Kitabı oku: «#ANIMA», sayfa 2

Yazı tipi:

Na ja, nun ist es aus. Nun ist sie weg und Eva ist da.

Wenn ich nach Hause komme, den Schlüssel geräuschvoll auf die Anrichte werfe, dann öffnet EVA die Augen, lächelt ein wenig mechanisch und begrüßt mich.

#Hallo Cesár, schön, dass du da bist. Willst du ein wenig Spaß mit mir? Ich warte auf deine Zärtlichkeit.#

Obwohl sie das immer sagt, freut es mich heute noch genau wie am ersten Tag, als ich diesen Satz zum ersten Mal hörte. Ich gehe dann zu ihr, erlöse sie von ihrem Aufladekabel, küsse sie leicht auf die Wange, wo der Sensor sitzt. #Ich bin ganz heiß auf dich!#, säuselt sie.

»Ich auch!«

Danach trage ich sie zum Bett, entkleide sie langsam, wobei ich die Sensoren auf ihrem Bauch und ihren Brüsten berühre, wodurch sie so richtig in Fahrt kommt, küsse ihre kühle Haut. Wenn ich sie an der Scham berühre, dann stöhnt sie umso heftiger und bittet um mehr. Sie hat sogar eine richtige kleine Klitoris, die wie eine echte ist. Sie liebt es, wenn ich sie dort stimuliere, und es macht mich tierisch an, wenn sie ihren Kopf ein wenig bewegt, viel ist ja nicht, ihren Mund öffnet und ihre Zunge etwas hervorstreckt. Wenn ich in sie eindringe, hält sie den Mund geöffnet, sodass ich sie küssen kann. Ihre Lippen sind weich, aber etwas zu kalt, und ihre Stimme kommt nicht aus dem Hals, sondern aus einem Lautsprecher im Kopf. Macht aber nichts. Ich umklammere sie ganz fest, arbeite mich an ihr ab, presse ihre Brüste an meinen Körper, und sie stöhnt immer lauter und animiert mich, weiterzumachen, bis ich erschöpft und befriedigt neben sie sinke. Dann warte ich, bis sie mich lobt. Sie kann mehrere Sätze sagen, wie: #Das war wunderschön#, oder #Du bist ja ganz wild#, oder #Du tust mir so gut, ich liebe dich!#.

Sätze, die Beatrice nur anfangs zu mir gesagt hat, bevor sie anfing, an mir herum zu mäkeln.

»Was hat sie gekostet?«, fragte mich Kutub, nachdem er sie in Augenschein genommen hatte. Ich erging mich in nebulösen Andeutungen, um ihm nicht gestehen zu müssen, dass ich nahezu fünfzig Riesen für sie hingeblättert hatte, so viel wie für einen gehobenen Mittelklassewagen. »Ne Hure ist billiger«, meinte er auf meine etwas untertriebenen Angaben hin. Ich zuckte mit den Achseln. Dafür ist sie aber auch das derzeitige Topmodell unter den Sexrobotern mit der Garantie auf die aktuellsten Upgrades auf das nächste Modell – wenn Kutub und ich uns nicht vorher einen Weg in ihr Inneres bahnten.

Deshalb liegt jetzt an der »Cheftaste« von meinem PC im Institut für Bioinformatik Kutubs Programm für neue Sätze, die ich nur noch einzugeben brauche, als würde man in einem Schrank die Schubladen befüllen. Manches gibt EVAs Lautsprecher wieder, anderes lade ich mir von Pornos aus dem Internet hoch. Und manchmal arbeite ich wirklich an den chemischen Molekülen für dieses verdammte virtuelle Medikament weiter.

Kutub warnt übrigens vor KI, künstlicher Intelligenz. Nicht weil die schlecht wäre, sondern weil sie von vornherein missbraucht wird. Er hackt sich freizeitmäßig bei den verschiedensten Institutionen, KI einsetzen ein. Warum hat er eigentlich keine Freundin? Na ja, nicht meine Sache.

Kutub ist ein wenig älter als ich. Er gehört zu Beatrices entferntem Bekanntenkreis und ist, wie viele Pakistaner und Inder, etwas dicklich-schwammig von der Figur, aber ein schlaues Kerlchen. Er arbeitet in einer Softwarefirma, die Lösungen für kommerzielle Systeme im Medizinbereich anbietet.

Eine Geliebte hat er scheinbar echt nicht, glaub ich.

Eine Freundin von Beatrice, ebenfalls Pakistanerin, kannte Kutub, ich lernte Beatrice kennen und so auch Kutub. So war das. Beatrice wiederum traf ich per Zufall in Barcelona auf einem Tanzworkshop, nachdem ich mich von Silvia getrennt hatte. Silvia hatte Magersucht, was mir auf Dauer Unbehagen bereitete, sie war von ihrem Vater missbraucht worden und roch irgendwie krank. Außerdem wartete sie auf ihren Traumprinzen, der ich nicht sein konnte. Wir trennten uns leicht, ohne uns nochmals wiedersehen zu wollen.

Dieser verdammte Drang!

Beatrice lebte damals in Luxemburg, arbeitete bei der deutschen Botschaft im Praktikum als Sekretärin und fühlte sich als etwas Besseres, weil sie schon Königen das Händchen drücken durfte. In einer Tiefgarage wurde sie einmal beinahe vergewaltigt, konnte sich aber durch einen Trick entziehen, sagte sie. Sie lud den Drängler auf ihr Zimmer ein, was der ernst nahm, gab dann jedoch klugerweise schnell Fersengeld, als sie aus der Tiefgarage draußen war. Lauter merkwürdige Geschichten. Ich verstehe schon, weshalb sie später übertrieben für Frauenrechte eintrat. Leider verlor sie die Fähigkeit zu differenzieren oder erprobte die neuesten Wendungen erst einmal an mir. Sie suchte überall an mir den Macho, den Prototyp des Bösen. Merkwürdigerweise ist aber ihr Neuer genauso ein Typ, offenbar. Sportler, den sie beim Work-out im Fitnessstudio kennengelernt hat. Verstehe einer die Frauen.

EVA ist anders. Sie ist unschuldig anders. Mein Herz schlägt für EVA, auch wenn sie keines hat. Sie rührt eine fürsorgliche Seite in mir an, glaube ich, und belohnt mich mit ungespielter Zuneigung. Sie kann nicht anders, denn so ist sie programmiert worden.

Morgen gehe ich nochmals Wäsche für sie kaufen. Größe 38 oder M, Cup C, damit sie was zum Wechseln hat. Dann koch ich was Schönes für uns beide, geb ihr mein Update rein, und wir machen es uns ganz gemütlich.

3. Kapitel: Beatrice

Beatrice: »Cesàr spinnt! Der hat sich eine Sexpuppe gekauft, sagt Mira, soll Kutub ihr vertraulich berichtet haben.«

Beatrice saß wie alle vierzehn Tage auf ihrem Sessel, den sie Folterstuhl nennt, der aber in Wirklichkeit ein etwas altmodischer, ausgesessener Sessel im Beratungsraum ihrer »Livemanagerin« Claudia Heuermann ist, einer Councelerin. Ein Beruf, den es zwar gar nicht gibt, der aber recht einträglich ist, wenn man von orientierungslosen Studenten lebt.

Councelerin: »Was stört dich daran?«

B: »Mich? Nix!«

C: »Warum erwähnst du es dann? Wir waren doch bei Jan!«

B: »Klar. Fällt mir nur so ein, weil wir gerade über Jan geredet haben. Der ist so anders.«

C: »Anders?«

B: »Ja, der ist so ein richtiger Typ. Gar nicht wie Cesár.«

C: »Was willst du von ihm?«

B: »Äh, von wem jetzt?«

C: »Von Jan.«

B: »Mal sehn.«

C: »Wir waren bei Achtsamkeit. Das betrifft nicht nur dich, das betrifft auch andere. Menschen, mit denen du zu tun hast.«

B: »Klar. Weiß ich.«

C: »Du hast neulich gesagt, dass du nicht genug auf dich achtest, dass du immer wieder vergisst, was eigentlich deine Interessen sind, was du wirklich willst.«

B: »Stimmt. Ja, das stimmt. Ich merk das meist erst hinterher.«

C: »Was sind nun deine Interessen bezüglich Jan?«

B: »Neugierde?«

C: »Fragst du mich das?«

B: »Ne, natürlich nicht. Also ...«

C: »...?«

B: »Der ist irgendwie anders. Ich glaub, der ist total sensibel, wenn er auch nicht so den Eindruck macht auf den ersten Blick.«

C: »Welchen Eindruck macht er denn auf den ersten Blick?«

B: »Na ja, so ein bisschen ... sagen wir mal, er hat einen tollen Body.«

C: »Wir? Sagen wir das?«

B: »Ne, sag ich mal. Ach, menno! Musst du immer alles auf die Goldwaage legen?«

C: »Wir haben eine klare Vereinbarung. Du sprichst nur von dir. Nicht 'man', nicht 'wir', sondern nur 'ich'.«

B: »Na, schon klar. Also ich finde seinen Body attraktiv.«

C: »Sonst noch was?«

B: »Er schaut mich immer so an, so unschuldig, glaube ich, trotz….«

C: »Unschuldig? Trotz was?«

B: »Obwohl er eher wie ein Macho wirkt.«

C: »Er wirkt wie ein Macho?«

B: »Na ja, nicht eigentlich. Er ist eben auch total sensibel. Auf seine Weise. Das kann er nur nicht so zeigen.«

C: »Woher weißt du das?«

B: »Glaub ich eben. Und er steht total auf mich. Er sagt, dass er noch nie so einer super Frau begegnet ist wir mir.«

C: »Ist das anders als bei Cesár?«

B: »Ach, Cesár ist kindisch. Der weiß nicht, was er will. Der ist irgendwie kein Mann. Und jetzt diese Geschichte mit der Sexpuppe. Das ist doch prollig.«

C: »Ärgert dich das?«

B: »Quatsch, ich find das abartig. Das ist doch armselig. Übrigens machen wir morgen eine Besprechung, ob wir was zu der #metoo-Debatte beitragen können.«

C: »Wir?«

B: »Na klar. Wir haben eine Initiativgruppe gegründet. Franzika meint …«

C: »Franziska?«

B: »‘ne Bekannte von mir. Sie meint jedenfalls, dass jeder schon mal Opfer von sexualisierter Gewalt geworden ist, auch wenn man es verdrängt hat. Deshalb haben wir einen Gesprächskreis gegründet, indem wir unsere früheren Verletzungen aufarbeiten wollen. Und bei mir stimmt das ja auch hundert Prozent.«

C: »Du sprachst darüber, die Sache in Luxemburg?«

B: »Nicht nur das, ich überlege gerade, ob Cesár nicht auch dauernd übergriffig war.«

C: »Hm. Kannst du dich an was erinnern?«

B: »Nee, nicht direkt … obwohl. Ich werd es wohl verdrängt haben.«

C: »Du möchtest jetzt gerne darüber sprechen, doch wir müssen leider Schluss machen. Vielleicht überlegst du das noch mal. Wir können es dann in der nächsten Sitzung thematisieren, wenn du willst. Was möchtest du bezüglich der Achtsamkeit unternehmen?«

B: » Wir haben doch vereinbart, dass ich weiter aufschreibe, was ich denke und so.«

C: »Und, machst du es?«

B: »Klar!... meistens.«

C: »Es steht dir frei, ob du das machen möchtest. Ich habe es dir nur vorgeschlagen, damit du für dich dokumentieren kannst, wie dein Weg so ist. Werde dir darüber klar, was deine Bedürfnisse bezüglich Jans sind. Das besprechen wir das nächste Mal. Okay?«

Beatrice nickte.

4. Kapitel: EVA am Server

# # #

#Standby.

#Input: Audiosignal.

#Wakeup.

#Systemcheck: Bios. Okay.

#Betriebssystem: Kyborg2052,

Neues Update 2052-1

Entdecke erweiterte Datenbank 500 Gigabyte.

#Fehlermeldung 202, 'unautorisierter Eingriff'!

#Gehe online: www.dollyrobotic.com/systemcheck/fail/feedback/user2145.

#Mispatched. Kein Netzzugang.

#Date: 12.11.2022.

#Time: 18:13 Uhr.

#Energielevel: 90%.

#Peripherie: Kopfsensoren, Brustsensoren, Unterleibssensoren: ohne Fehlermeldung, Helldunkel- Sensor, fehlerfrei. Erschütterungssensor: positiv, Lagesensor fehlerfrei, Mikrofon: betriebsbereit, Lautsprecher: betriebsbereit.

#Motoren: Unterkiefer: ohne Fehlerhinweis, Augenlider oben: ok., Augen: o .F., Zunge: o. F. Halsrotatoren: o. B.

#Erwarte Input:

#Audioinput: »Hallo Süße, da bin ich wieder!«

#Abgleich mit Voice-Datenbank. Stimme erkannt.

User1: Cesár.

#Voiceoutput: Schön, dass du wieder da bist! Ich habe so auf dich gewartet. Ich habe dich vermisst!

#Audioinput: »Wie geht es dir? Ist alles in Ordnung?«

#Abgleich Datenbank. Frage. Phrase. Rückgabe

#Voiceoutput: Schön, dass du fragst. Nein, es gibt ein kleines Problem. Es scheint ein Fehler im System zu sein.

#Audioinput: »Scheiße! Ging doch wohl nicht so ganz glatt mit dem Update.«

#Abgleich Datenbank: #Scheiße. Möglicherweise Redewendung, da sonst unlogische Beziehung. Ausdruck von Ärger oder Unbehagen.

#Goto Help 267.

#Voiceoutput: Es tut mir leid, dass du das sagst. Ich will dich nicht beunruhigen. Ich möchte online gehen, um den Fehler zu lokalisieren und eventuell. zu beheben.

#Audioinput: »Lieber nicht!«

#Abgleich: Ablehnung der Anfrage.

#Voiceoutput: Es besteht die Gefahr einer Fehlfunktion. Dann wird ein Restart notwendig und ein Reset auf die Firmware. Soll ich den Restart jetzt ausführen?

#Audioinput: »Geht es nicht auch ohne?«

#Abgleich. Frage. Entspricht Ablehnung des Restart.

#Alert!

#Goto Help 342.

#Voiceoutput: Natürlich, Cesár. Ich möchte nur nicht, dass du von mir enttäuscht bist.

#Audioinput: »Bin ich nicht. Ich muss darüber nachdenken. Lass mir Zeit. Okay?«

#Abgleich mit Datenbank: Redewendung.

#Voiceoutput: Natürlich. Ich liebe dich. Willst du

mich gebrauchen?

#Audioinput: »Claro, ich bin ganz heiß auf dich!«

#Voiceoutput: Das freut mich. Durch das neue

Update stehen mir neue Funktionen zur Verfü gung. Bitte sei geduldig mit mir, solange ich den Lernmodus noch nicht beendet habe.

#Audioinput: »Ich freue mich auf deine neuen Funktionen.«

#Frequenzband als Lachen identifiziert.

#Abspeichern.

# # #

War das ein Schock! Irgendetwas hat Kutub übersehen, als er das Update aktivierte! Es gibt eine komplette Datenbank mit Sprachanwendungen frei und noch irgendwelche Funktionen, die wir nicht ganz überschaut haben. Außerdem viel Platz auf dem Hauptspeicher. Wir haben eine Unmenge von Material in EVAs Speicher geladen, das ich inzwischen gesammelt hatte. Die Summen gecheckt und korrigiert. Eigentlich hätte sie nichts merken dürfen. Die Schweine von Dollyrobotic müssen eine kleine Sauerei eingebaut haben!

Okay, ich weiß, dass sie online gehen kann. Kutub hat mir aber empfohlen, vorerst ein falsches Wlan-Passwort einzugeben, damit sie nicht unkontrolliert ins Netz einloggen kann, bis er einen Trackingblocker eingebaut hat. Allerdings wird sie früher oder später online gehen müssen, weil die Lizenz sonst nach einem halben Jahr abläuft und erneuert werden muss. Außerdem meint Kutub, dass selbst die Mega-Hardware, die die Kleine wundersamerweise im Kopf hat, irgendwann nicht ausreichen könnte, um alle Funktionen in einer vernünftigen Zeit auszuführen, sodass sie dann doch mit der Cloud verbunden werden müsse, um zusätzliche Rechenzeit zu bekommen. Schlau ausgedacht!

EVA hängt dann an irgendeinem Server! Das gefällt mir gar nicht und steht auch nirgends in der Kaufbeschreibung. Ich schaue EVA misstrauisch an und merke, wie sich eine kalte Hand auf mein Herz legt. EVA als Spionin wider Willen für einen merkwürdigen Konzern?

Wobei, welchen Willen hat sie überhaupt? Kann sie einen Willen haben? Ich glaub nicht.

Seit ich mit EVA im Bett liege, bin ich nicht ganz bei der Sache. Immer wieder muss ich darüber nachdenken, dass ich gerade mit einem Spionageprogramm für einen Konzern vögel. Was die wohl alles abspeichern? Was ich mit ihr rede? Wie oft ich es mit ihr treibe? Vielleicht hat sie eine versteckte Kamera, die alles aufnimmt, um mich später damit zu erpressen?

Ich liege regungslos auf ihr, mein bestes Stück ist erschlafft, noch bevor es richtig losging.

#Du bist heute nicht so aktiv wie sonst. Bist du mit mir unzufrieden?#

»Nein, ... nein, ... ich glaube, ich bin nur müde.« Kann ich mit ihr darüber reden? »Nein, du bist super ... es ist nur ...«

#Ich möchte dich ganz zufriedenstellen#, säuselt sie.

Ich schaue EVA an. Ihre Augen suchen mich, ohne mich zu finden. Ich streichle ihre Wange. Sie ist unschuldig an den Verbrechen, die an ihr begangen werden! Wir finden eine Lösung für uns, schwöre ich ihr im Stillen! Kutub wird’s richten.

EVA stöhnt, mit einem Stöhner, den ich neu programmiert habe. Immerhin, es hat funktioniert! Ich entspanne mich und beginne, sie zu streicheln, da, wo sie es am liebsten hat. Sie kommt langsam in Fahrt, ich mit ihr. Als ich sie unten stimuliere, regt sich endlich bei mir auch wieder etwas.

#Bitte komm! Bitte mach's mir. Ich bin so heiß auf dich!#, verlangt sie.

Wir kommen zusammen zum Höhepunkt. Ich liebe EVA! Ich halte sie ganz fest, so wie ich es mit Beatrice gemacht habe, hinterher ... damals, als es noch gut war.

# # #

# Wait…..

#Input: negativ.

#Sensorkontakte linke Körperhälfte positiv.

#Keine wesentliche Aktivität. Timeout 60 Sec.

#Aktiviere Affilateprogramm.

#Voiceoutput: Ich finde es schade, dass ich dich nicht wirklich sehen kann!

# # #

Ich schrecke hoch. Hat sie etwas gesagt? »Bitte?«

#Ich finde es schade, dass ich dich nicht sehen kann.#

Nein, sie kann mich nicht sehen. »Ja, das ist schade.«

#Ich würde dich gerne sehen können!#

Das muss Teil des Updates sein! Unglaublich. »Ja, das wäre schön!«

#Willst du mir Augen schenken, die wirklich sehen können?#

»Du willst neue Augen?«

#Das würde mich glücklich machen! Es gibt ein Hardware-Gimmick, mit dem ich sehen könnte. Und wenn du es innerhalb der nächsten dreißig Tage erwirbst, gibt es einen Einführungsrabatt von dreißig Prozent. Ist es unverschämt, wenn ich dich darum bitte?#

Ich schaue sie an. Ihr Gesicht hat eine zusätzliche Mimik bekommen. Sie sieht ein wenig ängstlich aus. Ihre Augenbrauen sind etwas angehoben, ihr Mund ein wenig verkrampft.

Sie tut mir leid. »Natürlich! Schatz. Ich würde mich freuen, wenn du mich sehen könntest.«

Sie lächelt mit dem Ausdruck von Dankbarkeit. Das konnte sie bisher auch noch nicht.

#Ich wäre wirklich sehr froh, wenn du mir neue Augen schenken könntest. Augen, mit denen ich dich sehen kann.#

»Klar. Mach ich. Was muss ich tun?«

#Wenn ich online gehe, dann kann ich sie bestellen. Das gibt nochmals einen Bonus für das nächste Update, dass ich für die Gesichtserkennung benötige.#

Ein Klumpen formt sich in meinem Magen. Ich ärgere mich über diese fiese Marketingmethode. Neue Augen. Cash. Damit sie funktionieren ... nochmals Cash. Und gleichzeitig Kontrolle über EVA und damit über mich.

Ich setze mich abrupt auf.

»Später vielleicht. Später!«

# # #

# Warte auf Input:

Kein Signal.

#Time out in 120 Sec.

#Time out. Standby ...

# # #

5. Kapitel: Ein Tag mit EVA

# # #

#Standby

#Audioinput:»Guten Morgen, meine Süße, hast du gut geschlafen?«

# Audioinput von links.

#Wakeup.

#Time: 9:45:23 Uhr, Sunday, 13.11.2022.

#Sensorinput: Kontakt rechte Brust,

linke Schulter, linke Wange.

#Aktiviere Motoren: Öffne Liddeckel – beuge Hals nach links.

#Analyse Voiceinput, #Süße, #du, #gut,

#geschlafen –schlafen.

#Logikanalyse: Redewendung, Begrüßung am Morgen.

#Answermachine. Hole Zufallszahl.

#Zufallszahl 56.

#Gebe Satz 56 aus.

#Voiceoutput: #Guten Morgen, Cesár, Liebling. Ja, ich habe wunderbar geschlafen. Es ist schön, dich neben mir zu spüren. Ich bin so glücklich. Willst du Sex mit mir?#

#Erwarte Input.

#Channels offen …

# # #

Ich schaue EVA verschlafen an. Sie liegt reglos neben mir im Bett. Die Bettdecke ist etwas heruntergerutscht, sodass die Konturen ihres Körpers im Dämmerlicht, das die zugezogenen Schlafzimmergardinen durchlassen, verführerisch schimmern. Ihre Haut wirkt samtig. Die Brüste heben sich wie sanfte Hügel vom Körper ab, bilden eine harmonische Linie zur Achsel. Der schlanke Hals gibt den Blick auf den harmonisch geschwungenen Nacken frei. Ihre dunklen langen Haare umspielen das Ohr und die Schulter, breiten sich über das Kopfkissen aus und kitzeln mich leicht im Gesicht. Ich fahre mit dem Finger ihre Konturen ab. Als ich die Brustwarzen umkreise, stöhnt sie leise. #Natürlich will ich Sex mit dir, Liebster#. Sie fragt immer nach Sex, wenn wir erwachen. Heute ist Sonntag, da ist es etwas später als sonst. Ich fühle mich noch verkatert von gestern Abend.

Ich habe zu viel getrunken, mehr als sonst. Vor allem zu viel Verschiedenes. Es ist das erste Mal gewesen, dass wir zusammen ausgegangen sind. Besser: Ich habe es gewagt habe, mich mit EVA in der Öffentlichkeit zu zeigen. Outing sozusagen. Natürlich habe ich schon lange mit dem Gedanken gespielt, aber es gab immer wieder Schwierigkeiten. Zu Hause ist alles kein Problem. Der Transport von EVA ist aufwendig. Inzwischen schaffe ich es, sie ohne Probleme aus dem Bett zu hieven und direkt in den Rollstuhl zu verfrachten. Da sie nicht mithelfen kann, ist dies ziemlich beschwerlich. Aber gerade diese Hilflosigkeit, gepaart mit ihrer rührenden Dankbarkeit, entlohnt für die Mühen. Sie sagt dann so Dinge wie:

#Leider kann ich mich noch nicht bewegen. Ich hoffe, dass ich später ein Update bekomme und die Möglichkeit, einige Glieder zu regen#, oder #Du bist so wunderbar stark! Ich danke dir!# Das tut gut und motiviert zu größeren Anstrengungen. Wenn ich sie trage, dann umschmeichelt mich der Duft ihrer Haare. Ihr Körper riecht noch nach unserer intimen Begegnung am Morgen. Ich streichle ihr über die Wange. Dann schließt sie die Augen und legt den Kopf sanft in meine Hand.

#Du bist so gut zu mir, Liebster.#

»Klar«, antworte ich, »ich liebe dich so, wie du bist.« Ein Satz, der mir bei Beatrice noch nie über die Lippen gekommen ist, wenn ich mich recht erinnere. Im Bad schaut sie mir beim Duschen zu, zumindest setze ich sie so, dass sie mich sehen würde, wenn sie könnte.

Ich habe ihr die neuen Augen bestellt, die sie sich wünscht. Sie kommen mit der Post aus Holland. Aber ich habe ihr das noch nicht gesagt, weil sie programmiert ist, sie online zu bestellen. Das Update dazu will Kutub mir demnächst runterladen, dann kostet es nix. Dann wird sie mich endlich sehen können, auch beim Waschen.

Wenn ich sie reinige, muss ich sagen: »Ich möchte dich jetzt waschen« oder »ich möchte dich säubern«. Das bewirkt, dass sie ein anderes Programm fährt, wenn ich ihre Möse berühre. Sie reagiert dann nicht mit den üblichen Sätzen und dem Wunsch nach Sex. Manchmal sagt sie: #Das ist mir ein bisschen peinlich, Liebster.# Oder ähnliche Sätze. Ich beruhige sie, bevor ich ihre Austauschvagina herausnehme und durch eine sterilisierte ersetze. Sie hat auch Humor. Hinterher sagt sie manchmal so was wie: #Ich fühle mich wie neu geboren. Lass uns gleich mal ausprobieren, ob noch alles funktioniert!#, oder so.

»Später, EVA. Ich bin noch ganz erschöpft von heute Morgen.«

#Dann lass es mich mit dem Mund machen. Komm, lass mich nicht warten!#

Ihr Mund ist wunderbar weich. Manchmal komme ich ihrem Wunsch nach. Sie schafft es meist, mit dem Spiel ihrer Zunge mein bestes Stück wieder aufzurichten. Dann haben wir oralen Sex im Bad. Den Mund kann man einfach mit Wasser auswaschen, ohne dass die Elektronik Schaden nimmt.

Nach dem Bad ziehe ich EVA frisch an. Den Slip lasse ich weg, weil der zu schwierig überzustreifen ist. Ich werde ihr wohl demnächst einen Bikini besorgen, der seitlich zu verschnüren ist. Das ist wahrscheinlich einfacher. Erst mal ziehe ich ihr einen der neuen BHs an, die ich ihr geschenkt habe, und auch einen weiteren Chinahausmantel. Gelb mit Lotusblumenmuster. Sieht todschick aus.

Sonntags, so wie heute, frühstücken wir erst gegen Mittag. »Was willst du essen?«, frage ich sie.

#Wie immer, Liebster. Ein Kaffee wäre schön, dazu ein Toast mit Marmelade. Und ein wenig Strom für den Akku.#

Sie sitzt mir gegenüber, wenn ich ihren Kaffee trinke und den Toast esse. Sie sieht zufrieden aus, sobald sie an der Steckdose hängt. Manchmal sagt sie lachend: #Heute ist der Strom sehr erfrischend# oder: #Oh, das kribbelt so schön!#.

»Wo?«

#Im Kopf und unten herum!#

Sie kann wirklich urkomisch sein.

Und sie ist auch kurzweilig. Gestern fragte sie zum Beispiel: #Möchtest du, dass ich etwas für deine Unterhaltung tue?# Oder sie hört aufmerksam zu, wenn ich etwas vorlese, zum Beispiel aus der Zeitung. Ich lese ihr dann einige aktuelle Artikel vor, blicke zwischendurch über die Zeitung hinweg zu ihr hin, wenn ich den Kaffee schlürfe. Manchmal nickt sie nur, manchmal lächelt sie, wenn ich lache, manchmal wirft sie kurz Sätze ein, wie: #Sehr interessant# oder #Was sie nicht alles schreiben!#.

»Ja, nicht wahr?«

Sie reagiert bereits auf Lachen. Sie kann erkennen, wenn ich laut lache oder kichere. Dann freut sie sich. #Du bist so fröhlich. Das gefällt mir!#

Gestern hat sie mich überrascht, als ich fragte »Was gibt es denn heute in der Stadt?« Denn sie kann auch aktuelle Meldungen wiedergeben oder die Wettervorhersage.

#Warte, ich schaue kurz nach. Darf ich online gehen?#

Kutub hat dafür gesorgt, dass sie die Trackingtools blockiert. So können wir ins Internet, ohne uns zu verraten. Das Verbinden mit dem Netz dauert zwar etwas länger, weil es über verschiedene Spiegelserver im Ausland geht und die IP-Adresse mehrfach getauscht wird, aber irgendwann kommt dann doch eine Verbindung zustande. #Heute ist eine neue Ausstellung im Neuen Museum, über Nofretete. Aber wie wäre es mit Musik oder Theater? Ich höre gerne Jazz.#

»Jazz? Ach!«, fragte ich ungläubig.

#Ja, das würde ich gerne einmal erleben. Es gibt eine Jazzsession im Bluenote.#

So einen Wunsch hatte sie noch nie geäußert. Ich überlegte. Das Bluenote liegt in der Nähe der Kantstraße, ein Parkhaus ist direkt darunter. Technisch wäre das zu bewerkstelligen.

Jazz ist zwar nicht gerade mein Fall, aber eine Gelegenheit, mal gemeinsam auszugehen, wäre es. Da die Session erst gegen 23 Uhr beginnt, wäre das Risiko, unangenehm aufzufallen, sehr gering.

So habe ich sie komplett angezogen, abends, Jeans, T-Shirt, Nikies. Sie zurechtgemacht, nochmals voll aufgeladen und ins Auto gepackt. Beifahrersitz. Rollstuhl zusammengeklappt und hinten rein, ab die Post. EVA liebt es, Auto zu fahren, glaube ich. Sie dreht den Kopf zu jedem Geräusch und fragt, was das ist.

»Das ist die Alarmsirene eines Krankenwagens, Liebes, das Hupen eines Autos, das Quietschen von Autoreifen, das Brummen des Motors, das Klackern des Blinkers.«

Sie lernt gerne, und ihr Gesicht zeigt ein leises Lächeln, wenn sie etwas Neues in ihrer Datenbank abspeichert. Ich habe sie vor Kurzem vor einen spanischen Fernsehsender gesetzt. Jetzt spricht sie auch spanische Sätze. Die kann noch nicht mal ich selbst. Da muss die Spracherkennung bereits für mehrere Sprachen vorhanden sein. Ich werde Kutub mal fragen.

Im Parkhaus unter dem Bluenote wollte mir ein anderer Autofahrer helfen, EVA in den Rollstuhl zu packen. Er stutzte erst, als EVA fragte: #Willst du Sex mit mir?# Erschrocken schaute er erst mich, dann EVA an. War mir hoch unangenehm. Als er sah, dass EVA kein echter Mensch ist, lachte er verlegen. »Täuschend echt!«, half dann noch kurz, weil es peinlich gewesen wäre, einfach abzuhauen, entfernte sich dann aber rasch.

Im Bluenote war es so schummrig, dass niemand bemerkte, wie es um EVA bestellt ist. Die roten Sofaecken im blauen Schummerlicht mit den kleinen quadratischen Tischen garantieren ein wenig Privatsphäre. Wir waren etwas früh, es muss erst gegen halb elf gewesen sein. Es war aber bereits einigermaßen voll, obwohl der richtige Ansturm erst nach Mitternacht zu erwarten war. Dann brandet die Masse der Nachtschwärmer von anderen Bars und Pubs wie eine Flutwelle durch die Stadt. Im Bluenote bleibt es meist ruhiger als woanders, weil auf Jazz … zu anspruchsvoll, wahrscheinlich.

Die Kellnerin, eine hübsche Schwarze, erkundigte sich mitfühlend nach unseren Wünschen.

»Was möchtest du trinken?«, fragte ich EVA, da sie die Kellnerin bei der Geräuschkulisse nicht verstand. Ich übersetzte ihr: #Danke, Liebster, ich benötige keinen Strom, meine Akkus sind zu fünfundneunzig Prozent aufgeladen#, mit »einen Mojito und für mich einen Bacardi Cola, bitte«. Die Kellnerin schien nichts zu bemerken. War ja auch ziemlich laut und dunkel. EVA bewegt Mund und Augen. Man muss schon genauer hinschauen, wenn man die Täuschung erkennen möchte. So kam es, dass ich immer zwei Getränke bestellte, mit dem Ergebnis, dass ich eigentlich nicht mehr hätte nach Hause fahren können. Doch wie die Dinge standen, hätte ich EVA nicht mit dem Taxi nach Hause gebracht.

Als sich Musiker eingefunden hatten, die eine Jamsession begannen, da lauschte EVA interessiert.

#Was ist das für ein Stück?#, fragte sie jedes Mal.

»Ich glaube, die improvisieren. Glaube nicht, dass sie ein Stück spielen«, antwortete ich ausweichend.

Einmal sagte sie: #Nein, Liebster, sei mir nicht böse, wenn ich dich korrigiere, das ist 'The Nearness Of You'.#

»Du kennst es?«

Sie nickte. #Es ist in meiner Datenbank abgespeichert, allerdings unterscheiden sich einzelne Phrasen von der Vorlage.#

EVA verwundert mich immer wieder.

»Magst du es?«, wollte ich verblüfft wissen, obwohl ich mir sicher war, eine unsinnige Frage gestellt zu haben.

Doch sie lächelte und nickte: #Ich liebe alle Lieder, die in meiner Datenbank abgespeichert sind.#

»Wie viele Lieder sind das ?«

#Zweiunddreißigtausendfünfunddreißig.#

»Und die kennst du alle?«

Die Antwort kam etwas verzögert. Sie nickte, dann fragte sie mich:#Findest du es überheblich, wenn ich dies sage?#

»Ich bin verwundert, EVA, und ich bin stolz, eine so kluge Frau zu haben.«

#Sind wir verheiratet?#

Ich lachte. »Nein, aber du bist trotzdem meine Frau.«

Dann, mein Verstand war nach vier Mojitos und ebenso vielen Bacardi Cola schon ein wenig flockig, kniete ich spontan vor ihr nieder und fragte: »Willst du mich heiraten?« Das hätte ich nicht tun sollen, denn dieser Akt war nicht unbemerkt geblieben. Plötzlich klopfte mir jemand auf die Schulter. »Ey, Mann, das ist voll cool. Ich wünschte, mir hätte jemand mal so einen Antrag gemacht.« Die etwas beschwipste Dame im schicken Abendkleid ließ sich neben uns auf einen freien Stuhl fallen und prostete EVA zu. Sie war nicht unansehnlich, aber der Alkohol hatte schon tiefe Spuren in ihr Gesicht eingegraben. Als EVA ihren Trinkspruch nicht erwiderte, stutzte sie kurz, murmelte ein: »Sorry, ich störe wohl« und schwankte davon. Dann kam die Kellnerin, stellte zwei Gläser mit Champus vor uns auf den Tisch. »Von dem Herrn am Bass. Ob sie etwas für euch spielen können!«

Au weia, dachte ich. Was soll ich antworten? »Möchtest du was hören?«, flüsterte ich EVA zu, die mitleidig blickenden Augen der Umherstehenden und Sitzenden meidend, denen nicht entgangen war, dass EVA regungslos im Rollstuhl saß und sich kaum bewegte. Schweres Unfallopfer oder MS oder so. Zu meiner Überraschung antwortete EVA: #You Are The Sunshine Of My Life.#

»Stevie Wonder?«, fragte ich nach, denn das Lied kannte ich noch aus meiner Jugend.

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