Kitabı oku: «Gereimtheiten und andere Gemeinheiten»
Pawlowski
Gereimtheiten und andere Gemeinheiten
Klaus Pawlowski
Gereimtheiten und andere Gemeinheiten
Satirische Texte
© 2013 Oktober Verlag, Münster
Der Oktober Verlag ist eine Unternehmung des
Verlagshauses Monsenstein und Vannerdat OHG, Münster
Alle Rechte vorbehalten
Satz: Henrike Knopp
Umschlag: Thorsten Hartmann, Peter Pawlowski
unter Verwendung einer Zeichnung von ©Tom
Herstellung: Monsenstein und Vannerdat
ISBN: 978-3-944369-12-9
eBook-Herstellung und Auslieferung:
readbox publishing, Dortmund
Inhalt
Von Tieren
Von der Liebe
Vom modernen Leben
Von der Natur
Von der Politik
Von der Wirtschaft
Aus der Kultur
Vom Reisen
Hier spricht der Arzt
Vom Sport
Von der Sprache
Von Festen und vom Feiern
Ein Erlkönig kommt selten allein
Sag mal einen Satz mit…
Von Tieren
Alle Vögel sind schon da
Dieweil im Liechtensteiner Kraut
die Schwarzgelddrossel Nester baut,
das EURO-Sumpfhuhn frech, doch zart
mit einem Klauerhahn sich paart,
Zockenten und Verschleiereulen
im Banken-Dschungel still verweilen …
Dieweil in Aktienbrüchen träge
Schwachstelzen hocken im Gelege …
Dieweil – seht her – in munt’rem Reigen
Preisvögel bis zum Himmel steigen,
Brotkehlchen unter äuß’ren Zwängen
die Körbe sichtlich höher hängen …
… da lässt in meinem kleinen Garten
die Kohlemeise auf sich warten,
und überm schmalen Kleinkredit
die Knebelkrähe Kreise zieht.
Mein Sparbuchfink sitzt schon sehr lange
total vergrippt auf seiner Stange.
Auch legt bei meinem Kaufmann Meier
ein Pleitegeier munter Eier,
weil nebenan jetzt frisch beringt
ein Abgreifvogel Lidl singt.
Welch Artenvielfalt querweltein!
Das muss der Klimawandel sein.
Gibt’s echte Tauben noch im Land?
Doch da … in meiner rechten Hand
ein grauer Spatz so zart, so klein.
Das kann nur meine Rente sein.
Artenschutz für Gelbflügler
Es haben wieder angesichts
des neuen Artenschutzberichts
diverse Vogelarten
schon bald ganz schlechte Karten.
Die Moorente, der Auerhahn,
die Trappe gehen auf dem Zahn-
fleisch. Selbst der Halsbandschnäpper
wird täglich schlapp und schläpper.
Die Uferschnepfe hat es schwer,
die Bekassine legt nicht mehr.
Es zeigt der Regenpfeifer
beim Brüten kaum noch Eifer.
So trifft der Klimawandel nun
auch unser gelbes Sumpfkampfhuhn.
Da droht der ganzen Gattung
Ermattung, gar Bestattung.
Stirbt aus der scheue Westerwell?
Sein Anblick, welch ein Freudenquell!
Mit sanftem Flügelschwingen
kann er so herrlich singen.
Der Molligschnabelrösler hockt
auf einem morschen Ast und stockt
vollends beim Eierlegen
im kalten Dauerregen.
Vergeblich spreizt der Niebelhahn
die Flügel wie ein Kormoran.
Und auch die Leutheusschnarre
fällt schon in Endzeitstarre.
Weh, wenn du ausstirbst, Sumpfkampfhuhn!
Was soll ich dann als Dichter tun?
Wen soll ich noch besingen
und reimend neu beringen?
Dem öffentlichen Trend zum Trutz
verlange ich hier Artenschutz.
Eisbärs Nachtlied
Bin ich der letzte Eisbär?
Zumindest hier im Eismeer?
Ja, wenn das Eis noch weiß wär’ …
Doch es ist dreckig grün.
Auf einem Restchen Schneegrund
hock’ ich mir mein Filet wund.
Nichts ist mehr da. Kein Seehund
und auch kein Pinguin.
Auf weißen Kreuzfahrtkähnen
sie an der Reling lehnen.
Von ihren Mitleidstränen
schmilzt auch das letzte Eis.
Und die vom Greenpeace-Kutter
die schrei’n: »Heut gibt’s kein Futter.
Nur abgespeckt, mein Gutter,
nützt du uns als Beweis.«
Und koste, was es wolle
trifft schließlich zur Kontrolle
auf einer letzten Scholle
der Klimagipfel ein.
Und Merkel und Obama
Schrei’n: »Hilfe, welch ein Drama!
Doch gibt’s ja noch das Lama,
dann kann’s so schlimm nicht sein.«
Womöglich kommt ein Arzt her.
Der spritzt mich um auf Schwarzbär
und schwärmt, wie schön der Harz wär’,
so hügelig und grün.
Ach, wie ich mich doch sehne
nach meiner Frau Helene.
Doch liegt die dicke Schöne
als Fell vor ‘nem Kamin.
Ich bin k. o.
Ich sag mal so:
Ich will in’n Zoo.
Heimsuchung
Letzte Sommertage flirren.
In der Feuchte hockt die Brut:
Mücken, Mücken lauern, sirren,
tanzen, stechen, schnorcheln Blut.
Und zwar meins. Beim Blumenpflücken,
auch beim Pinkeln hinterm Strauch
Mücken, Mücken, nichts als Mücken.
Arme, Beine, Hals und auch
da, wo wir’s ganz ungern haben,
da, wo’s gar nicht hingehört,
da, wo öffentliches Schaben
selbst den besten Freund verstört.
Wer geht noch aus freien Stücken
an den See? Wer geht anstatt
in die Pilze in die Mücken
und macht siebzig Sauger satt?
Noch die letzten Sommertage
hüllt dies sture Sirren ein.
Und ich stelle mir die Frage:
Könnte diese Mückenplage
Teil der großen Krise sein?
Ein Skandal
Dieser Pferdehackfleischschwindel
ist nicht nur ein übler Scherz.
Nein, dies metzgernde Gesindel
sticht mir tief ins heiße Herz.
Kühe sind zwar nett und friedlich.
Aber striegeln? Muss nicht sein.
Ferkelchen sind meistens niedlich.
Aber Säue streicheln? Nein!
Dazu könnten Entlein taugen.
Doch sie sind so klein und scheu
Haben Gänse sanfte Augen?
Gucken Hühner warm und treu?
Lämmer schon, nicht zu vergessen
Zwergkaninchen. Aber die
haben keine weißen Blessen.
Und ein Schafbock könnte nie
einen Menschen so sehr lieben,
dass er ihn gesattelt schleppt
und durch Schenkeldruck getrieben
lustvoll durchs Gelände steppt.
Über Gräben und Barrieren
trägt manch Springpferd fast allein
die Nation zu Ruhm und Ehren.
Und zu Gold. Das kann kein Schwein.
Von der Liebe
Liebe auf dem Flugplatz
Carola Becker, diese tolle
Frau von der Sicherheitskontrolle
am Flughafen in Schönefeld
bewacht nicht nur mein Tor zur Welt.
O nein, ich liebe sie unsäglich
und fliege jetzt so oft wie möglich.
Wenn ich am Förderband dann steh’
ganz ohne Gürtel, Portemonnaie …
Wenn ich so da steh’ ohne Uhr,
dann wünsche ich mir eines nur:
dass Caro mich betasten täte,
wenn ich gleich durch die Schleuse trete.
Doch nein, stets streicht mir dieser Gunter
an meiner Hose rauf und runter.
Und ich muss mir den Hals verrenken
will ich ihr nur ein Lächeln schenken,
meiner Carola. Die befühlt
gerad’ eine dicke Frau, die schielt,
mit der sie auch noch freundlich spricht.
Nur mich, Carola, siehst du nicht.
Doch bald schon, bald wird es geschehen:
Ich werde, Liebste, vor dir stehen.
Und werde ich von dir gescannt,
uns nur die dünne Scheibe trennt.
Ich steh mit hoch erhob’nen Armen,
und deinen Augen, deinen warmen,
bin ich ganz schnell total vertraut,
denn ich bin nackt bis auf die Haut.
Wenn ich mit meinen Muskeln spiel,
siehst du: Ich hab kein Gramm zu viel.
Du siehst die Narbe überm Bauch
und auch, wie sehr ich dich jetzt brauch’.
Von jäher Liebe ganz benommen,
wirst du in die Kabine kommen …
Und dann? Dann müssen alle warten.
Flug siebzig zehn muss später starten.
Bändige Liebe
Ich kann genau, also gefähr es sagen:
Geschehen ist mir das Gemach vor vierzehn Tagen,
als diese förmig und geschlacht gebaute Dame
(Andrea ist ihr durchaus säglich schöner Name),
ich muss schon sagen, merklich in mein Leben trat,
indem sie flätig, also wirsch um Feuer bat.
Sie war aussprechlich schön, drum sagte ich gehalten
jedoch verblümt, ich sei da sehr gespalten.
Ich rauche nicht, jedoch wenn es gebührlich sei,
sie scheine nahbar, und ich sei gerade frei.
»Wenn Sie ein Hold sind«, sagte sie erbittlich,
»dann find’ ich das erhört und ausgesprochen sittlich.
Sei’n Sie gestüm«, so sprach sie mit beholf’nem Lachen.
»Dann könnten wir viel Fug zusammen machen.«
Dabei sah sie mich kurz, das heißt aufhörlich an.
Und ich bin ein Geheuer und bedarft als Mann.
Ich weiß genau, hätt’ ich mich tadelig benommen,
sie wär’ nie schlüssig mit ins Bach-Konzert gekommen.
Liebe im Zeichen der Schweinegrippe
Sag, soll so uns’re Liebe stranden?
Ich bin doch aus New York zurück.
Doch du, du lässt mich nicht mal landen
mit meinem Wiedersehensglück.
Ich trink’ so gern von deiner Lippe,
küss dir den Tau aus dem Gesicht.
Doch du sagst: »Halt, die Schweinegrippe!
So ohne Mundschutz läuft das nicht.«
Der Bogen deiner vierten Rippe
in meinen Fingern Lust stets weckt.
Doch wegen dieser Schweinegrippe
hältst du die Brust meist hemdbedeckt.
An deiner Schenkel Klippen weine
ich jetzt vergebens: öffnet euch!!
Wahrscheinlich quieken Grippeschweine
ins Ohr dir: Wart, wir kommen gleich!
Ich hasse euch, ihr Virenferkel.
Doch Schweinebande aufgemerkt:
Ich krieg den Impfstoff für Frau Merkel.
Und das ist dreifach wirkverstärkt.
Liebe heute
Uschi will in diesem Jahr
den Reformkurs, den ich fahr’,
nicht mehr mitgeh’n, etwa dass
ich sie gern zu Hause lass’,
wenn ich mal zum Fußball gehe
oder in der Kneipe stehe.
Und sie meckert kräftig, wenn
ich nicht mit ins Kino renn’
so wie früher, wie sie sagt.
Und sie hat sich schon beklagt,
ich tät’ meine Wahlversprechen,
(die vom Anfang) täglich brechen.
Wären nicht der Mindestlohn
für die Koalition
täglich ein zwei Zärtlichkeiten,
so wie früher? … Soll ich streiten?
Klar ist doch, dass zeitbedingt
das Gefühlsaufkommen sinkt,
und das mindert auch den Schwung
für die Vollbeschäftigung
nur mit ihr. Dass folglich dann
irgendwie und irgendwann
uns’re Binnenkonjunktur
schwächer wird, ist logisch. Nur,
eh’ ich ihr das böse sage,
stell’ ich die Vertrauensfrage.
Und erkunde unterdessen
Koalitionsinteressen
anderer und künd’ge ich dann
schon mal eine Neuwahl an.
Vom modernen Leben
Autofahrers Traum
Im Traum sitz’ ich in meinem Wagen
und biege rechts zum Tanken ein.
Das Preisschild hat mich fast erschlagen
Laut hör’ ich mich im Traume schrei’n:
»Ja, glaubt ihr denn, dass ich das zahle?«
Schon demoliere ich brutal
die Tanksäule, mach’ wild Randale,
brüll’ mir den Chef her von Aral.
Bedroh’ ihn mit der Zapfpistole.
»Nur zu«, sagt er und lächelt kühl.
»Das kostet schließlich Ihre Kohle,
das Display da zeigt an, wie viel.
Doch ehe ich mit Ihnen streite«,
sagt er, »will ich gern hilfreich sein.
Viel billiger als Sprit ist heute
im Shop ein Liter Moselwein.«
»Dann her damit!«, hör’ ich mich brüllen.
Der Tankwart schleppt zehn Flaschen ran.
Neun nehmen wir zum Tank befüllen.
Die letzte setz’ ich selber an.
Und da, in zwanzig großen Schlucken
ertrinkt ganz langsam mein Verdruss.
Auch seh’ ich’s auf dem Display rucken:
Der Preis fällt, selbst für Super plus.
Schlagartig löst sich die Beklemmung.
Sie löst sich auch vom Gaspedal.
Ich starte durch. Voll. Ohne Hemmung.
Und … lande am Laternenpfahl.
Bums! Aus der Traum, der Film gerissen.
Jäh schreck’ ich hoch vom harten Stoß.
So’n Mist! Ich würde gern noch wissen:
War ich danach den Lappen los?
Ein Jahr ganz ohne Führerschein
Das könnte doch die Lösung sein.