Kitabı oku: «Römische Geschichte», sayfa 31
7 Der Diktator, der sein Vaterland den Feinden abgewonnen hatte, zog triumphierend in die Stadt, und die Soldaten nannten ihn in den Freudenliedern, die sie in kunstlosen Versen ertönen lassen, mit nicht unverdientem Lob einen Romulus, einen Vater des Vaterlandes und zweiten Gründer der Stadt. 8 Und später erhielt er die im Krieg gerettete Vaterstadt unstreitig zum zweiten Mal im Frieden dadurch, dass er die Auswanderung nach Veji vereitelte, obgleich die Tribunen nach Einäscherung der Stadt diesen Vorschlag noch eifriger betrieben, und die Bürger von selbst zu dem Entschluss weit geneigter waren. 9 Dies war auch der Grund, warum er nach dem Triumph die Diktatur nicht niederlegte, denn der Senat bat ihn, den Staat nicht in dieser unsicheren Lage zu verlassen.
(50) Vor allen Dingen brachte er, wie er selbst ein sehr gewissenhafter Beobachter der Gottesverehrung war, die in Hinsicht auf die unsterblichen Götter nötigen Verfügungen zum Vortrag und bewirkte den Senatsbeschluss, 2 dass alle heiligen Stätten, weil sie der Feind besetzt gehabt habe, wiederhergestellt, abgegrenzt und gesühnt und über die Art ihrer Reinigung die Heiligen Bücher von den Zweimännern befragt werden sollten. 3 Mit den Einwohnern von Caere sollte der Staat den Bund des Gastrechtes eingehen, weil sie die Heiligtümer des römischen Volkes und seine Priester aufgenommen hätten und man die Weiterführung der den unsterblichen Göttern gebührenden Verehrung der Wohltat dieses Volkes zu verdanken habe. 4 Ferner sollten Kapitolinische Spiele dem allmächtigen Jupiter zu Ehren gefeiert werden, weil er seinen Sitz und die Burg des römischen Volkes in der Not geschützt habe; und der Diktator Marcus Furius sollte hierzu einen Ausschuss von Männern ernennen, die auf dem Kapitol und der Burg wohnten. 5 Auch wurde in Erinnerung gebracht, dass man die nächtliche Stimme, die sich vor dem Gallischen Krieg als Künderin des Unglückes habe hören lassen und nicht beachtet sei, zu versöhnen habe, und der Befehl gegeben, am Neuen Weg dem Aius Locutius einen Tempel zu bauen. 6 Sowohl das den Galliern abgenommene als auch das übrige Gold, das man aus anderen Tempeln in der Eile in Jupiters Allerheiligstes gebracht hatte, wurde auf Befehl, weil man sich nicht entsinnen konnte, in welche Tempel es zurückzuliefern sei, zusammen für Tempelgut erklärt und unter Jupiters Thronsessel niedergelegt. 7 Die Frömmigkeit der Bürger hatte sich schon früher dadurch zu erkennen gegeben, dass man, weil im Schatze nicht Gold genug vorrätig war, um die Summe des den Galliern versprochenen Kaufgeldes vollzumachen, bloß in der Absicht, sich an dem heiligen Golde nicht zu vergreifen, die Frauen das ihrige hergeben ließ. Dafür wurde den Frauen Dank gesagt und außerdem die Ehre zugestanden, dass ihnen, wie den Männern, nach dem Tod eine Lobrede zukommen sollte.
8 Nachdem er so alles, was die Götter betraf und durch den Senat besorgt werden konnte, ausgerichtet hatte, trat er nun auch, weil die Volkstribunen in ihren fortgesetzten Versammlungen bei dem Volke darauf drangen, dass es mit Hinterlassung der Trümmer in die bereit stehende Stadt Veji hinüberziehen möchte, im Gefolge des ganzen Senates vor der Versammlung auf und hielt folgende Rede:
(51) Die Streitigkeiten mit den Volkstribunen sind mir so widerwärtig, ihr Quiriten, dass mir teils meine höchst traurige Verbannung, solange ich in Ardea lebte, doch wenigstens den Trost gewährte, mich weit genug von diesen Zwistigkeiten entfernt zu wissen, teils dass ich gerade in Rücksicht auf diese entschlossen war, wenn ihr mich auch durch Senatsbeschluss und Volksbefehl zurückrufen lassen solltet, dennoch nie zurückzukommen. 2 Auch jetzt hat mich zur Rückkehr nicht meine Sinnesänderung bewogen, sondern euer Schicksal, denn jetzt kam es darauf an, dass die Vaterstadt auf ihrer Stelle stehen blieb, nicht darauf, dass gerade ich in der Vaterstadt lebte. Und so würde ich mich auch jetzt von Herzen gern ruhig und schweigend verhalten, wenn nicht auch dieser Kampf der Vaterstadt gälte, und ihr sich entziehen, solange man noch etwas Leben übrig hat, ist für andere eine Schande, für einen Camillus sogar Todsünde. 3 Denn wozu haben wir sie wiedererobert? Wozu die Belagerte den Händen der Feinde entrissen, wenn wir die Wiedergewonnene selbst verlassen, wenn jetzt – obgleich mitten im Sieg der Gallier, als sie die ganze Stadt besetzt hatten, dennoch römische Götter und römische Männer das Kapitol behaupteten und bewohnten –, jetzt, nach dem Sieg der Römer, nach Wiedererwerbung der Stadt, selbst auch die Burg und das Kapitol verlassen werden soll, wenn unser Glück eine größere Verwüstung über diese Stadt bringen soll, als unser Unglück ihr brachte? 4 Hätten wir keine Gottesverehrung, die zugleich mit unserer Stadt gegründet und uns erblich überliefert wäre, so begleitete dennoch das Schicksal Roms eine höhere Macht so augenscheinlich, dass ich wenigstens glauben würde, alle Nachlässigkeit gegen Gottesverehrung sei bei den Leuten vertilgt. 5 Bedenkt nur, entweder die günstigen oder die unglücklichen Schickungen dieser Jahre der Reihe nach, ihr werdet finden, dass uns alles gelang, wenn wir auf die Götter hörten, alles misslang, wenn wir sie verachteten. 6 Gleich zuerst der Vejentische Krieg – wie viele Jahre, mit welcher Mühseligkeit führten wir ihn! – wurde nicht eher beendet, bis wir nach der Mahnung der Götter aus dem Albanersee das Wasser ableiteten. 7 Und nun vollends dies letzte Unglück unserer Stadt, erhob es sich eher, als bis wir jene Stimme, die vom Himmel herab die Ankunft der Gallier verkündete, missachteten, bis unsere Gesandten das Völkerrecht verletzten, bis mir diese Verletzung, die wir bestrafen mussten, aus gleicher Achtlosigkeit gegen die Götter unbestraft ließen? 8 So haben wir denn als Besiegte, als Eroberte, als Losgekaufte bei Göttern und Menschen so gebüßt, dass wir der Welt ein Beispiel wurden. 9 Da erinnerte uns unser Unglück an die Verehrung der Götter. Wir nahmen unsere Zuflucht auf das Kapitol zu den Göttern, zum Sitz des allmächtigen Jupiter; wir bargen, obgleich der Staat über uns zusammenstürzte, die Heiligtümer zum Teil in der Erde, zum Teil verwahrten wir sie, in die benachbarten Städte entführt, vor den Blicken der Feinde; und von Göttern und Menschen verlassen, unterließen wir doch den Dienst der Götter nicht. 10 Da gaben sie uns unsere Vaterstadt, den Sieg und die alte verlorene Kriegsehre wieder und wandten Schrecken, Flucht und verderben auf den Feind, der, von Habsucht geblendet, bei Abwägung des Goldes Bündnis und Wort brach.
(52) Wenn ihr nun diese über Achtung und Nichtachtung der Gottheit so belehrenden Denkmale in den Begebenheiten der Welt vor Augen seht, wird es euch dann nicht klar, ihr Quiriten, zu welchem neuen Frevel wir, die wir soeben aus dem Schiffbruch unserer früheren Verschuldung und Niederlage erst wieder auftauchen, uns anschicken? 2 Wir haben eine Stadt, die durch göttliche Zustimmung und Weihe gegründet wurde; jeder Platz in derselben hat seine Heiligtümer, seine Götter, zu den eingeführten Opfern sind die Tage ebenso wie die Plätze, an denen sie dargebracht werden sollen, festgesetzt. 3 Und alle diese Götter, des Staates sowohl als eurer Häupter, ihr Quiriten, wollt ihr verlassen? Wie wenig stimmt eure Handlungsweise mit dem überein, das neulich in der Belagerung an dem ausgezeichneten Jüngling, dem Caius Fabius, zu nicht geringerer Bewunderung der Feinde als der eurigen so sehr in die Augen fiel, als er unter den Pfeilen der Gallier von der Burg herabkam und das dem Fabischen Geschlecht gewöhnliche Opfer auf dem Quirinalischen Hügel ausrichtete! 4 Oder wollt ihr nur die Familienopfer auch im Krieg nicht unterbrechen lassen, und die Opfer des Staates und die Götter Roms auch im Frieden aufgeben? Und sollen die Oberpriester und Eigenpriester in den öffentlichen Religionsgebräuchen nachlässiger sein dürfen, als es ein Privatmann gegen eine Gewohnheit seines Geschlechtes war?
5 Vielleicht möchte jemand einwenden: Entweder können wir das alles zu Veji verrichten, oder aber von dort unsere Priester zur Ausrichtung hierher senden. – Keines von beiden kann geschehen, ohne den Gottesdienst aufzuheben. 6 Um nicht jede Art von Opfern und alle Götter anzuführen, kann beim Gottesmahl Jupiters die Tafel anderswo als auf dem Kapitol bereitet werden? 7 Soll ich das ewige Feuer der Vesta und ihr Bild erwähnen, das als Unterpfand unserer Oberherrschaft Anspruch auf Verwahrung in diesem Tempel macht? Oder eure heiligen Schilde,68 Schreitender Mars und du, Vater Quirinus? Das alles sollen wir hier auf entweihter Stätte lassen? Heiligtümer, die so alt sind wie die Stadt, zum Teil noch über den Ursprung der Stadt hinausgehen?
8 Und nun beherzigt den Unterschied zwischen uns und unseren Vorfahren. Sie haben uns bestimmte Opfer zur Ausrichtung auf dem Albanerberg und zu Lavinium hinterlassen. Machten sie sich ein Gewissen daraus, Opfer aus den Städten der Feinde hierher nach Rom zu verlegen, und wir sollten ohne Versündigung die unsrigen nach Veji, in eine Stadt der Feinde, verlegen können? 9 Erinnert euch doch, ich bitte euch, wie oft gottesdienstliche Feiern von Neuem beginnen müssen, weil durch Unachtsamkeit oder Zufall in den väterlichen Gebräuchen etwas verabsäumt war. Was wurde noch neulich, nächst der Hindeutung auf den Albanersee, für unseren am Vejenterkrieg leidenden Staat das Heilmittel, als die wiederholte Weihe des Opferdienstes und die Erneuerung des Rechtes, die Vögel zu befragen? 10 Sogar haben wir, gleich als hielten wir noch etwas auf unsere alten Gottesverehrungen, teils fremde Götter in Rom eingeführt, teils neue aufgestellt. Wie merkwürdig und feierlich wurde nicht neulich durch die rühmliche Bemühung der ersten Römerinnen der Tag, an dem wir der von Veji herübergefahrenen Königin Juno die ihr geweihte Stelle auf dem Aventin gaben? 11 Dem Aius Locutius ließen wir wegen der vom Himmel vernommenen Stimme am Neuen Weg einen Tempel bauen, unsere feierlichen Gebräuche vermehrten wir durch die Kapitolinischen Spiele, und auf Veranlassung des Senats bildeten wir dafür einen neuen Ausschuss. 12 Wozu war eine einzige von diesen Anstalten nötig, wenn wir mit den Galliern zugleich die Stadt der Römer verlassen wollten, wenn wir während der Belagerung von so vielen Monaten auf dem Kapitol nicht aus eigener Wahl geblieben sind, sondern uns dort nur die Furcht vor den Feinden festhielt? 13 Wir reden von den Opfern, von den Tempeln, was soll ich aber von den Priestern sagen? Fällt euch nicht ein, welch eine Sünde begangen werden würde? Für die Vestalinnen ist ja nur der Wohnsitz der einzige, aus dem sie nie etwas als die Eroberung der Stadt entfernen kann. Für den Priester Jupiters ist es eine Todsünde, eine einzige Nacht außerhalb der Stadt zu bleiben. 14 Wollt ihr diese aus Priestern Roms zu Vejentern machen? Und sollen deine Vestalinnen dich, Vesta, verlassen, und der Eigenpriester durch seine Wohnung außerhalb für jede Nacht sich und den Staat mit einer solchen Todsünde beladen? 15 Sollen wir ferner alles das, was wir unter Zustimmung der Vögel meistenteils innerhalb der Ringmauern vollbringen, so der Vergessenheit, so der Verabsäumung preisgeben? 16 An welchem andern Orte können die Vögel zur Wahlversammlung nach Kurien, welche die Angelegenheiten des Kriegswesens bestimmt, oder zu der nach Zenturien, in der ihr eure Konsuln und Kriegstribunen wählt, ihre Zustimmung geben, als da, wo sie immer gehalten werden? 17 Wollen wir sie nach Veji verlegen, oder soll das Volk mit so großer Beschwerlichkeit in dieser von Göttern und Menschen verlassenen Stadt sich zur Wahl einfinden?
(53). Allein die Sache selbst zwingt uns, die durch Brand und Zertrümmerung verwüstete Stadt zu verlassen und in ein unversehrtes Ganzes nach Veji zu ziehen, statt hier den unvermögenden Bürgerstand mit dem Wiederaufbau zu plagen? 2 Dass diese Angabe mehr Vorwand als wahrer Grund sei, muss euch, ihr Quiriten, meiner Meinung nach, ohne dass ich es sage, einleuchten, da ihr euch erinnert, dass schon vor der Ankunft der Gallier, als noch alle öffentlichen und Privatgebäude standen und die Stadt noch nichts gelitten hatte, ebendieser Vorschlag, nach Veji hinüberzuziehen, betrieben wurde. 3 Und hier sollt ihr nun sehen, ihr Tribunen, wie sehr meine Meinung von der eurigen verschieden ist. Ihr glaubt, wenn mir es auch damals nicht hätten tun müssen, so müssten mir es doch durchaus jetzt tun; ich hingegen – und darüber wundert euch nicht, solange ihr das wahre Verhältnis noch nicht gehört habt –, ich würde, wenn man auch damals hätte wegziehen müssen, als die ganze Stadt noch unversehrt stand, mich jetzt dafür erklären, diese Trümmer nicht zu verlassen. 4 Denn damals wäre die Veranlassung, in die eroberte Stadt hinüberzugehen, unser Sieg gewesen, ruhmvoll für uns und unsere Nachkommen, jetzt aber ist die Wanderung für uns traurig und schimpflich, für die Gallier aber ruhmvoll, 5 denn wir haben dann offenbar unsere Vaterstadt nicht als Sieger verlassen, sondern als Besiegte verloren; hierzu durch die Flucht an der Allia, hierzu durch die Eroberung der Stadt, durch die Belagerung des Kapitols gezwungen gewesen zu sein, unsere Schutzgötter zu verlassen, und uns selbst Verbannung und Flucht aus einem Ort aufzuerlegen, den wir nicht hätten behaupten können. Und so sollten die Gallier Rom haben zerstören können, das die Römer, wie der Augenschein lehren würde, nicht wiederherstellen könnten? 6 Es fehlt weiter nichts, als dass ihr, wenn sie jetzt mit neuen Scharen kommen sollten – man weiß ja, dass die Volksmenge kaum glaublich sei – und in dieser von ihnen eroberten, von euch verlassenen Stadt zu wohnen verlangten, dies geschehen ließet. 7 Wie, wenn nicht die Gallier, sondern eure alten Feinde, die Aequer oder Volsker, auf den Gedanken kämen, sich nach Rom zu versetzen, wolltet ihr dann, dass sie die Römer wären und ihr die Vejenter? Oder wollt ihr, ehe es eine Stadt der Feinde sein soll, lieber eine euch gehörende Einöde daraus werden lassen? Ich sehe in der Tat nicht, was von beiden größerer Frevel sein würde. Und könnt ihr, bloß aus Unlust am Bauen, Entschlossenheit genug haben, diese Gräuel, diese Schande auf euch zu nehmen? 8 Ließe sich in der ganzen Stadt kein besseres oder ansehnlicheres Gebäude aufführen, als jene Hütte unseres Gründers ist, wäre es euch dann nicht doch wünschenswerter, in der Mitte eurer Heiligtümer und Schutzgötter in Hütten nach Art der Hirten und Landleute zu wohnen, als mit dem ganzen Staat ins Elend zu wandern? 9 Unsere Vorfahren – Ankömmlinge und Hirten – bauten auf dieser Stelle, wo es nichts als Wald und Sümpfe gab, in ganz kurzer Zeit eine neue Stadt, und wir, die wir das Kapitol, die Burg und die Tempel der Götter unversehrt stehen sehen, sind zu verdrossen, das Niedergebrannte wieder aufzubauen? Und was wir einzeln hätten tun wollen, wenn unsere Häuser abgebrannt wären, das weigern wir uns alle zusammen zu tun bei einem allgemeinen Brand?
54. Und wie dann, wenn durch Tücke oder Zufall eine Feuersbrunft zu Veji ausbräche, und die Flamme – was doch möglich ist – vom Wind verbreitet einen großen Teil der Stadt verzehrte, wollen wir von dort nach Fidenae, Gabii oder einer andern Stadt uns umsehen, in die mir wandern könnten? 2 Hält euch denn der vaterländische Boden so wenig, nicht diese Erde, die wir Mutter nennen, und trifft unsere ganze Vaterlandsliebe bloß die Oberfläche und die Balken? 3 Mir wenigstens – ich will es euch gestehen, obgleich mir die Erinnerung an euer Unrecht noch unwillkommener ist als die an mein Unglück –, mir traten, so oft ich in meiner Verbannung an meine Vaterstadt dachte, alle diese Dinge vor die Seele, die Hügel, die Gefilde, der Tiber, die Gegend, an die sich mein Auge gewöhnt hatte, und dieser Himmel, unter dem ich geboren und erzogen war, lauter Gegenstände, die euch lieber jetzt, ihr Quiriten, durch die auf ihnen haftende Liebe rühren sollten, als dass ihr euch nachher, wenn ihr sie verlassen haben solltet, durch die Sehnsucht nach ihnen abhärmt.
4 Nicht ohne Ursache haben Götter und Menschen für die anzulegende Stadt diesen Platz gewählt: So äußerst gesunde Hügel, einen Strom, so günstig gelegen, dass er uns aus dem Mittelland die Früchte bringt und die Zufuhr von der See aufnimmt, das Meer für unsere Vorteile nahe genug und doch nicht durch zu große Nähe der Gefahr von fremden Flotten ausgesetzt; einen Platz, der als Mittelpunkt der Landschaften Italiens einzig zum Wachstum einer Stadt geschaffen ist. 5 Zum Beweise dient selbst die Größe dieser so neuen Stadt. Es ist jetzt ihr 365. Jahr, ihr Quiriten; von so vielen uralten Völkern umgeben, führt ihr so lange Krieg, und in dieser ganzen Zeit sind euch – ich mag von einzelnen Städten nichts sagen – weder die mit den Aequern verbundenen Volsker, mit ihren vielen und mächtigen Städten noch das gesamte Etrurien, das zu Lande und zu Wasser so mächtig ist, das die ganze Breite Italiens zwischen zwei Meeren im Besitz hat, im Krieg gleich. 6 Wenn dem nun so ist, wie, zum Henker, geht es zu, dass ihr mit etwas anderem als dem, was euch schon Probe gehalten hat, die Probe machen wollt, da sich doch, wenn auch eure Tapferkeit an einen andern Ort übergehen kann, wenigstens das auf dieser Stätte ruhende Glück nicht verlegen lässt? 7 Hier steht das Kapitol, wo man einst einen Menschenkopf fand und die Erklärung hörte, diese Stätte solle das Haupt der Welt und der Sitz der Oberherrschaft werden. Hier ließen sich, als man mit Genehmigung der Vögel zum Platz für das Kapitol die anderen Tempel wegräumte, zur höchsten Freude unserer Voreltern die Göttin der Jugend und der Gott der Grenzen ihren Platz nicht nehmen. Hier ist das Feuer der Vesta, hier sind die vom Himmel erhaltenen heiligen Schilde, hier die Götter alle, die, wenn ihr bleibt, euch gnädig sind.
(55) Die ganze Rede des Camillus soll auf die Bürger Eindruck gemacht haben, hauptsächlich aber der Teil, der sich auf die Religion bezog. Doch gab eine Äußerung, die hier sehr passend kam, der noch ungewissen Sache den Ausschlag. Denn als kurz darauf über dieselbe Angelegenheit im Hostilischen Rathaus Senat gehalten wurde, traf es sich, dass die Kohorten, die von der Wache zurückkamen, über den Markt zogen und auf dem Versammlungsplatz ein Hauptmann ausrief: 2 Hier, Fähnrich, pflanze die Fahne auf! Hier ist die beste Stelle zum Bleiben! Kaum hörten die Senatoren diese Worte, da kamen sie aus dem Rathaus und riefen alle, sie nähmen die Vorbedeutung an, und das herzuströmende Volk gab seine Zustimmung. Als darauf der Vorschlag verworfen war, fing man allenthalben regellos zu bauen an. Die Ziegel lieferte der Staat, 3 und jedem wurde freigegeben, Steine zu holen und Holz zu hauen, wo er wollte, doch musste er Bürgen stellen, dass er in diesem Jahr den Bau vollenden wolle. 4 Die Eile ließ es nicht zu, auf die Richtung der Gassen zu achten, da jeder ohne Rücksicht auf eigenen oder fremden Boden auf dem Platz bauen durfte, den er leer fand. 5 Dies ist der Grund, warum die alten Abzugsgräben, die ursprünglich unter den Straßen liefen, jetzt unter mehreren Privathäusern durchgehen, und die Gestalt der Stadt mehr eilige Besitznahme als eine planmäßige Austeilung des Platzes zu erkennen gibt.
Sechstes Buch
Inhalt
Dies Buch enthält die glücklichen Kriege gegen die Volsker, Aequer und Praenestiner. Roms Vergrößerung durch vier neue Bezirke, den Stellatinischen, Sabatinischen, Tromentinischen, Arniensischen, weil Marcus Manlius, der das Kapitol gegen die Gallier behauptet hatte, für die mit Schulden Behafteten bezahlte und die Schuldsklaven losmachte, wird er auf die Anklage, nach dem Thron gestrebt zu haben, verurteilt und vom Tarpejischen Felsen gestürzt; ihm zum Schimpf wird durch einen Senatsbeschluss festgesetzt, dass im Manlischen Geschlecht keiner den Vornamen Marcus führen solle. Die Volkstribunen Caius Ticinius und Lucius Sextius beantragen, dass die Konsuln, die bisher aus den Vätern gewählt worden waren, auch aus dem Bürgerstand genommen werden könnten. Sie setzen diesen Vorschlag trotz des Widerstandes der Väter unter vielem Streit durch, indem sie als immer wieder gewählte Volkstribunen fünf Jahre lang die einzigen Obrigkeiten waren, und Lucius Sestius wird der erste aus dem Bürgerstand gewählte Konsul. Auch ein zweiter Vorschlag geht durch, dass niemandem erlaubt sein solle, mehr als fünfhundert Morgen Land zu besitzen.
(1) Was die Römer seit der Erbauung der Stadt bis zur Eroberung derselben zuerst unter Königen, dann unter Konsuln und Diktatoren, ferner unter Dezemvirn und Konsulartribunen ausgeführt haben, ihre auswärtigen Kriege, ihre Unruhen im Inneren, habe ich in fünf Büchern erzählt, 2 lauter Taten, welche teils wegen ihres zu hohen Alters in Dunkel gehüllt sind, gleich Gegenständen, die man in großer örtlicher Entfernung kaum erkennen kann, teils weil die schriftlichen Nachrichten, dies dem Andenken des Geschehenen einzig treue Erhaltungsmittel, in diesem Zeitraum so kurz und so selten waren, und die, welche sich etwa in den Verzeichnissen der Oberpriester und in anderen öffentlichen Urkunden fanden oder von Einzelnen aufgezeichnet waren, durch die Einäscherung der Stadt größtenteils verlorengegangen sind. 3 Von nun an habe ich die, seit dem zweiten Ursprung des gleichsam aus seinen Wurzeln erfreulicher und fruchtbarer wieder erwachsenen Staates, klarere und zuverlässigere Taten des Friedens und Krieges zu erzählen. 4 Hatte er sich übrigens an Marcus Furius als seiner ersten Stütze wieder aufgerichtet, so stand er auch jetzt auf ihn als seinen vorzüglichsten Mann gelehnt, den man seine Diktatur nicht vor Ablauf des Jahres niederlegen ließ. 5 Dass aber die Tribunen, unter deren Amtsführung die Stadt erobert worden war, den Wahltag für das folgende Jahr halten sollten, fand man anstößig; und so kam es zu einer Zwischenregierung.
6 Während die Bürgerschaft mit dem Werk und der anhaltenden Arbeit der wieder aufzubauenden Stadt beschäftigt war, wurde vom Volkstribun Caius Marcius dem Quintus Fabius, sobald dieser von seinem Amt abging, ein Klagetag angesetzt, weil er als Gesandter gegen die Gallier, an die man ihn als Sprecher geschickt hatte, dem Völkerrecht zuwider gekämpft habe; 7 und dieser Untersuchung entzog er sich durch den Tod, der so gelegen kam, dass ihn viele für freiwillig hielten. 8 Die Zwischenregierung trat damals Publius Cornelius Scipio als Zwischenkönig an, und nach ihm Marcus Furius Camillus. Dieser ließ, wie schon einmal, Kriegstribunen mit konsularischer Macht wählen, den Lucius Valerius Publicola zum zweiten Mal, den Lucius Verginius, Publius Cornelius, Aulus Manlius, Lucius Aemilius und Lucius Postumius.
9 Als diese unmittelbar nach der Zwischenregierung ihr Amt angetreten hatten, war die erste Angelegenheit, über die sie beim Senat anfragten, die Verehrung der Götter. 10 Vor allem ließen sie, was sich an Bündnissen und Gesetzen fand (dies waren aber die zwölf Tafeln und einige königliche Gesetze), wieder aufsuchen; manche wurden dem Volk bekannt gemacht, Vorschriften aber, die den Gottesdienst betrafen, wurden größtenteils von den Priestern geheim gehalten, damit sie die große Menge durch die Götterfurcht von sich abhängig erhalten möchten. 11 Alsdann kam die Reihe an die Festsetzung der Tage von übler Vorbedeutung, und sie nannten den durch eine zweifache Niederlage bezeichneten achtzehnten Quintilis (Juli), an welchem an der Cremera die Fabier gefallen waren, an dem später an der Allia zum Untergang der Stadt die schimpfliche Schlacht geliefert war, von der letzten Niederlage den Tag von Allia, und bezeichneten ihn als untauglich zu jedem öffentlichen und privaten Geschäft. 12 Einige glauben, weil der Kriegstribun Sulpicius an dem auf die Quintilischen Idus folgenden Tage nur ungünstige Opferzeichen wahrgenommen und sein Heer am dritten Tag nachher, ohne sich der göttlichen Gnade versichert zu haben, dem Feind preisgegeben habe, so sei die Besorgung jedes gottesdienstlichen Geschäftes auch auf den Tag nach den Idus69 untersagt, und daher komme es, dass auch an dem Tag nach den Kalenden und nach den Nonen das Bedenken bestand.
(2) Allein eine ruhige Überlegung der Pläne, wie der Staat nach seinem schweren Fall wieder zu heben sei, war ihnen nicht lange gegönnt. 2 Auf der einen Seite hatten die Volsker, diese alten Feinde, zur Vertilgung des römischen Namens die Waffen ergriffen, auf der andern war nach den Aussagen der Kaufleute bei dem Heiligtum der Voltumna zwischen den Häuptern aller Völkerschaften Etruriens eine eidliche Verbindung zum Krieg zustande gekommen. 3 Und eine neue beunruhigende Zugabe war der Abfall der Latiner und Herniker, die nach der Schlacht am See Regillus beinahe seit hundert Jahren gegen Roms Freundschaft nie eine zweideutige Treue gezeigt hatten. 4Von so großen Schrecknissen von allen Seiten bedroht und in der allgemeinen Überzeugung, dass der römische Name nicht allein bei seinen Feinden dem Hass, sondern auch bei seinen Freunden der Verachtung ausgesetzt sei, 5 beschloss man, den Staat unter der Leitung desselben Mannes zu verteidigen, der ihn wiederhergestellt hatte, und den Marcus Furius Camillus zum Diktator zu ernennen.
6 Als Diktator ernannte er den Caius Servilius Ahala zum Magister Equitum, und nach Ankündigung eines Gerichtsstillstandes hielt er unter den Dienstfähigen eine Aushebung ab, wobei er auch Ältere, wenn sie noch einigermaßen rüstig waren, den Eid leisten und sich einstellen ließ. 7 Das geworbene und bewaffnete Heer teilte er in drei Teile. Den einen Teil stellte er im Vejenterland gegen Etrurien auf, den andern hieß er sich vor Rom lagern. 8 Über diese wurde der Kriegstribun Aulus Manlius, über die, welche gegen Etrurien geschickt wurden, Lucius Aemilius gesetzt. Den dritten Teil führte er selbst gegen die Volsker, und nicht weit von Lanuvium (die Gegend heißt: »bei Maecium«) begann er die Bestürmung ihres Lagers.
9 Da sie nämlich in der Meinung, fast alle wehrhaften Römer seien von den Galliern aufgerieben, mit Verachtung zu diesem Krieg ausgezogen waren, hatte ihnen der bloße Ruf von der Wahl des Camillus zum Feldherrn einen solchen Schrecken eingeflößt, dass sie sich mit einem Wall und den Wall mit einem Verhau von Bäumen umzäunten, um dem Feind ihre Verschanzungen von allen Seiten unzugänglich zu machen. 10 Als dies Camillus merkte, ließ er in den ihm entgegengebauten Verhau Feuer werfen, und gerade wehte ein heftiger Wind gegen den Feind. 11 Folglich öffnete er sich nicht allein durch den Brand einen Weg, sondern er nahm auch durch die in das Lager einschlagenden Flammen, durch die Dunsthitze, durch den Rauch und das Geprassel des brennenden grünen Holzes den Feinden so sehr alle Fassung, dass es den Römern weniger Mühe kostete, über den Wall ins volskische Lager einzubrechen, als über den niedergebrannten Verhau hinwegzusteigen. 12 Die Feinde wurden geschlagen und niedergehauen, ihr Lager im Sturm erobert, und die Beute überließ der Diktator den Soldaten, die ihnen um so angenehmer war, je weniger sie solche von ihrem sonst nicht freigebigen Feldherrn erwartet hatten. 13 Als er darauf bei Verfolgung der Flüchtlinge das ganze Volskergebiet verheert hatte, zwang er endlich die Volsker nach siebzig Jahren zur Übergabe. 14 Aus dem Volskerland zog der Sieger gegen die ebenfalls zum Krieg schon tätigen Aequer, überfiel ihr Heer bei Volae und eroberte nicht allein ihr Lager, sondern auch die Stadt beim ersten Angriff.
(3) Während auf dieser Seite, wo Camillus an der Spitze der Römer stand, alles so glücklich ging, hatte sich auf einer andern großer Schrecken verbreitet. 2 Fast das ganze Etrurien in den Waffen belagerte Sutrium, eine den Römern verbündete Stadt. Als ihre Gesandten die Bitte um Hilfe in dieser Not vor den Senat gebracht hatten, erlangten sie zwar den Beschluss, dass der Diktator sobald als möglich den Sutrinern helfen solle, 3 da aber die Umstände der Belagerten diese sich verzögernde Hoffnung nicht abwarten konnten und schon die geringe Anzahl der Bürger, die den beständig dieselben Leute treffenden Schanzarbeiten, Wachen und Wunden erlag, ihre Stadt auf Bedingungen dem Feind übergeben hatte, und ohne Waffen entlassen, jeder nur mit einem Gewand bekleidet, in kläglichem Zug die Heimat verließ, 4 da kam gerade Camillus mit dem römischen Heer dazu.
Als sich ihm die tiefbetrübte Schar zu Füßen warf und auf die Rede der Vornehmen, welche ihnen die äußerste Not abgedrungen hatte, das Weinen der Frauen und Kinder, die als Begleiter der Auswanderung mitgeschleppt wurden, folgte, sagte Camillus, die Sutriner möchten ihre Klagen einstellen. Die, denen er Trauer und Tränen brächte, seien die Etrusker. 5 Dann ließ er das Gepäck zusammenlegen, befahl den Sutrinern, denen er eine mäßige Bedeckung ließ, sich zu lagern, und seinen Soldaten befiehlt er, bloß die Waffen mitzunehmen. Als er mit diesem schlagfertigen Heer nach Sutrium kam, fand er alles, gerade wie er vermutet hatte, in der beim Glück so gewöhnlichen Sorglosigkeit: keine Posten vor den Mauern, die Tore offen, die Sieger in der Zerstreuung, raubend die Beute aus den Häusern der Feinde herausschaffend.
6 So wurde Sutrium an demselben Tag zum zweiten Mal erobert, die Etrusker in ihrem Sieg allenthalben von dem neuen Feind niedergehauen und ihnen weder Zeit gelassen, sich zu sammeln und zu vereinigen noch zu den Waffen zu greifen. 7 Da sie, jeder auf eigenen Antrieb, nach den Toren eilten, um vielleicht durch eins sich ins Freie zu retten, fanden sie diese, wie der Diktator gleich anfangs befohlen hatte, verschlossen. 8 Nun griffen einige zu den Waffen, andere, die der Überfall gerade in den Waffen getroffen hatte, riefen die Ihrigen zum Beginn der Schlacht zusammen, und diese wäre bei der Verzweiflung der Feinde heftig geworden, wenn nicht die in der Stadt umhergeschickten Herolde geboten hätten, die Waffen niederzulegen, jeden Unbewaffneten zu schonen und sich an keinem, außer an Bewaffneten, zu vergreifen. 9 Da warfen auch die, welche sich in der dringenden Not bis aufs Äußerste zu kämpfen entschlossen hatten, sobald sich Hoffnung zum Leben zeigte, allenthalben die Waffen von sich und gaben sich unbewaffnet, was unter diesen Umständen das Sicherste war, dem Feind hin. 10 Eine große Menge wurde in die Gefängnisse verteilt. Noch vor Einbruch der Nacht wurde den Sutrinern ihre Stadt unbeschädigt und ohne vom Kriegsunglück etwas gelitten zu haben, wiedergegeben, weil sie nicht im Sturm erobert, sondern nach Verhandlungen übergeben worden war.