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Kitabı oku: «Erotische Erzählungen», sayfa 4

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Da streifte ihn eine schlanke Schöne. Ihre Augen waren klein und braun, ihre gutgeformten Brüste hoben sich unter der weißen Bluse deutlich ab. Sie trug kein Korsett. Dem kleinen Lorbeer wurde schwindlig. Diese, diese … war es. Er lief hinter ihr, dann neben ihr und zog seinen Hut. Sie lachte, als sie den Kleinen sah. Dann bogen sie in eine Nebenstraße ein, dann in ein Haus. Es ging vier Treppen hoch. Vier Treppen, wie bei mir, dachte der kleine Lorbeer. Sie schloß auf, ließ ihn herein und klinkte die Tür wieder zu. «Leg ab», sagte sie und machte die Nadeln vom Hut los, den sie sorgfältig auf einen Stuhl legte.

«Wie gefällt er dir?» sie zeigte auf den Hut.

Der kleine Lorbeer hatte bisher kein Wort gesagt, sie nur immer wieder verwundert, beklommen und sehr verliebt angesehen. Wenn sie ihn doch lieben möchte … lieben … ohne Geld. Denn das ist ja keine Liebe … mit Geld.

«Sag», und sie rieb ihre Brüste an seinen Oberarm, «du gibst mir etwas?»

Er erschrak.

Er fiel vor ihr nieder, sein Kopf lag zwischen ihren Knien: er stöhnte, und die Worte kamen wie Bröckel und Klötze, die sich vom Felsen seines Leides lösten, unbeholfen, von verhaltenen Tränen durchströmt, aus seinem Munde: «Du, lieb mich, hab mich lieb… warum willst du Geld? Dann ist es keine Liebe… Dann ist es Sünde… Mich hat noch niemals eine Frau geliebt… warum wollen Sie Geld? Warum lieben Sie mich nicht?»

Das Mädchen sah auf ihn herab mit frommen Blicken, wie die Madonna auf einen Büßer, der ihr sein Herz beichtet.

Sie zupfte zärtlich an seinen Haaren: «Kind, du bezahlst mich doch nicht… ich hab dich wirklich lieb … sieh … du schenkst mir nur etwas – freiwillig… ganz freiwillig.»

Der kleine Lorbeer verstand langsam, dann jubelte er auf: das war Liebe!

Im Kontor trug er nun ein selbstgefälliges Wesen zur Schau. Nebenbei ließ er durchblicken, daß er eine Geliebte habe, eine Geliebte.

Dreimal wöchentlich besuchte er seine «Geliebte», indem er ihr jedesmal ein kleines Geldgeschenk mitbrachte.

Übrigens stand sein Fenster des Nachts wieder auf. Der blaue Nachthimmel kam herein und brachte die Sterne mit, die, einst Zeugen seiner Not, nun Zeugen seines Glückes wurden.

Nach knapp einem halben Jahr lud der arme kleine Lorbeer zur Hochzeit.

Das Mädel

«Sie sind ja rührend unverschämt», sagte das Mädel – aber sie meinte es nicht ernst.

«Der Mond benimmt sich heute empörend auffällig», stellte er mit einem melancholischen Blick auf den fahlen Nachthimmel fest. Äcker und Sträucher lagen weißbestaubt von Licht.

Es war eine Lichtstimmung wie an schwülen Sommertagen kurz vor Sonnenaufgang.

Das Mädchen lachte: wie Mädchen in Liebeserregung lachen, girrend, schluchzend.

Drinnen im Haus rief eine Stimme: «Anna.»

«Ich muß hinein», sie bot ihm ihre Lippen zum Kusse, «schlafen Sie wohl, Herr Adjunkt.»

Schon war sie um die Ecke verschwunden.

Er wartete eine Minute, dann trat er vom Haupteingang, von der Dorfstraße her, ins Haus.

In der vorderen Gaststube schimpften, schnupften und soffen ein paar Fuhrknechte und Bauernsöhne ihren Kornfusel.

Er stieß mit dem Fuß die Tür zum Honoratiorenstübel auf. Es war leer. Er setzte sich an einen Tisch. Der Wirt kam und steckte eine Petroleumlampe an.

«Viel Ehre, der Herr Adjunkt, was darf ich geben?»

«Eine Halbe Rotwein.»

Er überlegte eine Weile, zögerte, griff schließlich nach dem Portemonnaie und legte ein Zwanzigmarkstück auf den grobgehobelten Holztisch.

Der Wirt brachte Wein, Glas und eine Serviette. Er deckte eine Ecke des Tisches.

«Herr Wirt!» Der hatte schon gehen wollen und wandte sich um. «Das gehört Ihnen.» Er zeigte auf das Goldstück.

«Soll ich wechseln?» sagte dienstbeflissen der Wirt.

Der andere wehrte ab. «Es gehört Ihnen ganz und gar.»

Er horchte nach der vorderen Gaststube. Da lärmten und tobten sie, daß die Scheibe der Zwischentür klirrte.

«Wenn Ihr mich heute in die Kammer des Mädchens laßt!» fügte er langsam hinzu. Dann trank er einen Schluck und sah den Wirt erwartungsvoll an. Die Augen des Wirtes liebkosten lüstern den gelben Glanz. «Es ist ja nicht meine Tochter», flüsterte er unschlüssig.

«Soll ich noch eine Lampe anstecken?» sagte der Adjunkt, «man kann vielleicht nicht richtig sehen?»

«Gut», stieß der Wirt die Worte hastig hervor, als könne er sie nicht schnell genug loswerden, «wenn das Mädchen nichts dagegen hat, was geht es mich an?»

Im Vorderzimmer rief man den Wirt. Er holte sich das Goldstück, wie man eine Fliege fängt, verbeugte sich und sagte: «Wünsche wohl zu ruhen, Herr Adjunkt.»

«Anna», sagte der Wirt am nächsten Morgen, «komm, gib mir die Hand.» Sie stand am Faß und spülte Gläser, wischte sich die Hand am Kleide ab und gab sie ihm. Als sie sie zurückzog, sah sie, daß ein Fünfmarkstück in der hohlen Fläche lag.

«Was soll das?» Verwundert blickte sie zum Wirt herüber.

Er grinste. «Der Herr Adjunkt hat sich mir erkenntlich gezeigt, da, die Hälfte ist für dich.»

Das Geldstück fiel klingend zu Boden. Zu gleicher Zeit flammte ihr Gesicht feuerrot und schneeweiß.

Am Abend fand man sie am Bettpfosten erhängt.

Marietta

Ein Liebesroman aus Schwabing

Ich habe kein Vaterland.

Ich habe kein Mutterland.

Jede fremde Sprache berührt mich heimatlich.

Ich bin eine polnische Prinzessin: hübsch, aber schlampig.

Ich schiele.

Das ist meine Weltanschauung.

Eigentlich müßte ich ein Monokel tragen.

Ich gewinne auf der Münchener Wohlfahrtslotterie eine kleine Kuhglocke.

Ich binde sie mir um den Hals und lasse sie läuten.

Jeder möchte mein Hirt sein.

Ich bin Marietta.

Aber ich bin noch nicht ganz Marietta.

Ich will Marietta werden.

Ich schwanke noch.

Bin funkelndes Feuer.

Und sehr viel Rauch.

Ich habe eine unordentlich zugeknöpfte orangine Bluse und verkünde nachts im «Simplicissimus» blaue Fabeln und graue Anekdoten von Klabund.

Manche nur sind leise rosa und schmecken wie Himbeerkompott.

Ich kriege für den Abend vier Mark und nicht mal warmes Abendbrot.

Ich suche nach Nebenverdienst.

Gestern kam ein sehr junger Mann mit glattem Gesicht in Begleitung Etzels in den «Simplicissimus».

Etzel sagte: «Der Herr möchte ein Manuskript tippen lassen!»

Ich kann Schreibmaschine schreiben, denn ich war eine Zeitlang auf dem Büro der Zeitschrift «Lese» (am Rindermarkt) beschäftigt.

Ich sagte: «Ich werde es gerne tun.»

Der junge Mann bestellte ein Glas Bowle für mich.

Ich setzte mich neben ihn auf die Bank.

Wir sprachen nicht viel.

Einmal legte er schüchtern seinen Arm um meine Hüfte.

Emmy Hennings sang das Lied von den «Beenekens». Sie kreischte wie eine dänische Möwe, die sich von den Wellen des Kattegats erhebt.

«Kommen Sie morgen früh um elf, und holen Sie sich das Manuskript», sagte der junge Mann und ging.

Er ging mit Schritten wie ein Gymnasiast und mit den Augen eines Seeräubers.

Er trug einen segelblonden Anzug.

Der roch nach Tang und wehte.

Der junge Mann wohnt Kaulbachstraße 56, parterre.

Die Tür stand offen, als ich kam, und er sagte: «Begleiten Sie mich ein Stück? Hier ist das Manuskript!» Auf dem Tisch lag eine Postanweisung von der «Jugend».

Ich nahm das Manuskript.

Es waren Verse.

Ich fragte ihn: «Haben Sie das gemacht?»

«O nein», lächelte er, «gewiß nicht!»

Aber ich glaubte, daß er es sei.

– Wir gingen durch die Kaulbachstraße.

– In der Sonne.

Er nahm den Hut ab und die Sonne ließ sich wie ein goldener Vogel auf ihn nieder.

«Ich habe einen schönen Akt», sagte ich.

Ich mußte doch etwas sagen. «Der Habermann hat mich gemalt.»

Er sah mir durch die Bluse und meinte: «Vielleicht!»

An der Ecke der Kaulbach- und Veterinärstraße hockte eine italienische Blumenverkäuferin.

Er kaufte ihr eine rote Nelke ab und schenkte sie mir.

Ich fühlte, daß er sie mir schenkte.

Er ist hochmütig.

Ich mag ihn nicht.

Er verabschiedete sich.

Um zu einer Schreibmaschine zu gelangen, stieg ich nachts durch ein Parterrefenster in den Verlag Heinrich F. S. Bachmair, bei dem ich früher einmal Fräulein gewesen war. Ich tippte die Gedichte auf offizielle Briefbögen des Verlages Heinrich F. S. Bachmair, weil sich kein anderes Papier fand.

Becher kam mit Dorka und überraschte mich.

Er wollte mich schlagen. «Was hast du denn hier zu suchen, du Aas?»

Aber Dorka beruhigte ihn.

Sie gingen zusammen ins Nebenzimmer und aufs Sofa.

Der junge Mann war nicht mehr in München.

Ich brachte das Manuskript einem Herrn, den er mir schriftlich bezeichnet hatte.

Ich empfing acht Mark.

Ich weinte.

Ich haßte den jungen Mann in der Ferne.

Der mir fremd war.

Der mir «über war».

Wie ein Aviatiker.

Ich mußte fort.

Ich erbrach München.

Major Hoffmann sagte im Café Stefanie zu mir: «Möchten Sie nicht als Modell zur Fürstin von Thurn und Taxis?»

Ich sagte: «Sehr gern» (… ich habe einen schönen Akt. Der Habermann hat mich gemalt…). Man schickte mir telegraphisch das Reisegeld, und ich fuhr.

Die Photographie der Fürstin von Thurn und Taxis hängt immer über meinem Bett. Sie ist eine fürstliche Frau. Ihre Geschenke sind fürstlich.

Aber die Hände, mit denen sie sie reicht, sind die einer entthronten Bürgerin.

Während sie mich modelliert, lese ich aus einem Buch vor: «Die japanische Nachtigall».

Oder ich erzähle ihr allerhand Geschichten.

Aller Hand streichelt dann über mich hin, und ich bin wie Welt.

Ich erzähle ihr, daß ich in Treppenhäusern geschlafen habe und auf einer Bank in den Anlagen der Pinakothek.

Gegen vier Uhr öffnete ich die Augen, und die Schildwache stand vor mir.

Sie lächelte mit geschultertem Gewehr: «Schon ausgeschlafen ?»

Sie sagte, daß sie Bäcker sei und immer früh aufstehen müsse.

Sie stehe gern des Nachts Posten, wenn die Sterne wie goldene Kinder über den Himmel gingen, Hand in Hand.

Sie habe viel Spaß an dem Soldatensein.

Es gab schöne Rosen in den Anlagen: hell- und dunkelrote.

Die Schildwache sagte, ich solle mir welche abpflücken.

Sie passe auf, daß kein Schutzmann komme.

Es wird schon sehr kalt.

Ich habe keinen Mantel.

Ich schlafe mit dem Kaufmann Hirsch.

Er sieht aus wie ein verstaubtes Buch, das man nicht gern zur Hand nimmt.

Er ist anonym.

Er sprüht angeregt.

Er hat einen Bruder und einen Freund, die beide Maler sind.

Sie spotten: «Bei der Marietta kommst du nicht so leicht an! Das ist ein Mädchen aus der Boheme. Die geht nicht für Geld!»

Kaufmann Hirsch hat mir fünfzig Mark gegeben.

Er macht mir einen Heiratsantrag.

Er ist sehr besorgt um mich.

Er läßt mir vom Kellner einen Fußschemel bringen.

Ich stelle die Füße unter den Schemel, damit man meine zerrissenen Schuhe nicht sieht

Er ist sehr unglücklich.

Sein Bruder und sein Freund hätten einen idealen Beruf.

Er sei nur Kaufmann. Was könne er mir bieten?

Ich sei ein ideales Mädchen. (Ich glaube, er hat Murgers «Bohème» gelesen, ehe er mit mir schlafen ging.) Ich sagte, ich sei gar kein so ideales Mädchen, wie er dächte.

Denn ich würde nie mehr mit ihm schlafen.

Trotz der fünfzig Mark.

Ich lasse mich nicht auf den Boden schlagen.

Wir sitzen im Café Stefanie.

Der junge Mann ist auch da.

Er ist eben zurückgekommen.

Während ich in Paris war, war er in der Schweiz.

Ich bin durch das Rote Meer in Paris geschritten, trockenen Fußes, und die Wogen wölbten sich vor mir.

Er glaubt noch immer, über mich hinwegzusehen wie über einen Kiesel.

Aber ich bin nun ein Fels.

Er erschrickt.

Seine Stirn blutet vom Anprall ans Gestein.

Ich liebe ihn.

Sein Blut rinnt in meinen Schoß.

Ich erzähle ihm von Paris.

Wir trinken Samos im «Bunten Vogel».

Wir fahren im Auto zu neunen nachts ins Isartal.

Es regnet.

Wir überfahren einen Hasen.

Es war eine Häsin und hatte drei Junge im Leib.

Der Chauffeur wird ihn sich braten.

Seine Frau wird ihn mit Gurkensalat servieren.

Wir kommen auf den Gedanken, einen Verein zu gründen und uns alle grüne Schärpen zu kaufen.

Es ist fünf Uhr früh.

Der junge Tag schwingt seinen gelben Hut.

Zwischen Wolken hervor.

Wir wandeln durch die Leopoldstraße.

Die Pappeln stehen steif wie männliche Glieder, aber belaubt.

Ich erzähle ihm von Paris.

Er schweigt wie ein Parlograph, in den man alles spricht, der alles treu bewahrt.

Oh, daß er mich ganz bewahre!

Nicht meine Sprache nur: auch meine Locken.

Meine kleinen Brüste.

Meine schiefen, obszönen Augen, meine turmschlanken Füße.

Und meinen durstigen Mund.

Ich bin sein Kind.

Ich liege gekrümmt in seinem Bauch.

Die Hände vor meinen blinden Augen zu Fäusten geballt.

Wen wollen sie schlagen, wenn meine Blicke sehend werden?

Er wird mich gebären.

Am Morgen bestellt er Frühstück bei seiner Wirtin.

Eier, Kakao und Schinken.

Sein Zimmer ist sehr klein.

An den Wänden hängen Bilder, die er auf der Auer Dult gekauft hat.

Das Stück zu etwa 1,25 Mark.

Er sagt, sie seien von Veronese, Habermann (den kenne ich), Paolo Francese und Anton von Werner.

Ein Akt ist auch da, dem wirbeln die Brüste bis auf die Knie.

Der Geldbriefträger klopft.

Ich ziehe die Decke über den Kopf.

Der junge Mann gibt mir zehn Mark.

Er lächelte: er werde ein Feuilleton über mich schreiben. Im «Berliner Tageblatt».

Er gewähre mir zehn Mark Honorarbeteiligung. Vielleicht werde er noch einmal sehr viel an mir verdienen, wenn ich mit ihm im künftigen Frühling nach Monte Carlo ginge.

Als sein Kapital.

Er würde mir die Garderobe bezahlen.

Und meine Aktien würden steigen bis weit über 500…

Ich berichte dem jungen Mann (er hängt jetzt neben der Fürstin von Thurn und Taxis über meinem Bett: ein lachendes Gesicht in Hut und Mantel), daß ich ein Tagebuch führe.

Ich führe es, wie man ein Maultier führt im Gebirge: steinige Straßen, an brodelnden Schluchten vorbei und patinagrünen Almen.

Aber über der Ferne leuchtet die weiße Jungfrau mit dem Silberhorn, und Grindelwald ruht in besonntem Schweigen.

Er ist begeistert.

Er meint, ich solle ihm das Tagebuch doch einmal bringen.

Vielleicht könne man es seinem Verleger zeigen.

Vielleicht würde der es drucken.

Als ich ihn verließ, lag auf der Treppe ein zertretener Nelkenstrauß.

Hat er mich je geliebt?

Mein Kopf wird herumgeworfen.

Er ist kein Mensch.

Er ist ein Wald mit tausend Bäumen.

Hochwald.

Der streckt sich nach einer anderen Sonne.

Und seine Winde wehn von Uruguay.

«Marietta» – , sagte der junge Mann, «ich werde die Köpfe der Gehenkten über mich befragen …»

Ich hatte Angst und lachte.

Denn die Gehenkten wissen jede dunkle Zukunft.

«Wenn sie die Wahrheit sagen, opfere ich dir einen Taler, Marietta.»

Er verschwand hinter dem Vorhang.

Auf einmal ertönte Geschrei.

Nicht ein Schrei: Millionen entsetzlicher Schreie. Es klang von außen, von der Straße und warf mich, ich stand am Fenster, betäubt ins Zimmer zurück.