Kitabı oku: «Stay Lucky», sayfa 3

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»Das hast du sicher gehasst«, sagte Grant.

Leo rümpfte die Nase auf diese lächerlich liebenswerte Art, die Grant hassen wollte. »Ja, das habe ich irgendwie.« Er hob die Hand und bat den vorbeigehenden Kellner um Wasser.

Grant beobachtete, wie Leo fast die Hälfte des Glases in einem langen Schluck trank. »Solltest du nicht aufpassen?«, fragte Grant.

»Oh«, sagte Leo schuldbewusst. »Ja.« Er schob das Wasserglas von sich. »Das ist ungefähr die doppelte Menge, die ich im Moment zu mir nehmen soll. Ich will meine Nieren nicht unter Druck setzen. Es wäre schön, wenn ich wieder wie ein normaler Mensch essen und trinken könnte. Na ja. Wunschdenken.« Wut flackerte in Leos Augen auf. »Wenn Wünsche wahr werden würden, wäre vieles anders.«

Grant konnte nur vermuten, dass Leo von Curtis Banks sprach, und er fragte sich kurz, was zum Teufel passiert war. Aber er dachte nicht weiter darüber nach, denn Marie hatte etwas anderes gesagt, das seine Aufmerksamkeit erregte. Etwas, von dem er nicht ganz glaubte, dass er es richtig verstanden hatte.

»Habe ich deine Großmutter richtig verstanden? Du hast es tatsächlich gewagt und dich fortgepflanzt?« Er fragte sich, wie Leos Kind wohl aussah. Hatte es das Grübchenkinn seines Vaters? Oder war es adoptiert?

»Ja. Irgendwie schon«, sagte Leo und guckte abgelenkt auf den Umschlag in seinen Händen, den er immer wieder umdrehte, als könnte er den Inhalt mit einem Röntgenblick lesen. »Lucky.«

Grant schnaubte. »Ja, genau, lucky – du hast Glück.«

»Nein, sie heißt so.« Leo klang noch immer distanziert.

»Warte. Dein Kind heißt Lucky?« Grant schüttelte ungläubig den Kopf. »Ich fasse es nicht. Das kleine Mädchen, das ich mit Carrie im Krankenhaus getroffen habe? Das Mädchen, das mich beschimpft hat, weil ich unhöflich war? Das war dein Kind?«

Das erregte Leos Aufmerksamkeit und er musste lächeln. »Oh, du kennst sie also, ja? Das wusste ich gar nicht.« Er lehnte sich näher an Grant heran, wie er es schon immer getan hatte, und sagte verschwörerisch: »Ja, sie ist sehr angriffslustig. Wie ihre Mutter. Aber hoffentlich auf eine bessere Art, wenn es nach mir geht.«

»Und wer zum Teufel ist ihre Mutter?«, fragte Grant. So wie Leo von ihr sprach, hatte Grant den Eindruck, er sollte von ihr wissen.

»Oh, wirklich? Du hast es nicht gehört? Ich bin sicher, dass es damals das Gesprächsthema schlechthin in Blountville war. Curtis und ich haben die Rechte an ihren Babyfotos an mehrere Klatschmagazine und Websites verkauft, zusammen mit einer bearbeiteten Version ihrer Geschichte.«

»Klatsch und Tratsch sind nicht so mein Ding, Leo, weder in Zeitschriften noch sonst wo«, sagte Grant. Allerdings war es wohl genau das, womit er sich im Moment beschäftigte, und er hörte auch eine Menge davon aus Alecs Mund, wenn sie sich trafen. »Außerdem passiert in dieser Stadt so viel hinter den Kulissen, dass ich nicht mehr mithalten kann. Und Promi-Klatsch ist immer das Gleiche: langweilig.«

»Wie hast du es übersehen können? Die Magazine liegen doch alle an den Kassen in den Läden.«

»Lebensmittel-Lieferdienst«, sagte Grant und rümpfte die Nase. »Ich klicke auf die Knöpfe. Sie liefern. Aber das ist nicht wichtig. Ich bin sicher, wer auch immer die Mutter deines Kindes ist, sie war nicht lange in den Schlagzeilen.«

»Hannah – meine Schwester Hannah – ist Luckys Mutter.«

Jetzt, wo Leo es erwähnte, erinnerte sich Grant daran, dass er gehört hatte, wie das Pflegepersonal über Hannah Garner gesprochen und erwähnt hatte, dass sie ein Kind bekommen hatte. Er hatte eigentlich nicht zuhören wollen, aber das Geflüster über die Garners schien sich immer in seinem Gehirn festzusetzen. Es war ärgerlich, dass Leo wahrscheinlich der Grund dafür war.

»Oh, stimmt ja. Du ziehst also den Unfall deiner Schwester auf.«

Leos Lächeln erlahmte. »Charmant wie immer, wie ich sehe.«

Grant verzog das Gesicht. Er wollte nicht so ein Arschloch sein, aber er nahm auch nicht gern ein Blatt vor den Mund. »Hör zu, ich habe dich nicht gebeten, dich zu mir zu setzen, also wenn dir meine Gesellschaft nicht gefällt, dann geh doch einfach…«

»Ach, komm schon. Entspann dich«, sagte Leo und lächelte wieder. Der Glanz in seinen grauen Augen löste in Grant ein seltsames Gefühl aus. »Ja, ich ziehe das Kind meiner Schwester auf. Ich habe sie sogar adoptiert. Curtis und ich haben sie adoptiert, und deshalb ist sie jetzt mein Kind. Und mit diesen Formularen«, sagte Leo und klopfte auf den Umschlag, »habe ich das alleinige Sorgerecht für sie, da Curtis immer noch in L.A. und ständig für Dreharbeiten unterwegs ist. Wir sind nicht mehr zusammen.«

»Was fehlt ihr?«, fragte Grant und wies jede Diskussion über den nervigen Curtis Banks von sich.

»Wem? Hannah? Sie ist einfach ein Wrack. So etwas passiert manchmal in einer Familie«, sagte Leo und sah dabei unbehaglich aus.

»Nein, was mit Lucky los ist. Warum ist sie im Krankenhaus?« Es schien ein außerordentliches Pech zu sein, eine Herztransplantation überlebt zu haben, nur um dann mit einem Kind im Krankenhaus zu landen, während Leos Nieren völlig versagten.

»Ich weiß nicht, wovon du redest.«

»Carrie – eine Krankenpflegerin – hat sie in die Pädiatrie gebracht«, sagte Grant. »Dachte ich zumindest.«

Leo gluckste. »Oh nein. Gott sei Dank. Ich meine, klopf auf Holz, oder? Aber nein, manchmal geht einfach alles drunter und drüber und ich kann niemanden finden, der auf Lucky aufpasst, also muss sie mit mir ins Krankenhaus kommen. Du weißt schon, während meiner Dialyse. Das wird langweilig für sie. Also nimmt Carrie – wir waren zusammen auf der Highschool – sie mit in die Pädiatrie, um mit den gesünderen Kindern zu spielen, oder mit den Spielsachen oder so. Ich weiß es nicht. Lucky erzählt mir nicht viel darüber. Sie redet nicht gern über das Krankenhaus.«

»Die Pädiatrie ist kein Ort für ein Kind«, sagte Grant.

Leo zog die Augenbrauen hoch. »Ähm, es ist die Pädiatrie.«

»Sie ist für kranke Kinder«, sagte Grant. »Das ist ein Unterschied. Und das solltest du wissen.«

Leo wurde blass und Grant fühlte sich seltsam schuldig, was idiotisch war, denn Leo war derjenige, der hier nicht nachdachte.

»Ja, ich verstehe, was du meinst.«

»Die Existenz kranker Kinder ist das Grausamste, was es auf dieser brutal grausamen Welt gibt. Niemand sollte das mitansehen müssen, es sei denn, es ist deine Berufung oder dein eigenes verdammtes Kind. Deine Tochter muss diesen Scheiß nicht sehen. Oder davon hören. Zum Teufel, ich bin erwachsen und will nichts davon hören.«

»Ja«, murmelte Leo. »Ich schätze, du hast recht.«

»Natürlich habe ich recht. Oh, und bring ihr ein paar Manieren bei. Sie ist ziemlich unhöflich.«

Leo guckte kurz beleidigt, dann lachte er. »Wer im Glashaus sitzt… Aber du hast recht. Ich habe sie in letzter Zeit einige Dinge sagen hören, die mich glauben lassen, dass es ein Fehler war, sie quer durchs Land zu schicken.« Leos graue Augen verfinsterten sich. »Aber ich habe alles versucht, was mir einfiel, und am Ende hatte ich keine andere Wahl.«

»Ich verstehe«, sagte Grant.

Aber er verstand es nicht. Tatsächlich verstand er eine Menge Dinge absolut nicht. Zum Beispiel, warum Leos Lächeln und sein Lachen seine Finger zum Kribbeln brachten, seine Brust schmerzen ließen und sein Kopf plötzlich ein wenig leicht wurde. Es ärgerte ihn, dass er so irrational auf eine Person reagierte, die vor sechs Jahren nicht klug genug gewesen war, sich für ihn zu entscheiden, und die wahrscheinlich auch jetzt nicht klug genug war, eine gute Wahl zu treffen.

Nicht, dass Grant nicht dankbar für Leos Idiotie gewesen wäre, denn das war er! Er war kurz davor gewesen, seinen ganzen Stolz zu verlieren, und nur Gott wusste, wo er heute wäre, wenn es anders gelaufen wäre. Er rieb sich die Brust, wo sein Herz verletzlich schlug.

Für heute Abend hatte er genug.

»Nun«, sagte Grant. »Da ich so nett war, deinen kleinen Auftritt für Memaw zu ertragen, kann ich dir wenigstens die Rechnung überlassen.«

»Oh, ich weiß nicht, ich bin ja nicht mehr der Freund eines reichen Superstars.« Leo beugte sich wieder vor und tippte mit seinem Zeigefinger auf den Tisch. »Ich werde für dich anschreiben lassen. Sie können dir eine Rechnung mit der Post schicken.«

Grant rollte mit den Augen. Er warf etwas Bargeld auf den Tisch, so wie es die Figuren in den Filmen taten, wenn ihnen alles scheißegal war. Grant hoffte, dass diese Nachricht bei Leo ankam. »Ich wünschte, ich könnte sagen, es war mir ein Vergnügen.«

Er wollte sich sofort selbst ohrfeigen. Hätte er sich nicht etwas Bissigeres einfallen lassen können?

»Klar, wir sehen uns, Grant.«

»Hoffentlich nicht, Leo«, sagte Grant und spürte eine seltsame Mischung aus Wut und Freude über Leos blendendes Lächeln.

»Ich mag es irgendwie, wenn du so mit mir sprichst«, rief Leo ihm hinterher. Grant drehte sich nicht um, aber er hörte noch, wie Leo sagte: »Es ist irgendwie süß, sogar romantisch, wie sehr du mich nicht mögen willst.«

Grant ging weiter, spürte Leos Blick auf seinem Rücken, fühlte Leos Anwesenheit im Restaurant, als sich die Tür hinter ihm schloss, und spürte Leo im Gebäude, als er wegging.

Es ließ nicht nach.

In dieser Nacht, in seinem Bett, konnte Grant Leos Anwesenheit in Blountville spüren, er spürte, wie er sich an den Rand seines Bewusstseins drängte, sich festsetzte und seine Aufmerksamkeit auf ihn zog. Grant schlug auf sein Kopfkissen und knurrte.

Leo Garner war das Schlimmste, was ihm je passiert war. Er machte alles schwierig. Er ruinierte alles. Erst hatte er Grants Feier eines erfolgreichen Tags im OP vermasselt, und jetzt störte er ihn beim Schlafen.

Es war, als würde Leo dafür sorgen, dass sich alles… glücklos anfühlte.

***

»Man munkelt, dass du gestern ein Date mit Leo Garner hattest«, sagte Alec, bevor Grant sich seinen ersten Kaffee des Tages geholt hatte. Alec trug einen schimmernden blauen Pullover und eine silberne Hose. Grant hatte keinen blassen Schimmer, woher er seine Kleidung hatte.

»Nichts Böses hören, nichts Böses sagen.« Grant gab dem Idioten hinter dem Tresen bei Starbucks sein Geld. Der Typ erinnerte ihn mit seinen kurzen blonden Haaren und seinen Nasenringen immer an Billy Idol. Er arbeitete schon seit ein paar Jahren dort, aber Grant kannte seinen Namen nicht. Das war ihm auch egal, solange er ihm seinen Mokka Latte mit einem Extra-Espresso machte.

»Und?« Alec stupste ihn an, klimperte mit seinen glitzernden Wimpern und grinste wissend.

Grant stöhnte auf. »Ich war nicht auf einem Date mit Leo Garner. Ich wurde von Leo Garner überfallen, was übrigens seine Art zu sein scheint. Und ich musste mir blöde Sprüche von Sheriff Memaw gefallen lassen und weißt du was, Alec? Nein. Wir werden dieses Gespräch nicht führen.«

Er nahm Billy Idol den Becher aus der Hand, wandte sich von der Theke ab und ging mit Alec auf den Bürgersteig hinaus. »Denn was auch immer du glaubst, dass passiert, passiert nicht, wird nicht passieren, wird nie passieren. Ich will nur eine Minute, nur eine Minute, meinen Kaffee genießen, ohne an Leo Garner zu denken oder über ihn zu reden.«

Alecs Augenbrauen näherten sich seinem sorgfältig frisierten Haaransatz. Er wirkte amüsiert, was schlecht war. Amüsiert bedeutete, dass er ihm nicht glaubte. Amüsiert bedeutete, dass er ihm etwas entgegnen würde, und das wollte Grant nicht hören.

Grant eilte den Bürgersteig hinunter in Richtung seines Autos und hoffte hineinzuspringen, bevor Alec ihn einholen konnte.

»Oh bitte, Grant«, sagte Alec, packte ihn am Ellbogen und schwang ihn herum. »Wer unterbricht deinen täglichen Kaffee mit Gesprächen über Leo Garner? Könnte es sein, dass vielleicht, nur vielleicht, du derjenige bist, der Probleme hat, nicht an Leo zu denken?«

»Könnte es sein, dass du einen Hirnschaden hast?«, fragte Grant. »Sag du es mir.«

»Du kannst nicht aufhören, an ihn zu denken, und das macht dich zu einem Arschloch. Wie ich neulich schon sagte: Liebe. Wahre Liebe.«

»Leo Garner ist nervig, unentschlossen, opportunistisch und…«

»Mensch, Grant, warum sagst du nicht der ganzen Stadt, was du wirklich von mir hältst?«, sagte Leo, der direkt hinter Alec auf dem Gehweg aufgetaucht war. Neben ihm stand Leos alter Freund und neuer Anwalt, Doug Silver.

Grant spürte, wie ihm der Boden unter den Füßen weggezogen wurde und er schwerelos, überhitzt und leicht elend zurückblieb.

»Das ist nicht…«, begann Grant. »Ich meine, ich wusste nicht…«

»Du wusstest nicht, dass ich hier bin«, beendete Leo für ihn.

»Ja.«

Leos Augenbrauen zogen sich zu einem liebenswerten, besorgten Blick zusammen, den Grant schon fast vergessen hatte und den er am liebsten weggewischt hätte. Er errötete heiß, verlegen und wünschte sich, er könnte die Zeit zurückdrehen. Gab es einen Kurs, in dem er sich beibringen konnte, nicht so ein Idiot zu sein? Wenn ja, musste er sich dringend anmelden.

Leo sagte leise: »Ich wette, du fühlst dich jetzt wie ein Arschloch.«

Grant schluckte schwer. »Ja.«

»Entschuldigungen werden von Garners immer akzeptiert. Also, hey, es ist alles gut.« Leo lächelte charmant und seine rosige Haut verriet, dass er vor Kurzem an der Dialyse war. »Außerdem bedeutet die Tatsache, dass du dich schlecht fühlst, dass du tief in deinem gemeinen, kleinen Herzen Gefühle hast. Wer hätte das gedacht?«

»Ich nicht«, sagte Doug und klopfte Leo auf die Schulter. Er trug eine To-go-Tüte aus dem Donut-Laden nebenan. »Bis später, Leo«, sagte er, während er den Bürgersteig hinunter zu seinem glänzenden Audi ging. »Ich werde mich um alles kümmern. Schönen Tag noch, Alec. Und Ihnen auch, Dr. Anderson.«

Leo grinste ihn an und gab ihm ein Daumen-hoch.

»Ich wusste, dass Grant Gefühle hat«, sagte Alec, winkte Doug zum Abschied zu und lächelte Leo süß an. »Aber es ist ein Geheimnis, also, du weißt schon, pssst.«

Leo seufzte und steckte die Hände in die Hosentaschen. »Grant, komm schon. Können wir nicht einfach die Vergangenheit ruhen lassen und den ganzen Ärger hinter uns lassen? Ich möchte, dass wir Freunde sind.«

Grant sah Alec an, der ihn mit leuchtenden, intensiven Augen anschaute. Er blickte zum Himmel hinauf. Flauschige, heitere Wolken zogen langsam über ihn hinweg, vergnügt und verräterisch. »Klar, wir werden uns sicher oft über den Weg laufen, also können wir auch das Beste daraus machen.«

»Darin bin ich gut.« Leo lächelte.

»Ja, aber ich bin es nicht.« Grants Bauch kribbelte, als er von diesem Lächeln angestrahlt wurde. »Stell dich auf Unvollkommenheit ein.«

»Ich kann es dir beibringen«, sagte Leo.

Neckte er ihn gerade? Flirtete er? Grants Unterleib kribbelte als Antwort.

Leo fuhr fort: »Es ist nicht schwer, das Beste aus den Dingen zu machen. Ich werde dir ein Beispiel geben.« Er nickte in Richtung Starbucks. »Ich gehe rein und gebe meine Bestellung auf. Er wird mir das Falsche bringen. Ich weiß nicht, warum, aber das macht er immer. Ich nehme zwei Schlucke davon und denke: Gut, dass ich das sowieso nicht trinken sollte, denn es schmeckt scheußlich. Dann werfe ich den Becher weg und meine Niere ist umso glücklicher darüber.«

»War es Teil deiner Therapie nach der Herztransplantation in L.A., den Silberstreif am Horizont zu suchen?«, fragte Grant, neugierig und gleichzeitig skeptisch gegenüber dem ganzen Gedankengang.

»Ähm, unhöflich«, sagte Leo und warf Alec einen »Kannst du das glauben?«-Blick zu. »Meine Gesundheitsprobleme so in der Öffentlichkeit zu besprechen. Und nein. Ich habe nie an einer postoperativen Therapie teilgenommen. Ich bin in dieser Hinsicht kein gutes Vorbild.«

»Aha«, machte Grant. »Und es tut mir leid. Ich hätte das nicht sagen sollen.«

»Das ist so süß, Jungs«, sagte Alec und grinste. »Jetzt könnt ihr wieder Freunde sein und zusammen abhängen, und Dennis und ich laden euch beide zum Essen ein, und Leo, du kannst deine Tochter mitbringen, damit sie mit Dennis' kleiner Mina spielen kann, das würde ihr gefallen, und wir können zusammen in den Urlaub fahren, und…«

»Alec«, sagte Grant. »Wir haben einen Waffenstillstand vereinbart, keine Ehe.«

»Lucky und ich würden gern mal zusammen essen gehen«, sagte Leo zu Alec und ignorierte Grant. Dann grinste er und in Grants Brust wurde es heiß und eng. »Lad auch Grant ein. Das wäre doch lustig.«

»Ermutige ihn nicht.«

»An die Arbeit«, sagte Alec zu Grant, legte seinen Arm um Leo und lächelte breit. »Leo und ich müssen Pläne schmieden.«

Grant stammelte vor sich hin, starrte die beiden einen Moment lang an und wandte sich dann zum Gehen. Er konnte sich keinen Reim auf die beiden Idioten machen. Alec war nicht gerade subtil bei seiner Kuppelei, und Leo zuckte nicht einmal mit der Wimper. Es war lächerlich. Grant hasste es, in einer Kleinstadt zu leben. Er hasste Blountville. Er hasste Leo dafür, dass er sich fast wünschte, mit ihm bei Alec und Dennis zu Abend essen zu können.

»Wo ist eigentlich Lucky?«, fragte Alec, als die beiden auf den Eingang des Starbucks zugingen.

»Bei meiner Mutter«, sagte Leo und klang müde. »Ich brauchte eine Pause.«

»Tschüss«, rief Alec Grant über seine Schulter zu und streckte ihm die Zunge heraus.

Grant winkte und zeigte ihm dann den Vogel, als er wegschaute.

»Aber natürlich brauchst du die. Das tun wir alle«, hörte Grant Alec sagen, als sich die Tür hinter ihm schloss.

Grant starrte auf die geschlossene Tür und fühlte sich wie ein noch größeres Arschloch als sonst. Sie hatten ihn nicht einmal eingeladen, sich ihnen anzuschließen. Aber wie konnte er es ihnen verdenken? Besonders nach seinem Verhalten heute. Er drehte sich um und ging langsam auf sein Auto zu.

Warum war er so enttäuscht?

Kapitel 5

Gegenwart

Meryl Garner, Leos Mutter, die so country war, wie es nur ging, trieb Grant in den Wahnsinn. Sie gluckte an Leos Krankenhausbett herum, deckte ihn zu, schob seine Kissen hin und her und redete mit ihrem breiten Südstaatenakzent auf ihn ein. Grant konnte sich nur schwer davon abhalten, ihr nicht zu sagen, dass sie aus Leos Zimmer verschwinden sollte, weil sie Leo aufregte. Verdammt, sie machte sogar ihn unruhig.

»Mom«, sagte Leo, nahm ihre Hand und sah sie mit seinen großen grauen Augen an, die Grant immer weiche Knie machten.

Sie brachten offenbar auch Meryl zum Schmelzen, denn sie strich Leo über die Haare und sagte: »Ja, Baby?« Ihr sandbraunes Haar hatte einen Kurzhaarschnitt, der für ihre Generation typisch war, und sie trug ein Vandy-Sweatshirt über einer sauberen Jeans.

»Könntest du mich und Grant allein lassen? Ich brauche einen Moment mit ihm.«

Meryl sah Grant abschätzig an. Sie wandte ihre Aufmerksamkeit wieder Leo zu, strich ihm die Haare zurück und küsste ihn auf die Stirn. »Klar, Schatz. Ich werde gleich nebenan sein und nach Hannah sehen.«

»Und rufst du an, um dich für mich nach Lucky zu erkundigen?«, fragte Leo. »Sag ihr, dass alles in Ordnung ist, okay? Ich bin sicher, dass Dad alles unter Kontrolle hat, aber sie ist wahrscheinlich nervös.«

»Bist du sicher, dass du nicht noch einmal mit ihr reden willst? Es ist noch Zeit.«

Leo schüttelte den Kopf. »Ich habe heute Morgen alles gesagt, was ich ihr sagen musste. Wenn ich noch mehr sage, bekommt sie nur Angst. Ruf einfach an und frag sie, was sie zum Frühstück gegessen hat, irgendwas Normales, okay?«

Meryl seufzte, nahm Leos Hand und drückte sie an ihr Herz. »Baby, du bist einfach so gut. Weißt du das?«

Leo lächelte ein wenig verlegen. Er lachte leise vor sich hin. »Das weiß ich nicht so recht. Sieh auch mal nach Hannah, Mom. Sie braucht die aufmunternden Worte im Moment wahrscheinlich mehr als ich.«

Grant hatte sich mit Leos Krankenblatt beschäftigt, aber er steckte es wieder in den Halter neben der Tür, sobald Meryl weg war.

»Ja, es war eine gute Idee, sie sichergehen zu lassen, dass die Niere nicht wieder abgehauen ist«, sagte Grant, als sich die Tür geschlossen hatte. »Da kann man nicht vorsichtig genug sein. Wir hätten Sheriff Memaw bitten sollen, sie zu bewachen.«

»Grant«, schimpfte Leo. »Komm schon, Hannah tut mir einen riesigen Gefallen.«

»Ja, ja, das habe ich schon mal gehört.« Grant winkte ab. »Sie ist eine wahre Menschenfreundin.«

»Grant«, sagte Leo wieder.

Er setzte sich neben Leo aufs Bett und hielt seine Hände fest. »Wie geht es dir?«

»Ich bin bereit. Auch ein bisschen nervös, aber vor allem bin ich bereit, mich wieder wie neugeboren zu fühlen.«

»Gut«, sagte Grant. »Denk genau so weiter.«

»Was ist mit dir? Wie geht's dir?«

»Ich muss mich OP-fertig machen«, machte Grant die Ankündigung, die er schon seit Tagen vor sich hergeschoben hatte. Er rechnete damit, dass Leo die Idee nicht gefallen würde, aber er war bereit, ihn notfalls zu überzeugen.

»Wie bitte?«, sagte Leo. »Hast du gerade gesagt, dass du dich OP-fertig machen musst? Wofür? Meine Operation?«

»Ja«, sagte Grant ruhig. »Ich werde den Eingriff beobachten.«

»Grant, du musst nicht…«

»Leo«, unterbrach Grant und lehnte sich dicht an ihn heran, seine Stimme war tief und innig. »Wenn jemand, den du liebst, etwas braucht, würdest du alles tun, um es zu erreichen, nicht wahr? Ich weiß das wie kaum ein anderer.«

Leo sagte: »Ja, aber du weißt auch, dass ich…«

»Das ist es, was ich brauche, Leo. Das ist es, was ich tun muss – nicht für dich, sondern für mich. Denn…« Grant holte tief Luft, schloss die Augen, um sich zu beruhigen, und sah Leo wieder an. »Ich glaube nicht, dass ich es ertrage, außerhalb dieses Raumes zu sein und zu wissen, was hinter den Türen vor sich geht, dass…« Grant widerstand dem Drang, Muresan erneut zu verunglimpfen. »Dass ein Chirurg dich aufschneidet. Da muss ich dabei sein. Du musst mich lassen. Sonst habe ich das Gefühl, aus meiner Haut zu fahren.«

Leo starrte ihn an, den Mund leicht geöffnet und die Augen groß.

Grant packte seine Hände fester und flüsterte: »Erlaubst du mir das, Leo?«

»Ich weiß es nicht. Liegt das nicht zum Teil in der Hand von Dr. Muresan?« Er stockte, dann sagte er: »Aber du weißt doch, wie das ist. Die ganzen Eingeweide und das Blut können nicht schön sein. Ich weiß nicht, ob ich will, dass du mich so siehst.«

»Das will ich. Ich will das sehen, Leo.« Grant beugte sich noch weiter vor, seine Stimme war fast ein Flüstern. »Es gibt nichts an dir, was ich nicht sehen möchte. Wenn Muresan dein Inneres sehen kann, dann will ich es auch sehen. Warum sollte er mit deinem Körper intimer sein als ich?«

Leo schüttelte den Kopf und lachte leise. »Du bist ein sehr kranker Mann.«

Grant streichelte Leos Gesicht.

Leo drehte sein Gesicht in Grants Handfläche und sah Grant lange aus den Augenwinkeln an, bevor er sagte: »Wenn du Muresan dazu bringen kannst zuzustimmen, dann ist das für mich in Ordnung.«

»Muresan? Bitte«, spottete Grant. »Was soll er schon sagen? Nein?«

***

»Äh, nein«, sagte Dennis, als Grant versuchte, Muresan und seinem Team in den chirurgischen Waschraum zu folgen. »Was glaubst du eigentlich, was du hier tust, Grant?«

»Ich mache mich OP-fertig.« Grant zog seinen Arm aus Dennis' Griff.

»Einen Teufel wirst du tun, mein Freund.« Dennis versperrte Grant den Weg. »Das ist absolut indiskutabel, und wenn dir etwas an Leo liegt, dann lässt du seinen Chirurgen seine Arbeit machen.«

Ein Blitz durchzuckte Grants Körper und er sagte leise: »Du verstehst das nicht. Sie schneiden ihn auf. Er ist so verletzlich, mit seinem Herzen und… Hör zu, Dennis, du würdest dasselbe wollen, wenn es Alec wäre, oder? Und Leo erwartet von mir, dass ich für ihn da bin.«

Dennis sah ihn widerlich mitfühlend an und Grant ballte die Hände zu Fäusten. Dennis guckte sich um, stellte fest, dass einige Pfleger gespannt zusahen, und zog Grant dann mit einem Ruck näher an sich, bevor er flüsterte: »Du wirst für ihn da sein. Nur nicht da drin, okay? Was würdest du erreichen, wenn du Muresan durchlöcherst und ihn so nervös machst, dass er Leos Leben in Gefahr bringt? Du wirst ihn dazu bringen, die ganze Sache zu vermasseln.«

»Das ist nicht…«

»Also, du wirst da oben sein«, sagte Dennis und zeigte auf die Treppe, die in einen Beobachtungsraum führte. »Und ich werde auch dort sein.« Dennis legte seine Hand auf Grants Schulter und drückte sie beruhigend. »Nur du und ich, Kumpel.«

Grants Hände waren immer noch zu Fäusten geballt. Es fühlte sich an, als müsste er durch Watte atmen. »Ich habe es ihm versprochen.«

»Komm schon«, sagte Dennis und führte Grant zur Treppe, die zum Beobachtungsraum führte. »Konzentrier dich, Grant. Diskutier nicht. Leo wird von dir erwarten, dass du dich auf seine Operation konzentrierst und nicht die Zeit damit verbringst, dich mit mir zu kabbeln.«

Grants Finger waren völlig gefühllos und sein Herz pochte so heftig, dass er es in seinem Hals spüren konnte. Das seltsame Kribbeln an seinem Haaransatz entpuppte sich als Schweiß, als er mit der Hand darüberwischte. So hatte er sich noch nie gefühlt. Er hatte schon viele Operationen mitangesehen, 218 davon selbst durchgeführt, aber ihm war dabei noch nie so übel gewesen. Gott, was war nur mit ihm passiert? Er drückte seine Stirn an das Beobachtungsglas und atmete tief durch.

»So ist's gut, Kumpel«, sagte Dennis. »Tief durchatmen. So ist's gut.«

»Hör jetzt auf zu reden«, sagte Grant.

Dennis seufzte. »Soll ich Alec anrufen?«

»Weshalb? Ist er Chirurg? Kann er mir versprechen, dass alles wieder gut wird? Nein. Ich sage nur etwas, das ihn zum Weinen bringt.«

Dennis seufzte und setzte sich auf einen Metallklappstuhl, der direkt vor dem Fenster des Beobachtungsraums stand. »Sie werden Leo jeden Moment herbringen.«

»Er wird sich fragen, wo ich bin«, sagte Grant.

»Muresan wird es ihm sagen. Ich habe das Gefühl, dass Leo bestens verstehen wird, warum die Entscheidung getroffen wurde, Grant. Und ich bin mir auch sicher, dass er weiß, dass du lieber dort unten bei ihm wärst.«

»Du stellst eine Menge Vermutungen an für jemanden, der einen Scheiß über die Situation weiß.«

»Bist du immer so ein Arsch, wenn du Angst hast?«, fragte Dennis.

»Ich bin immer ein Arsch«, sagte Grant. »Weißt du noch?«

»Vielleicht hast du ja auch immer Angst«, sagte Dennis. »Das würde wahrscheinlich vieles erklären.«

»Behalte deine Psychoanalyse für dich«, murmelte Grant und beobachtete, wie Leos Trage in den Raum gerollt wurde.

Er sah, wie Muresan sich zu Leo beugte und etwas zu ihm sagte, woraufhin Leo seinen Kopf in Richtung des Beobachtungsraums drehte. Grant konnte ein kleines Lächeln ausmachen. Dann legten sie die Sauerstoffmaske über Leos Gesicht. Grant zählte in seinem Kopf von zehn abwärts und als er bei sieben angekommen war, sah er das Nicken der Krankenschwester.

»Er schläft«, murmelte Grant.

»Entspann dich«, sagte Dennis. »Alles wird gut.«

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