Kitabı oku: «Der Prophet»
LSAnderson
Der Prophet
Eine SciFi-Kurzgeschichte
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Inhaltsverzeichnis
Titel
Der Prophet
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Der Prophet
Ich weiß nicht genau, wo ich bin, aber ich werde diesen verfluchten Ort verlassen. Ich bitte nicht um Erlaubnis dafür. Für die Zeit, die mir noch bleibt, erwarte und fürchte ich nichts. Nur ein Wunsch ist mir geblieben.
Ich wünschte, ich hätte die Sonne nie gesehen und gefühlt, denn dann würde ich sie nicht so schmerzhaft vermissen.
Dass ich Licht und Wärme erlebte, dazu den sanften Rausch, den uns die Vites schenken, das Lachen von Frauen, den Duft ihrer Körper, wenn die Hitze des Tages weicht, das verdanke ich Zufällen. Sie erschienen mir als freundliche Fügungen, aber für die Angehörigen meiner Kaste gibt es auf die Dauer kein Glück. Das hätte ich wissen können. Der Zufall belohnt im Allgemeinen die ohnehin Privilegierten, und er bestraft diejenigen, die auf seine Gunst angewiesen sind. Ich bin dafür das beste Beispiel. Ein Zufall bescherte mir eine höhere Bildung, ein anderer einige fast sorgenlose Phasen in Wärme und Licht, und aus ihnen erwuchs ein Dritter, der mich in diese dunkle, kalte und zeitlose Hölle brachte, wo ich jetzt von meinem Schicksal erzähle.
Was vorbei ist, ist vorüber, heißt es, aber Erinnerung kann man nicht abschalten. Nur an meine Eltern erinnere ich mich kaum. Wie alle Kinder der R’botny wurde ich im Alter von vier Jahren weggegeben. Mädchen werden in der Regel verkauft; ich als Junge wurde in den Anstalten der Mneme großgezogen und ausgebildet. Vielleicht waren meine Eltern Genere und vererbten mir ihre Gaben: Die Mneme jedenfalls erkannten mein Talent für Zahlen. Sie trainierten es unerbittlich, mit Stock, Geschrei und kaltem Wasser, Tag und Nacht, bis ich, fast noch ein Kind, von meinen Lehrern aus dem Schlaf gerissen, nackt und frierend, mit einem Stück Kreide an der Wand des Schafsaals interdimensionale Relativgleichungen löste. Dann schickten sie mich an die Akad’mí.
Damals glaubte ich, dass mich mein Können für eine höhere Bildung qualifizierte; heute weiß ich, dass bei der letzten Großen Säuberung zu viele Generes und Qualcatores hingerichtet worden waren, für die dann eilig Nachfolger ausgebildet werden mussten. Für drei Perioden lebte ich in einem Wohnheim in der Hauptstadt. Nicht, dass ich viel von ihr gesehen hätte; das Studium ließ mir kaum Zeit, und die Stadt ist auch nicht wirklich interessant. Sie ist ein graues Häusermeer im ewigen Regen aus einem bleiernen Himmel. Nur Die Anderen, die man dort hin und wieder antrifft, beeindruckten mich tief. Stets umgeben von Iuristi, die jeden daran hinderten, sich ihnen zu nähern, boten sie einen verstörenden Anblick: Sie waren groß und schön, farbenfroh und elegant gekleidet und traten stolz und unbeschwert auf. Sie schürten eine unbestimmte Sehnsucht in mir, für die ich nie Worte gefunden habe. Wer Die Anderen waren, ob sie von den Sternen kamen, oder ob es noch ein anderes Land auf unserem Planeten gibt, weiß ich bis heute nicht.
Während des Studiums waren meine Lebensumstände kaum besser als bei den Mneme. Dennoch hielt ich mich für begünstigt, denn gewöhnlich studieren die Kinder der R’botny nicht, und die Absolventen der Akad’mí fliegen zu den Sternen. Natürlich würde ich als Angehöriger einer niederen Kaste nicht fliegen, sondern als Qualcator vierter Klasse in den Rechnerhallen der Institute oder in den Konstruktionssälen der Glomerate dienen. Doch das war besser als alles, was ein R’botny sonst zu erwarten hatte. Aber gegen Ende meiner Studienzeit warf mich ein verdammter Zufall aus dem mir bestimmten Leben, und ich bemerkte es zunächst nicht. Ich verfasste die Abschlussarbeit eines Studienkollegen. Dies tat ich nicht freiwillig, sondern weil er es von mir verlangte, und aus Angst, denn er gehörte nicht nur der Kaste der Pilotes an, er war auch tückisch, stark und allgemein gefürchtet. Zugleich war er dumm wie Shkel, und nur der Einfluss seiner Familie hatte ihn an die Akad’mí gebracht. Die Arbeit war kein Problem für mich; er promovierte ohne Schwierigkeiten einige Phasen vor mir und verschwand. Ich war froh, als er weg war, und als R’botny bin ich dazu erzogen, keine Belohnung für meine Leistungen zu erwarten. Es überraschte mich daher, nach meiner Promotion zu erfahren, dass ich nicht in die Kolonnen der seriellen Mathematiker eingereiht werden würde, sondern auf Wunsch eines einflussreichen Pilote eine Stelle in einem kleinen astronomischen Institut zugewiesen bekam.
Der Admine, der mir meinen Gestellungsbefehl übergab, verbarg seinen Ärger und seinen Neid nicht, als er mir sagte, dass das Institut in einer der südlichen Küstenprovinzen lag. Was ihn so neidisch machte, begriff ich erst, als ich nach mehreren Tagen Reise im geschlossenen Transportsystem aus meinem verplombten Behälter befreit wurde. Ich betrat eine Welt, von der ich bis dahin nicht gewusst hatte, dass sie überhaupt existierte, und für deren Wunder ich erst neue Worte lernen musste. Es dauerte Phasen, bis ich mich an ungebrochenes Licht und warme Luft gewöhnt hatte, an den Anblick und den Geruch des türkisfarbenen Meeres, an wolkenlose Tage und samtschwarze laue Nächte. Von unserer Galaxie und von den Trabanten unseres Planeten hatte ich in meiner Ausbildung gehört, doch der ewig wolkenverhangene Himmel des Nordens erlaubte ihre Betrachtung nicht. Nun aber sah ich in fast jeder Nacht das glitzernde Tannhausertor und unsere goldenen Monde in nie verlöschender Pracht, sobald ich nur den Blick hob.
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