Kitabı oku: «Тетя Фрида и другие забавные истории. Уровень 2 / Tante Frieda und andere Lausbubengeschichten»
© Матвеев С. А., адаптация текста, коммент., упражнения и словарь, 2024
© ООО «Издательство АСТ», 2024
Tante Frieda
Meine Mutter sagte:
»Ach Gott ja, übermorgen kommt die Schwägerin.«
Da machte sie einen großen Seufzer. Und Ännchen hat ihre Kaffeetasse weggeschoben und hat gesagt, es schmeckt ihr nicht mehr.
»Warum hast du sie eingeladen?«sagte Ännchen.
»Ich habe sie doch gar nicht eingeladen«, sagte meine Mutter,»sie kommt doch immer ganz von selber1.«
»Man muss sie hinausschmeißen«, sagte ich.
»Du sollst nicht so unanständig reden«, sagte meine Mutter,»du musst denken, dass sie die Schwester von deinem verstorbenen Papa ist. Und überhaupt bist du zu jung.«
»Aber wenn ihr sie doch gar nicht mögt2«, habe ich gesagt,»und wenn sie den Amtsrichter3 beleidigt, dass er Ännchen nicht heiratet. Und sie freut sich schon so darauf. Vielleicht sagt sie ihm, dass er schielt.«
Da hat Ännchen mich angeschrien:
»Er schielt doch gar nicht, du frecher Lausbub! Jetzt spricht er, dass ich heiraten will, und die Leute reden es herum. Nein, nein, ich halte es nicht mehr aus4! Ich gehe in die Welt und nehme eine Stellung5.«
Da ist meine Mutter ganz unglücklich geworden. Sie hat gerufen:
»Aber Kindchen, du darfst nicht weinen. Es wird alles recht werden. Und der Besuch von der Tante wird auch vorüber gehen.«
Das war am Montag. Am Mittwoch ist sie gekommen. Wir sind alle drei auf die Bahn gegangen. Meine Mutter hat immer gesagt:
»Ännchen, mache ein freundliches Gesicht! Sonst haben wir schon heute Verdruss.«
Da hat der Zug gepfiffen. Sie ist herausgestiegen und hat geschrien:
»Ach Gott! Ach Gott! Da seid ihr ja alle! Oh, wie ich mich freue! Helft mir. Ich will mein Gepäck herauskriegen.«
Sie hat in den Wagen hineingerufen, die Schachtel gehört ihr. Und der Koffer unter dem Sitz gehört ihr. Und die Tasche oben gehört auch ihr und hinten der Käfig mit dem Papagei. Ein Mann hat ihr alles herausgetan. Sie hat es mir gegeben. Ich habe gesagt, der Koffer ist zu schwer. Ich habe gesagt, ich kann ihn nicht tragen.
»Ännchen hilft dir schon«, hat sie gesagt,»ihr seid jung und stark. Aber mein Lorchen trage ich selber.«
Dann ist sie zu meiner Mutter hingegangen. Sie hat meine Mutter geküsst. Dann hat sie gerufen:
»Ich bin froh, dass ich dich gesund sehe. Ich habe oft so Angst wegen deinem Herzleiden. Aber gib acht, dass du nicht an den Käfig kommst! Mein Lorchen kann das Schütteln nicht vertragen.«
Meine Mutter hat den großen Koffer angesehen. Dann hat sie gemeint, es ist vielleicht besser, wenn ihn der Stationsdiener tragt. Aber die Tante hat gesagt:
»Nein; die Kinder werden dein Gepäck tragen.«
Ännchen hat es probiert. Es ist nicht gegangen6, weil der Koffer zu schwer war. Da ist der Stationsdiener7 gekommen. Er hat den Koffer genommen.
Die Tante hat zu meiner Mutter gesagt, es ist ihr nicht recht, dass wir Auslagen haben. Sie hat nicht gedacht, dass Ännchen so schwächlich ist. Aber sie sagte, dass sie schon als Kind zart war. Vielleicht hat sie etwas geerbt von dem Herzleiden von meiner Mutter.
»Ich bin aber gesund«, hat meine Mutter gesagt,»und der Arzt findet nichts mehr.«
»Ja, die Ärzte!«hat die Tante gerufen. »Bei meinem armen Josef haben sie auch nichts gefunden, bis er tot war. Oft wollen sie nichts sagen.«
Dann sind wir heimgegangen. Unterwegs hat Ännchen zu mir gewispert:
»Du wirst sehen, Ludwig, sie bleibt die ganze Vakanz8.«
»Das glaube ich nicht«, habe ich gesagt. »Wenn sie bleiben möchte, finde ich schon etwas, dass sie geht.«
Da hat Ännchen heimlich gelacht. Aber sonst ist sie doch immer unglücklich, wenn etwas von mir herauskommt.
Aber diesmal hat sie gelacht. Dann hat sie gefragt:
»Was willst du denn machen?«
Ich habe gesagt:
»Das weiß ich nicht. Vielleicht mache ich einen Speiteufel9 in dem Papagei seinem Käfig. Ich kann ihn auch rupfen, dass er nackt wird. Man muss erst studieren, was sie am meisten ärgert.«
Ännchen hat gewispert:
»Wenn du etwas findest, dass sie geht, schenke ich dir zwei Mark.«
»Das ist recht«, habe ich gesagt. »Aber du musst mir zuerst eine Mark geben. Vielleicht ich habe Auslagen.«
Sie hat mir auch eine Mark versprochen. Dann sind wir heimgekommen.
So warten wir an der Tür, weil meine Mutter nicht so schnell gehen kann. Sie war mit der Tante zurückgeblieben.
Im Hausgang hat die Tante gesagt:
»Da bin ich also wieder!10 Wie es hübsch ist bei dir! Du hast ja einen Kokosläufer11 da!«
Meine Mutter hat gesagt, dass der Gang im Winter so kalt ist. Sie hat den Läufer wegen ihrer Gesundheit angeschafft.
»Der Meter kostet gewiss vier Mark«, hat die Tante gesagt.
Sie ist in ihr Zimmer gegangen. Ich habe ihre Sachen hineingetragen. Sie hat den Käfig auf den Tisch gestellt. Dann hat sie zu dem Papagei gesagt:
»So, Lorchen, da sind wir jetzt. Es wird uns gefallen.«
Und dann hat sie ihren Mund an das Gitter gesteckt12. Dann hat sie ihn gelockt:
»Su-su! Wo ist das schöne Lorchen?«
Der Papagei hat den Kopf auf die Seite getan. Dann ist er auf der Stange zu ihr hingerutscht. Dann hat er seinen Schnabel in ihren Mund gesteckt.
Die Papageien sind alle ekelhaft. Ich dachte, ob er auch so herrutscht, wenn ich ihm ein paar Federn ausreiße.
Vielleicht hat die Tante gemerkt, was ich denke. Sie hat sich umgedreht. Dann hat sie gesagt:
»Du Lausbube! Du musst artig gegen Lorchen sein!«
Da habe ich gesagt:
»Ja, liebe Tante.«
Dann habe ich mich auch hingestellt. Ich habe gerufen:
»Lorchen! Wo bist du?«
Aber der Papagei ist gleich weg. Er hat sich in die Ecke gesetzt. Er hat einen Fuß aufgehoben. Und er hat die Augen aufgerissen.
Ich bin hinaus. Die Tante ist gleich zu meiner Mutter in das Wohnzimmer gegangen.
Da ist mir eingefallen13, dass ich noch etwas tun muss. Ich bin ganz schnell in das Zimmer von der Tante gekommen. Ich habe aus dem Krug den ganzen Mund voll Wasser genommen. Dann bin ich zum Käfig gekommen. Der Papagei ist wieder weggerutscht. Ich habe das Wasser auf ihn gespritzt. Er hat den Kopf hineingesteckt. Dann hat er mit den Flügeln geschlagen.
Dann bin ich in das Wohnzimmer gekommen. Meine Mutter hat der Tante etwas zu essen gegeben. Sie haben miteinander geredet.
Die Tante hat gesagt, sie muss sehr sparsam sein. Sie hat so wenig Pension. Sie hat kein Geld. Ihr Josef hat nichts von dem Gehalt gespart, weil es wenig war. Und er hat geraucht. Und er ist zweimal in der Woche ins Wirtshaus gegangen. Von daheim14 hat sie auch nichts bekommen. Ihre Brüder haben studiert. Sie haben viel gebraucht.
Da hat meine Mutter gesagt, dass mein Vater als Student gar nicht viel gebraucht hat.
»Woher weißt du das?«hat die Tante gefragt.
»Er hat es mir oft erzählt«, hat meine Mutter gesagt. »Er hat Stunden gegeben auf dem Gymnasium. Und wie er auf der Forstschule war, hat er auch einem jungen Baron Stunde gegeben.«
»Das hat er bloß so gesagt15«, hat die Tante geantwortet.
Sie hat ein großes Stück von der Wurst in den Mund gesteckt.
Meine Mutter war ganz rot. Sie hat ihre Haube auf den Haaren fester gesteckt. Sie hat gesagt:
»Nein, Frieda. Er hat keine Unwahrheit geredet.«
Die Tante war zuerst still. Sie hat sich die Nase gerieben. Und dann hat sie wieder geredet.
»Wenn er Stunden gegeben hat, dann wo ist das Geld? Ich weiß es doch besser. Wir drei Schwestern müssen es büßen. Weil kein Vermögen da war! Und keine etwas mitkriegte!«
»Warum redest du immer solche Sachen?«hat meine Mutter gefragt.
»Ich denke so«, hat die Tante gesagt,»und es ist wahr. Zum Beispiel hat mich der Assessor Römer gern gesehen16. Er ist jetzt Regierungsrat in Ansbach17. Er hat mich nicht geheiratet, ich hatte nichts. Und habe ich natürlich einen Postexpeditor18 gekriegt.«
»Du warst doch glücklich mit deinem Josef!«hat meine Mutter gesagt.
»Hmm!«hat die Tante gerufen. »Na ja, wir waren recht glücklich. Aber ich war keine Regierungsrätin in Ansbach. Und unsere Brüder haben das ganze Geld gebraucht.«
Ich habe mich furchtbar geärgert, dass sie über unseren Vater so redet. Ich habe gedacht: ich will das Feuerwerk mit dem Papagei schon heute machen! Oder noch Wasser spritzen?
Aber die Tante ist aufgestanden. Meine Mutter ist hinausgegangen. Die Tante ist im Zimmer herumgegangen. Sie hat alles angeschaut.
Unter dem Hirschgeweih ist das Bild von meinem Vater gehängt. Da war er Student. Er hat eine Mütze gehabt. Auch hat er einen Säbel und große Stiefel gehabt. Meine Mutter sagt immer, er hat so ausgeschaut, wie sie ihn zuerst gesehen hat. Da haben sie einen Fackelzug gemacht. Mein Vater ist vorausgegangen. Die Tante hat das Bild angeschaut. Damm hat sie wieder gesagt:
»Da sehe ich deutlich, wo er das viele Geld brauchte!«
Dann ist sie bei der Kommode gestanden. Da hat Ännchen die Photographie von dem Herrn Amtsrichter hingestellt. Die Tante hat es gleich gesehen. Sie hat mich gefragt:
»Wer ist denn das?«
Ich habe gesagt, das ist unser Amtsrichter. Da hat sie gefragt:
»Wer ist unser Amtsrichter?«
Ich habe gesagt. Er kommt immer zum Kaffee. Er heißt Doktor Steinberger.
Da hat sie das Bild genommen. Sie sagte:
»So, so, aber er gefällt mir gar nicht. Er hat schon so wenig Haare. Und er schielt ziemlich stark. Das Gesicht ist so dick. Trinkt er gerne?«
Ich mag den Steinberger auch nicht besonders. Er hat zu mir gesagt, ich soll gegen meine Schwester anständig sein. Oder er will mich einmal bei den Ohren nehmen19.
Ich mache Ännchen oft vor, wie er schielt. Dann heult sie. Aber es hat mich geärgert, dass die Tante etwas gegen ihn weiß20. Sie weiß auch etwas gegen unsern Vater.
Ich wollte vielleicht in die Küche gehen und es ihnen sagen. Aber dann gibt es nichts zum Essen, wenn sie immer hinauslaufen und heulen. Ich habe gedacht, ich sage es, wenn das Essen vorbei ist.
Dann ist meine Mutter in das Zimmer gekommen. Sie hat der Tante die Hand gegeben. Dann hat meine Mutter gesagt:
»Ich habe mich vorher ein bisschen geärgert. Aber vielleicht war es nicht recht. Es ist vorbei21.«
Die Tante hat ihre Nase gerieben. Dann hat sie gesagt:
»Natürlich darf man nicht sich ärgern, wenn man die Wahrheit hört.«
Sie ist furchtbar gemein.
Ich bin hinausgegangen. Meine Mutter hat gerufen:
»Wo gehst du denn hin, Ludwig? Wir essen gleich.«
Ich habe gesagt:
»Ich muss geschwind ein unregelmäßiges Verbum anschauen.«
Da hat meine Mutter freundlich gelacht. Sie hat gesagt:
»Das ist recht, wenn du das unregelmäßige Verbum studierst.«
Und zur Tante hat meine Mutter gesagt:
»Weißt du, Frieda, ich glaube, unser Ludwig hat jetzt den besten Willen. Er will auf dem Gymnasium vorwärts kommen.«
Ich bin recht laut gegangen bis zu meinem Zimmer. Ich habe die Tür aufgemacht. Dann bin ich aber ganz still ins Zimmer der Tante gegangen. Der Papagei hat mich gleich gesehen. Er ist von der Stange gehupft. Ich habe schnell das Glas mit Wasser voll gemacht. Dann bin ich zu ihm hin. Ich habe ihn zweimal angespritzt.
Da hat er die Augen zugemacht. Er hat furchtbar gepfiffen. Er hat geschrien:
»Lora! Lora! Lora!«
Da bin ich geschwind hinaus. Schnell bin ich in mein Zimmer gekommen. Dann habe ein Buch genommen. Der Papagei hat noch einmal gepfiffen. Die Tür vom Wohnzimmer ist aufgegangen. Die Tante ist schnell gegangen. Sie hat gesagt:
»Ich weiß nicht, warum Lorchen ruft.«
Und dann war es ein bisschen still. Aber gleich hat sie in ihrem Zimmer geschrien:
»Das ist ja eine Gemeinheit! Das arme Tierchen!«
Sie hat meine Mutter gerufen. Das Lorchen war patschnass! Wo ist der nichtsnutzige Lausbub? Das bin ich.
Meine Mutter hat in mein Zimmer hereingeschaut. Ich habe das unregelmäßige gelernt.
Meine Mutter hat gesagt:
»Ludwig, hast du den Papagei nass gemacht?22«
Ich habe ganz zerstreut aus meinem Buch gesehen.
»Was für einen Papagei?«habe ich gefragt.
»Den Papagei der Tante«, hat sie gesagt.
Da war ich ganz beleidigt. Ich habe gesagt:
»Ich habe doch mein unregelmäßiges Verbum studiert! Warum ich?«
Die Tante ist auch an die Tür gekommen. Sie hat gerufen:
»Und wer?«
Ich habe gesagt, das weiß ich nicht. Vielleicht war es der Schreiner Michel. Er hat eine Holzspritze. Er kann weit damit spritzen.
Die Tante hat gesagt:
»Komm mit mir. Ich will es untersuchen.«
Meine Mutter ist auch mitgegangen.
Wir sind in das Zimmer gekommen. Der Papagei hat gleich den Kopf unter die Flügel versteckt. Er hat furchtbar gepfiffen. Er hat seine Augen auf mich gerollt.
Die Tante hat geschrien:
»Siehst du, er war es! Mein Lorchen ist so klug!«
Meine Mutter hat gesagt:
»Aber hat er doch sein unregelmäßiges Verbum studiert!«
»Du glaubst immer deinen Kindern«, hat die Tante gesagt. »Uns sie sind sehr schlau.«
Ich habe beim Fenster hinausgeschaut. Dann habe ich gesagt:
»Ich glaube, dass Michel vom Gartenzaun herüber gespritzt hat. Das Fenster ist offen.«
Die Tante hat gesagt:
»Es ist zu weit und zu hoch. Man muss es doch am Fenster sehen. Und das Fenster ist nicht nass.«
Ich sagte:
»Michel kann furchtbar gut zielen.«
Da hat Ännchen gerufen, dass wir zum Essen kommen:
»Die Suppe steht schon auf dem Tisch!«
Wir sind gegangen.
Der Papagei hat sich immer geschüttelt. Er hat immer die Federn aufgestellt. Die Tante hat gesagt:
»Mein Lorchen muss keine Angst haben. Ich lasse mein Lorchen nicht mehr nass machen23.«
Sie hat mich furchtbar angeschaut. Der Papagei hat mich auch furchtbar angeschaut.
Aber ich habe gedacht:
»Er wird noch viel ärger schauen, wenn das Pulver losgeht.«
Beim Essen war die Tante noch immer zornig. Ihre Nase war ganz weiß. Und sie hat die Suppe mit dem Löffel so schnell gerührt.
Meine Mutter hat gesagt:
»Du sollst dich die Freude von der Ankunft nicht verderben.«
Die Tante hat gesagt:
»Ich hat keine Freude. Zuerst ist man mir böse, weil ich die Wahrheit rede. Dann treibt man ein hilfloses Tier in den Tod.«