Kitabı oku: «Verkaufen in digitalen Zeiten»
Lars Schäfer
Verkaufen in digitalen Zeiten
Einfach mal Mensch sein
Externe Links wurden bis zum Zeitpunkt der Drucklegung des Buches geprüft.
Auf etwaige Änderungen zu einem späteren Zeitpunkt hat der Verlag keinen Einfluss. Eine Haftung des Verlags ist daher ausgeschlossen.
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
ISBN Buchausgabe: 978-3-86936-794-1
ISBN epub: 978-3-95623-515-3
Lektorat: Dr. Michael Madel, Ruppichteroth
Umschlaggestaltung: Martin Zech, Bremen | www.martinzech.de
Titelfoto: GraphicBurger
Gestaltung der digital-emotionalen Wollmilchsau: Leon Rappers, Geldern
Autorenfoto: Die Hoffotografen GmbH, Berlin | www.hoffotografen.de
Copyright © 2017 GABAL Verlag GmbH, Offenbach
Alle Rechte vorbehalten. Vervielfältigung, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlages.
Das E-Book basiert auf dem 2017 erschienenen Buchtitel “Verkaufen in digitalen Zeiten” von Lars Schäfer, ©2017 GABAL Verlag GmbH, Offenbach
Inhalt
Vorwort von Anne M. Schüller
Vorwort
Teil 1: Der Markt – Ihr Kunde! Wie sich die Digitalisierung im Verkauf entwickeln wird
Kapitel 1: Eine Zeitreise durch die Geschichte des Verkaufens
Kapitel 2: Digitale Vorreiter und Trendsetter
Kapitel 3: Digitale Panikmache oder Realität? So digital ist der Verkauf in Deutschland schon
Kapitel 4: Online-Handel versus Offline-Handel Teil I: Stärken und Schwächen
Teil 2: Der Verkäufer – Sie! Wie Sie sich auf die Digitalisierung im Verkauf einstellen können
Kapitel 5: Emotionales Verkaufen in der digitalen Welt
Kapitel 6: Neukunde versus Bestandskunde
Kapitel 7: Kommunikationskanäle der Zukunft
Kapitel 8: Die neue Überzeugungspsychologie – das Kauferlebnis
Kapitel 9: Online-Handel versus Offline-Handel Teil II: Was SIE tun können!
Kapitel 10: Die Herausforderung: Sie müssen schnell sein!
Schlusswort
Quellen und Literatur
Der Autor
Vorwort
von Anne M. Schüller
Online und Offline verschmelzen, Arbeit und Freizeit verschmelzen, Mensch und Maschine verschmelzen, Grenzen zwischen drinnen und draußen gibt es nicht mehr. Alles ist digital miteinander vernetzt. Doch in vielen Unternehmen scheint die Zeit irgendwie stehengeblieben zu sein. Da sind Service, Sales und Marketing noch immer voneinander separiert. Und Verkaufen wird wie anno dazumal praktiziert.
Ja, es gab einmal Zeiten, da konnte man seine Kunden mit Eigennutz, Druckverkauf und Hardselling-Methoden zur Unterschrift bringen. Doch diese Zeiten sind Gott sei Dank nun vorbei. Bis zu 90 Prozent aller Kaufvorentscheidungen fallen heute im Web. Es sind die Erfahrungsberichte anderer Kunden, die wir dort suchen. Wer schlechte Noten bekommt, weil die Produkte nicht halten, was sie versprechen, weil der Service nicht stimmt oder das Vorgehen im Vertrieb unakzeptabel ist, fällt durch den Rost, bevor überhaupt ein Kontaktversuch möglich ist.
Die beste Werbung ist die, die ein begeisterter Kunde für einen Anbieter macht. Und Empfehlungen sind die ehrlichste Form der Kommunikation, weil Dritte für die Qualität eines Marktplayers bürgen. Doch nur herausragende Leistungen erhalten großartige Mundpropaganda. Und nur, wer empfehlenswert ist, wird auch weiterempfohlen. Gerade mit Blick auf die junge Generation ist das Sich-empfehlenswert-Machen genauso wie das Sich-Durchdigitalisieren ein Muss.
Wer mit digitalen Anwendungen groß geworden ist, akzeptiert einfach nicht, dass sich ein Anbieter damit schwertut. Auch im Verkauf ist das Beherrschen passender Digitalstrategien somit unumgänglich. Vieles aus dem digitalen Paralleluniversum gehört für uns User inzwischen schon so sehr zum Alltag, dass es wie selbstverständlich in den Hintergrund rückt. Je nach Lust und Laune wird Offline mit Online in Echtzeit gemixt. Doch am Ende können Bits und Bytes persönliche Beziehungen niemals völlig ersetzen. Die wahren kommunikativen Erfolge finden jenseits von Big Data und Algorithmen statt. Nicht Analytics und Mathematik, sondern Menschenkenntnis und Einfühlungsvermögen führen gerade in durchdigitalisierten Zeiten zum Ziel.
So ist Lars Schäfer mit dem von ihm entwickelten Begriff der digitalemotionalen Wollmilchsau ein wunderbar passendes Bild für den Verkäufer von heute und morgen gelungen.
Wer in der digitalen Welt dauerhaft erfolgreich sein und bleiben will, braucht eben nicht nur Digitalexpertise. Er benötigt neben seinem Fachwissen auch außerordentlich gute Fähigkeiten im Umgang mit Menschen. »Wenn Sie die Emotionen Ihrer Kunden nicht kennen, werden Sie niemals erfolgreich verkaufen können«, schreibt Lars. Denn alle Entscheidungen, das hat die Gehirnforschung längst bewiesen, sind am Ende emotional. Das Digitale ist also ein notwendiges Pflichtprogramm, das emotionale Verkaufen ist die Kür.
Fakten sorgen zwar für Erkenntnisse, und Argumente überzeugen, doch erst Emotionen bringen uns ins Handeln. Emotionen haben Vorfahrt in unserem Denkapparat. Ohne Emotionen könnten wir Entscheidungen überhaupt nicht treffen. Emotionen sind der eigentliche Schlüssel zum Verkaufserfolg. Sie sind nicht nur in allen Entscheidungen vorhanden, sie sind sogar deren treibende Kraft. Die Emotionen, die uns schließlich zu einer Aktion bewegen, mögen je nach Menschentyp, Geschlecht und Alter verschieden sein. Doch ohne Emotionen kommt keine einzige Entscheidung zustande.
Seien Sie, lieber Leser, liebe Leserin, also diese supersympathische, hochkompetente, onlinefitte, menschenverstehende digital-emotionale Wollmilchsau. Dieses Buch zeigt Ihnen, wie das geht.
Anne M. Schüller
Keynote Speaker, Bestseller-Autorin, Business Coach
Vorwort
Liebe Leser,
vielleicht werden Sie spätestens am Ende dieses Buches denken: Der Schäfer spinnt! Vielleicht. Aber vielleicht werden Sie in ein paar Jahren auch eine ganz andere Meinung dazu haben, worum es mir in diesem Buch geht: dass sich nämlich die Entwicklung der letzten Jahre noch einmal beschleunigt hat und auch Ihr Arbeitsplatz und Ihre Branche komplett durchdigitalisiert sind. Und das bedeutet, dass Sie gänzlich neuen Heraus- und Anforderungen gegenüberstehen, die es zu meistern gilt.
In vielen Unternehmen in Deutschland ist die Information noch nicht angekommen, dass uns andere Länder links und rechts überholen, wenn es um die Digitalisierung der Arbeits- und Kaufprozesse und des Alltags geht. Immer noch wird sich häufig hinter Aussagen versteckt wie »Bei uns in der Branche ist das nicht so wichtig« oder »Es läuft doch auch so, ohne Digitalisierung«. Ja, vielleicht läuft es momentan noch ohne Digitalisierung oder einem niedrigen Digitalisierungsgrad. Die Frage ist nur, wie lange es noch laufen wird. Ob rein analoge Unternehmen noch fünf oder zehn Jahre überleben werden – darüber ist sich die Fachwelt noch nicht ganz einig. In einem Punkt sind sich aber alle einig: Es werden dauerhaft nur die Unternehmen und die Verkäufer nachhaltigen Erfolg haben, die es schaffen, sich schnellstmöglich der neuen Situation anzupassen. Hier helfen kein Jammern und kein Wehklagen über das Internet und seinen Siegeszug beim Kunden; hier hilft nur, aktiv zu werden, und zwar mit ruhiger Hand und schnellstmöglich. Ich möchte Sie auf diesem Weg unterstützen und meinen Anteil zu Ihrem Erfolg beitragen.
Machen Sie mit mir zunächst eine Zeitreise durch die Entwicklung der Verkaufsphilosophien in den jeweiligen Dekaden. Schauen wir gemeinsam auf den technischen Fortschritt, der damit jeweils einherging. Wie hat sich der Markt, wie haben sich der Kunde und seine Bedürfnisse verändert und was heißt das nun genau für Sie? Wir werden uns gemeinsam den Antworten auf diese Fragen nähern. Dabei gilt: Vieles, was zukünftig passieren wird, ist jetzt schon spruchreif, einiges entspringt meiner Fantasie. Allerdings: Diese Spinnereien basieren auf Fakten und auf technischen Möglichkeiten, die von mir konsequent weitergedacht worden sind.
Begleiten Sie mich durch einige Branchen und Verkaufsbereiche und erfahren Sie, wie digital die Landschaft dort jetzt schon ist. Schauen Sie mit mir ein wenig in die Zukunft und überlegen Sie mit mir, wie sich die Digitalisierung dort aller Wahrscheinlichkeit nach entwickeln wird.
Arbeiten Sie dann gemeinsam mit mir in Teil 2 dieses Buches an der digital-emotionalen Wollmilchsau.
Bestimmt können Sie sich schon denken, was sich hinter dieser Wortneuschöpfung verbirgt. Die Wollmilchsau legt keine Eier mehr, sondern muss den digitalen und den emotionalen Herausforderungen und Anforderungen der Zukunft gerecht werden. Meine geschätzte Kollegin Anne M. Schüller hat es in ihrem Vorwort bereits auf den Punkt gebracht: Die digital-emotionale Wollmilchsau ist supersympathisch, hochkompetent, onlinefit und menschenverstehend. Sie besitzt alle Fähigkeiten, die die Verkäufer von morgen schon heute brauchen – und nicht erst in der fernen Zukunft.
Ich wünsche Ihnen viel Spaß beim Lesen.
Lars Schäfer
TEIL 1:
KAPITEL 1:
Eine Zeitreise durch die Geschichte des Verkaufens
»Wenn ich die Menschen gefragt hätte, was sie wollen, hätten sie gesagt: schnellere Pferde.«
HENRY FORD
Sind Sie auch ein Smartphone-Junkie? Haben Sie auch fast das Gefühl, nackt zu sein, wenn Sie Ihr zweites Gehirn und Ihre Verbindung zur digitalen Außenwelt einmal zu Hause vergessen haben oder Sie morgens mit einem Akkuladestand von 17 Prozent aus dem Haus gehen, weil Sie das Ladekabel nicht finden konnten?
Prima! Wenn diese Punkte auch nur zum Teil auf Sie zutreffen, befinden Sie sich in bester Gesellschaft.
Alles digital – oder was?
Aktuellen Studien zufolge schauen wir tagtäglich ungefähr 200 Mal auf unser Smartphone. Um SMS oder E-Mails zu checken, um Aktienkurse abzurufen, um zum zehnten Mal zu schauen, ob es draußen wirklich regnet – und hin und wieder sogar zum Telefonieren. Das für mich Erschreckende ist, dass ich diese Zahl ganz locker überbiete. Zwar kann ich oft aus beruflichen Gründen nicht anders, allerdings nimmt die Smartphone-Abhängigkeit gerade ungesunde Ausmaße an. Einerseits kommt es heutzutage enorm auf eine kurze Reaktionszeit an, wenn wir etwas verkaufen wollen, andererseits machen diese Geräte einfach nur süchtig. Es ist aber auch toll, wie schnell und wie einfach wir über dieses Gerät Dinge erledigen können, die früher sehr lästig waren. Und andauernd gibt es neue Anwendungen, die uns das Leben erleichtern sollen.
Der Reiz des Neuen
Dieses Phänomen werden wir zum Beispiel an Weihnachten oder an Geburtstagen wohl alle wieder an uns und unseren beschenkten Freunden und Verwandten und vor allem an den Kindern beobachten können: Das Neue reizt enorm und lässt uns eine Zeit lang nicht mehr los. Es wird bis früh morgens an der neuen Playstation gespielt, die neue Uhr wird sogar beim Schlafen getragen und der schicke Pullover bleibt eine Woche lang ununterbrochen am Körper. Irgendwann kommt die Normalität ins Spiel, und es zeigt sich, ob wir das, was wir so euphorisch ausgepackt und genutzt haben, auch weiterhin in demselben Maße nutzen. Erst wenn die ersten Emotionen und die Begeisterung sich langsam abschwächen, erkennen wir den wirklichen Nutzen all der neuen Dinge. Und genauso verhält es sich in der Wirtschaft und im Berufsleben: Als vor einigen Jahren die Mitarbeiter in den Unternehmen und auch wir Vortragsredner und Verkaufstrainer auf die Möglichkeit gestoßen wurden, dass man Präsentationen ja auch mit PowerPoint halten kann, entstand ein regelrechter Hype um dieses Programm: Es gab keinen Vortrag und keine Produktpräsentation mehr, in der nicht mindestens zu 90 Prozent mit einem Laserpointer auf einen Bildschirm gezeigt wurde, weil das ja fortschrittlich, total cool und so schön digital war. Nun, auch das hat sich wieder beruhigt. Sie als Zuhörer einer solchen Präsentation erleben wieder immer häufiger den Menschen, der da vorne steht. Das ist auch gut so.
Die Angst vor dem Neuen
Nun haben wir im deutschsprachigen Raum ein Dilemma, was die sogenannte digitale Transformation betrifft, also die Umwandlung der analogen in die digitale Welt: Einerseits erleben wir eine zunehmende und nicht mehr aufhaltbare Digitalisierung (zum Beispiel im Einzelhandel, was ich sehr begrüße) und andererseits eine enorme Berührungsangst. Das gilt sowohl für die Führungsebenen als auch für die Mitarbeiter und die Verkäufer. Leider laufen wir den bereits vorhandenen Technologien und Möglichkeiten hinterher, und so höre ich in vielen Gesprächen Argumente wie:
»Das hat noch Zeit.«
»In unserer Branche wird sich das nicht durchsetzen.«
»Solange es keinen vernünftigen Datenschutz gibt, packen wir das Thema nicht an.«
»Wir sind bisher auch ohne 3D-Drucker und sich selbst aktualisierende Preisetiketten auf unseren Waren ausgekommen.«
Ja, bisher sind wir alle halb-digital klargekommen. Ja, das Thema »Datenschutz« ist sehr heikel, und wir sollten uns daran gewöhnen, dass wir genauestens überlegen, welche Daten wir freigeben. Und vielleicht sollten wir auch einmal überlegen, ob es wirklich so schlimm ist, dass zum Beispiel Amazon unser Einkaufsverhalten genauestens kennt. Ja, es wird auch Branchen geben, die nicht komplett durchdigitalisiert sein werden, aber doch zu einem sehr großen Teil. Und nein, es hat keine Zeit mehr, wenn wir, wenn Sie, den Zug nicht verpassen wollen: Es gibt bereits so viele junge Startup-Unternehmen, die auf diesem Terrain mehr als nur fit sind. Was diesen Unternehmern nur noch fehlt, ist die Fähigkeit, zu verkaufen, und das kann man lernen, das weiß ich genau!
Die Freude auf das Neue
Ich jedenfalls freue mich auf all die neuen Möglichkeiten, die uns eröffnet werden. Aber dies sollte bitte in einem menschlich verantwortbaren Maß geschehen. Wie in den erwähnten Beispielen beschrieben, wird sich auch bei diesem Thema ein regelrechter Hype entwickeln, weil vieles plötzlich so einfach und bequem sein wird. Wie bei einem tollen Weihnachtsgeschenk auch, wird jedoch bald die Beruhigung, wenn nicht sogar die Ernüchterung folgen: Die Kunden werden merken, dass etwas fehlt.
Nämlich Sie, ein Mensch aus Fleisch und Blut, der dem Kunden beratend und zuhörend zur Seite steht und ihm wertvolle Tipps geben kann. Der ihm den Nutzen näherbringt, ihn inspiriert und ihm ein Kauferlebnis bietet, das ein Smartphone mit seinem QR- oder EAN-Code-Scanner nicht bieten kann.
Wer sich allerdings einmal mit einem ungefähr 75-jährigen ehemaligen Verkäufer über seine Zeit im Beruf unterhält, wird häufig einen verklärten und sehnsuchtsvollen Gesichtsausdruck zu sehen bekommen, gepaart mit einem seufzenden Ausatmen: »Wir haben unsere Geschäfte früher noch in ’ner Kneipe auf ’nem Bierdeckel gemacht. Wir brauchten keine Computer oder Internet, wir haben mit unseren Kunden geredet!«
Gut, früher hatten wir auch einen Kaiser, aber diese Aussagen verraten schon sehr viel über die Entwicklung, die das Verkaufen und das »Geschäfte machen« genommen hat: weg vom direkten, persönlichen Kontakt hin zur reinen Abarbeitung eines Kaufprozesses, und das bitte schön so digital wie möglich. Weg vom hilf- und ratlosen Kunden hin zum selbstbestimmten Individuum, das den Kauftakt vorgibt.
Gestern: Die Zeitreise beginnt
Volkswirtschaftlich ausgedrückt, gab es eine Entwicklung vom Verkäufer- zum Käufermarkt. Selbst diejenigen Leser unter Ihnen, die ganz frisch im Verkauf dabei sind, werden bereits die Erfahrung gemacht haben, dass sich die Dinge rasend schnell weiterentwickeln und dass die Menschlichkeit und die wirkliche Kommunikation häufig auf der Strecke bleiben. Schauen wir doch einmal gemeinsam darauf, wie sich die Geschäfte früher in den aktiven Zeiten des fiktiven 75-jährigen Verkäufers dargestellt haben und wie sie sich mit der Zeit zu dem entwickelt haben, das wir heute kennen.
1950 bis 1970 oder: Der wirkliche Tod eines Handlungsreisenden
Als Arthur Millers Werk »Tod eines Handlungsreisenden« mit Dustin Hoffman in der Hauptrolle nach mehreren eher unbedeutenden Verfilmungen im Jahre 1985 in die Kinos kam, hatte die Vision des Autors Wirklichkeit angenommen und bereits eine nächste Stufe erreicht, aber dazu kommen wir später. Ursprünglich als Kritik an der amerikanischen Gesellschaft und dem sogenannten »American Dream« verfasst, erwies sich die Story des Dramas als Blick in die Glaskugel. Die Hauptfigur Willy Loman ist ein seit Jahren erfolgloser »Handlungsreisender«, dem Werte wie Fairness und Menschlichkeit wichtiger sind als Tricks und Überredungskünste; gleichzeitig ist das aber genau der Punkt, der verhindert, dass er in dieser Zeit erfolgreich sein kann. Er bewundert seinen Freund, der ebenfalls Handlungsreisender ist, wegen dessen Fähigkeit, die Kunden »übers Ohr zu hauen« und ihnen Dinge zu verkaufen, die sie eigentlich gar nicht brauchen. Nur der Vollständigkeit der inhaltlichen Zusammenfassung halber: Willy Loman nimmt sich am Ende des Dramas das Leben.
Als nach dem Zweiten Weltkrieg die Massenproduktion zum ersten Mal so richtig Fahrt aufnahm, zeichnete sich eine Entwicklung ab, die bis heute anhält und sich sogar noch intensiviert hat: Die Unternehmen produzierten immer mehr Produkte, um noch mehr Gewinne zu generieren, die natürlich zu einem gut kalkulierten Preis verkauft werden mussten. In diesen Zeiten herrschte allerdings noch ein Mangel an vielen Dingen des täglichen Lebens und eine Sehnsucht nach Luxus und Wohlbefinden: Die Nachfrage war in weiten Teilen größer als das Angebot. Das hatte zur Folge, dass viele Verkäufer in einer für uns heute fast unvorstellbaren Machtposition waren: Sie konnten in vielen Bereichen ihre Produkte verteilen und selbst bestimmen, wer den Zuschlag bekam, und das natürlich mit satten Gewinnen. Einen Gesprächsablauf, wie wir ihn heute kennen, mit Einwandbehandlung und Co., gab es damals nicht wirklich: Wer nicht kaufen wollte, hatte halt Pech gehabt.
Natürlich gab es Bereiche, in denen die Unternehmen und deren Mitarbeiter der Konkurrenz ausgesetzt waren, allerdings in deutlich geringerem Maße als in den späten 1980ern oder gar heute in den 2010ern. Man sprach in den 1950er und 1960er-Jahren vom Wirtschaftswunder.
Als die ersten Bedarfe gedeckt waren und das Geld der Konsumenten und Unternehmen langsam knapper wurden, sahen sich auch die Verkäufer mit einer neuen Herausforderung konfrontiert: Sie mussten nun richtige Überzeugungsarbeit leisten. Und das funktionierte eben nicht nur, indem man nett und beliebt war, sondern es musste eine Argumentation für das Produkt her. Dass im Laufe dieser Entwicklung auch erste unfaire Tricks entstanden, hat viel mit der Natur des Menschen und seiner Gier zu tun. Alles in allem hatten Verkäufer in dieser Zeit sehr viel Macht, weil es für die allermeisten von ihnen genügend Kunden gab.