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Waldröschen IX. Erkämpftes Glück. Teil 2

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Die beiden Söhne des Verbrechens gingen auseinander.

»Verdammt!« murmelte Landola, als er sich allein befand. »Sind diese Kreaturen glücklich entkommen. Welch eine Unvorsichtigkeit, mich während dieser langen Zeit nicht einmal zu erkundigen. Freilich, mir kann ihre Rückkehr weniger schaden. Ich brauche mich einfach nur zu verbergen. Aber dieser Cortejo und seine Sippe, sie sind verloren, sobald es ihm nicht gelingt, der Gefahr gleich anfangs zu begegnen. Fünfzigtausend Dollar. Ah, ich habe noch nicht ja gesagt! Er soll bluten, er soll zahlen! Und dann suche ich mir irgendeinen schönen, verborgenen Erdenwinkel, wo ich meine Reichtümer in Freude und Ruhe genießen kann.«

Cortejo fand den Dampfer, den Landola meinte. Die Falltür war herabgelassen; er stieg an Bord und traf den Kapitän auf Deck.

»Sie gehen nach Rio?« fragte er ihn. – »Ja«, antwortete der Seemann. – »Sie nehmen Passagiere auf?« – »Nur anständige.« – »Ich heiße Cortejo …«

Der Kapitän verbeugte sich.

»Bin Verwalter sämtlicher Besitzungen des Grafen Alfonzo de Rodriganda.«

Zweite, noch tiefere Verneigung des Kapitäns.

»Wir haben große, sehr weitläufige Güter drüben in Mexiko. Der Stand der Dinge nötigt uns, einen Bevollmächtigten hinüberzusenden, der unsere Interessen zu wahren hat Wollen Sie diesen Mann an Bord nehmen?« – »Mit Vergnügen. Wie heißt er?« – »Don Antonio Veridante.« – »Hat er zahlreiche Bedienung bei sich?« – »Einen einzigen Sekretario.« – »Junge Leute?« – »Nein, sondern ältere Herren, still und zurückgezogen. Sie werden Ihre Schiffsordnung nicht im mindesten stören.« – »Das ist mir lieb. Beköstigen sich die Señores selbst?« – »Nein.« – »So werde ich für das Nötige sorgen müssen. Aber mein Schiff ist kein Passagierschiff, ich habe also auch keine festen Preise. Ich richte mich ganz nach den Ansprüchen, die man macht. Wieviel soll gezahlt werden?« – »Dieser Punkt ist der einfachste. Sorgen Sie für alles, was zwei feine Señores während einer solchen Reise brauchen. Sie werden das, was Sie verlangen, sofort bezahlen, nachdem sie an Bord gestiegen sind, vorausgesetzt, daß die Forderung nicht übertrieben ist.«

Somit war die Sache abgemacht. Cortejo wartete in einem Gasthof, bis es dunkel war, und fuhr dann nach Hause.

Als er das erwähnte Gehölz erreichte, hörte er den Anfang der Marseillaise pfeifen. Er ließ anhalten. Landola stieg ein, nachdem sein Koffer auf dem Bock Platz gefunden hatte. Dann ging die Fahrt weiter.

»Fertig mit dem Kapitän?« fragte er. – »Ja.« – »Wann geht es fort?« – »Habe gar nicht zu fragen brauchen. Neben dem Fallreep hing die Ankündigung. Übermorgen früh mit eintretender Ebbe.« – »Sie wird neun Uhr eintreten.« – »So kommen wir zeitig genug, wenn wir des Nachts eintreffen.«

Dieses kurze Gespräch war das einzige, was sie bis Rodriganda führten. Dort angekommen, hütete sich Landola, in den Lichtkreis der Laternen zu treten. Es sollte niemand seine Gesichtszüge sehen – eine sehr notwendige Vorsichtsmaßregel.

Cortejo führte ihn in eines der Gastzimmer und bediente ihn selbst. Dann, nachdem er ihm geraten hatte, keinen Menschen eintreten zu lassen, begab er sich zu Schwester Clarissa.

3. Kapitel

Clarissa hatte Cortejo längst erwartet.

»Mein Gott«, klagte sie, »wie vernachlässigst du mich!« – »Inwiefern?« fragte er. – »Du bist bereits seit einer halben Stunde angekommen.« – »Ohne dich aufzusuchen! Nicht?« – »Ja. Nennst du dies Aufmerksamkeit?« – »Ich hatte vorher zu tun.« – »Vorher? Kann etwas anderes vorgehen?« – »Ja.« – »Was denn zum Beispiel?« – »Ein Gast.« – »Ah! Du hast einen Gast?« – »Ja.« – »Wer ist es?« – »Rate!« – »Wie kann ich das raten?« – »Du weißt doch, bei wem ich gewesen bin.« – »Bei Landola.« – »Nun?« – »Was? Du hast ihn doch nicht etwa als Gast mitgebracht?« – »Warum nicht?« – »Den polizeilich Verfolgten.« – »Gerade darum.« – »Gasparino!«

Clarissa schlug die Hände zusammen. Die Handlungsweise ihres alten Geliebten war ihr unbegreiflich. Er aber meinte lächelnd:

»Es ist nicht die geringste Gefahr dabei. Ich weiß, daß man ihn hier nicht suchen wird.« – »Wie lange soll er bleiben?« – »Nur bis morgen nacht.« – »Wohin geht er dann?« – »In See.« – »Hat er gestanden?« – »Ja.« – »Alles?« – »Alles!« – »Dieser Betrüger, Schurke und Verräter! Warum hat er es getan?« – »Um seines eigenen Vorteils willen. Er wollte gegen mich eine Macht in den Händen haben. Übrigens hatte mein Bruder ihn gut dafür bezahlt, daß er Don Ferdinando fortschaffte.« – »Also hat Pablo doch auch schlecht an dir gehandelt.« – »Ja. Ich werde ihn zur Rede stellen. Es soll ihm nicht den geringsten Nutzen bringen, darauf kannst du dich verlassen.« – »Was gedenkst du zu tun?«

Cortejo blickte vor sich hin und zögerte mit der Antwort. Darum fragte Clarissa:

»Jedenfalls wirst du zunächst die Zigeunerin aufsuchen?« – »Fällt mir nicht ein.« – »Wie? Nicht? Wirklich nicht?« fragte sie erstaunt. – »Nein.« – »Du sagtest das aber noch gestern, ehe du fortfuhrst!« – »Das ist richtig. Aber die Umstände haben sich geändert. Ich muß die Zigeunerin noch laufenlassen.« – »Aber sie ist uns ja so gefährlich!« – »Es gibt Personen, die uns noch gefährlicher sind.« – »Wen meinst du?« – »Sternau und Konsorten.« – »Die müssen drüben bekämpft werden. Persönlich kannst du gegen sie nicht vorgehen.« – »Ah! Warum nicht?« – »Nun einfach deshalb, weil du nicht in Mexiko bist.« – »Dem kann und wird abgeholfen werden, meine Liebe.«

Clarissa erschrak.

»Wie? Höre ich recht?« rief sie, von ihrem Sitz aufspringend. – »Freilich, liebes Kind«, antwortete er. – »Du willst doch nicht etwa hinüber nach Mexiko?« – »Gerade das will ich.« – »Heilige Madonna! Gasparino, was fällt dir ein?« – »Beruhige dich! Die Umstände machen es nötig!« – »Du kannst hier nicht entbehrt werden.« – »Drüben noch weniger!« – »Deine Kanzlei – deine Verwaltungsarbeiten …« – »Liegen in guten Händen.« – »Die Beaufsichtigung …« – »Wird Alfonzo übernehmen.« – »Er ist ja nicht hier.« – »Er wird kommen. Ich werde ihm noch schreiben, und sobald er eintrifft, teilst du ihm alles mündlich mit.« – »So willst du so rasch fort?« – »Mit Landola, morgen in der Nacht.« – »Mit diesem Mann! Kannst du dich ihm anvertrauen?« – »Pah! Frage doch lieber, ob er sich mir anvertrauen kann.«

Clarissa setzte sich langsam wieder, blickte Cortejo fragend ins Gesicht und sagte dann:

»Haben diese Worte etwas zu bedeuten?«

Cortejo lächelte sehr selbstbewußt und antwortete:

»Habe ich jemals etwas gesagt, was nichts zu bedeuten hatte?« – »Hm! Ich kenne dich. Ich lese aus deinen Mienen, daß du etwas vorhast. Ich habe mich da noch nie getäuscht.« – »Ja«, lachte er. »Du bist eine große Menschenkennerin. Was liest du denn für Buchstaben aus meinem Gesicht?« – »Keine guten, wenigstens keine freundlichen. Habe ich recht?« – »Möglich!« – »Hast du Neues von Landola gehört, was ich noch nicht weiß?« – »Eigentlich nicht. Aber Landola hat durch Wort und Verhalten Streiflichter auf das geworfen, was wir schon wissen.« – »War er nicht bereit, seine Fehler wiedergutzumachen?« – »O doch.« – »Verlangte er etwas dafür?« – »Zwei mal hunderttausend Dollar.« – »Der Unverschämte!« brauste sie auf. – »Im Grunde genommen fand ich es nicht unverschämt«, meinte er. – »Nicht? Da begreife ich dich doch einmal nicht.« – »Es sind ungefähr ein Dutzend Menschen umzubringen.« – »Was ist das weiter?« – »Aber was für Menschen! Denke an jenen Sternau!« – »Einer Kugel ist er doch nicht gewachsen.« – »Ja, aber denke an den Überfall hier im Park! Hat er da nicht alle die Kerle glänzend geschlagen?« – »Es waren Feiglinge, auch hatten sie schlecht gezielt.« – »Das kann drüben ebenso passieren. Und dazu mußt du bedenken, daß alle die Personen, auf die wir es abgesehen haben, sich in dem Hauptquartier des Juarez befinden.« – »Ändert das etwas?« – »Natürlich. Es macht das Unternehmen zehnfach schwierig, wohl gar ganz unmöglich.« – »Warum? Man geht eben ins Hauptquartier.« – »Das soll Landola tun?« – »Natürlich! Du hast ihm wohl gar die zwei mal hunderttausend Dollar versprochen, da du die Sache gar so gefährlich schilderst?« – »Nein.« – »Wieviel denn?« – »Er erinnerte mich an die Summe, die ich damals für den Tod des Betreffenden gegeben hatte.« – »Wieviel war das?« – »Einmal hunderttausend Dollar.« – »Und nun will er das Doppelte. Das ist unverschämt, zumal er uns damals betrogen hat. Was ist das Leben jener Person wert? Ich hätte ihm fünfzigtausend Dollar geboten.« – »Das habe ich auch getan.« – »Hat er akzeptiert?« – »Wir schweiften wieder ab.« – »So mußt du darauf zurückkommen. Mit einem solchen Mann kann man nicht vorsichtig genug sein. Aber weshalb mußt du denn mit? Um aufzupassen, ob er den Bart oder ein Stückchen Gesichtsfalte verliert?« – »Dieses letztere werden wir allerdings gegenseitig tun. Wir werden uns stets aufmerksam zu beobachten haben.« – »Wie?« fragte sie mit neuem Erstaunen. »Auch du willst dich verkleiden und unkenntlich machen?« – »Ja, meine Liebe«, antwortete er lächelnd. – »Aber den Grund dazu sehe ich denn doch nicht ein.« – »Ich werde dich von der Notwendigkeit, es zu tun, überzeugen. Erstens soll doch kein Mensch merken, daß ich nach Mexiko bin.« – »Ah! Warum nicht?« – »Denke an Rheinswalden. Sind wir von dort nicht stets beobachtet worden?« – »Das ist wahr. Vielleicht beobachten sie uns noch heute.« – »Ich bin davon vollständig überzeugt. Sie glauben nicht an die Echtheit unseres Alfonzos. Sie haben erfahren, daß die längst Verschollenen wieder da sind. Wer weiß, was diese geschrieben haben. Ich werde sicherlich beobachtet Erfährt man in Rheinswalden, daß ich nach Mexiko gehe, wird man den Grund vermuten und die Kerle dort warnen.« – »Das läßt sich allerdings begreifen.« – »Ferner wissen wir nicht, wie es in Mexiko steht Mein Bruder hat meinen Namen in Mißkredit gebracht. Ich darf nicht als Cortejo auftreten.« – »Auch das sehe ich ein. Die Verkleidung ist notwendig, ich brauche weiter keine Beweise zu hören. Aber was ich doch noch nicht ganz einsehe, das ist die Notwendigkeit, daß du mit über den Ozean gehen mußt.« – »Was meinst du, was Don Ferdinando tun wird, wenn er in die Hauptstadt zurückgekehrt ist?« – »Alle seine Besitzungen reklamieren.« – »Das versteht sich von selbst. Zwar würde das nun meist meinen Bruder schädigen. Aber das Grab, das Grab!« – »Ah! Es würde geöffnet« – »Auch das ist noch nicht das schlimmste!« – »Aber noch schlimmer kann doch nichts sein!« – »Er ist damals scheintot gewesen; das heißt, er hat Starrkrampf gehabt. Hast du vielleicht einmal von Starrkrampf sprechen gehört?« – »Er soll fürchterlich sein. Man soll alles hören und sehen, was um einen vorgeht.« – »Nun also. Don Ferdinando ist scheintot gewesen. Unser Alfonzo war drüben. Er hat mit meinem Bruder und Josefa bei der Leiche gesprochen, der Graf hat alles gehört. Er ist vielleicht im Besitz unseres ganzen Geheimnisses.« – »Madonna! Das wäre schlimm! Er muß sterben!« – »Sein Tod ist eine Notwendigkeit, eine beschlossene Sache. Er würde nicht nur seine Güter zurückverlangen, sondern uns auch wegen des anderen anzeigen und bestrafen lassen. Aber das ist noch nicht alles. Dieser Sternau ist uns ebenso gefährlich.« – »Er schien schon damals, als er Graf Emanuel operierte, etwas zu ahnen.« – Ja. Ich habe ihn beobachtet Er hielt Alfonzo keineswegs für den echten Nachfolger von Don Emanuel.« – »Auch er muß sterben!« – »Auch sein Tod ist beschlossen. Und ebenso steht es mit jeder anderen Person, die zu dieser Gesellschaft gehört.« – »Du meinst, daß sie alle uns gleich gefährlich sind?« – Ja.« – »Oh, es genügt wohl, nur die Hauptpersonen zu töten.« – »Nein, keineswegs. Was diese wissen, haben die anderen alle auch erfahren, Sie sind infolgedessen ebenso gefährlich.« – »Mein Gott, wie viele Personen willst du da zum Tode verurteilen, lieber Gasparino?«

 

Cortejo streckte sich behaglich auf dem Sofa aus und zählte:

»Don Ferdinando, Pedro Arbellez, dessen Tochter, Karja, Maria Hermoyes, Sternau, Mariano, zwei Helmers, Büffelstirn, Bärenherz, Juarez.« – »Juarez!« unterbrach Clarissa ihn, erschreckend. – »Ja«, antwortete er ruhig. – »Warum dieser?« – »Bei ihm laufen jedenfalls die Fäden zusammen. Er weiß alles genauer als jeder andere. Das sind also wie viele?« – »Zwölf. Aber Juarez – unmöglich!« – »Pah! Er ist eine Rothaut wie jeder andere Indianer! Dazu können aber noch mehrere Opfer nötig werden. Es gilt zu erfahren, wer wohl außerdem Mitwisser des Geheimnisses geworden ist. Das ist schwierig. Dazu gehört Kenntnis, Schlauheit, Energie und eine unendliche Aufopferung. Um so viele zu töten, sind ein eisenfester Charakter und ein totes Gewissen nötig. Glaubst du, daß, wenn ich Landola hinüberschicke, er eines schönen Tages wiederkommen und mir melden wird, daß er alles ausgeführt habe und daß wir ruhig sein können?« – »Nein, das glaube ich nicht.« – »Er hat mich betrogen.« – »Er würde dich wieder betrügen.« – »Oder soll ich mich auf meinen Bruder verlassen?« – »Auch er hat dich betrogen.« – »Das ist das eine. Und sodann ist er selbst geächtet und verfolgt. Er ist wohl schwerlich imstande, unserer Sache zu nützen.« – »Du hast recht, lieber Freund. Du überzeugst mich immer mehr, daß du selbst hinüber mußt.« – »Nicht wahr? Ich scheide natürlich ungern, liebe Clarissa.« – »Und ich lasse dich ungern fort. Aber um unseres Sohnes willen wollen wir die Trennung ertragen. Siegen wir, so ist das Wiedersehen ein um so fröhlicheres. Aber wenn du dich verkleidest, als was willst du reisen?« – »Als Advokat und Beauftragter des Grafen Rodriganda.« – »Und Landola?« – »Als mein Sekretär.« – »Dieser Gedanke ist gut. Aber ich bitte dich sehr, dich vor diesem Landola in acht zu nehmen. Es ist ihm in keiner Hinsicht mehr zu trauen.« – »Habe keine Angst. Ich werde vorsichtig sein.« – »Wann wirst du ihm sein Geld bezahlen? Pränumerando?«

Es war ein dämonisches Lächeln, das sich auf Cortejos Gesicht sehen ließ.

»Das Geld?« sagte er. »Er wird es niemals erhalten.«

Clarissa blickte ihn zweifelnd an.

»Du willst es ihm vorenthalten?« fragte sie. – »Ja.« – »Ihn also darum betrügen?« – »Betrügen? Hm! Kann man einen Toten betrügen?«

Da fuhr Clarissa rasch empor.

»Einen Toten? Er soll sterben?« – »Ja.« – »Von deiner Hand?« – »Von keiner anderen.« – »Und wann?« – »Wenn er seine Schuldigkeit getan hat und ich ihn nicht mehr brauche.«

Schwester Clarissa machte ein hochbeglücktes Gesicht.

»Cortejo«, rief sie, »daran erkenne ich dich! Du bist ein großer Mann. Du verfolgst deinen Gedanken durch Himmel und Hölle.« – »Es wird seine Strafe sein, daß er uns betrogen hat«, sagte er. »Übrigens ist das nicht das erste und zweite Mal.« – »Auch sonst noch?« fragte sie. – »Ja. Er gestand, daß er mir nur den zehnten Teil unseres Gewinnes gegeben hat.« – »Und wieviel hattest du zu verlangen?« – »Die Hälfte – fünfzig Prozent.«

Da schlug Clarissa die Hände über dem Kopf zusammen.

»So hat er dich um vierzig Prozent betrogen?« – »Ja.« – »Und das hat er dir gestanden?« – »Ja.« – »Doch gezwungener Weise.« – »O nein, sondern mit lachendem Mund.« – »Welche Frechheit! Welche Schändlichkeit! Welch ein Betrug! Du hast recht. Er hat den Tod verdient. Er verdient keine Schonung.« – »Er wird seine Strafe finden. Wer mich zu täuschen und zu übervorteilen wagt, der erhält seinen Lohn, selbst wenn er mein Bruder wäre.«

Clarissa blickte Cortejo abermals forschend in die Augen.

»Soll das etwa heißen …« fragte sie gedehnt. – »Was?« – »Dein Bruder hat dich ja auch getäuscht.« – »Oh, noch mehr. Er ist an allem schuld!«

Dabei ballte Cortejo die Faust und schlug auf den Tisch.

»Wieso an allem?« fragte Clarissa. – »Er hat den Landola verführt, Don Ferdinando leben zu lassen. Da dies dem Kapitän geglückt ist, hat er es später gewagt, auch den anderen das Leben zu schenken, was sicherlich nicht geschehen wäre, wenn er das erstere nicht hätte tun dürfen.« – »Du hast recht; aber er ist dein Bruder«, sagte sie, indem ihr Blick lauernd auf ihm ruhte.

Cortejo bemerkte das, stieß ein zufriedenes Lachen aus und sagte:

»Also auch hierin stimmen wir überein!« – »Worin?« – »Hm. Denkst du, ich sehe es dir nicht an, was du wünschst?«

Clarissa errötete ein wenig und fragte dabei:

»Nun, was ist es, was du mir ansiehst?« – »Du möchtest, daß ich meinen Bruder auch ein wenig bestrafe?« – »Würdest du mir diesen Wunsch übelnehmen?« – »Ganz und gar nicht.« – »Ich will dir nicht vorgreifen, aber wie kommt Pablo dazu, das Eigentum unseres Sohnes an sich zu reißen!« – »Es zu vergeuden!« fügte Cortejo hinzu. – »Unsere Reichtümer in den Rachen der Revolution und des Schwarzen Panthers zu werfen.« – »Uns seine Tochter als Gräfin Rodriganda anzubieten.« – »Das war lächerlich!« – »Er steht am Ziel seiner Lächerlichkeiten.« – »Du willst ihn steuern?« – »Ja, sehr ernst. Er soll mit helfen, die Feinde zu überwinden. Ist das geschehen, dann …«

Er stockte.

»Was dann?« fragte sie gespannt. – »Er war mein Bruder, aber er ist es nicht mehr; er hat mich betrogen. Er wird das Schicksal Henrico Landolas teilen.«

Es zuckte elektrisch durch alle Glieder der Schwester Clarissa.

»Und seine Tochter Josefa?« fragte sie fast atemlos. – »Sie wird mit ihm untergehen.« – »Wirklich?« – »Ja. Es ist beschlossen; ich habe es mir geschworen, folglich wird es auch geschehen.«

Da warf Clarissa dem Geliebten vor Entzücken die Arme um den Hals, zog ihn an sich und bedeckte seinen Mund, seine Wangen und Augen mit glühenden Küssen.

»Ich danke dir!« rief sie. »Nun endlich wird Alfonzo der richtige Graf Rodriganda sein. Er wird die ganze Herrschaft ungeteilt besitzen, und wir, seine Eltern, sind die eigentlichen, wahren Herren. Gasparino, könnte ich dich doch so belohnen, wie du es verdienst!«

Sie blickte ihm zärtlich in die Augen. Cortejo aber schüttelte den Kopf und sagte:

»Ich bedarf keiner Belohnung.« – »Nicht?« meinte sie enttäuscht. – »Nein. Was ich tue, ist meine Pflicht oder wenigstens der Ausfluß meines Charakters.«

4. Kapitel

Auf der Reede von Rio de Janeiro, der Hauptstadt Brasiliens, lag ein schmucker Dampfer vor Anker. Er war nicht groß. Man sah es ihm an, daß er wohl nur zum Privatgebrauch bestimmt sei.

Gewiß wollte er in kurzer Zeit die Reede verlassen, denn leichter Rauch, der gekräuselt dem Schornstein entquoll, zeigte an, daß man eben begann den Kessel zu feuern.

Es war am späten Nachmittag. Die Sonne war gesunken, und die kurze Dämmerung brach herein.

Da kam von der Stadt her ein Boot, von vier kräftigen Jungen gerudert, so daß es wie ein Pfeil über das Wasser flog und fast nicht in den Wellen, sondern in der Luft zu fahren schien.

Der Mann, der auf der Mittelbank saß, war jedenfalls ein Seemann. Sein volles, freundliches Gesicht ließ den Kenner vermuten, daß er ein Deutscher sei. Sein blaues, helles Auge ruhte mit wohlgefälligem Blick auf dem Dampfer, und als das Boot anlegte, stand er mit einem schnellen Sprung auf dem Fallreep und stieg die Stufen hinan mit der Miene eines Mannes, der von einem anstrengenden Ausflug müde nach Hause kommt.

Als er das Deck erreichte, trat der Steuermann auf ihn zu und meldete:

»Kapitän, da sind zwei Herren, die mit Ihnen zu sprechen verlangen.« – »Was wollen sie denn?« fragte der Kapitän, indem er die beiden Männer erblickte, die auf seine Rückkehr gewartet zu haben schienen. – »Sie haben gehört, daß wir nach Verakruz gehen …« – »Und wollen etwa mit?« – »Ja.« – »Ah! Hm. Was sprechen sie für eine Sprache?« – »Spanisch.« – »Gut. Wollen sehen.«

Der Kapitän schritt auf die beiden Männer zu.

»Mein Name ist Wagner«, sagte er, »Kapitän dieses Schiffes.« – »Ich heiße Antonio Veridante, Advokat aus Barcelona. Dieser Señor ist mein Sekretär«, sagte der eine der beiden Männer. – »Sie wünschen?« – »Wir hörten, daß Sie nach Verakruz gehen.« – »Das ist allerdings wahr.« – »So wollten wir Sie fragen, ob Sie nicht die Güte hätten, uns mitzunehmen.« – »Señores, das wird wohl nicht möglich sein.«

Der ältere der beiden Männer, der Advokat, zog die Stirn kraus.

»Warum nicht?« fragte er. »Wir sind bereit, sehr gut zu zahlen.« – »Das ändert nichts. Dieser Dampfer ist weder Fracht- noch Passagierschiff, er dient zu ganz privaten Zwecken.« – »Die wir nicht erfahren dürfen?« – »Es würde Sie nicht interessieren.« – »So schlagen Sie uns unsere Bitte wirklich ab?« – »Ich bin leider gezwungen.« – »Wir müssen das um so mehr beklagen, als wir im Vertrauen auf Ihre Güte bereits unser Gepäck mitgebracht haben.« – »Sapperlot, so haben Sie wohl gar das Boot zurückgeschickt, das Sie an Boot brachte?« – »Nein. Das gab Ihr Steuermann nicht zu. Es liegt seitwärts am anderen Bord.« – »Ich hoffe, daß Sie eine baldige Gelegenheit finden.« – »Wir wünschen es auch; doch wird dieser Wunsch wohl nicht so bald in Erfüllung gehen. Ich habe bedeutende Verluste zu befürchten, die ich erleide, wenn ich nicht schleunigst eintreffe.« – »So.«

Das Auge des Kapitäns überflog noch einmal die beiden Männer. Sie hatten beide etwas an sich, was ihm nicht gefiel; aber sonst zeigten sie ein ehrbares, Achtung forderndes Äußeres. Es war übrigens so dämmerig, daß man Einzelheiten nicht mehr gut sehen konnte.

»Große Verluste?« fragte er. »Sind sie bedeutend?« – »Sehr.« – »Wohl für eine Bank, deren Vertreter Sie sind?« – »Nein. Sondern für einen Privatmann.« – »Darf ich fragen, wer das ist?« – »Ja. Ich meine den Grafen de Rodriganda.«

Kaum war dieses Wort ausgesprochen, so trat der Kapitän einen Schritt näher.

»Was?« fragte er. »Habe ich recht gehört? Rodriganda?« – »Ja.« – »Meinen Sie den Grafen, dessen Stammschloß gleichen Namens bei Manresa in Spanien liegt?« – »Ja.« – »Er hat große Besitzungen in Mexiko?« – »Ja.« – »Sie sollen mitfahren. Sie haben doch Ihre Legitimationen bei sich?« – »Das versteht sich. Wünschen Sie dieselben zu sehen?« – »Jetzt nicht. Das hat für später Zeit. Das Schiff sticht bald in See, und ich habe noch anderes zu tun. Ihr Boot kann zurückgehen. Peters!«

Auf diesen Ruf kam ein Matrose herbei.

»Führe die beiden Señores in die vorderste Kajüte. Du magst sie bedienen und bist deshalb vom übrigen frei.« – »Danke, Kapitän!« meinte der Mann. Dann drehte er sich zu den beiden Pflegebefohlenen und sagte in gebrochenem Spanisch: »Folgen Sie mir!«

Er führte sie in einen zwar kleinen, aber allerliebsten Raum, in dem sich übereinander zwei Betten befanden.

»So, das ist Ihre Koje«, sagte er. »Machen Sie es sich bequem. Ich hole Wasser und dergleichen herbei.«

Kaum war er fort, so meinte Cortejo:

»Was war das, Señor Landola?« – »Er kannte die Familie Rodriganda.« – »Ja. Wir müssen da außerordentlich vorsichtig sein.« – »Hätten wir den Namen Rodriganda nicht erwähnt, so wären wir wahrhaftig nicht mitgenommen worden.« – »Und doch wünschte ich, ich hätte lieber nichts gesagt.« – »Na, wir müssen warten, was wir erfahren. Bis dahin können wir vorsichtig lavieren, bis wir das richtige Fahrwasser finden.« – »Ja, aber da bitte ich um eins.« – »Was?« – »Daß ich die Erkundigungen einziehe. Ihr geltet für meinen Untergebenen, also bin ich derjenige, der reden muß.« – »Meinetwegen«, meinte Landola mürrisch.

 

Peters kam bald zurück, um Wasser und Waschrequisiten zu bringen.

»Lagt Ihr lange in Rio?« fragte Cortejo. – »Nur drei Tage«, lautete die Antwort. – »Woher kommt Ihr?« – »Um Kap Hoorn.« – »Ah! Um Südamerika herum?« – »Ja.« – »Wohl von Australien?« – »Eigentlich ja, aber zunächst von Mexiko.« – »Von einem der Westhäfen?« – »Guaymas.« – »Ladung dort genommen?« – »Nein. Passagiere dort gelandet.« – »Viele? Der Kapitän sagte doch, dies sei kein Passagierschiff.« – »Ist es auch nicht.« – »Was sonst?« – »Privateigentum.« – »Wem gehört es denn?« – »Dem Grafen Rodriganda.«

Die beiden Freunde blickten einander erschrocken an, was jedoch der Matrose nicht bemerkte.

»Rodriganda?« fragte Cortejo, indem er sich zusammennahm. »Wie ist denn der Vorname dieses Herrn?« – »Don Ferdinando.« – »Wo wohnt er?« – »In Mexiko.« – »Kennst du ihn?« – »Nein, ich habe ihn nicht gesehen.« – »Ich denke, nach deinen Reden zu schließen, ihr habt ihn in Guaymas ausgeschifft.« – »Das ist richtig, aber ich war nicht dabei.« – »Wieso?« – »Ich hatte einen schlechten Kapitän und ging daher in Valparaiso vom Schiff. Da kam Kapitän Wagner mit diesem Dampfer. Er mußte einen schwerkranken Mann ans Land geben und nahm an dessen Stelle mich auf.« – »So bist du also erst seit Valparaiso hier an Bord?« – »Ja.« – »Und weißt nichts von den früheren Schicksalen dieses Schiffes?« – »Ich weiß einiges, was ich von den anderen erfahren habe.« – »Nun?« – »Es gehörte einem Engländer und wurde in Ostindien von dem Grafen Rodriganda gekauft.« – »Wie kam der Graf nach Indien?« – »Mit Kapitän Wagner, Schiff Seejungfer aus Kiel.« – »Kiel ist wohl ein deutscher Hafen? Nicht?« – »Ja.« – »Sonderbar, daß der Graf dorther gekommen ist.« – »Oh, nicht von dort kam er.« – »Von woher sonst?« – »Er wurde an der Ostküste Afrikas aufgenommen.« – »Wo da?« – »Er war im Harrarland gewesen und da entflohen. Er traf die Seejungfer an der Küste. Der Kapitän brachte ihn nach Indien und dann nach Australien, um die anderen abzuholen!« – »Die anderen? Wer ist das?« – »Wer? Hm!«

Der Mann zögerte zu antworten. Er betrachtete sich die beiden Männer eine Sekunde lang, ohne seine Auskunft fortzusetzen.

»Warum antwortetest du nicht?« fragte Cortejo. – »Weil ich weiter nichts weiß.« – »So! Und das andere wußtest du so rasch.« – »O Señor, es kommt sehr viel auf den Frager an, ob man etwas schnell vergißt oder nicht.«

Bei diesen Worten drehte der Mann sich um und schritt zur Tür hinaus.

Cortejo blickte Landola an.

»Was war das?«

Landola zuckte anstatt der Antwort mit den Achseln.

»Ich wette meinen Kopf, daß er es wußte und es doch nicht sagte.« – »Ihr seid selbst schuld.« – »Ich? Inwiefern?« – »So eine weitfahrende Teerjacke pflegt kein Dummhut zu sein.« – »Was hat dies mit meiner Frage zu tun?« – »Sehr viel. Ihr wart zu unvorsichtig.« – »Nicht daß ich wüßte!« – »Und doch. Ihr wart ja förmlich erpicht, etwas über Rodriganda zu hören. Ihr habt den Kerl mit den Augen fast verschlungen.« – »Unsinn!« – »Ich habe Euch beobachtet, es ist so.« – »Ich weiß nichts davon.« – »Wenn Ihr Euch nicht anders beherrschen könnt, so ist es besser, Ihr überlaßt das Fragen mir. Sonst verratet Ihr Euch.« – »Das geht nicht. Aber wenn es wirklich so ist, wie Ihr sagt, so werde ich mich auch in acht nehmen.« – »Das rate ich Euch sehr an. Ihr habt ja gehört, wie die Sachen stehen. Oder nicht?« – »Hm. Dieser Kapitän hat den Grafen befreit.« – »Und nach Indien gebracht. Hier ist mir nur eins unklar.« – »Was?« – »Hier hat der Graf diesen Dampfer gekauft. Der kostet Geld.« – »Allerdings«, meinte Cortejo. »Woher hat er dasselbe?« – »In der Sklaverei erarbeitet jedenfalls nicht.« – »Vielleicht dem Sultan gestohlen?« – »Dem Sultan gestohlen und doch entkommen! Das klingt unwahrscheinlich.« – »Wir werden es erfahren.« – »Mit diesem Dampfer sind sie nach Australien gefahren, um die anderen zu holen. Wen habe ich unter diesen anderen zu verstehen?« – »Doch Sternau und die Seinen.« – »Das denke ich auch.« – »Aber wie konnte der Graf in diesem abgeschlossenen Harrar etwas von Sternau erfahren.« – »Zumal ich Sternau auf eine Insel gesetzt habe, die kein Mensch kannte. Das ist wahrlich unbegreiflich.« – »Wir werden auch das erfahren.« – »Aber ich muß bitten, sehr vorsichtig zu sein. Ihr habt dem Kapitän bereits gesagt, daß Ihr Sachwalter des Grafen Rodriganda seid. Wie wollt Ihr Euch aus dem Loch helfen, in das Ihr aus eigener Schuld gefallen?« – »Das wird nicht schwer sein.« – »Wieso?« – »Ich kann doch das Vertrauen des Grafen Alfonzo besitzen, ohne gerade ein Feind der anderen zu sein!« – »Es wird sich empfehlen lassen, wenn wir den alten Grafen Emanuel gekannt haben.« – »Gut, dieser Gedanke reicht hin. Ich hoffe, daß wir von den Plänen Sternaus so viel erfahren, als für uns nötig ist, rasch zum Ziel zu kommen.«

Als der Kessel den nötigen Dampf besaß, nahm der Dampfer die Anker auf und wandte sich der See zu. Der Kapitän stand auf der Kommandobrücke, bis man offenes Meer hatte und die Fahrt frei war, dann stieg er herab, um die Führung dem Steuermann zu überlassen.

Da trat Peters zu ihm, legte die Hand an den Hut und sagte:

»Kapt‘n!« – »Was willst du, mein Junge?« fragte Wagner, der gewohnt war, mit seinem Seevolk in der leutseligsten Weise zu verkehren. – »Die Passagiere.« – »Na, was ist mit ihnen?« – »Hm! Fürchterlich neugierig!« – »So, so! Was wollten sie wissen?« – »Alles vom Schiff.« – »Tut ja nichts.« – »Und vom Grafen Rodriganda.« – »Auch das tut nichts, mein Sohn.« – »War mir aber doch auffällig. Der eine fragte, und der andere sperrte das Maul wie ein Walfisch auf.« – »Das ist leicht erklärlich. Sie kennen beide den Grafen Rodriganda.« – »Ach so!« – »Hast du sonst noch etwas?« – »Nein.« – »So schicke sie einmal zu mir und sage dem Koch, daß sie in meiner Kajüte mit mir essen werden.«

Peters ging. Sobald ihn aber der Kapitän nicht mehr zu sehen vermochte, brummte er zwischen den Zähnen:

»Also sie kennen den Grafen. Gefallen mir aber doch nicht. Sie sehen beide gerade so aus, als wenn ein Seeräuberschiff die Kanonenluken maskiert, um für einen Kauffahrer angesehen zu werden. Kann auf keinen Fall schaden, wenn ich ein wachsames Auge auf sie habe.« Der gute Peter gehörte zu jenen Leuten, die sich unmöglich verstellen können, dafür aber auch ein instinktives Gefühl für jede Falschheit besitzen. Als er in die Kajüte trat, meinte er in einem Ton, der zwar höflich sein sollte, aber fast wie ein Befehl klang:

»Zum Käpt‘n, Señores! Aber schnell!« – »Wo ist er?« fragte Landola. – »In seiner Kajüte.« – »Gut! Werden gehen!« – »Wird gut sein, die Legitimationen mitzunehmen.«

Mit diesem Wink stieg Peters wieder davon. Dann aber stellte er sich abseits, um die beiden zu beobachten. Ein anderer Matrose kam und fragte:

»Was gibt‘s hier, Peters? Stehst doch da wie die Katze vor dem Rattenloch.« – »Ist‘s auch!« lautete die kurze Antwort. – »Lauerst wirklich auf eine Ratte?« – »Ja, auf zwei.« – »Ah! Die Landratten?« – »Hast‘s erraten. Paß auf!« – »Was denn?« – »Wirst‘s sehen und hören.«

Die beiden Männer waren beim Schein der Decklaternen deutlich zu erkennen. Landola schritt voran, und Cortejo folgte ihm.

»Siehst du es?« fragte Peters seinen Kameraden. – »Was?« – »Daß der eine ein Seemann ist?« – »Ah! Weshalb?« – »Habe es ihm am Auge angesehen. Ein Seemann hat ein anderes Auge als eine Landratte. War bei Ihnen, um sie zum Kapt‘n zu bestellen. Zwei Landratten hätten gefragt, wo die Kajüte ist.« – »Vielleicht sind sie bereits viel gefahren.« – »Tut nichts. Auf unserem Deck waren sie noch nicht. Nur ein erfahrener Seewolf findet auf einem fremden Privatdampfer und im Dunkel des Abends die Kapitänskajüte.« – »Warum aber beobachtest du das?« – »Weiß es selbst nicht. Kann die Kerle nicht leiden.«