Kitabı oku: «Der lebende Leichnam. Drama in sechs Akten (zwölf Bildern)», sayfa 2

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Zweites Bild

Ein Zimmer bei den Zigeunern
Erster Auftritt
Der Chor singt ein Lied. Fedja liegt rücklings in Hemdsärmeln auf dem Sofa. Afremow sitzt dem Vorsänger gegenüber rittlings auf einem Stuhl. Ein Offizier sitzt an einem Tische, auf welchem Champagnerflaschen und Gläser stehen. Ebendort sitzt ein Musiker, der sich Notizen macht

Afremow: Fedja, schläfst du?

Fedja (richtet sich auf): Schwatzt nicht! Jetzt: „Nicht der Abendstern”!

Ein Zigeuner: Das geht nicht, Fjodor Wasiljewitsch. Jetzt soll Mascha erst allein singen.

Fedja: Na, gut! Aber dann: „Nicht der Abendstern”! (Er legt sich wieder hin.)

Der Offizier: „Die Schicksalsstunde”!

Der Zigeuner: Einverstanden?

Afremow: Meinetwegen.

Der Offizier (zu dem Musiker): Nun, haben Sie es sich aufgeschrieben?

Der Musiker: Das ist ein Ding der Unmöglichkeit. Jedesmal klingt es anders. Und was ist das manchmal für eine Tonart! So gleich dieses hier. (Er ruft eine Zigeunerin herbei und fragt sie.) Stimmt das so? (Er singt.)

Die Zigeunerin: Ja, ganz richtig. Wundervoll.

Fedja (sich aufrichtend): Er wird es nicht aufschreiben können, und wenn er es aufschreibt und in einer Oper anbringt, so wird er alles verhunzen. Na, Mascha, dann mal los mit der „Schicksalsstunde”! Nimm die Gitarre! (Er steht auf, setzt sich vor sie hin und sieht ihr in die Augen.)

Mascha (singt).

Fedja: Gut gemacht! Bravo, Mascha! Na, aber jetzt: „Nicht der Abendstern”!

Afremow: Nein, warte mal! Erst mein Lied, mein Begräbnislied!

Der Offizier: Wieso denn Begräbnislied?

Afremow: Deswegen: wenn ich sterbe … du verstehst, ich werde sterben und im Sarge liegen, und dann werden die Zigeuner kommen … verstehst du? Das werde ich vorher meiner Frau zur Pflicht machen. Und wenn sie dann anstimmen: „Komm, mein Freund”, dann werde ich aus dem Sarge herausspringen, – verstehst du?! (Zu dem Musiker:) Das schreib einmal auf! Na, nun vorwärts! (Die Zigeuner singen.)

Afremow: Nun, was sagt ihr dazu? Jetzt: „Ihr meine braven Burschen”! (Die Zigeuner singen.)

Afremow (steht auf und macht ein paar Fechterbewegungen). (Die Zigeuner applaudieren ihm lächelnd und fahren fort zu singen.)

Afremow (setzt sich hin). (Das Lied ist zu Ende.)

Die Zigeuner: Bravo, Michail Andrejewitsch! Sie sind ein echter Zigeuner!

Fedja: Na, jetzt aber: „Nicht der Abendstern”! (Die Zigeuner singen.)

Fedja: Das ist mal ein Lied! Das ist mal ein Lied! Wundervoll! An das, was hier ausgesprochen wird, reicht keine Wirklichkeit heran! Ach, wie schön! Und warum kann der Mensch in ein solches Entzücken geraten, wenn es ihm doch nicht möglich ist, in diesem Zustande zu verharren?

Der Musiker (macht sich Notizen): Ja, es ist sehr originell.

Fedja: Nicht originell, sondern echt.

Afremow: Na … nun erholt euch! (Er nimmt die Gitarre und setzt sich zu Katja.)

Der Musiker: Im Grunde ist alles ganz einfach; nur der Rhythmus, der Rhythmus!

Fedja (macht ihm eine geringschätzige Handbewegung, geht zu Mascha und setzt sich neben sie auf das Sofa): Ach Mascha, Mascha, wie du mein ganzes Inneres umkehrst!

Mascha: Nun, und um was habe ich Sie gebeten?

Fedja: Um was? Um Geld? (Er nimmt welches aus der Hosentasche.) Na, schön; da, nimm!

Mascha (lacht, nimmt das Geld und steckt es in den Busen).

Fedja (zu den Zigeunern): Da soll ein Mensch daraus klug werden! Mir schließt sie den Himmel auf, und sie selbst bittet um ein Trinkgeld. Du verstehst ja nicht das geringste von dem, was du selbst tust.

Mascha: Wie sollte ich es nicht verstehen? Ich verstehe, daß ich, wenn ich jemanden liebe, mir für ihn mehr Mühe gebe und besser singe.

Fedja: Und mich liebst du?

Mascha: Gewiß tue ich das.

Fedja: Das ist herrlich! (Er küßt sie.) (Die Zigeuner und Zigeunerinnen gehen hinaus. Es bleiben nur die Paare zurück.)

Zweiter Auftritt
Fedja mit Mascha, Afremow mit Katja, der Offizier mit Sascha. Der Musiker schreibt. Ein Zigeuner klimpert auf der Gitarre einen Walzer

Fedja: Ich bin ja aber verheiratet. Und dir wird es der Chor nicht erlauben.

Mascha: Der Chor ist eine gute Sache; aber das Herz bleibt doch immer das Herz. Wenn ich einen liebe, so liebe ich ihn, und wenn mir einer zuwider ist, dann ist er mir zuwider.

Fedja: Ach mir ist so wohl! Ist dir auch wohl?

Mascha: Natürlich ist mir wohl. Wenn wir nette Gäste hier haben, sind auch wir vergnügt.

Dritter Auftritt
Ein Zigeuner tritt ein

Der Zigeuner (zu Fedja): Ein Herr fragt nach Ihnen.

Fedja: Was für ein Herr?

Der Zigeuner: Ich kenne ihn nicht. Er ist gut gekleidet. Trägt einen Zobelpelz.

Fedja: Ein vornehmer Herr? Na, gut, ruf ihn her!

Vierter Auftritt
Dieselben ohne den Zigeuner

Afremow: Wer mag dich denn hier aufsuchen?

Fedja: Weiß der Teufel! Wer kann etwas von mir wollen?

Fünfter Auftritt
Dieselben. Karenin tritt ein und sieht sich ringsum

Fedja: Ah, Viktor! Na, dich hätte ich hier nicht zu sehen erwartet! Leg ab! Welcher Wind hat dich hierher geweht? Na, setz dich! Hör mal das Lied „Nicht der Abendstern” mit an.

Karenin: Je voudrais vous parler sans témoins.

Fedja: Worüber?

Karenin: Je viens des chez vous. Votre femme m'a chargé de cette lettre, et puis …

Fedja (nimmt den Brief hin, liest ihn und macht ein finsteres Gesicht; dann lächelt er wieder freundlich): Hör mal, Karenin, du weißt gewiß, was in diesem Briefe steht?..

Karenin: Ja; und ich möchte dir sagen …

Fedja: Warte mal, warte mal! Bitte, glaube nicht, daß ich betrunken bin und meine Worte unzurechnungsfähig sind, ich will sagen, daß ich nicht zurechnungsfähig bin. Ich bin betrunken; aber in dieser Sache sehe ich ganz klar. Nun also, was ist dir aufgetragen zu sagen?

Karenin: Es ist mir aufgetragen, dich aufzusuchen und dir zu sagen, daß … sie … dich erwartet. Sie bittet dich, alles zu vergessen und zurückzukehren.

Fedja (hört schweigend zu und sieht ihm in die Augen): Ich verstehe aber nicht, warum gerade du …?

Karenin: Jelisaweta Andrejewna ließ mich rufen und bat mich …

Fedja: So …

Karenin: Aber ich bitte dich nicht sowohl im Namen deiner Frau als in meinem eigenen Namen: komm mit nach Hause!

Fedja: Du bist besser als ich. Was rede ich da für Unsinn! Besser als ich zu sein, das ist nicht schwer. Ich bin ein Taugenichts; aber du bist ein guter, ein sehr guter Mensch. Und gerade deswegen werde ich meinen Entschluß nicht ändern. Und nicht allein deswegen. Ich kann es einfach nicht und will es nicht … Na, sag selbst: wie könnte ich so hinfahren?

Karenin: Komm jetzt mit mir in meine Wohnung. Ich werde ihr sagen, daß du zurückkehren wirst, und morgen …

Fedja: Und morgen was? Ich werde immer ich bleiben, und sie immer sie. (Er tritt an den Tisch und trinkt.) Das Beste ist, den Zahn mit einem Male auszuziehen. Ich habe ihr ja gesagt, wenn ich wieder mein Wort nicht hielte, dann solle sie sich von mir lossagen. Ich habe mein Wort nicht gehalten, und nun ist alles zu Ende.

Karenin: Für dich, aber nicht für sie.

Fedja: Es ist erstaunlich, wieviel Mühe du dir gibst, daß unsere Ehe nicht zerstört werde.

Karenin (will etwas erwidern. Mascha tritt hinzu).

Fedja (läßt ihn nicht zu Worte kommen): Hör mal zu, wie sie das „Flachslied” singt. Mascha! (Die Zigeuner sammeln sich.)

Mascha (flüsternd): Wie redet man ihn an?

Fedja (lacht): Sage zu ihm: Herr Viktor Michailowitsch. (Die Zigeuner singen.)

Karenin (hört zerstreut zu; dann erkundigt er sich, wieviel er geben soll).

Fedja: Na, gib fünfundzwanzig Rubel!

Karenin (gibt das Geld).

Fedja: Das war wundervoll. Jetzt das „Flachslied”. (Die Zigeuner singen.)

Fedja (blickt sich um): Karenin hat sich davongemacht. Na, hol ihn der Teufel! (Die Zigeuner zerstreuen sich.)

Sechster Auftritt
Fedja und Mascha

Fedja (setzt sich mit Mascha hin): Weißt du, wer das ist?

Mascha: Ich habe seinen Namen gehört.

Fedja: Das ist ein vortrefflicher Mensch. Er ist hergekommen, um mich nach Hause zu holen, zu meiner Frau. Sie liebt mich Dummkopf, und ich führe mich hier so auf.

Mascha: Nun, das ist nicht hübsch von Ihnen. Sie müssen zu ihr zurückkehren, mit ihr Mitleid haben.

Fedja: Meinst du, daß ich das muß? Aber ich meine, nein.

Mascha: Freilich, wenn Sie sie nicht lieben, dann kehren Sie nicht zurück! Nur die Liebe hat Wert.

Fedja: Aber du, woher weißt du das?

Mascha: Natürlich weiß ich das.

Fedja: Na, gib mir einen Kuß! Ihr Zigeuner! Noch einmal das „Flachslied” – und dann Schluß! (Die Zigeuner beginnen zu singen.)

Fedja: Ach, wie wohl mir ist! Wenn man nur nie wieder erwachte!.. So möchte ich sterben!..

Vorhang

Zweiter Akt

Drittes Bild

Nach dem ersten Akte sind zwei Wochen vergangen. Bei Lisa
Erster Auftritt
Karenin und Anna Pawlowna sitzen im Eßzimmer. Sascha kommt herein

Karenin: Nun, wie steht es?

Sascha: Der Arzt hat gesagt, es sei jetzt keine Gefahr mehr vorhanden. Nur dürfe er sich nicht erkälten.

Anna Pawlowna: Na, aber Lisa ist dabei ganz heruntergekommen.

Sascha: Er sagt, es sei unechter Krupp in gelinder Form. Was ist das? (Sie zeigt auf ein Körbchen.)

Anna Pawlowna: Viktor hat Weintrauben mitgebracht.

Karenin: Mögen Sie nicht zulangen?

Sascha: Ja, die ißt sie gern. Sie ist sehr nervös geworden.

Karenin: Wenn sie auch zwei Tage lang nichts gegessen, zwei Nächte nicht geschlafen hat.

Sascha (lächelnd): Sie selbst haben es doch ebenso gemacht.

Karenin: Mit mir ist das etwas anderes.

Zweiter Auftritt
Dieselben. Der Arzt und Lisa treten ein

Der Arzt (nachdrücklich): Also so: wechseln Sie alle halbe Stunde den Umschlag, wenn er nicht schläft. Wenn er schläft, stören Sie ihn nicht! Den Rachen zu pinseln ist nicht nötig. Die Zimmertemperatur halten Sie auf gleichmäßiger Höhe!..

Lisa: Aber wenn er wieder Atemnot bekommt?

Der Arzt: Das ist nicht wahrscheinlich. Sollte es aber eintreten, so wenden Sie den Zerstäuber an! Außerdem geben Sie ihm Pulver, morgens eines und abends eines! Ich werde sie sogleich verschreiben.

Anna Pawlowna: Mögen Sie nicht ein Glas Tee trinken, Doktor?

Der Arzt: Nein, ich danke; meine Kranken warten. (Er setzt sich an den Tisch, Sascha bringt Papier, Tinte und Feder.)

Lisa: Also es ist bestimmt nicht Krupp?

Der Arzt (lächelnd): Ganz bestimmt nicht. (Er schreibt.)

Karenin (zu Lisa): Nun, jetzt trinken Sie aber ein Glas Tee, oder, noch besser, gehen Sie hin und ruhen Sie sich aus; sehen Sie nur, wie entstellt Sie aussehen!

Lisa: Jetzt fühle ich mich neu belebt. Ich danke Ihnen. Sie sind ein wahrer Freund. (Sie drückt ihm die Hand. Sascha geht ärgerlich zur Seite.)

Lisa: Ich bin Ihnen herzlich dankbar. Da sieht man, wo …

Karenin: Was habe ich denn getan? Zum Danken ist gar kein Anlaß.

Lisa: Aber wer hat die Nächte über nicht geschlafen? Wer hat uns diese Zelebrität ins Haus geholt?

Karenin: Ich bin schon dadurch hinlänglich belohnt, daß Mischa außer Gefahr ist, und besonders durch Ihre Güte.

Lisa (drückt ihm wieder die Hand und zeigt ihm lachend ein Goldstück, das sie in der Hand hält): Das ist für den Arzt. Nur weiß ich nicht, wie ich es ihm geben soll.

Karenin: Ja, ich verstehe mich auch nicht darauf.

Anna Pawlowna: Worauf verstehen Sie sich nicht?

Lisa: Dem Arzte das Geld zu geben. Er hat mir mehr als das Leben gerettet, und ich gebe ihm Geld! Das ist eine peinliche Empfindung.

Anna Pawlowna: Gib her; ich werde es ihm geben. Ich verstehe, wie man das macht. Es ist ganz einfach.

Der Arzt (steht auf und reicht das Rezept hin): Also diese Pulver rühren Sie in einem Eßlöffel voll abgekochten Wassers gut um und (er spricht weiter) … (Karenin trinkt am Tische Tee; Anna Pawlowna und Sascha gehen nach vorn.)

Sascha: Ich kann das Benehmen der beiden gar nicht mehr mit ansehen. Sie ist ordentlich verliebt in ihn.

Anna Pawlowna: Was ist daran Verwunderliches?

Sascha: Es ist widerwärtig!

Der Arzt (empfiehlt sich allen und geht weg. Anna Pawlowna begleitet ihn hinaus).

Dritter Auftritt
Lisa, Karenin und Sascha

Lisa (zu Karenin): Er ist jetzt so lieb und nett. Sowie ihm besser wurde, fing er sogleich an zu lächeln und zu plaudern. Ich will zu ihm gehen. Aber auch von Ihnen fortzugehen wird mir schwer.

Karenin: Sie sollten ein Glas Tee trinken und etwas essen.

Lisa: Ich brauche jetzt nichts. Es ist mir so wohl zumute nach all diesen Beängstigungen. (Sie fängt an zu schluchzen.)

Karenin: Da sehen Sie, wie schwach Sie sind.

Lisa: Ich bin so glücklich. Wollen Sie ihn sich ansehen?

Karenin: Natürlich.

Lisa: So kommen Sie mit! (Sie gehen hinaus.)

Vierter Auftritt
Anna Pawlowna kommt zu Sascha zurück

Anna Pawlowna: Warum machst du denn ein so finsteres Gesicht? Ich habe ihm das Geld in sehr schöner Form gegeben, und er hat es ebenso genommen.

Sascha: Es ist geradezu empörend! Sie hat ihn mit in das Kinderzimmer genommen. Gerade als ob er ihr Bräutigam oder ihr Mann wäre.

Anna Pawlowna: Aber was geht es dich an? Weshalb wirst du so hitzig? Oder hast du vielleicht darauf spekuliert, ihn zu heiraten?

Sascha: Ich?! Diesen langen Tölpel?! Da würde ich lieber ich weiß nicht wen heiraten, aber nicht ihn. Das ist mir überhaupt nie in den Kopf gekommen. Es ist mir nur zuwider, daß Lisa nach ihrem Zusammenleben mit Fedja es fertigbekommt, einem fremden Menschen in dieser Weise näher zu treten.

Anna Pawlowna: Wie kannst du ihn einen fremden Menschen nennen? Er ist ihr Jugendfreund.

Sascha: Aber ich sehe ja an dem Lächeln, an den Augen der beiden, daß sie ineinander verliebt sind.

Anna Pawlowna: Was ist denn daran Verwunderliches? Er hat ihr während der Krankheit des Kindes soviel Teilnahme bewiesen und ihr geholfen; dafür ist sie ihm dankbar. Und außerdem: warum sollte sie sich nicht in Viktor verlieben und ihn heiraten?

Sascha: Das wäre schrecklich, empörend! Empörend!

Fünfter Auftritt
Karenin und Lisa treten ein

Karenin (empfiehlt sich schweigend).

Sascha (geht ärgerlich hinaus).

Sechster Auftritt
Anna Pawlowna und Lisa

Lisa (zu ihrer Mutter): Was hat sie nur?

Anna Pawlowna: Ich weiß es wirklich nicht.

Lisa (seufzt schweigend).

Vorhang

Viertes Bild

Zimmer bei Afremow. Auf dem Tische stehen Gläser mit Wein. Gäste
Erster Auftritt
Afremow, Fedja, Stachow (mit struppigem Barte), Butkewitsch (glatt rasiert), Korotkow (ein aufdringlicher Mensch)

Korotkow: Ich sage euch, daß er weit zurückbleiben wird. La belle du bois ist das erste Pferd Europas. Wetten?

Stachow: Sei nur still, Bruder! Du weißt ja doch, daß dir kein Mensch glaubt. Und auch wetten wird niemand mit dir.

Korotkow: Ich sage dir: dein Cartouche wird weit zurückbleiben.

Afremow: Nun hört auf, euch zu zanken! Ich will euch versöhnen. Fragt mal Fedja! Der wird es euch zuverlässig sagen.

Fedja: Die Pferde sind alle beide gut. Es kommt auf den Reiter an.

Stachow: Gusew ist ein Schurke. Den muß man streng halten.

Korotkow (schreit): Nein!

Fedja: Na, wartet, ich werde euer Schiedsrichter sein. Wer hat das Derby gewonnen?

Korotkow: Nun ja, das hat er gewonnen, aber das besagt nichts weiter. Das war ein Zufall. Wenn Cracouse nicht krank geworden wäre … Sieh mal … (Ein Diener kommt herein.)

Zweiter Auftritt
Dieselben und ein Diener

Afremow: Was willst du?

Der Diener: Es ist eine Dame gekommen, die nach Fjodor Wasiljewitsch fragt.

Afremow: Was für eine Dame?

Der Diener: Das weiß ich nicht. Aber es ist eine richtige Dame.

Afremow: Fedja, da will eine Dame zu dir.

Fedja (erschrocken): Wer ist es?

Afremow: Das weiß er nicht.

Der Diener: Soll ich sie in den Salon bitten?

Fedja: Warten Sie, ich will hingehen und zusehen. (Fedja und der Diener gehen hinaus.)

Dritter Auftritt
Dieselben ohne Fedja und den Diener

Korotkow: Wer will da zu ihm? Gewiß Mascha …

Stachow: Was für eine Mascha?

Korotkow: Die Zigeunerin Mascha. Die hat sich in ihn verliebt. Wie eine Katze verliebt ist sie.

Stachow: Ein allerliebstes Mädel! Und wie sie singt!..

Afremow: Ganz entzückend. Tanjuscha und sie, über die beiden geht nichts. Gestern haben sie mit Peter ein Terzett gesungen …

Stachow: Er ist doch wirklich ein Glückspilz!..

Afremow: Weil ihn die Weiber lieben? Die gönne ich ihm!

Korotkow: Ich kann die Zigeunerinnen nicht leiden; Eleganz ist bei ihnen nicht zu finden.

Butkewitsch: Na, das kannst du denn doch nicht sagen.

Korotkow: Ich gebe sie alle für eine einzige Französin hin.

Afremow: Na, du bist ja als Ästhet bekannt. Ich will doch mal hingehen und sehen, wer es ist … (Er geht hinaus.)

Vierter Auftritt
Dieselben ohne Afremow

Stachow (ihm nachrufend): Wenn es Mascha ist, so bring sie her; sie soll uns etwas vorsingen! Nein, mit den Zigeunern ist es jetzt nichts Rechtes! Tanjuscha, die war früher eine großartige Sängerin; ach, hols der Teufel!

Butkewitsch: Ich meine, sie leisten noch dasselbe.

Stachow: Wie sollen sie denn dasselbe leisten, wenn sie abgeschmackte Romanzen statt der Volkslieder singen?

Butkewitsch: Es gibt auch gute Romanzen.

Korotkow: Wollen wir wetten? Ich werde die Zigeuner etwas singen lassen, und du wirst nicht erkennen, ob es ein Volkslied ist oder eine Romanze.

Stachow: Korotkow immer mit seinen Wetten!

Fünfter Auftritt
Dieselben und Afremow

Afremow (tritt ein): Meine Herren, es ist nicht Mascha. Aber Fedja kann sie nirgends empfangen als hier. Wir wollen ins Billardzimmer gehen. (Sie gehen hinaus.)

Sechster Auftritt
Fedja und Sascha treten ein

Sascha (verlegen): Verzeih mir, Fedja, wenn ich dir ungelegen komme; aber höre mich an; ich bitte dich inständig! (Die Stimme zittert ihr.)

Fedja (geht im Zimmer auf und ab. Sascha hat sich hingesetzt und sieht ihn an).

Sascha: Fedja, kehre nach Hause zurück!

Fedja: Höre, Sascha, ich verstehe dich sehr wohl. Liebe Sascha, wenn ich an deiner Stelle wäre, so würde ich ebenso handeln: ich würde mir Mühe geben, alles wieder irgendwie in den alten Zustand zurückzuführen; aber wenn du, du liebes, feinfühliges Mädchen, an meiner Stelle wärest, wie seltsam es auch sein mag, das zu sagen, dann würdest du gewiß dasselbe tun, was ich tue, das heißt, du würdest deiner Wege gehen und ein fremdes Leben nicht länger stören …

Sascha: Wieso stören? Kann denn Lisa überhaupt ohne dich leben?

Fedja: Ach, liebe Sascha, mein Täubchen, das kann sie, das kann sie, und sie wird noch glücklich werden, weit glücklicher, als sie es mit mir gewesen ist.

Sascha: Niemals!

Fedja: Das scheint dir nur so. (Er hält ihre Hand in der seinigen.) Aber darum handelt es sich nicht. Die Hauptsache ist, daß ich es nicht kann. Weißt du, biege ein Stück dickes Papier hin und her; du kannst das hundertmal tun, und es hält; aber biege es zum hundertundersten Male, und es geht entzwei. So steht es auch mit den Beziehungen zwischen mir und Lisa. Es ist mir zu peinlich, ihr in die Augen zu sehen. Und ihr ebenfalls, das kannst du mir glauben.

Sascha: Nein, nein.

Fedja: Du sagst nein, weißt aber selbst, daß es so ist.

Sascha: Ich kann nur nach mir urteilen. Wenn ich an ihrer Stelle wäre und du mir so antwortetest, wie du es jetzt tust, so würde das für mich schrecklich sein.

Fedja: Ja, für dich … (Stillschweigen; beide sind verlegen.)

Sascha (steht auf): Soll es wirklich dabei bleiben?

Fedja: Es muß wohl.

Sascha: Fedja, kehre zurück!

Fedja: Ich danke dir, liebe Sascha. Du wirst mir allzeit eine teure Erinnerung bleiben … aber lebe wohl, mein Täubchen! Erlaube, daß ich dich küsse! (Er küßt sie auf die Stirn.)

Sascha (aufgeregt): Nein, ich nehme nicht Abschied, und ich glaube es nicht und will es nicht glauben … Fedja …

Fedja: Nun, so höre! Aber gib mir dein Wort, daß du das, was ich dir sage, niemandem wiedersagen wirst. Gibst du mir dein Wort?

Sascha: Natürlich.

Fedja: Nun, so höre, Sascha! Ich bin allerdings ihr Mann, der Vater ihres Kindes; aber ich bin ein überflüssiger Mensch … Warte, warte, erwidere mir nichts! Du glaubst, ich sei eifersüchtig? Ganz und gar nicht. Erstens habe ich kein Recht dazu; und zweitens habe ich keinen Anlaß. Viktor Karenin ist ein alter Freund von ihr und ebenso von mir. Und er liebt sie, und sie liebt ihn.

Sascha: Nein.

Fedja: Sie liebt ihn so, wie eine ehrenhafte, sittsame Frau lieben kann, die es sich nicht erlauben will, einen andern als ihren Mann zu lieben. Aber sie liebt ihn und wird ihn lieben, sobald dieses Hindernis (er zeigt auf sich selbst) beseitigt sein wird, und ich werde es beseitigen, und sie werden glücklich sein. (Die Stimme zittert ihm.)

Sascha: Fedja, sprich nicht so!

Fedja: Du weißt ja, daß das die Wahrheit ist, und ich werde mich über das Glück der beiden freuen und kann gar nichts Besseres tun … Ich werde nicht zurückkehren und gebe ihnen volle Freiheit … Das bestelle du ihnen nur! Und nun sage weiter nichts, sage weiter nichts; lebe wohl! (Er küßt sie auf den Kopf und öffnet ihr die Tür.)

Sascha: Fedja, ich bewundere dich!

Fedja: Lebe wohl, lebe wohl! (Sascha geht fort.)

Siebenter Auftritt
Fedja allein

Fedja: Ja, ja, wundervoll, prächtig, daß wir so damit zu Ende gekommen sind … (Er klingelt.)

Achter Auftritt
Fedja und ein Diener

Fedja: Rufen Sie den Herrn! (Der Diener ab.)

Neunter Auftritt
Fedja allein

Fedja: Das ist das Richtige, das ist das Richtige!

Zehnter Auftritt
Afremow tritt ein

Fedja: Gehen wir!

Afremow: Wie hast du denn die Sache erledigt?

Fedja: Wundervoll! Wundervoll! Wo sind die andern alle?

Afremow: Sie spielen Billard.

Fedja: Vorzüglich! Wir wollen auch hingehen und ein Stündchen da verbringen.

Vorhang
Yaş sınırı:
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Litres'teki yayın tarihi:
29 mayıs 2017
Hacim:
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Tercüman:
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