Kitabı oku: «Suzanne»
Levi Krongold
Suzanne
Eine Liebestragödie korsischen Ausmaßes
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Inhaltsverzeichnis
Titel
Roman
Vita
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Roman
Levi Krongold
Suzanne
Es läuft nicht gut zwischen dem Schriftsteller Roy Ronfeld und seiner Frau. Gar nicht gut.So entwickelt sich der gemeinsame Familienurlaub zu einer Dauerkrise. Grund genug für Roy dem Alltag zu entfliehen, indem er sich in seine Fantasiewelt flüchtet, denn dort wartet Suzanne, seine Romanfigur auf ihn. Sie hat nicht nur seinen gegenwärtigen Roman inspiriert, sondern auch sein Herz erobert.Das macht die Situation jedoch nicht leichter, insbesondere wegen der Leiche im Wald mit der Roy unvermittelt konfrontiert wird… und der merkwürdigen Beziehung des Opfers zu seinem neuen Romanwerk
Vita
Levi Krongold wurde 1955 in Stuttgart geboren.
Er praktizierte lange Zeit als Arzt in Bonn und Berlin. Neben seinem Beruf ist er als Sachbuchautor und seit der Jahrtausendwende auch als Autor mehrerer futuristischer Romane in der Öffentlichkeit bekannt geworden.
Weitere Informationen gibt es unter: www.krongold.net
WIDMUNG
Meiner geliebten Suzanne
1
»….Ihre langen, dunkelbraunen Haare reflektierten den leichten Rotschimmer der untergehenden Sonne. Sie schaute, zusammen-gekauert, die Arme um die Knie gelegt, geistesabwesend hinunter auf den Strand und ließ es sich gefallen, dass er ihre hüftlangen Haare leicht mit den Lippen berührte, während er ihren Duft in sich aufsog. Mit einer Hand schob er ihr Haar, hinter ihr kauernd, sanft mit einer zögerlichen Bewegung aus dem Nacken, so dass es seitlich über die Schulter nach vorne fiel und ihren schlanken Hals freigab. »Was machst du da?«, lachte sie mit einer angedeuteten überraschten Drehung des Kopfes in seine Richtung. Er hielt ihre Schultern mit beiden Händen fest während sie, statt sich ihm zu entwinden, willig den Kopf ein wenig nach vorne beugte, so dass er seinen warmen Atem über ihren nackten Hals blasen konnte. »Das kitzelt«, lachte sie und drehte sich halb zu ihm um. Ihre warmen, dunkelbraunen Augen schauten ihn belustigt an. Die ausdrucksstarken Augenbrauen konnten nicht verbergen, dass sie nicht wirklich protestierte. Es war mehr eine gespielte Abwehr. Sie ließ sich zurückgleiten und machte es sich wohlig an seiner Brust bequem, während er die Wärme ihres jungen Körpers in sich aufnahm wie ein trockener Schwamm das Wasser. Er umfasste sie von hinten und strich ihr leicht über ihre festen Brüste, die unter ihrer seidenen weißen Bluse kleine feste Spitzen bildeten. »Nicht«, protestierte sie. »Suzanne«, flüsterte er. »Nicht Levi, nicht jetzt.« »Ich liebe dich Suzanne«…
*
»Roy!«
»Verdammt, nicht jetzt!«
»Roy, komm doch bitte mal und hilf mir!«
»Ich schreibe. Stör mich jetzt nicht!«
»Muss ich denn immer alles machen? Roy, ich muss die Maschine noch ausräumen! Trag doch mal das Geschirr auf den Tisch.«
»Ja, ja!«
Er versuchte den Faden wieder zu finden und überflog die letzten Zeilen.
»Ich liebe dich Suzanne!«, raunte er ihr ins Ohr, während ihn das Verlangen nach einer Wiederholung der wunderbaren Berührung...«
»Roy! Kannst du nicht mal mit dem dämlichen Schreiben aufhören? Ich hab mir unseren Urlaub anders vorgestellt!«
»Ich auch!«, bellte er zurück, sah aber die Vergeblichkeit ein, den Text weiter zu schreiben. Wieso war er nicht wie angekündigt allein verreist? Wieso musste er immer anderen zuliebe auf seine eigenen Wünsche und Bedürfnisse verzichten?
Seine Frau, Iris, fluchte lautstark in der Küche und rief jetzt nach ihren beiden Töchtern, die wie immer mit anderen Dingen beschäftigt waren, als ihre Mutter freiwillig zu unterstützen. Die ältere, Sonja, pubertierte mit ihren 13 Jahren gerade heftig vor sich hin, während die anderthalb Jahre jüngere, jungenhaftere Marie draußen mit dem Fußball gegen das Ferienhaus ballerte.
Bum, bum, bum.
»Marie, hör endlich mit dem Gebumse draußen auf und hilf deiner Mutter!«, schrie er aus dem kleinen Holzfenster, welches sich zum Campingplatz heraus öffnete und den Blick auf eine Reihe ordentlich nebeneinander aufgereihter, gleichförmiger Holzhäuschen freigab, mit angedeuteten Vorgärtchen und Stühlchen und Tischchen und Grillecke und Wäscheleine und Abstellplatz für den PKW. Die Horroridylle vom Spießer-Valley am Woblitzsee.
»Sonja hilft ja auch nicht!«, kam es prompt retour.
Wütend schob er den kleinen Laptop, den er auf Reisen zum Schreiben benutzte, zur Seite.
»Sonja, verdammt noch mal, hörst du nicht, dass Mutti ruft?«
Seufzend erhob sich Roy Ronfeld von seinem improvisierten Arbeitsstuhl, einer hochkant gestellten Transportkiste für Schwimmzeug und ähnliches vor dem Fensterbrett des kleinen Schlafraumes für die Eltern, das als Ablage für den PC diente. Er wuchtete sich über einen sorglos abgestellten Koffer zur Tür, um in den Wohnraum zu blicken. Sonja lag auf dem Sofa, ließ ihre schlanken langen Beine über der Lehne im Takt der Musik wippen, die großen weißen Kopfhörer übergestülpt. Selbst von der Tür aus konnte man den eintönigen Rapp deutlich hören, der den Kopfhörern entströmte. Unter den Ohrmuscheln musste das Inferno herrschen. Konnte denn heute niemand mehr richtig singen? Mit einem Satz war er bei ihr und zog ihr die Kopfhörer von den Ohren.
»Hörst du nicht, dass Mama ruft?«
Sonja blickte erstaunt auf.
»Was is'n los?«, fragte sie mehr erstaunt als verärgert und schaute ihn mit ihren hellblauen Augen unschuldig an.
»Du machst dir nochmal die Ohren kaputt mit deinem Krach. Stell die Dinger mal leiser. Mama ruft, dass du die Spülmaschine ausräumen sollst.«
»Hat sie das?«
Hat sie eigentlich nicht.
»Ja!«, log er sauer über soviel Gleichgültigkeit.
»Du sollst die Geschirrspülmaschine ausräumen und den Tisch decken.«
»Und Marie?«
»Marie, Marie, Marie! Was spielt das für eine Rolle?«
Bum, bum, bum.
»Na typisch, Marie darf immer alles und ich muss helfen!«, gab sie eingeschnappt von sich.
»Nun hör aber auf.«
»Und du, warum hilfst du nicht?«, gab sie zickig zurück, denn nun war sie bereits wieder in ihrer gewohnten Rolle. Zickenkrieg.
»Ich schreibe!«
»Na klar, seh ich!«
»Roy, ist der Tisch gedeckt?«
Sonja grinste ihn breit an.
»Heiß ich Roy?«
»Scheiße!«, brüllte er los. »Reicht es nicht, dass ich Tag und Nacht arbeite und das Geld verdiene! Muss ich noch in den Ferien für euch den Hampelmann machen?«
»Du hast es gerade nötig!«, erschien nun Iris in der Tür.
»Wenn hier einer für alles zuständig ist, dann bin ich das. Dass ich neben der Arbeit noch den Haushalt mache, die Wäsche, die Kinder versorge.«
»Na klar, die 4 Stunden Arbeit, am Tag, bringen dich auch glatt um!« Iris hatte seit einiger Zeit wieder einen Halbtagsjob als Pflegehelferin.
»Und dass du keine Putzfrau ins Haus lässt, bist du selbst Schuld!«
»Wovon denn? Hast du Geld übrig?«
»Nö, nicht schon das wieder«, schaltete sich Sonja ein.
»Tu nicht so, als wenn es uns an etwas fehlte. Du tust immer so, als wenn wir am Verhungern wären«, brüllte er zurück.
Bum, bum, bum.
»Marie, hör endlich mit dem Ball auf!«, schrie er und rannte wutschnaubend zur Tür.
»Nicht so laut! Sollen denn alle mitkriegen, dass wir uns dauernd streiten?«
»Sollen sie doch! Marie, komm sofort rein. SOFORT!«
»Was riecht denn das hier so angebrannt?«, erkundigte sich Sonja naserümpfend.
»Oh, nein!«, schrie Iris und verschwand in der Küche.
»Das Omelett, total angebrannt!«, hörte er sie aus der Küche rufen, während er das Geräusch eines aufklappenden Fensters vernahm.
Sonja bewegte ihren Pariser Luxuskörper schwungvoll vom Sofa und schlenderte interessiert zur Küche.
»Pah, hier stinkt's«, meldete sich eine völlig verdreckte Marie zu Wort, während sie ihren matschigen Ball achtlos auf den Boden kullern ließ. Es hatte gerade wieder einmal wie aus Kübeln gegossen, wie schon in den letzten beiden Tagen seit ihrer Ankunft.
»Mama hat das Omelett verbrannt!«, gab Sonja schulterzuckend in ihre Richtung zurück.
»Iiiiih, was gibt es denn jetzt zu essen?«
»Ich geh Pizza essen!«, brummte er, setzte sich jedoch unentschlossen auf den einzigen freien Sessel, der nicht mit abgelegten Kleidungsstücken belegt war.
»Ich hab es satt!«, schrie Iris aus der Küche. »Ihr könnt euren Scheiß alleine machen!« Etwas Metallenes schepperte lautstark an die Wand und klapperte dann zu Boden.
Sonja zog den Kopf ein und machte eine wedelnde Bewegung mit der Hand. »Weia!«
Er seufzte, erhob sich langsam und schlurfte zur Küche. Iris hatte sich mit beiden Händen auf die Spüle gestützt und schluchzte. Der Inhalt der Pfanne klebte jetzt an der gegenüberliegenden Wand und dem Küchentisch, während die Pfanne irgendwo neben dem Mülleimer liegen geblieben war.
Die Kinder hatten sich hinter ihm in der Tür versammelt.
»Lass uns nach Hause fahren!«, schlug er vor.
»Och, nö, wir sind doch gerade angekommen!«, maulte Marie und drängelte sich durch, um die Pfanne aufzuheben, nicht ohne dabei Teile des über den Küchenboden verteilten Omeletts platt zu treten.
»Lass mal, ich mach das schon«, schob er sie zur Seite.
Sie gingen dann doch noch Pizza essen, wie an den Tagen davor.
Es war nicht zu leugnen, dass ihre Ehe nicht gut lief. Es war nicht einmal ein stummes Miteinander, sondern es war ein stummes sich aus dem Weg gehen. Er setzte sich am nächsten Morgen auf den Holzblock unter dem Vordach des Ferienhauses, der zum Holzspalten aufgestellt worden war, und schaute in den Regen.
Die Tasse kalten Kaffee vom Morgen zitterte leicht in seiner Hand, während er die Zelte und Wohnwagen unter den Kiefern betrachtete, die ebenfalls zum Campingplatz gehörten.
Iris und die Kinder hatten sich Regenstiefel und Regenjacken angezogen, um zum See hinunter zu gehen. Er hatte es vorgezogen, hier zu bleiben und das vorwurfsvolle »Kommst du mit!?« seiner Frau mit einem stummen Kopfschütteln verneint. Sie hatte sich mit hochgezogenen Augenbrauen abgewandt und die Kinder im barschen Ton aufgefordert, sich anzuziehen. »Papa will nicht!« Ausrufezeichen. Es war ihr anzusehen, dass sie beleidigt und frustriert seine Weigerung, dieses Elend gemeinsam zu ertragen, zur Kenntnis genommen hatte. Er seufzte, angesichts der Hoffnungslosigkeit, die jetzige Situation zum Besseren zu wenden. Es lief ja auch körperlich nichts mehr zwischen ihnen. Sie hatte ihre Bedürfnisse mit einer übergroßen, fast fanatischen Fürsorge für die Kinder kompensiert, achtete streng darauf, dass sie entweder wesentlich früher oder aber meistens wesentlich später ins Bett ging, so dass einer von beiden mit Sicherheit bereits schlief, wenn der Partner ihm folgte. Die wenigen Versuche seinerseits, mit ihr ins Gespräch zu kommen, endeten immer wieder in einem Ehestreit, bei dem er nie das letzte Wort hatte, da sie zu einer endlosen Wiederholungsschleife ihrer Vorwürfe neigte, in die sie sich immer weiter hineinsteigerte. So hatte er es inzwischen vorgezogen, nach einigen Sätzen zu schweigen, wenn sich eine Wiederholung des Dramas andeutete, wie er ebenso aufgegeben hatte, von ihr einen Schritt in Richtung eines Schlichtungsversuches zu erwarten. Sie verharrte in ihrer beleidigten Ablehnung ihm gegenüber und dem Bedauern über ihre selbst auferlegte Märtyrerrolle. Natürlich stand es finanziell nicht mehr so schlecht wie zu der Zeit, bevor sie ihre jetzige Stellung angenommen hatte. Doch im Geld schwammen sie auch nicht gerade, zumal die Ansprüche der beiden Kinder immer größer wurden, um im Vergleich mit den Schulfreunden nicht allzu weit zurückstehen zu müssen. Sein Job als Korrektor eines kleineren Verlages brachte gerade soviel, dass sie einigermaßen über die Runden kamen, sich auch einige Urlaube leisten konnten. Doch die Vorauszahlungen und Tantiemen seiner bisherigen Versuche als Buchautor deckten kaum die Kosten. Auch der gegenwärtige Roman, über eine schwierige Liebesbeziehung zwischen einem alternden Mann und einer jungen Frau, »Suzanne«, steckte irgendwie fest. Zwar hatte er eine kleine Vorauszahlung erhalten, erstmalig, dafür aber auch einen fixen Termin, an dem das Manuskript abzugeben sei war, und der rückte unaufhaltsam näher, ohne dass ein Ende der Schreibarbeiten abzusehen wäre. Umso drängender war sein Bedürfnis, seine Kreativität ungestört von häuslichen Querelen ausleben zu können. Eine Tatsache, die bei Iris keinerlei Verständnis hervorrief, abgesehen davon, dass sie nie auch nur einmal eines seiner Manuskripte zu lesen wünschte. Diese Seite seiner Persönlichkeit war bei ihr aus irgendeinem Grunde völlig ausgeblendet. Er schlürfte ein wenig an dem kalten Kaffee und goss dann den Rest angewidert in die Tannennadeln auf dem matschigen Waldboden, wo er der langsam versickernden braunen Pfütze sinnend nachschaute. Dann erhob er sich mühsam und schlurfte zu seinem PC zurück.
2
»Ich liebe dich Suzanne!«, raunte er ihr ins Ohr, während ihn das Verlangen nach einer Wiederholung der wunderbaren Berührung..., der wunderbaren....«. Nein. Er strich den letzten Einschub wieder.
»Ich liebe dich Suzanne!«, raunte er ihr ins Ohr. Sie hob ihre beiden Arme über ihren Kopf und umfasste seinen Hals, legte den Kopf zurück und spitzte ihre vollen Lippen. »Küss mich, Cherie!« Er beugte sich nach vorne und versuchte, ihre Lippen zu erreichen, was nur mit Mühe gelang, so dass sie sich lachend in seinen Armen umdrehte und ihn mit leuchtenden Augen anschaute. »Du bist so süß«, lächelte sie.Er zog sie an sich, was sie willig geschehen ließ. Ihr warmer Mund schmiegte sich verlangend auf seine Lippen, doch entzog sie sich ihm, als er ihre Zunge suchte. Sie legte ihren Zeigefinger auf seine Lippen. »No, no!«, wies sie ihn mit gespieltem Ernst zurecht. »Die Regel?«, bemühte er ein Grinsen.Sie lachte hell auf und erhob sich schnell. Mit etwas Mühe, seine steif gewordenen Glieder zu ordnen, raffte er sich auf, um ihr zu folgen. Ihre spielerische Art, ihn anzulocken, um ihn kurz darauf wieder abzuweisen, verwirrte und verunsicherte ihn. Er ergriff ihre ausgestreckte Hand, die sie ihm hilfreich entgegenstreckte, und lächelte gequält. »Lass uns gehen, mir wird kalt«, bat sie und zog ihn bereits mit sich, den ausgetretenen Fußweg zurück, den sie hierher gekommen waren. Er ließ sich von ihr führen bis sie wieder unten am Strand angekommen waren, der sich kilometerlang hinzog. Die gerade hinter dem Horizont verschwundene Sonne malte bizarre, rotviolette Formen in die wenigen zarten Wolken des Abendhimmels. »Kommst du noch zu mir?«, wagte er nochmals einen vorsichtigen Vorstoß. »Ich weiß nicht, heute vielleicht lieber nicht.«Enttäuscht wandte er sich ab und betrachtete das Meer, das in leisen, zarten Wellen an den Strand schlug. »Schade!« »Sei nicht traurig, Mon Amour, ich kann nicht heute, irgendwie.« »Ist schon okay, verzeih mir, ich will dich nicht bedrängen. Ich bin so froh, dass du bei mir bist.«Sie stellte sich dicht vor ihn und umklammerte seine Taille. »Küss mich, bitte.«Er beugte sich ein wenig zu ihr herunter, da sie gut einen Kopf kleiner war als er, und versank in einen warmen intensiven Kuss.
Nachdem er sie noch zur Tür ihrer Wohnung in der Altstadt von Algajola neben dem 'Place de L'Eglise' gebracht hatte und sie sich ihrer gegenseitigen Zuneigung versichert hatten, schlenderte er ziellos durch die natursteinmauernen Sträßchen, die durch antike Laternen spärlich beleuchtet waren, bis hinunter zu seinem Hotel.Sie hatten sich versprochen, einander nicht mehr von sich zu erzählen, als für ihr zwangloses Zusammensein unerlässlich wäre. Keine Fragen über ihre Herkunft, über die Umstände des Hierseins. Sie hieß Suzanne und er Levi, ohne Vergangenheit und damit basta.Dennoch hatte er heimlich nach einem Türschild des Hauses geschielt, in dem sie wohnte, freilich ohne eines finden zu können, da die wenigsten Häuser von Algajola Türschilder aufwiesen. Niemals hatte sie ihn gebeten, weiter als bis zur Türe zu kommen. Stets hatte sie sich eher hastig verabschiedet, ja, sie schien ihn leicht, aber entschieden zurückzustoßen, wenn sie sich trennten und sie die steinerne Außentreppe zum ersten Stockwerk hoch eilte.Niemals hatte sie Fragen zu seinem Ehering gestellt, den er am ersten Tag ihrer Begegnung nicht abgelegt hatte. Jetzt lag er freilich in einer Schublade in seinem Hotelzimmer und er fand, dass er ihn viel eher hätte ablegen sollen, da er bereits Monate wie Blei an seinem Finger hing.Fast sieben Tage waren seit ihrer ersten Begegnung vergangen. Sie war auf einmal da gewesen, wie ein Blatt, dass der Wind heranträgt. Sie war plötzlich in sein Leben getreten, ohne Aufsehen, ohne Umstände. Ein Blick in einem kleinen Souvenirladen, über eine Auslage überflüssiger Mitbringsel, bunter Ledertaschen, Badetücher und anderem Schnickschnack hinweg. Ein Blick und ein angedeutetes Nicken, als sie ihm fragend eine Strass besetzte Sonnenbrille präsentierte, da kein Spiegel in Sichtweite war. Er wollte ihr die Brille schenken, was sie entschieden ablehnte, doch schlug sie ihm vor, einen Espresso im angrenzenden Straßencafé zusammen zu trinken. Ihr schlankes ausdrucksvolles, fast noch ein wenig mädchenhaft wirkendes Gesicht, die langen dunklen Haare, die wie ein wallender Schleier ihren Rücken bedeckten, die markanten Augenbrauen und ihre zarte Gestalt entsprachen so sehr seinem Wunschbild einer Frau, dass er sein Glück gar nicht fassen konnte. Er schätzte sie auf irgendwas zwischen fünfundzwanzig und dreißig Jahren, also etwa nur halb so alt wie er selbst. Das Gespräch entwickelte sich ganz von selbst, Kleinigkeiten, ohne Belang, doch es floss ohne Hindernisse und peinliche Pausen. So verabredeten sie sich für den nächsten Tag zur selben Zeit. Die Stunden bis zu ihrem zweiten Zusammentreffen waren erfüllt von Zweifel und Erwartungsängsten. Schlaflos wälzte er sich Stunde um Stunde in seinem zu weichen Hotelbett, simulierte Gespräche, fantasierte erotische Szenen. Bald glaubte er, sie würde ihn ohnehin versetzen und habe nur einen Schabernack mit ihm getrieben. Was wollte eine attraktive Frau mit ihm, dem alternden Noch-Ehemann aus einer kaputten Beziehung anfangen? Was hatte er ihr zu bieten, außer traurigen Geschichten? Taugte die Begegnung zu einem unverfänglichen Urlaubs-Rendezvous?Waren nicht Enttäuschungen vorprogrammiert? Dann tadelte er sich selbst wegen seines fehlenden Draufgängertums. Mein Gott, was war aus ihm geworden? Wo war die alte jugendliche Unbekümmertheit geblieben, die unbegründete jugendliche Gewissheit, dass er nur mit dem Finger zu schnipsen brauchte, um das Objekt seiner Begierde flachzulegen? Der Drang, allen Widerständen zum Trotz bei ihr zu landen, auf Teufel komm raus, selbst wenn gebrochene Herzen die Folge sein konnten. Dies, gestand er sich ein, diese fehlende unverbrauchte jugendliche Arroganz war es, die das wahre Altern ausmachte. Nicht die paar Malaisen, die der Körper nach und nach aufwies, die Blessuren, die nur unzureichend regeneriert waren. Es waren die Schnitte in seiner Seele, die nicht heilen wollten, die Verletzungen durch unzählige Demütigungen und Enttäuschungen, die ihn zerbrochen hatten. So in Selbstmitleid gefangen überkam ihn schließlich ein unruhiger Schlaf, aus dem er mehr ermattet als erfrischt erwachte.Am nächsten Morgen jedoch strahlte ihm die mediterrane Sonne freundlich entgegen. Die Blumen versuchten, ihn mit ihrem betörenden Duft zu entschädigen und seine Stimmung schwang sich langsam mit den schwirrenden Mauerseglern in die Höhe. Sie hatten sich in demselben Café verabredet wie am Tage zuvor, das er schon eine Stunde vor dem verabredeten Zeitpunkt wie eine Raubkatze umschlich. Als er es überdrüssig wurde, von einem Souvenirladen zum nächsten zu ziehen, immer wieder zum Café zurückkehrend, setzte er sich schließlich doch, bestellte sich einen 'Café o lait' und rührte ihn nicht an. Stattdessen fixierte er die Passanten. Sonnengebräunte, ältere Touristen in Strandlatschen und Bermuda Shorts, die die ödematösen Fußknöchel oder fingerdicke Krampfadern freiließen, dahin watschelnde dickbäuchige Männer und Frauen, mondäne Damen, die teuren Autos entstiegen und gezierte Wangenküsse austauschten. Gelangweilt daher schlendernde Einheimische in der den Korsen eigenen Müßigkeit, Frauen, die ihre schreienden Kinder aus dem benachbarten Kindergarten abholten und ausschimpften. Zulieferer der angrenzenden Geschäfte, die mit ihren Lastwagen hemmungslos die parkenden Fahrzeuge blockierten und sich auch durch das wütende Hupen ihrer Besitzer nicht aus der Ruhe bringen ließen. Er liebte diese Szenarien und gleichzeitig konnte er den Blick nicht von seiner Uhr lassen, deren Zeiger nur im Schneckentempo auf die vereinbarte Stunde zukrochen. Die Kirchenglocke der kleinen benachbarten Kapelle erlöste ihn schließlich mit dem Mittagsgeläut von seiner Pflicht, seine Armbanduhr in Anspruch nehmen zu müssen und als er dann doch einen Schluck seines schon kalten Kaffees zu sich nahm und wieder aufblickte, stand sie plötzlich vor ihm. »Oh, ich habe Sie gar nicht kommen sehen!«, sprang er auf und warf dabei beinahe seinen Stuhl um. »Habe ich mich verspätet?« »Oh nein, ganz und gar nicht. Schön sehen Sie aus!« »Danke!«, lächelte sie verlegen und als sie ihm die traditionellen zwei angedeuteten Küsschen auf die Wangen gab, raubte ihm ihr betörender Duft fast den Atem. »Du, bleiben wir beim Du?« »Entschuldige, ja. Ich bin ganz verwirrt, dich zu sehen!« »Waren wir nicht verabredet?«, fragte sie mit großen Augen. »Nein, doch, nein, das meine ich nicht. Sie, du bist noch schöner als gestern.« »Ich bitte dich, du machst mich verlegen.« Sie errötete leicht und er bemerkte, dass sie das Kompliment ein wenig unsicher zu machen schien.Sie setzten sich beide wieder und sahen sich eine Weile lächelnd, aber schweigend an. Es schien nun schwierig, die gestrige Unbefangenheit wiederherzustellen. Dies hier war etwas anderes, etwas Größeres. »Wo stammt ihr her, von hier, aus Korsika?« »Oh, no, no. Unsere Familie stammt aus Dijon. Doch meine Tante und mein Onkel leben hier und besitzen ein kleines Hotel oben in Corbara. »Sie sprechen gut Deutsch, fast ohne Akzent. Ich glaubte, Sie seien aus Deutschland.« »Du!«,korrigierte sie ihn lächelnd. Erst schaute er verwirrt, bis ihm auffiel, dass er sie schon wieder gesiezt hatte. »Mein Vater stammt von hier, lebte aber seit meiner Kindheit in der Schweiz, wo ich lange gewohnt habe und auch zur Schule gegangen bin. Meine Mutter ist aus Dijon. Aber lass uns nicht zu viel von der Vergangenheit reden. Betrachten wir die Gegenwart.«Er nickte erleichtert, weil ihm damit erspart blieb, langwierige Erklärungen abgeben zu müssen, weshalb er ohne Familie allein nach Korsika gereist war. »Du hast recht, es ist wunderschön hier. Ich liebe diese Straßencafés.« »Ich bin ziemlich oft hier. Wenn du mich also treffen möchtest, hast du eine gute Chance, mich hier zu finden«, lächelte sie. »Du wohnst oben in Corbara?«Ihre Miene verfinsterte sich. »Manchmal ja, aber ich bin lieber hier unten. Eine Tante hat hier ein kleines Appartement. Wenn es nicht vermietet ist, kann ich es benutzen.« »Nun, es wäre auch ziemlich beschwerlich, nach oben auf den Berg zu gehen, das Dorf liegt ja fast oben auf der Spitze.« »Mit dem Auto ist es kein Problem, wenige Minuten, aber ich habe kein Auto und das ist auch besser so.« »Weshalb?«, wunderte er sich. Sie machte eine kleine nachdenkliche Pause. Dann änderte sich ihre Miene plötzlich zu einem schelmischen Grinsen. »Man wird zu fett, man bewegt sich zu wenig, wenn man immer nur mit dem Auto fährt.« »Da brauchst du dir, glaube ich, keine Sorgen zu machen«, lächelte er charmant. »Oh, sag das nicht. Ich esse nur Salat, sonst sähe ich bereits aus wie meine Tante. In unserer Familie sind alle über vierzig fette Matronen geworden.«Vor dem Café knatterte ein Motorroller heran, auf dem ein massiger Fahrer saß mit silbernem Helm und schmuddeligem blaugestreiften T-Shirt, dass seinen Schmerbauch nur knapp bedecken konnte. Er parkte das Gefährt unter einer Platane am Straßenrand. Suzanne schrak auf und drehte sich ein wenig zur Seite und damit dem Fahrer den Rücken zu. Levi blickte erstaunt auf. Der Fahrer nahm den Helm ab und verstaute ihn unter der Sitzfläche, die er dazu hochgeklappt hatte. Dann watschelte er gemächlich auf die andere Straßenseite. Sie atmete erleichtert auf. »Was war?«, fragte er irritiert. Sie neigte sich vor und flüsterte in verschwörerischem Ton: »Das ist ein Freund meines Onkels. Er sollte mich besser nicht hier sehen.« »Weshalb?«Sie lehnte sich zurück und betrachtete die wenigen Wolken am Himmel. »Lass uns besser woanders hingehen. Es ist nicht schicklich für eine unverheiratete Frau, sich hier mit einem fremden Mann zu treffen, fürchte ich.« Verwundert schaute er sie an. Sie lächelte verlegen und zuckte wie ein kleines Kind, das einen Regelverstoß begangen hatte, aber ihn nicht ungeschehen machen kann, entschuldigend mit den Schultern. »Wenn du möchtest!«, gab er etwas konsterniert zurück, legte einige Münzen auf den bereit gestellten Teller mit der Rechnung und half ihr galant beim Aufstehen. »Gehen wir zum Strand hinunter«, schlug er vor. »Ja, da kenne ich eine schöne ruhige Ecke«, freute sie sich und hakte sich ganz zwanglos bei ihm unter. Etwas verlegen über ihre ungewohnte Nähe verkrampfte er sich innerlich ein wenig, doch er spürte, wie sie sich mühelos seinem Rhythmus anpasste und in seinen Schritt einstimmte. Er fühlte sich an sein allererstes Rendezvous in seiner Jugendzeit erinnert, auch an die besseren Jahre seiner Ehe, wo ein derartiges zusammen Gehen bedeutete, dass man ein Paar war und dies auch zeigte, weil man jetzt »zusammen ging«. Er wartete den kurzen Weg zum Strand hinunter auf eine Erklärung ihres merkwürdigen Verhaltens, doch sie nahm den Faden nicht wieder auf, sondern machte kleine witzige Bemerkungen über die Menschen, denen sie begegneten, erklärte ihm die Besonderheit einer unscheinbaren Kapelle am Strand und einige Geschichten der Bewohner in den Häusern, die ihr bekannt waren. Kleine boshafte Geschichten von Menschen, die ihr Dorf, ihre Insel niemals verlassen hatten, wie von der Witwe eines kleinen Hauses nahe des Kastells aus der Genuesazeit, von deren Balkon der Kopf einer selbstgebastelten Puppe hinunter starrte, um das Haus vor Einbrechern und bösen Geistern zu schützen. Rührende Geschichten von einfachen und einfältigen, aber gutmütigen Menschen. Schließlich balancierten sie über den zu merkwürdigen Formen ausgewaschenen Granit am Fuße des Kastells, um auf einer massiven Felsplatte halt zu machen, die bis nahe ans Wasser reichte und von kleinen Wellen umspült wurde. Um die Mittagszeit brannte die Sonne unbarmherzig auf den Stein, so dass die Luft darüber zu flimmern begonnen hatte. Deshalb suchten sie im Schatten unter einem vom Wind gebeugten Feigenbaum Schutz und Deckung. Vom Dorf her war dieser Ort wirklich kaum einzusehen, wenn man nicht wie einige wenige sonnenhungrige Touristen auf den Steinen sonnenbaden wollte. Einheimische mieden ohnehin die Strände und Touristenecken, wie er festgestellt hatte. »Weshalb willst du nicht gesehen werden?«, brach es jetzt aus ihm heraus. Sie schaute ihn kurz und wie es schien unschlüssig an, beugte sich dann über ihre angewinkelten Knie und bedeckte ihre Füße, die in zierlichen Sandaletten steckten, mit den Händen. »Weißt du, man ist hier noch recht konservativ. Es gibt unausgesprochene Normen, alter Kram von vor 200 Jahren, die noch nicht überwunden sind. Die Zeit ist hier teilweise etwas stehen geblieben.« »Du meinst, wie sich eine Frau zu verhalten hat?« Sie nickte und lächelte ihn mit ihren vollen Lippen an. Er glaubte in ihren Augen einen schelmischen Trotz zu entdecken, der andeutete, was sie von dieser Art von Norm dachte. »Aber die Touristen?«, fragte er mit Blick auf eine barbusige Frau, die ungehemmt nahe eines Strandrestaurants auf dem Felsen schmorte. »Die Touristen sind das eine, für sie gilt vieles nicht. Im Gegenteil, sie sind eine Gelegenheit für die Männer, mal einen Blick zu riskieren, der ihnen zuhause verboten wäre.« Er nickte. Diese Einstellung kannte er auch aus dem katholischen Sizilien. War es ehrenrührig einer Einheimischen ohne Duldung der Eltern oder Verwandten zu nahe zu treten, so betrachteten sie andererseits die Touristinnen als sexuelles Freiwild. Während das eine zu Ehrenmorden und langjährigen Familienfeden führen konnte, war das andere zumindest für die Männer ein Sport, der von ihren Frauen zwar nicht gern gesehen wurde, aber auch nicht verhindert werden konnte.
Allerdings kam es nicht selten vor, dass eine besonders blonde und naive junge Touristin auf merkwürdige Weise und für immer verschwand. »Dein Onkel darf nicht wissen, dass du dich mit mir triffst?«Sie zog einen Schmollmund. »Meine Tante, mein Onkel lebt nicht mehr. Es wird wohl nicht zu verhindern sein, dass sie es früher oder später erfährt, hier kennt jeder jeden.« »Aber bist du nicht eine erwachsene Frau, die selbst entscheiden kann, was sie tut oder will?« »Natürlich, deshalb treffe ich mich auch mit dir. Doch es ist einfacher, wenn sie es eher später als früher erfährt.« »Soll ich offiziell um deine Hand anhalten?«, spottete er. Wieder erwarten erwiderte sie seinen Spott nicht, sondern ihre Augen glänzten plötzlich feucht und sie schluckte. «Würdest du das wollen?«Er rückte näher an sie heran und wagte es, seinen Arm um ihre Schultern zu legen. »Du bist die schönste Frau, die ich je gesehen habe und ich würde alles geben, deine Liebe zu gewinnen.«Sie neigte leicht ihren Kopf auf seinen Arm und er fühlte, wie eine warme Träne über seine Haut lief. »Der Preis könnte höher sein, als du glaubst, Levi!« »Entschuldige, ich wollte dich nicht traurig machen«, beschwichtigte er verunsichert. Was trug diese Frau für eine Last mit sich, die sie nicht offenbaren konnte? Unversehens bekam ihr Zusammensein eine Schwere, die ihn unruhig machte. »Magst du darüber reden?«, fragte er vorsichtig.Sie schüttelte nur stumm den Kopf. »Tut mir leid, Levi, ich wollte unser Treffen nicht belasten. Es ist so über mich gekommen. Reden wir nicht mehr davon. Halt mich einfach ein wenig fest.«So blieben sie einige Zeit reglos sitzen und blickten in die glitzernden kleinen Wellen, die sich am Stein brachen.Er spürte die Wärme ihres Körpers in den seinen strömen, badete in ihrem Geruch, spürte ihre kleinen schnellen Atemstöße, ihr williges Nachgeben auf jeden angedeuteten Druck seines Armes, die Berührung ihrer Schulter mit seiner Hand, mit der er diese leicht und vorsichtig streichelte.Doch gleichzeitig war es, als ob er etwas bekommen hätte, was nicht ihm gehörte, was er nicht besitzen konnte. Eine Glückseligkeit vermischt mit unendlicher Hoffnungslosigkeit. »Ich muss jetzt gehen!«, entschied sie und entzog sich sanft seiner Umarmung. »Darf ich dich heute Abend zum Essen einladen?«, schlug er vor. Sie drehte sich schnell zu ihm um, der Ausdruck ihres Gesichts hatte sich plötzlich gewandelt. Wo er eben noch tiefe Traurigkeit verspürte, trat nun das verführerische Lächeln eines jungen Mädchens hervor. »Das wäre schön, Levi. Aber heute Abend geht es leider nicht. Lass uns für morgen verabreden!« Ein wenig enttäuscht stimmte er schnell zu. So verabredeten sie sich in einer etwas abgelegenen korsischen Bar am anderen Ende des Strandes für den kommenden Abend. Den Rückweg zum Dorf plapperte sie wieder über allerlei Belanglosigkeiten, denen er jedoch kaum folgen konnte, obwohl er sich bemühte, zu den passenden Stellen kurze Einwürfe zu machen oder zu grinsen, wenn sie fröhlich über eine Geschichte lachte, die sie zum Besten gegeben hatte. Schließlich standen sie vor einem kleinen Haus mit einer heruntergekommenen gelblich verblichenen Fassade, das sich an andere Häuser in einer verwinkelten Gasse anschmiegte, als habe es zu wenig Platz. Die weiß umrandeten braunen Fensteröffnungen waren mit braunen Rollläden verschlossen. Vor dem Eingang zum Erdgeschoss führte eine Treppe zu der darüberliegenden Eingangstür in der ersten Etage, wo sie einen kleinen Balkon bildete. Das Haus sah verlassen aus. Alle weiteren Fenster der folgenden zwei Stockwerke waren verschlossen. Beim ersten Mal erinnerte er sich hinterher nur an die Hausnummer 11, nicht jedoch wie er dorthin gekommen war. Sie küsste ihn leicht und flüchtig auf den Mund, bevor sie sich umdrehte, um die steile Treppe hinaufzusteigen. Unentschlossen überlegte er, ob er ihr hinauf folgen sollte, doch ihre Geste, mit der sie ihn verabschiedete, war eindeutig. Sie wollte nicht, dass er ihr folgte. So winkte sie ihm oben angekommen noch einmal kurz zu, bevor sie im Inneren des Hauses verschwand.