Kitabı oku: «Echte Golfer fahren links», sayfa 2

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Kurze Hosen haben kurze Beine

Eine prinzipielle Frage: Warum zeigt der männliche Mensch seine blanken Waden her?

Am besten hat es immer noch der englische Schriftsteller H.G. Wells beschrieben: „The uglier a man’s legs are, the better he plays golf – it’s almost a law.”

Es ist tatsächlich fast ein Gesetz, dass Männer mit besonders hässlichen Beinen besonders gut Golf spielen.

H.G. Wells lebte von 1866 bis 1946. Wir ersehen daraus, dass das Problem schon länger besteht. Bereits vor 100 Jahren hat offenbar der Mann in kurzen Hosen Golf gespielt. Sonst wäre H.G. Wells die Hässlichkeit der männlichen Beine nicht dermaßen aufgefallen.

Es gehört zu den großen ungelösten Rätseln der Menschheit, warum der golfende Mann reflexartig in kurze Hosen steigt, sobald die Temperatur zehn Grad Celsius überschreitet.

Noch komplizierter wird das Rätsel, weil es durch ein Nord-Süd-Gefälle geprägt ist. In deutschsprachigen Ländern spielen sommers 70 Prozent der männlichen Golfspieler in kurzen Hosen. In Skandinavien sind es 90 Prozent. In Italien sind es 20 Prozent, und das sind ausnahmslos deutschsprachige und skandinavische Touristen. Je nördlicher man im Sommer golft, desto kürzer wird die Männerhose.

Kurze Hosen haben keinen erkennbaren Zweck. Ihre klimatisierende Wirkung ist mehr als zweifelhaft, weil man in einer langen Hose auch nicht stärker schwitzt. Ihre ästhetische Wirkung – siehe H.G. Wells – ist noch zweifelhafter.

Als unser Schöpfer den menschlichen Körper modellierte, verwandte er offensichtlich viel Zeit und Engagement auf seine bevorzugten Teile wie den weiblichen Hintern und die weibliche Brust. Die sind ihm gut geraten. Die männliche Wade hingegen hatte beim Schöpfer nur zweite oder dritte Priorität. Das sieht man. Man sieht es besonders, wenn sich die Wade in unrasiertem Zustand präsentiert.

Warum der golfende Mann dennoch zwanghaft seine Haxen herzeigt, muss also psychologische Gründe haben. Ich vermute, mit äußerlich blankem Bein fühlt der Mann sich auch innerlich befreit. Die unverhüllte Lücke zwischen Hosen- und Sockenrand signalisiert, dass man sich nicht im grauen Alltag sondern im grünen Bereich befindet. Die fehlende Textilie wird zum Synonym für fehlende Zwänge.

In kurzen Hosen fühlt sich ein Mann wieder als Junge. Und genau das will er auf dem Golfplatz sein.

Meine Waden sind große Klasse, das unter uns, aber ich spiele dennoch meist lang. Ich halte nackte Männerbeine für eine Zumutung. Sie verstoßen in aller Regel gegen jede Theorie der Ästhetik. Das unterscheidet sie von den blanken Beinen unserer Mädchen auf dem Platz. Hier bin ich selbstverständlich glühend dafür, getreu der britischen Männer-Maxime: „We want to see the ladies legs.“

Ich weiß allerdings, dass ein Verbot von kurzen Männerhosen auf dem Golfplatz keine Chancen hat. Man würde dem Manne die Freiheit rauben. Oder besser gesagt: Man würde dem Manne das rauben, was er unter Freiheit versteht.

Selber montieren und reparieren

Golf ist amüsant. Golfbücher sind langweilig. Sie sind Gebrauchsanweisungen für Heimwerker.

Mein letztes Buch – „Echte Golfer weinen nicht“ – lobte ein Literaturkritiker in ziemlich hohen Tönen. Das Buch sei „deutlich vergnüglicher zu lesen als der gesamte Rest der Golfliteratur“.

Man kann dem Mann zu seinem Geschmack nur gratulieren. OK, das war nun vielleicht etwas Schleichwerbung in eigener Sache. Ich denke dennoch, der Kritiker hat nicht ganz unrecht. Beim Lesen von Golfbüchern, so merkte er an, „bleibt eins auf der Strecke – der Spaß“.

Tatsächlich wird bei Golfbüchern ein merkwürdiger Gegensatz schnell offenkundig.

Golf ist ja eine der fröhlichsten Betätigungen auf diesem Planeten, zumindest unter jenen Betätigungen, die man in bekleidetem Zustand unternimmt.

Golfbücher sind das Gegenteil davon. Ein typisches Golfbuch, wenn man die Kataloge durchblättert, heißt zum Beispiel „Die Technik des Golfschwungs“. Oder es heißt „Golf – Balance der Technik“. Oder es heißt „Golftechnik – der kraftvolle Schwung“. Bei Golf geht es offenbar primär um technische Fragen. Um Spaß geht es nicht.

Wenn wir in den Bücherkatalogen vergleichbare Bücher aus anderen Bereichen suchen, dann stoßen wir zum Beispiel auf den Band „Scherenschnitte – die Technik“. Oder auf „Socken stricken – neue Technik“. Oder auf „Technik zu Hause – selber montieren und reparieren“.

Es sind alles Originaltitel, damit wie uns richtig verstehen. Golfer und andere Techniker wie Sockenstricker und Heimwerker haben also vieles gemeinsam. Sie sind dauernd am Basteln. Sie sind dauernd am Reparieren. Der Unterschied ist der, dass der Heimwerker an fremdem Material bastelt und repariert, der Golfer hingegen bastelt und repariert an sich selbst. Der Golfer ist ein Heimwerker in eigener Sache.

Darum ist es auch so amüsant, uns Golfern auf dem Platz oder auf der Range zuzuschauen. Der eine wippt fünf Mal in die Knie, bevor er zum Schlag ausholt. Der zweite hypnotisiert seine Hände. Der dritte holt aus, hält plötzlich inne und starrt über die rechte Schulter den Schläger an. Die Golfer sind dauernd am Basteln und am Reparieren. An sich selbst.

Nun ist ein Scherenschnitt oder eine Socke irgendwann beendet und der Dübel irgendwann in der Wand. Irgendwann kapiert es jeder, wie es geht. Darum gibt es über Scherenschnitte, Socken und Dübel nur ein paar Hundert Bücher auf dieser Welt.

Der durchschnittliche Golf-Heimwerker hingegen kapiert es nie. Darum schneidet, strickt und dübelt er ein Leben lang an sich selber herum. Über Golf gibt es folgerichtig über 100.000 Bücher auf dieser Welt.

Das sind, aneinander gereiht, etwa drei Kilometer Literatur, schwerverdauliche drei Kilometer. Darum lieber unbelesen auf den Platz. Der ist doppelt so lang und zehnmal so vergnüglich.

Hat man mir so erzählt

Früher erfüllte der Dorfplatz den Zweck. Nun ist das Klubhaus die Klatschhochburg.

Der Günther hat mir erzählt, dass sich der Alfred scheiden lässt. Denn der Alfred hat eine Neue, eine Spanierin. Und die Silvia hat mir erzählt, dass die Susanne in einer Klinik in Österreich war. Zum Fettabsaugen.

Woher ich das alles weiß? Ich habe es in unserem Klubhaus erfahren. Ich habe im Klubhaus zudem auch noch erfahren, dass Dr. Kaiser mit einer – na ja – gesehen wurde.

Am Fallbeispiel des Klubhauses können wir gut einen gesellschaftlichen Wandel beschreiben. Es ist der Wandel der sozialen Kommunikation, vor allem jener sozialen Kommunikation, bei der man vertrauliche oder halböffentliche Informationen bekommt.

Früher war diese Institution der Dorfplatz. Auf dem Dorfplatz traf man sich und man erfuhr, was wirklich interessant war im Dorf. Man erfuhr die neuesten Geschichten, man erfuhr Klatsch und Tratsch und Gerüchte. Man erfuhr auf dem Dorfplatz zum Beispiel, dass der Alfred eine Neue hat. Und dass die Christine in einer Klink war. Und wegen Dr. Kaiser und so.

Den Dorfplatz gibt es nicht mehr. Weil Lidl und Aldi und Metro die Dorfläden ruinierten, gibt es in den Ortschaften kein natürliches Zentrum mehr. Es gibt nur noch leere Plätze mit teuren Designerbrunnen. Man trifft sich nicht mehr im Ort. Man fährt am Morgen mit dem Lift direkt in die Tiefgarage und fährt von dort in die Tiefgarage des Arbeitsplatzes oder die Tiefgarage des Einkaufszentrums und später aus dieser Tiefgarage direkt wieder zurück in die Tiefgarage zu Hause.

Mit dem Dorfplatz sind auch andere vergleichbare Tratsch-Zentren verschwunden. Gentlemen’s Clubs zum Beispiel, wo man früher nach der Arbeit zwei oder drei Whiskys und eine Zigarre nahm, gibt es nicht mehr. Sie heißen nun Business Lounges und sind von Jüngelchen bevölkert, die keine Klatschgeschichten kennen aber alle Börsenkurse auswendig wissen. Dazu trinken sie San Pellegrino.

Damit wären wir zurück beim Klubhaus. Golfer gehören von Natur aus zu den neugierigsten Geschöpfen Gottes. Man sieht dies schon daran, dass Golfer auch beim zufälligen Vorbeigehen stets den Bällen hinterher blicken, die andere Golfer schlagen. Noch neugieriger sind sie, wenn es um die neusten Geschichten geht, um Klatsch und Tratsch und Gerüchte.

Das Klubhaus ist der Dorfplatz der Neuzeit. Darum sitzen manche Golfer auch Stunden nach ihrer Runde noch immer wie angewurzelt da. Wenn der Platz längst dunkel ist, ist das Klubhaus immer noch hell erleuchtet. Stimmengewirr und Zigarrenrauch hängen in der Luft. Alle erzählen Geschichten. Jeder weiß eine Geschichte. Alle haben ein Glas in der Hand.

Und keiner trinkt San Pellegrino.

Der Balzplatz

Erst vier Stunden an der frischen Luft, dann gutgelaunt beisammen – dann, ja dann.

Christine, eine Golfkollegin, ist derzeit gut drauf. Sie hat einen Neuen. Sie fand ihn auf dem Platz.

Die Geschichte lief ab, wie solche Geschichten eben ablaufen. Die beiden spielten zufällig eine Runde zusammen, fanden sich sympathisch, spielten nach einigen Tagen eine zweite Runde, fanden sich noch sympathischer, tranken ein paar Gläser im Klubhaus, fanden sich nun extrem sympathisch und endeten schließlich dort, wo Erwachsene enden, wenn sie sich nach ein paar Gläsern extrem sympathisch finden.

Damit wir uns richtig verstehen: Christine wie ihr Neuer waren zuvor durchaus glücklich und treu in ihrer festen Beziehung.

Erfahrene Akteure in unserem Milieu kennen das: Der Golfplatz ist nicht nur ein beliebter Spielplatz. Der Golfplatz ist auch ein beliebter Balzplatz.

Man sieht das schon daran, dass es in keiner anderen Sportart so viele Dating-Sites gibt. Die heißen dann singlegolfclub.net, golfkontakte.de und golfersdates.com. Es gibt Dutzende dieser Kontakt-Seiten im Internet, die dem balzenden Golfer den Annäherungsschlag und das Einlochen leichter machen.

In anderen Sportarten gibt es das nicht. Ich habe im Netz zum Beispiel vergeblich eine Kontaktseite für Hammerwerfer und Hammerwerferinnen gesucht. Auch für Dressurreiter und Dressurreiterinnen gibt es das nicht.

Nur, ist das verwunderlich? Ist es verwunderlich, dass der Golfer und die Golferin auf dem Fachgebiet des zwischenmenschlichen Körperkontakts besonders talentiert sind? Nein. Erst sind Golfer und Golferinnen zusammen vier Stunden an der frischen Luft unterwegs, was mannigfaltig die Sinne belebt. Dann sitzen sie bei gedämpftem Licht und bei einem schönen Wein ähnlich lang und ebenso fröhlich im Klubhaus zusammen. Dann schließt das Klubhaus. Dann wissen sie nicht, wohin.

Dann passiert, was Christine und ihrem Neuen passierte. Sie enden dort, wo Erwachsene enden.

Der Golfer steht von seinem Naturell her nicht für Werte wie Beharrlichkeit und Treue. Er steht eher für Werte wie Neugierde und Flatterhaftigkeit.

Wenn in seiner näheren Umgebung eine neue Golfanlage eröffnet wird, dann juckt es den Golfer sofort in den Fingern. Er gibt erst Ruhe, wenn die Neue erobert ist. Genauso rutscht der Golfer nervös auf dem Stuhl herum, wenn er davon hört, dass auf Kreta oder auf Mauritius eine tolle, neue Golf-Destination entstanden ist. Er scheut keinen Aufwand, bis sie erobert ist.

Echte Golfer sind Eroberer. Besonders schön haben wir dies kürzlich bei einem Golf-Wochenende erlebt, zu dem uns eine Freundin begleitete. Auf der Runde und danach im Klubhaus bezirzte ein Golf-Gigolo sie aufs heftigste. Sie lächelte zurück. Am Schluss bot der Golf-Gigolo unserer Freundin an, sie nach Hause zu fahren.

Danke, sagte sie lächelnd, sie schätze das Angebot sehr, aber sie wohne 400 Kilometer entfernt. Der Golf-Gigolo zuckte nicht mit der Wimper, holte den Autoschlüssel aus der Tasche und bat sie auf den Nebensitz.

Echte Golfer fahren links

In einer bestimmten Bevölkerungsstatistik liegen Golfer vorn. Es gibt nirgendwo mehr Exzentriker.

Nehmen wir Heiner zum Beispiel, ein Mitglied in meinem Klub. Er hat immer nur ein einziges Eisen in der Tasche, ein Eisen sieben. Damit spielt er die ganze Runde durch. Überdies ist er nie ohne seinen Schäferhund auf dem Platz unterwegs. Der Schäferhund findet seine Bälle auch im Gebüsch.

Oder nehmen wir Carl, ebenfalls Mitglied in meinem Klub. Ich habe ihn noch nie ohne Zigarre gesehen. Er raucht Zigarre auf dem Platz, er raucht Zigarre auf der Klubhausterrasse, er raucht während des Essens und er raucht Zigarre – kein Witz – auch unter der Dusche. Dazu streckt den linken Arm weit von sich.

Ich könnte eine Menge weiterer Beispiele aufzählen, beschränke mich aber auf Manuela. Sie spielt nur als Leopardin. Das Leopardenmuster geht von Haarband bis Golfschuh, inklusive Gürtel mit einem Leopardenkopf. Manchmal ist das Leopardenmuster klassisch schwarz-gelb, manchmal auch rosa-blau.

Heiner, Carl und Manuela, denkt nun der Nichtgolfer, haben einen Knall. Ich sage, nein, das sind typische Golfer. In keiner anderen Sportart gibt es so viele Exzentriker.

Ich habe außer Golf in meinem Leben einige Sportarten wettkampfmäßig und in Klubs betrieben, Fußball etwa, dann Handball, Tennis, Leichtathletik, Skeleton, Schwimmen und Ski. Ich habe nirgendwo und nicht im Entferntesten so viele sympathische Verrückte angetroffen wie beim Golf.

Ich könnte noch Reto aufführen, der zwischen zwei Loch jeweils seine kurzfristigen Börsenaufträge an seinen Broker durchtelefonierte. An einem Golfnachmittag, sagt er, habe er mal eine halbe Million verloren. Erwähnenswert wäre auch Lukas, der ehemalige Offizier, der langsam erblindet und pro Jahr 180 Turniere spielt.

Warum zieht Golf ungewöhnliche Typen dermaßen an? Es liegt zuerst einmal an der Übungsanlage selbst. Seien wir ehrlich: Im Grunde ist es schon reichlich bizarr, mit irgendwelchen Metallteilen einen Gummiball quer durch die Natur zu schubsen und ihn am Schluß in ein Loch im Erdreich zu versenken. Da muss man erst mal drauf kommen. Das allein schon fasziniert eher extravagante Naturen.

Dann ist Golf zu Recht elitär. Elitär heißt nicht, dass sich hier eine gesellschaftliche Oberschicht treffen würde. Elitär heißt vielmehr, dass man auf dem Platz jenes Gut investieren muss, von dem alle zuwenig haben, nämlich Zeit. Man trifft sich vor der Runde zu einem Aperitif, spielt dann vier bis fünf Stunden, trifft sich erneut zum Aperitif, geht gemeinsam essen und macht ein, zwei schöne Flaschen auf. Dann folgen die Zigarren – außer bei Carl, da waren sie schon vorher dabei.

Ein seltsamer Sport, gelebt in einem speziellen Ambiente sozialer Netzwerke. Es ist klar, dass dies eher unkonventionelle Typen anzieht. Echte Golfer sind selten 08/15. Im übertragenen Sinne könnte man sagen: Echte Golfer fahren links.

Noch kurz zu meinem persönlichen Fall: Ich spiele mit einem gewöhnlichen Schlägerset, ich habe keinen Schäferhund dabei, ich bin kein Kettenraucher von Zigarren, ich verkleide mich nicht als Leopard und rufe auf dem Platz meinen Broker nicht dauernd an. Ich bin völlig normal.

Besser gesagt: Ich bin völlig abnormal.

Die Golfgenossen Fidel und Che

Die schlechtesten Golfspieler sind Linkshänder und spielen von den roten Abschlägen.

Das Bild von Che Guevara schoss der kubanische Fotograf Alberto Korda im Jahre 1960 in Havanna. Ja genau, das famose Bild von Guevara, das wir alle kennen, der bärtige Revolutionär, die Mütze mit dem Stern, und dieser melancholische Blick in die Ferne. Kein Bild wurde weltweit häufiger in Zeitschriften, Büchern, auf Postern und T-Shirts gedruckt.

Im Jahre 1960 schoss Alberto Korda noch ein anderes Bild, das mir viel aussagekräftiger scheint. Es zeigt Che Guevara und Fidel Castro beim Golfspiel auf dem traditionsreichen Habana Country Club. Sie stehen auf dem Grün, beide tragen Stiefel und Revolutionsmütze. Fidel hat eine dicke Brille auf. Che puttet und Fidel schaut skeptisch zu.

Als man Alberto Costa später fragte, wer denn gewonnen habe sagte er: „Fidel gewann, weil Che ihn gewinnen liess.“ Das muss nicht ganz einfach gewesen sein. Fidel Castro, so berichten Zeitgenossen, war ein lausiger Golfer. Sein Handicap lag bei 70. Che war deutlich besser. Er hatte Golf in Argentinien gelernt, wo er auch als Caddie etwas Geld verdiente.

Nach ihrer Golfrunde ging mit den beiden leider wieder der blanke Kommunismus durch. Sie beschlossen, dass ein Golfplatz zuviel Land brauche, um nur von wenigen genutzt zu werden. Der Habana Country Club mit seinen wunderbaren Greens wurde den Baggern geopfert.

Fidel und Che waren dennoch Ausnahmen. Wenn es eine eherne Regel gibt in der Weltgeschichte, dann die, dass die Roten nicht Golf spielen können. Marx konnte es genauso wenig wie Engels, Lenin, Mao, Stalin, Allende und Honecker. Selbst die Schickimicki-Sozialisten der neuen Generation wie Tony Blair und Gerhard Schröder können es nicht.

Damit kommen wir zu Venezuela. Ich war leider erst einmal dort, leider, weil Venezuela von allen Ländern am meisten Miss Universe- und Miss World-Titel gewonnen hat. Aber auch die Golfplätze sind nicht ohne. Ich spielte eine Runde auf dem Caracas Country Club. Ein schöner Kurs, und auch das Klubrestaurant war exzellent. Es gab Steak mit schwarzen Bohnen.

Der Caracas Country Club wird womöglich demnächst geschlossen. Venezuelas Präsident Hugo Chávez ist einer der letzten dieser wild gewordenen Linken auf der Landkarte. Er hasst Golf. „Golf ist ein Sport der Bourgeoisie“, sagt er.

Als Beweis führt Chávez die motorisierten Wägelchen an, mit denen wir auf dem Caracas Country Club von Loch zu Loch fuhren. Das zeige die dekadente Faulheit des golfenden Klassenfeinds. Von 28 Plätzen Venezuelas sind inzwischen 10 geschlossen oder akut von der Schließung bedroht.

Golf, so sagt der Ökonom Armen Alchian, ist ein durch und durch kapitalistischer Sport. Zum Golfen braucht man Unabhängigkeit und Selbstverantwortung. Man muss Risiken eingehen und kann jederzeit Misserfolg haben. Golf ist oft unfair und ungerecht. Das ist das Gegenkonzept zum Sozialismus, in dem der Staat das Individuum verwaltet.

Fidel Castro und Che Guevara haben zumindest den integrativen Wert von Golf erkannt. Anfangs der sechziger Jahre versuchten sie, US-Präsident John F. Kennedy zu einer Runde einzuladen, um das schwierige Verhältnis etwas zu entspannen. Fidel träumte von der Schlagzeile: „Präsident Castro misst sich mit Präsident Kennedy in einem freundschaftlichen Golfspiel.“

Kennedy, ein sehr guter Golfer, sagte ab. Wir verstehen das. Ein Spielpartner mit Handicap 70 ist eine Zumutung - auch wenn dadurch der Weltfrieden gerettet würde.

Die Park’sche Regel

Die Lernpsychologie weiß: Golf ist kinderleicht und bleibt ein Leben lang kinderleicht.

Eine der besten Geschichten in der Historie des Golfspiels ist die Geschichte der Gebrüder Willie und Mungo Park. Sie stammten aus Musselburgh in Schottland. Willie wurde 1833 geboren, sein Bruder Mungo zwei Jahre später.

Beide lernten das Golfspiel schon als Jungen, und beide waren enorm talentiert. Willie Park wurde Golfprofessional und einer der besten Spieler seiner Zeit. Er gewann dreimal die British Open, das wichtigste Turnier der Welt, darunter auch die allererste Austragung im Jahre 1860 in Prestwick.

Sein Bruder Mungo Park hingegen wurde Seemann und fuhr 20 Jahre lang über die Weltmeere. In den frühen siebziger Jahren kehrte er nach Schottland zurück. Mungo kaufte sich ein neues Schlägerset und stellte schnell fest, dass sein Golfspiel während der 20 Jahre Abwesenheit keinen Schaden genommen hatte.

Kurz nach seiner Rückkehr gewann der Seemann Mungo Park die British Open von 1874. In 1875 gewann wieder sein Bruder Willie, der Golfprofi.

Die Geschichte der beiden Brüder ist der beste Beweis für eine fundamentale Golf-Weisheit. Man verlernt Golf ein Leben lang nicht mehr, wenn man es schon als Kind gelernt hat. Man verlernt Golf genau so wenig, wie man Schwimmen und Radfahren verlernen kann.

Ich kann die Park’sche Regel auch im Amateurlager bestätigen. Einer meiner heutigen Golfkumpel spielte Golf als Teenager in den sechziger Jahren. Dann hatten Ausbildung und Beruf den Vorrang und er rührte drei Jahrzehnte keinen Schläger mehr an. Mit 45 betrat er erstmals wieder einen Platz. Ein paar Monate später spielte er Handicap 7, genau dieselbe Vorgabe wie in seiner Jugend.

Die Lernpsychologie kann uns die Erklärung liefern. Sie analysiert die Lernprozesse in den einzelnen Lebensphasen. In der Jugendphase werden motorische Fertigkeiten besonders leicht gelernt. In der Erwachsenenphase stehen kognitive Fähigkeiten im Vordergrund.

Jugendliche, so sagt die Wissenschaft, sind besonders aufnahmefähig für motorisches Lernen, bei dem Koordination wichtig ist. Sie erreichen in der Motorik schneller die sogenannte autonome Stufe, bei der eine Bewegung automatisch abläuft und keine Aufmerksamkeit mehr dafür nötig ist. Es geht wie von selbst. Jugendliche legen diese automatisierten Abläufe in ihrem Zentralnervensystem ab und können sie später aus diesem Langzeitspeicher wieder abrufen.

Damit sind wir beim Unterschied zum Lernen im Erwachsenenalter. 90 Prozent der Golfer beginnen nicht schon in der Jugend mit diesem Sport. Sie beginnen als Erwachsene. Es fällt ihnen darum ungleich schwerer, die autonome Stufe zu erreichen und den Bewegungsablauf zu automatisieren. Es geht nicht wie von selbst. Auch nach Jahren der Golfpraxis müssen sie konzentrierte Aufmerksamkeit auf jeden einzelnen Schwung verwenden. Die Fehlerquote steigt damit natürlich rasant.

Golf unterscheidet sich in diesem Punkt nicht von anderen motorischen Fertigkeiten. Ich bin kürzlich mit einem Autofahrer unterwegs gewesen, der die Fahrprüfung erst als 55jähriger gemacht hatte. Er baute zwar keinen Unfall, aber so wie er fuhr, merkte ich die ganze Zeit, dass hier etwas nicht stimmte.

Wer erst als 55jähriger das Golfen lernt, der wird es auch bei jahrelangem Üben nie mehr zur Meisterschaft bringen. Wer erst als 55jähriger Rechtswissenschaft zu studieren beginnt, der kann hingegen ein paar Jahre später problemlos seinen Dr. iur. machen.

Eltern tun also gut daran, ihren Kindern also möglichst viele Lernprozesse in der motorischen Koordination zu ermöglichen: Golf spielen, Violine spielen, Skifahren, Tennis spielen, Tanzen, Klavier spielen, Jonglieren, Billard spielen und Reiten.

Für Molekularphysik, Automatisierungstechnologie und Wirtschaftsempirie ist später noch Zeit genug.

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