Kitabı oku: «Retourkutsche», sayfa 8

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»Friday, February 26 2010: CJ arbeitete von 9:00 am bis 5:00 pm im Büro. Kurzer Lunch-Break mit einem seiner Mitarbeiter im Diego. Redeten bloß allgemein über das Geschäft und über Sportresultate.«

So oder ähnlich ging es weiter im Bericht. Die Wochenenden gehörten ausschließlich der Familie, einmal die Woche besuchte er ein wechselndes Callgirl in Los Angeles. Wie die meisten Fremdgeher bevorzugte auch Caspar Jakes eine gewisse Distanz zu seinem Wohnort, obwohl doch gerade dies besonders auffiel, sobald jemand zufällig an einem ungewohnten Ort auf einen alten Bekannten stieß. Aber in dieser Beziehung schienen die meisten Männergehirne gleich geschaltet zu sein.

Interessanter fand Toni, dass Jakes in der dritten Woche wiederum nach San Francisco geflogen war und zum selben Bürogebäude fuhr, diesmal jedoch bloß knapp eine Stunde dort verbracht hatte und ohne Verzögerung nach Las Vegas zurückkehrte. Der Detektiv konnte auch diesmal nicht sagen, welche Firma Caspar Jakes im Gebäude besucht hatte. Doch der Beschattete hatte den Fahrstuhl im 23. Stockwerk verlassen. Dort tummelten sich ein gutes Dutzend kleinerer Unternehmen.

Ohne Gefahr einer Entdeckung konnte die Detektei den genauen Besuchsort von Jakes nicht herausfinden, wie sie im Bericht versicherte. Der Lift endete im 23. Stockwerk in einem langen, schmalen Flur ohne Empfang, von dem die Türen zu den einzelnen Firmen abgingen. Falls ihr Privatdetektiv mit Jakes zusammen den Fahrstuhl verlassen würde oder ihn bereits auf dem Stockwerk erwarten wollte, dann könnte der CEO von Hecksmith & Born Verdacht schöpfen.

Toni flog darum selbst nach San Francisco und schaute sich das Gebäude gründlich an. Im Erdgeschoss, neben der Lifttür, war eine riesige Tafel mit allen Firmennamen und den jeweiligen Stockwerken angebracht. Der Mann am Empfang war gerade mit einem Telefonat beschäftigt und so zog Toni seine kleine Pentax hervor und fotografierte unbemerkt die Tafel.

Zurück im Hotelzimmer wertete er die Namensliste aus und verglich die Unternehmen mit den Eintragungen im elektronischen Telefonbuch. Die Firmen auf dem dreiundzwanzigsten Stock schienen ihm allesamt unverdächtig. Also widmete er sich den benachbarten Etagen. Dort wurde er rasch fündig. Denn die G. H. Import & Export Company auf dem 22. war in keinem Verzeichnis zu finden. Sie schien nicht einmal über einen Telefonanschluss zu verfügen. Das war mehr als seltsam.

Womöglich fuhr Jakes jeweils zum dreiundzwanzigsten Stock hoch und stieg dann das Treppenhaus eine Etage nach unten? So wurden mögliche Verfolger zuverlässig abgehängt oder sie wären gezwungen, ihm zu Folgen und sich so zu erkennen zu geben. Einfachste Routine in Geheimdienstkreisen.

Caspar Jakes und seine Besuche in San Francisco wurden für Toni immer interessanter.

*

»Und wie kommst du in Delaware voran?«

Toni hatte sich mit Jules auf halbem Weg zwischen Las Vegas und Genf in Manhattan getroffen. Sie saßen in einer Ecke im Palm Too, hatten sich als Vorspeise die vorzügliche Lobster Bisque gegönnt und saßen nun vor ihren Porterhouse Steaks, die ihnen der Kellner wärmstens empfohlen hatte.

Es war noch recht früh am Abend, kurz vor halb sieben und erst wenige Tische waren besetzt. Doch das Restaurant würde sich in der nächsten halben Stunde sicher füllen.

»Als Erstes die schlechte Nachricht«, begann sein Freund, »das Einschleusen von Michael Langtry bei Sun, Heuscher & Bush hat nicht funktioniert. Ich hab doch versucht, dort ein paar der Mitarbeiter abzuwerben, um Platz für Langtry zu schaffen. Ohne jeglichen Erfolg.«

Jules stutzte: »Was meinst du damit?«

»Na, egal wie verführerisch die Konditionen und wie hoch die neue Bezahlung auch ausfiel, die Leute gaben meinem beauftragten Head Hunter stets einen Korb. Sie haben sich freundlich bedankt und abgelehnt.«

Jules schüttelte verständnislos den Kopf.

»Das ist wirklich seltsam. Glaubst du, dass Sun, Heuscher & Bush eine direkte Zweigstelle der CIA ist? Das würde zumindest deine Misserfolge beim Abwerben der Mitarbeitenden erklären. Doch was willst du nun weiter unternehmen?«

»Ich habe zwei von meinen eigenen Männern angesetzt. Es sind vertrauenswürdige Kerle, die für mich auch als Türsteher in meinem Club in Miami arbeiten.«

»Ich hoffe doch, sie gehen mit der notwendigen Vorsicht und Diskretion vor?«

Jules Stimme verriet ein gewisses Unbehagen bei der Vorstellung, wie zwei unbeholfene Elefanten im Porzellanladen herum stampften.

»Keine Sorge. Es sind zwar kräftige Jungs, ehemalige Navy Seals aus Virginia. Doch sie haben nicht nur Muskeln, sondern auch einiges auf dem Kasten und im Kopf. Einer ist von der Ausbildung her Sprengstoffspezialist, der andere Scharfschütze. Und sie wissen genau, auf was sie sich in Delaware einlassen.«

»Stammen sie aus Team Four?«

Toni sah seinen Freund überrascht an.

»Du meinst Team Four bei den Navy Seals? Das weiß ich leider nicht auswendig. Warum fragst du?«

»Ach nur so. Das Seal Team Four aus Little Creek wird speziell für Mittel- und Südamerika ausgebildet, du weißt schon, fließendes Spanisch, vertieftes Kulturwissen und so weiter.«

»Ach, von daher weht der Wind. Du meinst, vielleicht könnten sie dir und Henry auch in Mexiko ein wenig unter die Arme greifen? Okay, ich frag sie bei Gelegenheit und geb dir dann Bescheid.«

Jules nickte dankbar: »Und auf welche Weise gehen die beiden in Delaware vor?«

»Sie besuchen zurzeit alle kleineren Anwaltskanzleien, die sich auf die Gründung und Betreuung von Briefkastenfirmen spezialisiert haben. Sie holen dort Angebote ein, schauen sich dabei aber vor allem das Management und die Mitarbeitenden an. Vielleicht sind darunter besonders beachtliche Männer und Frauen.«

»Und was soll das bringen?«

»Ich denke mir, dass die amerikanischen Regierungsbehörden nur mit Spitzen-Kanzleien zusammenarbeiten. Vielleicht betreiben sie aber auch eigene Anwaltsbüros. Auf jeden Fall dürften die obersten Verantwortlichen dort herausragende Leute sein und die Mitarbeiter über Durchschnitt.«

»Keine schlechte Idee, Toni. Kleine, unscheinbare Firma mit Spitzenleuten. Das kann hinkommen. Und wie geht’s bei dir in Vegas voran?«

Toni Scapia nahm einen langen Zug aus seinem Bierglas, rülpste dann unterdrückt, aber zufrieden.

»Ich hab eine verdächtige Import/Export-Firma in San Francisco ausfindig gemacht. Ich vermute, dass dieser Caspar Jakes aus Vegas sie jede Woche persönlich aufsucht. Dort dürften seine wirklichen Bosse sitzen und ihre Fäden über Hecksmith & Born ziehen.«

Jules Lederer entgegnete nichts darauf, blickte seinen Freund aber aufmunternd an, ihm mehr darüber zu erzählen.

»Die Firma ist mir aufgefallen, weil sie zwar Büroräume angemietet hat, jedoch über keinen öffentlich bekannten Telefonanschluss verfügt. Es ist das einzige Unternehmen im gesamten Haus, deren Telefonnummer man in keinem Verzeichnis findet. Auch besitzt die Firma keinen Internet-Auftritt. Dieser Jakes fährt jedenfalls immer in den 23. Stock und nimmt dann das Treppenhaus, um auf das Stockwerk darunter zu gelangen. Und nach seinem Besuch kehrt er auf demselben Weg zurück. Doch sicher bin ich mir nicht, ob er tatsächlich diese Import/Export Firma aufsucht oder eine andere.«

»Und wieso weißt du so genau, dass er die Treppe nach unten benutzt? Hast du ihn etwa so dicht beschatten lassen? Das muss er doch bemerkt haben?«

Jules Stimme drückte echte Besorgnis aus.

»Keine Sorge. Bis jetzt kam ihm niemand näher als fünfzig Meter. Doch ich habe im Treppenhaus auf Höhe des zweiundzwanzigsten Stockwerks eine Minikamera unter eine der Stufen geklebt. Auf den Aufnahmen ist Jakes zu sehen, wie er die Treppe zu dieser Etage benutzt.«

»Hast du auch die übrigen Unternehmen auf demselben Stockwerk genauer durchleuchtet?«

Tonis Gesicht verriet Unsicherheit.

»Wenn du mich so fragst, nein. Warum sollte ich?«

»Na, ich denke mir, dass sich eine Regierungsbehörde, und darauf hoffen wir ja, doppelt und dreifach absichert. Darum kann ich mir gut vorstellen, dass alle übrigen Mieter auf derselben Etage entweder Briefkastenfirmen sind oder etwas mit Regierungsbehörden zu tun haben.«

Scapia wiegte nachdenklich seinen Kopf.

»Guter Punkt. Ich werde das gleich morgen überprüfen lassen. Und wie kommt ihr in Mexiko voran?«

»In Juárez tobt ein brutaler Krieg zwischen den verschiedenen Drogenkartellen. Letztes Jahr wurden dort mindestens dreitausend Menschen umgebracht. Auf einer Liste der gefährlichsten Städte der Welt rangiert Juárez derzeit auf Platz eins. Bagdad mit seinen vielen Selbstmordattentaten liegt im Vergleich dazu abgeschlagen auf Platz zehn. So sieht die Lage in Juárez derzeit aus.«

Toni pfiff leise durch die Zähne.

»Scheint ein äußerst gefährliches Pflaster zu sein, das ihr euch für eure Ermittlungen ausgesucht habt?«

Jules nickte dazu nur kurz.

»Henry und ich sind in die Zentrale des derzeit wichtigsten Kartells von Juárez vorgedrungen und haben dort ein paar Unterlagen und einige Harddisks sichergestellt. Derzeit werden die Daten in London von Henry ausgewertet. Danach sehen wir weiter.«

»Und du versprichst dir viel davon, ein mexikanisches Drogenkartell auszuforschen?«

Jules zuckte leicht mit den Schultern.

»Die Geheimdienste der USA müssen sich für ihre inoffiziellen Aktivitäten von irgendwoher Geld beschaffen. Was liegt da näher als sich in den lukrativen, internationalen Drogenhandel einzuklinken und dort abzusahnen?«

»Du meinst, problemlose Einfuhr von Drogen gegen entsprechende Umsatzbeteiligung?«

»Sicher, Toni. Oder warum glaubst du, hat sich der Kokaintransport aus Mittel- und Südamerika so rasch über die Routen in Mexiko etablieren können? Es ist doch stets einfacher, Hand-in-Hand zu arbeiten, wenn Kunden und Dienstleister möglichst nahe beieinander leben.«

*

Jules kehrte nach seinem Abstecher nach New York wieder in sein Haus am Genfersee und zu Alabima und Alina zurück. Seine Frau schimpfte ihn bei seiner Ankunft einmal mehr einen elenden Herumtreiber, denn seit Jules den Auftrag der Banker aus der Schweiz übernommen hatte, war er kaum mehr eine Woche am Stück zu Hause gewesen.

Am späteren Nachmittag, es begann draußen bereits zu dämmern, suchte sich Jules zwei Dutzend Kerzen im Haus zusammen, ging mit ihnen in das große Bad nach oben, das zu ihrem Schlafzimmer gehörte, verteilte die Kerzen dekorativ auf Ablagen und Schränkchen und zündete sie allesamt an, ließ danach Wasser in die große, ovale Wanne fließen, schüttete nach Rosen duftendes Bade-Öl hinzu, dimmte das Licht.

Ihre Tochter Alina war zum Kindergeburtstag bei einer befreundeten Familie eingeladen. Seine Frau werkelte in der Küche, bereitete das Abendessen vor.

»Kommst du mal zu mir hoch, Alabima?«, rief er mit verhaltener Stimme ins Erdgeschoss hinunter.

»Was ist?«, kam ihre Antwort postwendend, »brauchst du Hilfe?«

»Ja, ich brauch zwei flinke Hände.«

Alabima kam die Treppe hoch, wischte sich ihre Finger an der Schürze trocken. Sie hatte wahrscheinlich Gemüse gerüstet oder Kartoffeln geschält. Ihr Gesichtsausdruck verriet eine gewisse Unsicherheit, aber auch eine kräftige Portion Schalk.

»Was um alles in der Welt...?«, begann sie, als Jules sie ins Badezimmer führte, verstummte aber beim Anblick des Lichtermeers der Kerzen und der dampfenden Wanne. Spöttisch lächelnd drehte sie sich Jules zu

»Und was hat das zu bedeuten?«

Statt einer Antwort umarmte Jules seine Frau, küsste sie zärtlich, begann gleichzeitig, ihr die Schürze hinter dem Rücken aufzubinden und dann den Reißverschluss ihres Kleides herunterzuziehen.

Alabima ging auf dieses Spiel ein und zog ihrerseits Jules das Hemd aus dem Hosenbund, knöpfte es mit flinken Fingern auf und zog es über seine Schultern.

Die Leidenschaft überkam die beiden. Sie rissen sich den Rest der Kleidung förmlich vom Leib. Jules umfasste Alabima mit den Armen, hob sie hoch und stieg mit ihr zusammen in das warme Wasser der großen Wanne.

Die schweren Brüste seiner Frau hoben und senkten sich im Takt ihrer Atmung. Ihre Warzen ragten steif hervor und auch Jules spürte, wie sich sein Penis zu regen begann. Alabima sah ihn lüstern an, packte recht grob nach seinem Glied, zog ihn näher zu sich heran. Dabei setzte sie sich auf den Wannenrand, schob seinen Stängel zwischen ihre Brüste, wippte mit ihrem Oberkörper vor und zurück, stimulierte auf diese Weise seine Männlichkeit, bis selbst der Hodensack steif und fest war. Dann ließ sie sich in der Wanne auf ihre Knie sinken und schob seine Eichel zwischen ihre Lippen, begann sie erst sanft, dann heftiger zu saugen. Jules stand mit leicht gespreizten Beinen über ihr, streckte sein Becken vor, hatte sein Gesicht zur Decke gerichtet und genoss mit geschlossenen Augenlidern die Zärtlichkeiten seiner Frau. Nach nur einer Minute hielt er es nicht mehr aus und spritzte ihr seine Samenladung leise aufstöhnend in den Mund. Alabima ließ noch nicht locker, hielt seinen Hodensack weiterhin mit einer Hand fest gepackt, saugte noch stärker an seinem Glied. Weitere Eruptionen erschütterten Jules, sein Becken und sein Bauch zuckten in Ekstase und er stieß ein langgezogenes Aaaaahhhh aus.

Alabima erhob sich, presste ihren wogenden Busen gegen seine Brust, umklammerte seinen Körper und drückte ihre Lippen auf die seinen. Als Jules mit seiner Zunge in ihren Mund vordrang, spürte und schmeckte er seinen Samen. Alabima hatte ihn nicht geschluckt. Der unerwartete Spermakuss erregte Jules sogleich von Neuem und der zuerst leicht aufgeflackerte Ekel vor dem eigenen Sekret vermengte sich mit neuer, ungeheurer Lust, wurde von ihr rasch verdrängt.

Gemeinsam sanken sie in die Wanne hinunter, ließen ihre Körper vom warmen Wasser umschmeicheln.

Alabima machte ihre Beine breit, öffnete sich Jules neu erregtem Glied. Er hob ihr Becken mit seinen Armen etwas an und glitt dann sanft zwischen ihre Schamlippen, begann sie sanft zu Stoßen. Nach zwei Minuten regte sich Alabima und machte Anstalten, sich in der Wanne umzudrehen. Jules zirkelte ihre Beine an seinem Oberkörper vorbei, ohne dass er sie mit seinem Penis verließ, was ihm einiges an Verrenkungen abverlangte. Auf Händen und Knien streckte ihm seine Frau endlich ihr Hinterteil entgegen, das seit der Geburt ihrer Tochter ein wenig fleischiger geworden war, jedoch immer noch fest und mit glatter Haut, sogar weicher und weiblicher als früher.

Jules spürte ihre aufregenden Pobacken an seinen Lenden. Sie beflügelten ihn und er stieß seine Frau immer heftiger. Alabima begann ihrerseits zu keuchen, streckte ihm ihr Hinterteil noch stärker entgegen, veränderte so den Winkel seines Eindringens, ließ sich dadurch stärker stimulieren. Nach einer kurzen Weile erzitterte ihr Rücken und sie zog gleichzeitig ihr Becken ein wenig zurück. Doch Jules folgte ihrer Bewegung, drang weiterhin kraftvoll und stark in sie hinein, ließ sie ihren Höhepunkt weitertragen, bis auch er ein zweites Mal abspritzte.

Alabima begann wie eine zufriedene Katze zu schnurren, während sie sich umdrehte und entspannt hinlegte. Jules fühlte sich glücklich.

*

Endlich meldete sich James Hancock bei Henry Huxley mit der guten Nachricht: »Komm bitte so rasch als möglich vorbei. Ich hab’s«, meinte er kurz angebunden am Telefon. Henry spürte aus dem Klang der Stimme seines guten Bekannten eine seltsame Bedrückung, vielleicht sogar eine Spur von Nervosität oder auch Furcht.

Keine halbe Stunde später traf er vor dem Haus an der St. Georges Road in Southwark ein. Er quetschte seinen Smart geschickt in eine enge Parklücke und stieg aus. Big Ben schlug gerade sechs Uhr abends. Es war ein kalter, unfreundlicher Nachmittag. Der Nebel verlieh dem Glockenklang eine besondere Fülle, ließ die Töne etwas dumpf, aber irgendwie auch voller, raumgreifender erschallen. Und so wirkte das Abendgeläut im bereits einsetzenden Zwielicht des späten Nachmittags beinahe unheimlich.

Henry zog den Reißverschluss seiner leichten Sportjacke hoch und blickte hinauf zur dunkelgrauen Himmelswand, aus der einzelne, feine Tropfen kondensierten, niederfielen und das Pflaster um ihn herum benetzten. Es roch nach altem Motorenöl und irgendwie modrig und moosig.

Keine freundliche Gegend, die sich James als Wohnort ausgesucht hat, dachte sich Henry wie bei jedem seiner Besuche. Doch der Professor für Kybernetik war nun einmal in Waterloo aufgewachsen und nach seinen Sturm- und Drang-Tagen in der Fremde wieder hierher in sein Elternhaus zurückgekehrt.

Henry betätigte den Klingelknopf. Ein durchdringendes Rrrrrriiiiinnnng ertönte im Innern des Hauses, schien die Glasfüllung in der Eingangstüre erzittern zu lassen. Im Flur ging das Licht an. Dann erkannte Henry einen Schatten hinter der Milchglasscheibe. Die Haustüre wurde einen Spalt weit aufgezogen, gesichert durch eine Vorlegekette. James spähte vorsichtig hinaus. Er atmete sichtbar auf, als er Henry erkannte. Rasch löste er die Kette und ließ seinen Freund eintreten.

»Du wirkst erschrocken, James«, meinte Henry, nachdem Hancock die Türe in die Falle gedrückt hatte und ihm im Flur voraus ging, um ihn in sein Labor zu führen.

»Das, was ich bisher an Daten von diesen Harddisks entschlüsseln konnte, hat mich tatsächlich etwas nervös gemacht«, gab der Professor unumwunden zu und sah Henry dabei eindringlich und gleichzeitig verunsichert an.

Huxley nickte ihm aufmunternd zu: »Na, so schlimm wird’s kaum sein, oder?«, worauf ihn sein Bekannter vorwurfsvoll anblickte.

»Komm«, sagte er aber nur und stieß die Türe zum Labor auf.

Sie setzten sich hinter einen der beiden großen Schreibtische, auf denen Bildschirme wie Pilze an einer feuchten Höhlenwand wucherten. Hancock rückte ein Keyboard und eine Maus zurecht, tippte ein Passwort ein und öffnete mit ein paar Mausklicks einige Dateien.

»Das hier«, und damit deutete Hancock mit dem kleinen Pfeil auf eines der Dokumente, »ist eine Aufstellung über verschiedene Bargeldablieferungen. Es handelt sich dabei um eine Wechselstube am Flughafen von Mexiko City. Die tauschen dort, wie es scheint, US-Dollars in mexikanische Pesos um.«

»Und?«, Henrys Stimme verriet bloß mittelmäßiges Interesse.

»Schau dir mal die Beträge an, hier.«

Hancock fuchtelte mit dem Mauszeiger über den Bildschirm und Huxley rückte näher, um die Zahlen lesen zu können. Dann blickte er den Professor überrascht an.

»Hast du das mal addiert?«

»Hab ich. Es sind zweihundert und achtunddreißig Millionen Dollar. Und das bloß im Monat August 2008. Ich hab auch noch zwei, drei andere Dateien gecheckt. Überall ähnlich hohe Summen.«

»Und was ist mit dem vielen Geld passiert?«

»Schau hier.«

Hancock klickte ein weiteres Dokument an. Es stellte sich als Kontoauszug der Wachovia Bank, Filiale Mexico City, für den August 2008 heraus. Darauf waren viele einzelne Zahlungseingänge vermerkt, aber auch ein paar große Belastungen aufgeführt.

Henry schluckte trocken, denn was er hier sah, das schien tatsächlich Sprengstoff zu sein. Da zahlte eine Wechselstube vom Flughafen jeden Tag ein paar Millionen Dollar bar auf ihr Konto ein und ließ es anschließend in wöchentlichen Tranchen auf ein Bankkonto in den USA weiterleiten. Das roch doch selbst für einen blutigen Anfänger nach Geldwäscherei. Hatten die Banker in Mexico City etwa Tomaten auf den Augen?

»Es kommt noch besser«, meldete sich Hancock, diesmal in einem bissig-satirischen Tonfall, und riss Henry aus seinem Gedankengang, »hier, das Empfängerkonto bei der Wachovia in Miami.«

Er öffnete ein drittes Dokument und Henry sah dort die wöchentlichen Überweisungen aus Mexico City aufgelistet. Daneben gab es eine große Anzahl von Belastungen. Sie gingen in alle Welt, vornehmlich aber an Banken in der Karibik. Erst sammeln, danach verteilen, um es später wieder zu sammeln und dies am besten über mehrere Kontinente und ein Dutzend Bankinstitute hinweg. Klassische Geldwäsche, doch in einer Größenordnung, die schwindlig machte.

»Kannst du den Weg dieses Geldes weiterverfolgen?«

»Nur zum Teil. Ich hab ein Konto bei der Bank of America in Brownsville in Texas gefunden. Es lautet auf eine unbedeutende Firma in Delaware. Auf dieses Konto wurden 2006 innerhalb von zwei Monaten knapp zwanzig Millionen Dollar überwiesen. Wenig später hat man davon eine ausgemusterte DC-9 gekauft. Hier ist die Rechnung der Airline, die ihnen die Maschine verkauft hat.«

Henry blickte fasziniert auf das Dokument, in dem auch die Kennung des Flugzeugs aufgeführt war. Diese McDonald-Douglas würden sie wiederfinden können, egal, wo sie sich auf der Welt gerade befand.

»Weiter«, befahl Henry seinem Bekannten. Auch James schien seine Furcht mittlerweile abgelegt zu haben, wirkte aufgekratzt und eifrig, bis hin zu einer Art von Fiebrigkeit.

»Ich konnte mir bislang erst einen ungefähren Überblick verschaffen. Die Fülle an Dokumenten und Dateien ist ganz einfach erschlagend. Wenn du dieses Material den Behörden zuspielst, dann wird es ziemlich rau zu und hergehen. Das ist Zündstoff pur für jeden Steuerfahnder.«

Mit diesen Worten kehrten die Gedanken von Hancock wieder zu seinem ursprünglichen Problem zurück. Er war durch Henry Huxley zum Mitwisser über ein illegales Milliarden-Dollar-Geschäft geworden, hatte Namen von Firmen, Personen und Banken gelesen, wusste über einige der Wege und der Methoden der Geldwäsche Bescheid. Nicht auszumalen, wenn der Eigentümer dieser Harddisks all das herausfand. Er wäre mit Sicherheit ein toter Mann.

Seine Stimmung trübte sich bei diesem Gedanken augenblicklich.

»Bitte versteh mich nicht falsch, Henry, aber ich habe schon viel zu viel von dem Zeug gelesen. Ich weiß nicht, woher diese Harddisks stammen, und ich möchte im Grund genommen auch nichts weiter über sie erfahren. Doch der Eigentümer der Daten wird bestimmt alle Hebel in Bewegung setzen, um sie zurückzubekommen. Und er wird jeden aus dem Weg räumen, der zum Mitwisser wurde.«

Henry drückte verständnisvoll und freundschaftlich den Oberarm von Hancock: »Keine Sorge, James, ich kann dich gut verstehen und es tut mir ehrlich leid, dass ich dich in diese Angelegenheit hineingezogen habe. Ich konnte nicht ahnen, dass die Daten so brisant sind. Doch eine Bitte hätte ich trotzdem noch. Kannst du mir den Inhalt dieser Harddisks vollständig entschlüsseln und die Daten auf CDs brennen? Dann nehme ich alles mit und niemand wird jemals erfahren, dass du mir bei der Entschlüsselung geholfen hast.«

Hancock nickte: »Okay, Henry. Komm morgen früh, so auf neun Uhr, noch einmal hierher. Bis dahin werde ich wohl fertig sein.«

Huxley verabschiedete sich von Hancock und hatte dabei das unbestimmte Gefühl, einen weiteren guten Bekannten und Freund verloren zu haben. Jimmy Access würde sich bestimmt hüten, ihn in nächster Zukunft noch einmal zu treffen.

*

Die nächsten zwei Wochen verbrachte Henry damit, die Datenfülle der Harddisks zu sichten, zu katalogisieren und auf diese Weise nach und nach ein Netzwerk an Geldströmen aufzuzeichnen. Im Mittelpunkt des entstehenden Geflechts an Firmen und Bankkonten saß als fette Spinne die Wachovia Bank mit Hauptsitz in Charlotte, ein alteingesessenes Institut, gegründet im Jahre 1879 und bis zur Finanzkrise im Grunde genommen über die meisten Zweifel erhaben.

Doch die Auswertung der Dokumente ergab ein klares Bild. Viele Milliarden von US-Dollars waren über die Konten dieser Bank aus Mexiko und anderen Ländern in die USA geflossen. Dort wurden sie gesammelt und anschließend weitergeleitet. Doch die ungeheure Menge und die zweifelhafte Herkunft des Geldes hatten bestimmt sämtliche Alarmglocken der Bank schlagen lassen. Henry stellte zudem fest, dass diese riesige Geldwaschmaschine über sehr lange Zeit in Betrieb war, zumindest fünf Jahre lang. So etwas war im Grunde genommen nur möglich, wenn das oberste Management der Bank gemeinsame Sache mit dem Drogenkartell in Juárez machte.

Wo lag wohl die Grenze zwischen einem Manager einer Bank und einem Ganoven? Hier wurde sie auf jeden Fall weit überschritten. Schon Karl Marx meinte vor mehr als hundert Jahren, was ist schon ein Bankraub im Vergleich zur Gründung einer Bank.

Die Wachovia war ein erschreckendes Beispiel dafür, zu was Geldgier führen konnte. Denn wer diese Drogengeldwaschmaschine aufgebaut und für das Kartell betrieben hatte, der wusste ganz genau, dass hinter den riesigen Summen aus einem Drittweltland auch Tausende von Toten und Millionen von Verzweifelten standen. Nicht nur Kriminelle und Drogenjunkies, sondern auch viele unbeteiligte, ja zufällige Opfer, Familienangehörige und Freunde.

Huxley dachte mit Grauen an das Ausmaß seiner Entdeckung. Denn das Juárez Kartell war ja nur eines von über einem halben Dutzend und die aufgelisteten Umsätze in Milliardenhöhe musste man darum vervielfachen, um die eigentliche Dimension zu erhalten. Ein solch riesiges Geschäft konnte nur unter dem Deckmantel von mächtigen staatlichen Behörden betrieben werden. Geheimdienste wie Regierungsstellen mussten daran beteiligt sein, hingen bestimmt längst am Geldtropf der Drogenmafia, waren mit ihr verbandelt.

Henry musste sich unbedingt mit diesem James Woods in Verbindung setzen.

*

Vicente Carrillo Fuentes saß in einem provisorisch eingerichteten Büro im Schlachthof von Gonzales Alvarez. Der Kartellboss war äußerst gereizt. Vor drei Wochen hatte er Jeffrey Immels angewiesen, ihm die Passagierlisten vom Flughafen in El Paso zu bringen und seitdem nichts mehr vom CIA Agenten gehört. Das musste sich schleunigst ändern.

»Rocky«, rief er befehlend ins Vorzimmer hinüber, zu dem die Bürotür offenstand. Sofort erhob sich dort einer der vier wartenden Mexikaner ächzend vom niedrigen Sofa und ging zu seinem Boss hinüber. Rocky war nur mittelgroß, jedoch ungeheuer breit gebaut, mit einem mächtigen Brustkorb und überdicken Oberarmen. Sein Kopf schien kugelrund, mit kurz geschnittenem, schwarzem Haar. Das Atmen durch seine breite, flach gedrückte Nase fiel ihm schwer und er schnaufte darum ständig, so dass er einem gereizten Toro glich, der durch seine Nüstern schnaubte.

»Ja, Vicente?«

Carrillo pflegte einen eher lockeren Ton mit allen Mitarbeitern, im besonderen Maße jedoch mit seinen zahlreichen Leibwächtern. Die Bindung zu ihnen verstärkte sich durch den familiären Umgang und wer verrät schon gerne seinen Vater oder den eigenen Bruder, lässt ihn abschießen oder tötet ihn gar selbst?

»Geh rüber nach El Paso und such diesen Jeffrey Immels auf. Sag ihm, meine Geduld ginge langsam zur Neige.«

»Zur Neige?«

Rocky schien über keinen allzu großen Wortschatz zu verfügen.

»Na, zu Ende, conexíon, al final.«

»Aha, das meinst du, Boss«, der Toro nickte bedächtig, »und wo finde ich diesen Immels?«

Stupide Menschen waren zwar nützlich, konnten einem aber auch gehörig auf den Senkel gehen. Carrillo schluckte eine scharfe Erwiderung, die bereits auf seiner Zunge lag, trocken hinunter und bellte stattdessen: »Na, wo schon. Im Hotel Carlyle. Das solltest du mittlerweile wissen.«

»Und wenn er nicht dort ist?«

Carrillo Geduldsfaden spannte sich bis knapp vor dem Zerreißen.

»Dann hinterlässt du ihm eine Nachricht an der Rezeption.«

Rocky wandte sich um und tappte zur Tür, drehte sich dann aber wieder zu Carrillo um.

»Was für eine Nachricht?«

Der Kopf des Kartellbosses lief dunkelrot an, während sich seine Augen vor Verzweiflung und Wut weiteten. Rocky quittierte dies mit einem verstört fragenden Blick. Ihm war immer noch nicht bewusst, dass er mit seiner Dämlichkeit kurz vor einer Bleikugel im Schädel stand.

Vicente Carrillo stieß hörbar die Luft aus seinen Lungenflügeln und die ungesunde Farbe wich aus seinem Gesicht.

»Dass meine Geduld bald zu Ende sei.«

Rocky nickte.

»Comprende, Vicente. Bitte hab etwas Geduld mit mir. Ich kapier nicht alles auf Anhieb.«

»Aber die habe ich doch, Rocky«, meinte Carrillo mit aufgesetzter Freundlichkeit, hinter der sich seine innere Wut nur ungenügend verbarg, »und schließe bitte die Türe hinter dir.«

Der Muskelmann war noch nicht lange Teil seines Rund-um-die-Uhr Bewachungsteams, vielleicht seit drei Monaten. Er ersetzte Franco, der in Untersuchungshaft saß und auf seine Verhandlung beziehungsweise auf seine sichere Verurteilung wegen Mordversuch und illegalem Waffenbesitz wartete. Franco würde wohl kaum in den nächsten sechs Jahren freikommen. Mit etwas Wehmut dachte Carrillo an den ehemaligen Footballspieler, der viele Jahre als Verteidiger bei den Arizona Cardinals gearbeitet hatte und ihm seit seinem Karriereende gute Dienste leistete. Mit seinen dreihundert zwanzig Pfund war Franco stets ein gewichtiges Argument in jeder körperlichen Auseinandersetzung gewesen. Und dabei war der Zwei-Meter-Mann auch noch mit einem gehörigen Maß an Intelligenz ausgestattet, im Gegensatz zum stupiden Rocky. Mit seiner Dämlichkeit war dieser geistige Blindgänger ein Risiko. Carrillo war längst klar geworden, dass er für seinen neuen Bodyguard mittelfristig eine abschließende Lösung finden musste. Eine Felsspalte in den Bergen und eine gnädige Kugel im Kopf konnten das Problem rasch aus der Welt schaffen. Carrillo nahm sich vor, daran zu denken, wenn er seine rechte Hand Armando das nächste Mal traf.

Leise ging die Tür wieder auf und Rocky schob seinen Kopf ins Büro, sah Carrillo treuherzig an.

»Was ist denn noch?«, fuhr dieser seinen Leibwächter an, »bist du immer noch nicht unterwegs?«

»Ich hab’s ihm ausgerichtet, Vicente«, vermeldete der Muskelmann stolz.

»Wem ausgerichtet?«

»Na, diesem Immels. Ich hab ihm gesagt, dass deine Geduld zu Ende sei.«

Carrillo schüttelte verwirrt seinen Kopf.

»Wie? Was?«

»Na, er ist doch hier, dieser Immels, eben eingetroffen.«

Der Kartellboss fühlte sich auf einmal unendlich müde. Zehn Minuten mit Rocky zu verbringen war mindestens so anstrengend wie zwei Stunden lang als einziger Hirtenhund eine große Schafherde zusammen zu halten. Seine geistigen Lämmer wollten nicht zusammenbleiben, strebten ständig auseinander.

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