Kitabı oku: «Das Gassi-Buch für besondere Hunde», sayfa 2

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Was genau können Gassirunden bewirken?

Meine Antwort ist: Eine Menge! Für viele Hunde sind sie die Highlights in ihrem Alltag, der sich meistens in unseren vier Wänden abspielt. Sie bieten die Möglichkeit, an die frische Luft zu kommen, die Nase und das Hirn mit Millionen von Geruchsinformationen zu stimulieren, den Körper zu bewegen, Impulse für alle Sinne zu sammeln und auch für andere Hunde Informationen zu hinterlassen. Für viele besondere Hunde ist damit allerdings auch eine körperliche, mentale und emotionale Überforderung verbunden.

Ideal ist daher, die Gassirunden so zu gestalten, dass ein sensorischer Input über alle Sinne in für den jeweiligen Hund angemessener Dosis erfolgt. „Den Hund Hund sein lassen“, etwas, was häufig propagiert wird, klingt erst mal toll und empathisch. Wenn wir bei unseren Runden jedoch ausschließlich das tun, werden wir in Bezug auf die Schwierigkeiten im Alltag nicht viel weiter kommen. Wir brauchen Interaktion, Kooperation und Kommunikation mit unserem Hund, vor allem unterwegs. Es geht darum, dass wir als Sozialpartner kommunizieren und Dinge miteinander unternehmen. Die Kommunikation sollte dabei in zwei Richtungen stattfinden: Einerseits müssen wir Menschen die Körpersprache und Handlungen des Hundes in den kleinsten Details wahrnehmen, verstehen, darauf eingehen und ihm gegebenenfalls helfen. Andererseits müssen wir ihm in Form von einigen wichtigen Signalen Verhaltensweisen beibringen, die für die gemeinsame Bewältigung des Alltags nützlich sind und den damit verbundenen Stress reduzieren können. Ritualisierte und routinierte Abläufe wie zum Beispiel, sich beim Vorbeifahren eines Autos an den Wegrand zu setzen, sich nach einem Abruf anleinen zu lassen oder sich auf Distanz hinzusetzen, können lebensrettend sein.


Gassirunden sind eine gute Gelegenheit, die Kommunikation zwischen Mensch und Hund zu verbessern.

(Foto: Katrien Lismont)

Auf der körperlichen Ebene brauchen Hunde Bewegung, denn auch ihr Körper hat einen Kreislauf, einen Stoffwechsel, Gelenke, Muskeln, Sehnen und Bänder, die aktiv und geschmiert bleiben sollen.

Gerade bei besonderen Hunden ist es wichtig, die Zeichen, die sie aussenden, wahrzunehmen und richtig zu deuten, um die Gassirunden angenehm zu gestalten. Dazu bedarf es der Aufmerksamkeit des Hundehalters und auch einer guten Begleitung durch eine Hundetrainerin oder einen Hundetrainer. Nur so ist es möglich, dass diese Hunde in keinem Bereich unter- oder überfordert werden. Ich trainiere mit besonderen Hunden häufig unterwegs, da ich hier sofort praktische Maßnahmen, Übungen und Beschäftigungsmöglichkeiten zeigen kann, die bereits innerhalb eines einzelnen Spaziergangs eine Veränderung in der Interaktion zwischen dem Hund und seinem Menschen bewirken.

Die sorgfältige Auswahl der Strecke, eine achtsame Interaktion, leichte, sinnvolle Übungen und Aufgaben mit effektiven Belohnungen strengen vielleicht etwas an, aber sie erweitern auch den Horizont für die Hunde, deren Universum aufgrund ihres Verhaltens immer kleiner zu werden droht.

Was bedeutet Stress im Alltag?

In diesem Kapitel möchte ich die Auswirkungen von Stress auf den Körper vereinfacht und in Kürze darstellen. Diese Beschreibung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Dennoch denke ich, dass es wichtig ist, wenn wir als Hundehalter wissen, was Stress anrichtet und wie er sich auf das Verhalten auswirkt. Stress und das Bewältigen von Stresssituationen gehören zum Leben. Unser Alltag, unser Umfeld, unsere Umwelt, unser Lebensrhythmus und unsere Abläufe sind allerdings keineswegs das, was der genetischen Veranlagung unserer Hunde entspricht.

Tipp für aufregende Situationen

Ich empfehle, jede Aufregung, die unterwegs entsteht, an Ort und Stelle zu „bearbeiten“ und dafür von vornherein etwas Reservezeit einzuplanen: Indem Sie Ihrem Hund Tag für Tag Zeit und Raum geben, sich mit den unterschiedlichsten Reizen auseinanderzusetzen, trainieren Sie kontinuierlich an seinem Verhalten.

Wenn Sie aufregende Situationen jedes Mal gemeinsam so bewältigen, dass Sie nach einiger Zeit wieder in Ruhe weitergehen können, ist das viel wichtiger, als große Strecken zurückzulegen. Auf diese Weise lösen Sie nach und nach die Verknüpfung „Spaziergang = Stress und Überforderung“, wodurch die Erregung Ihres Hundes vor dem Spaziergang nicht mehr so stark steigt. Schnell aus der Situation flüchten bewirkt hingegen das Gegenteil: Aufregende Situationen werden mit noch mehr Aufregung verknüpft. Die durch die Flucht entstehende Distanzvergrößerung zum Auslöser verstärkt diesen unerwünschten Effekt zusätzlich.

Zurückschauend werden die meisten von uns wohl feststellen, dass noch vor zehn Jahren unser Leben einen anderen Rhythmus hatte und das Angebot an Ablenkungen, Beschäftigungen, Aktivitäten, Kommunikations- und Unterhaltungsmitteln geringer war. Dass so viele Hunde mit dem Alltag überfordert sind und nur noch überreizt durchs Leben gehen, lässt sich für mich zumindest teilweise damit erklären, dass die Spezies Hund bei dieser ultraschnellen Entwicklung nicht mehr nachkommt. Wir Menschen haben unsere Muster und unsere Motivationen, diese sind jedoch für die Hunde nicht nachvollziehbar und decken sich nicht mit ihren Erwartungen an das Leben. Viele Hunde sind mit unserer Vorstellung von einem erfüllten Alltag schlicht und ergreifend überfordert. Dadurch entsteht negativer, belastender Stress. Wenn dazu noch schlechte Erfahrungen oder zusätzliche Stressoren im Körper kommen, kann es überwältigend werden. Hier können wir nur eines tun: Stressor um Stressor identifizieren und versuchen, diese Faktoren einerseits entweder aus dem Alltag zu entfernen oder zu reduzieren und andererseits auf jeden Fall den Hund mit kleinschrittigem Training dahingehend zu stärken, sodass er selbst in die Lage versetzt wird, Stresssituationen zu bewältigen.

Sehr wirkungsvoll ist es auch, dem Hund Aktivitäten anzubieten, die zur Ausschüttung von Glückshormonen führen, da diese teilweise direkte Gegenspieler der Stresshormone sind. Das ist gar nicht so schwer: Spiel, Nasenarbeit, Laufen sowie Pausen und sanfte Berührungen können diese Ausschüttungen bewirken. Sicher ist jedenfalls: Im Alltagsablauf muss sich etwas verändern.


Nasenarbeit macht Hunden Spaß und bewirkt eine Ausschüttung von Glückshormonen. (Foto: Katrien Lismont)

Neben den körperlichen Schäden, die lang andauernder Stress anrichten kann, beeinflusst Stress das Verhalten und die Lernfähigkeit in negativer Weise. Wenn Sie also feststellen, dass Sie mit Ihrem Hund Tag für Tag am gleichen Thema trainieren und sich nichts oder nur wenig ändert, ist Ihr Hund nicht dumm, sondern es ist wahrscheinlich, dass Sie Ihren Alltag und das aktuelle Befinden Ihres Hundes unter die Lupe nehmen müssen, um die wahren Ursachen zu erkennen.

STRESSHORMONE

Im Wesentlichen werden in akuten Stresssituationen folgende Stoffe im Körper ausgeschüttet:

Adrenalin: das „Action“-Hormon, das im Nebennierenmark gebildet wird. Es bewirkt, dass der Organismus in den Flucht-oder-Kampf-Modus schaltet und schnell reagieren kann. Eine Adrenalinausschüttung führt dazu, dass Appetit und Hunger reduziert oder abgestellt werden, Puls und Blutdruck ansteigen, Atemwege geweitet werden und der Blutzuckerspiegel erhöht wird. Kurzum: Der Körper ist in höchster Reaktionsbereitschaft.

Cortisol: ein Stresshormon, dass in der Nebennierenrinde gebildet wird. Cortisol wird ebenfalls als Antwort auf eine Stresssituation produziert und versetzt den Organismus in die Lage, mit dieser umzugehen: Es erhöht den Blutzuckerspiegel, schärft die Aufmerksamkeit, reduziert die Schmerzempfindung und bremst das Glückshormon Serotonin aus.

Noradrenalin: ist einerseits ein Neurotransmitter des Sympathikus, des aktiven Teils des vegetativen Nervensystems, wird aber auch als Hormon im Nebennierenmark ausgeschüttet. Es bewirkt vor allem eine Verengung der Blutgefäße und eine Erhöhung des Blutdrucks. Noradrenalin führt zu Erregung im Körper und bewirkt eine Verlagerung der Durchblutung weg von Körperteilen, die weniger wirksam für Flucht und Kampf sind, wie zum Beispiel Haut und Verdauungssystem, hin zu den fluchtrelevanten Körpersystemen wie Herz, Muskeln, Lunge.

All diese Stoffe versetzen den Körper in die Lage, optimal auf Stress- und Gefahrenmomente zu reagieren. Sie bauen sich auch wieder ab, nachdem die Gefahr vorüber ist. Wenn nun aber in kurzen Abständen immer wieder solche Momente auftreten, kann sich dieser Stresscocktail im Körper kaum abbauen. Der Stresshormonspiegel bleibt hoch und es wird immer schwieriger, ihn zu reduzieren. In der Folge ist der Organismus in permanenter Reaktionsbereitschaft und kann sich nicht mehr entspannen und regenerieren.

STRESSZEICHEN

Es gibt zahlreiche Stresszeichen, die einzeln oder kombiniert auftreten können. Häufig handelt es sich um Verhaltensweisen, die uns Menschen stören, darunter auch nach Mäusen buddeln oder dauerhaft mit jagdlichem Interesse nach Reizen spähen.

Im Folgenden liste ich für Sie einige Zeichen von Stress und Überforderung auf, wobei ich darauf hinweisen möchte, dass sich Stress individuell ganz unterschiedlich äußern kann, unter anderem auch abhängig von den jeweiligen Umständen.

•Zahlreiche Beschwichtigungssignale oder Zeichen der Anspannung in vielen Situationen, eventuell mehrere kurz nacheinander: blinzeln, gähnen, über die Nase lecken, schmatzen, wegschauen, den Kopf abwenden, die Pfote heben, sich auf den Rücken legen, ausweichen, sich schütteln, sich kratzen, plötzlich schnüffeln

•Vergrößerte Pupillen, rote Augen, offene Maulspalte oder komplett geschlossenes Maul, Stressfalten seitlich am Gesicht

•Haaren, Schuppen

•Zittern

•Speicheln

•Blockieren: stehen bleiben, sich hinsetzen, sich hinlegen

•Ohren angespannt: sehr stark aufgestellt oder im Nacken klebend

•Angespannte Muskeln, fester Körper

•Staksige Bewegungen, holprig und unkoordiniert

•Viel Weiß in den Augen, weil der Nacken angespannt ist

•Hektische Bewegungsmuster mit kleinem Radius (dadurch steifer Nacken, steif „tippelnde“ Pfoten, Rute, die in kleinen Bewegungen wedelt)

•Lautäußerungen: häufiges und anhaltendes Bellen, dauerhaftes Winseln

•Hecheln: ein trockenes, raues Hecheln

•Rastlosigkeit: im Zickzack laufen, schnelle, scheinbar planlose Bewegungen

•Durchfall, Erbrechen und übermäßig Gras fressen, Blähungen

•Lecken, beißen, knabbern an eigenen Körperteilen oder Gegenständen

•Übermäßige Intimpflege

•Objekte und Personen oder andere Haustiere besteigen

•Kein Futter, keine Belohnung nehmen

•Kein Interesse für Spiel

•Berührungen ausweichen oder extrem viel davon einfordern

•Erhöhter Puls, schnellere und flachere Atmung

•Unerwünschte „Hobbys“: Jagen, Buddeln, Spähen, exzessives Schnüffeln

Nehmen Sie diese Zeichen Ihres Hundes ernst. Sie verraten, wo, wann und wodurch bei ihm ein Gefühl von Überforderung entsteht. Trainieren Sie die Stressreaktionen und das nervige Verhalten nicht auf Biegen und Brechen weg, und weisen Sie Ihren Hund für solche Verhaltensweisen auch nicht zurecht, denn dies führt unweigerlich zu neuen „Baustellen“ oder gar zu gesundheitlichen Problemen. Ich persönlich finde es auch nicht sinnvoll, diese Stressverhalten als „Hobby“ zu sehen, unter Signal zu stellen und als Belohnung zu verwenden. Immer wenn der Hund darauf zurückgreift, werden sie verstärkt, und die Wahrscheinlichkeit, dass sie in Zukunft häufiger gezeigt werden, steigt, denn solche Verhaltensweisen sind selbstbelohnend.


Exzessives Buddeln ist ein ernst zu nehmendes Zeichen für Stress. (Foto: Katrien Lismont)

DAS VEGETATIVE NERVENSYSTEM: SYMPATHIKUS UND PARASYMPATHIKUS

In Stressmomenten wird der Sympathikus, der aktive Teil unseres vegetativen Nervensystems, eingeschaltet. Er macht den Organismus reaktionsbereit und steigert die Leistungsfähigkeit, indem der Körper innerhalb von 2 bis 3 Sekunden Adrenalin und Noradrenalin ausschüttet. Weicht die Gefahr schnell, reguliert sich der ganze Organismus auch schnell wieder herunter und der Gegenspieler, der Parasympathikus, kann übernehmen. Beide Teile des vegetativen Nervensystems (das die unwillkürlichen Funktionen unseres Organismus steuert), sind im Idealfall perfekt aufeinander eingespielt: Sie arbeiten nicht gegeneinander, sondern sie regulieren sich gegenseitig und wechseln sich ab, so wie es für unseren Körper und unsere Organe richtig ist.

Der Sympathikus bereitet auf körperliche und mentale Leistung vor. Er lässt in Momenten von akutem Stress, Bedrohung oder auch nur bei erforderlicher Aktivität das Herz schneller schlagen, die Atmung schneller werden, den Blutdruck steigen und drosselt die Aktivität von den Organen, die für das Bewältigen der Situation nicht relevant sind: Stoffwechsel, Verdauung, Haut.

Ist die Gefahr oder der Stress gewichen, übernimmt der Parasympathikus. Er reguliert Puls, Blutdruck und Atmungsgeschwindigkeit herunter und veranlasst wieder Aktivität in der Verdauung und im Stoffwechsel. Er ist zuständig für Regenerierung, Erholung und für den Aufbau von Kraftreserven.

Sollte Stress chronisch werden, weil in kurzen Abständen immer wieder überfordernde Situationen auftreten, ist der Sympathikus in Dauereinsatz, der Parasympathikus kommt gar nicht zum Zuge und es dauert immer länger, bis die Stresshormone sich im Körper abbauen können. Dies führt zu einer Fehlleitung im Stoffwechsel und in anderen nicht willentlich steuerbaren Prozessen im Körper. Das Zusammenspiel von Sympathikus und Parasympathikus ist gestört.

Wenn die zuvor aufgelisteten Stresszeichen nicht nur gelegentlich auftreten und dann auch schnell wieder nachlassen, sondern der Hund mehrere davon sehr häufig und ausdauernd zeigt, bedeutet dies, dass sich sein gesamter Organismus in einer Schieflage befindet, die er selbst nicht mehr regulieren kann. Dann ist ein Stressabbauprogramm erforderlich, bei dem entspannte Spaziergänge eine wichtige Rolle spielen. Wer mit einem besonderen Hund unterwegs ist, wird mir jedoch recht geben, dass Spaß und Entspannung draußen oftmals zu kurz kommen. Durch gezielte Maßnahmen lässt sich das ändern, sodass die Spaziergänge in Zukunft genutzt werden können, um Zeit und um mehr Glückshormone ins Spiel zu bringen. Auf die wichtigsten möchte ich im folgenden Abschnitt kurz eingehen.

GLÜCKSHORMONE

Dopamin: ist für Glücksempfinden und für die Weiterleitung von positiven Gefühlen und Empfindungen zuständig. Außerdem leitet es die Impulse an die Muskeln weiter und fördert die Durchblutung der inneren Organe. Dopamin wird ausgeschüttet, wenn wir Freude an Dingen, Aktivitäten und Ereignissen spüren und wenn wir belohnt werden. Dopamin lässt uns lächeln und lachen. Wann hat Ihr Hund etwas zu lachen?

Serotonin: erzeugt Wohlgefühl. Es sorgt für eine gute Stimmung und einen positiven emotionalen Zustand. Es beflügelt, motiviert, verleiht Elan und ist auch für kluge und kreative Prozesse im Hirn von Vorteil. Wie wohl fühlt sich Ihr Hund in Ihrer Nähe?


Vor dem ganzheitlichen Verhaltenstraining.

(Foto: Katrien Lismont)


Derselbe Hund nach den ersten Maßnahmen.

(Foto: Katrien Lismont)

Oxytocin: bekannt als „Kuschelhormon“ oder auch als „Bindungshormon“. Es wird erzeugt bei körperlicher Nähe und bei sanften, wohltuenden Berührungen, reduziert Angst und Stress und führt zu einem Gefühl der Entspannung. Es reguliert den Blutdruck und den Cortisolspiegel, wodurch es in Stressmomenten sehr hilfreich ist. Wann haben Sie Ihren Hund das letzte Mal bewusst sanft berührt oder gehalten oder neben ihm auf der Couch gelegen?

Endorphin: gilt als das körpereigene Schmerzmittel und versetzt den Körper in eine Art Rauschzustand, um aktiv bleiben zu können, obwohl eventuell körperlich einschränkende Schmerzen vorhanden sind. Dachten Sie bisher, Ihr Hund würde dem Eichhörnchen nicht hinterherhetzen, wenn er Schmerzen hätte?

So läuft das Spiel mit diesen Hormonen: Wenn wir unsere Spaziergänge angenehmer gestalten möchten, sollten wir den Stresszustand unserer Vierbeiner beobachten, erkennen und richtig einschätzen. Gegen Stressoren antrainieren ist zäh, unwirksam und frustrierend.

Wir können also diese Stresssituationen zunächst vermeiden und dem Hund Momente und Gelegenheiten bieten, etwas zu tun, bei dem er Serotonin ausschüttet. So kann eine positive Verknüpfung mit Spaziergängen entstehen. Wir können ihm außerdem in kleinen Schritten durch selbstwirksames Training beibringen, wie er stressige Momente besser bewältigen kann. Dazu erfahren Sie mehr im Abschnitt „BAT während des Spaziergangs“.

SCHLAF, REGENERATION UND WOHLBEFINDEN

Eine weitere Priorität ist, dafür zu sorgen, dass Hunde im häuslichen oder sozialen Umfeld wirklich zur Ruhe kommen können und durch einen netten und freundschaftlichen Umgang ein solides Vertrauensdepot in ihren Menschen aufbauen. Darauf können sie immer wieder zurückgreifen, wenn es brenzlig wird.


Ausreichend Schlaf kann viel zu einer positiven Verhaltensänderung beitragen. (Foto: Katrien Lismont)

Das Schlafpensum, das ein gesunder, erwachsener Hund zur Regeneration seines Nervensystems braucht, liegt bei 16 bis 17 Stunden pro Tag. Welpen brauchen 20 Stunden, und gerade im Welpenalter kann und sollte der Hund lernen, was ihm später guttut: sich zurücknehmen, schlafen und ruhen.

Das richtige Verhältnis von Auslastung und Regeneration ist einer der wichtigsten Faktoren in der Hundehaltung. Es gibt nicht viele Maßnahmen, die so schnell zu einer Verhaltensänderung führen können wie ausreichend Schlaf. Gesundes Futter, gezielte unterstützende Nahrungsergänzung, Tellington TTouch® und leichte Übungen, die zum eigenständigen Lösen von Problemen anregen, können darüber hinaus zu mehr Ruhe und Entspannung beitragen.

Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Gesundheit. Auf meine Frage, wie der körperliche Zustand des Hundes eingeschätzt wird, erhalte ich häufig die Antwort: „Pumperlgsund.“ Leider stellt sich bei genauem Hinsehen fast ebenso häufig heraus, dass die Realität leider ganz anders aussieht: Selbst bei Hunden, die bereits mehrfach tierärztlich untersucht und behandelt wurden, erkenne ich beim ersten Termin in meiner Verhaltenspraxis in der Regel schnell, dass sie gute Miene zu ihrem schmerzenden Körper machen. Hunde zeigen Schmerzen möglichst nicht: Wenn Sie aufschreien oder humpeln, ist der Schmerz schon kaum noch auszuhalten. Für einen Hund mit Schmerzen stellt jeder Spaziergang eine Überforderung dar. Und Verhaltenstraining kann nur dann wirksam sein, wenn der Hund beschwerdefrei ist. Daher empfehle ich, Gesundheitsthemen und insbesondere Schmerzen absolute Priorität einzuräumen.

Geben Sie bei besonderen Hunden nicht gleich auf, wenn bei der ersten Untersuchung nichts festgestellt wird, Sie im Training jedoch nicht weiterkommen. Es lohnt sich, dranzubleiben und genauer hinzuschauen beziehungsweise den Hund genauer untersuchen zu lassen.

Ein ganzheitlicher Ansatz

Zwar steht in diesem Buch das Spaziergehen im Vordergrund, aber es ist mir wichtig, darauf hinzuweisen, dass nur ein ganzheitlicher Ansatz nachhaltig Abhilfe schaffen kann. Ganzheitlich bedeutet, dass alle Elemente in Betracht gezogen werden: vom Ablauf des Alltags über das körperliche Wohlbefinden, die Menge und Richtigkeit der Aktivitäten, die Regenerationsmöglichkeiten, den Umgang, die Trainingsmethode bis hin zur Ausrüstung.

Je mehr wir korrigieren und justieren können, desto schneller und eleganter lassen sich die Probleme lösen. Es passiert tatsächlich, dass nach einer Erstberatung kein oder kaum Training in Anspruch genommen wird, weil sich alles gefügt und beruhigt hat oder das vorherige Training jetzt endlich fruchten kann.

Mehr über diese Vorgehensweise in Bezug auf leinenreaktive Hunde finden Sie in meinem Buch „Hund trifft Hund“.

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