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Rasputin
Jefimy, der Vater Grigorys, den man später Rasputin nannte, war Knecht bei der staatlichen Pferdepost, die in einer eisenbahnarmen Gegend des inneren Rußland, im Gouvernement Tobolsk, verkehrte.
Schnee im Winter, weiße, weite Fläche,
heißa die Troika,
Oft von Wölfen bis zu den ersten Häusern verfolgt -
Graugrüne Steppe, graue, weite Fläche im Sommer -
Über Stock und Stein trieb Jefimy die rumplige Kalesche,
und entsetzt sahen die Passagiere oft aus den Fenstern,
wie der rumplige Kasten mit ihnen durchging.
Grigory, Bauernschädel wie sein fünfzigjähriger Vater, zwanzigjährig, half dem Vater beim Pferdetränken und Pferdestriegeln, fiel auch wohl der Post in die Zügel, wenn sie gar zu wild daherstürmte.
Jefimy war einem guten Tropfen Wodka nicht abgeneigt.
Grigory, der Junge, liebte ebenfalls den Wodka,
die Pferde,
den Tanz
und die Mädchen.
Er strich um die Bauerndirnen mit den bunten Kopftüchern,
sie höhnten ihn: Rasputnik: das heißt Wüstling – woher er seinen Namen bekam,
und sehnsüchtig sah er zuweilen bei vornehmen reisenden Damen in der Postkutsche nach.
Seine Freunde waren Ossip und Porfiri. Aber sein leichter Sinn hinderte ihn nicht, naiv vor jedem Christusbild sich zu bekreuzen,
dem Popen die Hände zu küssen,
und jeden Sonntag geputzt in die Messe zu gehen, wobei er mehr nach den hübschen Mädchen als nach dem Geistlichen sah.
Grigory war damals ein echter Muschik, ein Bauer, wie es fünfzig Millionen davon in Rußland gab:
leichtgläubig und leichtsinnig, listig und lustig, verderbt und fromm.
Er glaubte an Gott.
Er glaubte an den Teufel.
Er glaubte an den Zaren, den Mittler zwischen Gott und Mensch.
Und er glaubte an sich.
Seit Jahrhunderten geht die Sehnsucht des Muschik nach »Land«, nach eigenem Grund und Boden. Seit Jahrhunderten ist er der Knecht des Großgrundbesitzers, dem das Land gehört.
Bei dem Dorfe Pokrowskoje, wo Grigory daheim ist, liegt das Gut Pokrowskoje,
das dem Baron Akim gehört.
Der Baron hat eine junge, jetzt zehnjährige Tochter, Irina genannt, zu der ihr jetzt zwölfjähriger Vetter Felix Jussow in die Schulferien zu Besuch kommt.
Sie spielen zusammen.
Sie sehen einander gern.
Sie rudern zusammen auf dem Schloßteich. Irina beugt sich aus dem Kahn zu den Wasserrosen -
Sie beugt sich immer weiter -
Sie stürzt ins Wasser -
Grigory, der seine Pferde zur Tränke trieb, bemerkt das mit den Wellen ringende Kind.
Er wirft sich ins Wasser,
er rettet die Kleine.
Er bringt sie auf seinen Armen ins Schloß.
Er trieft vor Wasser.
Steht nun triefend im Salon.
Irinas Mama ist indigniert.
Betrachtet ihn mit dem Monokel -
Er ruiniert ihr den ganzen Salon,
der Muschik.
Das Kind ist ja gerettet.
Er kann gehen.
Ach so – man muß ihm wohl eine gewisse Belohnung geben -
Sie reicht ihm ein Zehnkopekenstück.
Grigory sieht erst das Geld – dann sie an -
wirft ihr das Geld vor die Füße,
geht ohne Gruß. -
Jefimy, Grigorys Vater,
liebt einen guten Tropfen Wodka.
Eines Tages hat er wieder ein Gläschen zuviel getrunken.
Er hatte von einem reichen Fahrgast ein hübsches Trinkgeld bekommen, und trank auf jeder Station ein Gläschen.
Er nickte bei der Heimfahrt auf dem Kutschbock ein,
und als Grigory ihn auf der Heimatstation empfing,
fehlte ein Pferd -
Räuber hatten es ihm unterwegs ausgespannt.
Jefimy wurde wegen »Veruntreuung staatlichen Eigentums« angeklagt und zu Gefängnis verurteilt.
Völlig gebrochen ging er ins Gefängnis.
An seine Stelle trat nunmehr Grigory als Postillon.
Singend,
peitschenknallend,
fuhr er über Land
die feinen Herren
und die schönen Damen.
Eines Tages hatte er Sehnsucht,
die kleine Irina wiederzusehen,
die für ihn den Inbegriff des höheren Lebens bedeutet.
Er geht bis zum Parkgitter,
sucht sie.
Er pflückt Blumen,
einen Strauß.
Da kommt der Gutsbesitzer, Baron Akim, des Weges:
»Was suchst du da?«
»Ich pflücke Blumen -«
»Das ist mein Grund und Boden:
Bauernlümmel Und alles, was darauf wächst, ist mein Wirf die Blumen fort«
Er zögert.
Der Baron entreißt ihm den Strauß,
die einzelnen Blüten fallen zur Erde.
Grigory sieht ihnen nach.
Er hat eine einzige Blüte behalten.
Der Gutsbesitzer geht,
köpft mit seinem Stock die Butterblumen am Wege.
Irina kommt.
Er nimmt sie auf seine Knie.
Er schenkt ihr die einzige Blume,
Die ihm noch geblieben.
Sie zerpflückt sie.
Sie lächelt.
Er lacht.
Er lacht grimmig.
Sie hört auf zu lächeln.
Sie erschrickt vor ihm.
Er stellt sie auf den Boden.
Der kleine Vetter, Felix Jussow, kommt herbeigelaufen.
Er zieht Irina mit sich fort,
die verstohlen noch nach Grigory sich umblickt.
Jussow: »Laß den schmutzigen Bauern«
Grigory reckt ihm seine Faust nach.
Eines Tages große Aufregung im Postgebäude von Pokrowskoje:
für eine hochgestellte Person wird an der Station Tobolsk eine Extrapost verlangt.
Wen soll man an den Bahnhof schicken?
Grigory, der Sohn eines Sträflings, kann man der hochgestellten Person nicht zumuten.
Der Postmeister selber, obwohl er lange nicht mehr mit Pferden gefahren,
wirft sich in Gala,
Grigory spannt die Pferde ein,
der Postmeister fährt zur Station.
An dem kleinen Bahnhof entsteigt dem Zug
Anna Wyrubowa,
Hofdame der Zarin,
die gekommen ist, dem Kloster von Pokrowskoje einen Besuch abzustatten und dort fromme Übungen zu verrichten.
Der Postmeister fährt sie nach dem Kloster,
die Pferde gehen durch,
er kann sie nicht bändigen -
da kommt Grigory des Weges,
er fällt den Pferden in die Zügel,
er hat Anna Wyrubowa gerettet.
Sie schenkt ihm ein byzantinisches Christusbild zum Dank und Andenken. Rasputin findet, daß das Bild ihm ähnlich sieht -
Sie forscht nach seinem Namen:
»Wie heißt du?«
»Ich heiße Grigory Rasputin« -
Sie schreibt sich den Namen in ihr kleines Notizbuch.
»Fahr du mich weiter«
Er fährt sie zum Kloster.
Der Postmeister hat das Nachsehen. -
Von diesem Tage an geht eine Wandlung mit Rasputin vor.
Er geht in seiner Kammer nachdenklich auf und ab.
Er stößt Lisaweta, das Bauernmädchen, das ihn liebt, von sich:
»Geh Schmutziges Ding du
Werde ganz andere Liebste haben als dich« -
Er betrachtet das Heiligenbild, das ihm die Hofdame geschenkt.
Er drückt es an seine Lippen.
Er geht zu dem Abt des Klosters:
»Väterchen, du kannst lesen und schreiben – lehre es mich
Will dir Rubelchen geben«
Der Abt erkennt den Burschen, der die Hofdame zu seinem Kloster gebracht.
Die Hofdame hat ihm von Rasputin erzählt.
Rasputin kann ihr Günstling,
ein Günstling des Hofes werden,
wer weiß?
Der Abt gibt ihm Unterricht, lehrt ihn an der Hand der Bibel buchstabieren:
G-o-t-t-
Eifrig lieft er dann in der Bibel.
Rasputins heller Kopf lernt schnell.
Bald schreibt er seinen ersten Brief,
mit ungelenken Schriftzeichen,
an die kleine Irina:
»Hast Du Deinen Dich liebenden Onkel Grigory vergessen?
Gottes Segen über Dich«
Rasputin fängt eine Taube vom Gut,
mit der Irina zu spielen pflegt.
Er bindet ihr den Brief um den Hals,
läßt sie fliegen.
Sie fliegt zu Irina,
die erstaunt den Brief liest -
nach Grigory Ausschau hält -
Da kommt ihre Mama,
sieht den Brief,
liest ihn,
zerreißt ihn,
zerrt das Kind mit sich fort.
Der alte Jefimy kommt aus dem Gefängnis zurück.
Niemand will ihn kennen.
Grigory begegnet ihm in der Steppe,
während er die Post kutschiert.
Grigory: »Jetzt bin ich der Postillon
Ich kenn dich nicht mehr Scher dich zum Teufel«
Er schwingt die Peitsche.
Der Alte wandert weiter.
Einige Jahre vergehen.
Irina kommt nach Moskau in die Pension.
Felix Jussow tritt als Kadett ins Heer.
Rasputin kutschiert seine Post.
Er wartet seiner Stunde.
Die Regierung, die bei den bevorstehenden Wahlen zur Duma die Bauern für sich gewinnen will, sendet den Oberpriester Wostorgow als Agitator in die entlegensten Teile Rußlands.
So kommt er auch in das Gouvernement Tobolsk, wo ihn Rasputin mit der Pferdepost von der Bahn abholt
und nach Pokrowskoje bringt.
Im Schulgebäude spricht Wostorgow über die Ziele der Regierung.
Viele Bauern sind anwesend.
Sie sitzen auf den niedrigen Schulbänken. Die Tafel steht noch von der Schulstunde da, mit Zeichen beschrieben.
Auch der Gutsherr von Pokrowskoje ist anwesend, der Baron Akim.
Er nickt beifällig zu den Ausführungen Wostorgows.
Die Bauern versuchen angestrengt, ihm zu folgen.
Da unterbricht eine Stimme den Redner:
»Wann – werden – die – armen – Bauern – Land – bekommen?«
Alles dreht sich um.
Der Baron empört.
Der Redner grinst verlegen.
Rasputin hat den Zwischenruf gemacht.
Er wiederholt ihn.
Bravo der Bauern.
Der Redner spricht:
»Gehorcht dem Zaren und gebt dem Zaren, was des Zaren ist – und der Bauer wird bekommen, was des Bauern ist.«
Der Baron klatscht in die Hände.
Die Bauern sind unzufrieden.
Da löst sich Rasputin aus der Menge und steigt aufs Katheder.
Er fegt den Oberpriester mit einer Handbewegung herunter und spricht
stockend,
ungalant,
aber mit lebendigen Bewegungen und Gesten.
Er spricht, daß Gott die Erde den Menschen allen zur Nutznießung gegeben habe – nicht nur einzelnen -
Der Baron ist empört -
die Bauern lauschen erregt -
Und er spricht weiter:
»Wenn der Zar den Bauer liebt, wie der Bauer den Zaren: so schenkt er ihm Land und Erde, Erde und Land und nimmt es aus den seinen Händen der wenigen und gibt es in die schwieligen Hände der vielen -«
Der Baron springt zornig auf -
Die Bauern begeistert:
Sie tragen Rasputin auf ihren Händen in seine Wohnung:
»Bravo, Grischka, du hast recht Du sollst in die Duma Du bist einer der Unseren Gib's dienen da oben«
Grigory Rasputin ist in seinem Dorfe berühmt geworden.
Die Bauern scharen sich um ihn,
sie drücken ihm die Hand.
Nur der Baron Akim macht einen weiten Bogen um ihn.
Oberpriester Wostorgow ist nach Moskau zurückgekehrt und erstattet dem Wahlkomitee Bericht.
»Wenn man Erfolg haben will, braucht man Agitatoren aus dem Bauernstande selbst«
Und er berichtet von dem schlagfertigen Muschik Grigory Rasputin im Bezirk Tobolsk,
der ungebildet und dumpf,
aber ein suggestiver Redner sei.
Man müsse ihm nur das beibringen,
was er dann reden solle -
so würde man in ihm eine unschätzbare Hilfe haben.
Der Vorsitzende des Komitees lacht:
»Man zähmt einen Elefanten, um dann die ganze Herde zu fangen«
Wostorgow: »Ganz recht«
Es geht ein Telegramm an das Gouvernement Tobolsk, den Postknecht Grigory Rasputin aus Pokrowskoje sofort nach Moskau zu schicken.
Der Gendarmerie ist das öffentliche Auftreten Rasputins in der Versammlung gegen den Oberpriester Wostorgow bekannt.
Grigory Rasputin wird nachts aus dem Bett heraus von Gendarmen verhaftet, die ebenso wie die Bauern glauben, er solle in Moskau vors Gericht.
Er wird in Ketten gelegt.
Bauern und Bäuerinnen küssen ihm die Hände.
Er wird in viele Tage langer Fahrt
im Viehwagen
zwischen Kälbern und Schweinen,
von Soldaten mit aufgepflanztem Bajonett begleitet, nach Moskau transportiert.
Er bekommt aus demselben Eimer Wasser zu saufen wie das Vieh, schmutzig,
mit struppigem Bart
kommt er in Moskau an -
Da erwartet ihn auf dem Bahnhof
Wostorgow
und einige Damen des Komitees,
denen Wostorgow von dem sonderbaren Muschik erzählt -
Wie ein Märtyrer entsteigt Rasputin dem Wagen – ungepflegt – struppig – schmutzig -
Wostorgow begrüßt ihn
das Mißverständnis von seiner Verhaftung klärt sich auf.
Die Ketten werden ihm abgenommen.
Er wird im Triumph an einen Wagen geleitet.
Rasputin schlägt die Pferde mit der Hand auf die Flanken -
»Verstehe etwas von Pferden«,
sieht sich im Kreise um,
»und Menschen«
Fährt durch die Straßen der großen Stadt. Erstaunt blickt Rasputin
die eleganten Läden,
die hohen Häuser,
die vielen Menschen,
die prächtigen Kathedralen,
den Reichtum,
die Armut,
das Getriebe.
Dämmerung.
Lichter blitzen auf, zehn, hundert, tausend.
Im Haufe Wostorgows.
Wostorgow mustert ihn von oben bis unten: »So kann ich dich den vornehmen Herrschaften nicht präsentieren.« -
Er führt ihn ins Badezimmer, das Rasputin mißtrauisch mustert.
Es wird ein Bad gerüstet,
Rasputin in die Wanne gesteckt.
Wostorgow selbst bürstet ihn ab.
Ein Dienstmädchen bringt ein seidenes Russenhemd,
Hosen, langen Rock, hohe schwarze Stiefel – Rasputin zieht sich an.
Wostorgow hängt ihm noch ein Kreuz um den Hals.
»Jetzt siehst du sehr würdig drein,
Grigory Rasputin Komm«
Tee bei der Gräfin Ignatiew.
Viele vornehme Damen.
Auch Anna Wyrubowa, Hofdame der Zarin.
Gespannte Erwartung
auf den angekündigten Bauern,
den Muschik,
den Sohn der russischen Erde,
von dem, wie Dostojewski einst geweissagt hat,