einträglichen Handel damit treibt.« – »Wer ist es?« – »Ein alter Indianer draußen in Sant‘ Anita. Ich werde mit ihm sprechen.« – »Aber erst nachdem das Duell entscheiden ist! Wie steht es mit Alfonzo?« – »Ich habe ihn bereits vor zwei Tagen durch einen Boten von dem Nötigen benachrichtigt. Heute befahl der Graf, gleich zwei Kuriere nach ihm zu senden, diese werden ihn bereits unterwegs treffen. Er kommt also wieder, und zwar in einigen Tagen.« – »Gott sei Dank, so habe ich ihn wieder.«
Ihre Augen glühten freudig auf. Man sah, dieses Mädchen hatte Alfonzo wirklich lieb, aber in ihrer Seele steckte ein Vulkan von Leidenschaften verborgen. Wehe ihm, wenn er diese Liebe von sich wies.
Am anderen Morgen hatte die Sonne den Tau noch nicht von der Erde geküßt, als Graf Ferdinando de Rodriganda mit seinem Sekundanten, dem Vicomte, die Stadt Mexiko verließ, um nach dem See von Tescuco zu reiten. Die beiden Señores trugen ihre mexikanische Nationaltracht, den großen, lichten Sombrero, den Hut mit steifer, breiter Krempe, der, mit Goldschnüren verziert, die Schultern überragte, die dunkle Jacke mit den vielen kleinen Silberknöpfen, die reich in Gold und Silber gestickten Zapateros, die über das gewöhnliche Beinkleid von unten her über das Knie gezogen und mit einem Gurt um den Leib befestigt werden.
Auch der Sattel war mit Gold und Silber verziert, der große Sattelknopf aber und die Rückenlehne waren mit Silber beschlagen und Mundstück und Kopfzeug ebenso geschmückt. Die Zügel bestanden aus einer bunten, seidenen Schnur und die großen Radsporen aus Silber. Hinter der Sattellehne war die bunte Serape – Decke – festgeschnallt, und hinter derselben fiel zu beiden Seiten des Pferdes ein Bocksfell tief herab, das den Pistolen zum Schutz diente. Auch der Lasso hing am Sattel.
Die beiden Señores sprachen kein Wort miteinander. Was zu sprechen gewesen war, das hatte man gesprochen, und der Vicomte ahnte nur zu wohl, was in der Seele des Grafen vorgehen müsse, als daß er ihm durch seine leichte Unterhaltung hätte beschwerlich fallen mögen.
Als sie die bestimmte Stelle des Sees erreichten, war der Gegner bereits da. Er hatte den Arzt, seinen Sekundanten und einen Unparteiischen mitgebracht. Beide Gegner verbaten sich jeden Versuch der Aussöhnung und standen sich bald mit den blanken Waffen gegenüber. Das Zeichen wurde gegeben, und der Kampf begann.
Wenn Graf Embarez geglaubt hatte, mit Rodriganda schnell fertig zu werden, so hatte er sich geirrt. Don Ferdinando war ein geschickter Fechter, es gelang ihm bereits im ersten Gang, den Gegner zu verwunden, was diesen aber nur mutiger machte, so daß er im zweiten Gang alle Geschicklichkeit und Kraft anwandte, um Revanche zu nehmen. Er war geübter als Rodriganda, es gelang ihm eine Finte, und sein Degen fuhr Don Ferdinando in die Brust.
»Ich bin verwundet!« rief dieser und sank zur Erde.
Der Arzt, der rasch hinzusprang und die Wunde untersuchte, erklärte sie für nicht lebensgefährlich, aber doch bedeutend genug, um den Kampf zu beenden. Graf Embarez erklärte sich nun mit dieser Satisfaktion zufrieden und ritt davon. Don Ferdinando wurde darauf sorgfältig verbunden und in den Wagen des Unparteiischen gesetzt, in dem man ihn nach Hause fuhr.
Als er dort ankam, wollte Cortejo mit seiner Tochter ein Klagegeschrei anstimmen, doch wurden sie auf einen Wink des Grafen vom Arzt hinausgewiesen. Der Graf wünschte bloß die alte Marie bei sich zu sehen. Diese erschien und wurde mit seiner Pflege betraut. Als der Arzt ihr die nötigen Instruktionen gegeben und sich entfernt hatte, sagte sie:
»Ich habe das Testament mit, gnädiger Herr.« – »Es war unnötig«, lächelte er. »Hier hast du den Schlüssel. Schließe es ein.« – »Wo?« – »Dort im mittleren Fach des Schreibtischs.«
Maria tat es mit einer Sorgfalt und Umständlichkeit, die ebenso groß war wie das Vertrauen, das sie genoß.
Anders war es in der Wohnung des Sekretärs. Dort saßen Vater und Tochter in düsterem Groll beisammen.
»Was haben wir ihm getan!« zürnte Josefa, die Tochter. – »Nichts, gar nichts!« antwortete der Vater. »Diese alte Amme hat es verstanden, sich einzuschmeicheln, ohne daß ich eine Ahnung davon hatte.« – »Und dieser Graf Embarez, der ein so guter Fechter sein soll, ist ein ausgezeichneter Tölpel. Konnte er seinen Stich nicht etwas tiefer richten!« – »Ich werde jetzt gleich hinaus nach Sant‘ Anita reiten.« – »Ja, man braucht uns ja nicht.« – »Und die Wunde gibt uns die beste Sicherheit gegen Entdeckung.« – »Ja, reite hinaus! Es ist jede Stunde für uns verloren.« – »Ich wollte eigentlich erst die Rückkehr Alfonzos abwarten.« – »Das Gift kannst du doch bestellen?« – »Das ist richtig. Also fort, hinaus!«
Pablo Cortejo ließ satteln und ritt die lange Straße des Paseo de Bucareli hinab und immer weiter, bis er im Süden der Stadt den Paseo de la Viga erreichte, auf dem man zu den beiden Dörfern Sant‘ Anita und Ixtacalco gelangt, die ausschließlich von Indianern bevölkert sind.
Diese roten Leute führen auf flachen Kähnen, mit denen sie den Kanal von Chalco befahren, Früchte und Blumen, Mais und Heu nach der Stadt. Frauen in grellroten Röcken liegen nebst Kindern und Hunden neben der reichen Ladung. Eine Decke, an zwei Stöcke befestigt, schützt sie gegen die glühenden Strahlen der Sonne.
Links davon dehnen sich die berühmten Chinampas, die schwimmenden Gärten der Indianer. Der Spiegel des Sees von Chalco war ursprünglich hell und klar; die Indianer aber bedeckten ihn mit Flößen und Strohmatten, auf die sie Erde legten, um sie mit Gemüse und Blumen zu bepflanzen. Diese Pflanzen haben vermöge ihrer Wurzeln festen Fuß gefaßt, so daß die Flöße nicht mehr von den Wellen getrieben werden können und nun kleine, von Rosenhecken umgebene Inseln bilden, auf denen die schönsten Gemüse und Früchte erbaut werden.
Diese Indianer sind nicht wild, sondern eifrige Katholiken und werden Indios fideles genannt, im Gegensatz zu den Indios bravos, den freien, wilden Indianern. Sie haben aus ihrem früheren Glauben manche Anschauung und manchen Brauch mit herüber in ihr Christentum gebracht, es gibt welche unter ihnen, die mehr zu fürchten sind als ein freier Komantsche oder Apache.
Ein solcher war Benito, der Giftdoktor, der eigentlich Malito hätte genannt werden sollen, denn er hatte die Kenntnis aller inländischen Gifte, ihrer Zubereitung, Anwendung und Wirkung von seinen Vätern ererbt, war gewissenlos genug, einen ausgedehnten Handel damit zu treiben, und hatte vielleicht mehr Menschen ermordet, als unter den Waffen Büffelstirns und Bärenherzens im ehrlichen Kampf gefallen waren.
Seine Hütte war jedermann bekannt; auch Cortejo kannte sie. Er lenkte jetzt sein Pferd in den kleinen Hof, der neben ihr lag, damit die Besucher hier unbeachtet absteigen konnten, und klopfte an.
Es wurde ihm erst nach wiederholtem Klopfen geöffnet. Das häßliche Gesicht eines alten Weibes grinste ihm entgegen und fragte:
»Was wollt Ihr?« – »Ist Benito, der Arzt, zu Hause?« – »Nein. Ich weiß auch nicht, wo er ist und wann er zurückkommt.«
Da griff Cortejo in die Tasche, zog einen blanken Peso hervor, zeigte ihn der Alten und fragte zum zweiten Mal:
»Ist Benito zu Hause?« – »Vielleicht. Ich will einmal nachsehen. Gebt das Geld her!« – »Das bekommst du nur dann, wenn er zu Hause ist.« – »Er ist da«, sagte sie nun rasch. »Her damit!« – »Kann ich zu ihm?« – »Ja. Kommt!«
Cortejo reichte der Alten das Silberstück und trat ein. Sie schloß hinter ihm wieder zu und führte ihn in einen kleinen Raum, der einem Ziegenstall ähnlicher sah als einer menschlichen Wohnung.
»Setzt Euch nieder«, sagte sie. »Ich werde ihn holen.«
Als sie verschwunden war, sah er sich in dem Loch nach einem Ding um, auf das er sich der erhaltenen Aufforderung nach setzen konnte, fand aber nichts als einen Haufen weicher Pflanzen, auf den er sich nun niederließ.
Er mußte wieder einige Zeit warten, bis der Indianer erschien. Er war ein kleiner, hagerer Kerl mit scharfen Zügen und einer fürchterlichen Habichtsnase, auf der eine riesige Brille saß.
»Was wollt Ihr?« fragte er. – »Kann man offen mit Euch sprechen?« antwortete der Sekretär. – »Ja, aber auch heimlich.« – »Ihr verkauft Arzneien?« – »Ja.« – »Gute und böse?« – »Sie sind alle gut.« – »Ich meine giftige und nicht giftige.« – »Ja. Wollt Ihr etwa über die giftigen mit mir reden?« – »Allerdings.« – »Da muß man vorsichtig sein. Wer seid Ihr?« – »Das zu wissen, ist nicht nötig; aber, daß ich kein Alguazil – Polizist – bin, das kann ich Euch beschwören.« – »Gut! Habt Ihr Geld? Wer mit mir über die Gifte reden will, hat zehn Pesos – 45 Mark – zu geben. Wollt Ihr sie bezahlen?« – »Ja.« – »Her damit!«
Cortejo griff in die Tasche, nahm die Summe aus dem Beutel und gab sie ihm. Der Indianer steckte die Summe mit einem freundlichen Grinsen in seine weiten Hosen und sagte dann:
»Nun könnt Ihr fragen!« – »Gibt es ein Gift, das nur scheintot macht?« fragte Cortejo. – »Ja, es gibt sogar mehrere. Wer soll es erhalten?« – »Ein Mann, der ungefähr fünfzig Jahre alt und sehr reich ist.« – »Soll er wieder erwachen?« – »Ja, nach einer Woche.« – »Wann wollt Ihr es haben?« – »Gleich heute, jetzt; ich gebe, was Ihr verlangt.« – »Es kostet hundert Pesos.« – »Ich gebe sie.« – »Gut; das ist ein kurzer, schöner Handel. Wartet ein wenig, bis ich es hole und bringe.«
Benito entfernte sich und war dieses Mal über eine Stunde fort. Als er wiederkam, hatte er ein kleines Tütchen in der Hand, das er dem Sekretär entgegenstreckte.
»Hier ist es!« sagte er.
Cortejo nahm das Tütchen, das kaum den vierten Teil eines Fingerhuts faßte, und fragte:
»Das ist es wirklich? Darf ich es öffnen?« – »Meinetwegen!«
Cortejo machte das Papier auf. Es enthielt eine geruch- und farblose Masse, die fast aussah wie zu Mehl zerstoßenes Glas.
»Darf man es ohne Schaden berühren?« – »Es wirkt nur im Magen«, lautete die Antwort. – »Und wie habe ich es zu geben?« – »Ihr löst es in Wasser auf und tut dieses Wasser in das Essen oder Getränk; es kann sein, was es wolle; es wirkt bereits in einer Nacht.« – »Gibt es ein Mittel dagegen?« – »Nein. Auch ist der Genuß anderer Arzneien der Wirkung nicht hinderlich.« – »So werde ich es behalten und bezahlen. Ihr aber haftet mir für die Wirkung. Versteht Ihr?« – »Ich schwöre nicht, aber Dir werdet sehen, daß dieses Pulver hält, was ich verspreche!« – »Wäre dies nicht der Fall, so würde ich mir mein Geld wiederholen und Euch außerdem noch als Giftmischer anzeigen. Dir wißt, daß darauf die Todesstrafe steht!«
Der Giftmischer lächelte überlegen und entgegnete:
»Wer ist schuldig, Señor? Derjenige, der das Gift macht, oder der, welcher es den Menschen eingibt? Ich denke, der zweite noch mehr als der erste. Gebt mir das Geld und geht!«
Cortejo zog nun hundert Pesos hervor, die etwa 450 Mark betragen, und gab sie ihm; dann steckte er das Gift sorgfältig zu sich, verließ das Haus und bestieg draußen sein Pferd, um eiligst davonzureiten, denn wen man aus Benitos Wohnung kommen sah, den hatte man sofort im Verdacht, ein unheimliches Geschäft abgeschlossen zu haben.
19. Kapitel
Als Cortejo den Paseo de la Viga zurückritt, kam ihm ein Reiter entgegen, der den Sitz auf dem Pferd nicht gewöhnt zu sein schien. Er hielt überrascht sein Pferd an. Diesen Mann kannte er und hatte ihn hier nicht vermutet. Er trug eine leichte Sommerkleidung und auf dem Kopf einen wahrhaft riesenhaften Sombrero.
»Ist es möglich! Seid Ihr es, oder seid Ihr es nicht, Señor Henrico Landola?« fragte er. – »Ja, ich bin es«, antwortete der Gefragte. – »Aber, was tut Ihr hier auf dem Paseo?« – »Ich reite Euch entgegen.« – »Mir?« fragte Cortejo erstaunt. – »Ja. Wißt Ihr denn nicht, daß ich in Verakruz gelandet bin? Habt Ihr den Brief Eures Bruders nicht erhalten?« – »Ich habe ihn erhalten.« – »Nun, so ist ja alles richtig. Ich bin durch das verdammte Räuber- und Fieberland geritten, um das Geschäft mündlich mit Euch zu besprechen. Ich suchte Euch auf, fand aber nur Eure Tochter, die mir sagte, daß ich Euch auf dem Paseo sicher begegnen würde. Das ist auch geschehen.« – »Wie unvorsichtig!« – »Unvorsichtig? Inwiefern?« – »Insofern, als Euch niemand sehen darf. Es kennt Euch hier zwar niemand, aber der Teufel treibt sein Spiel oft wunderbar. Zwei Männer, die ein Geschäft wie das unsrige abzumachen haben, die dürfen von keinem Menschen beisammen gesehen werden.« – »Gut! Mir auch recht!« – »Reitet jetzt spazieren, wohin es Euch beliebt, und kommt heute abend um zehn Uhr an dieselbe Stelle, an der wir uns hier getroffen haben!« – »Schön; ich werde mich einfinden!«
Landola ritt weiter, und der Sekretär trabte seiner Wohnung zu. Als er zu Hause ankam, erwartete ihn seine Tochter mit Spannung und fragte:
»Hast du ihn getroffen und das Mittel erhalten?« – »Allerdings. Aber verteufelt teuer ist es!« – »Erzähle!«
Der Sekretär berichtete Josefa nun in kurzen Worten von seinem Besuch bei Benito, dem Giftdoktor, und sagte dann:
»Aber wie kannst du den Fehler machen, mir den Kapitän entgegenzuschicken!« – »Einen Fehler? Inwiefern?« – »Es darf mich kein Mensch hier mit ihm sehen!« – »Ein größerer Fehler wäre es gewesen, wenn ich ihm erlaubt hätte, hier auf dich zu warten.« – »Wollte er das?« – »Ja freilich!« – »Unvorsichtiger Mensch!« – »Oh, nicht unvorsichtig, sondern dreist!« sagte sie sehr indigniert. – »Dreist? Weshalb?« – »Der Kerl wollte mich küssen!« – »Küssen?« Der Sekretär machte nicht etwa ein zorniges, sondern ein ganz erstauntes, sogar ein geradezu verdutztes Gesicht, denn er hatte noch nie einen Menschen gekannt, der den sonderbaren Appetit gehabt hatte, seine Tochter zu küssen. »Was fällt ihm ein!« – »Ja, was fällt ihm ein!« rief diese. »Mich, eine spätere Gräfin, küssen zu wollen!« – »Na, na«, beschwichtigte er, »ein Kuß ist doch nichts gar so Schlimmes!« – »Wie? Ich glaube gar, du hilfst ihm!« – »Laß gut sein!« lachte er. »Ich meine, der Kapitän hat nur Spaß gemacht.« – »Spaß? Er streckte bereits die Arme nach mir aus!« – »Hättest du es doch darauf ankommen lassen. Ich wette, er hätte dich nicht geküßt!« – »Nicht?« fragte sie. »Meinst du etwa, daß ich nicht hübsch genug zum Küssen bin?« – »Wer sagt denn, daß ich dieses meine?« entschuldigte er sich. »Diese Seeleute sind Spaßvögel. Man darf ihnen nichts übel nehmen. War er allein?« – »Ja.« – »Sprach er von unserem Geschäft?« – »Nein, kein Wort.« – »Und auch du nicht?«
Josefa wurde ein wenig verlegen und antwortete:
»Ich fing davon an, aber er ging nicht darauf ein.« – »Das glaube ich. Ein Mann wie Henrico Landola spricht über solche Dinge nicht mit Frauen. Ich glaube, daß er eher sein Schiff mit Mann und Maus auf den Grund treiben läßt, ehe es ihm einfällt, ein Weib zur Mitwisserin eines Geheimnisses zu machen. Sagtest du ihm, wo ich war?« – »Das fällt mir gar nicht ein. Ich sagte ihm nur, daß er dich auf dem Paseo treffen könne. Ihr habt euch also wirklich gesehen?« – »Ja, und er teilte mir mit, daß er bei dir gewesen sei. Ich habe übrigens nur einige Worte mit ihm gewechselt und ihn für heute abend auf dem Paseo wieder bestellt.« – »Das ist recht«, sagte sie, und stolz setzte sie hinzu: »Ich müßte gewärtig sein, er böte mir abermals einen Kuß an. Mein Mann soll mich einst vollständig ungeküßt bekommen!« – »Da bist du eine außerordentliche Seltenheit«, lachte ihr Vater ironisch. Sie wünschte dieses Thema abzubrechen und fragte daher
»Also, du hast das Mittel? Was ist es? Ein Pulver oder eine Tinktur?« – »Ein Pulver.« – »Zeige es.«
Der Sekretär öffnete das Tütchen und zeigte seiner Tochter den Inhalt.
»Ah! Was kostet es?« – »Hundertundzehn Pesos in summa.« – »Wie! Das ist ja viel zu viel! Dieser Benito ist ein Schelm!« – »Wenn es wirkt, so mag es sein!« – »Wann wirst du es anwenden? Noch heute?« – »Ich muß warten. Alfonzo ist noch nicht da.« – »Der braucht nicht notwendigerweise dabeizusein!« – So muß ich wenigstens vorher mit Kapitän Landola sprechen.« – »Dann kann Don Ferdinando das Pulver also morgen bekommen?« – »Möglicherweise!« – »Aber wie?« – »Ich habe auch bereits drüber nachgedacht, doch vergebens.« – »Diese alte Marie läßt keinen Menschen zu ihm. Sie wacht über ihn wie ein Drache.« – »Es muß sich aber irgendein Weg finden lassen. Wir wollen darüber nachdenken.« – »Wie wirkt das Mittel?« – »Es wirkt innerhalb einer Nacht, und die Wirkung hält eine volle Woche an.« – »So wird er vielleicht sterben.« – »Warum?« – »Weil er verwundet ist.« – »Das ist dann meine Schuld nicht. Ich will ihn scheintot machen, stirbt er, so ist mein Gewissen frei von einem Vorwurf. Nur ein Bedenken habe ich. Daß der Arzt es merkt, wenn der Graf bloß scheintot, aber nicht völlig tot ist.« – »Das ist allerdings bedenklich. Er wird ihn nicht begraben lassen wollen.« – »In diesem Klima treten die Kennzeichen des wirklichen Todes schnell ein. Man sieht sie bereits am nächsten Tag.« – »Sind diese nicht künstlich hervorzubringen? Wirkt keine Säure oder ein scharfes Kraut?« – »Vielleicht der Saft des Schöllkrauts oder der Wolfsmilch. Aber unsereiner muß vorsichtig sein. Man ist kein Chemiker, man kennt das nicht und kann sehr leicht einen Fehler begehen.« – »Ah, du bist dumm gewesen!« erwiderte Josefa. »Benito hätte vielleicht ein Mittel gehabt.« – »Wahrhaftig! Daran habe ich gar nicht gedacht!« – »Du mußt noch einmal hinaus zu ihm, und zwar heute noch.« – »Du hast recht. Ich kann zu ihm gehen, bevor ich mich mit dem Kapitän treffe. Es ist dann bereits dunkel, und man wird mich in Sant‘ Anita nicht zum zweiten Mal sehen.«
Es blieb bei diesem Entschluß. Eine gehörige Zeit vor dem Stelldichein machte Cortejo sich auf und ging hinaus nach dem Dorf. Reiten wollte er nicht, weil dies bei einer Unterredung mit Landola zu unbequem gewesen wäre. Als er bei Benito anklopfte, erschien die Alte wieder und fragte in die Dunkelheit hinein:
»Wer ist da?« – »Ein Bekannter«, antwortete Cortejo, »und zwar der Señor, der heute hiergewesen ist.«
Jetzt erkannte sie den Sekretär an der Stimme.
»Ah, der mir einen Peso gab! Oh, ein Peso ist gut! Was wollt Ihr?« – »Ist Señor Benito zu Hause?« – »Nein, er ist ausgegangen.« – »Wann kommt er wieder?« – »Ich weiß es nicht.« – »Sagt nur die Wahrheit, Señora. Ich habe wirklich sehr notwendig mit ihm zu sprechen.« – »Sehr notwendig?« fragte sie mit schlauer Betonung. »Das merke ich nun eben nicht.« – »Ah, Ihr wollt abermals einen Peso? Wenn ich ihn Euch nun gebe, ist Benito dann zu Hause?« – »Ja.« – »Nun, da habt Ihr ihn.«
Er zog das Silberstück aus der Tasche und gab es ihr.
»So kommt!« sagte sie jetzt.
Dann schloß sie die Tür auf, ließ Cortejo eintreten und führte ihn in dasselbe Loch, wo er bereits einmal gewartet hatte. Es dauerte nicht lange, bis der Giftmischer erschien.
»Was wollt Ihr?« fragte er. – »Ich habe heute etwas vergessen, und zwar die Frage an Euch zu richten: Bekommt ein Scheintoter Verwesungsflecke?« – »Nein.« – »Aber diese müssen doch in meinem Fall vorhanden sein; es ist notwendig.« – »Hm, das ist schlimm!« entgegnete Benito mit schlauem Lächeln. »Wollt Dir nicht lieber den Mann gleich töten? Dann werden die Flecken sicher zu sehen sein.« – »Nein, sterben soll er nicht.« – »So müßt Ihr sehen, wie Ihr ohne die Flecke auskommt.« – »Der Arzt wird ohne sie die Leiche nicht begraben lassen.« – »Das ist seine und Eure Sache, aber nicht die meinige.« – »Kann man diese Flecke denn nicht künstlich hervorbringen?« – »Hm, vielleicht.« – »Vielleicht? Ich denke, Dir müßt so etwas genau wissen?« – »Ich weiß es auch gewiß. Es geht schon, wenn man das rechte Mittel hat, und ich besitze auch dieses Mittel.« – »Kann ich es bekommen?« – »Ich weiß nicht, ob es Euch nicht zu teuer ist.« – »Benito, Ihr seid ein Schelm. Ihr wollt nur Geld von mir erpressen. Was kostet das Mittel?« – »Zehn Pesos.« – »Das ist zu teuer. Ich fürchte, Ihr werdet mir ein paar Tropfen Säure oder Pflanzensaft geben, der kaum einige Tlacos wert ist.« – »Nun, dann geht und macht Euch das Mittel selbst, wenn es Euch bei mir zu teuer ist.« – »Hole Euch der Teufel! Dir wißt, daß ich nichts davon verstehe. Fünf Pesos will ich geben.« – »Gebt zehn oder geht fort. Anders nicht.«
Benito tat, als wolle er sich entfernen.
»Halt, ich gebe dir zehn!« sagte jetzt Cortejo eilig. – »So wartet. Ich werde das Mittel holen.«
Der Indianer ging und kehrte bereits nach einigen Minuten mit einem Fläschchen zurück, in dem sich eine gelbliche Flüssigkeit befand.
»Wißt Ihr die Stellen, an denen sich bei einem Verstorbenen die Verwesungsflecke zeigen?« fragte er. – »Ja.« – »So tränkt ein Läppchen mit dieser Flüssigkeit und reibt die Stellen damit ein. Je mehr Dir nehmt, desto dunkler werden sie.« – »Ihr meint, ich müsse in der Mitte mehr nehmen als am Rand?« – »Das versteht sich.« – »So gebt her. Hier habt Ihr das Geld.«
Cortejo gab die zehn Pesos hin, die der Indianer mit einem vergnügten Schmunzeln in seine Tasche versenkte, denn er hatte heute eine Einnahme gehabt, wie selten bisher.
Als der Sekretär ging, stand die Alte bereits an der Tür, um sie zu öffnen. An dieser Höflichkeit waren nicht nur die beiden Pesos schuld, sondern sicher auch der Umstand, daß er sie jetzt bei seinem zweiten Besuch nicht du, sondern Ihr genannt hatte.
Er schritt nun langsam dem Paseo zu, denn er hatte noch Zeit bis zur Stunde des Rendezvous. Dennoch traf er den Kapitän bereits an.
»Ah, pünktlich!« sagte dieser, als er ihn erkannte. »Das ist recht; ich liebe das!« – »Ich ebenso. Wo habt Ihre Eure Zeit hingebracht, Señor Landola?« – »Ah, es gibt verschiedene Spelunken, in denen man sich Wohlbefinden kann; man spricht aber nicht davon«, lautete die Antwort. »Gebt mir Euren Arm, wir wollen zur Sache kommen!«
Sie schritten, Arm in Arm, dabei leise flüsternd, weiter.
»Also Ihr habt den Brief Eures Bruders Gasparino erhalten?« begann der Seekapitän. – »Ja. Und Ihr Eure Instruktion, Señor?« – »Nein.« – »Ah, ich dachte doch.« – »Hm, Ihr drücktet Euch nur falsch aus, Señor«, sagte Landola mit einem kurzen Lachen. – »Wieso?« – »Weil Kapitän Henrico Landola sein eigener Herr und Meister ist. Er läßt sich von keinem anderen einen Befehl oder eine Instruktion erteilen.« – »So verzeiht! Ich hatte das Wort nicht im Sinne einer Subordination gemeint.« – »Dann ist es gut. So will ich Euch also sagen, daß Euer Bruder mich gebeten hat, eine Fracht aufzunehmen, die Ihr mir abliefern werdet.« – »Welche Fracht ist es?« – »Hm, vielleicht ein Mensch!« entgegnete der Kapitän leichthin. – »Tot oder lebendig?« – »Mir egal. Ich weiß nur, daß er später wieder lebendig sein wird.« – »Was sollt Ihr mit ihm tun?« – »Ihn verschwinden lassen.« – »Wo?« – »Das steht in meinem Belieben.« – »Wer bezahlt Euch die Kosten?« – »Euer Bruder.« – »Sind sie bereits entrichtet?« – »Ich rechne später mit ihm ab.« – »So habe ich Euch nichts zu bezahlen?« – »Nein. Wann kann ich diese Fracht erhalten?« – »Wie lange liegt Ihr im Hafen?« – »Bis die Sache in Ordnung ist. Doch hoffe ich, daß Ihr mich in dem verdammten Fiebernest nicht auf die Folter spannen werdet, sonst segle ich auf und davon. Ich habe keine Lust, zu sterben.« – »Ich werde mich beeilen. Wißt Ihr, um wen es sich handelt?« – »Nein. Ich nehme meine Fracht auf und bekümmere mich den Teufel darum, wer es ist.«
Wenn es hell gewesen wäre, so hätte Cortejo an der Miene des Kapitäns sehen können, daß er log. Landola durchschaute sämtliche Pläne der beiden Brüder Cortejo und hatte sich bereits längst im stillen vorgenommen, seinen Vorteil dabei zu wahren.
»Aber er wird Euch seinen Namen sagen«, bemerkte der Sekretär. – »Ich werde es ihm nicht glauben.« – »Eure Matrosen werden es hören.« – »Es wird kein einziger ihn zu sehen bekommen.« – »Werden wir später erfahren, wohin Ihr ihn schafft?« – »Vielleicht. Das kann ich jetzt noch nicht wissen.« – »Gut. Ich nehme an, der Mann stirbt morgen …« – »Wann wird er da begraben?« – »In zwei Tagen eigentlich, aber sein Sohn ist nicht da …« – »So begräbt man ihn in dessen Abwesenheit.« – »Das geht nicht gut an.« – »Ah, dann ist es ein vornehmer Mann! Alle Teufel, so wird am Ende gar ein solcher Doktor sagen, daß er ihn konservieren und einbalsamieren wolle.« – »Das werde ich nicht zugeben. Man kann ja vorschützen, daß dies in der Familie nie gebräuchlich gewesen sei oder daß der Verstorbene irgendein Vorurteil gegen dergleichen Manipulationen gehabt habe.« – »Richtig. Wie aber bringen wir ihn nach dem Hafen?« – »Ihr selbst wollt ihn holen?« fragte Cortejo schnell. – »Nein. Dieses ›wir‹ galt Euch, aber nicht mir.« – »Hm. Im Sarg doch nicht.« – »Nein. Das wäre zu auffällig.« – »In einem Kasten?« – »Da erstickt er.« – »Man bohrt Löcher.« – »Ist erst recht auffällig.« – »So wird ein leichter Korb das beste sein.« – Jedenfalls. Aber wie bringt Ihr diesen zur Küste?« – »Auf Maultieren.« – »Und auf das Schiff?« – »Das Einschiffen des Korbes wird Eure Sache sein, Señor Landola.« – »Hm, das ist mir nicht lieb! Aber meinetwegen, ich werde Euch den Gefallen tun. Seht nur zu, daß Euch der Korb unterwegs nicht abhanden kommt.« – »Das macht mir allerdings Sorge. Der Weg von hier zur Küste ist keineswegs sicher. Es treiben da allerhand rote und weiße Kerle ihr Wesen, denen nicht zu trauen ist.« – »Ihr müßt für eine gute Bedeckung sorgen.« – »Das ist schwierig. Man müßte die Leute einweihen.« – »Nicht nötig. Geht doch selbst mit.« – »Ich kann nicht.« – »So habt Ihr ja einen Sohn.« – »Hm! Auch dieser kann eigentlich nicht. Aber ich werde es mir überlegen. Wie aber merkt Ihr, daß wir angekommen sind, Señor Capitano?« – »Sehr einfach; Ihr sendet mir einen Boten auf das Schiff.« – »Ihr kommt dann selbst?« – »Das weiß ich noch nicht! Ihr schafft den Korb doch nicht etwa bis in die Stadt hinein?« – »Fällt mir nicht ein!« – »So sucht Euch einen recht einsamen Platz an der Küste aus, wo ein Boot gut landen kann. Sobald ich höre, daß Dir dort seid, komme ich des Nachts und hole den Korb ab.« – »Recht so.« – »Auch ich will mich bewaffnen. Nun aber sind wir wohl zu Ende. Oder habt Ihr noch etwas?« – »Ich wüßte nichts.« – »So wollen wir uns verabschieden.« – »Habt Ihr solche Eile?« – »Sagtet Ihr heute nicht selbst, daß man vorsichtig sein müsse?« – »Heute abend sieht uns kein Mensch.« – »Aber ich habe noch eine kleine Zerstreuung vor, Señor Cortejo. Ihr wißt, das Leben zur See ist verdammt langweilig; kommt man dann einmal an Land, so wird man doch kein Esel sein.« – »Ich verstehe. Also gute Nacht, Señor.« – »Gute Nacht. Beeilt Euch also mit dem Begräbnis.« – »Es soll rasch genug gehen.«