Kitabı oku: «Joe & Johanna», sayfa 2

Yazı tipi:

Wild und ungezügelt und brutal musste sie sein, die Befriedigung ihrer Lust. Nur das zählte. Joe schwor auf gute Handarbeit. Nicht auszudenken, würde sie sich selbst auch noch enttäuschen.

Schließlich wurde sie von dieser bedrückenden Leere erfasst, die jedem Orgasmus, wie eine gehässige Zwillingsschwester, auf dem Fuß folgte. Dazu gesellte sich ihr Hass auf jene Frau ohne Schamgefühl, die ihre Lust so hemmungslos hinausschrie.

Das Einzige, das an diesem Tag anders war und das sie nachdenklich stimmte, war die Tatsache, dass, kurz bevor der Orgasmus über sie kam, sie eine mädchenhafte Gestalt vor sich gesehen hatte – Sandra.

Was eine eventuelle Übersiedlung aufs Land und alle damit verbundenen Konsequenzen betraf, wollte sie sich noch nicht festlegen. Vielleicht sollte sie noch ein paar Mal darüber masturbieren, ehe sie eine Entscheidung traf. Bei diesem Gedanken trat ihre nächste Patientin in die Ordination.

Eigentlich sollte die Grippezeit Anfang April schon vorüber sein. Trotzdem trudelten tagtäglich Frauen, Männer und Halbwüchsige bei ihr ein, die die klassischen Symptome zeigten. Joes Gefühl nach steckte ein MP3-Player in ihrer Kehle und spielte ständig die gleichen Sätze ab: Ich gebe Ihnen dieses pflanzliche Mittel für ihre Stirnhöhlen. Das müssen Sie aber selber zahlen, das zahlt die Kasse nicht. Für die Nase nehmen Sie am besten diesen Spray. Der macht sie frei, die Nase. Damit Sie nicht durch den Mund atmen müssen. Sonst stehen Sie nächste Woche gleich wieder mit einer Halsentzündung, einer Bronchitis oder noch etwas Schlimmerem da. – Was wäre denn schlimmer? – Das werden Sie dann schon sehen. Machen Sie sich eine Hühnerbrühe. Trinken Sie warmen Tee. Legen Sie sich ins Bett und wenn Sie das Gefühl haben, es zerreißt Ihnen gleich den Schädel, dann stellen Sie einfach den Fernseher ab. Alles klar!? Dann wünsche ich Ihnen gute Besserung. Der Nächste bitte!

Am Abend dieses Freitags schmerzte Joes Kopf, dass sie das Gefühl hatte, es könnte ihn jeden Augenblick zerreißen. Sie nahm ein Bio-Hanfbier aus dem Kühlschrank und leerte in einem Zug die halbe Flasche. Das half ihr dabei wieder runterzukommen, sich zu entspannen und ihre Patienten dort zu belassen, wo sie hingehörten, jenseits dieser Mauer, die das Privatleben vom Beruflichen trennte. Mit jedem Schluck wuchs die Mauer um ein paar Ziegelreihen. Der Dämon in ihrem Schädel wurde sanfter, bis sie, bei leerem Glas sitzend, dachte, ihn vollständig vertrieben zu haben. Müde fiel sie auf ihre Matratze.

Am nächsten Morgen erwachte sie bereits in aller Herrgottsfrühe. Voll Tatendrang sprang sie aus dem Bett, bereitete sich ein üppiges Frühstück aus Schinken, Eiern, Müsli, vier Scheiben Vollkornbrot und Kaffee. Eine Stunde später überquerte sie in ihrem Smart die Landesgrenze von Wien nach Niederösterreich. Als sie fünfzig Minuten später bei der Mühle ankam, sah alles so aus, wie eine Woche zuvor. Nur die letzten, spärlich verteilten Schneereste waren mittlerweile auch noch verschwunden.

Erst einmal wollte sie dem Holzofen etwas Wärme entlocken. Nachdem sie unter das Holz feinere Späne geschlichtet hatte, zerknüllte sie die Doppelseiten einer alten Kronenzeitung und drapierte diese um ihren liebevoll errichteten Scheiterhaufen, ehe sie ihn ansteckte. Anfangs brannte nur das Papier, dann qualmte es. Joe begann in ihrem Kopf schon eine möglichst logische Erklärung für die Feuerwehr zusammenzuzimmern, warum es keine Brandstiftung gewesen sein konnte. Denn so wie sie sich ihre Nachbarn vorstellte, würden diese sofort die Männer vom Löschtrupp alarmieren, sobald sie bemerkten, dass die Großstadttussi mit offenem Feuer hantierte. Doch nichts geschah. Das Holz gloste, der Rauch verzog sich und kurze Zeit später begann sich die Vorstufe zur Behaglichkeit zwischen den alten Mauern auszubreiten. Der Ofen knackte und ein Duft nach Weihnachten kroch ihr in die Nase. Zuerst nahm sie sich die Küche vor und durchsuchte sie nach Gerätschaften und Geschirr, das sie noch nutzen oder wegen eines gewissen nostalgischen Werts aufzuheben gedachte. Sie fand eine Kaffeemühle, die Urgroßmutter einer digitalen Küchenwaage mit dazupassenden Gewichten, sowie die rudimentären Überreste eines Meißner Porzellan Services, das ursprünglich einmal für sechs Personen vorhanden gewesen war. In der Wohnecke fand sie nichts, das sie auch nur einigermaßen ansprach. Der Fernseher war alt, das Sofa verschlissen, die Bilder kitschig. Einzig und allein das Büchlein aus dem Jahre 1953, in dem Johanna handschriftlich ihre persönlichen Ausgaben verzeichnet hatte, wollte sie behalten. Plötzlich spürte sie, wie sie umfangen wurde von einer schleichenden Kälte. Richtig, die mittelalterliche Zentralheizung wollte ja regelmäßig mit Holz gefüttert werden. Das Feuer war schon weit heruntergebrannt und Joe legte ein paar Scheite nach. Dann ging sie nach oben, um auch das Schlafzimmer einer gründlichen Inventur zu unterziehen. Alte Pullover, ihrer fachmännischen Meinung nach selbst gestrickt, lagen penibel gestapelt im Kasten neben neu aussehenden Blusen mit Löchern, die vermutlich vom letzten Mottenbankett herrührten; daneben weiße Unterhosen und originalverpackte Strumpfhosen in Altweiberanthrazit. Joe hasste diese Farbe, war es überhaupt eine? Dieses hässliche Anthrazit, irgendwo zwischen Schlamm und Grau. Wie abstoßend. Sie spürte, wie ihre Zehennägel sich aufrollten. Ganz hinten im obersten Fach des Kleiderschranks fand Joe einen Schuhkarton, dessen Etikett behauptete, bei dem Inhalt handle es sich um hochhackige Pumps der Größe neununddreißig. Vermutlich hatte ihre Großmutter die Schachtel in einer stuntmanähnlichen Aktion, herumturnend auf einem Sessel oder einer zweistufigen Treppe, sich mit einer Hand festhaltend, mit der anderen den Karton balancierend, an diesem schwer zugänglichen Ort deponiert. Oder befand sie sich schon seit längerer Zeit an diesem Platz? Seit einer Zeit, als Johanna noch jung und gelenkig gewesen war und es ihr weder Mühe bereitete, noch eine Herausforderung für ihren Gleichgewichtssinn darstellte, zwischen den verschiedenen Etagen ihres Kastens herumzuturnen. Joe rückte den neben dem Bett stehenden Sessel heran und versuchte auf Zehenspitzen den Karton zu fassen zu bekommen. Langsam, um zu verhindern, dass der Fang, den sie gerade gemacht hatte, wieder von ihrer Angel hüpfte und neuerlich in den Tiefen des Schranks verschwand, zog sie ihn zu sich heran.

Joe konnte es fühlen, das Adrenalin, wie es durch ihre Venen pumpte. Sie war gespannt darauf, wie sie wohl aussahen, diese Pumps mit den hohen Absätzen, in denen ihre Großmutter irgendwann einmal herumgestöckelt war. Oma Johanna und High Heels? Das war, selbst wenn die Schuhe damals noch nicht diese wohlklingende Bezeichnung trugen, ein Widerspruch in sich. Hier auf dem Lande noch dazu. Wann hätte sie wohl einen Anlass gehabt, diese Schuhe zu tragen? Am Kirtag?

Joe setze sich, den Karton auf ihrem Schoß, und öffnete vorsichtig den zerknautschten Deckel.

Groß war die Enttäuschung, als sie statt jener, an den Füßen zu tragenden Folterwerkzeuge, die ein vergrämter Schuhmacher irgendwann einmal ersonnen haben musste, um sich an seiner ihn nervenden weiblichen Klientel zu rächen, nichts weiter fand als Bücher.

Bücher? Joe schlug das oberste auf. Dem Anschein nach ein Tagebuch. Elegant floss die Frauenhandschrift königsblau über Papier von der Farbe gesprenkelter Eierschalen. Aufzeichnungen aus dem Jahre 1956. Vollgeschrieben von der ersten bis zur letzten Seite. Darunter lagen noch drei weitere Bücher gleichen Aussehens. Möglicherweise fanden sich darin ja Indizien, um …

Der Vater von Joes Mutter war, so schien es jedenfalls, mit einem Mal aus der Versenkung aufgetaucht, hatte Oma Johanna geschwängert und war sofort wieder in selbiger verschwunden, noch ehe der Standesbeamte dessen Namen in die Geburtsurkunde des Mädchens eintragen konnte. Großmutter hatte um die Identität dieses Mannes immer ein größeres Geheimnis gemacht als um das legendäre Rezept ihrer Ribiselschnitte. Selbst wenn sie einen über den Durst getrunken hatte, was bei ihr, nach Joes Wissen, ungefähr einem halben Glas Wein entsprach, ließ sie sich nicht hinreißen, Details über seine Person auszuplaudern.

Was Joe aber am Boden des Kartons fand, ließ ihre Hand mitten in der Bewegung erstarren.

Kapitel 2

Sie atmete viel zu schnell, ihr Puls raste und zittrige Hände suchten nach dem winzigen Fläschchen in ihrer Handtasche. Fünf Tropfen davon auf die Zunge. Joe hatte sie noch gar nicht richtig geschluckt, als sie schon meinte eine sedative Wirkung zu verspüren. Die von ihr geschaffene Welt aus wohlwollenden Erinnerungen und sepiafarbenen Vorurteilen über die gute alte Zeit war gerade im Begriff einzustürzen. Die Entdeckung, die sie eben gemacht hatte – Joe, warum musst du auch überall deine Nase hineinstecken, warum nur? – war für sie ebenso niederschmetternd, als hätte eine gläubige Katholikin herausgefunden, dass der Erzbischof von Wien eine Affäre mit seinem Frisör hatte. Enttäuscht darüber, so gar nichts über ihre Großmutter gewusst zu haben, ließ sie die Luft aus den Lungen strömen. Dabei war sie überzeugt gewesen, zu ihr ein innigeres Verhältnis als zu ihrer Mutter gehabt zu haben. Sie warf alles wieder in den Schuhkarton zurück und setzte rasch den Deckel drauf. Wenn du es nicht siehst, Joe, ist es nicht da. Dann existiert es nicht. Und außerdem, um es ganz korrekt zu formulieren, es hat nie existiert. Gut gemacht, Joe!

Als sie die Türe zu ihrer Wohnung aufschloss, fragte sie sich, ob sie die Mühle wieder abgeschlossen, das Licht überall ausgemacht und wie vielen Verkehrsteilnehmern sie wohl auf ihrem Blindflug zurück nach Wien den Vorrang genommen hatte. Immerhin war sie angekommen. Auch konnte sie sich nicht erinnern, dass ihr Smart über die eine oder andere Unebenheit geholpert war, die vielleicht ein Igel oder gar ein Eichhörnchen gewesen sein mochte. Sie streifte ihre Sneakers ab und hetzte, als wäre ein Rudel Untoter hinter ihr her, in die Küche. Whisky. Wo war der Whisky? Sie trank so selten einen, dass sie ihn erst suchen musste. Einer tieferen Eingebung folgend, fand sie schließlich doch eine Flasche schottischen Single Malts in der Bar im Wohnzimmer. Flink schüttete sie etwas davon in ein gewöhnliches Wasserglas. Das professionelle Auge eines Barkeepers hätte die Menge als einen großzügig eingeschenkten Doppelten bezeichnet. Sie sah durch die bernsteinfarbene Flüssigkeit, ihre Pupillen verengt und starr. Dann leerte sie das Glas in einem Zug. Der Whisky, der ihrem Gaumen so fremd war, brannte ihre Kehle hinunter. Warm und beruhigend breitete sich das Wasser des Lebens in ihr aus. Sie schmunzelte und schenkte sich noch eine geringere Dosis nach. Nun, so redete sie sich ein, war sie bereit, die Schuhschachtel der Pandora noch einmal zu öffnen. Behutsam nahm sie den Deckel ab. Hätte sie vielleicht doch ihre Freundin, die Schamanin, konsultieren sollen? Vielleicht wäre sie in der Lage gewesen, in einer Art Exorzismus, die bösen Geister der Vergangenheit zu vertreiben. Aber Petra war vermutlich – so wie immer – im Stress und Joe hatte absolut keine Lust, wochenlang auf einen Termin zu warten.

Joe wusste, und das war ihr ab und an etwas peinlich, dass sie zu einer Handvoll Frauen in Österreich gehörte, die keine Laster besaßen. Mit einer Ausnahme – der Neugier – selbstverständlich. Doch war diese bei Frauen nicht eine Tugend und nur bei Männern ein Laster? Bedächtig nahm sie die Tagebücher aus der Schachtel, eins nach dem anderen. Da war er wieder, dieser Anblick, das Cover der Zeitschrift. „Bizarre Vol 3 1946“ stand darauf zu lesen. Und das war mit Abstand noch das Harmloseste, das sich auf dem Umschlag befand. Darunter war eine leicht geschürzte, langhaarige Brünette zu sehen. High Heels an den Füßen, Straps-Strümpfe an den Beinen, hautenge Handschuhe, die noch die halben Oberarme bedeckten. Soweit der jugendfreie Teil. Um den Hals, um Arm- und Fußgelenke trug sie metallene Fesseln, die mit einer Kette verbunden waren.

Schwindel überfiel Joe, als befände sie sich knapp unterhalb des Gipfels des Kilimanjaro. Das Bild wurde von ihrer Netzhaut gleichsam aufgesogen. Wo war das Schockierende geblieben? War es schlimm, dass sie nicht mehr schockiert war? Wie das? Hatte der Alkohol die ausgeprägten Spitzen ihrer Emotion abgeschliffen? Mehr torkelnd als gehend steuerte sie ins Bad, besah sich im Spiegel. Du siehst wirklich gut aus, Joe, lallte sie in das Gesicht, das ihr unscharf entgegengrinste. Sie spritzte zwei Handschalen kaltes Wasser in ihr Gesicht, kehrte dann wieder zu ihrer Entdeckung zurück. Misstrauisch, als wäre die Oberfläche mit einem ansteckenden Virus kontaminiert, öffnete sie das Heftchen. Seite drei zeigte die Rückansicht einer Frau. Generöser, breitkrempiger Hut, tailliertes Jäckchen, ultraschmaler Pencilskirt, Strümpfe mit Naht und Pumps mit mindestens zwölf Zentimeter hohen Absätzen. Sie ließ ihren Blick auf dem Bild ruhen. Es gefiel ihr – irgendwie. Seite vier war mit „Good luck - Editor“ signiert. Abbildungen von Korsagen, Korsetts und Dessous wechselten mit solchen von hochhackigen Frauenbeinen, belederten Reiterinnen und einer eng geschnürten Löwenbändigerin mit Peitsche. Doch wo waren die Löwen? Weit und breit gab es keine zu sehen. Sollte die Peitsche womöglich gar nicht zur Züchtigung der Raubkatzen dienen? Joe schluckte und goss sich noch einen kleinen Whisky ein. Ihre Leber war sehr sensibel und vertrug es nicht, zu plötzlich auf null gesetzt zu werden. Kleine Zwischenschritte mussten sein. Bedacht wie eine Entdeckerin, die jeden Augenblick auf kriegerische Einheimische treffen konnte und diese nicht provozieren wollte, blätterte sie weiter. Seite dreiundzwanzig zeigte sechs geknebelte Schönheiten. Wie abstoßend. Als wollte sie dagegen protestieren – wir Frauen lassen uns nicht den Mund verbieten –, riss sie den ihren weit auf. Die Models mit den Überkniestiefeln gefielen ihr. Sie nahm einen Schluck. Die Seiten neunundzwanzig und dreißig zeigten Bilder der Entwicklung des knöchellangen Rocks, zumindest so, wie der Autor es sich in einer Zukunftsvision vorstellte. War er, der Rock, 1912 noch eng, war er 1932 hauteng. 1952 war er zu einem hautengen Overall mutiert; eng an den Hüften, eng an der Taille, zum Zerreißen gespannt am Busen. Das Arrangement wurde abgerundet durch Metallfesseln, die Fuß- und Armgelenke mit einer Kette verbanden. Das letzte Bild, vom Zeitpunkt der Publikation weit in der Zukunft gelegen, zeigte 1972 eine Mumie. Eine weibliche Gestalt komplett einbandagiert in ihre Kleidung. Die Beine zusammengeschnürt, die Hüften ausladend, die Taille einer Sanduhr, die Brüste opulent hervorstechend, die Arme auf dem Rücken verschwunden. Alles, was von der Frau zu sehen war, befand sich ausschließlich oberhalb des Kinns.

Joe hatte genug gesehen. Scharf sog sie die Luft, die ebenfalls nach Whisky zu schmecken schien, durch die Zähne. Sie war doch noch entsetzt. Gut, sie war auch ein klein wenig erregt. War sie womöglich erregt und nur ein klein wenig entsetzt? Sie konnte es nicht sagen. Zügig leerte sie ihr Glas.

Gerne hätte sie diese abartige Art von Literatur Großmutter Johannas Mann zugeschrieben. Da war nur ein kleiner Haken. Großmutter Johanna war in späteren Jahren nicht mehr verheiratet gewesen. Zumindest nicht soweit Joe wusste. Sie legte die Stirn in Falten. Außerdem, was hätte das Magazin in diesem Fall bei Omas Tagebüchern verloren gehabt?

Sie war angesteckt, infiziert von diesem hinterhältigen Virus, von dem sie bisher nicht einmal gewusst hatte, dass es ihn überhaupt gab.

Belügst du dich wieder einmal selber, Joe?

Sie fühlte sich beschmutzt, besudelt von diesen Bildern, von den Gedanken, die dahinter steckten, von einer Sichtweise, die ihr bisher nicht offenbart worden war. Dampfend ließ sie das Wasser über ihren Körper laufen. Dann ging sie ins Schlafzimmer. Unendliche Leere gähnte aus der zweiten Hälfte ihres Doppelbetts. Eine Leere, die seit fast vier Jahren existierte und die mehr und mehr zur Selbstverständlichkeit wurde. Jahrhunderte schienen verstrichen zu sein, seit jemand mit seiner Körperwärme, seinem Eau de toilette, seiner Persönlichkeit dem Leintuch einen anderen Geruch eingeprägt hatte als den des Waschmittels. Was tat sie auf diesem Planeten überhaupt außer Geld zu verdienen? Hatte sie je auf ihr Privatleben geachtet? Hatte sie überhaupt eines? Sie zog sich die Decke bis übers Kinn, doch eine Behaglichkeit wollte sich nicht einstellen. Fest hatte sie es sich vorgenommen, es an diesem Tag nicht zu tun. Ihr Gehirn sagte nein, doch ihr Körper bettelte darum.

Wenn du so weitermachst, Joe, wirst du bald eine Entzündung im rechten Mittelfinger und eine wundgescheuerte Klitoris haben.

Und wenn schon.

Nachdem sie gekommen war, fühlte sie die Euphorie, gleich darauf plumpste ihr Gemüt wieder in ein tiefes Loch. Täglich dasselbe vermaledeite Spiel. Ihre Lust konnte sie einigermaßen in Schach halten, doch zum wirklichen Glück fehlte ihr die Hälfte. Ihrem Körper gefiel es, sich von seidenen Laken umschmeicheln zu lassen. Angenehm zog der Duft wie im Verkostungsraum einer Whiskydestillerie durch das Zimmer. Eine halbe Stunde später lag sie immer noch wach. Warum hatte Oma Johanna dieses Magazin? Warum hatte sie es so lange Zeit aufbewahrt? Hatte ihre Großmutter womöglich Interessen, die, vom Staub mehrerer Jahrzehnte zugedeckt, nie wieder an die Oberfläche gekommen waren? Joe rollte sich von einer Seite auf die andere. Grenzenlos war die Zahl an Fragen, die durch ihren Kopf geisterten.

Womit konnte eine Zeit, die Joe wie das tiefste Mittelalter vorkam, eigentlich aufwarten, in der es kein Internet, keine mobile Kommunikation und keine asozialen Netzwerke gab. Sollten die Alten tatsächlich mit einer Handvoll Dorfbewohner am Stammtisch das Auslangen gefunden haben?

Was gibt’s denn da zu grübeln, Joe? Du legst ja auch keinen Wert auf dreihundert Facebook-Freunde, von denen du zweihundertachtzig persönlich gar nicht kennst.

Kapitel 3

Ich hab’s gesehen, ich hab’s gesehen. Das Funkeln und Leuchten in seinen wunderbar grünen Augen. Ich kann es selbst nicht sagen, aber immer wieder bin ich aufs Neue überrascht, dass ein so zart gebauter Mann wie Hans eine solche Faszination auf mich ausübt. Was denn so wichtig sei, dass er so kurzfristig noch einen Termin haben wollte. Er sagte nichts. Strahlte mich nur mit seinen Augen an und wies mit seiner schlanken Hand auf den vier oder fünf Tage alten Bart. Eine Rasur für den Herrn, ja selbstverständlich, kommt sofort. Wo habe ich nur wieder meine Augen gehabt, dass ich es nicht gleich bemerkt hab. Ich musste mich wirklich total beherrschen, nicht einfach drauf loszulachen. Es war schon mehr als übertrieben, ein paar vereinzelt sprießende Härchen als Bart zu bezeichnen. Genausogut könnt’ ich sagen, mir wächst an den Beinen ein Bart. Gut, tut er ja auch – zumindest bist zum nächsten Wachsen.

Ich ließ ihn vorangehen, die knarrende Holztreppe in die Mansarde hinauf, schließlich kannte er den Weg ja. Als ich raufkam, hatte er schon Hut und Mantel, Hose und Hemd abgelegt und stand nur noch mit seiner engen Unterhose bekleidet im Dunkel des Raums. Durch das winzige Dreieck an der Giebelwand fiel gerade noch soviel Licht, dass sich sein Umriss, wie von weißer Kreide umrandet, gegen das unbeleuchtete Innere abhob. Als ich Licht machte, sah ich, dass er grinste. Oh, wie liebe ich das ehrliche, gerade Grinsen dieses Mannes, der beinahe auf den Tag zehn Jahre jünger ist als ich. Ich sah es ihm an, dass er es kaum noch erwarten konnte. Ohne ein Wort von mir legte er sich unverzüglich auf die Matratze und streckte bereitwillig alle viere von sich. Ich kann wirklich nicht sagen, wem dieses Spiel wohl mehr gefällt – ihm oder mir? Nachdem ich jeden Arm und jedes Bein mit einem Seil an den metallenen Ringen des Holzrahmens fixiert hatte, machte ich noch einmal die Runde, um die Stricke so straff wie möglich zu spannen. Zufrieden und glücklich gluckste er vor sich hin, als er wie ein ausgebreitetes X vor mir lag. Er solle kurz warten, sagte ich ihm. Gleich darauf kam mir erst in den Sinn, dass ich mir die Bemerkung auch schenken hätte können. Ich ging nach unten, hörte noch, wie er an seinen Fesseln zerrte. Dabei sollte er schon wissen, dass ich mit Seilen keine halben Sachen mache. Es dauerte wieder ewig, bis ich in dem beschissenen, engen Korsett drinsteckte. Absolut mühsam ohne Hilfe. Er wurde schon ungeduldig und rief mehrmals nach mir. Da es aber nicht panisch klang, ging ich davon aus, dass der Dachstuhl noch nicht am Abbrennen war. Dazu die schwarzen Strümpfe und die hochhackigen Schnürstiefel. Das sollte reichen. Langsam, damit er jeden meiner Schritte vernehmen konnte, quälte ich mich die schmale Treppe hinauf und blieb im Türrahmen stehen. Er versuchte den Kopf zu heben, doch ich hatte ihn so straff festgezurrt, dass er dazu kaum imstande war. Entweder konnte er mich doch soweit sehen oder seine Fantasie arbeitete in seinem Gehirn bereits wie verrückt. Jedenfalls begann sich sein Schwanz sofort in der Unterhose zu regen, wollte sich aufbäumen, aus seinem Gefängnis ausbrechen. Ich hoffte, es würde erotisch und lasziv auf ihn wirken, als ich langsam, einen Fuß exakt vor den anderen setzend, auf ihn zuschritt. Ich kniete mich über ihn, drückte meine Knie in seine Taille, ergriff mit den Händen seine Brustwarzen. Quälend sanft fuhr ich mit meinen Fingernägeln seine Arme entlang, streifte seine Achselhöhle, zog wirre, in sich verschlossene Kreise auf seiner Brust, begann diese zu drücken und zu kneten. Es fühlte sich perfekt an. Meine Haut auf seiner Haut, beinahe noch die eines Kindes. Ich rieb mich an ihm, an dieser zarten, sanften Babyhaut. Ich spürte, wie es mich antörnte, wie ich feucht wurde. Mein Haar fiel auf sein Gesicht, ich tat, als wollte ich ihn küssen. Doch als er meine Lippen wollte, entzog ich sie ihm. Ich kniete zwischen seinen Beinen, die von den Seilen so wunderbar gespreizt gehalten wurden. Mit meinem Knie strich ich über die gewaltige Wölbung seiner Hose, die hart und unbeherrscht nach außen drängte. Meine Zunge leckte die makellose Haut an seinem Hals, wanderte über die Schlüsselbeine, über die winzigen Härchen weiter zu seinem Nabel. Er atmete heftig. Die Luft roch abgestanden und klamm. Sein Bauch zitterte, als wären drinnen gerade fünf Musiker damit beschäftig, ein Stück für Schlagwerk einzustudieren. Genüsslich und gierig leckte ich seinen Bauchnabel und tauchte mit meiner Zunge so tief ein, wie es mir möglich war. Voll Erwartung trommelte sein Herz gegen den jugendlichen Brustkorb.

„Johanna, ich ...“, rief er plötzlich.

„Ganz ruhig, mein Kleiner.“ Ich drückte das Korsett etwas zusammen, sodass meine Brüste noch weiter herausquollen. Unruhig zappelte Hans in seinen Fesseln, versuchte zumindest eine Hand freizubekommen, zerrte mit seinem rechten Arm. Dann gab er den Befreiungsversuch auf. Ich konnte mir ein Schmunzeln nicht verkneifen. Soweit ich mich erinnern kann, war es erst einmal geschehen, und das lag Jahre zurück, dass sich jemand aus meiner Fesselung hatte befreien können. Ich legte mich auf seinen Oberkörper, dass er meinen Busen sehen konnte. Es war so prickelnd, als ich dabei seinen Penis spürte, wie er gegen meinen Bauch drückte. Dann war es so weit. Ich wollte ihn zumindest von einer Fessel befreien und zog den Bund seiner Unterhose so weit herunter, dass sein aufgeweckter Schwanz in die Freiheit sprang. Schön, anders kann ich es nicht sagen, schön und steif stand mir sein Penis, der so gar nichts Knabenhaftes mehr hatte, ins Gesicht. Ich nahm seinen Schaft in beide Hände und begann, seine Eichel mit der Zunge zu umkreisen. Wie ein Eis, ein köstliches Eis erschien sie mir, und ich schleckte gierig daran. Gleich darauf, als fürchtete ich, es könne schmelzen, steckte ich die ganze riesige Tüte in den Mund. Ich schloss meine Lippen, spürte seine Eichel an meinem Gaumen, schmeckte seine Ausdünstungen, inhalierte den Duft seiner Männlichkeit. Tief in meinem Rachen spürte ich ihn, seinen Schwanz, um ihn gleich darauf wieder entwischen zu lassen, um sanft an seiner Spitze mit den Zähnen zu schaben, um ihn schließlich zur Gänze in mich aufzunehmen, dass ich schon dachte, ich würde jeden Augenblick daran ersticken. Ein pulsierendes, zuckendes, ekstatisch atmendes Etwas lag vor mir und wand sich in lustvoller Bewegungsunfähigkeit. Wie weich und zart seine Haut doch war. Wie die eines Zehnjährigen. Gierig leckte ich seine Glans und massierte den Schaft mit den Lippen. Ich war süchtig danach – kein Spaß – absolut süchtig. Ich konnte und ich wollte nicht aufhören.

„Johanna, ich ...“, stöhnte er plötzlich.

„Jetzt nicht“, sagte ich energisch und saugte sofort weiter. Doch es half nichts.

Er spannte seine Oberschenkel, verkrampfte seinen Bauch und schleuderte mit voller Wucht eine Ladung Sperma in meinen Rachen. Verdammte Scheiße. Ich ließ von ihm ab, hustete und schluckte, spuckte und hustete. Es dauerte ewig, bis ich mich von dieser hinterhältigen Samenattacke erholt hatte. Mit meiner rauen Zunge seine Eichel polierend, sog ich noch die letzten Tropfen Ejakulats aus ihm. Dann gab ich ihm einen Zungenkuss. Erschöpft und noch immer wehrlos lag er auf seiner Unterlage. Interessiert wie eine Archäologin in Carnuntum betrachtete ich die Topografie seines Gesichts. Dann lief ich nach unten, um Seife samt zugehöriger Schale, Pinsel und Rasiermesser zu holen.

„Ach, die Rasur“, stöhnte er, „die hatte ich glatt vergessen.“

Ich formte einen Kussmund. „Gott sei’s gedankt. Sonst hätte ich mir ernsthafte Sorgen machen müssen.“ Ich hätte schreien mögen vor Lachen.

„Mach mich los, damit ich mich auf den Sessel setzen kann.“ Hans schien irgendwie nervös.

„Warum sollte ich?“

„Johanna, bitte!“

„Du hast mich nur um eine Rasur gebeten und die bekommst du auch.“ Ich hoffe doch, ich verzog dabei keine Miene. Ich begann die Seife mit etwas Wasser und dem Pinsel aufzuschäumen und setzte mich rittlings auf seinen Bauch. Ich winkelte die Beine ab, sodass sich die Spitzen meiner Stiefel neben seinem Gesicht befanden.

„Johanna, was soll der Scheiß!“, schrie er verängstigt zu meinem Rücken. Ich weiß, ich weiß. Habe ich meine Opfer erst einmal in der Gewalt, kann ich wirklich fies sein. Aber, was kann ich dafür, es macht leider so, so, so viel Spaß.

Ich wandte mich um, zwinkerte ihm knapp zu und sagte dann, er solle mir vertrauen. Gewissenhaft, niemand soll mir vorwerfen, ich mache meine Arbeit nicht korrekt, verteilte ich mit dem Rasierpinsel den Schaum auf seinem Schamhaar. Ich erzählte ihm, was natürlich nicht stimmte, ich hätte gestern etwas über den Durst getrunken, sei nicht ausgeschlafen und habe deshalb noch eine zittrige Rechte. Aber das solle ihn nicht beunruhigen.

Sein Atmen kam stoßweise. Er klang echauffiert und beunruhigt. Ich verlagerte mein Gewicht und begann meine Scham an seinem Bauch zu reiben. Ich vermute mal, er hatte ein Leck in seinem Bauch, denn kaum hatte ich mich auch nur hin- und herbewegt, war sein Bauch schon feucht. Ja, ich weiß. Die lecke Stelle war natürlich ich, aber dieses Gefühl, meine Möse an seinem Bauch zu reiben ... Scheiße, soll ich das jetzt ausstreichen, die Seite vernichten oder doch besser gleich das gesamte Tagebuch? – Aber was. Egal. Liest sowieso mal keiner.

Braver Junge, ein ganz braver Junge sei er, flüsterte ich ihm in beruhigendem Ton zu, als spräche ich tatsächlich zu einem braven Jungen. Jetzt hätten wir es gleich, und bei diesen Worten klappte ich das Rasiermesser auf. Hm, so schade. Sein eben noch so gewaltiger Schwanz war auf eine Größe zusammengeschrumpft, die ich nicht für möglich gehalten hätte. Ich konnte es ihm ansehen. Am liebsten, falls es ihm möglich gewesen wäre, hätte er ihn eingezogen und sicher in seinem Inneren verwahrt, bis der Spuk vorbei war. In diesem Moment hatte ich tatsächlich Mitleid mit dem armen Kerl. Aber ich durfte nicht aus meiner Rolle fallen.

„Johanna! Nein!“ Sein Schrei klang schrill und panisch. Seine sonst so angenehme Stimme überschlug sich.

„Sei ein lieber Junge und verhalte dich ruhig, sonst muss ich dir noch einen Knebel verpassen. Ich will nicht, dass der ganze Ort vor dem Haus zusammenrennt.“ Um meiner Drohung noch mehr Gewicht zu verleihen, drückte ich meinen Hintern schwer gegen seinen Bauch. Ich spürte seinen Blick in meinem Rücken, seinen lüsternen Blick, wie er die enge Schnürung des Korsetts, meine nackten Pobacken und die Strapse betrachtete. Ich konnte ihn spüren, den Kampf, der in ihm tobte. Einerseits sollte ich alle Signale für eine neuerliche Erektion gestellt haben, nur sein Gehirn, genauer gesagt der Bereich davon, in dem die Angst saß, erteilte dafür offensichtlich keine Freigabe. Gesicherter Rückzug, lautete vermutlich das Kommando, das auf sämtlichen zur Verfügung stehenden Kommunikationskanälen durch seinen Körper jagte. Doch mit vier gefesselten Gliedmaßen war die Ausführung desselben nicht gerade einfach. Ich musste lachen. Dann setzte ich das kalte Metall an seinen zusammengeschrumpften Schaft.

„Joh...“

„Hab’ ich da was gehört?“ Der Schalk brannte in meiner Stimme, ohne dass ich es verhindern konnte.

„Nichts“, wisperte er kaum vernehmbar.

„Dann ist es ja gut.“ Ich stieß einen theatralischen Seufzer aus, als wäre gerade eine schwere Last von meiner Seele genommen worden.

Armer Hans. Er verkrampfte sich. Sein ganzer, so wunderbarer Körper verkrampfte sich. Erneut versuchte er, sich den Fesseln zu entwinden.

„Oh, verdammt!“, rief ich hysterisch. „Das wollt ich nicht. Hans!, das tut mir leid.“

Hans schrie so laut er konnte, doch es drang kein Laut aus seiner Kehle. Seine Augen waren weit und starr, sein Mund sperrangelweit offen.

Ich kniff in seinen Schwanz. „Mach dir nicht gleich in die Hose, mein Lieber. Ich wollt’ dich nur ein wenig ärgern.“ Ich schob ihm meinen Hintern entgegen, sodass sein Kinn in der Spalte der Pobacken zu liegen kam. Damit hatte ich seinen Kopf fixiert. Er konnte ihn weder aufrichten noch zu Seite drehen. Nach vorne gebeugt, drückte ich meine Brüste fest gegen sein Abdomen, während ich mit zwei Fingern der linken Hand seine Haut straffte und mit der Rechten zu rasieren begann. Ich schabte und kratzte, wischte das Schaum-Haar-Gemisch in meinen Oberarm. Wanderte weiter dorthin, wo der Rasierer noch nicht diese feine Haut hervorgezaubert hatte. Schließlich war ich fertig und stieg von ihm wie von einem Pferd, auf das ich mich aus Versehen verkehrt herum gesetzt hatte.

Ücretsiz ön izlemeyi tamamladınız.

₺140,83
Türler ve etiketler
Yaş sınırı:
0+
Hacim:
190 s. 1 illüstrasyon
ISBN:
9783742749246
Yayıncı:
Telif hakkı:
Bookwire
İndirme biçimi:
epub, fb2, fb3, ios.epub, mobi, pdf, txt, zip

Bu kitabı okuyanlar şunları da okudu