Kitabı oku: «Römische Geschichte», sayfa 26
(60) Nie sollen die Bürgerlichen eine Wohltat mit so großer Freude aufgenommen haben. Sie liefen am Rathaus zusammen, drückten den Herausgehenden die Hände, sagten ihnen, sie hießen mit Wahrheit Väter, und gestanden ein, sie hätten dadurch bewirkt, dass niemand, solange er noch irgend Kräfte habe, einem so wohltätigen Vaterland seine Person oder sein Blut versagen werde. 2 Wenn es ihnen schon sehr vorteilhaft war, ihr Vermögen wenigstens so lange unbelastet zu wissen, als ihre Person Eigentum des Staates und für ihn in Arbeit war, machte namentlich dies die Freude vielfach und den wert der Wohltat um so größer, dass man ihnen damit entgegengekommen war, und niemals weder die Volkstribunen darauf angetragen noch sie selbst untereinander diese Forderung mündlich geäußert hatten.
3 Die Volkstribunen, welche an der gemeinschaftlichen Freude und Eintracht der Stände allein keinen Teil hatten, behaupteten, dies werde weder den Vätern so erfreulich noch für alle so gedeihlich sein, wie sie selbst glaubten. Der Plan sei dem ersten Anschein nach besser gewesen, als er sich in der Anwendung zeigen werde. 4 Woher man dieses Geld zusammenbringen wolle, wenn man nicht dem Volke eine Steuer auflege? Man sei also von fremdem Eigentum freigebig gewesen. Und gesetzt, die Übrigen nähmen diese Last auf sich, so würden sich doch die, deren Dienstjahre schon abgelaufen wären, nicht gefallen lassen, dass andere im Dienst besser stehen sollten, als sie gestanden hätten, und dass sie, nachdem sie die Kosten ihrer eigenen Kriegsdienste getragen hätten, sie nun auch für andere tragen sollten. 5 Auf einen Teil der Bürger machten sie mit diesen Reden Eindruck. Zuletzt, als die Steuer schon angesagt war, erboten sich die Tribunen sogar durch eine öffentliche Bekanntmachung zum Beistand für jeden, der zum Sold der Krieger nicht beitragen würde. 6 Die Väter aber setzten das gut angefangene Werk standhaft fort. Sie selbst lieferten die Beiträge zuerst, und weil man noch kein geprägtes Silber hatte, so erregte der Beitrag von manchen, die ihre Kupferasse auf Wagen zur Schatzkammer fahren ließen, sogar Aufsehen. 7 Nachdem der Senat mit größter Gewissenhaftigkeit nach seinem Vermögen beigetragen hatte, kamen auch die Vornehmsten des Bürgerstandes, als Freunde der Adligen, vermöge ihrer Zusage mit ihren Lieferungen. 8 Und als nun das Volk sah, dass diese von den Vätern gepriesen und vom Soldatenstand als gute Bürger betrachtet wurden, fing es mit Verzichtleistung auf alle tribunizische Hilfe auf einmal an, miteinander in seinen Beiträgen zu wetteifern. 9 Und da jetzt die vorgeschlagene Kriegserklärung gegen die Vejenter durchging, führten die neuen mit Konsulgewalt bekleideten Kriegstribunen ein Heer von größtenteils Freiwilligen vor Veji.
(61) Diese Tribunen waren Titus Quinctius Capitolinus, Quintus Quinctius Cincinnatus, Caius Julius Julus zum zweiten Mal, Aulus Manlius, Lucius Furius Medullinus zum dritten Mal und Manius Aemilius Mamercinus. 2 Sie waren die Ersten, die Veji einschlossen; und da sich um die Zeit der angefangenen Belagerung die Völkerschaften Etruriens sehr zahlreich bei dem Heiligtum der Voltumma versammelt hatten, konnten sie nicht einig werden, ob sie die Vejenter durch einen allgemeinen Krieg von Seiten des ganzen Volkes unterstützen sollten oder nicht. 3 Im folgenden Jahr ging die Belagerung weniger rasch, weil ein Teil der Tribunen und des Heeres zum Volskerkrieg abgerufen wurde.
4 Dieses Jahr hatte zu Kriegstribunen mit Konsulgewalt den Caius Valerius Potitus zum dritten Mal, den Manius Sergius Fidenas, Publius Cornelius Maluginensis, Cnaeus Cornelius Cossus, Kaeso Fabius Ambustus und Spurius Nautius Rutilus zum zweiten Mal. 5 Mit den Volskern kam es zwischen Ferentinum und Ecetrae zu einer Schlacht. Sie fiel für die Römer glücklich aus. 6 Darauf unternahmen die Tribunen die Belagerung der volskischen Stadt Artena. Bei einem versuchten Ausfall, in welchem die Römer den Feind in die Stadt zurückschlugen, gelang es ihnen hineinzudringen, und sie eroberten alles bis auf die Burg. Ein Haufe Bewaffneter zog sich in die von der Natur befestigte Burg, 7 unten an der Burg wurde eine Menge Menschen niedergehauen oder gefangen genommen. Nun wurde die Burg belagert, konnte aber weder mit Sturm genommen werden, weil sie für ihre Größe stark genug besetzt war, noch ließ sie eine Übergabe hoffen, weil alle Getreidevorräte des Staates, noch ehe die Stadt erobert wurde, hierher geschafft waren. 8 Aus Überdruss wären die Römer abgezogen, hätte ihnen nicht ein Sklave die Festung verraten. Die Soldaten, die er an einer steilen Stelle einließ, erstiegen die Burg, und als sie die Wache niederhieben, brachte die Betäubung des unerwarteten Schreckens die Übrigen dahin, sich zu ergeben.
9 Als die Burg und Stadt Artena zerstört war, wurden die Legionen aus dem volskischen abgeführt, und die ganze römische Macht wandte sich gegen Veji. 10 Dem Verräter gab man außer der Freiheit noch die Güter zweier Familien zur Belohnung, und er wurde Servius Romanus genannt. Einige glauben, Artena habe den Vejentern und nicht den Volskern gehört. 11 Der Irrtum rührt daher, dass eine Stadt dieses Namens zwischen Caere und Veji lag, die aber von den römischen Königen zerstört wurde und zu dem Staat von Caere, nicht von Veji gehörte. Die andere gleichen Namens, deren Zerstörung ich jetzt gemeldet habe, lag im Volskischen.
Fünftes Buch
Inhalt
Während der Belagerung von Veji werden von den Soldaten Winterhütten angelegt. Weil dies etwas Neues war, führten die darüber unwilligen Volkstribunen die Klage, dass man den Bürgern auch nicht einmal den Winter über Ruhe vom Kriegsdienste gestatte. Die Reiter fangen an, auf eigenen Pferden zu dienen. Da der Albanische See ausgetreten war, nimmt man den Feinden einen Wahrsager weg, welcher die Erscheinung deuten soll. Im zehnten Jahr der Belagerung erobert der Diktator Furius Camillus Veji. Dem Apollo sendet er den zehnten Teil der Beute nach Delphi. Als Kriegstribun schickt er bei der Belagerung von Falerii die ihm durch Verrat gelieferten Zähne der Feinde den Eltern zurück und erwirbt sich, weil gleich darauf die Übergabe erfolgte, den Sieg über die Falisker durch seine Rechtschaffenheit. Da der eine von den Zensoren, Cajus Julius, stirbt, wird an seine Stelle Marcus Cornelius gewählt. Dies tat man niemals wieder, weil in diesen fünf Jahren Rom von den Galliern erobert war. Furius Camillus, den der Volkstribun Lucius Apulejus vor Gericht forderte, geht in die Verbannung. Da die Senonischen Gallier Clusium belagerten und die Gesandten, welche der Senat zur Vermittlung eines Friedens zwischen ihnen und den Clusinern hinschickte, in der Linie der Clusiner zum Gefecht mit den Galliern auftreten, ziehen die dadurch gereizten Senonen als Feinde gegen Rom, schlagen die Römer am Fluss Allia, erobern die Stadt, das Kapitol ausgenommen, in welches sich die Mannschaft geworfen hatte, und ermorden die Greise, welche sich, jeder in den Ehrenzeichen seiner verwalteten Staatsämter, in den Vorhof ihrer Häuser gesetzt hatten. Sie ersteigen auf der Rückseite des Kapitols die Höhe, werden aber durch das Geschnatter der Gänse entdeckt und hauptsächlich durch die Tätigkeit des Mamercus Manlius hinabgestürzt. Als endlich die Römer, durch Hunger genötigt, sich dazu verstehen, tausend Pfund Gold zu zahlen und für diesen Preis das Ende der Belagerung zu erkaufen, kommt während der Abwiegung des Goldes der abwesend zum Diktator ernannte Furius Camillus mit einem Heer an, jagt die Gallier nach sechs Monaten aus der Stadt und haut sie zusammen. Dem Aijus Locutius wird ein Tempel auf der Stelle errichtet, wo man vor Eroberung der Stadt eine Stimme hatte rufen hören: Die Gallier kommen! Man spricht davon, weil die Stadt verbrannt und zerstört sei, müsse man nach Veji ziehen, allein Camillus vereitelt diesen Plan. Auf das Volk machten auch die bedeutungsvollen Worte eines Hauptmanns Eindruck, der an der Spitze seiner Schar, als sie auf dem Markt ankam, ausrief: Halt, Soldaten, hier ist zum Bleiben der beste Platz!
(1) Überall war der Friede errungen; nur die Römer und Vejenter standen unter den Waffen, mit so viel Erbitterung und Hass gegeneinander, dass sich schon jetzt der völlige Untergang der Besiegten vorhersehen ließ. Auf ihrem Wahltag schlugen beide Völker einen ganz verschiedenen Weg ein. 2 Die Römer vermehrten die Zahl ihrer Kriegstribunen mit Konsulgewalt. Es wurden acht gewählt – so viele hatte man noch nie gehabt –, Manius Aemilius Mamercinus zum zweiten Mal, Lucius Valerius Potitus zum dritten Mal, Appius Claudius Crassus, Marcus Quinctilius Varus, Lucius Julius Julus, Marcus Postumius, Marcus Furius Camillus und Marcus Postumius Albinus. 3 Die Vejenter hingegen, der alle Jahre wiederkehrenden Bewerbung müde, welche öfters Veranlassung zu Streitigkeiten gab, wählten einen König.
Dadurch beleidigten sie die Völkerschaften Etruriens, die sowohl das Königtum hassten und mehr noch den König selbst. 4 Er hatte schon früher das Volk seine Macht und seinen Übermut fühlen lassen, als er die Feierlichkeit ihrer Spiele, deren Unterbrechung die Religion verbietet, eigenmächtig gestört hatte; 5 denn als ihm die Stimmenwahl der zwölf Völkerschaften einen andern bei der Besetzung eines Priesteramtes vorzog, nahm er, aus Ärger über seine Zurücksetzung, unerwartet die Schauspieler, welche größtenteils seine Sklaven waren, mitten aus dem Spiel weg. 6 Das Volk also, das vor allen anderen um so mehr auf seine heiligen Gebräuche hielt, weil es in der Kunst ihrer Ausübung Meister war, beschloss, den Vejentern, solange sie unter dem König stünden, die Hilfe zu versagen. 7 In Veji wurde das Gerücht von diesem Beschluss aus Furcht vor dem König unterdrückt, weil er jeden auf die Anzeige, so etwas gesagt zu haben, als Haupt einer Empörung, nicht als Urheber eines eitlen Geschwätzes angesehen hätte. 8 Die Römer erfuhren zwar, dass in Etrurien alles ruhig sei; da es aber indessen hieß, man berate sich über diesen Gegenstand in allen Versammlungen, legten sie ihre Verschanzungen so an, dass sie auf zwei Seiten Bollwerke hatten, 9 die einen der Stadt zugekehrt und gegen die Ausfälle der Belagerten, die anderen gegen Etrurien zu bildeten eine Linie zum Empfang jedes Entsatzes, der von dort heranziehen könnte.
(2) Da sich die römischen Feldherren mehr von einer Einschließung als von der Bestürmung versprachen, so wurden, für den römischen Soldaten etwas ganz Neues, nämlich Winterlager gebaut, um den Krieg in einem Winterfeldzug fortzusetzen. 2 Kaum erfuhren dies zu Rom die Volkstribunen, die schon lange keinen Vorwand zu neuen Unruhen fanden, als sie in die Versammlung stürzten und die Bürger in Bewegung setzten, 3 indem sie ihnen vorstellten, das sei nun die Frucht davon, dass man dem Krieger einen Sold festgesetzt habe. Sie hätten es vorhergesehen, dass dieses Geschenk aus feindlichen Händen in Gift getaucht sein würde. 4 Die Freiheit des Bürgerstandes sei verkauft worden. Die junge Mannschaft, auf immer entfernt und von der Stadt und öffentlichen Verhandlungen verwiesen, dürfe sich jetzt nicht einmal vor dem Winter oder vor der Jahreszeit bergen und ihre Häuser und Habe wiedersehen. Was für eine Absicht sie in der Verlängerung des Kriegsdienstes zu entdecken glaubten? 5 Sie würden sicher keine andere finden als die, nur ihre Vorteile nicht bei zahlreicher Gegenwart der jungen Männer, auf denen die ganze Stärke des Bürgerstandes beruhe, zur Sprache kommen zu lassen. 6 Außerdem würden diese geplagt und weit härter gedrückt als die Vejenter, denn diese brächten doch den Winter in ihren Häusern zu, während vortreffliche Mauern und die natürliche Lage ihrer Stadt ihnen Sicherheit gewährten, 7 der römische Soldat hingegen müsse unter Arbeit und Anstrengung, in Schnee und Reif vergraben, unter Zelten aushalten, ohne einmal während des Winters, wenn alle Land- und Seekriege ruhten, die Waffen niederzulegen. 8 So weit hätten weder die Könige noch jene vor Einführung der tribunizischen Gewalt so übermütigen Konsuln, noch das furchtbare Machtgebot eines Diktators, so weit hätten die frechen Dezemvirn die Sklaverei nicht getrieben, dass sie einen ewigen Kriegsdienst eingeführt hätten, eine Tyrannei, welche bloße Kriegstribunen gegen den römischen Bürgerstand ausübten. 9 Wie würden wohl die als Konsuln oder Diktatoren verfahren, die sich unter dem Schattenbild einer konsularischen Stellvertretung so viel Härte und Grausamkeit erlaubt hätten? Allein dem Volk geschehe hierin gerade recht. Denn nicht einmal unter acht Kriegstribunen habe ein einziger Bürgerlicher seinen Platz gefunden, 10 vorher hätten die Patrizier alle Kräfte aufbieten müssen, nur die gewöhnlichen drei Stellen zu besetzen. Jetzt aber kämen sie schon als ein achtspänniger Zug in die zu besetzenden Staatsämter, und in einem solchen Schwarm finde sich nicht einmal als Anhang ein einziger Bürgerlicher, der, wenn er auch zu nichts weiter tauge, doch seine Amtsgenossen daran erinnern könne, 11 dass ihre Soldaten freie Männer und Mitbürger, nicht aber Sklaven wären, dass man sie wenigstens im Winter unter Dach und Fach zurückbringen 12 und ihnen doch eine Zeit im Jahr gestatten müsse, Eltern, Kinder und Gattinnen wiederzusehen, ihre Freiheit zu genießen und Beamte zu wählen. 13 Mit diesen und ähnlichen ungestümen Äußerungen trafen sie auf einen Gegner, der ihnen gewachsen war, den von seinen Amtsgenossen zur Dämpfung tribunizischer Unruhen zurückgelassenen Appius Claudius, einen Mann, dem die Lust zum Kampf mit den Bürgerlichen in früher Jugend eingeflößt worden war, 14 der vor mehreren Jahren, wie ich schon erwähnt habe,62 den Rat gab, die tribunizische Gewalt durch die Einsprache ihrer eigenen Mitglieder zu entkräften.
(3) Jetzt hielt er, nicht bloß ein fähiger Kopf, sondern auch ein geübter Gegner, folgende Rede: 2 Hat es je darüber Zweifel gegeben, ihr Quiriten, ob die Volkstribunen eures oder ihres eigenen Vorteiles wegen die beständigen Stifter der Unruhen waren, so weiß ich gewiss, dass dies seit diesem Jahr nicht länger zweifelhaft sein kann. 3 Ich freue mich allerdings, dass endlich einmal eurem langen Irrtum ein Ziel gesetzt ist, namentlich aber wünsche ich euch und euretwegen dem Staat Glück, dass ihr gerade unter günstigen Umständen diesen Irrtum beseitigt seht. 4 Sollte es einen Menschen geben, dem es zweifelhaft sein könnte, ob die Volkstribunen je über euch zugefügte Beleidigungen, wenn es deren einst gegeben hat, so erbittert und aufgebracht gewesen sind als über die dem Bürgerstand von den Vätern erzeigte Wohltat, da sie den Kriegern einen Sold festsetzten? 5 Was glaubt ihr, was sonst haben sie damals gefürchtet, was sonst möchten sie heute lieber stören als die Eintracht der Stände, die sie für das wirksamste Mittel halten, ihre tribunizische Gewalt aufzulösen? 6 Wahrhaftig beim Herkules, wie schlechte Handwerker, die Arbeit suchen, so wünschen sie immer am Staat etwas schadhaft zu finden, damit es nie an etwas fehle, zu dessen Heilung sie von euch herangezogen werden müssten. Denn sagt, ihr Tribunen:7 Verteidigt oder bekämpft ihr den Bürgerstand? Seid ihr die Gegner der im Feld Stehenden oder führt ihr ihre Sache? Es müsste denn sein, dass ihr sagtet: Die Väter mögen tun, was sie wollen, so missfällt es uns, mag es zum Besten des Bürgerstandes oder zu dessen Nachteil sein. 8 Und sowie ein Hausherr seinen Sklaven gebietet, mit anderen Leuten keinen Verkehr zu haben, und von diesen billig verlangt, dass sie jenen weder Gutes noch Böses antun, so untersagt ihr den Vätern alle Annäherung zum Bürgerstand; wir sollen ihn weder durch Güte und Freigebigkeit von unserer Seite auffordern, noch der Bürgerstand uns Folgsamkeit und Gehorsam beweisen. 9 Ich bitte euch, wäre es nicht weit eher eure Pflicht – wenn nämlich bei euch noch das Mindeste, ich will nicht sagen, von Bürgersinn, sondern von Menschlichkeit zu finden wäre –, dieser Milde der Väter und dieser Gefälligkeit der Bürger euch zu freuen und sie nach euren besten Kräften zu befördern? 10 Denn wer möchte nicht, wenn diese Eintracht dauernd wäre, die Bürgschaft dafür übernehmen, dass unser Staat binnen Kurzem unter allen benachbarten der größte werden müsse?
(4) Wie nützlich nun nicht allein, sondern auch wie notwendig die Maßregel meiner Amtsgenossen war, welche sie bestimmte, das Heer nicht unverrichteter Dinge von Veji wegzuführen, werde ich nachher auseinandersetzen, jetzt will ich von der Lage der Diensttuenden selbst reden. 2 Und ich glaube, wenn diese Rede nicht bloß vor euch, sondern sogar im Lager gehalten würde, sie müsste selbst nach dem Ausspruch des Heeres als wahr anerkannt werden können; und fände ich bei meinem Vortrag nicht in mir selbst, was ich sagen wollte, so brauchte ich mich nur an das zu halten, was meine Gegner vorgebracht haben. 3 Sie sagten neulich, den Kriegern müsse kein Sold gegeben werden, weil er ihnen nie gegeben sei. Wie können sie nun darüber empört sein, dass denen, die einen neuen Zuwachs an Vorteilen bekommen, auch eine neue verhältnismäßige Arbeit auferlegt wird? 4 Es gibt nirgends Mühe ohne Ertrag, und ebenso nicht leicht Ertrag ohne aufgewandte Mühe. Arbeit und Vergnügen, ihrer Natur nach miteinander im Widerspruch, sind durch ein gewisses natürliches Band wieder aneinandergeknüpft. 5 Vorher fand es der Soldat schwer, mit eigenem Aufwand dem Staat Dienst zu tun, aber dafür hatte er die Freude, einen Teil des Jahres über sein Land bestellen und sich etwas erwerben zu können, wovon er zu Hause und im Feld sich und die Seinen erhalten konnte. 6 Jetzt ist es ihm willkommen, vom Staat einen Erwerb zu haben, und freudig nimmt er seinen Sold in Empfang. So muss er es sich auch willig gefallen lassen, von seiner Heimat, von seinem Hauswesen, dem jetzt die Kosten nicht zur Last fallen, etwas länger entfernt zu sein. 7 Sollte nicht der Staat, wenn er ihn zur Gegenrechnung aufforderte, mit Recht sagen können: Du hast jährlichen Sold, tue auch jährlichen Dienst. Oder findest du es billig, für halbjährigen Dienst den vollen Sold hinzunehmen? 8 Ungern verweile ich bei diesem Teil meiner Rede, ihr Quiriten, denn so müssen diejenigen handeln, welche Söldner halten, wir aber möchten gern wie zu unseren Mitbürgern reden und finden es billig, dass man mit uns wie mit dem Vaterland spreche. 9 Entweder mussten wir den Krieg nicht anfangen, oder er musste der Würde des römischen Volkes gemäß geführt und möglichst bald beendet werden. 10 Er wird aber beendet werden, wenn wir den Belagerten zusetzen, wenn wir nicht eher abziehen, bis wir unsere Hoffnung durch die Eroberung von Veji gekrönt sehen. Wahrhaftig, wenn auch weiter nichts, so muss uns schon die Scham Beharrlichkeit auferlegen. 11 Zehn Jahre lang belagerte einst das gesamte Griechenland eine Stadt einer einzigen Frau wegen, und in welcher Entfernung von der Heimat, durch wie viele Länder und Meere geschieden! 12 Und wir fänden es schon unbequem, diesseits des zwanzigsten Meilensteines, beinahe im Angesicht unserer Vaterstadt eine Belagerung nur ein Jahr fortzusetzen? Etwa, weil die Ursache zum Krieg nicht bedeutend genug ist, und wir nicht den geringsten gerechten Schmerz empfinden, der unsere Beharrlichkeit spornen könnte? 13 Siebenmal haben sie den Frieden gebrochen; nie haben sie ihn so gehalten, dass wir ihnen trauen konnten; tausendmal haben sie unser Land verheert, die Fidenaten zum Abfall von uns gezwungen, unsere dortigen Ansiedler ermordet; 14 sie waren es, die gegen alles Völkerrecht die frevelhafte Ermordung unserer Gesandten anstifteten; schon längst war es ihre Absicht, ganz Etrurien gegen uns aufzuhetzen, und noch jetzt denken sie daran. Wie viel fehlte noch, dass sie sich an unseren Gesandten vergriffen hätten, als sie Genugtuung forderten?
(5) Und mit einem solchen Volk sollen wir schonend und aufschubweise Krieg führen? Wenn ein so gerechter Hass nichts über uns vermag, ich bitte euch, vermögen denn auch folgende Gründe nichts: 2 Die Stadt ist mit ungeheuren Werken umschanzt, durch welche der Feind in seine Mauern eingeschlossen ist. Sein Land hat er nicht bestellt, und was bestellt war, ist durch den Krieg verwüstet worden. 3 Ziehen wir nun unser Heer zurück, wer kann denn noch daran zweifeln, dass sie nicht bloß aus Rachsucht, sondern auch durch Not gezwungen, auf fremdem Boden zu plündern, weil sie das Ihrige eingebüßt haben, in unser Land einfallen werden? Folglich wird der Krieg durch diese Maßregel nicht etwa verschoben, sondern in unseren eigenen Grenzen aufgenommen.
4 Wie aber – und dies betrifft eigentlich die Soldaten selbst, für deren Bestes die guten Volkstribunen, die ihnen neulich den Sold entziehen wollten, jetzt auf einmal so besorgt sind –, wie steht es um diese? 5 Sie haben ihren Wall und Graben, beides Werke von ungeheurer Arbeit, in einer so weiten Ausdehnung vollendet, haben Schanzen, anfangs in geringerer Anzahl, dann, nach Vermehrung des Heeres, in Menge angelegt, haben Werke, welche nicht bloß der Stadt, sondern auch Etrurien die Stirn bieten, wenn etwa von dort ein Entsatz kommen sollte, aufgeführt. 6 Soll ich die Türme, die Schanzhütten, Sturmdächer und die übrigen bei einer Belagerung nötigen Anstalten erwähnen? Da sie so viel Arbeit überstanden haben und nun endlich zur Vollendung des Werkes gediehen sind, was meint ihr, sollten sie nun das alles liegen lassen, um gegen den Sommer im Schweiß des Angesichts die Anlagen von Neuem noch einmal vorzunehmen? 7 Wie viel geringer ist die Mühe, die angelegten Werke zu behaupten, die Sache zu beschleunigen, auszuharren und was man zu tun hat, abzutun? Und wirklich ist es bald getan, wenn es nur in einem Gang fortgeht und wir nicht durch Unterbrechungen und Pausen unsere Hoffnung weiter hinausschieben.
8 Doch ich rede hier von der Arbeit und von dem Zeitverlust. Wie aber, gestatten uns denn die wiederholten Zusammenkünfte Etruriens, die den Entsatz von Veji zum Zweck haben, die Gefahr zu vergessen, der wir uns durch Verlängerung des Krieges aussetzen? 9 Wie jetzt die Sachen stehen, sind die Etrusker gegen sie voll Zorn und Hass, schlagen ihnen alle Hilfesendung ab, und wenn es auf sie ankommt, mögen wir Veji erobern. Wer steht uns aber dafür, dass sie später, wenn wir den Krieg aufschieben, ebenso gesinnt sein werden, 10 da vielleicht, wenn wir ihnen eine Zwischenzeit gönnen, größere und wiederholte Gesandtschaften hingehen, da vielleicht der zu Veji gewählte König, woran sich jetzt die Etrusker stoßen, nach einiger Zeit abgeschafft werden kann, entweder nach dem Gemeinwillen des Volkes, um dadurch die Etrusker wiederzugewinnen, oder nach des Königs eigenem Entschluss, wenn er nicht will, dass die Rettung seiner Mitbürger durch sein Königtum gehindert werde?
11 Seht, wie mancherlei und wie schädliche Folgen aus einer solchen Verfahrensweise entspringen: der Verlust aller so mühsam angelegten Werke, die zu erwartende Verheerung unseres Landes, und statt des vejentischen ein Etruskerkrieg. 12 Dies, ihr Tribunen, sind eure Anschläge, wahrhaftig geradeso, als wenn man einem Kranken, der sogleich genesen könnte, wenn er sich mit einiger Standhaftigkeit behandeln ließe, nur für diesmal eine Speise, einen Trunk bewilligen wollte, durch deren Genuss die Krankheit langwierig und vielleicht unheilbar würde.
(6) Wenn es aber auch für diesen Krieg ganz ohne Bedeutung wäre, so ist es doch, bei Gott, für die Kriegszucht von großer Wichtigkeit, dass unser Soldat gewöhnt werde, nicht bloß den Sieg, der ihm entgegenkommt, sich gefallen zu lassen, 2 sondern auch bei einem zögernden Gang der Dinge nicht zu ermüden, bei noch so entfernter Aussicht das Ende zu erwarten, und sollte ein Krieg nicht gleich im Sommer beendet sein, den Winter kommen zu lassen, nicht aber, wie die Sommervögel, sich schon im Herbst nach der Heimat und dem Rückzug umzusehen. 3 Ich bitte euch, die Neigung zur Jagd und sein Vergnügen daran treibt so manchen durch Schnee und Reif in die Gebirge und Wälder, und wir wollten bei dem Notzwang des Krieges nicht die Standhaftigkeit zeigen, die eine bloße Lust, ein Vergnügen so oft uns abgewinnt? 4 Glauben wir denn, dass der Körper unserer Soldaten so verzärtelt, ihr Mut so erschlafft sei, dass sie nicht einen Winter im Lager aushalten und von Haus entfernt sein können? Dass sie, nicht anders, als hätten sie einen Seekrieg mit Benutzung des Wetters und Beachtung der Jahreszeit zu führen, weder Hitze noch Kälte ertragen könnten? 5 Gewiss, erröten würden sie, wenn ihnen einer dies vorwerfen würde, und darauf bestehen, dass es ihrem Mut und Körper noch nie an männlicher Ausdauer gefehlt habe, dass sie im Winter so gut wie im Sommer Kriege führen könnten, den Tribunen nicht aufgetragen hätten, Weichlichkeit und Trägheit in Schutz zu nehmen, und gerade durch dies tribunizische Amt daran erinnert würden, dass auch diese Gewalt ihre Vorfahren nicht unterm Dach oder im Schatten gegründet hätten. 6 So ist es der Tapferkeit eurer Krieger, so des römischen Namens würdig, dass wir nicht bloß Veji und den gegenwärtigen Krieg vor Augen haben, sondern uns auch für andere Kriege und bei anderen Völkern für die Zukunft einen Ruf erwerben. 7 Oder glaubt ihr, dass die daraus erwachsende Meinung von uns so unbedeutend sei? Wollt ihr etwa lieber, dass die Nachbarn in uns Römern ein Volk sehen, von dem auch nicht einmal eine Stadt etwas Weiteres zu fürchten habe, sobald sie nur den ersten schnell vorübergehenden Angriff abgeschlagen hat? 8 Oder soll der Schrecken unseres Namens darin bestehen, dass kein Überdruss einer langwierigen Bestürmung, keine Strenge des Winters ein römisches Heer von einer einmal umschlossenen Stadt entfernen kann, dass es keinen andern Ausgang des Krieges kennt als den Sieg, und in seinen Kriegen nicht bloß den mutigen Angriff, sondern auch Beharrlichkeit zeigt, 9 die freilich in jeder Art des Kriegsdienstes, hauptsächlich aber bei Belagerungen notwendig ist, da die meisten Städte, wären sie auch durch Werke und natürliche Lage unüberwindlich, die Zeit selber durch Hunger und Durst besiegt und erobert, 10 wie sie auch Veji erobern wird, wenn nicht die Volkstribunen den Feinden Hilfe leisten, und die Vejenter Beistand in Rom finden, den sie in Etrurien vergeblich suchen. 11 Was könnte wohl den Vejentern erwünschter kommen, als eine allgemeine Empörung, zuerst in Rom, und dann wie durch Ansteckung auch im Lager? 12 Dahingegen ist wahrhaftig bei den Feinden ein solcher Gehorsam, dass bei ihnen kein Überdruss der Belagerung, selbst nicht des Königtums, die geringsten Unruhen veranlasst, nicht die Versagung etruskischer Hilfe sie gereizt hat. 13 Jeder Anstifter eines Aufruhrs muss dort auf der Stelle sterben, und auch nicht einer darf sich erlauben, das zu sagen, was bei euch ungestraft jeder sagt. 14 Wenn unser Soldat fahnenflüchtig wird oder seinen Posten verlässt, verdient er die Prügelstrafe. Aber Leuten, die nicht etwa einen oder den andern Krieger, sondern ganze Heere auffordern, fahnenflüchtig zu werden und das Lager zu verlassen, hört man öffentlich in der Versammlung zu. 15 So sehr seid ihr schon gewöhnt, alles, was ein Volkstribun spricht, und würde Landesverrat und Auflösung des Staates dadurch bewirkt, mit Beifall anzuhören, und von den Reizen dieses Amtes bezaubert, lasst ihr jeden Frevel sich hinter ihm verstecken. 16 Es fehlt weiter nichts, als dass sie ebendies, womit sie hier so laut sind, im Lager und bei den Soldaten vortragen, unsere Heere verführen und ihnen den Gehorsam gegen die Feldherren untersagen, 17 weil erst das in Rom Freiheit heißt, Senat, Obrigkeiten, Gesetze, Gebräuche unserer Vorfahren, Einrichtungen unserer Väter und Kriegszucht nicht weiter zu achten.
(7) Schon war Appius selbst in den Volksversammlungen den Volkstribunen gewachsen, als ihm plötzlich ein Vorfall, von dem man es am wenigsten erwartet hätte, eine vor Veji erlittene Niederlage, in seiner Sache das Übergewicht gab, bei den Ständen eine größere Einigkeit und die Kampflust vergrößerte, Veji um so hartnäckiger zu belagern. 2 Denn als der Belagerungswall bis an die Stadt vorgerückt war und die Schutzdächer schon der Mauer nahe waren, öffnete sich bei Nacht, als man die Werke nicht mit der Sorgfalt bewachte, mit der man sie bei Tag förderte, plötzlich ein Tor, und eine zahlreiche Menge, größtenteils mit Fackeln bewaffnet, legte allenthalben Feuer an, 3 und in einer unglücklichen Stunde verzehrte die Feuersbrunst den Belagerungsbau und die Schutzdächer, das Werk einer so langen Zeit; und eine Menge Menschen, die vergebens Hilfe leisten wollten, vernichtete das Schwert oder das Feuer.
4 Als diese Nachricht in Rom eintraf, erregte sie Trauer bei allen, bei dem Senat Besorgnis und Furcht, dass vollends nunmehr der Aufruhr sich weder in der Stadt noch im Lager werde zurückhalten lassen, und dass die Tribunen dem Staat als Sieger mitspielen würden, 5 als unerwartet diejenigen, denen bei ihrem Rittervermögen kein Pferd vom Staat angewiesen war, vor dem Senat erschienen und auf erhaltene Erlaubnis zu reden, sich erboten, sie wollten den Dienst auf eigenen Pferden tun. 6 In den ehrenvollsten Ausdrücken stattete ihnen der Senat seinen Dank ab; das Gerücht drang auf den Markt und durch die Stadt, und plötzlich sammelte sich vor dem Rathaus eine Menge Bürger. 7 Nun sei die Reihe, sagten sie, an dem Stand, der zu Fuß diene, dem Staat einen außerordentlichen Dienst anzubieten; man möge sie nun vor Veji oder sonstwohin führen, wenn man sie nach Veji führte, so wollten sie nicht eher zurückkehren, bis sie die feindliche Stadt erobert hätten.
8 Da konnte man sich in der überströmenden Freude kaum mäßigen. Man gab nicht etwa, wie bei den Rittern, den obrigkeitlichen Personen den Auftrag, ihnen zu danken, 9 auch wurden sie ebenso wenig in das Rathaus gerufen, um ihnen da die Antwort zu erteilen, als sich der Senat selbst durch die Schwelle des Rathauses beschränken ließ, sondern von oben herab gab jeder mit Hand und Mund der auf dem Platz stehenden Menge die allgemeine Freude zu erkennen. 10 Rom, sagten sie, sei bei einer solchen Eintracht glücklich, unüberwindlich, ewig. Sie priesen die Ritter, priesen die Bürger, erhoben selbst den Tag mit Lobpreisungen und gestanden selbst, man habe es der Güte und Wohltätigkeit des Senates noch zuvorgetan. 11 Vätern und Bürgern rannen Freudentränen um die Wette, bis die Väter ins Rathaus zurückgerufen und folgender Senatsbeschluss ausgefertigt wurde: 12 Die Kriegstribunen sollten sowohl denen, die zu Fuß, als denen, die zu Pferd dienten, vor einer zusammenberufenen Versammlung Dank sagen und ihnen versichern, dass der Senat ihre Liebe zum Vaterland nicht vergessen werde. Es solle aber allen dieser außerordentliche Dienst, wozu sie sich freiwillig erboten hätten, ihren Dienstjahren angerechnet werden. Auch den Rittern wurde eine Zahl der Soldjahre festgesetzt. 13 Dies war das erste Mal, dass Ritter für Sold auf eigenen Pferden dienten.
