Kitabı oku: «Grüner Hund»
Kinga Rybinska
Grüner Hund
Kinga Rybinska
Grüner Hund
Handbuch für nachhaltiges
Hundeleben
Das Buch ist zum Teil durch ein Crowdfunding-Projekt auf der Plattform Startnext finanziert worden. Zahlreiche Menschen – mir bekannte und fremde – haben den Grünen Hund unterstützt. Darunter: Geli Becherer, Kerstin Buttenhof, Martina Christ, Madzia Connell, Anja Ehret, Beata Grajnert, Katja Herold, Kai Kempmann, Helen Kessler, Anna Meißner, Matthias Nalaskowski, Matthias Rehs, Anja Robert, Ute Schüppel, Sylwia Synak/ Synak Arts, Stefanie Hofbauer/Oscar & Trudie, Kirsty Lucius/Bello's Küche, Dana Kurenz, Pedi Matthies/HundeNerd, Ramona Meißner/Pfotenschatz, Nadine Stahlschmidt/Love and Peace, Sylvester Weizen/Urban Dog, Julia Wenderoth/miDoggy, Tessa Zaune/Veg Dog.
Allen danke ich ganz herzlich für die Unterstützung.
Impressum
Bibliografische Informationen der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
E-Book ISBN: 978-3-95693-058-4
© Copyright: FRED & OTTO – Der Hundeverlag, Berlin / 2020
Gestaltung und Satz: Stephanie Raubach, Berlin ‒ www.stephanieraubach.de
E-Book-Herstellung und Auslieferung: readbox publishing, Dortmund, www.readbox.net
Alle Rechte, auch die des Nachdrucks von Auszügen, der fotomechanischen und digitalen Wiedergabe und der Übersetzung, vorbehalten.
Freundschaft: www.facebook.com/fredundotto
Für Shila
Vorwort
Warum ist Nachhaltigkeit so wichtig?
Der Grüne Hund als Anregung etwas zu ändern
Zum Wohle der tierischen Freunde:
Zwischen Hundeliebe und Kuhkonsum
Zwei Tonnen Hund
Wie Baba in mein Leben trat
Deutsche Tierheime kämpfen um ihre Existenz
Jedes zweite Tierheim am Rande der Insolvenz
Durch Konsumverhalten Tierschutz praktizieren –
Und was man noch für einen nachhaltigen Tierschutz machen kann
→ So gründest du einen Verein
Mopsfidel? Weit gefehlt!
Über das Massenphänomen Qualzucht
Qualzucht: 18 Hunderassen auf dem Index
Christoph Jung über das gestörte Mensch-Hund-Verhältnis und die dringende Wende in der Hundezucht
Auf unterschiedlichen Wegen zum Tierwohl
Ziele und Herausforderungen deutscher und internationaler Tierschutzorganisationen
→ Kurze Geschichte des Tierschutzes
Ich kann viele Katzen retten, aber kein einziges Schwein
Wie eine Tierschützerin für die Rechte der Nutztiere kämpft
Tierschutzhunde brauchen kein Mitleid
"Bio Hund und Katz" vereint Tierschutz mit Ernährungsberatung, Tierheilpraxis und Tierpension
Tops & Flops
Was kommt in den Napf? Zwischen den Interessen der Futtermittelindustrie und den Hundebedürfnissen
Eine saubere Sache
"Clean Feeding" plädiert für einen reinen Hundenapf
Schlecht gebarft ist immer noch besser als Fertigfutter
Über das Geschäft mit kranken Tieren
Zu viel Fleisch macht krank
Warum ein Tierarzt vegane Fütterung verordnet
Ist Bio-Fleisch die Alternative?
Auch in der Biohaltung leben und sterben Tiere häufig unter schlechten Bedingungen
Hundeliebe und Kuhverachtung existieren nah beieinander
Über das schizophrene Verhältnis zu Tieren
Veganes für den Hund?
PETA Deutschland e.V. will alle Tiere schützen und plädiert für vegane Hundeernährung
Die Futtermittelbranche kennt keine Ekelgrenzen
Hans-Ulrich Grimm über seine Recherchen zu "Katzen würden Mäuse kaufen"
→ Der Hundefuttermarkt
Futtermittel-Sorten: Definition und Wirklichkeit
Warum der gesunde Menschenverstand besser ist als Etiketten
Analytische Bestandteile und Zusammensetzung von Futter
Futterdeklarationen lesen lernen
→ Worauf man bei den Inhaltsstoffen achten muss
Hundefutter von der blonden Kuh
"Oscar & Trudie" macht Bio-Hundefutter im Glas
Bio-Hundefutter: Früher etwas für Aliens
Hermann‘s Manufaktur: Von Etepetete zum Marktführer
Ist BALF das neue BARF?
J. Meißmer macht Frischfleisch durchs Trocknen haltbar
Naftie: Karma in der Dose
Kann man mit Hundefutter die Welt besser machen?
VegDog: Tierliebe aus der Dose?
Zwischen Bauplänen und veganem Nassfutter
Eat Small, think big!
Nachhaltiges Hundefutter aus Insektenprotein
Mehlwurm: Ein easy going Insekt
TeneTrio will Hunde vollumfänglich mit Insekten versorgen
Canivora: Von der Weide in den Napf
Eine Schweizer Einkaufsgemeinschaft macht das Barfen leichter
Fleischlos. Getreidefrei. Kreativ.
Die Green Dog Bakery
Kreatives im Napf
Kochpfoten.de bietet erprobte Rezepte für Hundehalter
Tops & Flops
Gesundheit:
Zwischen Schulmedizin und Naturheilkunde
Wie wirksam ist die Schulmedizin?
Branchen-Kritikerin Jutta Ziegler hält nichts von Entwurmung, Spot-Ons und Light-Futter
Impfpraxis: Zwischen reellen und imaginären Risiken
Tierheilpraktikerin Anne Sasson über den Sinn und Unsinn von Impfungen
→ Leitlinien fürs Impfen
Durchfall: Die häufige Plage
Anne Sasson über die Ursachen und Heilmethoden
Ekzeme: Lästige Hautveränderungen
Die Suche nach Ursachen und die Wahl der richtigen Behandlung
Da ist der Wurm drin
Über den unbekümmerten Umgang mit der chemischen Entwurmung und natürliche Alternativen
wurmCHECK: Mit DNA-Analyse gegen Parasiten
Oder warum Entwurmung nur bei Befall sinnvoll ist
→ Alternative Entwurmungsmethoden
Am Ende haben alle Angst
Eine Studentin der Veterinärmedizin packt aus
Statt Spritze und Tablette
Alternative Behandlungsmethoden von Akupunktur bis Vitalblutdiagnostik
Antibiotika und Kortison: Muss das sein?
Zwei Tierärztinnen auf alternativen Wegen
Ganzheitlich heilen
Waldkraft macht Naturheilkunde für Tiere greifbar nah
CBD: Die Wunderwaffe bei Stress und Angst
Sunasar: Bachblüten to go
Bachblüten-Mixe für Hunde in allen Lebenslagen
Akupunktur ohne Nadel
Doggy Deluxe bietet in Berlin Shiatsu für Hunde
Der Mann hinter dem Molekül X
Dirk Schrader: Ein streitbarer Tierarzt mit einem Faible für Chlorioxid
Ätherische Öle
Die Kraft der Pflanzen
Tops & Flops
Pflege- und Therapieprodukte:
Zwischen Chemiekeule und Naturkosmetik
Zecken- und Flohschutz
Die natürlichen Alternativen für chemische Spot-ons, Shampoos und Sprays
Wenn Hildegard von Bingen heute leben würde
Oder wie "Lila loves it" Natur mit High-Tech verbindet
Wir haben Angst vor Giftködern, schmieren aber Gift ins Hundefell
"Hund und Herrchen" oder wozu der Hund Naturkosmetika brauchen
Eine handgemachte Seife muss reifen
LindGrow macht Seifen für Hunde mit Ekzemen, Parasiten und unerwünschten Duftnoten
Tops & Flops
Zubehör für Hunde: Zwischen Mode und Minimalismus
Giftiges Hundespielzeug
Studie testet Kunststoff-Spielzeuge bekannter Marken
Nähross statt Stethoskop
Wie aus einer Tierärztin eine Sattlerin wurde
Der gesunde Hundeball
Wie eine Pharmazeutin zum Wollfilzen kam
Wie ein guter Turnschuh
Ein Hundegeschirr, das mit Druck fertig wird
Aus Liebe zum Hund und zur Umwelt
Nachhaltiges Hundezubehör, Snacks und Futter
Hanf für Hunde!
Robustes Seilspielzeug von Betty Woof
Quadratisch, praktisch, Hund
Darling Little Place: Inneneinrichtung von Hunden mitentwickelt
Unique Dog: Stil mit Sinn
Ökologisches Zubehör für Haustier und Halter
Hundeträume im Upcycling-Stil
Hundezubehör aus alten Sicherheitsgurten
Wie Berlin-Kreuzberg
"FreiSchnauze" bietet kreative Handarbeit für Schweizer Hundehalter
BUDDY: Das etwas andere Hundebett
Mit Büggel fing alles an
Das kommt in die Tüte
Kotbeutel: Zusammensetzung und ökologischer Abdruck
Die perfekte Tüte gibt es noch nicht
Die Qual der Wahl bei Gassibeuteln
PooPick: Plastikfreie Gassitüten
Nachhaltige Altpapier-Verpackung aus regionalen Werkstätten
Tops & Flops
Anhang
Dortmunder Appell
für eine Wende in der Zucht zum Wohle der Hunde
Hundefutter-Lexikon
Die Zutaten aufgeschlüsselt
Zusatzstoffe: Das Spiel mit den "E"
Was versteckt sich hinter den E-Nummern?
Bedenkliche Zutaten in Hundeshampoos
Chemische Formeln leicht gemacht
Ätherischen Öle
Anmerkungen
Bildverzeichnis
Adressverzeichnis
Tierschutz-Organisationen
Futter
Tierärzte
Heilpraktiker
Ernährungsberater
Hundezubehör
Pflegeprodukte
Vorwort
Als ich auf die Idee zu diesem Buch kam, war ich der festen Überzeugung, einen Ratgeber zu schreiben, der jedem interessierten und offenen Hundemenschen DEN grünen Weg zeigen wird. Der Plan in meinem Kopf war klar: Wenn ich nur plausibel erkläre, warum ich einen Hund adoptiere und nicht kaufe, wieso ich ihn mit frischer Nahrung statt mit Trockenpellets versorge und ihn versuche fern von Chemie zu halten, applaudiert die breite Leserschaft – von meinen schlagenden Argumenten tief beeindruckt – und ändert ihre eigenen Gewohnheiten. Mit der Zeit überkam mich aber ein leiser Zweifel, ob ich mit meiner Linie nicht doch ins Missionieren verfalle. Ja, ich wollte anstecken, mitreißen, begeistern. Eine Lawine lostreten. Aber Besserwisserin sein wollte ich nicht.
Auf der Suche nach dem grünen Weg habe ich in den letzten Monaten 7.000 Kilometer in Deutschland, Österreich und der Schweiz zurückgelegt. In Gesellschaft meiner beiden Hunde fuhr ich mit dem Auto. Wenn ich alleine gereist bin, wählte ich den Zug. Ich habe viele außergewöhnliche Menschen getroffen, hinter die Kulissen ihrer grünen Konzepte geschaut und die Nachhaltigkeit ihrer Ideen unter die Lupe genommen. Und mit jedem neuen Gesprächspartner, mit jeder neuen Geschichte begriff ich, dass es nicht den einen grünen Weg gibt. Und auch nicht die eine Methode, einem Hund ein möglichst artgerechtes Dasein zu bieten. Und es gibt erst recht nicht ein effektives Mittel, das Schicksal der Nutztiere schlagartig und dauerhaft zu verbessern. Vor allem aber hatte ich selbst auch die Einsicht: Ein 100 Prozent umweltfreundliches Konsumverhalten ist in der heutigen Zeit so gut wie ausgeschlossen. Es sei denn, du lebst als Selbstversorger auf einem Bauernhof, brauchst kein Auto und musst auch nicht die Entscheidung treffen, ob eine vegane, aber erdölbasierte Hundeleine besser ist als eine aus Leder von artgerecht gehaltenen Wasserbüffeln, weil du dir selbst eine Leine basteln kannst: mit einer Schnur aus Hanf, den du im Garten anbaust. Wenn du überhaupt eine Leine brauchst.
Also ist es – für meine Verhältnisse – ein leiseres Buch geworden und ganz sicher kein Paukenschlag. Ein Buch der vielen nachhaltigen Pfade für Hundehalterinnen und Halter, aber kein Wegweiser für den einen grünen Weg, den es im 21. Jahrhundert nicht mehr geben kann. Denn die Welt ist so komplex geworden, die Industrie so global verflochten, dass man die Auswirkungen einzelner Entscheidungen kaum überblicken kann. Wir können nur kleine Schritte gehen, um die Welt – die eigene und die der Tiere – ein Stückchen besser zu machen. Jeder auf seine Art. Hauptsache, wir tun etwas. Ich hoffe, mein Buch macht deinen Weg dahin leichter.
Kinga Rybinska mit ihren beiden Tierschutz-Hündinnen Fasa und Tola
Warum ist Nachhaltigkeit so wichtig?
Der Grüne Hund als Anregung etwas zu ändern
Ich bin sicher, "Nachhaltigkeit" schafft es irgendwann mal aufs Podium beim Unwort des Jahres. Zum Buzzword des Monats ist es sicherlich in verschiedenen Unternehmen schon mehrmals gewählt worden. Der Begriff erscheint irgendwie überall. Er unterwandert regelrecht alle Bereiche des privaten und des öffentlichen Lebens. Leider ohne nennenswerte Folgen für die Umwelt – der Mensch bleibt ein Verbrecher, das Tier zieht immer den Kürzeren. Der Mensch ist für die Massentierhaltung, Überfischung, pflanzliche Monokulturen, Qualzucht, Artensterben, BSE und andere Umweltkatastrophen verantwortlich. Und dieses Buch wird das nicht ändern. Nicht global jedenfalls. Es kann aber viele einzelne Menschen erreichen. Es erreicht auch dich. Und irgendwann mal kommt der Stein ins Rollen.
Nachhaltigkeit ist der einzige Weg
Für mich ist Nachhaltigkeit keine Worthülse und auch keine Alternative, sondern die einzige Möglichkeit, den Weltuntergang etwas hinauszuschieben. In der heutigen Gesellschaft sehe ich gerade die Hundehalter prädestiniert dafür, mit gutem Beispiel voranzugehen: Hundemenschen sind – in der Regel – tierlieb und naturverbunden. Ist das nicht die perfekte Voraussetzung, das Augenmerk auch auf die Belange der Umwelt im größeren Kontext zu richten? Den Blick für die Kuh zu schärfen, die in der Futterdose landet? Und sich auch klar über die Auswirkungen zu werden, die Haustiere auf die Umwelt haben? Schließlich tragen sie mit der von uns verabreichten fleischbasierten Ernährung nicht unerheblich zu der Umweltbelastung bei. Ich bin überzeugt, dass du als ein wissensdurstiger Hundehalter genug Bereitschaft mitbringst, deine eigene kleine Welt und das Wohl deines Hundes auch in größeren Dimensionen zu sehen.
Nachhaltigkeit in Wirtschaft, Ökologie und Soziologie
Nach dem bekannten Drei-Säulen-Modell1 ist Nachhaltigkeit ein Zusammenspiel aus Wirtschaft, Ökologie und Soziologie, alle Komponenten sind dabei ebenbürtig. Das übergeordnete Ziel ist, in der Gegenwart keine irreversiblen Veränderungen an der Welt vorzunehmen, die die Existenz von künftigen Generationen negativ beeinflussen könnten.
Ökologische Nachhaltigkeit hat den Anspruch, keinen Raubbau an der Natur zu betreiben. Die natürlichen Lebensgrundlagen dürfen nur in dem Maße beansprucht werden, wie sich diese auch regenerieren können. Soziale Nachhaltigkeit sieht vor, dass alle den gleichen Zugang zu Chancen haben, Ressourcen gerecht verteilt sind und keine Gruppe bevorzugt oder vernachlässigt wird. Ökonomische Nachhaltigkeit betrifft eine Wirtschaftsweise, die auf langfristigen Erfolg ausgerichtet ist, Ressourcen sparsam einsetzt und Prozesse effizient gestaltet. Nach eben diesen Kategorien habe ich auch die Themen, Interviewpartner, Manufakturen und Konzepte ausgewählt, die hier vorkommen: gute Konzepte, umweltfreundliche Materialien, biologisch erzeugte Lebensmittel mit kurzen Transportwegen, mitarbeiterfreundliche Arbeitsmodelle, soziale Werkstätten, langfristige Strategien. Für mich persönlich bedeutet Nachhaltigkeit vor allem aber die dauerhafte Fähigkeit zu teilen: Denn regionale Manufakturen mit grünen Zielen geben anderen sehr viel ab. Sie zahlen bessere Löhne, kaufen teurer ein, unterstützen oft Menschen mit Behinderung, erlauben eigenen Mitarbeitern eine gute Work-Life-Balance, spenden an den Tierschutz, gewähren Tieren mehr Lebensraum und schenken ihnen eine längere Zeit auf Erde. Kurzum: Sie teilen gerne.
Die Grenzen der Nachhaltigkeit
Bei meinen Recherchen habe ich gezielt nach "grünen Überzeugungstätern" gesucht, die mit ihrem Engagement zugunsten der Umwelt, des Menschenwohls und des Tierschutzes keine – primär – wirtschaftlichen Ziele verfolgen. Es gibt schließlich genug Unternehmen, die den Begriff Nachhaltigkeit oder Corporate Social Responsibility nur für Werbezwecke missbrauchen. Die Spreu vom Weizen zu trennen – also die echten Macher von den Wort-Jongleuren zu unterscheiden – war noch relativ einfach. Das Feuer und die Leidenschaft – selbst wenn sie auf leisen Sohlen kommen – lassen sich ja auf Dauer nicht vortäuschen. Viel schwieriger war es, die Grenzen der Nachhaltigkeit zu akzeptieren oder auch kleine Zwischenschritte als grüne Erfolge zu honorieren.
Mein Anliegen
Mit meiner Wahl der Gesprächspartner habe ich versucht, ein ganzes Spektrum der modernen, nachhaltigen Hundehaltung abzubilden: von der Adoption über Ernährung und therapeutische Behandlungen bis zum Zubehör für Hund und Halter. Ich habe eingefleischte Experten, aber auch blutige Anfänger zu Wort kommen lassen. In meinem Buch erscheinen Unternehmer, die mit ihren grünen Konzepten bereits auf dem Markt etabliert sind, Privatpersonen, die ihr Leben dem Tierschutz gewidmet haben, und Ärzte oder Therapeuten, die nach Lösungen in der Natur statt im Arzneimittelverzeichnis suchen. Sie alle sind ein lebender Beweis dafür, dass grüne Aktivitäten nicht nur möglich, sondern auch sinnstiftend und – angesichts der erschreckenden Entwicklung weltweit – auch unbedingt notwendig sind. Die breite Palette der unterschiedlichen grünen Alternativen soll möglichst viele Hundehalter zum Nachdenken und Nachahmen anstiften – auch, wenn sie sich nur für die eine oder andere Änderung in ihrem Leben entscheiden.
Ein alternatives Handbuch
Es ist mir durchaus bewusst, dass dieses Handbuch ein eher ungewöhnliches Format hat: "Grüner Hund" ist kein herkömmliches Nachschlagewerk mit rein wissenschaftlichen, alphabetisch gelisteten Inhalten. Vielmehr findet man hier Reportagen und Interviews zu ausgewählten Sachfragen. Deswegen ist "Grüner Hund" eine Art Handbuch für Enthusiasten, die sich Zusammenhänge erlesen.
Ein letzter Dank
Meiner Schwester Kasia möchte ich für ihren unerschöpflichen Optimismus danken, mit dem sie mich immer wieder ansteckt. Matthias danke ich für seine Geduld und den Glauben an mich. Ein Fels in der Brandung. Meinen Freunden verdanke ich ihre Zeit, ihr Know-how und ihre guten Vibrations, die mich durch das ganze Projekt begleitet haben. Den vielen – mir bekannten und auch fremden – Unterstützern, die das Crowdfunding-Projekt für sinnvoll erachtet haben, bin ich sehr verbunden. Ohne euch gäbe es das Buch nicht. Danke.
Nachhaltigkeit nach dem Drei-Säulen-Modell
Zum Wohle der tierischen Freunde: Zwischen Hundeliebe und Kuhkonsum
Eigentlich ist mein ganzes Buch dem Tierschutz gewidmet. Denn in meinen Augen gehört dazu nicht nur, dass man ab und an für bedürftige Tiere spendet. Der Tierschutz fängt im Futternapf der Haustiere an. Oder sogar schon im Stall der Nutztiere, die später im Futternapf landen. Tierschutz heißt auch: schonende, nach Möglichkeit chemiefreie Behandlung im Krankheitsfall, naturbelassene Pflegemittel oder unbedenkliches Zubehör, mit dem der Hund in Berührung kommt.
Das ewige Dilemma
Tierschutz ist extrem vielschichtig, weil wir – wie es Melanie Joy treffend formuliert – "Hunde lieben, Schweine essen und Kühe tragen" und den Widerspruch meist erfolgreich ausblenden.2 Doch er existiert. Die Nutztiere, die später in dem Napf unserer ach so geliebten Hunde landen, verdienen ebenfalls Respekt und ewige Dankbarkeit. Viele Tierschutzorganisationen greifen diesen Widerspruch auf und plädieren für vegetarische oder vegane Ernährung, wie etwa die PETA, die Albert Schweitzer Stiftung oder die SOKO Tierschutz. Die wenigsten Tierhalter würden in der Konsequenz für ihren Hund einen veganen Lebensstil wählen. Trotz des Schicksals der Nutztiere argumentieren Tierhalter mit der artgerechten Ernährung der so genannten Carnivoren (Fleischfresser). Ich gehöre auch dazu, bin allerdings überzeugt, dass auch moderate Mengen von hochwertigem Fleisch im Hundenapf langfristig eine Verbesserung für die Nutztiere nach sich ziehen. Vorausgesetzt, mehr Menschen reflektieren ihr Konsumverhalten. Und vorausgesetzt, die Politik macht mit. Die Massentierhaltung in der heutigen Form gehört jedenfalls schnellstens verboten. Nicht nur im Interesse der Nutztiere, sondern auch zum Wohle der Menschen (und ihrer Haustiere), die dadurch vor ungesunden Zusätzen, die im Billigfleisch vorhanden sind, und klimaschädlichen Auswirkungen der ausbeuterischen Landwirtschaft verschont werden.
Weltweiter Fleischkonsum steigt
Der Fleischkonsum in Deutschland fällt seit einigen Jahren. Die positive Entwicklung ändert aber leider nichts an der Zahl der Tierschlachtungen, weil das überschüssige Fleisch exportiert wird: In Ländern wie China oder Brasilien konsumieren die Menschen im Zuge ihres steigenden Wohlstands nicht nur selbst mehr Fleisch, sondern halten auch mehr Haustiere, die ebenso Fleisch bzw. viel mehr fleischbasiertes Futter bekommen. Noch ist der Trend zu mehr Fleisch global unaufhaltsam. Doch gibt es Zeichen, die auch in eine andere Richtung weisen.
Gut für die Seele
Aktuell haben 44 Prozent aller deutschen Haushalte einen tierischen Mitbewohner. Das wirkt sich aufs Gemüt aus – und zwar äußerst positiv, besonders im Falle der Hundehalter. Zahlreichen Untersuchungen zufolge fördern Hunde soziale Kontakte3, lindern Stresssymptome4 und beruhigen. Menschen mit Tieren haben einen niedrigeren Blutdruck im Vergleich zu Menschen unter ähnlichen Lebensumständen ohne Tierkontakt5. Hundehalter leiden zudem seltener an saisonal bedingten Depressionen, dem sogenannten "Winter-Blues". Chronisch kranke oder frisch operierte Menschen, die einen Hund an ihrer Seite haben, sind entspannter, spüren weniger Schmerzen und benötigen weniger Medikamente. Das Beobachten von Tieren, Streicheln und Körperkontakt zu ihnen bauen Aggressionen ab. Tierkontakt wirkt auch angstmindernd, vor allem Hunde reduzieren Ängste bei Menschen. Regelmäßige Bewegung mit dem Tier beugt Übergewicht vor, unterstützt das Immunsystem und senkt Cholesterinwerte. Das wirkt sich wiederum positiv auf die Herz-Kreislauf-Gesundheit aus. Laut der Heimtierstudie6 der Universität Göttingen erspart die Hundehaltung dem deutschen Gesundheitswesen jährlich 1,5 bis 3 Milliarden Euro. Unter diesem Gesichtspunkt bieten Hunde die beste Grundlage, um positiv gestärkt und im Einklang mit der Natur zu leben – sie machen uns jedenfalls leicht, auf grünen Wegen unterwegs zu sein. Eigentlich.
Schlecht fürs Klima
Bei den unumstrittenen Vorteilen der Haustierhaltung und ihrer positiven Auswirkung auf die menschliche Psyche darf aber fairerweise auch die Tatsache nicht verschwiegen werden, dass Hunde (und Katzen) mit ihrer fleischhaltigen Nahrung einen beträchtlichen Treibhausgas-Ausstoß verursachen. Die Umweltfolgen einer fleischbasierten Ernährung sind weitaus größer als die einer pflanzlichen, weil für die Produktion mehr Fläche, mehr Energie und mehr Wasser benötigt werden. Auch Faktoren wie Bodenerosion, Pestizideinsatz und Abfallmenge spielen eine Rolle. Laut einer US-Analyse7 hat der Fleischkonsum von Haustieren, die in 70 Prozent aller amerikanischen Haushalte gehalten werden, 64 Millionen Tonnen Kohlendioxid jährlich zur Folge, allein in den USA. Soviel beträgt die Klimabilanz8 – also der hinterlassene CO2-Fußabdruck – aller Einwohner von Berlin und Hamburg. Doch nicht nur die Futterproduktion, sondern auch die Abfallbeseitigung wirken sich negativ auf die Ökobilanz aus, schließlich muss das, was an Futter hineingeht, auch wieder hinaus: Geht man von durchschnittlich 300 Gramm Häufchen pro Tag pro Hund aus, fallen bei den – je nach Quelle – zwischen 7,99 und 1010 Millionen in Deutschland lebenden Hunden etwa 2,4 bis 3 Millionen Tonnen Kot täglich an. Eine gewaltige Menge, die teilweise entsorgt werden und teilweise verrotten muss. Sinnvoll für die Umwelt wäre ebenfalls die teilweise pflanzliche Hundeernährung sowie alternative Proteinquellen aus Insekten wie Mehlwürmern oder Fliegenlarven. Sie sind anspruchslos in der Aufzucht, können meist mit organischen Abfällen gefüttert werden und haben nur geringen Platzbedarf. Allerdings gilt das nicht ausschließlich für Hunde, sondern auch für Menschen, deren Zahl bis zum Jahr 2050 auf neun Milliarden steigen soll und die mit ihrem bewussten Konsumverhalten einen wichtigen Beitrag zur Klimarettung leisten können.
Jeder kann zum Tierschützer werden
Auf dem Weg in die tierfreundlichere Zukunft kann jeder von uns etwas tun: dem Hund weniger, dafür aber hochwertiges, regionales Fleisch kaufen, das nicht aus grausamen Industriebetrieben kommt. Öfters kochen statt bloß die Tüte aufreißen. Fleischsnacks gegen vegane Leckerlis tauschen, einen bis zwei vegetarische Tage in der Woche einführen. Insektenfutter in Betracht ziehen. Und: Den besten Freund adoptieren statt desigen zu lassen.
Hausschwein als Fleischlieferant – kein Liebesobjekt