Kitabı oku: «Sirius»

Yazı tipi:

Lola Martin

Sirius

Das Geheimnis des weißen Hengstes

Dieses ebook wurde erstellt bei

Inhaltsverzeichnis

Titel

Kapitel 1: Vanessa auf dem Reiterhof

Kapitel 2: Vanessa und Sirius

Kapitel 3: Der Fremde

Kapitel 4: Vanessas Wunsch

Kapitel 5: Begegnung auf dem Planeten der Pferde

Kapitel 6: Feuer auf dem Reiterhof

Impressum neobooks

Kapitel 1: Vanessa auf dem Reiterhof

Es war Sonntag und es sollte ein Tag wie im Bilderbuch werden.

Vanessa sprang aus ihrem Bett und sah auf den Wecker.

“Schade! Erst sechs Uhr!”, dachte sie enttäuscht, ließ sich dadurch aber nicht abhalten, schnell in ihre Hausschuhe zu schlüpfen, die sie, wie immer, ordentlich vor ihr Zimmer gestellt hatte.

Ja, heute war ein besonderer Tag!

Vanessas elfter Geburtstag. Elf! Eine schöne Zahl, und so sollte auch ihr Tag werden.

“Nessi”, so wurde sie zumeist von Mama und Papa genannt, manchmal auch von Hanna, ihrer älteren Schwester.

Vanessa war ein fröhliches Mädchen mit langen, rötlich-blonden Haaren, die sie fast immer zu einem Zopf gebunden trug, und lustigen Sommersprossen auf der Nase. Ihr allergrößter Wunsch war es, einmal einen Tag auf einem Reiterhof verbringen zu dürfen. Bei diesem Gedanken war sie augenblicklich hellwach und das Herz klopfte ihr bis zum Halse. Sie schwang sich in ihre Jeans, schnappte das erstbeste T-Shirt vom Stapel im Schrank und hüpfte leichtfüßig die steile Treppe hinunter.

Gespenstische Ruhe herrschte hier unten.

“Ob ich Mama wecke?”, fragte sie sich einen Moment lang.

“Nein, ich habe etwas viel Besseres vor”, entschied sie sich.

“Ich werde hinausgehen in die Gartenlaube und nach meinen Pferden sehen.”

Für ein Mädchen mit vollendeten elf Jahren nun wirklich kein Problem.

Vanessa liebte Pferde über alles und hatte sich im Laufe der Zeit eine beachtliche Sammlung von Plüsch-Ponys, Vollblütlern aus Hartplastik und einigen anderen, edlen Rassen zugelegt. Diese Glücklichen parkte sie nun seit geraumer Zeit im Gartenhäuschen, das nur wenige Meter vom Elternhaus entfernt stand.

Und dorthin begab sich Vanessa an diesem frühen Sommermorgen. Zuvor schnappte sie sich den Schlüssel vom Haken neben der Haustüre und marschierte gut gelaunt vor sich hin pfeifend durch das feuchte Gras ihrem Ziel entgegen.

Sie steckte den Schlüssel ins Schloss der Laubentür und drehte kräftig herum. Ächzend sprang die hölzerne Tür auf und eine ungewohnte Finsternis schlug ihr entgegen.

Klar, Papas großer Werkzeugschrank stand neuerdings vor dem kleinen Fenster, da konnte auch kein Sonnenstrahl mehr hindurch.

Sie drückte auf den kleinen, braunen Lichtschalter neben der Tür und setzte einen Fuß vor den anderen in die Richtung, wo sie ihre vierbeinigen Spielgefährten wusste.

Und da standen sie nun, in einer Ecke, der Größe nach geordnet, nebeneinander: Ricco, ein schwarzer Araber-Hengst, Jeanie, das kleine Zirkuspony und Nandu, ein Schimmel, weiß wie Schnee. Natürlich auch der Haflinger, namens Rudolph sowie Kuku und Susi, zwei Shetlandponys. Vanessa blickte zufrieden auf ihre Freunde, die da standen, noch müde, ob der frühen Stunde.

Plötzlich zerriss eine Stimme die morgendliche Stille.

“Vanessa!” Es war Mama. Vanessa drehte ihren Kopf zum Ausgang und rief:

„Ich komme gleich!”

Sie ging hinaus und ließ die Tür hinter sich ins Schloss fallen. Inzwischen hungrig geworden, lief sie schnell in Richtung Haus, von wo aus sie nun wieder Mamas Stimme vernahm.

“Du bist ja ganz kalt. Wo warst du denn, ich hab’ dich im ganzen Haus gesucht!” Sie hielt ihr gleich ein paar warme Socken hin und Vanessa konnte ihr Frösteln kaum unterdrücken.

Sie guckte Mama verständnislos an.

“Alles Liebe zum Geburtstag!”, hauchte Mama ihr ins Ohr und umarmte sie zärtlich.

“Danke, Mama”, säuselte Vanessa, in Gedanken wieder abwesend. “Nun zieh’ dich aber schnell an, wir haben heute noch viel vor”, sagte Mama geheimnisvoll.

Vanessa tat so, als wüsste sie von nichts, hatte jedoch vorgestern Abend das Gespräch mit Papa belauscht und das kam so:

Weiß der Kuckuck, warum, konnte sie an diesem Abend keinen Schlaf finden und schlich barfüßig aus ihrem Zimmer die Treppe Richtung Wohnzimmer hinunter, aus dem sie tuschelnde Stimmen vernahm. Sofort hielt sie inne, als Papa zu Mama sagte:

“Zu Irmi auf den Reiterhof? Darüber würde sie sich sicher riesig freuen!”

“Ich telefoniere gleich morgen noch einmal mit ihr”, entgegnete Mama und Vanessa konnte durch die halboffene Tür jedes Wort verstehen. Sie stand stocksteif da und ihr Herz begann so zu klopfen, dass sie schon befürchtete, man könne sie entdecken und so schlich sie schnell wieder in ihr Zimmer hinauf.

Jetzt aber purzelten ihre Gedanken geradezu durcheinander und an Schlaf war nun erst recht nicht zu denken.

“Irmi!” Das war doch Mamas ehemalige Kollegin vom Büro, die seit ein paar Jahren ganz in der Nähe Pferde züchtete und auch Reitstunden gab. Und genau dort hin sollte Vanessas Geburtstagsüberraschung gehen!

Nun war sie geradezu hellwach und konnte lange nicht einschlafen.

Trotzdem ging die Nacht irgendwie und traumlos vorüber und endlich saß Vanessa mit ihren Eltern und Hanna im Auto und sie fuhren Richtung Reitstall. Mama drehte ihren Kopf nach hinten:

“Na, Kleines, hast du denn eine Ahnung, wohin die Reise geht?” Vanessa machte nur große Augen und zuckte mit den Schultern. In Gedanken war sie aber längst bei den Pferden ...

Die Fahrt dauerte zum Glück nicht lange und schon bald tauchte vor ihnen ein mannshohes Schild auf.

Reitstall und Pferdezucht Weixelbaum” stand in großen, bunten Lettern darauf.

Ein Stein fiel Vanessa vom Herzen, trotzdem nahm die Anspannung in ihr nahezu überhand.

Das Parkplatz-Schild wies ihnen den Weg. Endlich stiegen sie aus! Eine kleine, rundliche Frau mit vielen Locken und einem vertrauenserweckenden Lächeln im Gesicht kam ihnen entgegen. Mama ging auf sie zu und streckte ihr die Hand entgegen.

“Hallo, Irmi”, rief sie der Frau zu.

“Schön, euch zu sehen”.

“Hat alles geklappt?”, fragte die Person.

„Alles bestens”, entgegnete Mama.

“Wir haben Kaiser-Wetter bestellt!”

“Und diese junge Dame hier”, und damit meinte sie natürlich Vanessa, “ist wohl unser Geburtstagskind?” Vanessa nickte wortlos.

“Wie alt bist du denn geworden, wenn man fragen darf?”

“Elf!” Vanessa räusperte sich verlegen.

“Na, dann wollen wir dich nicht länger auf die Folter spannen. Du bist sicher schon neugierig auf die Pferde, nicht wahr? Deine Mutter hat mir erzählt, dass du ein ganz großer Pferde-Fan bist und auch schon Reiterfahrung hast..”

Das Mädchen brachte kein Wort heraus vor Aufregung. Die Frau mit Namen Irmi ging nun voraus und führte Vanessa geradewegs in die Ställe, aus denen ihr ein sonderbarer, doch irgendwie bekannter Geruch entgegenströmte.

Vanessa blieb kurz stehen.

“Nun komm, meine Kleine, oder fürchtest du dich?” Augenscheinlich missverstand die Frau Vanessas Zögern. Ein eigenartiges Gefühl beschlich sie plötzlich und vorsichtig blickte sie nach links und rechts in die Boxen. Sie konnte es sich nicht erklären, hatte sie sich doch so sehr auf diesen Ausflug gefreut!”

“Hier sind unsere Turnierpferde!”, unterbrach Frau Irmi Vanessas trübe Gedanken. Im Vorbeigehen sah sie einige teure und ebenso edle Pferde in ihren Boxen stehen.

VA… NES…SA!”

Vanessa blieb wie angewurzelt stehen. Was war das? Wer hatte da

nach ihr gerufen?

“Vanessa, bleib ...!” Sie hörte wieder diese Stimme, leise, wie ein Windhauch..

Sie drehte sich um, sah aber außer den braven, gelangweilt in ihren Boxen stehenden Pferden niemanden und zwang sich, weiter hinter der Lockenfrau her zu gehen, die unablässig versuchte, Vanessas scheinbare Angst auszureden.

“Sieh her, du darfst diesen hier auch streicheln”. Und damit meinte sie ein weiß-graues Pony mit langer Mähne und kurzen, gedrungenen Beinen.

„Versuch’ es nur, er wird dich nicht beißen!“ Vanessa zögerte ein wenig.

Wo waren nur Mama und Papa so lange? Kamen sie nicht mit in die Ställe? Vanessa stand nun direkt vor dem Pony und streckte ihm zögernd die Hand entgegen. Das Tier blickte sie an. Ja, es sah ihr direkt in die Augen. Vanessa starrte sekundenlang zurück. Dann blinzelte sie und sah zu Boden, denn irgendetwas blendete sie. Ihr Blick fiel auf die Vorderhufe des Pferdes. Und jetzt sah sie es. Ja, ganz unten am linken Huf glitzerte etwas, nein, es leuchtete geradezu!

Wie gebannt starrte sie auf das übermenschlich helle Licht, das anscheinend direkt vom Huf kam.

Laute Schritte rissen Vanessa aus ihrer Starre. Gott sei Dank kamen Mama und Papa nun auch in den Stall! Doch sie mussten von der seltsamen Erscheinung soeben wohl überhaupt nichts bemerkt haben, denn Mama fing gleich an zu reden:

“Nessi, sei nicht böse, aber Herr Weixelbaum (das war Irmis Mann) hat uns draußen so lange aufgehalten. Aber jetzt sind wir da!”

Mama strich Vanessa über ihr langes, lockiges Haar, das sie heute zu einem besonders hübschen Zopf geflochten hatte.

“Nun möchtest du sicher ein bisschen ... ausreiten?“ Irmi, die inzwischen zurückgekommen war, vollendete damit Mamas angefangenen Satz.

Vanessas Augen leuchteten.

“Ich denke, du hast Johnny (und damit meinte sie das weiß-graue Pferd mit der langen Mähne und den kurzen Beinen, das den Glitzer-Splitter am Huf trug!) sowieso schon in dein Herz geschlossen, da ich beobachtet habe, wie innig du ihn vorhin angesehen hast!”

Vanessa schluckte.

Irmi hatte also auch nichts gesehen!

Sie fing sich jedoch gleich wieder und jubelte:

“Klar doch!” Gesagt. Getan. Schon wurde die Boxentür, an der eine schwarze Tafel hing, von Irmi geöffnet. Vanessa las darauf:

Name: Johnny

Isländer-männlich

Geburtsdatum: 24. Juni 2003

Letzter Besitzer: unbekannt

Das gab’s nicht! Das war genau Vanessas Geburtsdatum.

Irmi Weixelbaum redete Johnny gut zu und führte ihn in den Gang. Dort legte sie ihm Sattel und Zaumzeug an und meinte:

“Johnny ist nun startbereit, bist du es auch?” Folgsam ging Johnny neben Irmi und Vanessa in Richtung Ausgang. Es war ein traumhafter Tag. Die Sonne gab ihr Bestes und die Vögel in den Bäumen zwitscherten um die Wette. Die Luft roch nach Sommer und Unbeschwertheit und Vanessa sollte diesen Tag nach Herzenslust genießen.

Sollte sie ..?

Mama, Papa und Hanna waren voraus gegangen und Herr Weixelbaum hatte die Idee, sie zu Kaffee und Kuchen auf der Veranda seines Wohnhauses einzuladen, welches gleich hinter den Ställen lag. Es war ein herrlich altes und liebevoll renoviertes Bauernhaus.

“Macht es euch inzwischen bei uns gemütlich!”, schlug Irmi vor, während sie mit sanftem Schwung Vanessa auf das Pferd hob.

Vanessa war kein unbeschriebenes Blatt mehr in Sachen Reiten, hatte sie doch schon einige Kurse absolviert und unzählige Bücher über ihre vierbeinigen Lieblinge verschlungen.

Vanessa war glücklich und dachte nicht mehr an den seltsamen Vorfall im Stall. Wer weiß, vielleicht hatte sie sich ja auch nur getäuscht. Jedenfalls war heute ihr Geburtstag und sie saß fest und stolz im Sattel. Auch Johnny benahm sich so, wie man es von einem ganz normalen Pferd gewohnt war.

Gemütlich ging es nun den schmalen Schotterweg entlang über ein paar Hügel, bis sie schließlich zu einem Waldstück gelangten. Dort angekommen, meinte Irmi, die natürlich die Zügel immer fest im Griff hielt:

“Siehst du, von hier aus ist es gar nicht mehr weit bis zu euch nach Hause!” Sie deutete mit gestrecktem Finger auf eine nicht weit entfernte Bergkuppel.

Dahinter liegt schon Birkenfeld...”

Birkenfeld war ein kleines, verschlafenes Nest , wo jeder noch jeden kannte und die Welt noch in Ordnung zu sein schien. Hier lebte Vanessa mit Mama, Papa und ihrer Schwester Hanna, die gerade Dreizehn geworden war und sich schon mächtig erwachsen vorkam. Sie besaßen am Rande der Ortschaft ein kleines, schmuckes Häuschen mit einem großen Garten, an den weitläufige Wiesen und Felder angrenzten.

“Vielleicht möchtest du ja öfter herkommen und Reitstunden nehmen? Wenn du willst, spreche ich mit deiner Mutter darüber. Nichts wäre Vanessa lieber als das gewesen. Vielleicht konnte sie auch dann dem geheimnisvollen Geschehen im Stall auf den Grund gehen.

Sie gingen noch ein Stück zusammen in den Wald hinein und Irmi erklärte Vanessa alles über Pferde und beantwortete geduldig alle Fragen, die ihr unter den Nägeln brannten. Dabei erfuhr sie auch eine Menge Interessantes über Johnny.

Das Pferd fand man eines Nachts völlig durchnässt und unterkühlt am Rande der Landstraße, die auch am Reitstall vorbei führt. Ein Autofahrer, dem das arme Tier aufgefallen war, verständigte die Polizei und die brachte Johnny dann erstmal zum Aufwärmen in Irmis Hof.

Er blieb dort einige Tage, bis er wieder bei Kräften war.

Zwischenzeitlich wurde alles Menschenmögliche unternommen, um seine Herkunft zu klären und ihn wieder zu seinem Besitzer zurück zu bringen. Doch dies gestaltete sich als äußerst schwierig. Man forschte in alle Richtungen, doch leider ohne Erfolg. Nirgendwo wurde ein solches Pferd vermisst.

Nun war er schon bald drei Wochen auf dem Hof, als endlich Licht in die Angelegenheit zu kommen schien.

Es wurde berichtet, dass ein Einsiedler, ein Mann, der weitab vom nächsten Ort, in einer Einöde wohnte, tot in seinem Haus aufgefunden worden war. Das war zunächst noch nicht außergewöhnlich, denn er war alt und krank. Doch dann fiel den Polizisten die halb verfallene Hütte auf, die sie hinter dem Haus fanden. Sie mochte wohl als Unterschlupf für ein Tier, vielleicht für ein Pferd, gedient haben.

Nach langen Ermittlungen fand man schließlich heraus, dass es Johnnys Zuhause gewesen war.

“Als uns dies die Polizei übermittelte, war ich fast ein bisschen erleichtert”, gestand Irmi, “denn inzwischen hatten wir uns so an ihn gewöhnt, dass wir ihn nur schweren Herzens wieder hergegeben hätten.”

Vanessa hörte sich die Geschichte aufmerksam an, fragte aber dann: “Woher wusstet ihr denn seinen Geburtstag, wenn ihr ihn doch nicht gekannt habt? Er ist nämlich genau am gleichen Tag im gleichen Jahr auf die Welt gekommen, wie ich..!“

“Das kann ich dir gerne erklären”, antwortete Irmi.

“Wir entdeckten bald eine Markierung in seinem rechten Ohr, auf der das Datum “24. Juni 2003” stand, und als uns der Tierarzt nach einer Untersuchung auch noch versicherte, es könne sich eigentlich nur um sein Geburtsdatum handeln, waren wir ziemlich sicher.

Vanessa war nur zum Teil zufrieden mit dieser Antwort, erhoffte sie sich doch etwas mehr Aufschluss über Johnnys glitzernden Huf. Doch darüber kam nichts zur Sprache. Sollte sie sich ihr anvertrauen?

Nein, das würde ihr sowieso keiner glauben und womöglich nähme sie dann niemand mehr ernst! Sie verwarf den Gedanken schnell wieder.

Schweigend ritt Vanessa durch den Wald auf dem Pfad, der inzwischen immer schmäler wurde, bis Frau Weixelbaum meinte:

“Was ist los, Vanessa, hat es dir die Sprache verschlagen? Ich denke, wir müssen umkehren. Es ist schon spät und der Weg wird zu eng für uns.” Sie machten kehrt und Irmi begann wieder zu erzählen:

“Wo war ich vorhin stehen geblieben? - Nun, als wir die Geschichte um Johnny und auch sein Alter erfahren hatten, entschieden wir uns, ihn zu behalten und gaben ihm seinen Namen. Der Rest war nur noch Formsache. Inzwischen ist er schon über ein Jahr bei uns”, ergänzte sie und tätschelte seinen Kopf.

“Er ist wirklich ein liebes Tier.”

Die Zeit verging wie im Flug und ehe sie sich versahen, standen die Drei wieder vorm Tor des Hofes. Da kamen ihnen schon Mama und Papa entgegen.

“Hat es dir gefallen?”, fragte Mama und fing Vanessa mit beiden Armen auf, als diese vom Pferd springen wollte.

“Das war mein schönstes Geburtstagsgeschenk!”, jauchzte sie.

Da kam Hanna um die Ecke gebogen. Auf dem Arm trug sie ein winziges Etwas, das aussah, wie ein Haarknäuel.

“Ist die aber süß!” Vanessa war ganz entzückt von dem kleinen Kätzchen, das Hanna in der Hand hielt.

“Das ist eines von unseren vier neuen Familienmitgliedern”, erklärte Herr Weixelbaum, der nun auch herbeigekommen war. “Nun bring es aber rasch wieder in sein Nest zurück”, befahl er, als er bemerkte, dass die Katzenmutter bereits um ihn herum tänzelte und drohende Laute ausstieß.

“Ihr könnt gerne eins davon haben, wenn die Kleinen erst mal von der Mutter entwöhnt sind.”

“Darüber reden wir ein anderes Mal”, entschied Mama kurzerhand. “Nun müssen wir uns aber von euch verabschieden und bedanken uns von Herzen für diesen wundervollen Tag, den ihr uns und vor allem Vanessa bereitet habt.”

Mama reichte zuerst Irmi und dann Herrn Weixelbaum die Hand. Er war ein kleiner, hagerer Mann, kaum größer als Mama und hatte graumeliertes, dünnes Haar und einen noch dünneren Schnauzbart.

“Auf Wiedersehen!”, riefen alle noch einmal, als sie schon im Auto saßen und Vanessa war froh, dass Mama gleich weitere Reitstunden mit Irmi vereinbart hatte. Aber jetzt ging es erst einmal heimwärts.

Die Heimfahrt kam Vanessa entschieden kürzer vor. Das schien aber nur so, weil sie nicht mehr angespannt war und alles nun hinter ihr lag. Während der Fahrt überlegte sie hin und her, ihrer Schwester Hanna von der Beobachtung im Stall zu erzählen. Es sollte gut gewesen sein, dass sie es nicht tat ...

Kapitel 2: Vanessa und Sirius

Wieder Zuhause, spürte sie die Anstrengungen des vergangenen Tages und eine bleierne Müdigkeit überkam sie, so dass sie kurze Zeit später schon und ohne ihr Abendbrot, wie tot ins Bett fiel und sofort in tiefen Schlaf versank.

In dieser Nacht jedoch hatte sie einen merkwürdigen Traum:

Sie sah Johnny, das Pferd von Irmis Reitstall, auf sich zu kommen. Es schwebte ihr auf einer weißen Wolke entgegen und landete mitten in ihrem Zimmer auf dem Teppich. Dann stieg es herab und sprach: “Gestattest du, dass ich mich vorstelle? Ich bin SIRIUS, DER ERSTE! Ich kenne dich, aber du kennst mich nicht, jedenfalls nicht richtig. Mein Name ist nicht Johnny! Die Leute vom Hof nennen mich nur so, weil sie mein wahres Ich nicht kennen!!

Vanessa saß mit weit aufgerissenem Mund auf ihrem Bett und wusste nicht, ob sie wach war oder träumte.

“Ich will dir sagen, warum ich gekommen bin und was es damit auf sich hat. Du hast dich heute wahrlich nicht getäuscht im Stall, als du glaubtest, eine Stimme gehört zu haben. Ja, ich war es, der zu dir gesprochen hat! Doch nur du konntest mich hören und meinen Glitzer-Splitter sehen. Denn du, Vanessa, bist etwas Besonderes und nur du besitzt diese Fähigkeit! Ich aber kann die Sprache der Menschen verstehen.”

Vanessa schluckte.

“Aber warum gerade i c h ??”

Angst schwang in ihrer Stimme mit.

“Weil du den BLICK hast, Vanessa!”

Plötzlich wurde es hell im Zimmer.

“Vanessa, aufstehen!”, dröhnte Mamas Stimme in ihren Traum.

“Gott sei Dank, es ist vorbei!”, dachte Vanessa, die wie gelähmt im Bett lag und alles nicht glauben konnte. Nein, das musste ein Traum gewesen sein, so was gab es einfach nicht!

Sie rieb sich die Augen und gähnte und gähnte. Sie fühlte sich, als hätte sie die ganze Nacht nicht geschlafen.

„Los, ab ins Bad. Die Schule wartet nicht auf Träumer!”, hörte sie Mama, die gerade das Frühstück vorbereitete, aus der Küche rufen. Vanessa trottete gequält ins Badezimmer. In der Schule war sie heute sehr unkonzentriert, das fiel sogar ihrem Lehrer, Herrn Eckstein auf, den sie immer nur den “Dicken” nannten wegen seiner fassförmigen Erscheinung. Er war mehr breit als hoch und sah irgendwie aus wie sein Hund. Herr Eckstein hatte Zuhause nämlich eine stark übergewichtige Bulldogge mit Hängebacken und platter Nase, die genauso breitbeinig daher stampfte wie er. Vanessa witzelte deswegen oft mit ihren Freundinnen darüber, ob denn nun der Hund ihm, oder er dem Hund ähnlich sah..

Sie dachte wieder an ihren seltsamen Traum. Und wenn es doch stimmte, was ihr dieser “Sirius” offenbart hatte? Das ließ sie erschaudern und darum bemühte sie sich nun, ihre Gedanken wieder auf die Mathe-Stunde bei Herrn Eckstein zu lenken, der so langweilig sprach, dass man fast dabei einschlief.

“Mama, wann ist meine erste Reitstunde?” Vanessa rief es ihrer Mutter im Vorbeigehen zu, als sie von der Schule nach Hause kam.

“Schon übermorgen, mein Liebling! Freust du dich?”

Die Antwort kam etwas zögernd.

“Ja, ähm ... Klar doch!” Es klang aber wahrscheinlich nicht sehr überzeugend.

Nach dem Mittagessen machte sie sich daran, ihre Hausaufgaben zu erledigen. Seltsam, es ging heute so flott, dass sich Mama schon wunderte, als sie so ungewöhnlich schnell fertig war. Vanessa stand auf und schnappte sich ihre purpurfarbige Jacke. Sie wollte hinaus in den Garten, um es sich auf der großen Holzschaukel, die Papa erst im letzten Jahr gebaut hatte, gemütlich zu machen. Während sie dort hin lief, fiel ihr Blick zufällig auf das Gartenhäuschen, das von oben bis unten dicht bewachsen war. Die Tür klaffte einen Spalt breit. Das durfte nicht sein, denn bei Familie Bergmann war es üblich, die Tür stets zu verschließen, wenn man das Häuschen verlassen hatte.

Sie wollte nach dem Rechten sehen und tat einen Schritt hinein. Doch sie konnte nichts Ungewöhnliches entdecken. Erst als sie einen Blick auf ihre Stoffpferde-Sammlung warf, kam ihr etwas merkwürdig vor. Sie standen nicht mehr der Größe nach geordnet nebeneinander, sondern waren völlig durcheinander. Das war sicher ein Tier, das sich hinein geschlichen und diese Unordnung gemacht hatte.

Sie seufzte leise und machte sich daran, alle Tiere wieder in die richtige Reihenfolge zu bringen. Als sie gerade das Pony Susi in der Hand hielt und es ansah, bemerkte sie, dass es eine außergewöhnliche Ähnlichkeit mit Johnny aus dem Reitstall besaß. Sie drehte es in der Hand, da sah sie es auf einmal: Susi hatte ganz unten am linken Bein unter dem Fell ein winzig kleines Teil im Fuß stecken. Sie strich das Fell beiseite, um es genauer zu betrachten

Seltsam, dass ihr das zuvor noch nie aufgefallen war! Wenn man genau hinsah, glitzerte es sogar. Sie zog fest daran, aber es löste sich nicht, schien wie in den Stoff eingewachsen zu sein. Vanessa wurde blass um die Nase. Allmählich wurden ihr die Ereignisse unheimlich. Wenn sie es doch jemandem erzählen könnte! Und in diesem Augenblick entschied sie, sich heute Abend ihrer Schwester Hanna anzuvertrauen, ganz gleich, was diese sagen würde!

Sie verließ das Häuschen wieder, nicht ohne sich vorher vergewissert zu haben, dass sie wirklich abgeschlossen hatte. Dann folgte sie ihrer Idee, die sie vorhin schon hatte, als sie zur Terrassentür hinaus gelaufen war, und warf sich in die Schiffschaukel, die gleich neben der anderen Schaukel hing. Gedankenverloren schwang sie hin und her und ihr Blick hing an einem strahlend blauen Himmel, an dem nur ab und zu ein harmloses Wölkchen vorbeizog...

“Vanessa!” Das war Mamas Stimme im Hintergrund.

Komm, wir wollen Abend essen!” Sie guckte Mama mit großen Augen an. Sie musste wohl eingenickt sein auf der Schaukel. Das wurde ihr klar, als sie auf ihre Armbanduhr sah und feststellte, dass es beinahe schon sechs Uhr abends war.

Nachdem der Abendbrot-Tisch abgeräumt war, Mama das Geschirr spülte und Papa es sich auf der Couch im Wohnzimmer mit einer Zeitung gemütlich gemacht hatte, sah Vanessa den Augenblick gekommen, um ihrer Schwester von ihren seltsamen Erlebnissen zu erzählen. So stahl sie sich, von den Eltern unbemerkt, die Treppe hinauf zu Hanna, die sie in ihrem Zimmer vermutete. Vorsichtig klopfte sie an die Türe, da Hanna immer verlangte, anzuklopfen und jedes Mal einen Wutanfall bekam, wenn jemand das nicht tat. Vanessa wartete keine Antwort ab, sondern öffnete gleich Hannas Zimmertür. “Was willst du?”, raunzte sie Vanessa ungehalten an.

“Ich ... ich wollte dir was sagen ..., was erzählen”; stotterte sie leicht verlegen.

Gerade hatte sie den Satz zu Ende gesprochen, als plötzlich ein lauter Knall die Stille zerriss, so dass beide, wie auf Kommando, mindestens zehn Zentimeter hoch hüpften vor Schreck. Ihnen war schlagartig klar, dass eben eine der Zimmertüren derart laut zugeknallt war, dass sogar die Glasscheibe, die sich darin befand, zu Bruch ging. Nachdem sie sich vom ersten Schreck erholt hatten, hörten sie auch schon Mama und Papa die Treppe herauf poltern.

“Was ist hier los?”, schrie Papa und sein Gesicht lief augenblicklich dunkelrot an, als er die Bescherung sah. Natürlich musste er glauben, die beiden Mädchen seien die Schuldigen. Wie konnte er auch ahnen, dass weder Hanna noch Vanessa das Geringste damit zu tun hatten. Sie waren sich schließlich keiner Schuld bewusst, wie denn auch beide einstimmig behaupteten. Ein rätselhafter Windstoß hatte die Tür zuschlagen lassen, doch davon später.

Nun standen alle erst mal um den Scherbenhaufen herum, Mama war den Tränen nahe.

“Das schöne, teure Glas!”, jammerte sie. Und sie hatten die Tür doch erst vor kurzem neu setzen lassen.

“Eine Tür knallt nicht einfach von selbst zu!”, lamentierte Papa, während er vorsichtig über die Scherben stieg, um die Tür zu begutachten.

“Hier oben ist kein einziges Fenster offen, wir haben wohl Gespenster im Haus?” Er war noch immer sehr erzürnt. Vanessa und Hanna sahen sich sprachlos an. Keine konnte es verstehen. Mit Mamas Hilfe und Schaufel und Besen beseitigten beide das Malheur, während Papa kopfschüttelnd die Treppe wieder hinab stieg.

Vergessen war nun auch Vanessas Ansinnen, Hanna in ihr Geheimnis einzuweihen.

“Naja, vielleicht bringen uns die Scherben ja Glück”, seufzte Mama, nachdem alles wieder in Ordnung gebracht worden war. Mit komischem Gefühl im Bauch gingen die Mädchen danach zu Bett.

In dieser Nacht schlief Vanessa wie ein Murmeltier.

Der nächste Tag wurde ein guter Tag. Alles lief bestens und keiner sprach mehr von gestern. Vanessa hatte den ganzen Nachmittag bei ihrer Freundin Bella verbracht, die zwei Meerschweinchen und drei Goldhamster besaß. Nichts deutete darauf hin, dass etwas Ungewöhnliches passieren könnte.

Müde vom Spielen kam Vanessa am Abend heim und es duftete schon aus der Küche nach Pfannkuchen, ihrem Lieblingsgericht. Heute hatte sie richtigen Heißhunger und verschlang zum Erstaunen ihrer Mutter gleich drei der goldgelben, süß duftenden Scheiben.

“Ich bin so müde, ich gehe gleich ins Bett!”, verkündete sie gähnend und verließ den Rest der Familie, der noch die letzten Bissen des guten Essens in entspannter Runde genoss.

Vanessa lag in ihrem Bett, hatte Mama bereits einen Gute-Nacht-Kuss gegeben und starrte ins Dunkle, bis sie von Müdigkeit übermannt wurde und ihr die Augen zufielen. Es mochte nicht lange gedauert haben, bis sie in tiefen Schlaf sank.

Und plötzlich war er wieder da! Dieser, wie hieß er noch, Sirius, erschien abermals. Wieder auf einer weißen Wolke, wieder landete er mitten in Vanessas Zimmer und sprach:

“Vanessa! Fürchte dich nicht. Ich bin gekommen, dir etwas zu erklären. Ich möchte, dass du die ganze Wahrheit erfährst. Ja, ich bin wirklich da. Berühre mich nur mit deiner Hand!”

Vanessa konnte ihr Staunen nicht verbergen und starrte mit offenem Mund unablässig das Pferd an.

“Hör’ mir gut zu”, befahl es und scharrte mit dem linken Fuß auf dem Teppich, so dass Vanessa unwillkürlich hinsah und das glitzernde Ding am Huf wieder erkannte. Nun war sie sicher, dass dies kein Traum war!

“Höre, was ich dir zu sagen habe, Vanessa!” Gespannt sah sie ihm in die Augen, die er geheimnisvoll verdrehte.

“Du hattest heute großes Glück! Glück, dass niemand von mir erfahren hat! Beinahe hättest du deiner Schwester alles erzählt! Das aber darfst du bei deinem Leben nicht! Mir blieb nichts Anderes übrig, als dich abzulenken, indem ICH die Türe zugeblasen habe! Vanessa, höre, es liegt ein Fluch auf uns, und zwar, dass jeder, dem du von mir erzählst, auf mysteriöse Weise ums Leben kommen wird! Das ist so, glaube mir”. Er peitschte unruhig mit dem Schweif, während er diese Worte sprach.

Vanessa war sprachlos und starrte die seltsame Erscheinung noch immer fassungslos an.

“Ich weiß, das kommt dir alles unheimlich vor, aber du wirst dich schon an mich gewöhnen, und wenn du dich an unsere Abmachung hältst und niemandem ein Sterbenswörtchen erzählst, kann ich dir viel Gutes tun”

“Ich werde schweigen wie ein Grab!”, flüsterte Vanessa, die sich wieder etwas beruhigt hatte.

Es zischte und silbrig glänzender Staub wirbelte umher, da war er auch schon wieder verschwunden. Es war wieder dunkel in ihrem Zimmer und Vanessa merkte, dass sie wach war und mit offenen Augen dorthin starrte, wo eben noch alles hell erleuchtet war. Lange grübelte sie noch, bis ihr schließlich die Augen zufielen...

“Zu niemandem ein Sterbenswörtchen!”, war ihr erster Gedanke, als sie der Wecker früh am Morgen aus dem Schlaf riss. Sie bemühte sich, so normal wie möglich zu erscheinen, damit keiner etwas merkte. Nach dem Frühstück schwang sie sich auf ihr Fahrrad und machte sich auf den Weg zur Schule. Während sie so dahin radelte, fiel ihr ein, dass heute ihre erste Reitstunde stattfinden sollte und ihr Gesicht erstrahlte.

Als sie die Schule erreicht hatte, stürmte sie die Treppe hoch zu ihrem Klassenzimmer. An diesem Vormittag rutschte sie ungeduldig auf ihrem Stuhl hin und her und war froh, als die Schule endlich zu Ende war.

Ücretsiz ön izlemeyi tamamladınız.

₺56,53
Türler ve etiketler
Yaş sınırı:
0+
Hacim:
120 s. 1 illüstrasyon
ISBN:
9783847678311
Yayıncı:
Telif hakkı:
Bookwire
İndirme biçimi:
epub, fb2, fb3, ios.epub, mobi, pdf, txt, zip
Serideki Birinci kitap "Sirius"
Serinin tüm kitapları